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Veröffentlicht am 10.07.2018

Genialer Auftakt einer dystopischen Prinzessinnenserie

Wenn die Sterne Schleier tragen
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„Cecilia- Wenn die Sterne Schleier tragen“ von Anna Nigra ist der Debutroman der Autorin, sowie der erste Band der Cecilia- Reihe. Anfang Juli 2018 ist das Buch als Klappbroschur im A Tree & A Velley ...

„Cecilia- Wenn die Sterne Schleier tragen“ von Anna Nigra ist der Debutroman der Autorin, sowie der erste Band der Cecilia- Reihe. Anfang Juli 2018 ist das Buch als Klappbroschur im A Tree & A Velley – Verlag erschienen. Nach einmaligem Lesen sieht das Buch noch aus wie neu, was für eine hochwertige Verarbeitung spricht.
In einer dystopischen Parallelwelt soll die junge Cecilia Königin von Europa werden, und den äußerst attraktiven Kronprinzen Noran heiraten. Am Hof fühlt sie sich nicht besonders willkommen, gerade die Königin ist ihr gegenüber sehr ablehnend. Die Gründe für die Heirat liegen im Dunkeln und auch Cecilia selbst ist wenig begeistert von dieser Idee. Außer Noran lebt auch der jüngere Prinz Elias am Hof von Vienna, das Wien zwar nachempfunden (zumindest auf der Coverrückseite) ist, die Stadt aber mit dem Wien, das ich kenne, nichts gemeinsam hat.


Meine Meinung:
Der Schreibstil passt gut für ein Jugendbuch. Die Sätze sind kurz und eher einfach gehalten. So schreibt die Protagonistin Cecilia (Lia) über sich selbst: „Meine Talente lagen eher im kreativen Bereich. Ich malte gerne und konnte gut Klavier spielen. Die einzige Sportart, die ich wirklich beherrschte, war Tennis. Ich spiele quasi seit ich laufen konnte“ (S. 35). Ebenso finden sich in diesem Buch auch viele direkte Reden, die einen guten Einblick in die jeweiligen Charaktere geben, wie zum Beispiel an der Stelle, als Cecilias Zofe eintrifft: „„Oh, verzeiht bitte, Miss, ich bin zu spät. Ich wurde aufgehalten. Es tut mir so leid! Bitte vergeben Sie mir! Es wird nie wieder vorkommen“, platze es aus ihr (Anm. der Zofe) heraus und sie verbeugte sich. Sieben oder acht Mal! „Ähm, schon gut“, sagte ich. „Wer bist du überhaupt?““ (S. 25).

Durch die einfachen Satzkonstruktionen fliegen die Seiten nur so dahin und man merkt gar nicht, dass man schon wieder umblättern muss und im Nullkommanichts das Kapitel auch schon fertig gelesen hat. Besonders für ungeübte LeserInnen ist es ein großer Vorteil, wenn die Sätze einfach zu verstehen sind und auch an das Vokabular von jungen LeserInnen angepasst ist.
Durch die vielen direkten Reden ist es möglich, auch ohne langatmige Beschreibungen, in das Seelenleben der (Neben)Figuren einzutauchen und über deren Art und Charakter mehr zu erfahren. Da das Buch aus Cecilias Sicht geschrieben ist, wäre es sonst schwierig ein vollständiges Bild zu bekommen, da der Blick der Protagonistin einerseits eine starke persönliche Färbung hat und andererseits der Erfahrungsschatz von Cecilia eingeschränkt ist, so dass ihr vieles am Charakter von anderen nicht auffallen würde, das aber durch die direkten Reden ans Tageslicht gebracht wird.

Der Aufbau der Handlung verläuft ohne Logikfehler, die einzelnen Handlungen passen (für mich) fast immer zu den Personen, die ich mir beim Lesen vorstelle, nur selten musste ich mein Bild korrigieren. Da das aber erst später im Verlauf der Handlung passiert, möchte ich nicht näher darauf eingehen.

Ich habe mit Cecilia mitgefiebert und mitgelitten, welchem der beiden Prinzen sie ihr Herz schenken wird. Dabei wurde ich an das Lied „Two princes“ von den Spindoctors erinnert, wobei der Sänger definitiv Elias wäre. Hierbei wurde ich zwischen den beiden regelrecht hin- und hergeschmissen – beim Lesen habe ich so richtig gemerkt, wie schwierig die Situation für Cecilia ist.

Flach und oberflächlich bleiben in der Geschichte die Erwachsenen, die natürlich für die zukünftige und gerade der Pubertät entwachsenen Cecilia nicht besonders interessant sind und daher auch nicht thematisiert werden.

Meine Identifikation in diesem Buch ist die Zofe Vigrinia (Gini), und ich hoffe auf jeden Fall, dass sie auch im zweiten Band eine Rolle spielen wird. Ebenso ist mir Onkel Dan von Beginn weg sympathisch gewesen und ich habe es genossen, ihn in einigen Kapiteln näher kennenzulernen.

Sehr fies finde ich den Cliffhanger am Ende des Buches, und dass der Erscheinungstermin von Teil 2 (an dem aber schon geschrieben wird) noch nicht feststeht – ich warte auf dieses Buch.


Fazit: ein genialer Serienauftakt, der sich so gar nicht nach einem Erstlingsroman liest. Ich möchte am liebsten sofort den zweiten Band lesen.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Eine schön konstruierte Geschichte um Liebe, Freundschaft und Zeitreisen.

Zurück auf Gestern
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Zurück auf Gestern von Katrin Lankers ist Mitte Juni 2018 im Coppenrath Verlag als gebundene Ausgabe erschienen. Ich habe bisher nichts von dieser Autorin gelesen, das Cover hat jedoch sofort meine Aufmerksamkeit ...

Zurück auf Gestern von Katrin Lankers ist Mitte Juni 2018 im Coppenrath Verlag als gebundene Ausgabe erschienen. Ich habe bisher nichts von dieser Autorin gelesen, das Cover hat jedoch sofort meine Aufmerksamkeit erregt. In der Wohnung meiner Oma hängt noch immer eine Uhr mit einem römischen Ziffernblatt, wodurch bei mir sofort eine angenehme Assoziation aufgetaucht ist. Die Spirale als Symbol für die Zeitreise finde ich sehr gerungen, Bronze auf Türkis finde ich ungewöhnlich, das hebt sich von den vielen andere Neuerscheinungen ab.



Worum geht es in dem Buch? (leicht veränderte Inhaltsangabe)

Claire und Lulu sind jugendliche »Herzenszwillinge«: Sie machen alles gemeinsam, seit sie sich kennen. Auf die große Schulparty freuen sie sich seit Wochen, aber dann blamieren sie sich dort bis auf die Knochen – ausgerechnet vor den beiden Jungs, in die sie heimlich verliebt sind. Wenn sie doch bloß die Zeit zurückdrehen könnten! Die Freundinnen staunen nicht schlecht, als ihnen genau das mithilfe eines geerbten Schmuckstücks gelingt. Schnell stellen sie fest: So ein Zeitumkehrer ist ziemlich praktisch. In ihrer Begeisterung bemerken sie jedoch nicht die drohende Gefahr: Denn es gibt jemanden, der den Zeitumkehrer um jeden Preis besitzen will.



Meine Meinung zum Buch:

Der Originalklappentext verrät für meinen Geschmack zu viele handlungsrelevante Details, daher wurde an entscheidenden Stellen gekürzt, damit zukünftige Leserinnen nicht in der Handlung gespoilert werden. Wichtig finde ich noch zu erwähnen, dass Lulu aus einer portugiesischen Migrantenfamilie mit alleinerziehender Mutter und musikalischem Bruder lebt, in dem ihre beste Freundin Claire schon lange heimlich verliebt ist, was Lulu jedoch nicht weiß. Lulus Mutter ist mein Lieblingscharakter im Buch – die Impulsivität und die südländische Ruhe samt stets positiver Grundstimmung geben dem Buch in sonst langweiligen Kapiteln etwas Farbe.

Claires Familie ist eine klassische Patchworkfamilie mit gleichaltriger Stiefschwester, mit der sie sich so überhaupt nicht versteht und wegen der Claire auch ständig Vorhaltungen von der Stiefmutter kassiert. Der Vater hält sich in Erziehungsdingen eher im Hintergrund und bleibt daher auch über den Lauf der Handlung hinweg flach.



