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Veröffentlicht am 21.01.2021

Wie definiert man Liebe?

Hingabe
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Bei den Worten "Hingabe", "sexuelle Begierde" und "bedingungslose Liebe" war meine Neugier so immens groß, dass ich einfach zu diesem Roman greifen musste.

In der Geschichte geht es um Großbauer Tomás, ...

Bei den Worten "Hingabe", "sexuelle Begierde" und "bedingungslose Liebe" war meine Neugier so immens groß, dass ich einfach zu diesem Roman greifen musste.

In der Geschichte geht es um Großbauer Tomás, dem eher zufällig Suiza in die Hände fällt. Sie kam völlig abgerissen und verwahrlost in das Dorf und seitdem werden Vermutungen über sie angestellt. Ist sie Schweizerin? Ist sie dumm? Wie schafft sie es die Männer des Dorfes verrückt zu machen?

Das Setting der Geschichte ist ein streng katholisches Dorf in Spanien, in dem die Männer das Sagen haben und die Frauen sich fügen müssen. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die harte Arbeit auf dem Feld teilt den Tag ein.

Als emanzierte Frau liest man verwundert über die mürrischen Frauen des Dorfes, die durch ihre Ehemänner schlecht behandelt werden und zudem auch noch selbst schlecht über andere Frauen reden. Warum nur lässt man sich dies gefallen?

Tomás agiert als Ich- Erzähler und lässt uns an seinen schmutzigen Fantasien teilhaben, die man nur schwer erträgt, da sie von Gewalt geprägt sind. Frau Belpois gelingt es in meinen Augen sehr gut ein authentisches Bild eines typischen Mannes des Dorfes durch ihn aufzuzeigen. Ich als Leserin wollte ihn oft schütteln, dass er sie so nicht behandeln darf. Auch wenn es hart klingen mag, so gönnte ich ihm auf gewisse Weise seine Erkrankung, denn nur so kann er erkennen, dass er nicht immer der Starke sein wird, der alle und alles beherrscht.

Suiza ist das genaue Gegenteil von ihm, da sie zart und weich ist. Sie ist die Höflichkeit in Person ihrem Umfeld gegenüber, was sie von den anderen Dorfbewohnern unterscheidet. Sie hat etwas so Kindliches an sich, dass man sie sofort beschützen möchte. Auch wenn sie nur sehr wenig im Buch zu Wort kommt, so mochte ich sie gern.

Meine Lieblingsfigur ist jedoch Lope, denn an ihm erkennt man, dass sich Hilfsbereitsschaft und liebenswertes Verhalten nicht durch das Äußere ableiten lassen. Schon tragisch, dass er sich damit abgefunden hat, dass die anderen Dorfbewohner ihn aufgrund seines Äußeren und seiner sexuellen Orientierung mobben. Und trotzdem macht er das Beste aus seinem Leben und hilft nebenbei noch anderen.

Das Besondere an dem Roman ist in jedem Fall die Sprache, die mich direkt für sich eingenommen hat. Da wird der Wald so intensiv beschrieben, dass man ihn nicht nur bildlich vor Augen hat, sondern auch hören und riechen kann. Die bildhafte Sprache hat mir außerordentlich gut gefallen.

Das Buch hat in mir auf jeden Fall Emotionen geweckt, auch wenn diese defintiv anders waren als ich es erwartet hatte, denn ich war oft wütend auf die männlichen Protagonisten und ihr Machoverhalten.

Und was ist da nun genau zwischen Suiza und Tomás? Die Einen mögen es Liebe nennen, für mich war es schlicht eine Beziehung voller Abhängigkeiten, die zwar funktioniert, aber keineswegs als gesund bezeichnet werden kann. Leidenschaft: ja, Hingabe: unbedingt, Ekstase: na klar, Liebe: ich weiß nicht...

Das Ende hat mich geschockt und beinahe wütend gemacht, denn diese Wende hatte ich nicht kommen sehen. Tomás bleibt seinem Stil eben doch treu.

Fazit: Ein Roman der aufwühlt, der den Leser fordert und oft nachdenklich stimmt. Kein leichter Spaziergang, sondern ein steiniger, steiler Wanderweg. Ich spreche gern eine Empfehlung aus, weil er sprachlich einfach nur klasse ist und aufzeigt wie Menschen sein können.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Wieviel kann ein Mensch ertragen?

All das Ungesagte zwischen uns
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Nachdem ich "Verity", mein erstes Buch der Autorin, verschlungen hatte, wollte ich einfach mehr und griff nun zu ihrem aktuellen Werk. Gespannt begann ich zu lesen, denn der Klappentext klang schon sehr ...

Nachdem ich "Verity", mein erstes Buch der Autorin, verschlungen hatte, wollte ich einfach mehr und griff nun zu ihrem aktuellen Werk. Gespannt begann ich zu lesen, denn der Klappentext klang schon sehr vielversprechend.

