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Veröffentlicht am 01.06.2024

Summer-vibes pur

Sommer ist meine Lieblingsfarbe
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Ava, die mit ihrem Mann Jan und ihren drei Söhnen in Hamburg Vierlanden eigentlich ihr Traumleben lebt, erlebt mit Anfang 40 eine Midlife Crises oder es mit den Worten der Autorin zu sagen eine "Midlifelove". ...

Ava, die mit ihrem Mann Jan und ihren drei Söhnen in Hamburg Vierlanden eigentlich ihr Traumleben lebt, erlebt mit Anfang 40 eine Midlife Crises oder es mit den Worten der Autorin zu sagen eine "Midlifelove". Ava reicht es nicht mehr nur Mutter, Hausfrau und Hühnermama zu sein und sich um alles und jeden zu kümmern, außer um sich selbst.

"Ich hatte die Nase voll davon, immer nur das zu tun, was ich angeblich tun musste. Und immer nur für andere." (Seite 98)

Jan vergräbt sich immer weiter in seine Arbeit; es gibt kaum gemeinsame Familien- und Paarzeit.
Ava ist sich ihrer Gefühle für Jan nicht mehr sicher, weil Erschöpfung, Überforderung und Wut einfach alle anderen Gefühle überlagern.

"Liebte ich ihn noch? Waren wir noch ein Paar? Oder waren wir nur Freunde? Eltern? Mitbewohner? Irgendetwas waren wir natürlich, aber was?" (Seite 211)

Als Ava eine Nachricht von ihrem Ex Pinto erhält, wird ihre Gedanken- und Gefühlswelt noch mehr durcheinandergewirbelt. Durch die Treffen mit Pinto scheint sie sich immer weiter von Jan zu entfernen. Kann Ava Erfüllung bei Pinto finden? Wird sie ihre Ehe aufgeben?

Ava war für mich sehr authentisch. Ich konnte ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen:
- Dass man während einer Langzeitbeziehung sich seiner Gefühle gegenüber dem Partner nicht mehr sicher ist,
- dass der Alltag einen auffrisst und Erschöpfung sich breit macht,
- dass man sich fragt, ob das schon alles war,
- dass man das Bedürfnis hat, nach Jahren der Aufopferung für die Familie sich selbst wieder an erster Stelle zu stellen.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Nicht nur wegen der Geschichte um Ava, sondern auch wegen den enthaltenen summer-vibes. Ich habe den Sommer auf jeder Seite des Buches gefühlt. Der Schreibstil hat mich sommerlich leicht durch die Seiten getragen. Das Buch zu lesen hat sich angefühlt wie ein lauer Sommerabend, ein Glas sprudelnder Himbeerbrause oder wie ein Sonnenstrahl, der in der Nase kitzelt.

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Authentisch und einfühlsam

Bergland
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"Es war alles noch kein Plan, es war nur ein Anfang, es war Wünsch dir was. Das Aufspüren von Sehnsüchten, von dem, was fehlte oder etwas, das verloren gegangen war und wonach sich zu suchen lohnte. [...], ...

"Es war alles noch kein Plan, es war nur ein Anfang, es war Wünsch dir was. Das Aufspüren von Sehnsüchten, von dem, was fehlte oder etwas, das verloren gegangen war und wonach sich zu suchen lohnte. [...], auch auf den anderen Höfen suchten sie neue Wege und stellten erstaunt fest, dass diese manchmal zurückführten. Und trotzdem richtig waren." (Seite 260)

Wir begleiten die Entwicklung des Innerleithofs über 3 Generationen hinweg.

Zuerst erfahren wir wie Rosa als alleinige Besitzerin des Hofes aller Anstrengung, Wetterlagen und persönlichen Niederlagen zum Trotz den Hof erfolgreich führt. Rosa versteht wie niemand sonst, ihr Land zu lesen; sie weiß wie die Erde beschaffen sein muss, damit auf ihr die Pflanzen wachsen und gedeihen.
Später übernimmt ihr Sohn Sepp den Hof, der ihn durch die Umnutzung in einen Milchbetrieb wirtschaftlicher und rentabler gestalten möchte. Rosa und Sepp sind in ihren Ansichten, den Hof in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, so unterschiedlich, dass sich unausgesprochene Konflikte zwischen ihnen bilden. Obwohl Sepp voller Tatendrang und Optimismus ist, kann er sich seinen Traum nicht erfüllen.
Als dann Sepps Sohn Hannes zusammen mit seiner Frau Franziska den Innerleit zu einem Ferienhof umwandelt, werden auch sie vor Herausforderungen gestellt, die fast unmöglich erscheinen, um sie bewältigen zu können.

Jarka Kubsova beschreibt das Leben auf und die Bewirtschaftung eines Hofes - egal in welcher Generation - sehr eindrücklich und nachvollziehbar. Rosa mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem Gespür für die Natur haben mich besonders beeindruckt. Das Ende des Buches empfand ich als sehr stimmig und optimistisch. Leseempfehlung für all diejenigen, die sich in den Bergen zu Hause fühlen.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Kritik an der Buchbranche

Yellowface
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Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es ...

Auch ich muss meinen Senf noch zu "Yellowface" abgeben, auch wenn ich wohl keine neuen Erkenntnisse beisteuern kann. 😂 Ich kann mir fast niemanden vorstellen, der das Buch nicht gelesen hat, nachdem es so gehyped wurde. Oder?

