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Veröffentlicht am 20.02.2024

Grandioser Thriller

Gestehe
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Der Star der Wiener Mordkommission Johann Winkler, genannt Jacket, muss in einem Mordfall ermitteln, aus dem zunächst niemand so wirklich schlau wird. Die Leiche ist grausam entstellt, doch das trifft ...

Der Star der Wiener Mordkommission Johann Winkler, genannt Jacket, muss in einem Mordfall ermitteln, aus dem zunächst niemand so wirklich schlau wird. Die Leiche ist grausam entstellt, doch das trifft Jacket nicht so sehr wie der Fakt, dass ihm der Tatort äußerst bekannt vorkommt. Denn dieser gleicht mysteriöserweise dem in Jackets neuem Manuskript "Gestehe", von dem eigentlich noch niemand etwas weiß. Hat es jemand auf Jacket abgesehen?

Das Cover ist wieder einmal gelungen, es ist relativ schlicht, doch weckt auch die Neugier. Die reliefartigen Blutgefäße geben dem Ganzen noch ein besonderes Fingergefühl.

Henri Fabers Schreibstil weiß wie bei seinen beiden anderen Thrillern zu überzeugen. Der Prolog ist fesselnd beschrieben und man fragt sich unweigerlich, was es damit auf sich hat, weshalb man unbedingt weiterlesen muss. Das Buch ist in mehrere Teile gegliedert, in denen sich die Spannung stetig steigert. Die wechselnden Perspektiven bringen Abwechslung rein, mal ist man entweder mit Jacket oder seinem Kollegen Mo hautnah am Geschehen dabei, oder man taucht in die Gedankenwelt des geheimnisvollen Er ab. Jacket ist jetzt nicht der sympathischste Protagonist, dennoch macht es Spaß, ihm bei den Ermittlungen zu folgen. Mo hingegen ist aufgrund seiner iranischen Wurzeln ständig rassistischen Handlungen ausgesetzt und muss härter als alle anderen arbeiten, um voranzukommen. Die Gegensätzlichkeit der beiden ist gut gelungen, auch der Fall ist sehr spannend. Es gibt ständig neue Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und es wird nie langweilig. Die Auflösung ist ebenfalls zufriedenstellend, auch wenn das Ende minimal übertrieben ist.
Normalerweise habe ich keine Lieblingszitate, aber "In diesem Outfit würde selbst eine Leiche zum Abteilungsleiter befördert." geht mir nicht mehr aus dem Kopf. :D

Ich kann diesen Thriller nur empfehlen und freue mich auf weitere Werke des Autors. An ihm könnte sich so manch alteingesessener Schreiberling mal ein Beispiel nehmen. 4,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2024

Vielschichtiger Island-Krimi

Verborgen
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In Akranes erschüttert ein Brand mit tödlichem Ausgang die Kleinstadt. Kommissarin Elma und ihr Team stoßen bei den Ermittlungen auf Brandstiftung und haben nun einen komplexen Fall mit mehreren Verdächtigen. ...

In Akranes erschüttert ein Brand mit tödlichem Ausgang die Kleinstadt. Kommissarin Elma und ihr Team stoßen bei den Ermittlungen auf Brandstiftung und haben nun einen komplexen Fall mit mehreren Verdächtigen. Die Online-Recherche des Opfers kurz vor seinem Tod deutet darauf hin, dass es nicht nur um einen, sondern vielleicht um zwei Morde geht. Monate zuvor: Eine junge Holländerin, die nach dem Tod ihres Vaters ein neues Leben beginnen will, arbeitet als Au-pair in Akranes. Die vermeintlich perfekte Familie, bei der sie untergebracht ist, verbirgt jedoch eigene Probleme. Während die Ermittlungen sich immer mehr verzweigen, schlägt sich Elma nicht nur mit persönlichen Schwierigkeiten herum, sondern schwebt auch noch in akuter Gefahr, als klar wird, dass jemand alles tun würde, um sein Verbrechen zu vertuschen.

Das Cover passt gut zur restlichen Reihe und der lilafarbene Schriftzug sticht ins Auge. Leider ist auch hier wieder nur das typische Skandinavien-Motiv gewählt, was zwar zur Stimmung des Buches passt, aber ein bisschen mehr Abwechslung gefällt mir besser als immer nur ein einsames Haus an einem See/Wald. Die Karte in den Buchdeckeln ist übersichtlich gestaltet und hilft bei der Orientierung.

