Profilbild von nicigirl85

nicigirl85

Lesejury Star
offline

nicigirl85 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nicigirl85 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2020

So augenöffnend...

Sei kein Mann
0

Ich habe mich schon sehr oft mit den Rechten der Frau, Feminismus, Gleichberechtigung und ähnlichem beschäftigt, aber noch nie wie es eigentlich bei den Männern aussieht. Als ich dann über dieses Buch ...

Ich habe mich schon sehr oft mit den Rechten der Frau, Feminismus, Gleichberechtigung und ähnlichem beschäftigt, aber noch nie wie es eigentlich bei den Männern aussieht. Als ich dann über dieses Buch stolperte, mit der sehr dominanten Aussage "Sei kein Mann", war meine Neugier ungemein groß. Was ich bekam war so viel mehr als ich erwartet hatte.

In diesem besonderen Sachbuch thematisiert Herr Bola wie Männer in unserer Gesellschaft und auch in anderen Kulturen erzogen werden. Was dürfen sie? Was dürfen Jungs auf keinen Fall machen, um nicht als Weichei zu gelten?

Da ich kein Mann bin, war mir vor dieser Lektüre gar nicht bewusst, dass viele Eigenarten und Eigenschaften des männlichen Geschlechts anerzogen sind von der Familie, in der er groß wird. Und wenn man beim Lesen selbst in sich hineinhorcht, dann merkt man auch schnell, dass man selbst auch die bekannten Klischees schlichtweg erwartet.

Besonders fand ich, dass der Autor absolut Recht damit hat, dass Feminismus nicht nur für Frauen ist, sondern auch für Männer eine gerechtere Welt schafft. Nur wenn Frauen gleichberechtigt sind, dann fällt auch der Druck von den Männern ab.

Spannend fand ich zum Schluss auch die zehn Handlungsanweisungen, damit eine Abkehr vom heutigen Bild des Mannes überhaupt denkbar ist.

Die erwähnten Studien zu Themen wie Gewalt, Suizid und ähnlichem war ungemein interessant.

Etwas zu kämpfen hatte ich mit den Begrifflichkeiten, da der Autor doch recht häufig Fremdwörter benutzt, die ich für ein besseres Verständnis nachgeschlagen habe und dann war der Lesefluss etwas gestört.

Auch wenn dieses Sachbuch nicht so seitenstark ist, hatte es für mich einen immensen Mehrwert, da es mir die Augen geöffnet hat.

Fazit: Hier lernt man noch was und kann vielleicht die Welt der Männer etwas besser verstehen. Klare Leseempfehlung. Klasse!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2020

Das komplizierte Leben der Jugend...

Dieses ganze Leben
0

Auf das Erscheinen dieses Buches hatte ich so sehnsüchtig gewartet, weil es mir bereits in der Verlagsvorschau positiv auffiel. Gespannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um Paola, die eigentlich ...

Auf das Erscheinen dieses Buches hatte ich so sehnsüchtig gewartet, weil es mir bereits in der Verlagsvorschau positiv auffiel. Gespannt begann ich zu lesen.

In der Geschichte geht es um Paola, die eigentlich alles hat um zufrieden im Leben zu sein: ihre Eltern sind reich, sie leben in einer Villa, Haushalt, Garten und Co werden von Angestellten bewirtschaftet, sie ist gesund und dennoch ist Paola nicht glücklich. Bewusst sucht sie Kontakt zur anderen Seite ihrer Welt. Wird sie im Ghetto der Stadt Antworten finden?

Paola fungiert als Ich- Erzählerin und ihre Gedankensprünge und Fantasien machten es beim Lesen nicht immer leicht ihr folgen zu können. Die Art ihrer Erzählweise erschien mir aber dennoch unheimlich authentisch, da gerade jungen Menschen in der Pubertät so viel durch den Kopf geht und es da auch schwer fällt alles zu verarbeiten und zu verstehen. Bedrückt hat mich bei ihr die Härte gegen sich selbst, denn es gehört schon einiges dazu, wenn man sich selbst dauerhaft als hässlich und ungeliebt wahrnimmt. Allerdings gehe ich davon aus, dass es vielen Mädchen ihrer Altersgruppe so geht.