Jedenfalls hat mir das Buch ziemlich gut gefallen, aber ein Highlight war es nicht. Optisch ist das Buch aber ein Augenschmaus. 😍

Den Inhalt setze ich jetzt mal voraus. Ich glaube, ihr alle habt in diesem Zusammenhang die Schlagwörter Rassismus, kulturelle Aneignung, Social Media Mobbing, Neid etc. bereits gelesen.

Ich fand den Einblick in die Verlagswelt sehr interessant, auch wenn ich nicht wirklich beurteilen kann, inwieweit die geäußerte Kritik allzu überspitzt dargestellt wurde. Aber ich gehe davon aus, dass ganz viel Realität dahinter steckt.

Folgendes Zitat passt perfekt dazu:
"Doch jetzt verstehe ich, dass die Mühen der Autorin gar nichts mit dem Erfolg eines Buches zu tun haben. Bestseller werden auserkoren. Es ist egal, was du tust. Du kannst die Reise einfach genießen." (Seite 92)

Ich habe die Protagonistin June nicht als nervig empfunden, sondern eher bewundernswert und zugleich grotesk, wie sie die Gegebenheiten so zurecht gelegt hat, dass sie ihr am meisten nutzen und sie dadurch immer weiter in den Strudel ihrer Lügen gezogen wird.

Ich konnte Junes Ängste sehr gut nachvollziehen. Welche/r Autor/in möchte nicht einen weiteren Bestseller schreiben? Wer möchte von der Verlagswelt und der Leserschaft vergessen werden? Wer möchte auf das Geld und den Ruhm verzichten? Wer einmal ganz oben war, möchte da auch bleiben. Verständlich oder?

Dies hat mir auch der Schluss des Buches gezeigt, den ich als so absurd und doch so passend empfand...

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Kraft und Zuversicht

Der Brighton-Schwimmclub
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Dem Brighton-Schwimmclub gehören die "Sea-Gals" (Seemädchen) Dominica, deren Mann vor kurzem an Corona verstorben ist, Helga, die Älteste und Weiseste in der Gruppe, sowie Tor, die sich sozial engagiert ...

Dem Brighton-Schwimmclub gehören die "Sea-Gals" (Seemädchen) Dominica, deren Mann vor kurzem an Corona verstorben ist, Helga, die Älteste und Weiseste in der Gruppe, sowie Tor, die sich sozial engagiert und lesbische Beziehung vor ihrer Familie geheim hält, an. Irgendwann stoßen Claire, die von ihrer Familie nicht ernst genommen wird und wenig Selbstvertrauen hat, und Maddy, die gerade erfahren hat, dass ihr Ehemann sie seit Jahren betrügt, dazu. Die beiden Neulinge werden offen und warmherzig in die Gruppe aufgenommen und behutsam in das Meeresschwimmen eingeführt.

Die Frauen stürzen sich jeden Tag - egal bei welcher Wetterlage und bei welchen Temperaturen - in das kühle Nass, tauschen sich über ihre Ängste und Sorgen aus, helfen und unterstützen sich gegenseitig, sei es durch Worte oder durch Taten. Die Entwicklung der Frauenfreundschaften habe ich gern verfolgt. Doch nicht nur die Frauen geben sich untereinander Halt, auch das Meer trägt dazu bei, dass die Frauen abschalten und neue Kraft tanken können.

"Sie hätte nie geglaubt, dass sie so süchtig nach dem Wasser werden könnte, aber der Blick auf die blaue Weite gibt ihr das Gefühl, als hätte sie einen Schatz entdeckt." (Seite 239)

Die Autorin lebt selbst seit einigen Jahren in Brighton und geht mit ihren Schwimmgruppen regelmäßig im Meer schwimmen. Ihre Erfahrungen hat sie sehr gut in ihren Roman einfließen lassen; ihre Beschreibungen mit welchem Equipment man ins Wasser gehen und wie lange man sich dort aufhalten sollte, über Gezeitenpläne und Strömungen sind nachvollziehbar und authentisch.

Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme mich in den Schreibstil und die Geschichte einzufinden, aber das war nach den ersten Kapiteln vergessen. Der Roman hat mir schöne Lesestunden beschert; ein unterhaltsames Buch für zwischendurch.

Sollte ich irgendwann mal am Meer wohnen, halte ich Ausschau nach anderen "Sea-Gals" oder gründe meinen eigene Schwimmgruppe.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Lese-Highlight

Die Mitternachtsbibliothek
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Wir erfahren in den letzten 27 Stunden bevor Nora beschloss, sich das Leben zu nehmen, welche Gründe und Umstände sie zu dieser schrecklichen Tat veranlasst haben. Nora muss sich jedoch nicht sofort ins ...

Wir erfahren in den letzten 27 Stunden bevor Nora beschloss, sich das Leben zu nehmen, welche Gründe und Umstände sie zu dieser schrecklichen Tat veranlasst haben. Nora muss sich jedoch nicht sofort ins Jenseits verabschieden, sondern bekommt die Möglichkeit in der Mitternachtsbibliothek - ein Ort zwischen Leben und Tod - verschiedene Leben auszuprobieren. Leben, die sie hätte führen können, wenn sie die entsprechenden Entscheidungen getroffen hätte.

Findet Nora IHR Leben, in dem sie glücklich ist und keine ihrer Entscheidungen bereut? Wird sie die Mitternachtsbibliothek verlassen und weiterleben?

Meine Erwartungen hat das Buch auf jeden Fall erfüllt. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Die Geschichte ist sehr emotional, tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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