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Veröffentlicht am 15.09.2016

spannend und überraschend

Nun ruhet sanft
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„Nun ruhet sanft“ ist bereits der 7.Band aus Inge Lönigs Krimireihe um den Münchner Ermittler Tino Dühnfort und ebenso spannend wie seine Vorgänger.
Diesmal wird Tino Dühnfort an einen besonders grausamen ...

„Nun ruhet sanft“ ist bereits der 7.Band aus Inge Lönigs Krimireihe um den Münchner Ermittler Tino Dühnfort und ebenso spannend wie seine Vorgänger.
Diesmal wird Tino Dühnfort an einen besonders grausamen Tatort gerufen. Eine Frau und ihre beiden kleinen Kinder wurden brutal erschossen und das Haus der Familie anschließend in Brand gesteckt. Der Ehemann und Vater ist verschwunden und gilt schnell als Tatverdächtiger. Kann ein Familienvater seine eigenen Kinder derart grausam hinrichten? Kommissar Dühnfort ist fassungslos und umso mehr erschüttert, als er gerade erst von seiner Freundin Gina erfahren hat, dass er bald selbst Vater wird. Als Tom Sassen nach Hause zurück kehrt und einen Schock erleidet, nimmt Dühnfort ihm diese Reaktion nicht ab, da er in ihm den Täter sieht. Dieser Fall ist eine harte Nuss für Dühnfort, da viele Umstände und Indizien auf Tom Sassen als Täter hindeuten, dieser die Tat jedoch hartnäckig leugnet, und es keine eindeutigen Beweise gibt. An Dühnfort nagt zusätzlich, dass vor einigen Jahren in einem ähnlich gelagerten Fall der mutmaßliche Täter vor Gericht mangels eindeutiger Indizien frei gesprochen wurde. Das soll ihm diesmal nicht wieder passieren.
Obwohl die Ermittlungen im Laufe der Geschichte auf der Stelle treten, wird der Fall nie langatmig. Der Leser weiß mehr als die Polizei, denn in kursiv gedruckten Abschnitten bekommt er Einblick in die Beweggründe des Täters. Aber auch der Leser kann nur spekulieren, wer hinter der Tat steckt und erlebt einige Überraschungen.
Als Fan der Reihe habe ich alle Bände gelesen, und auch diesmal gefällt mir wieder die ausgewogene Mischung. Der Fall ist komplex und enthält überraschende Wendungen, die Charaktere sind glaubhaft und interessant angelegt. Es ist schön, nebenbei die private Geschichte Tino Dühnforts mitzuverfolgen, er wirkt als Ermittler sympathisch und menschlich. Das Privatleben rundet die Geschichte ab, ohne zu sehr in den Vordergrund gestellt zu werden, so dass diese Passagen die Spannung nicht zu sehr unterbrechen.
Der Krimi ist nicht herausragend, bietet aber spannende Unterhaltung und bekommt deshalb von mir 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

4.0 von 5 Sternen Albi mit dem Bogen lässt Geschichte lebendig werden

Als der Himmel uns gehörte
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Vielleicht war es ganz gut, dass ich eher zufällig über diesen Roman gestolpert bin, Frauenliteratur ist nicht gerade mein bevorzugtes Genre. So aber konnte mich diese emotionale und feinfühlig erzählte ...