An ihrem Bruder Richi mochte ich vor allem, dass er trotz seiner körperlichen Einschränkungen versucht seiner Schwester beizustehen. Ich fand gut, dass er sich nicht alles gefallen lässt, seine Bockanfälle hatten fast schon etwas Witziges. Zudem hat mir zugesagt, dass seine Behinderung als völlig normal und eher nebensächlich dargestellt wird und nicht dass der Fokus darauf liegt, denn seine Fähigkeiten machen ihn ja als Person aus und nicht seine Einschränkungen.

Das dargestellte Familienleben zeigt deutlich, dass Geld allein nicht glücklich macht. Jeder in der Familie hat sein Päckchen zu tragen, obwohl man eigentlich glauben würde, dass solche Leute gar keine Probleme haben.

Meine absolute Lieblingsfigur war Nanny Nina. Ihre Art die Welt zu sehen und Verschwendung in jedem Fall zu vermeiden, fand ich klasse. Auch wenn es erscheint als wäre sie aus einem früheren Jahrhundert gefallen, ist ihre Sichtweise eigentlich modern, da Zero Waste und Umweltbewusstsein gerade im Trend liegen. In meiner DDR- Kindheit wurde es genauso gemacht, wie sie es praktiziert.

Die eingewobene, zarte Liebesgeschichte hatte ihren Reiz. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.

Sprachlich empfand ich den Roman als sehr angenehm. Es gab so viele tolle Sätze und Formulierungen, die man sich notieren musste und als Lebensweisheit im Alltag verteilen könnte.

Das Ende kam für mich persönlich etwas plötzlich. Mir hätte es gefallen, wenn die Autorin noch das Leben nach dem Ereignis etwas beleuchtet hätte. Dies bleibt nun der Fantasie des Lesers überlassen.

Fazit: Keine leichte Kost, die für mich dann aber doch einen gewissen Reiz ausgeübt hat. Wer es speziell mag, wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2020

Durchhalten lohnt sich ...

Für einen Sommer unsterblich
0

Nachdem ich von "All die verdammt perfekten Tage" und "Stell dir vor, dass ich dich liebe" richtig gut gefallen hatten, wollte ich natürlich auch das neuste Werk der Autorin lesen, auch wenn der quietschpinke ...

Nachdem ich von "All die verdammt perfekten Tage" und "Stell dir vor, dass ich dich liebe" richtig gut gefallen hatten, wollte ich natürlich auch das neuste Werk der Autorin lesen, auch wenn der quietschpinke Buchumschlag eher abschreckend wirkte.

In der Geschichte geht es um Claudine, die alle nur Claude nennen. Sie glaubt den schwersten Sommer ihres Lebens zu haben, denn ihre Eltern wollen sich trennen. Nie hätte sie gedacht, dass dieses starke Team nicht mehr zusammenhält. Mit ihrer Mutter verbringt sie den Sommer auf einer abgelegenen Insel. Hier gibt es keinen Handyempfand, was für eine Strafe. Als ihr dann Jeremiah Crew über den Weg läuft, steht ihr Herz plötzlich Kopf. Wie soll sie damit bloß umgehen?

Der Roman hat es mir wirklich nicht einfach gemacht ihn zu mögen, denn der Einstieg war alles andere als einfach. Zu Beginn besticht vor allem Claudes Gefühls- und Gedankenwelt und oft weiß man als Leser nicht, ob man in der Realität oder in ihrer Fantasie unterwegs ist. Im Verlauf der Geschichte gewöhnt man sich daran und es wird auch weniger.

