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Veröffentlicht am 03.08.2017

ein weiterer spannender Dühnfort-Krimi

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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„Sieh nichts Böses“, der inzwischen 8. Band um das Ermittlerduo Tino Dühnfort und Gina Angelucci erzählt wieder einmal ein spannende Geschichte, ist aber nicht der stärkste Band der Reihe.
Diesmal steht ...

„Sieh nichts Böses“, der inzwischen 8. Band um das Ermittlerduo Tino Dühnfort und Gina Angelucci erzählt wieder einmal ein spannende Geschichte, ist aber nicht der stärkste Band der Reihe.
Diesmal steht Tino Dühnfort mit seinem Team im Mittelpunkt der Geschichte, während Gina in erster Linie in der privaten Rahmenhandlung und Beziehungsgeschichte der beiden eine Rolle spielt.
Die beiden sind kaum von ihrer Hochzeitsreise zurück, Gina inzwischen in 5.Monat schwanger, als Dühnfort zum Fundort einer Frauenleiche gerufen wird. Ein junges Mädchen wurde vor etwa 2 Jahren in ein Wachstuch eingewickelt vergraben, die Leiche ist über zugerichtet, es gibt keine Hinweise auf ihre Identität und nach dieser Zeit wenig Spuren. Auffällig ist nur die neben ihr liegende Messingfigur eines Affen, der mit den Armen seinen Unterleib bedeckt. Da es keine passende Vermisstenanzeige gibt, ist zunächst Fleißarbeit angesagt, um den Fall aufzuklären.
Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Anette Körber, eine junge Frau, die mit ihrer Hutmanufaktur gerade in die Insolvenz gesteuert ist, und deren Leben innerhalb weniger Tage aus dem Ruder läuft. Ein Rettungsanker ist Jasper Seyboth, Mitarbeiter einer Schuldnerberatung, der sich ihrer annimmt. Aber sind seine Motive so unschuldig wie er vorgibt? Kannte er auch die andere Tote, deren Identität sich nach einiger Zeit aufklärt?
Der Fall ist weniger komplex als rätselhaft und aufgrund der geringen Spurenlage schwer zu knacken. Mir gefällt es, dass der Leser hier nah an den Ermittlungsarbeiten und -ansätzen dran sein kann. Das Team diskutiert über verschiedene Theorien und Lösungsansätze, manche Spur geht ins Leere oder erweist sich als falsch, bevor die Geschichte gegen Ende an Tempo gewinnt und sich dramatisch zuspitzt.
Die Charaktere wirken allesamt glaubhaft, die unterschiedlichen Persönlichkeiten sind durch Hintergrundgeschichten und Dialoge gut herausgearbeitet, es bleiben jedoch genügend Fragen offen und wecken Mistrauen an der Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit der Figuren.
Die persönliche Geschichte Dühnforts nimmt nicht zu viel Raum ein, die Ablenkung, die er durch seine privaten Probleme erlebt, lässt um so lebendiger und sympathischer erscheinen.
Mir hat die Mischung dieses Krimis ebenso wie seine sprachliche Umsetzung wieder gut gefallen und mir ein paar unterhaltsame Stunden beschert.

Veröffentlicht am 12.07.2017

spannend und bewegend - dieses Buch ist viel mehr als nur ein Krimi

Endstation Nordsee
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Das Debüt „Endstation Nordsee“ von Ilka Dick war für mich eine sehr positive Überraschung, da dieses Buch einen anderen Weg geht als die Mehrzahl der Krimis. Im Mittelpunkt stehen nicht die Mordermittlungen ...

Das Debüt „Endstation Nordsee“ von Ilka Dick war für mich eine sehr positive Überraschung, da dieses Buch einen anderen Weg geht als die Mehrzahl der Krimis. Im Mittelpunkt stehen nicht die Mordermittlungen oder die Ermittler selbst, sondern vielmehr die Familie des Mordopfers, ihre Gefühle und die Auswirkung eines solchen tragischen Ereignisses auf ihr Leben.
Die Geschichte spielt auf der Nordseeinsel Amrum, deren Idylle jäh gestört wird, als einer ihrer Bewohner ermordet in den Dünen aufgefunden wird. Seine Tochter Aenne kann es kaum fassen, dass ihr geliebter Vater Erk plötzlich nicht mehr da sein soll. Sie kann nicht begreifen, womit er bei jemandem derartigen Hass hervorgerufen hat, der zu dieser grausigen Tat geführt hat.
Der Roman begleitet in erster Linie Aenne bei ihrer Trauerbewältigung und ihrem Versuch dieses Verbrechen verstehen zu können. Es gibt aber auch Passagen aus der Sicht von Aennes Mutter Luise und anderen für Erk und seine Angehörigen wichtigen Personen. In die Geschichte eingeflochten sind zusätzlich einige Rückblenden, in denen der Leser mehr über den Beginn der Beziehung zwischen Erk und Luise erfährt und dessen teils schwierige Umstände.
Mir hat das Buch aufgrund seiner Tiefgründigkeit sehr gut gefallen, auch wenn es in weiten Teilen eher eine Familientragödie beschreibt als einen Krimi. Insbesondere Aennes Verzweiflung und ihre Hilflosigkeit im Umgang mit dem Auf und Ab ihrer Gefühle sind so bildhaft und authentisch beschrieben, dass sie beim Lesen greifbar erscheinen ohne jemals kitschig zu werden. Ich habe den Spannungsbogen als durchgehend hoch empfunden und mochte es zwischendurch kaum aus der Hand legen, das Buch bietet unerwartete Wendungen und eine schlüssige Auflösung.
Der Emons-Verlag hat wieder einmal ein gutes Händchen für einen tollen Krimi bewiesen, und ich hoffe von dieser Autorin bald noch mehr lesen zu dürfen.