Der Schreibstil packt einen schon ab der ersten Zeile und man muss unbedingt erfahren, wer dort wessen Leiche begutachtet. Die unterschiedlichen Perspektiven und die zwei Zeitebenen bringen eine abwechslungsreiche Dynamik beim Lesen und die Seiten fliegen nur so an einem vorbei. Elmas zum Teil langwierigen Ermittlungen sind authentisch beschrieben und man ist hautnah dabei, wie sich die Wahrheit langsam herausbildet. In diesem Band der Krimi-Reihe kommt mehr Privates vor, doch der Mix mit der Polizeiarbeit ist gut gelungen. Elmas Hartnäckigkeit trägt die Geschichte und ist maßgeblich für die Aufklärung.
Besser wäre es gewesen, das Personenverzeichnis an den Anfang zu setzen, statt nach der Handlung, denn da ist es dann leider ein bisschen zu spät.

Auch diesen dritten, komplexen Teil der Island-Krimi-Reihe kann ich nur empfehlen und hoffe, dass die Reise mit der sympathischen Elma noch nicht vorbei ist. 4 Sterne

Veröffentlicht am 20.02.2024

Fesselnde Verfolgungsjagd durch London

Zero Days
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Jack und ihr Mann Gabe werden von Unternehmen angeheuert, um deren Sicherheitssysteme zu durchdringen und etwaige Lücken aufzudecken. Bei einem Einsatz wird Jack jedoch verhaftet, und nach stundenlangen ...

Jack und ihr Mann Gabe werden von Unternehmen angeheuert, um deren Sicherheitssysteme zu durchdringen und etwaige Lücken aufzudecken. Bei einem Einsatz wird Jack jedoch verhaftet, und nach stundenlangen Vernehmungen entdeckt sie Gabe, tot mit durchschnittener Kehle vor dem PC sitzend. Geschockt und verzweifelt steht Jack vor der Frage, wer für diese Tat verantwortlich ist. Als sie selbst ins Visier der Ermittler gerät, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn für sie zählt nichts mehr, außer den wahren Mörder ihres geliebten Mannes zu finden.

Das Cover ist nicht mein Fall, ich mag es einfach fast nie, wenn Personen darauf abgebildet sind. Ich bin nur auf das Buch aufmerksam geworden, weil ich die Autorin mag und mich auch der Titel angesprochen hat.

Bereits der Anfang des Thrillers ist stark, der geschilderte Einbruch gepaart mit dem Dialog zwischen Jack und ihrem Mann ist fesselnd und überzeugend geschrieben. Der Job der beiden ist ebenfalls interessant und mal was anderes. Die Mischung aus IT, Online-Sicherheit und Verfolgungsjagd ist gut gelungen und es wird nie langweilig. Die technischen Themen sind gut erklärt, worin sich auch der Buchtitel wiederfindet. Der Mittelteil hätte ein wenig kürzer sein dürfen, dennoch ist Jacks Suche nach der Wahrheit spannend und auch emotional mit einigen Wendungen.

Wieder einmal ein super Thriller von Ruth Ware, den ich gerne empfehle. 4 Sterne

Veröffentlicht am 05.02.2024

Eiszeit in Deutschland

White Zero
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Mitteleuropa erlebt eine eisige Katastrophe, in der die gnadenlose Kälte Leben bedroht und die Infrastruktur zerstört. Die Bevölkerung leidet unter viel zu teuren Energiepreisen. Während man die Ursachen ...

Mitteleuropa erlebt eine eisige Katastrophe, in der die gnadenlose Kälte Leben bedroht und die Infrastruktur zerstört. Die Bevölkerung leidet unter viel zu teuren Energiepreisen. Während man die Ursachen erforscht, machen Dr. Jana Hollmer, ihr Partner Clemens Bach und Reederei-Chef Titus van Dijk eine bahnbrechende Entdeckung.

Das Cover gefällt mir und das ganze Eis, das sogar das Brandenburger Tor überzieht, spiegelt die Handlung wider.

Der angenehme Schreibstil und die kurzen Kapitel animieren zum Weiterlesen, jedoch fällt der Einstieg durch die vielen Psespektivenwechsel zunächst etwas schwer. Hier wäre vielleicht etwas weniger besser gewesen, zumal ein paar Sachen völlig irrelevant für die Handlung sind. Die Verwendung von fiktiven Zeitungsartikeln, Radiosendungen und anderen Berichten über die aktuelle Situation macht die Geschichte noch fassbarer, aber auch hier ist es ein bisschen zu viel, da die Spannung darunter leidet. Auf jeden Fall ist der Gedankengang einer Eiszeit in Deutschland bzw. Europa erschreckend, vor allem wenn man sich ausmalt, welche Folgen dies mit sich bringt. Schade finde ich, dass die Ursache so schnell gefunden wird, da wäre ich lieber noch ein Weilchen im Dunkeln geblieben. Die Geschichte ist sehr charakterorientiert, wodurch die Spannung ebenfalls etwas zu kurz kommt. Zum Beispiel zieht sich die Vorstellungsrunde der Krisenstab-Mitglieder sehr und am Ende hört man von den meisten gar nichts mehr. Das Nachwort finde ich wiederum sehr gelungen, es klärt nochmals auf, gibt Tipps und regt hoffentlich noch mehr Leute zum Umdenken an. Denn immer mehr zu wollen, ist einfach nicht richtig und kann nicht funktionieren. Was mich noch gestört hat, waren viele Tippfehler, z. B. "Stuhlreine" statt "Stuhlreihe" oder "in" statt "ihn", "Sie" groß statt klein, da sollte man nochmal drüber lesen.

Ich bin zwar gut durch das Buch gekommen, kann es jedoch nur bedingt empfehlen. Wer actiongeladene Szenen im eiskalten Deutschland erwartet, wird leider enttäuscht werden. Wer jedoch gerne von vielen verschiedenen Charakteren unterhalten wird und erfahren möchte, wie deren Handlungsstränge am Ende zusammenkommen, dem wird das Buch eher zusagen. Von mir gibt es 3 Sterne.

Veröffentlicht am 05.02.2024

Mystische Geschichte mit Mordermittlungen

Die geheime Gesellschaft
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1873: Die bekannte und erfolgreiche Wahrsagerin Vaudeline D’Allaire führt düstere Séancen durch, um Hinterbliebenen zu helfen. Gemeinsam mit ihrer Assistentin Lenna Wickes reist sie zurück nach England, ...

1873: Die bekannte und erfolgreiche Wahrsagerin Vaudeline D’Allaire führt düstere Séancen durch, um Hinterbliebenen zu helfen. Gemeinsam mit ihrer Assistentin Lenna Wickes reist sie zurück nach England, um einen Mord aufzuklären. Dabei steht Lenna der ganzen Geisterbeschwörung äußerst skeptisch gegenüber. Je tiefer sie in der Umgebung der exklusiven Männergesellschaft "Séance Society" nachforschen, desto mehr Geheimnisse bringen sie ans Licht. Dabei geraten auch sie in große Gefahr.

Das Cover ist schön gestaltet, die Blumen und die rauchende Kerze passen perfekt zur Geschichte. Mir hätte es jedoch besser gefallen, wenn es insgesamt düsterer gehalten worden wäre.

Der Beginn ist stark, die Atmosphäre in dem verlassenen Château ist mysteriös und ein bisschen gruslig. Der Schreibstil ist an die damalige Zeit angepasst, es fühlt sich an, als würde man selbst durch die Straßen des viktorianischen Londons wandeln. Durch die beiden Sichtweisen sind die Ermittlungen abwechslungsreich und man kann gut miträtseln. Ungewöhnlich finde ich, dass Lennas Sicht nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, sondern Morleys. Séancen waren damals richtig in Mode und das Thema ist äußerst interessant. In der Mitte schwächelt die Geschichte ein wenig, es passiert nicht wirklich viel, dennoch kommt man gut voran. Ab und zu gibt es auch hier nicht nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten, besonders eine hat mich aufgeregt, aber ich will nicht spoilern. Gegen Ende wird es wieder spannender und Auflösung ist überzeugend. Im Nachwort bekommt man noch allerlei historische Infos, die das Ganze abrunden. Auch die viktorianischen Rezepte für Kekse und Punsch sind ganz interessant, wenn auch nicht mein Geschmack.

Mir hat bereits "Die versteckte Apotheke" der Autorin gut gefallen und ich bin gespannt auf ihre nächsten Werke. 4 Sterne