In der Geschichte geht es um das Mutter- Tochter- Gespann Morgan und Clara. Nachdem die beiden die liebsten Menschen in ihrem Leben verloren haben, versuchen sie die Trauer zu verarbeiten und ihr Leben weiterzuleben. Doch die Toten hatten Geheimnisse. Schlimme Geheimnisse. Werden die beiden Frauen diesen Verrat überstehen können?

Im steten Wechsel sind wir mal bei Mutter Morgan, mal bei Tochter Clara und jede agiert für sich als Ich- Erzählerin. Ich mag diese Erzählperspektive sehr, da man so enorm nah dran an den Figuren ist. Hier fühlt es sich sogar fast so an als würde man selbst diese Erfahrungen machen müssen.

Obwohl Morgan und ich in einem Alter sind, konnte ich mich definitiv mehr mit ihrer Tochter identifizieren, weil das Leben von Mama Morgan und mir nicht unterschiedlicher sein könnte.

Clara muss nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern erlebt so viele erste Mal, egal ob nun positiv oder negativ, dass man sich beim Lesen sofort in die eigene Jugend zurückversetzt fühlt. Auch wenn ihr Verhalten oft etwas nervig rüberkommt, so entspricht es doch komplett ihrem Alter. Ihre erste Liebe hat mich so sehr berührt, dass ich fast ein wenig neidisch war. Sie sind einfach so süß zusammen.

An Morgan mochte ich, dass sie so fürsorglich ihrer Familie gegenüber ist. Sie kümmert sich und opfert sich für andere auf. Allerdings hätte ich sie immer mal wieder schütteln können, wenn sie sich ihre Gefühle ausreden will. Das ewige hin und her fand ich etwas anstrengend zu lesen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie sich nur bedingt ihrem Alter entsprechend verhält.

Miller ist ja wohl mal ein Freund, den sich jedes Mädchen nur wünschen kann. Auch wenn sein Background alles andere als einfach ist, so geht er dennoch seinen Weg und weiß was er will. Auch wie er sich um Gramps kümmert, hat mein Herz höher schlagen lassen.

Auch Onkel Jonah mochte ich gern. Man merkt, dass er ein guter Pädagoge ist, denn sonst könnte er sich nicht so gut um die Mädels kümmern, wie er es tut. Ihn scheint ja kaum etwas aus der Fassung zu bringen.

Leider ist der Roman etwas vorhersehbar, denn auch wenn das Geheimnis etwa in der Mitte des Buches gelüftet wird, war mir sehr schnell klar, was es ist. Aber manchmal braucht ein Leser eben etwas Seichteres, von daher hat es mich kaum gestört.

Fazit: Wer Liebe, Drama und Herzschmerz liebt, der wird dieses Buch in jedem Fall mögen. Ich spreche jedenfalls gern eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Einfach nur magisch...

Being Young
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Der Preis des Buches hatte mich zunächst etwas abgeschreckt, aber die optische Aufmachung hat mir so gut gefallen, dass ich es doch wagte. Und was soll ich sagen? Es ist eine Wucht.

Die Autorin hat Erlebnisse ...

Der Preis des Buches hatte mich zunächst etwas abgeschreckt, aber die optische Aufmachung hat mir so gut gefallen, dass ich es doch wagte. Und was soll ich sagen? Es ist eine Wucht.

Die Autorin hat Erlebnisse von Teenagern und jungen Erwachsenen gesammelt und daraus ansprechende Geschichten, Gedichte und Sprüche gemacht. Da wird aber auch wirklich alles angesprochen. Da kann die Mutter krank sein und das Familienleben durcheinander bringen. Da ist sie verliebt in die beste Freundin, nur darf diese davon nichts wissen.

In allen Texten wird sehr deutlich, dass Freundschaft und Familie sehr wichtig sind und dass Mobbing, Rassismus und Co keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Ein Großteil der Geschichten hat mich so sehr berührt, dass ich beinahe Tränen in den Augen hatte, denn wie viele negative Erlebnisse der Jugendzeit hat man mitunter selbst verdrängt und kommen durch die Lektüre wieder hoch? Und dennoch gibt es auch Abschnitte wo man schmunzeln und lachen kann, wenn die Mädchen plötzlich so anders sind als vor dem Sommer und die fiesen Pickel immer genau dann am größten sind, wenn man ein wichtiges Treffen hat.

Es fällt einem schwer in Worte zu fassen wie hier die Pubertät beschrieben wird. Eher als eine Zeit der Veränderung, etwas Beängstigendes, aber auch Schönes, aber auf keinen Fall als etwas Schlechtes.

Die goldene Krönung sind natürlich die Illustrationen von Lisa Aisato, in denen man sich einfach nur verlieren kann. Mir war gar nicht bewusst, dass man Gefühle so intensiv in Form von Bildern ausdrücken kann. Einfach nur zauberhaft.

Dieses Buch ist nicht nur für Teenager ab 14 Jahren und Eltern geeignet, sondern auch für jeden anderen, der in Erinnerungen an die eigene Pubertät schwelgen möchte.

Fazit: Unfassbar schön, berührend, emotional und einfach nur zauberhaft. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Spitzenklasse!

