Profilbild von nessabo

nessabo

Lesejury Profi
online

nessabo ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nessabo über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2024

Gelungene Einblicke in die innere Zerrissenheit eines Teenagers

Beat vor der Eins
0

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Besonders Menschen, die sich gerade aus einer Leseflaute retten müssen (wie ich 😅), empfehle ich es von Herzen. Durch die sehr kurzen Kapitel wird mensch in das Buch ...

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Besonders Menschen, die sich gerade aus einer Leseflaute retten müssen (wie ich 😅), empfehle ich es von Herzen. Durch die sehr kurzen Kapitel wird mensch in das Buch und die Gedanken von Ina hineingesogen. Der Schreibstil ist fragmentarisch und direkt, genau das macht es für mich so authentisch.

Was Ina alles erleben muss, ist schwer und teilweise traumatisch. An der Stelle hätte ich mir Inhaltswarnungen gewünscht und ergänze sie am Ende meiner Rezension.
Doch abgesehen davon mochte ich die rasante Schreibweise, die bruchstückhaften Erzählungen und die spürbare innere Zerrissenheit eines Teenagers. Am Ende wollte ich Ina gern einfach sagen, dass es besser wird. 💚

Rundum ein wirklich gelungenes Buch!


(TW: sexueller Missbrauch, Angst vor Schwangerschaft, Abwertung des eigenen Körpers)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2024

Zu viel gewollt

Blue Skies
0

Ich wurde mit dem Roman nicht wirklich warm. Die Dystopie ist einfach nur schrecklich und ich denke, dessen sollte mensch sich vorm Lesen wirklich bewusst sein. Gerade angesichts der sehr realen Klimakrise ...

Ich wurde mit dem Roman nicht wirklich warm. Die Dystopie ist einfach nur schrecklich und ich denke, dessen sollte mensch sich vorm Lesen wirklich bewusst sein. Gerade angesichts der sehr realen Klimakrise fand ich es nämlich phasenweise sehr schwer auszuhalten. Das Leben und Handeln der Protagonist*innen ist einfach irgendwie komplett absurd. Sicherlich war das beabsichtigt, aber spätestens ab dem grausamen Zwischenfall etwa in der Hälfte hat mich T. C. Boyle einfach verloren. Die Schreckensszenarien schienen sich irgendwie nur noch überbieten zu wollen, die Figuren blieben meiner Meinung nach wiederum sehr flach.

Zusätzlich sind alle Haupt- und Nebenfiguren einfach nur schrecklich unsympathisch. Daher fiel es mir total schwer, mich auch nur ein bisschen mit ihnen zu identifizieren oder ihnen mein Mitgefühl zu schenken. Alle Beziehungen sind ebenfalls irgendwie oberflächlich, angespannt oder schlicht und ergreifend furchtbar. Eigenartige Charaktere scheinen bei dem Autor ja wiederholt eine Rolle zu spielen, aber das ist in dieser Intensität einfach nichts für mich.

Meine Erwartungen an eine zynische, aber humorvolle Betrachtung menschlichen Handelns in Reaktion auf die Klimakrise wurden damit nicht zufriedenstellend erfüllt. Während der Zynismus durchaus vorhanden ist, fehlt es der Geschichte für meinen Geschmack an Zusammenhang und menschlicher Tiefe. Es schien manchmal, als hätte T. C. Boyle hier einfach zu viel gewollt und durchaus wichtige Appelle gehen bei aller Diffusität irgendwie unter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2024

Wunderschöne Romance mit liebenswerten Charakteren, die wichtige Themen rund um Mental Health anspricht

Yours Truly
0

Das Buch hat mir einfach richtig gut gefallen und ich bin nur so durchgeflogen. Ich war rückblickend etwas verwirrt, weil es ja streng genommen der zweite Teil einer Reihe ist und der erste in der Übersetzung ...

Das Buch hat mir einfach richtig gut gefallen und ich bin nur so durchgeflogen. Ich war rückblickend etwas verwirrt, weil es ja streng genommen der zweite Teil einer Reihe ist und der erste in der Übersetzung erst noch erscheinen wird. Auch, wenn die Teile separat voneinander gelesen werden können, finde ich das eine eigenartige Verlagsentscheidung.

Aber abgesehen davon mochte ich den Perspektivenwechsel, die Figuren und das Setting total gern. Briana und Jacob sind unfassbar liebenswert, respektvoll und erstaunlich vielschichtig. Die Beziehung zwischen den beiden beginnt turbulent, wird dann aber schnell nah und das mochte ich sehr. Endlich wurde über ein Missverständnis einfach gleich zu Beginn gesprochen! 💚 Im Laufe der Handlung gibt es dann natürlich trotzdem noch einige Stellen, an denen ich mir schneller ein direktes Ansprechen gewünscht hätte. Besonders im letzten Drittel hatte das manchmal seine Längen, aber ich konnte trotzdem gut damit leben.

Vor allem die angesprochenen Themen verdienen meiner Meinung nach ganz viel Lob. Mental Health spielt mehrmals eine Rolle und das auch recht detailliert, sodass mensch beim Lesen ein gutes Gefühl für die Erkrankung(en) bekommen kann. Auch Organspende wird thematisiert und die Autorin erklärt im Nachwort auch, warum ihr das persönlich so wichtig war. 🥺

Am Ende war es mir einen Ticken zu pathetisch, aber das ist alles Jammern auf sehr hohem Niveau. Dafür, dass die Autorin psychische Erkrankungen und queere Beziehungen als eine Normalität des Lebens in die Handlung einflicht, gebe ich dem Buch trotzdem volle 5 Sterne! Eine dicke Empfehlung für alle, die z. B. „Happy Place“ von Emily Henry gern gelesen haben. 🫶🏻

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2024

Wichtiges Buch rund um #MeToo, aber auch so viel mehr

Off the Record. Unsere Worte sind unsere Macht
0

Ich bin so froh, dass es dieses Buch gibt, denn es behandelt so unfassbar wichtige Themen auf zugängliche Art. Zuallererst natürlich Investigativjournalismus rund um sexuellen Missbrauch in der Filmbranche, ...

Ich bin so froh, dass es dieses Buch gibt, denn es behandelt so unfassbar wichtige Themen auf zugängliche Art. Zuallererst natürlich Investigativjournalismus rund um sexuellen Missbrauch in der Filmbranche, wobei es ganz klare Parallelen zum Roman "She Said" und die Enthüllungen rund um Harvey Weinstein gibt. Die Autorin spricht diese Inspiration in ihrer Danksagung auch an. Da ich den gleichnamigen Film bereits mehrfach gesehen habe, sind mir die Parallelen an manchen Stellen etwas zu sehr aufgefallen, daher gibt es auch nicht ganz 5 Sterne. Dennoch finde ich es super, dass der Sachverhalt für ein jüngeres Publikum noch einmal aufbereitet wurde, damit in Zukunft hoffentlich weniger Scham im Falle eines Übergriffs herrscht. ❤️‍🩹

Doch "Off the Record" ist noch viel mehr als ein #MeToo-Roman! Die Protagonistin Josie ist Schwarz und fett, was wiederholt Thema des Buches ist. Die strukturelle Diskriminierung Schwarzer Menschen (z. B. in Bezug auf die Filmrollen, die sie spielen "dürfen") und fetter Personen (z. B. im Modebereich) werden sehr verständlich aufgezeigt und kritisiert. Josie ist eine unfassbar liebenswerte, authentische und starke Figur, die vielen Leser*innen Mut machen wird. Auch ihre eigenen Erfahrungen kommen nach und nach ans Licht, was mich sehr mitgenommen hat. Das Ende war einfach super rasant - ich hatte richtig Herzklopfen und an manchen Stellen Gänsehaut! 😲

Die Tweets am Kapitelanfang haben mir manchmal schon zu viel vom Kapitel selbst vorweggenommen, aber das ist nur ein klitzekleiner Kritikpunkt. 😊

Also ein so wichtiges Buch, das sich leicht lesen lässt ohne dabei an Ernsthaftigkeit zu verlieren und mit einer perfekten Balance zwischen Gesellschaftskritik und Solidarität.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2024

Unfassbar intensive Erzählung - in ihrer Kürze voller Dichte und Emotionen

Der ehrliche Finder
0

Das Buch war ein echtes Highlight und ich bin nach der Lektüre noch immer ganz angespannt. Es war mein erstes Buch von Lize Spit und ich war unschlüssig, ob eine Kurzgeschichte mich emotional wirklich ...

Das Buch war ein echtes Highlight und ich bin nach der Lektüre noch immer ganz angespannt. Es war mein erstes Buch von Lize Spit und ich war unschlüssig, ob eine Kurzgeschichte mich emotional wirklich ergreifen kann. Naja, und wie sie das konnte! Die Autorin hat ein unglaubliches Talent für sprachliche Feinheiten und liefert mit „Der ehrliche Finder“ ein so dichtes Werk, dass es lange nachhallt. Die Geschichte ist von einer wahren Begebenheit aus Belgien inspiriert und ich weiß nicht, ob es das jetzt besser oder schlimmer macht.. ❤️‍🩹

Wir erleben eine Geschichte über Freundschaft aus der Sicht von Jimmy, der nicht erst durch die Scheidung seiner Eltern viel Einsamkeit ertragen muss. Mobbing in der Schule ist an der Tagesordnung und so flieht er in seinen Job als „ehrlicher Finder“. In diesem sammelt er mit leidenschaftlicher Präzision Flippos - kleine Sammelmarken aus Chipspackungen. Dann tritt aber Tristan in sein Leben, der mit seiner Familie vor dem Krieg im Kosovo geflohen ist und eine traumatische Fluchterfahrung hinter sich hat. Als der Abschiebebescheid eintrifft, schmiedet Tristan mit seiner Schwester einen Plan, der die Abschiebung verhindern soll - und Jimmy soll dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Lize Spit schafft es für mich phänomenal, die Sprache des 10-jährigen Jimmys in ihrer kindlichen Zugewandtheit abzubilden. Der Text ist damit leicht zugänglich und die Lesenden können gar nicht umhin, in die Sichtweise des Protagonisten einzutauchen. Seine Sicht auf die Welt ist so kindlich optimistisch wie ernsthaft, an keiner Stelle wirken seine Schilderungen lächerlich. Die Traumata der Familie Ibrahimi werden an wenigen Stellen angeschnitten und obwohl das eher nebenbei passiert, trifft es eine*n ins Mark!

Die Geschichte ist eine perfekte Balance zwischen Zartheit sowie bedingungsloser Liebe und einer Dunkelheit rund um Hass gegen Geflüchtete, Traumata und Einsamkeit. Sie hat mich emotional komplett auf links gedreht und wirkt sehr lang nach. Das Ende hat mir das Herz herausgerissen und ich wollte vor lauter Unrecht schreien. 💔

Lest dieses Buch mit seinen zarten 125 Seiten, mehr kann ich echt nicht sagen. 🥺

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere