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Veröffentlicht am 05.12.2019

ein atmosphärisch überzeugender Schwedenkrimi über Geheimnisse aus der Vergangenheit

Winterfeuernacht
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„Winterfeuernacht“ von Anders de la Motte punktet bei mir schon einmal dadurch, dass er ein allein stehender Krimi ist und nicht Teil einer Reihe. Im Mittelpunkt steht kein Ermittlerteam der Polizei, statt ...

„Winterfeuernacht“ von Anders de la Motte punktet bei mir schon einmal dadurch, dass er ein allein stehender Krimi ist und nicht Teil einer Reihe. Im Mittelpunkt steht kein Ermittlerteam der Polizei, statt dessen geht es hier um ein längst aufgeklärt geglaubtes Unglück aus der Vergangenheit.
Im Winter 1987 verbringt Laura wie jedes Jahr die Ferien bei ihrer Tante Hedda in deren Ferienanlage Gärdsnäset im schwedischen Schonen. Die Lucianacht feiert sie mit Freunden in dem dazu gehörenden Tanzpavillon, doch es kommt zu einem Streit und der Abend endet tragisch, als der Pavillon in Flammen aufgeht. Laura trägt schwere Verbrennungen davon, ihre beste Freundin Iben kommt ums Leben. Laura ist danach nie wieder nach Gärdsnäaset zurück gekehrt, der Kontakt zu ihrer Tante ist ebenso abgebrochen wie der zu ihren damaligen Freunden.
Als 30 Jahre nach dem Unglück Hedda stirbt und ihrer Nichte die Ferienanlage vererbt, muss sich Laura gegen ihre inneren Wiederstände der Vergangenheit stellen. Als sie versucht, dass Feriendorf zu verkaufen, verhalten sich die potenziellen Käufer ihr gegenüber aufdringlich bis drohend. Zudem regen sich bei Laura Zweifel an dem Unfalltod ihrer Tante und sie beginnt im Nachlass ihrer Tante nach Hinweisen zu suchten, welchen Geheimnissen Hedda auf der Spur war.
Der Krimi beginnt eher ruhig, es wechseln sich zwei Erzählstränge ab aus der Gegenwart und aus dem Jahr 1987, einsetzend einige Tage vor dem Unglück in der Lucianacht, jeweils erzählt aus der Sicht Lauras. Die Abläufe der Ereignisse scheinen klar, auch wenn der Prolog kleine Zweifel sät.
Doch im Verlauf der Geschichte nimmt der Spannungsbogen deutlich zu, es mehren sich Hinweise, dass nicht alles so abgelaufen ist, wie es Lauras Erinnerungen und die offizielle Version darstellen. Wer spielt ein falsches Spiel? Für wen ist Lauras Auftauchen eine Bedrohung?
Mir hat die Atmosphäre des Krimis gut gefallen, Lauras Gedanken und Unbehagen in einigen Szenen wirkt greifbar, der Leser weiß nicht mehr als die Hauptfigur und kann seine eigenen Schlüsse ziehen. Meine Verdachtsmomente liefen mehrfach ins Leere, das Ende ist ebenso schlüssig wie überraschend und findet einen runden Abschluss. Ich kann die Begeisterung über den Erzählstil Anders de la Mottes verstehen und werde gerne mehr von ihm lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2019

ein spannender und sehr persönlicher neuer Fall für "Kraken"

Das Ritual des Wassers
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„Das Ritual des Wassers“, der zweite Band um den baskischen Inspector Unai Ayla alias Kraken, ist ebenso spannend wie sein Vorgänger und seine Geschichte noch eindringlicher durch die persönliche Betroffenheit ...

