toll inszenierter Spannungsroman
Wer das Vergessen stört
Die Psychotherapeutin Lily Brown hat sich in Canterbury niedergelassen. Hier beabsichtigt sie nun, sich um ihre eigenen Patientinnen zu kümmern. Samantha Harris sucht ihren Rat. Die Frau wird von ihrem ...
Die Psychotherapeutin Lily Brown hat sich in Canterbury niedergelassen. Hier beabsichtigt sie nun, sich um ihre eigenen Patientinnen zu kümmern. Samantha Harris sucht ihren Rat. Die Frau wird von ihrem gewalttätigen Ehemann beherrscht und braucht Hilfe, um sich aus dieser toxischen Beziehung lösen zu können. Gleichzeitig betritt Vera Osmond die Praxis. Die junge Frau leidet unter Panikattacken, die sie auf ein traumatisches Erlebnis ihrer Kindheit zurückführt. Lily glaubt Vera bereits auf einem guten Weg und ihre Therapie für abgeschlossen, als Vera tot aufgefunden wird. War es tatsächlich Selbstmord, wie die Polizei behauptet? Wäre Vera noch am Leben, wenn sie selbst nicht zu sehr mit ihrer anderen Patientin Samantha beschäftigt gewesen wäre? Lily beschließt, dem nachzugehen, ihr eigener Jagdinstinkt ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen.
Der Name der Autorin Tessa Duncan ist neu, nicht aber die Autorin selbst. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich eine erfahrene Autorin historischer Romane, die ich sehr gerne lese, nämlich Marie Lacrosse/Marita Spang. Ich kann direkt hier vorwegnehmen: Sie versteht es auch, einen Spannungsroman zu schreiben. Die Geschichte von „Wer das Vergessen stört“ basiert auf einem realen Kriminalfall aus den 60er-Jahren in England. Mit diesem Hintergrund ist es ihr gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur spannend ist, sondern auch interessante Einblicke in diesen alten Fall gewährt.
Im ersten Teil der Geschichte lernt man zunächst Lily Brown und ihre eigenen Sorgen kennen. Sie hat bereits als Polizeipsychologin bei Scotland Yard gearbeitet, durch diese Arbeit ist sie bestens mit der Polizeiarbeit vertraut. Doch jetzt kommen die beiden Frauen mit ihren Problemen dazu, die Lily beraten möchte. Im Wechsel wird aus dem Leben dieser Frauen erzählt. Beide haben ganz unterschiedliche Sorgen und suchen auf ihre Weise Hilfe. Während die eine glaubt, ihre Probleme lösen zu können, beharrt die andere darauf, eigentlich keine Hilfe zu brauchen.
Schon allein diese unterschiedlichen Schicksale zu lesen, fand ich interessant. Dann kommt der Todesfall dazu und jetzt wird es tatsächlich auch mysteriös und richtig spannend. Mir hat die Entwicklung der Handlung gut gefallen. Die Szenenwechsel waren für mich genau im richtigen Moment und sorgen dafür, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich alles entwickeln würde und wie die doch so unterschiedlichen Leben weitergehen würden. Es wird nämlich nicht nur das Leben von Vera Osmond beleuchtet, sondern eben auch das Leben von Samantha Harris und letztendlich auch von Lily Brown, denn auch die Therapeutin selbst hat einiges zu verarbeiten.
Die einzelnen Charaktere hat die Autorin wunderbar ausgearbeitet, ohne dabei zu viel vorwegzunehmen. Gerade Lily Brown und ihre eigene Beziehung sowie ihr Berufsleben haben bestimmt noch so einiges zu bieten. Hier wird von Lily nicht alles preisgegeben, aber die Zusammenhänge mit Samantha und Vera werden natürlich geklärt. In einem Nachwort klärt Tessa Duncan Wahrheit und Fiktion und erzählt ein wenig von den Hintergründen dieser Geschichte.
Fazit:
„Wer das Vergessen stört“ ist genau das, was ich unter einem Spannungsroman verstehe. Er ist spannend und unterhaltsam. Die Mischung aus realem Hintergrund und einer fiktionalen Geschichte hat mir gut gefallen. Ich bin schon jetzt neugierig, wie es wohl mit Lily Brown, ihrem Berufsleben und auch ihrem eigenen Privatleben weitergehen wird. Sehr gern mehr davon.