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Das Finale um Sophia

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph (Sophia 3)
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Seit "Die Schmetterlingsinsel" greife ich eigentlich automatisch zu einem neuen Roman von Frau Bomann, erst recht bei ihren Reihen.

Dieser letzte Band spielt nun 1934 in New York und Sophias Liebesglück ...

Seit "Die Schmetterlingsinsel" greife ich eigentlich automatisch zu einem neuen Roman von Frau Bomann, erst recht bei ihren Reihen.

Dieser letzte Band spielt nun 1934 in New York und Sophias Liebesglück ist perfekt. Aber was ist mit ihren Träumen? Wird sie sich diese noch erfüllen können? Und hat der nahende Krieg in Europa auch Einfluss auf ihr Leben?

In diesem Band hat die Autorin sich einiges vorgenommen, denn er berichtet über den Zeitraum 1934 bis 1946, mit die schwersten Jahre der Geschichte.

Wie bereits gewohnt fungiert die Hauptakteurin als Ich- Erzähler. Ich mag diese Perspektive immer besonders gern, weil man so ganz nah dran ist an den Empfindungen und Gedanken.

Auch in diesem Band kann Sophia kein ruhiges Leben leben, sondern auch hier wartet ein steiniger Weg auf sie. So ist mal wieder das Geld knapp, Arbeit und Studium zur selben Zeit verlangen ihr alles ab und dann ist da immer wieder die Frage: Was ist mit Louis?

Der Schreibstil der Autorin lässt sich wie üblich angenehm wegschmökern. Man kann sich darin sehr gut verlieren.

Das Buch selbst empfand ich an einigen Stellen etwas schwächer als seine Vorgänger, was aber vielleicht auch an der dargestellten Zeit liegen mag. Etwas mehr Tiefe hätte ich mir irgendwie schon gewünscht. Und gerade der Schluss kam dann irgendwie etwas plötzlich und hat einen überrannt.

Fazit: Alles in allem ein solider Abschluss der Reihe, bei dem man sich mal in andere Zeiten und Orte träumen konnte. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Die verschollenen Frauen...

Die Frauen von Paris
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Das schöne Cover mit dem nostalgischen Foto der Brücke "Pont Alexandre III" über die Seine in Paris und den flanierenden Frauen hatte direkt meine Aufmerksamkeit und der Klappentext versprach viel.

In ...

Das schöne Cover mit dem nostalgischen Foto der Brücke "Pont Alexandre III" über die Seine in Paris und den flanierenden Frauen hatte direkt meine Aufmerksamkeit und der Klappentext versprach viel.

In der Geschichte geht es um Grace Healey, die kürzlich Witwe geworden ist und immer noch um ihren Mann Tom trauert. Eher zufällig stolpert sie über einen mysteriösen Koffer. Als sie diesen öffnet findet sie Fotos mit zwölf Frauen darauf. Wer waren sie und warum stand der Koffer herrenlos im Bahnhof? Bald beginnt sie zu recherchieren, aber kann sie das Geheimnis um die Frauen lüften?

Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass alle drei Handlungsstränge in den 40er Jahren spielen, sich also zeitlich nah sind und nicht wie sonst üblich, dass ein Strang in der Gegenwart spielt. So wandelt man dauerhaft in einer Zeit ohne elektronische Medien, Smartphone und Co, was ich als sehr angenehm empfand.

Da aus der Sicht eines beobachtenden Erzählers die Handlung dem Leser nahe gebracht wird, ist man zu Beginn etwas distanziert zu den Protagonisten. Anfänglich fand ich dies etwas seltsam, aber ich gewöhnte mich schnell daran und fand auch zügig Zugang zu den einzelnen Figuren. Zudem nimmt das Erzählte mit erhöhter Seitenzahl immer mehr an Tempo und Spannung zu, so dass man zum Ende hin fast das Gefühl hat einen Agentenkrimi zu lesen.

Gut gefallen hat mir, dass alle drei Frauen so unterschiedlich sind, dass jeder Leser jemanden findet, mit dem er sich am besten identifizieren kann.

Mir hat am besten Marie gefallen. Sie ist ein Charakter, der im Verlauf der Handlung weit über sich hinauswächst. Merkt sie während der Ausbildung noch ihre Schwächen und vor allem ihre großen Ängste, so funktioniert sie beim Einsatz wie vorgesehen.

Bei Grace hat mir gefallen, dass sie dem Schicksal der Frauen nachgeht, obwohl sie diese gar nicht kennt und auch keine Verpflichtungen jemand anderem gegenüber hat. Auch wenn sie diverse Steine im Weg überwinden muss, gibt sie dennoch nicht auf.

Eleanor Trigg bleibt einem durch ihre unterkühlte Art lange fremd, aber je mehr man über sie erfährt, desto mehr platzt der Schutzkokon und man kann hinter diese Fassade blicken.

Das Thema weibliche Agenten während des Weltkrieges war mir unbekannt, so dass mich die Lektüre nicht nur unterhalten hat, sondern ich mal wieder etwas dazu gelernt habe.

Fazit: Unterhaltsam, spannend und emotional ergreifend. Ich kann diesen Roman nur empfehlen. Prädikat gut!

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