„Das Ritual des Wassers“, der zweite Band um den baskischen Inspector Unai Ayla alias Kraken, ist ebenso spannend wie sein Vorgänger und seine Geschichte noch eindringlicher durch die persönliche Betroffenheit der Hauptfiguren.
Unai Ayla ist von den Folgen seiner Verletzung am Ende des ersten Bandes noch nicht genesen, als er von seiner Kollegin Estibaliz zu einer Mordermittlung hinzugezogen wird. Denn bei der Toten, die auf einem Berg in der Nähe Vitorias nach einem keltischen Ritual hingerichtet aufgefunden wurde, handelt es sich um seine erste Jugendliebe Annabel Lee. Annabel gemeinsam hat gemeinsam mit Unai und drei Freunden aus seiner Clique vor rund dreißig jahren ein paar Wochen in einem Jugendcamp verbracht. Als ein weiterer Mord geschieht erhärtet sich nicht nur der Verdacht, dass die Morde etwas mit den damaligen Ereignissen und Unais Clique zu tun haben könnte, zudem scheint der Mörder werdende Mütter und Väter ins Visier genommen zu haben. Dies könnte für Unai selbst eine Gefahr darstellen, denn seine Chefin und Geliebte Alba erwartet ein Kind von ihm.
Der Krimi ist temporeich und komplex, die Ermittler verfolgen einige ins Leere gehende Spuren, Informanten halten sich bedeckt, Unais Gesundheitszustand körperlich und psychisch ist noch nicht auf der Höhe. Der Leser erfährt in Rückblenden Details aus den Ereignissen im damaligen Jugendcamp, die zum verstörend sind, zum anderen ein deutliches Bild der Spannungen und Beziehungen zwischen den Teilnehmern schafft.
Wie schon im ersten Band spielt die Geschichte der Gegend eine große Rolle, diesmal sind es keltische Rituale, die den Schlüssel zur Lösung in sich bergen.
Mir gefällt der Schreibstil der Thriller ebenso wie ihr Inhalt mit seiner Mischung aus Spannung, Dramatik, historischem Hintergrund aber auch der persönlichen Geschichte der Hauptfiguren.
Ich würde die Bände um „Kraken“ und seine Kollegen als anspruchsvolle Psychothriller einsortieren. Aufgrund der für meine Zunge ungewohnten Namen und Ortsbezeichnungen, musste ich mich beim Lesen insbesondere anfangs etwas mehr konzentrieren, konnte dann aber schnell in die Geschichte eintauchen und wurde mehrfach von den Entwicklungen überrascht. Ich freue mich bereits jetzt auf den dritten Band, dessen Veröffentlichung für März 2020 angekündigt ist.

Veröffentlicht am 19.11.2019

spannende Fortsetzung dieser Kult-Krimireihe, ich empfehle das Hörbuch

Tote Hand
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Die Krimis um Wallner und Kreuthner haben für mich schon eine Art Kultstatus, „Tote Hand“, der inzwischen 8.Band aus dieser Reihe, bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern greift auch aktuelle ...

Die Krimis um Wallner und Kreuthner haben für mich schon eine Art Kultstatus, „Tote Hand“, der inzwischen 8.Band aus dieser Reihe, bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern greift auch aktuelle gesellschaftliche Themen auf.
Es ist mal wieder Leo Kreuthner, der durch einen Zufall eine Leiche auffindet. Als Johann Lintinger auf dem Schrottplatz durch eine Blechschere seine rechte Hand verliert, wollen seine Stammtisch-Brüder aus der Mangfall-Mühle die legender Schafkopf-Hand neben einer Kapelle in der Nähe feierlich begraben. Doch dort liegt bereits, eingehüllt in eine Plastikplane eine männliche Leiche.
Der Tote muss schon ein paar Monate dort liegen, da es keine passende Vermisstenanzeige gibt, ist Spürsinn bei der Kripo Miesbach gefragt. Auch ansonsten gibt der Tod des Unbekannten einige Rätsel auf. Leo Kreuthner kann auf seine unnachahmliche pragmatische Art und durch ein paar hilfreiche Beziehungen entscheidende Hinweise liefern.
Der Leser ist Clemens Wallner und seinem Team einen Schritt voraus, in einem zweiten Handlungsstrang entfaltet sich eine Geschichte um häuslichen Missbrauch und einen #MeeToo Hintergrund.
Mir gefällt die Mischung aus Humor und Krimi, mir sind die Figuren im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen, sie sind echte Typen und erfrischend bodenständig.
Michael Schwarzmeier erweckt mit seiner Lesung in passenden Dialekten und Nuancierungen die Charaktre zum Leben und trägt damit sehr zum Hörgenuss bei.

Veröffentlicht am 18.11.2019

ein spannender 5.Band dieser temporeichen und düsteren Thriller-Reihe

In den Klauen des Falken
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„In den Klauen des Falken“ ist der inzwischen 5.Band aus der Reihe um Zack Herry, im schwedischen Original passend zum roten Faden der Serie mit „Herkules-Serie“ untertitelt. Diese Thriller-Reihe ist nichts ...

„In den Klauen des Falken“ ist der inzwischen 5.Band aus der Reihe um Zack Herry, im schwedischen Original passend zum roten Faden der Serie mit „Herkules-Serie“ untertitelt. Diese Thriller-Reihe ist nichts für schwache Nerven, die Handlung ist oft düster und brutal, die Sprache sehr direkt und schonungslos.
In einer Stockholmer U-Bahn-Station wird Zack Herry Zeuge, wie ein junges Mädchen in einem Terrorakt zahlreiche Menschen bedroht und kaltblütig ermordet. Als sie droht, sich in die Luft zu sprengen und dabei weitere Unschuldige mit in den Tod zu reißen, kann Zack sie durch einen Schuss stoppen. Er ist irritiert, weil er den Eindruck hatte, direkt in ihrem Fokus zu stehen.
Diese Tat geht Zack nahe, doch er hat wenig Zeit zum Verschnaufen. Ein Polizist, der an verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu beteiligt war, wird vermisst und kurz darauf brutal ermordet aufgefunden. Seine Kontaktperson fordert explizit Zack Herry als neuen Ansprechpartner bei der Polizei.
Privat hat Zack noch immer nicht den anonymen Hinweis verdaut, ausgerechnet Olympia Karlsson sei seine leibliche Mutter. Den Kontakt zu Hebe hat Zack abgebrochen und stürzt sich Hals-über-Kopf in eine neue Liebesbeziehung. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse, es verdichten sich Hinweise, dass Zack im Zentrum der Ereignisse steht, und ein persönlicher Rachefeldzug treibt ihn in die Enge, während in Stockholm die Angst vor einem Terroranschlag wächst.
Auch in diesem Band werden die Ermittler und insbesondere Zack Herry an die Grenzen ihrer persönlichen Belastbarkeit gebracht, die Freundschaft zu Abdul wird erneut auf eine harte Probe gestellt. Das Tempo ist hoch, die Geschichte komplex, die Schilderungen zum Teil schonungslos direkt und an der Grenze des Ertragbaren. Dennoch übt die Geschichte um Zack Herry eine gewisse Faszination aus, er ist die zentrale Figur der Reihe, manchmal Held und Antiheld zugleich.
In diesem Band ist erstmals Anna Karolina als Co-Autorin mit dabei, die in nach meinem Eindruck als ehemalige Polizistin der Reihe zusätzliche Impulse und Tiefe gibt. Auch dieser Band ist wieder ein Page-Turner, der beim Lesen den Atem stocken lässt.

Veröffentlicht am 13.11.2019

ein spannendes Verwirrspiel in einem Krimi mit einigen mystischen Elementen

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Der Kriminalroman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ des britischen Autors Stuart Turton ist mindestens so ungewöhnlich, wie es der Titel vermuten lässt.
In einem alten und herunter gekommenen Herrenhaus ...

Der Kriminalroman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ des britischen Autors Stuart Turton ist mindestens so ungewöhnlich, wie es der Titel vermuten lässt.
In einem alten und herunter gekommenen Herrenhaus hat sich eine Schar von Gästen versammelt. Es sind genau die Gäste, die bereits 19 Jahre zuvor während einer Feier auf Blackheath House zu der anwesenden Festgesellschaft gehörten, als dort Thomas Hardcastle, der Sohn der Gastgeber ermordet wurde. Am Morgen des großen Balls erwacht ein Mann im Wald in der Nähe des Hauses und kann sich weder an seinen Namen erinnern noch daran, wo er sich befindet und weshalb. Lediglich der Name „Anna“ schwirrt in seinen Gedanken herum. Nach und nach erfahren der Leser und die Hauptfigur, dass es sich bei dem Mann um Aiden Bishop handelt, der auf Blackheath diesen einen Tag vor dem Maskenball nicht nur immer wieder aufs Neue erlebt, sondern dass er diesen Tag noch dazu in den Körpern 8 verschiedener Personen (Wirte) durchlebt. Dieser Schleife kann er nur dann entkommen, wenn er am Abend schlüssig belegen kann, wer der Mörder Evelyn Hardcastles ist, der Tochter des Hauses. Es entspinnt sich eine ebenso verwirrende wie faszinierende Geschichte, wenn der Charakter der Hauptfigur mit der Persönlichkeit ihrer Wirte verschmilzt, sich ihre Fähigkeiten zu nutzen machen kann aber andererseits auch durch ihre Defizite oder Hitzköpfigkeit gebremst wird. Das Handlungsgerüst des Tages ist vorgegeben, er läuft im Grunde immer gleich ab, dennoch wird die Geschichte nicht langweilig. Es kommen immer neue Details ans Licht, die Sprünge in den Geschehen sowie die Vielzahl an Personen nicht nur unter den Gästen, sondern auch dem Personal erfordern insbesondere beim Hören des Hörbuchs einiges an Konzentration, um nicht den Faden zu verlieren. Auch die verschiedenen „Wirte“ Aiden Bishops sorgen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten für Abwechslung und spannende Wendungen.
Man muss bereit sein, sich bei diesem Buch auf die mystische Schiene einzulassen, und darf nicht erwarten zu verstehen, wie diese extreme Version des „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Variante funktioniert. Dann wird man mit einer faszinierenden und komplexen Geschichte belohnt, die in der Hörbuch-Version von Frank Stieren überzeugend in Szene gesetzt wird. Man kann eintauchen in eine fremde Welt, die mehr zu bieten hat als nur einen ungeklärten Todesfall. Es gibt einige Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, dazu spielen Themen wie Liebe, Eifersucht und Intrigen eine tragende Rolle. Mich haben die 18 Stunden Hörbuch ausgesprochen gut unterhalten.