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Veröffentlicht am 06.08.2024

Schöne Geschichte zu innerer Schönheit mit einigen Längen in der Umsetzung

A Beautiful Flaw
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Ich fand das beschriebene Setting im Klappentext spannend und auch das Hauptthema zu "Was ist eigentlich schön" hat mich angesprochen. Außerdem wurde ein Vergleich zu Bridgerton gezogen und da bin ich ...

Ich fand das beschriebene Setting im Klappentext spannend und auch das Hauptthema zu "Was ist eigentlich schön" hat mich angesprochen. Außerdem wurde ein Vergleich zu Bridgerton gezogen und da bin ich natürlich sofort am Start. 😅

Die Geschichte lässt sich sprachlich gut lesen und besonders gut haben mir die Abschnitte mit den Drehbuchauszügen gefallen. Die Handlung wechselt zwischen den Perspektive von Vic und Lex, Sam kommt als Hauptdarstellerin der Serie und als Vics Schwester auch in ein paar Kapiteln zu Wort. An der Stelle habe ich aber bereits eine erste Kritik, denn ihre Sichtweise bleibt mir viel zu flach, eindimensional und langweilig. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Perspektive hätte auch gestrichen werden können und es hätte nichts an der Handlung verändert. Sam bekommt im nächsten Teil ja auch noch ihren Auftritt, das hätte meiner Meinung nach auch genügt. Vic und Lex sind als Figuren deutlich komplexer, doch auch sie konnte ich emotional nicht zu 100 % greifen bzw. waren sie mir ein wenig zu vorhersehbar. Ich mag aber auch ambivalente Figuren lieber, das sei zur Einordnung gesagt.

Trotz des zugänglichen Schreibstils und des hilfreichen Glossars hatte das Buch seine Längen, durch die ich mich phasenweise etwas durchbeißen musste. Auf den Themen "vergangene Traumata" sowie "innere Schönheit" wurde mir persönlich ein wenig zu intensiv herumgeritten und auch der Beziehungsaufbau zwischen Vic und Lex hätte für mich ein wenig mehr Dynamik haben können. Ein paar Inkonsistenzen/Fehler gab es auch im Roman, so wurde z. B. beschrieben, dass die Serienszenen oft gar nicht chronologisch zur Handlung gedreht werden, aber die Schlussszene wurde dann auf einmal doch ganz am Ende gedreht. Und so sehr das Glossar bei den Filmbegriffen hilft, bleibt für mich bspw. trotzdem offen, was mit "Cont'd" im Skript gemeint ist.

Die konkreten Unsicherheiten Vics können bestimmt vielen Menschen dabei helfen, sich gesehen und weniger allein zu fühlen. Auch, wenn das konkret mich persönlich nicht angesprochen hat, finde ich den Roman sehr wichtig. Die 4 Sterne sind aufgrunddessen etwas aufgerundet, da er für mich wie gesagt deutlich flüssiger und emotional zugänglicher hätte sein dürfen.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Wirklich tolle Idee, doch leider zu kompliziert und wenig emotional umgesetzt

Das Verschwinden
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Der Klappentext versprach mir eine feministische Dystopie mit utopischen Anteilen, deshalb habe ich mir das Buch auch gekauft. Doch meine Erwartungen wurden leider sehr enttäuscht.

Ich hatte zu keinem ...

Der Klappentext versprach mir eine feministische Dystopie mit utopischen Anteilen, deshalb habe ich mir das Buch auch gekauft. Doch meine Erwartungen wurden leider sehr enttäuscht.

Ich hatte zu keinem Zeitpunkt wirklich einen angenehmen Lesefluss, nur am Ende wurde es für mich durch Evangelynes Vergangenheitsbewältigung kurz spannend. Die Handlung war mir zu sehr "irgendwo und nirgendwo" - dem Verlauf fehlte es mir an Stringenz und es gab zu viele Charaktere, die aber wiederum nicht wirklich Raum bekommen haben, um sich zu entfalten. Da mir außerdem Jane ziemlich unsympathisch war und Evangelyne sich überwiegend unnahbar angefühlt hat, habe ich zu keiner der Figuren eine emotionale Bindung aufbauen können.

Auch sprachlich fand ich das Buch anstrengend. Es fällt mir nicht leicht, mein exaktes Problem zu beschreiben, aber es wirkte phasenweise sehr sachbuchartig und vor allem in der Tiefe nicht sonderlich emotional. Vielleicht haben Menschen hier Freude, die eine experimentellere und nüchterne Sprache mögen. Als Liebhaberin einer klaren, emotional vielschichtigen Sprache und Handlung war ich hiermit leider unzufrieden.

