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Veröffentlicht am 31.10.2022

Ein Krankenhaus im Wandel der Zeit...

Sternstunde
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Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Titel eine Rezension schreiben soll oder nicht. Ich bin Bomann- Fan seit der ersten Stunde und habe nahezu alles von ihr gelesen und nun ist doch irgendwie die ...

Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Titel eine Rezension schreiben soll oder nicht. Ich bin Bomann- Fan seit der ersten Stunde und habe nahezu alles von ihr gelesen und nun ist doch irgendwie die Luft bei mir raus.

Die beschriebene Zeit und das Setting im Krankenhaus sind genau das, wovon ich mir einen gelungenen Roman verspreche und dennoch wollte bei knapp 600 Seiten auf ganzer Länge der Funke einfach nicht überspringen. Ich hoffte immer noch auf den großen Umbruch, dass ich den Roman noch lieben würde, aber der kam einfach nicht.

Hanna ihr Schicksal mit dem Verlust des Verlobten und ihre Ängste konnte ich sehr wohl nachvollziehen und dennoch fand ich nicht so recht den Zugang zu ihr, was gewiss nichts mit ihrer Schwärmerei zu Doktor Conradi zu tun hat. Da war mir ihre Schwester, die mutig ihren Weg geht, doch irgendwie sympathischer.

Der Fortschritt des Krankenhauses und auch die politischen und geschichtlichen Entwicklungen in der Zeit sind authentisch erzählt, waren mir persönlich aber fast schon etwas zu wenig.

Die Intrigen und Machenschaften rund um die Klinik lasen sich für mich leider eher Romanheftartig und etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.

Spannend und mir völlig unbekannt waren zuvor die Adventisten und ihre Lehren. Hier habe ich während der Lektüre immer mal wieder recherchiert, um mehr darüber zu erfahren.

Ich weiß nicht, ob meine Enttäuschung daher rührt, dass die angedeutete Liebesgeschichte einfach nicht stattfindet oder ich einfach zu viel erwartet habe, weil die Autorin schon so viele gute Bücher geschrieben hat, die mich enorm gefesselt haben, nur dieses eben nicht.

Fazit: Für mich leider nicht ihr bestes Werk und ich werde die Reihe dann auch nicht weiter verfolgen. Neulingen der Autorin empfehle ich eher die Einzelromane wie "Die Schmetterlingsinsel", "Die Jasminschwestern" oder "Das Mohnblütenjahr".

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Liebe und Hass sind nah bei einander...

Verbrenn all meine Briefe
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Schulman konnte mich bereits im letzten Jahr enorm begeistern mit "Die Überlebenden" und so war ich gespannt auf die Geschichte seiner Großeltern.

Im Buch geht es um Karin und Sven Stolpe, bei denen es ...

Schulman konnte mich bereits im letzten Jahr enorm begeistern mit "Die Überlebenden" und so war ich gespannt auf die Geschichte seiner Großeltern.

Im Buch geht es um Karin und Sven Stolpe, bei denen es jung verheiratet bereits 1932 kriselt. Als dann plötzlich Olof in Karins Leben tritt, gerät dieses aus den Fugen. Darf sie den berühmten Schriftsteller verlassen und ihr wahres Glück finden?

Bei diesem Roman hat mir vor allem der Mix aus Handlung, die in den Zeiten springt und den Briefen der Liebenden enorm gut gefallen. So kam jede Menge Abwechslung auf und ich fühlte mich konstant gefesselt und unterhalten.

Mit Karin als Figur habe ich so enorm mitfühlen können, war ich selbst vor einigen Jahren in einer vergifteten Partnerschaft und ein Lösen daraus nur durch viel Glück möglich. Ihre Angst und ihren gleichzeitigen Gehorsam habe ich beim Lesen wieder gespürt und an Vergangenes gedacht, so dass sich die Handlung für mich nicht immer einfach las, da sie alte, verschüttete Erinnerungen wieder hervor holte.

Sven ist ein Narzisst wie er im Buche steht. Es ist erstaunlich wie er seine Umgebung im Griff hat und gleichzeitig alles um sich herum vergiftet. Bevor er nicht das bekommt was ihm zusteht, bekommt eben dann lieber niemand etwas. Wenn er unglücklich ist, dann sollen es andere auch sein.

Schulman beschreibt auf nüchterne Weise. Sein Schreibstil kommt ohne sprachliche Bilder oder ausgedehnte Schilderungen aus. Und trotz der vermeintlichen Einfachheit liest sich der Roman enorm intensiv.

Liebe lässt sich oft schwer greifen und erfüllt sich nicht immer. Dies vermittelt das Buch sehr anschaulich ohne dabei zu depressiv zu sein.

Fazit: Emotionale Lektüre, die ich so schnell nicht vergessen werde. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung. Klasse!

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Stories für Zwischendurch...

Nachmittage
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Ich habe bereits diverse Erzählbände von Ferdinand von Schirach gelesen und freute mich nun sehr auf dieses Werk.

Die dargestellten Geschichten stammen aus Begegnungen, die der Autor gemacht hat, sowie ...

Ich habe bereits diverse Erzählbände von Ferdinand von Schirach gelesen und freute mich nun sehr auf dieses Werk.

Die dargestellten Geschichten stammen aus Begegnungen, die der Autor gemacht hat, sowie aus Beobachtungen und Notizen und so geht es vorrangig um Menschen, ihre Verhaltens- und Lebensweisen.

Auch wenn mich "Kaffee und Zigaretten" mehr abgeholt hat, so habe ich auch diesen Erzählband gern gelesen, weil die nüchterne Erzählweise des Autors auch ohne viel Schnickschnack mich gerührt und zum Nachdenken anregt hat. Und der große Clou ist immer das unerwartete Ende, was einen öfter mal überrascht und für "Ahs" und "Ohs" beim Lesen sorgt.

Mir haben am besten die Geschichten rund um menschliche Verfehlungen gefallen, einfach weil das Leben nun mal nicht eitel Sonnenschein ist und mancher gemachte Fehler eher bereichernd und nicht belastend ist.

Das ideale Buch für einen Nachmittag im Garten mit einem Glas Rotwein und wer mag einer Zigarette.

Spannend fand ich, dass man mittels dieses kleinen Werkes lesend die halbe Welt bereist.

Nicht so gut fand ich die sehr kurzen Stories, da ich aufgrund der Kürze (maximal eine Seite) manchmal keinen Zugang zur Handlung gefunden habe.

Fazit: Ein typischer Schirach, der besonders für Fans des Autors geeignet ist. Allen Schirach- Neulingen würde ich aber eher erstmal zu "Verbrechen", "Schuld" und "Strafe" raten, bevor sie sich an dieses Werk wagen.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Wenn die Trauer deine Seele frisst...

Schlangen im Garten
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Dieses Buch habe ich sehr herbeigesehnt, da ich das Debüt der Autorin "Junge mit schwarzem Hahn" geliebt habe. Und auch dieser Titel ist eine Wucht.

Adam, Micha, Linne und Steve verstehen die Welt nicht ...

Dieses Buch habe ich sehr herbeigesehnt, da ich das Debüt der Autorin "Junge mit schwarzem Hahn" geliebt habe. Und auch dieser Titel ist eine Wucht.

Adam, Micha, Linne und Steve verstehen die Welt nicht mehr. Ihre Mutter ist tot. Einfach weg. Einfach nicht mehr da. In ihrem Leben klafft nun eine Lücke. Wie geht man damit um? Kann man ohne Mutter leben? Hat das Leben noch einen Sinn?

Ich habe schon sehr lange keinen Roman mehr gelesen, der mich emotional so abgeholt hat wie dieser hier. Wenn ich auch oft Tränen in den Augen hatte, so gab es auch ein paar heitere Szenen, dass ich beim Lesen nicht ganz im Strudel der Trauer abglitt.

Stefanie vor Schulte gelingt es enorm gut anhand der Familie Mohn aufzuzeigen wie sehr Verlust und Trauer um einen geliebten Menschen jemanden aus der Bahn werfen und ein Leben komplett verändern können.

Besonders gelungen fand ich, dass wie bei ihrem Erstling die Welt teils märchenhaft daherkommt, denn wenn die Emotionen zu viel werden, verlässt man gern auch mal die echte Welt, die zu schmerzhaft ist.

Es wird sehr gut beleuchtet wie unterschiedlich jede Figur mit dem Verlust umgeht und Menschen, die bereits einen Verlust erlebt haben, erkennen sich hier wieder.

Was mich am meisten fasziniert hat waren die Nachbarn und Bekannten, die sich aufzwingen, Ratschläge geben und endlich wollen, dass die Trauer ein Ende hat. Aber wer entscheidet wie lange das anhalten darf?

Schockiert und fasziniert zugleich haben mich die Notizbücher und wie mit diesen Erinnerungen umgegangen wird. Erst ist da Ekel bei mir gewesen, aber mit der Zeit versteht man diesen Akt sehr gut.

Fazit: Definitiv ein Lesehighlight im Jahr 2022. Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Das Schicksal fordert sie heraus...

Sanfte Einführung ins Chaos
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Mich hat enorm interessiert wie die Autorin das Thema Schwangerschaftsabbruch umsetzt und begann neugierig zu lesen.

In der Geschichte geht es um Marta und Daniel, die seit zwei Jahren glücklich zusammen ...

Mich hat enorm interessiert wie die Autorin das Thema Schwangerschaftsabbruch umsetzt und begann neugierig zu lesen.

In der Geschichte geht es um Marta und Daniel, die seit zwei Jahren glücklich zusammen sind. Doch dann stellt Marta fest, dass sie schwanger ist. Sie will das Kind nicht. Darf Dani als Erzeuger mitreden oder hat er gar kein Mitspracherecht? Klärt das die Frau für sich alleine?

Das Besondere an dem Roman ist, dass wirklich beide Seiten beleuchtet werden. Dabei erleben wir wie sowohl Marta die Schwangerschaft empfindet und wie ihre Überlegungen sind, genauso wie bei ihrem Partner Dani. Auch Einblicke in ihre Kindheit bekommen wir.

Mich haben vor allem die Gedanken und Gefühle von Dani berührt. Irgendwie hat man als Frau immer im Kopf, dass der Erzeuger die Frau zum Abbruch drängt, dass es aber auch mal komplett anders sein kann, hat mich bewegt.

Natürlich ist dies kein leichter, beschwingter Roman, sondern eine sehr emotionale Geschichte, die mit Ruhe und viel Gefühl vorgetragen wird. Alles kommt auf leisen Sohlen daher. Das muss man aushalten können. Wer in keiner guten emotionalen Verfassung ist, einen starken Kinderwunsch hat oder ähnliches, der sollte wissen, dass man hier enorm getriggert wird. Wenn einem das zu viel ist, dann vielleicht besser zur Seite legen.

Die Autorin ging sehr gefühlvoll mit dem Thema um und ich muss gestehen, dass mir der Roman die Augen geöffnet hat, war ich doch bisher der Ansicht, dass das alleine die Sache der Frau ist wie die Entscheidung ausfällt. Klar ist aber, dass es so viel mehr ist als "nur" zum Arzt zu gehen.

Fazit: Keine leichte Kost, wo es sich aber lohnt das auszuhalten. Ich hab das Buch gern gelesen und empfehle es weiter.

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