Vielleicht war es ganz gut, dass ich eher zufällig über diesen Roman gestolpert bin, Frauenliteratur ist nicht gerade mein bevorzugtes Genre. So aber konnte mich diese emotionale und feinfühlig erzählte Geschichte sehr berühren und positiv überraschen.
Der Klappentext ist ein wenig irre führend, stellt er doch Jennifer Feldman in den Vordergrund, deren Traum von einer Teilnahme an der Olympiade 2012 in London durch ihre wiederkehrenden Panikattacken gefährdet ist. Jennifers Geschichte bildet jedoch nur den kleineren Teil des Romans, die eigentliche tragische Heldin der Geschichte ist Jennifers Urgroßmutter Alberta, deren Familiengeschichte den größeren Raum einnimmt. Das Buch ist in 11 Teile gegliedert, die abwechselnd von Jennifers Vorbereitungen für die Olympiade 2012 erzählen und von der Familiengeschichte Alberta Berhards. Jennifer erfährt erst jetzt, dass ihre Urgroßmutter nicht nur deutsche Wurzeln besitzt, sondern sogar selbst einmal an einer Olympiade teilgenommen und ein Goldmedaille gewonnen hat, und zwar 1936 in Berlin im Bogenschießen.
Alberta ist fast 100 Jahre alt, als Jennifer sie auf ihrem Landsitz besucht und Einblick in ihre Familiengeschichte bekommt.
1932 darf Alberta ihren Vater, der im Radio als Sportreporter arbeitet, zu den olympischen Spielen in Los Angeles begleiten. Auf dieser Reise lernt sie nicht nur den begabten Springreiter Hannes von der Weydt kennen, sondern auch den britischen Adligen und Sonnyboy James Seaton-Carew, der dort ebenfalls beim Springreiten antritt. Beide Männer werden in Albertas Leben noch eine große Rolle spielen. Mit der Machtergreifung der Nazis beginnt eine schwierige Zeit in Deutschland, die deutschen Sportler für Olympia 1936 werden zur Propaganda missbraucht, auch „Albi mit dem Bogen“ muss einige Kompromisse eingehen, um ihren Traum verwirklichen zu können. Charlotte Roth geht in diesem Roman anhand der Geschichte Albertas, ihrer Familie und einiger anderer einflussreicher Personen sehr einfühlsam auf die sich verändernden Stimmungen und Verhältnisse im sich wandelnden Deutschland ein. Es kommt gut zur Geltung, wie schwierig das Leben damals war, und wie schwierig, sich dem Einfluss Nazi-Deutschlands zu entziehen oder gar zu widersetzen. Der Fokus bleibt jedoch auf den Hauptpersonen und deren teils tragischen Schicksalen und erschint so manchmal eher oberflächlich.
Die Charaktere und auch viele Szenen wirken jedoch sehr lebendig, Alberta ist ein sehr positiver Mensch und zieht die Sympathien auf sich, so dass ich an vielen Stellen mit ihr mitgefiebert und gelitten habe.
Gegen Ende wirkt die Geschichte sehr gerafft und driftet dann doch etwas sehr ins Pathetische ab, findet aber insgesamt einen runden Abschluss.
Für mich war das Buch eine positive Überraschung, die Geschichte hat mich auch dann weiter beschäftigt, wenn ich das Buch weg gelegt habe. Es hat mich zum Nachdenken angeregt, wie ich mich wohl in der damaligen Zeit entschieden und verhalten hätte. Ich werde mir die Autorin auf jeden Fall merken, da mir ihr Stil sehr gut gefallen hat und dieser Roman die Geschichte lebendig hat werden lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein raffiniertes Verwirrspiel

Böse Absichten
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„Böse Absichten“ von Keigo Higashio ist ein Krimi der besonderen Art, hier steckt die Tücke quasi im Detail. Aufgrund des reduzierten Schauplätze und dem Stil der Geschichte, erinnert es in vielem an ein ...

„Böse Absichten“ von Keigo Higashio ist ein Krimi der besonderen Art, hier steckt die Tücke quasi im Detail. Aufgrund des reduzierten Schauplätze und dem Stil der Geschichte, erinnert es in vielem an ein Kammerspiel.
Der Krimi spielt in Japan, die übertrieben höfliche und zurückhaltende Art, in der die Protagonisten miteinander umgehen, schafft beim Leser eine gewisse Distanz, lässt die Geschichte sehr fremdartig erscheinen. In Westeuropa würde man beispielsweise nicht von Herrn Nonoguchi und Herrn Hidaka sprechen.
Der Mordfall, um den es sich in der Geschichte dreht, geschieht bereits am Anfang des Buches und erscheint unspektakulär. Der Schriftsteller Kunihiko Hidaki wird in seinem Haus erdrosselt und erschlagen aufgefunden, einen Tag bevor er gemeinsam mit seiner Frau nach Kanada auswandern will. Entdeckt wird der Tote von seiner Frau sowie von seinem Freund und Schriftsteller-Kollegen Nonoguchi. Nonoguchi ist es auch, aus dessen Sicht das Auffinden der Leiche sowie die Ereignisse am Tag der Tat geschildert werden.
Seine Aufzeichnungen zu den Tatumständen dienen auch der Polizei als Ermittlungsgrundlage. Der ermittelnde Kommissar Kaga, der Nonoguchi von früher kennt, als beide als gleichzeitig als Lehrer an einer Schule tätig waren, stößt sich jedoch bald an Details und kann den Täter schnell entlarven.
Im weiteren Verlauf geht es dann in erster Linie darum, nicht nur den Tathergang zu rekonstruieren, sondern vor allem dem Motiv auf die Spur zu kommen. Es wechseln Abschnitte mit Nonoguchis Aufzeichnungen sowie Kagas Ermittlungsprotokollen und seinen Schlüssen dazu.
Spannend ist weniger die Handlung, der Leser wird dadurch bei der Stange gehalten, dass er gedanklich mitermittelt und mehrfach in die Irre geführt wird. Die Sprache wirkt genau gewählt, der Leser muss genau lesen, um alle Feinheiten aufzunehmen.
Das Buch hat mich sehr gefesselt und manchmal zum Schmunzeln gebracht, gegen Ende kamen dann jedoch Längen auf, weil zu viele Details von zu vielen Seiten beleuchtet wurden. Zudem erscheint mir die Auflösung am Ende nicht wirklich schlüssig, das Motiv erklärt in meinen Augen nicht die Komplexität, mit der die Tat geplant und begangen wurde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

tolle Idee, leider in der Umsetzung sehr schwerfällig

Die Rote Burg
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Der Krimi „Metropolis Berlin: Die rote Burg“ spielt vor reizvoller Kulisse im Berlin des Jahres 1926. Zu dieser Zeit liefen die Ermittlungsarbeiten noch deutlich anders ab als heute, wo technische Methoden ...

