Cover-Bild Die Wand
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 14.03.2016
  • ISBN: 9783548288123
Marlen Haushofer

Die Wand

Roman
Eine Frau will mit ihrer Kusine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2023

großartige Literatur

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In einer nicht so einsamen Berghütte in den Alpen will eine Frau mit der Cousine und deren Mann ein schönes Wochenende verbringen. Doch am Morgen wacht sie auf, findet sich alleine in der Hütte vor, und ...

In einer nicht so einsamen Berghütte in den Alpen will eine Frau mit der Cousine und deren Mann ein schönes Wochenende verbringen. Doch am Morgen wacht sie auf, findet sich alleine in der Hütte vor, und merkt in ihrer Verwunderung, dass sie vom Dorf und dem Rest der Zivilisation durch eine unsichtbare und dennoch undurchdringbare Wand getrennt ist. Und so beginnt ihr Kampf gegen den nahenden Tod und die Gnadenlosigkeit der Gedanken.

Das Buch ist verfasst als Bericht, verfasst von der Protagonistin am Ende der Geschichte. Zeitlich möglichst linear, unterbrochen nur von Andeutungen und Schilderungen, wie das plötzlich einsame Leben Tag für Tag, Woche für Woche und dann Monat für Monat zu überstehen ist. Wie die Protagonistin von Tatendrang gepackt wird, merkt, dass sie doch nicht so einsam ist, wie es im ersten Moment gewirkt haben mag, und dass die Welt sich weiterdreht, mit Menschheit oder ohne. Ich bin von mir selbst überrascht, wie spannend und mitreißend ich es finden kann, über das Leben in der Natur und den täglichen, zerstörerischen Kampf um das Existenzminimum von morgen zu lesen. Man muss aber auch sagen, dass Marlen Haushofer mit ihrer Sprache auch das seinige zum Lesefluss beiträgt. Selten habe ich so wunderbare Beschreibungen von alltäglichen Handlungen aber auch von Natur und dem Erleben eines Augenblickes gelesen. Auch wenn ich immer wieder das Buch aus den Händen legen haben müssen um das Gelesene zu verarbeiten, so war die Freude dahingehend, wieder in diese blühende Kugel aus Leben einzutauchen, ungebrochen.

Nachdenken ist im Generellen etwas, wozu das Buch einen zwangsweise anregt. Man bedenke, dass das Buch erstmals 1968 erschienen ist, also in einer Zeit, in der in Europa das Wort Flächenverbrauch eine unbekannte Konstante war und die Natur als Ressource zur Belustigung der Menschheit gedient hat. Für viele Menschen mag das heutzutage immer noch so sein, dennoch wage ich zu bezweifeln, dass es in den späten 60er Jahren das kollektive Bewusstsein für umwelttechnische Problemstellungen gegeben hat, wie es sie heute gibt. So mag nun der Eindruck entstehen, dass sich der Inhalt des Buches um Natur- und Bodenschutz drehen mag. Dem ist nicht so. Dennoch hat beweist das Buch immer wieder, dass ein Ökosystem, in dem es fast keine Menschen gibt, dennoch durch die Existenz der Menschheit oder deren Fehlen, an den Rand des Kollapses gebracht wird.

Im Generellen lädt das Buch sehr stark dazu ein, sich in die Rolle der Protagonistin zu versetzen, die durch ihre Namenlosigkeit und das Nichtbeschreiben eines physischen Charakters zum Objekt der universellen Gestalt wird. Nicht nur die Frage, ob man selbst so lange überleben würde, es geschafft hätte, Nahrungsmittel zu generieren, sondern viel mehr auch, wie es sein muss, die Rollen und Erwartungen des Lebens in einer menschlichen Gesellschaft abzulegen und sich Rhythmus der Natur hinzugeben.

Wie dem auch sei, das Buch hinterlässt in mir zu viele Gedanken, um sie alle in Worte fassen zu wollen. Kurz und knapp, ein Muss und definitiv verständlich, warum dieses Buch zumindest in Österreich Teil der Oberstufenlektüre im Deutschunterricht sein sollte.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

emotionaler Bericht

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Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich ...

Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich eine unsichtbare Wand aufgetaucht ist, hinter der die Zeit stehen geblieben scheint und kein Leben mehr existiert.

Es beginnt alles mit dem Entdecken der Wand. Die Erzählerin ist zunächst schockiert, doch sieht sie die Situation nur als vorrübergehend an und versucht sich zu arranchieren. Dies hält sie in ihrem Bericht mit einer sehr nüchternen, fast schon emotionslosen Sprache fest. Es beginnt als eine schlichte Dokumentation ihres Alltags. Doch mit jedem Tag, der vergeht, wird der Bericht emotionaler, sowohl für die Erzählerin als auch für den Leser. Haushofer hat eine wundervolle Art, Dinge und Umgebungen zu beschreiben, sehr bildhaft, poetisch, den Leser berührend. Die Erzählerin beginnt ihr Leben zu überdenken, Vergangenes zu reflektieren, sich Gefühle einzugestehen. Ihr Namen und ihr Aussehen verlieren immer mehr an Bedeutung, sie droht sich zu verlieren und wird nur durch die Gesellschaft ihrer Tiere aufgefangen und am Leben gehalten. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit beginnt sie zu verändern und diese Veränderung, ihre Gedanken und Gefühle beschreibt Haushofer auf eine sehr eindringliche, berührende Weise. An vielen Stellen habe ich mich wiedererkannt, vieles konnte ich nachvollziehen. "Die Wand" lässt mich nachdenken über so vieles, denn Haushofer hat eine sehr zeitlose Geschichte geschaffen, die auf die heutige Gesellschaft erstaunlich gut übertragbar ist.

Fazit: Das Buch beginnt als nüchterner Bericht, doch steigert sich rasch zu einem emotionalen soghaften Tagebuch, das den Leser mitnimmt hinter die Wand und dort festhält. Eindringlich, aufwühlend und schonungslos schildert Haushofer, wie die Einsamkeit mit einem Menschen verändern kann ohne dabei viel an Handlung zu brauchen.

Veröffentlicht am 20.02.2020

Beklemmend und sehr lesenswert

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Inhalt:

Eine Frau verbringt ein wenig Zeit mit ihrer Cousine und deren Mann in den Bergen. Im einsam gelegenen Jagdhaus möchte sie zur Ruhe finden. Als ihre Cousine und deren Mann nach einem Ausflug ins ...

Inhalt:

Eine Frau verbringt ein wenig Zeit mit ihrer Cousine und deren Mann in den Bergen. Im einsam gelegenen Jagdhaus möchte sie zur Ruhe finden. Als ihre Cousine und deren Mann nach einem Ausflug ins Dorf nicht mehr zurückkehren, ahnt die namenlose Protagonistin noch nicht, was sie bald erwarten wird. Als sie am nächsten Morgen aber auf eine durchsichtige und unüberwindbare Wand stösst, die ihre eigene kleine Welt von der Aussenwelt trennt, erfasst sie Unruhe. Nach einiger Zeit bemerkt sie, dass auf der anderen Seite der Wand eine seltsame Totenstarre um sich gegriffen hat und muss fortan mit einigen ihr zugelaufenen Tieren ums Überleben kämpfen und sich auf eine lange, einsame Zeit einrichten.



Meine Meinung:

Sich vorzustellen, dass man von einer Minute auf die andere hinter einer Glaswand eingeschlossen ist - ohne alle Menschen, die man liebt, ohne alle Annehmlichkeiten der Zivilisation (mit Ausnahme dieser Dinge, die ohne Strom funktionieren oder eine noch funktionierende Batterie haben), komplett alleine und dennoch im Ungewissen, wie gross der begrenzte Lebensraum ab sofort ist und ob man diesen Lebensraum nicht doch noch vielleicht mit jemandem teilt - ist definitiv eine nicht nur beängstigende, sondern gänzlich verstörende Sache. Genau so geht es aber der Protagonistin in Marlen Haushofers Buch. Alleine mit ein paar Vorräten, ein wenig warmer Kleidung, ein paar Kerzen und einigen Bauernkalendern, sowie allem, was sich im Verlauf der Zeit in den umliegenden Wäldern und Feldern tummelt oder in anderen Hütten liegengelassen worden ist, bleibt sie hinter einer Wand zurück, während alle Menschen um sie herum tot erstarren. Es geht aber nicht um Verluste, sondern um eine Frau, die sich ganz alleine mit ihren Kräften gegen die Natur stemmt, die sich zu ernähren und beschützen weiss, die sich mit einem zugelaufenen Hund, einer Katze und einer Kuh ein kleines Zuhause einrichtet, das aber nie wirklich gemütlich wird, sondern stets eine gewisse Kälte und Einsamkeit ausstrahlt. Die namenlose Protagonistin ist stark, einsam und steht täglich vor neuen Herausforderung, sie heilt ihre Wunden und Krankheiten, erholt sich von ihrer Erschöpfung und lernt alles, was sie über die Fruchtbarkeit einer Kuh wissen muss. Im Buch werden verschiedene Themen, wie die Kritik an der Zivilisation, die sehr schnell sinn- und nutzlos wird, oder auch das Matriarchat, in dem die Protagonistin fortan lebt, eingeflochten. Sicher ist auch die Einsamkeit, ja sogar Isolation ein Thema, der sich einige Menschen freiwillig stellen, die aber andere Menschen ereilt, weil im Verlauf des Lebens die Distanz zu den Mitmenschen immer grösser wird. Wie auch immer man dieses Buch lesen oder sich in einzelnen Aspekten erkennen mag, eine Beklemmung und auch eine Dankbarkeit, dass man einerseits in solchem Luxus schwelgen darf und andererseits auch unter widrigsten Umständen überleben könnte, wenn man denn müsste, klingen noch lange nach.



Meine Empfehlung:

Es hat lange gedauert, dieses Buch zu lesen und vor allem zu verdauen. Ich frage mich nun aber ernsthaft, warum wir es nicht im Gymnasium gelesen haben, es wäre eine spannende Lektüre mit so vielen Diskussionspunkten gewesen. Ich bin froh, mich nun endlich Marlen Haushofers Buch gestellt zu haben, es hat sehr vieles in mir bewegt und ich empfehle es euch allen sehr gerne weiter. Lest es vielleicht in einer Leserunde, diskutiert miteinander und hintersinnt euch und stellt euch diesem beklemmenden Gedankenexperiment. Es lohnt sich definitiv.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein nachdenkliches Buch

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Bei einem Jagdausflug taucht plötzlich eine Wand auf, die eine Frau von der Außenwelt abtrennt. Von nun an muss sie lernen alleine zu leben.

Das Buch beginnt sehr atmosphärisch und es ist in einem sehr ...

Bei einem Jagdausflug taucht plötzlich eine Wand auf, die eine Frau von der Außenwelt abtrennt. Von nun an muss sie lernen alleine zu leben.

Das Buch beginnt sehr atmosphärisch und es ist in einem sehr schönen Stil geschrieben, durch den man wirklich gut in die Geschichte abtauchen kann. Er stellt eine Erzählung dar, die die Frau während ihrer Zeit hinter der Wand verfasst. Dabei erfährt man sehr viel über ihre Gedanken und Gefühle, was ich sehr interessant fand. Es sind tiefgründige und philosophische Gedanken, die mich zum Nachdenken über Leben in der Gesellschaft von Menschen und den ganz normalen Alltag. Man bekommt teilweise ein ganz anderes Bild von ganz normalen Dingen, über die man sich so vielleicht garkeine Gedanken machen würde.
Doch wirklich viel passiert in diesem Buch nicht. Es ist ruhig und die Handlung wiederholt sich oft sogar. Da bleibt die Spannung etwas auf der Strecke, auch wenn ich an so einigen Stellen unbedingt wissen wollte was passieren wird.

Allgemein ist es eine Geschichte eher über Gedanken und Sichtweisen, als über eine besondere Handlung. Die Wand an sich spielt keine große Rolle, sondern das Szenario "Was wäre wenn man plötzlich der einzige Mensch wäre". Trotz der einseitigen Handlung, habe ich mich darüber gewundert wie gut ich eintauchen und mitfühlen konnte und dennoch Spaß beim Lesen hatte. Ein Buch über das man sich Gedanken machen muss, um es wirklich erfassen zu können.