Und dann habe ich abschließend das Gefühl, die Geschichte einfach nicht verstanden zu haben. Von den Enthüllungen Evangelynes habe ich mir eindeutig mehr Klarheit erhofft, stattdessen verbleibe ich nach dem Ende einfach mit 100 Fragezeichen im Kopf.

Ich gebe trotzdem wohlmeinende 2 Sterne für die Ideen, die im Roman stecken und für die komplexe Betrachtung unserer Welt. Sandra Newman verfällt nicht in vereinfachte Lösungsvorschläge und thematisiert nebenher rassistische Polizeigewalt ebenso wie Transgeschlechtlichkeit. In ihrer Vielfalt finde ich die ganzen Themen zwar oft zu lose in die Handlung eingewoben, aber ich möchte den Versuch trotzdem wertschätzen.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Solide RomCom mit interessantem Setting, jedoch wenig emotionalem Tiefgang und Tension

An dir führt kein Weg vorbei
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Ich habe die Geschichte zwar gut lesen können, bin aber emotional nicht so richtig reingekommen. Da gibt es im RomCom-Bereich Bücher, die mir persönlich besser gefallen.

Richtig gern mochte ich die zugrundeliegende ...

Ich habe die Geschichte zwar gut lesen können, bin aber emotional nicht so richtig reingekommen. Da gibt es im RomCom-Bereich Bücher, die mir persönlich besser gefallen.

Richtig gern mochte ich die zugrundeliegende Idee, dass die beiden einige der von ihrer Firma angebotenen Freizeitaktivitäten gemeinsam testen sollen, obwohl sie sich in einem direkten Konkurrenzkampf befinden. So gibt es einige lustige Dates/Nicht-Dates. Der Textfluss ist romcom-typisch leicht und ermöglicht ein schnelles Leseerleben.

Mir persönlich fehlte es aber an Tiefe. Weder habe ich so richtig eine sich aufbauende Spannung zwischen Marina und Lucas wahrgenommen, noch war es emotional sonderlich komplex. Das Enemies-to-Lovers war mir auch zu seicht und der beschriebene Konkurrenzkampf schien sich schnell erledigt zu haben. Enttäuscht war ich persönlich auch davon, dass der Spice komplett gefehlt hat, obwohl er sich gut in die Handlung hätte einfügen lassen. Irgendwie plätschert die Geschichte doch sehr vor sich hin und ich habe mich mehrfach beim unaufmerksamen Lesen ertappt, weil ich emotional einfach keine gute Bindung zu den Figuren aufbauen konnte.

Eine solide RomCom für alle, die es ziemlich vorhersehbar mögen und eine zarte Geschichte ohne Spice lesen möchten.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Gut geschriebene Geschichte, aber die Protagonistin hat mich leider einfach nur deprimiert

Was glänzt, verschwindet mit uns
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Ich bin voller Erwartungen in diesen Roman gegangen und er hat sich zu Beginn auch vielversprechend gelesen. Dann aber fand ich die Hauptfigur so unfassbar deprimierend und wenig nachvollziehbar, dass ...

Ich bin voller Erwartungen in diesen Roman gegangen und er hat sich zu Beginn auch vielversprechend gelesen. Dann aber fand ich die Hauptfigur so unfassbar deprimierend und wenig nachvollziehbar, dass ich mich eher geärgert habe.

Nola ist Psychotherapeutin und kommt mit dem Tod ihrer älteren Schwester nicht gut zurecht. Sie flüchtet sich in ihre Arbeit, verleugnet die Realität, entwickelt eine regelrechte Obsession für einen ihrer Patienten (den sie schon zu Schulzeiten kannte und gut fand) und befindet sich zunehmend in einem hochgradig depressiven Zustand, den ich persönlich schwer auszuhalten fand. Ihre Partnerschaft erscheint auch einfach grundlegend furchtbar, distanziert und unnötig, ich konnte sie null nachvollziehen. Besonders über ihre Rolle als Therapeutin habe ich mich sehr geärgert, weil sie meiner Meinung nach komplett unverantwortlich mit ihren Patient*innen umgeht und sich im Verlauf der Handlung auf kontrollierende und manipulative Art in deren Leben einmischt. Auch die Katze ihrer Schwester, um die sie sich kümmern wollte, vernachlässigt sie auf die verheerendste Art und Weise.

Der Roman ist sehr zugänglich und leicht lesbar geschrieben, ich habe mich auch nicht großartig gelangweilt. Doch für mich persönlich war Nola als Hauptfigur einfach zu problematisch, zu selbstbemitleidend, zu übergriffig. Ein Trauerprozess ist natürlich extrem individuell, aber ich komme mit derartigen Charakteren, die sich auch völlig von anderen isolieren, einfach nicht zurecht. Und über meinen Ärger hinaus konnte ich mich leider auch nicht in die Protagonistin einfühlen und entsprechend kein Mitgefühl für sie aufbringen. Dennoch finde ich, dass der psychische Extremzustand authentisch beschrieben wurde.

Menschen, die genau solche schwierigen Figuren mögen und sich gerne von ihnen herausfordern lassen, könnten in diesem Buch etwas sehr Passendes finden, denn literarisch finde ich es durchaus gut. Und sicherlich ist es auch hilfreich mit einer mutmaßlich schwer depressiven Hauptfigur umgehen zu können. Mich hat der Roman leider sehr runtergezogen und er wird mir damit vermutlich auch nicht im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Krimikomödie voller emotionaler Situationskomik und mit einer herzzerreißenden Relevanz

Ein Mann zum Vergraben
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[TW: häusliche Gewalt]

Ich war zu Beginn etwas unsicher, ob mir das Buch mit seiner Krimi-Komponente zu viel ist, weil ich bzgl. Gewaltverbrechen extrem sensibel bin. Und obwohl es natürlich um Totschlag ...

[TW: häusliche Gewalt]

Ich war zu Beginn etwas unsicher, ob mir das Buch mit seiner Krimi-Komponente zu viel ist, weil ich bzgl. Gewaltverbrechen extrem sensibel bin. Und obwohl es natürlich um Totschlag geht, bin ich beeindruckt davon, mit welchem Humor ein so relevantes Thema hier behandelt wird.

Eigentlich geht es Alexia Casale nämlich vor allem darum, das Thema häusliche Gewalt, ganz besonders im Kontext der Corona-Lockdowns, niedrigschwellig an die Menschen zu bringen. In ihrer Arbeit hatte sie nämlich oft das Gefühl, nicht genügend zu erreichen, weil Menschen die patriarchale Gewalt an Frauen und Mädchen (bzw. natürlich FLINTA) zu sehr als „Privatsache“ ansehen und weniger als ein strukturelles Problem. Besonders diese Einordnung im Nachwort der Autorin hat mich emotional noch einmal extrem erschüttert und macht den Roman zu einer klaren Empfehlung.

In „Ein Mann zum Vergraben“ begleiten wir vier Ehefrauen (und zum Teil deren Töchter) verschiedener Schichten und race. Zwei waren einmal befreundet, alle anderen kennen sich gar nicht. Bis sie alle ihre gewalttätigen Männer umbringen und zufällig aufeinanderstoßen. Es formt sich ein ganz besonderer Club, der geprägt ist von bedingungsloser Solidarität und Freundinnenschaft. 🤍

Begleitet von allerlei Widrigkeiten, die an Situationskomik kaum zu übertreffen sind, müssen sie nun nicht nur vier Leichen beseitigen, sondern sich auch einen plausiblen Grund für das Verschwinden ihrer Männer einfallen lassen.

Ich mochte besonders, dass es hier überhaupt nicht darum geht, (tödliche) Gewalt als etwas Lustiges darzustellen. Stattdessen macht der Roman Raum für moralische Fragen. Welche Optionen haben Frauen, die unter der Gewalt ihrer Ehemänner leiden? Wenn die ihre Töchter zwangsverheiraten wollen? Oder sogar das Leben der Kinder bedrohen? Was, wenn aufgrund eines Lockdowns die sowieso begrenzten Hilfsangebote noch weiter beschränkt werden? Können wir als Leser*innen ihre Erleichterung nachvollziehen?

Der Humor des Romans ist ein schwarzer, doch er nimmt dem Thema nie die Ernsthaftigkeit. Casale ist es dabei gelungen zu transportieren, dass patriarchale Gewalt unabhängig von religiösen und kulturellen Einflüssen überall zu finden ist ohne dabei z. B. rassistische Stereotype zu bedienen. Ebenfalls schafft es die Autorin, die emotionale Ambivalenz der Frauen nach der Tat abzubilden. Die Krimi-Aspekte finde ich so reduziert beschrieben, dass der Roman auch von sensibleren Gemütern gelesen werden kann. Die deutsche Übersetzung war an einigen Stellen etwas holprig, das ist aber mein einziger Kritikpunkt.

Ich gehe bedrückt, aber auch bestärkt aus der Lektüre hervor. Mein Herz bricht für all die Gewalt, die FLINTA weltweit besonders in ihren Beziehungen ertragen müssen. Solange sich nichts grundlegend ändert, bleibt uns zumindest die Solidarität untereinander. Und das ist eindeutig die große Stärke des Romans.

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