Der Schreibstil passt gut zu einem Jugendbuch, die Seiten fliegen nur so dahin. Leider plätschert im ersten Drittel des Buches die Handlung regelregt, danach wird es nach und nach immer spannender, bis ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte und unbedingt wissen musste, wer warum welche Handlungen setzen wird – auch die Tagebücher fand ich sehr interessant. Schade, dass hier keine Originalseiten abgedruckt waren – ich hätte mich auch gerne selbst am „Enträtseln“ versucht, habe ich doch Kurrent im BE-Unterricht gelernt, was mir gut gefallen hat, weil es meine Oma nach wie vor schreiben kann (was sie aber sehr Jahrzehnten nicht mehr macht).



Fazit: Eine schön konstruierte Geschichte um Liebe, Freundschaft und Zeitreisen.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Süße Familiengeschichte – oder „Ein Rezept fürs Lebensglück“

Weil es dir Glück bringt
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Es kommt bei mir nicht oft vor, dass mir beim Lesen eines Buches immer und immer wieder Tränen in die Augen steigen, das Buch „Weil es dir Glück bringt“ schafft es mehrmals, so viele rührende Momente einzubauen, ...

Es kommt bei mir nicht oft vor, dass mir beim Lesen eines Buches immer und immer wieder Tränen in die Augen steigen, das Buch „Weil es dir Glück bringt“ schafft es mehrmals, so viele rührende Momente einzubauen, dass ich die Taschentücher in meiner Nähe gebraucht habe.
Bisher habe ich noch nichts von Viola Shipman gelesen, und war gespannt, was sich hinter der, im wahrsten Sinne des Wortes, süßen Familiengeschichte verbirgt. Im englischsprachigen Original heißt der Titel „The recipe box“ und ist im März 2018 erschienen. Bei der deutschsprachigen Ausgabe handelt es sich um ein broschiertes Taschenbuch, die Covergestaltung mit dem Schmetterling, der all die süßen Köstlichkeiten beinhaltet, ist für mich ein Blickfang und hat es geschafft, mich neugierig auf die Geschichte zumachen.

Die Handlung wird in mehreren Zeiten aus der Sicht verschiedener Frauen der Familie erzählt, der Haupthandlungsstrang ist jedoch im Jahr 2017 angesiedelt und stellt die junge Sam in den Mittelpunkt, die die elterliche Obstplantage verlassen hat, um in New York als Konditorin durchzustarten. Dabei ist sie an einen furchtbaren Pseudo-Promi-Chef geraten, der selbst nicht backen kann und seine Mitarbeiter*innen schlecht behandelt, ihnen alles abverlangt und die Lorbeeren für die Arbeit seiner Angestellten einheimst. Sam flüchtet vor der ganzen Situation in New York und es zieht sie heim auf die elterliche Plantage, wo man ihre Mutter Deana und ihre Großmutter Willo kennenlernt und Stück für Stück, sowie Rezept für Rezept, in die Familiengeschichte eintaucht.
Neben der Obstfarm wurde eine Backstube für Pies eingerichtet, samt Cafe und Hofladen und außerdem spielt die Rezeptsammlung der Familie, wie der Originaltitel vermuten lässt, eine große Rolle. Die Geschichte reicht von der Zeit des ersten Weltkrieges und der Ururgroßmutter der Protagonistin Sam bis in die Zukunft im Epilog – zu viel möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Sehr gut gefallen haben mir die Rezepte, die in die Kapitel eingearbeitet war. Auch, wenn ich so gar keine Süße bin und nur wenige der Leckereien nachbacken werde (zum Beispiel, wenn mal wieder viel zu viele Kirschen und Marillen im Garten zur gleichen Zeit reif werden oder der Tiefkühler vom Obst der Vorsaison noch gut gefüllt ist), so bin ich trotzdem der Ansicht, dass die Rezepte der Geschichte mehr Tiefe verleihen.
Der Fokus liegt in diesem Buch eindeutig auf den Charakteren der Frauen in der Familie und den Beziehungen untereinander. Da ich selbst zu meiner Großmutter ein inniges Verhältnis habe, fand ich es rührend, die Geschichte der einzelnen Personen und die Beziehung zwischen Großmüttern und ihren Enkelinnen in den verschiedenen Generationen zu lesen. Dass sich bestimmte Elemente der Familiengeschichte immer wieder wiederholen kenne ich auch aus eigener Erfahrung, und ich finde es sehr beruhigend, dass es sich hier um keine Einzelerfahrung zu handeln scheint.

Den Aufruf, eine Familienrezpetsammlung anzulegen, finde ich super. Genau das habe ich mit meiner Großmutter vor 15 Jahren gemacht, damit keines der Lieblingsrezepte verloren geht. Meine absolute Lieblingsstelle im Buch ist es, wo Angelo mit Willo über seine Großmutter spricht und anmerkt, dass die Rezepte seiner Großmutter ganz anders schmecken, wenn sie von einer anderen Person nach dem gleichen Rezept gekocht werden. Willos Erklärung, dass es die Großmutter ist, die fehlt, finde ich wunderschön und stimmig. Auch ich habe schon oft Rezepte meiner Oma (sogar in ihrem Beisein, in ihrer Küche mit ihren Zutaten) nachgekocht – und auch bei mir schmecken sie anders, als wenn sie meine Oma gleich zubereitet.
Fazit: Wer Familiengeschichten mit starken Frauenpersönlichkeiten, das Landleben und Rezepte mag, wird dieses Buch lieben.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Beginn der Frauenbewegung

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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„Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ ist der erste Band einer Trilogie von Corina Bomann. Die beiden Folgebände erscheinen innerhalb des nächsten Jahres, die Titel lauten „Marthildas Geheimnis“ und ...

„Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ ist der erste Band einer Trilogie von Corina Bomann. Die beiden Folgebände erscheinen innerhalb des nächsten Jahres, die Titel lauten „Marthildas Geheimnis“ und „Solveigs Versprechen“. Es ist das zweite Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe, daher lag die Latte für dieses Buch sehr hoch.

Über 700 Seiten bzw. 900 Minuten beim Hörbuch sind ganz schön viel, daher rate ich, vor dem Kauf unbedingt in die Hör- oder Leseprobe reinzuschauen, ob Schreibstil bzw. Sprechweise auch über so weite Strecken gefallen können. Wer die Erzählweise der Autorin bereits kennt, kann sich das getrost sparen – das Buch ist wieder sehr gefühlvoll und plastisch geschrieben, das Kopfkino ist bei mir schon auf den ersten Seiten angesprungen.

Der Titel des Buches nimmt schon einen Teil der Handlung vorweg – denn bei „Agnetas Erbe“ ist klar, dass sich Agneta als Erbin des Löwenhofes wiederfindet. Ich habe sehr mit ihrem Vater und ganz besonders mit ihrem Bruder mitgefiebert und mitgelitten, der Bruder war meine Lieblingsfigur im Buch, denn seine Herzlichkeit war für mich spürbar.

Agneta ist Studentin der Kunst im Stockholm, verliebt in einen anderen Studenten und muss plötzlich in ihre Heimat zurückkehren. Die Rückkehr bedeutet für sie, dass sie ihren Traum, Künstlerin zu werden, zum Wohl des Löwenhofes aufgeben muss. Für sie ist es besonders schwer, da sie kein konventionelles Leben als Ehefrau und Mutter fristen möchte. Sie glaubt daran, dass auch Frauen einen Platz in der Gesellschaft haben sollten, der zu dieser Zeit nur Männern vorbehalten war. Es war der Beginn der Frauenbewegung, Frauen wurden erstmals zu Universitäten zugelassen und begannen, dort Karriere zu machen. Agneta möchte sich nicht angepasst verhalten, sondern für ihre Träume kämpfen, doch als ihr Traum zerplatzt sieht sie, wie wenig Rückendeckung einer Frau bleibt, wenn sie nicht mit den Konventionen der Gesellschaft geht und wie wenig die Lippenbekenntnisse von Menschen in guten Zeiten in der Not wert sein können. Diese Naivität passt zum geringen Lebensalter der Protagonistin, die auch mit dem goldenen Löffel im Mund groß wurde und nie körperlich arbeiten oder um ihr finanzielles Auskommen sorgen musste.

Das Leben am Hof ist mit Agnetas verhassten Mutter, der schönen und strengen Stella verbunden, die ständig ungebeten mit Ratschlägen auf der Matte steht, verbunden. Stella hat bestimmte Vorstellungen, wie sich eine Frau in der Gesellschaft zu verhalten hat und kritisiert Agnetas Verhalten permanent und fordert mehr Haltung und würdevolleres Auftreten von ihrer Tochter, Konflikte stehen auf der Tagesordnung.

Die Geschichte erlaubt tiefe Einblicke in die damalige Zeit, besonders, wie es vielen Frauen damals ergangen ist. Die Handlung beginnt 1913 und reicht bis etwa zur Mitte des ersten Weltkrieges. Obwohl sich die Handlung in Schweden abspielt, bekommt man schon viel vom Krieg mit, da sich die Auswirkungen teilweise auch bis nach Schweden ziehen.
Interessant ist für mich auch, welche unterschiedlichen soziale Schichten die Frauenbewegung damals angezogen hat, und wie kollektiv die Probleme von Frauen zur damaligen Zeit waren und was sich seither alles getan hat.

Da ich von der Handlung nicht viel vorweg nehmen möchte, lobe ich an dieser Stelle den logischen und schlüssigen Aufbau. Ich konnte die Welt stets durch Agnetas Augen und mir ihren Gefühlen wahrnehmen und mich auch immer besser in andere Personen, wie zum Beispiel Agnetas Mutter, hineinversetzen. Ich bin schon gespannt darauf, wie die Geschichte in den weiteren Bänden fortgesetzt wird, denn im aktuellen Band sind für mich noch einige Fragen offen geblieben.

Fazit: Ein gut konstruierter historischer Roman zum Beginn der Frauenbewegung

Veröffentlicht am 20.05.2018

Sehr unterhaltsam

Alles Tofu, oder was?
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Alles Tofu, oder was? (K)ein Kochroman von Ellen Berg ist das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Das Buch hat einige Zeit auf meiner Wunschliste gestanden, da mir „Ich schenk dir die Hölle ...

Alles Tofu, oder was? (K)ein Kochroman von Ellen Berg ist das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Das Buch hat einige Zeit auf meiner Wunschliste gestanden, da mir „Ich schenk dir die Hölle auf Erden“ von der Autorin sehr gut gefallen hatte.

In diesem Buch geht es um vegane Küche. Die Protagonistin ist überzeugte Veganerin, alleinerziehende Mutter und wird zu Beginn des Buches von Lebensgefährten Paul verlassen, die 5-Jährige Tochter liebt Süßigkeiten und Würstchen, und auch der im Rollstuhl sitzende Vater macht Probleme: denn er möchte plötzlich bei seiner Tochter einziehen. Als wäre das nicht schon genug, ist auch das schlecht laufende vegane Lokal vom Abriss bedroht, was auch die Wohnung im gleichen Haus betrifft.
Die resolute Protagonistin ist missionarisch unterwegs – was sie sich an Toleranz und Verständnis von anderen für ihren Lebensstil erwartet, ist sie nicht bereit andere zukommen zu lassen. Außerdem hat sie es nicht mit Papierkram und wirkt auch sonst nicht in allen Bereichen, besonders Beziehungen, besonders erwachsen. Beim Lesen kam sie mir ab und zu vor, wie ein trotziges Kind, was sich jedoch erklärt, wenn man im Laufe des Buches die Eltern kennenlernt.
Auch das schlechte Händchen für Männer kann ich gut nachvollziehen – es gibt nicht genug verantwortungsvolle Exemplare für alle vernünftigen Frauen – leider! Traditionelle Rollenbilder sind immer noch stark verankert. Wie bereits in der Generation meiner Mutter, dürfen Frauen neben ihren häuslichen Pflichten und der Kindererziehung nebenbei auch (Vollzeit) arbeiten gehen.
Der witzigste Charakter des Buches ist der vietnamesische Koch, der für jede Situation mit dem passenden Sprichwort aufwarten kann – ein typisches Element der Ellen-Berg-Romane, weshalb ich sie auch so gerne lesen.
Sehr gut gefallen hat mir auch der flüssige Schreibstil, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen und bei dem das Kopfkino sofort angesprungen ist. Die Handlungsdichte ist gewohnt hoch und trotzdem bleiben die Szenen, die dem Buch Tiefe geben, nicht aus.

Fazit: Ein toller Roman über vegane Küche, die Liebe und dass David ab und zu gegen Goliath gewinnt.