Der Krimi „Metropolis Berlin: Die rote Burg“ spielt vor reizvoller Kulisse im Berlin des Jahres 1926. Zu dieser Zeit liefen die Ermittlungsarbeiten noch deutlich anders ab als heute, wo technische Methoden zur Unterstützung und Beschleunigung eingesetzt werden können. Leider überträgt sich die Langatmigkeit der Ermittlung auf den gesamten Krimi, er zieht sich streckenweise sehr zäh dahin, es kommt nicht wirklich Spannung auf.
Dabei beginnt die Geschichte mit einer ebenso spannenden wie gruseligen Szene. Als im Zirkus Busch der Wärter morgens seine Löwen füttern will, macht er eine furchtbare Entdeckung. Ein Mann wurde dem Löwen regelrecht zum Fraß vorgeworfen. Kommissar Martin Forster steht vor schwierigen Ermittlungen, schon die Identifizierung des Opfers ist unter damaligen Bedingungen eine Herausforderung. Es ist viel Intuition gefordert, oft hilft der Zufall nach oder es werden Informanten geködert. Viele der Ermittlungserfolge unterliegen jedoch eher dem Zufall als dem Geschick des Kommissars. Einschneidende Hinweise bekommt der Kommissar beispielsweise von einer selbsternannten Wahrsagerin. Sein Assistent Roth wirkt oft überlegter und intelligenter als Forster.
Das Flair Berlins in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist gut eingefangen, die Charaktere wirken jedoch sehr farblos bis klischeehaft, die Dialoge habe ich oft als sehr steif und hölzern empfunden. Ebenso wie bei seinem zahlreichen Liebschaften geht Martin Forster auch mit den Verdächtigen eher unsensibel um. Darunter sowie unter der Langatmigkeit der Geschichte, leidet der Krimi, es kommt keine wirkliche Spannung auf.
Interessant finde ich wiederum, dass die Handlung dieses Buches mit zwei weiteren Romanen verknüpft ist. Einige Personen und Szenen aus „Die rote Burg“ tauchen auch in „Das Palais Reichenbach“ von Josephine Winter sowie in „Champagner, Charleston und Chiffon“ von Ulrike Bliefert auf. Der Leser des ebooks bekommt die Möglichkeit, an diesen Stellen in die anderen beiden Bücher hinein zu schnuppern. Das ist eine geschickte Werbung aber auch eine tolle Idee, das Potential eines ebooks auszuschöpfen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht überzeugend

Tödliche Hoffnung
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Der Krimi „Tödliche Hoffnung“ von Tove Alsterdal nimmt sich des brisanten Themas Menschenhandel an, konnte mich in der Ausführung aber nicht wirklich überzeugen. Hauptfigur ist die Amerikanerin Alena Cornwall, ...

Der Krimi „Tödliche Hoffnung“ von Tove Alsterdal nimmt sich des brisanten Themas Menschenhandel an, konnte mich in der Ausführung aber nicht wirklich überzeugen. Hauptfigur ist die Amerikanerin Alena Cornwall, die Schauplätze liegen jedoch zum größten Teil in Europa, insbesondere in Frankreich und Spanien.
Als ihr Mann, der Journalist Patrick Cornwall, von einer Recherchereise nach Paris nicht mehr meldet, sondern seiner Frau einige Fotos und Notizen schickt, macht diese sich ebenfalls dorthin auf um zu ergründen, wo er geblieben ist und welcher Story er auf der Spur ist.
Alena arbeitet am Theater und hat mit dem Journalismus wenig Erfahrung. Obwohl schnell klar ist, dass ihr Mann auf brisante Informationen gestossen ist und offenbar organisierten Verbrechern in die Quere gekommen, verhält sich Alena wie ein Elefant im Porzellanladen und lässt sich auch nicht von Drohungen abschrecken.
Ich habe ihren Charakter als nicht schlüssig empfunden. Wieso geht sie derartige Gefahren ein trotz deutlicher Warnungen? Sie ist zwar in Sorge um ihren Mann, gleichzeitig blendet sie Gefühle bewusst aus und scheint oft neben sich zu stehen. Diese gedämpften Emotionen sind zwar einerseits nachvollziehbar, bewirken aber auch einen gewissen Abstand zu ihrem Charakter, ich konnte als Leser nicht wirklich mit ihr mitfühlen oder leiden.
In einem zweiten Handlungsstrang erfährt der Leser einiges darüber, wie von Menschenhändlern mit Flüchtlingen umgegangen wird, und wie überfordert die Behörden an den Küsten Spaniens mit der Situation sind. Ein Zusammenhang der beiden Handlungsstränge wird erst sehr spät geschlossen.
Insgesamt fehlte mir bei diesem Krimi lange die Spannung, in der ersten Hälfte erschien er eher wie ein Liebesroman. Erst gegen Ende gewinnt die Geschichte an Tempo und actionreichen Einlagen, die jedoch nicht wirklich zum Rest der Geschichte und zu den Charakteren passen.
Insgesamt habe ich diesen Krimi aufgrund der fehlenden Spannung und der unglaubwürdigen Charaktere als Enttäuschung empfunden.