An Claude mochte ich, dass sie ein Mädchen wie du und ich ist, mit den Problemen, die junge Frauen so haben. Sie ist keine Beauty, der alles zufällt.

Jeremiah hat viel in seinem Leben durchmachen müssen, was ihn meines Erachtens sehr geprägt hat und ihn deswegen sehr liebenswert macht. Mir gefiel, dass er sich nicht nur aufopferungsvoll um seine Familie kümmert, sondern sich auch Claudine annimmt mit ihren Elternproblemen.

Gut gefallen hat mir die Bedeutung von Familie und die Mysterien der Familie Blackwood.

Der Autorin ist es meines Erachtens sehr gut gelungen das Gefühl der ersten großen Liebe einzufangen. Bei den geschilderten Szenen habe ich mich oft an meine erste Liebe erinnert und mich nochmal jung gefühlt. Auch die vielen ersten Male, die das Paar zusammen erlebt, hat den Roman erfrischend und unterhaltsam gemacht.

Auch wenn das Thema Sex sehr im Fokus ist, so war dies für die Altersgruppe nachvollziehbar. Wenn etwas neu ist, dann beschäftigt einen das deutlich öfter als normal.

Fazit: Eine tolle Romanze mit dem nötigen Maß an Kitsch. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2020

Hebamme der Herzen im Einsatz...

Fräulein Gold: Scheunenkinder
0

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der Hulda- Gold- Reihe. Meines Erachtens kann man den Roman auch lesen ohne "Fräulein Gold: Schatten und Licht" zu kennen, allerdings würde ...

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der Hulda- Gold- Reihe. Meines Erachtens kann man den Roman auch lesen ohne "Fräulein Gold: Schatten und Licht" zu kennen, allerdings würde einem dann richtig was entgehen.

Wir schreiben ein neues Jahr und Hulda hat auf Empfehlung ihres Vaters einen Einsatz im jüdischen Scheunenviertel. Die Schwiegerfamilie der jungen Frau, bei der sie entbindet, scheint nicht gut auf die Schwiegertochter zu sprechen zu sein. Als dann auch noch ein mysteriöser Rabbi auftaucht und das Neugeborene verschwindet, sind Huldas Detektivantennen auf Empfang. Wo ist der Kleine abgeblieben? Ist das Baby Opfer eines Verbrechens geworden?

Der interessierte Leser wandelt im Berlin 1923. Der Autorin ist es hier vor allem ungemein gut gelungen die Düsternis, die Armut und die Not der Menschen darzustellen. Fast hat man das Gefühl beim Lesen die Enge und die lästigen Gerüche des Armenviertels am eigenen Leib zu spüren. Beim Scheunenviertel merkt man richtig was für ein Mix aus Kulturen dort lebt und dass das Zusammenleben dort nicht immer einfach ist.

Zudem mochte ich sehr, dass auch das Thema Hebamme und wie eine Entbindung abläuft beleuchtet werden. Man denkt immer das ist die natürlichste Sache der Welt, aber so einfach ist es dann eben doch nicht.

Hulda ist auch in diesem Band wieder ein fürsorglicher Mensch, der verzichtet um anderen zu helfen. Man muss sie einfach gern haben.

Kommissar Karl North bleibt auch hier ein Mysterium und wirklich einschätzen kann ich ihn nach wie vor nicht. Die intensivere Anbändelung mit Hulda hat mir gut gefallen, da er sich nun langsam öffnet.

Ich mochte die Apothekerin Jette Langhans gern, die ein offenes Ohr hat und Hulda unterstützt. Solch eine Freundin kann denke ich jeder gebrauchen.

Etwas schade fand ich, dass es keinen wirklichen Kriminalfall gibt. Klar nimmt Hulda die Verfolgung auf, aber im Fokus steht der Fall der verschwundenen Kinder nicht. Die Auflösung dazu fand ich persönlich zu einfach.