Veröffentlicht am 20.05.2018

Back to the roots in der Extremversion

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Verstörend, zeitweise anstrengend zu lesen und doch irgendwie großartig!

Die Protagonistin fährt im Mai mit Freunden zu einem Kurzurlaub auf deren Jagdhütte in die Berge. Das befreundete Ehepaar geht ...

Verstörend, zeitweise anstrengend zu lesen und doch irgendwie großartig!

Die Protagonistin fährt im Mai mit Freunden zu einem Kurzurlaub auf deren Jagdhütte in die Berge. Das befreundete Ehepaar geht abends noch kurz ins Dorf, auf ein Bier im örtlichen Wirtshaus, die Protagonistin bleibt in der Jagdhütte zurück, will sich einrichten, ausruhen.
Als sie schlafen geht, sind die beiden immer noch nicht zurück, nur der Hund, Luchs, ist auf eigene Faust heimgekommen. Und auch am nächsten Tag fehlt von den Freunden jede Spur. Die Protagonistin will ins Dorf gehen, um zu erfahren, was passiert ist. Doch auf dem Weg kracht sie plötzlich gegen etwas Hartes, Durchsichtiges und kommt nicht mehr weiter.
Eine unsichtbare Wand hindert sie daran weiterzugehen. Sie weiß nicht, was dahinter liegt, sie weiß nicht ob sie jemals rauskommt und sie weiß nicht, was mit den Menschen hinter der Wand passiert ist…

Haushofers Roman stellt den Leser vor die Frage: was wäre, wenn ich der letzte Mensch auf der Welt wäre, völlig allein? Die Wand schildert den Überlebenskampf der Protagonistin, die eigentlich aus der zivilisierten Welt des 20. Jahrhunderts stammt, gewöhnt ist an Elektrizität, fließend Wasser und und und. Plötzlich muss sie sich selbst versorgen, sich und die letzten Tiere, die rund um die Jagdhütte übrig geblieben sind. Sie erlebt den extremen Gegensatz zu ihrer gewohnten Welt, muss sich anpassen, auf fast alle Vorzüge der Zivilisation verzichten.

Über weite Strecken des Romans habe ich mich gefragt: Was würde ich tun? Wäre ich dazu fähig? Könnte ich für mich sorgen? Vermutlich fast jeder würde schnell erkennen: nein, das würde nicht lange funktionieren und ich wäre in so einer Situation wohl besser beraten, meiner Lage schnell ein Ende zu setzen. Dadurch führt Haushofer dem Leser vor Augen, wie viel Luxus wir doch mittlerweile als Alltag ansehen, es kann helfen, unsere Realität etwas mehr zu schätzen zu wissen.

Der Roman ist sehr düster, beschäftigt sich sehr stark mit Verlust auf vielen Ebenen, was ihn sehr emotional und bewegend macht. Allerdings ist er dennoch anstrengend zu lesen. Über viele Seiten erfahren wir von den Tagesabläufen der Protagonistin innerhalb der Wand, wie sie funktioniert, wie sie sich abrackert um zu überleben – ohne zu wissen ob es das überhaupt wert ist. Es wird oft auf Ereignisse geteast, ohne genau aufzulösen was passiert, für den Leser zeitweise etwas frustrierend. Das Ende ist überraschend, dennoch offen, was ich persönlich sehr positiv finde. Generell hat das letzte Drittel vieles herausgerissen.
Schwierig zu lesen war der Roman auch vor allem deshalb, weil es keine Kapitel gibt. Es ist ein langer Gedankengang der Protagonistin, was in dieser Situation durchaus passend ist, für einen an Kapitel gewöhnten Leser aber anfangs schwierig.

Unterm Strich: Etwas ganz Anderes als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe! Esregt sehr zum Nachdenken an, deswegen durchaus empfehlenswert, aber der Leser sollte – trotz der Kürze – Ausdauer mitbringen.