Veröffentlicht am 25.06.2017

düsterer Psychothriller - der sich leider als Fortsetzungsroman entpuppt

Teufelskälte
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Derzeit scheine ich ein Händchen dafür zu haben zu Krimis zu greifen, die sich am Ende als Fortsetzungsroman entpuppen. „Teufelskälte“ ist bereits der zweite Krimi in Folge, der diese Tatsache in seinen ...

Derzeit scheine ich ein Händchen dafür zu haben zu Krimis zu greifen, die sich am Ende als Fortsetzungsroman entpuppen. „Teufelskälte“ ist bereits der zweite Krimi in Folge, der diese Tatsache in seinen Beschreibungen verschweigt, und bekommt von mir dafür einen Punkt Abzug, auch wenn die Geschichte mich ansonsten überzeugt hat.
„Teufelskälte“ ist der zweite Band um den Olsoer Ermittler Tommy Bergmann und setzt etwas anderthalb Jahre nach dem ersten Fall aus „Der letzte Pilger“ an. Der Mord an einer jungen Prostituierten erinnert Tommy Bergmann stark an seinen ersten Kontakt mit einem Mordfall vor 16 Jahren, als er beim Fund der Leiche der 15-jährigen Kristiane Thorstensen dabei war. Doch der Täter, der für insgesamt 5 Morde verurteilte Andreas Risk, sitzt im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Anstalt ein. Da stellt sich die Frage, ob Risk möglicherweise einen Mittäter hatte oder sogar unschuldig ist. Noch dazu kann Risk gerade jetzt die Neuaufnahme des Verfahrens zu dem Mord an Kristiane durchsetzen. Während Tommy bei der Beschäftigung mit diesem und den alten Fällen von seinen persönlichen Dämonen eingeholt wird und eine unerklärliche Affinität Kristianes Mutter Elisabeth spürt, deckt seine neue Kollegin Susanne Bech Ungereimtheiten in den alten Ermittlungen auf und gerät dabei selbst in Gefahr.
Der Krimi ist sehr düster aber auch sehr spannend. Zeitweise habe ich die depressiven Phasen, in die einige der Hauptpersonen abrutschen, beim Lesen als zu viel und nervend empfunden, vielleicht ist das in der dunklen Jahreszeit in Skandinavien aber auch üblicher als hierzulande. Tommy Bergmanns anfangs unspezifischen Ängste bekommen im Verlauf der Ermittlungen einen konkreteren Bezug, der Leser bekommt einige Hinweise zu seiner Lebensgeschichte und den Ursachen für seine Psychosen, was ihn in meinen Augen menschlicher und auch sympathischer erscheinen lässt. Der Verdacht einer persönlichen Verbindung Tommys zu den Tatbeteiligten unterstützt die zum Teil sehr unheimlich wirkende Stimmung.
Es gibt viele lose Fäden, immer wieder neue Spuren und Verdächtigungen, was den Krimi abwechslungsreich und spannend macht. Aus meiner Sicht hat Gard Sveen hier einen zwar sehr düsteren aber packenden Psychothriller verfasst, dass er am Ende nur für einen Teil der Ereignisse schlüssige Erklärungen findet, aber auch vieles offenlässt und die Ereignisse am Ende bewusst auf eine Fortsetzung hinauslaufen lässt, nehme ich ihm als Leserin übel.

Veröffentlicht am 12.06.2017

wendungsreiche Geschichte aber teilweise vorhersehbar

The Couple Next Door
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Anne und Marco sind bei Ihren Nachbarn zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Ihr 6 Monate altes Baby sollen sie lieber nicht mitbringen, als der Babysitter kurzfristig absagt, überredet Marco seine Frau, ...

Anne und Marco sind bei Ihren Nachbarn zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Ihr 6 Monate altes Baby sollen sie lieber nicht mitbringen, als der Babysitter kurzfristig absagt, überredet Marco seine Frau, die kleine Cora zuhause zu lassen, das Baby-Phon mitzunehmen und regelmäßig nach ihr zu sehen. Eigentlich keine ungewöhnliche Situation, doch als sie gegen ein Uhr nachts nach Hause kommen, steht die Haustür einen Spalt offen und Cora ist verschwunden. Für Anne und Marco wird ein Albtraum war. Sie müssen nicht nur mit dem Verschwinden ihres Kindes klarkommen, sondern werden zusätzlich als verantwortungslose Eltern angefeindet und geraten aufgrund der dürftigen Spurenlage ins Visier der Polizei. Die Nachbarn Cynthia und Graham verfügen über Informationen zu der Entführung des Babys, halten diese jedoch zurück, aber auch Marco und Anne spielen nicht mit offenen Karten.
Der Thriller spielt mit der Frage, wer hier Opfer und wer Täter ist. Es gibt nicht einfach nur ein Schwarz oder Weiß, sondern die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Einige Punkte des Buches sind vorhersehbar, andere Entwicklungen und Hintergründe überraschen. Nach und nach tauchen Hinweise auf, die den Leser an der Glaubwürdigkeit der Charaktere zweifeln lassen. Was ist wirklich passiert? Hinter der Entführung des kleinen Mädchens scheint etwas viel Größeres zu stecken, es tauchen immer wieder neue menschliche Abgründe auf.
Das Buch ist spannend, lediglich den knappen Schreibstil mit vielen kurzen Sätzen habe ich anfangs als etwas gewöhnungsbedürftig empfunden. Es entsteht eine distanziert wirkende Erzählweise, so dass ich anfangs trotz der emotionalen Geschichte nicht wirklich mit den Hauptfiguren mitfühlen konnte. Zum Ende hin steigert das Buch jedoch die Spannung und Dramatik und hält bei der Auflösung der Geschichte mehr als eine Überraschung bereit.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Ein spannendes Debüt mit einer charismatischen Hauptfigur

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Zuerst war ich skeptisch: noch eine neue Krimireihe und dann mit einem Polizeipfarrer als Hauptfigur? Doch schließlich hat meine Neugierde gesiegt und nachdem ich mich in das Buch eingelesen hatte, konnte ...

Zuerst war ich skeptisch: noch eine neue Krimireihe und dann mit einem Polizeipfarrer als Hauptfigur? Doch schließlich hat meine Neugierde gesiegt und nachdem ich mich in das Buch eingelesen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.
Das Leben als Gemeindepastor ist Martin Bauer zu konventionell, als Seelsorger bei der Duisburger Polizei fühlt er sich besser aufgehoben. Dass er seinen Job mit Leib und Seele ausübt, zeigt er bei einem Einsatz an der Rheinbrücke: als der Polizist Keunert sich in Selbstmordabsicht in den Rhein stürzen will, springt Bauer kurzerhand als erster, um sich von Keunert retten zu lassen. Der Plan geht auf, und beide werden unversehrt aus dem Wasser gezogen. Vier Stunden später wird Keunert dennoch tot aufgefunden nach dem Sturz von einem Parkhausdach. Im Gegensatz zur Polizei ist Bauer nicht davon überzeugt, dass Keunert Selbstmord begangen hat. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, da ihn unter anderem die Verzweiflung von Keunerts Sohn Tilo bewegt, die Wahrheit hinter der Geschichte der Familie zu ergründen. Unterstützt wird er von Hauptkommissarin Verena Dohr, die sich von Bauers Hartnäckigkeit anstecken lässt.
In Nebenhandlungen tauchen Verbindungen ins Rotlichtmilieu auf und auch auf privater Ebene setzen Bauer Probleme zu, was seine Figur umso menschlicher macht.
Anfangs hat mich am Schreibstil die Häufung der kurzen Hauptsätze gestört, doch andererseits passt dieser Stil zu den Charakteren, bei denen nicht nur Martin Bauers Gedanken von vielen Zweifeln geprägt ist, die oft knappen Aussagen lassen Spielraum für eigene Interpretationen.
Kirche und Glaube sind nicht unbedingt meine Lieblingsthemen, Martin Bauer ist nicht vordergründig Pastor sondern in erster Linie ein Mensch, der helfen möchte und geht sehr pragmatisch mit seinem Glauben um. Seine Gedanken gehen manchmal ins philosophische, und so enthält dieser Krimi neben einer spannenden Handlung einige zum Nachdenken anregende Passagen. Die Geschichte ist eher gradlinig und bedient sich einiger Klischees, hat aber auch Überraschungen parat, den Spannungsbogen habe ich als durchgehend hoch empfunden.