Wenn auch etwas schwächer als der Einstiegsband, so kann ich doch sagen, dass auch dieser Teil ein wahrer Pageturner ist und man von Berlin und der Zeit nicht genug bekommen kann. Und man lernt auch wieder etwas dazu, denn mir war bis dato nicht bekannt, dass es bereits in den 20ern Progrome gab. Die Anfeindungen gegen die jüdischen Mitbürger wurden sehr anschaulich dargestellt.

Fazit: Für Hulda- und Berlin- Fans ein Muss, alle anderen sollten es einfach mal wagen und sich überraschen lassen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2020

Das Rauschen des Windes...

Das Flüstern der Bäume
0

Der Buchtitel klang in meinen Ohren sehr vielversprechend, eine genaue Vorstellung was mich erwarten könnte, hatte ich jedoch nicht. Was ich dann bekam, fällt schwer in Worte zu fassen, aber ich versuche ...

Der Buchtitel klang in meinen Ohren sehr vielversprechend, eine genaue Vorstellung was mich erwarten könnte, hatte ich jedoch nicht. Was ich dann bekam, fällt schwer in Worte zu fassen, aber ich versuche es dennoch.

In der Geschichte geht es um die Familie Greenwood, deren Leben stets mit dem Wald verbunden ist. Während die einen vom Holz der Bäume leben, versuchen die anderen diese zu schützen. Wie wichtig sind Wälder und die Natur allgemein für uns Menschen? Wie achten wir sie?

Ich muss gestehen, dass schon lange kein Roman mehr eine solche Sogwirkung auf mich ausgeübt hat. Ich habe die Welt komplett um mich herum vergessen und wolte, dass die Geschichte nie endet.

Das Besondere ist in jedem Fall die Erzählweise, denn zu Beginn reisen wir vom Jahr 2038 zurück bis zu den Wurzeln von 1908, um dann wieder vorwärts erzählt die Familiengeschichte zu erleben. Dies fordert dem Leser Sorgfalt und Aufmerksamkeit ab, aber genau das hat dieses Buch auch verdient.

Sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, so dass jeder seinen Liebling in der Story finden wird. Völlig unerwartet hat mir es letztlich Everett angetan, der jahrelang im Gefängnis saß und davor ewig als Landstreicher sein Leben gestaltete. Hatte ich zu Beginn eher Angst vor ihm, da man ja nicht grundlos ins Gefängnis kommt, so zeigt sich mit der Zeit was für ein sensibler Zeitgenosse er ist, der anderen hilft, die Familie unterstützt und immer da ist. Seine Fürsorge Willow gegenüber war beinahe herzzerreißend, wahrscheinlich hat mich deswegen sein schweres Leben so mitgenommen.

Der Roman besticht vor allem durch Tragik, denn die Charaktere haben schwere Lebenspäckchen zu tragen. Während jemand mit dem Verlust seines Augenlichtes fertig werden muss, zieht jemand anderes in den Krieg und kommt mit Traumata zurück. Während jemand einer verbotenen Liebe frönt, erliegt jemand anderes den Drogen. Und immer ist der interessierte Leser mit Verständnis dabei und fühlt mit.

Ebenfalls klasse fand ich wie Bäume und deren Wichtigkeit thematisiert werden. Die Beschreibungen dazu sind so gut, dass man das Gefühl hat selbst durch einen Wald zu laufen, die frische Luft zu atmen und das Rauschen der Blätter zu hören.

Das Ende fügt alle losen Fäden der Geschichte zusammen, so dass keine Fragen offen bleiben. Das hat mir sehr gut gefallen, denn bei diesen tollen Figuren wollte man schon bis ins letzte Detail wissen was das Leben ihnen gebracht hat.

Fazit: Mich hat das Buch mit Tränen in den Augen und einer Gänsehaut zurückgelassen und ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Meines Erachtens ein Must- Read 2020. Spitzenklasse!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere