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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2020

emotionaler Bericht

Die Wand
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Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich ...

Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich eine unsichtbare Wand aufgetaucht ist, hinter der die Zeit stehen geblieben scheint und kein Leben mehr existiert.

Es beginnt alles mit dem Entdecken der Wand. Die Erzählerin ist zunächst schockiert, doch sieht sie die Situation nur als vorrübergehend an und versucht sich zu arranchieren. Dies hält sie in ihrem Bericht mit einer sehr nüchternen, fast schon emotionslosen Sprache fest. Es beginnt als eine schlichte Dokumentation ihres Alltags. Doch mit jedem Tag, der vergeht, wird der Bericht emotionaler, sowohl für die Erzählerin als auch für den Leser. Haushofer hat eine wundervolle Art, Dinge und Umgebungen zu beschreiben, sehr bildhaft, poetisch, den Leser berührend. Die Erzählerin beginnt ihr Leben zu überdenken, Vergangenes zu reflektieren, sich Gefühle einzugestehen. Ihr Namen und ihr Aussehen verlieren immer mehr an Bedeutung, sie droht sich zu verlieren und wird nur durch die Gesellschaft ihrer Tiere aufgefangen und am Leben gehalten. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit beginnt sie zu verändern und diese Veränderung, ihre Gedanken und Gefühle beschreibt Haushofer auf eine sehr eindringliche, berührende Weise. An vielen Stellen habe ich mich wiedererkannt, vieles konnte ich nachvollziehen. "Die Wand" lässt mich nachdenken über so vieles, denn Haushofer hat eine sehr zeitlose Geschichte geschaffen, die auf die heutige Gesellschaft erstaunlich gut übertragbar ist.

Fazit: Das Buch beginnt als nüchterner Bericht, doch steigert sich rasch zu einem emotionalen soghaften Tagebuch, das den Leser mitnimmt hinter die Wand und dort festhält. Eindringlich, aufwühlend und schonungslos schildert Haushofer, wie die Einsamkeit mit einem Menschen verändern kann ohne dabei viel an Handlung zu brauchen.

Veröffentlicht am 12.01.2020

Leider ist das Reich über dem gefrorenen Himmel nicht so besonders wie erwartet

Rabenherz und Eismund
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Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet ...

Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet dabei im eisigen Reich über dem gefrorenen Himmel. Dabei wird sie unterstützt von Toma, einer Jägerin und Birgida, aus dem Eisschloss. Und dann wäre da noch der geheimnisvolle Eisprinz, der Mailin immer wieder in ihren Träumen erscheint.

Die Welt von Mailin ist voller Mythen und Geheimnissen, die im Reich über dem Himmel Wahrheit werden. Nina Blazon hat eine wirklich tolle Welt entworfen, die Mythen sind toll beschrieben. Die Wesen sind sehr einfallsreich und mir so noch in keinen Bpchern untergekommen. Der Schreibstil ist insgesamt sehr bildhaft und auch spannend, ich habe mich sofort in der Welt und der Geschichte zurechtgefunden.

Die Figuren sind gut erdacht, es hat mir jedoch ein bisschen an charakterlicher Tiefe gefehlt. V.a. Mailin ist mir so manches Mal etwas auf die Nerven gegangen. Gut fand ich jedoch, dass die Geschichte und Hintergründe bis zum Schluss nicht voll durchschaubar waren, es gab immer wieder etwas neues zu entdecken und zu rätseln. Man hatte auch als Leser den gleichen Wissensstand wie Mailin und konnte so mit den 4 Freunden die Geheimnisse aufdecken.

Obwohl die Geschichte wirklich sehr spannned geschrieben war hatte ich v.a. im Mittelteil das Gefühl, dass es sich etwas zieht. Ich bin Mailin und ihren Gefährten zwar gern gefolgt, aber so manches Mal hatte ich das Gefühl, dass nichts relevantes passiert und sich die Story nicht richtig vorwärtsbewegt.

Alles in allem also ein nettes Buch, aber so richtig überzeugen konnte es mich leider nicht.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Ganz nette Story mit einer unsympathischen Hauptfigur

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine ...

Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine rebellische Frau, sie erzieht Clara zu einer jungen Frau, die an die Wissenschaft und die Gleichheit der Menschen glaubt. Doch durch ihr von der Außenwelt abgeschiedenes Leben hat sie keine Ahnung, wie man unter Menschen lebt und sich verhält. Sie ist vorlaut, unfreundlich, weiß nicht, wann es besser ist, nicht weiter nachzufragen, nimmt sich selbst zu wichtig, ist verärgert, wenn ihr jemand keine zufriedenstellende Antwort gibt und glaubt, nur weil sie etwas möchte auch das Recht darauf zu haben und akzeptiert die Privatsphäre ihrer Mitmenschen nicht. Sie selbst bezeichnet sich als direkt, ich würde es einfach unsympathisch und frech nennen. Sie denkt, man verheimlicht ihr Sachen, weil sie eine Frau ist, dabei gehen sie manche Sachen vielleicht einfach nichts an, was in ihrem Universum jedoch nicht möglich zu sein scheint. Und auf jeder Seite schwingt das Mitleid mit, das der Leser doch bitteschön für sie haben soll aufgrund ihrer Krankheit. Auf der einen Seite kann ich ihr Verhalten zwar verstehen, denn Clara kennt die Welt nur aus Sachbüchern und den Geschichten ihrer Mutter aber dennoch konnte ich einfach keine Bindung zu ihr aufbauen.

Zum Glück entwickelt sich die Geschichte nach dem ersten Drittel etwas stärker und der Fokus rutscht auf die Spukgeschichte. Die Landschaft ist toll beschrieben und das Gefühl für das alte Gebäude und die Menschen ist deutlich zu spüren. Generell fand ich den Schreibstil und die Sprache der Autorin sehr angenehm. Die Handlung hätte vielleicht noch etwas mehr Tiefe haben können aber alles in allem war es gut zu lesen. Lediglich den Schluss fand ich etwas sehr konstruiert und aufgesetzt.

Als Fazit bleibt mir ein nettes Buch, das mich am Anfang sehr ärgerte und leider nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 03.01.2020

tolle Geistergeschichte

City of Ghosts - Die Geister, die mich riefen
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Cassidy Blakes bester Freund ist ein Geist. Seit sie fast ertrunken wäre, kann sie Geister sehen und hinter den Schleiher in die Welt der Geister gehen. Und dann sind da noch ihre Eltern, selbsternannte ...

Cassidy Blakes bester Freund ist ein Geist. Seit sie fast ertrunken wäre, kann sie Geister sehen und hinter den Schleiher in die Welt der Geister gehen. Und dann sind da noch ihre Eltern, selbsternannte Geisterjäger, die im Zuge ihrer Fernsehshow den Sommer in Edinburgh verbingen, eine Stadt voller Gehiemnisse und natürlich auch Geister. Doch nicht alle Geister sind den Menschen freundlich gesinnt und so verstrickt sich Cassidy bald in eine Jagd auf Leben und Tod und muss dabei doch eigentlich noch so viel über ihre neue Gabe lernen.

Wie immer war ich begeistert vom Schreibstil von Victoria Schwab. Die Charaktere sind sehr lebendig und das Buch lässt sich flüssig lesen. Obwohl es sich hier um ein Kinderbuch handelt, würde ich es als alterslos bezeichnen, denn auch ältere Leser werden ihren Spaß an Cassidy und ihren Verbündeten haben. Die Geschichte war keineswegs vorhersehbar und ich fand sie wirklich spannend. Man fiebert richtig mit den Figuren mit und hofft bzw. bangt, wenn es kritisch wird.

Aber nicht nur die Charaktere haben mich überzeugt, sondern auch das ganze Setting. Victoria Schwab beschreibt Edinburgh so realistisch und v.a. das gruselige Feeling von den dunkleren Orten wird super vermittelt. Sie schafft es, Edinburgh interessant klingen zu lassen und auch bei der beschreibung des Wetters musste ich so manches Mal schmunzeln. Auch die Geisterwelt ist toll beschrieben und man kann sie sich richtig gut vorstellen. Dennoch war das Buch zu keiner Zeit zu gruselig, so dass es wirklich in jedem Alter gelesen werden kann.

Mit "City of Ghosts" hat Victoria Schwab ein schaurig schönes Geisterabenteuer für Jung und Alt geschaffen, das es zu lesen lohnt. Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 25.12.2019

Was ist passiert vor all diesen Jahren?

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
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Im Zentrum steht die Geschichte um Max Schreiber, der in ein abgelegenes Bergdorf fährt um dort ein Buch über die Hexenverfolgung zu schreiben, über eine Frau, die auf unerklärliche Weise in ihrem Haus ...

Im Zentrum steht die Geschichte um Max Schreiber, der in ein abgelegenes Bergdorf fährt um dort ein Buch über die Hexenverfolgung zu schreiben, über eine Frau, die auf unerklärliche Weise in ihrem Haus verbrannte. Doch mit dieser alte Geschichte stößt er nur auf Ablehnung unter den Dorfbewohnern und so entwickelt sich sein Buch viel mehr zu einem Bericht über seine Zeit im Dorf. Langsam akzeptieren ihn die Dorfbewohner und Max verliebt sich in die geheimnisvolle Maria, die nach dem Tod ihrer Eltern verstummt ist. Doch auch Georg, zu dem Max so etwas wie eine Freundschaft aufzubauen beginnt, buhlt um die Aufmerksamkeit von Maria.

Diese weit zurück liegende Geschichte wird umrahmt von der Geschichte um John Miller, der zurück reist in das Land seiner Kindheit und die Gerüchte um seinen Cousin Max Schreiber ein für alle mal klären möchte.

Zunächst dachte ich, ich finde keinen richtigen Zugang zu der Geschichte, die Figuren und Handlungen zogen verschwommen an mir vorbei. Doch dann merkte ich, wie mich die Worte immer stärker fesselten, mich zum Weiterlesen drängten, sich einen Weg in mein Innerstes gruben und mich dort trafen, aufwühlten. Jäger findet Worte, die ohne Umschweife ihr Ziel treffen, sein Schreibstil etwas besonderes, eindringlich und schnörkellos und doch irgendwie einfühlsam und berührend. Man hat mit jedem verstrichenen Satz das Gefühl, weiter in die Geschichte vorzudringen, ja sogar vorzudringen in dieses verschneite Dorf in dem Max Schreiber und die anderen Dorfbewohner um ihr Leben bangen müssen, dieses verschneite Dorf, in dem sich schließlich eine Tragödie ereignete. Man hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu sitzen.
Sowohl Max als auch John erzählen dem Leser ihre Geschichte und lassen dennoch Raum für eigene Urteile und Gedanken. Georg Jäger hat mit "Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod" einen sehr eindringlichen Roman geschaffen, der von einer unerwiderten Liebe, von Aberglauben, dem Kräftezehrenden Leben in den Bergen, Verlangen und Begehren und schließlich Tod handelt. Dabei hat mich die Sprache nach und nach immer mehr in ihren Bann gezogen und mich verzaubert, berührt, aufgerüttelt und überrascht. Unbedingt lesen!

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