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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2020

berührend, poetisch, ein Buch das sich zu lesen lohnt

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Ein Junge erzählt seine Geschichte und kommt dabei nicht umhin auch die Geschichte seiner Mutter und seiner Großmutter zu erzählen. Beide Frauen sind Überlebende eines Krieges, traumatisiert, fremd in ...

Ein Junge erzählt seine Geschichte und kommt dabei nicht umhin auch die Geschichte seiner Mutter und seiner Großmutter zu erzählen. Beide Frauen sind Überlebende eines Krieges, traumatisiert, fremd in einem Land in das sie fliehen mussten, das sich aber nicht wie zu hause anfühlt. Die Kindheit des Jungen ist geprägt von Gewalt, denn die Mutter kennt nichts anderes. Es tut ihr Leid, doch sie weiß nicht, wie sie sich anders verhalten soll, die Gewalt und das Trauma sind zu tief in ihr verwurzelt. Doch der Junge verzeiht ihr jedes Mal aufs Neue, versteht sie einerseits, er hat gelernt mit der angespannten Situation zu Hause zu leben. Doch er wächst auch in Amerika auf, verliebt sich das erste Mal - in einen Jungen. Nichts, womit er zu seiner Mutter gehen könnte. Und auch diese Liebe ist geprägt von Unterwerfung und Schmerzen, doch auch hier nimmt er sie gerne auf sich. All seine Gefühle fasst er in diesem Brief an seine Mutter zusammen, versucht ihr zu erklären, wie es für ihn war so aufzuwachsen, was er empfunden hat, von seinen Träumen und Ängsten. Doch er schreibt diesen Brief auch für sich, denn er weiß, dass seine Mutter ihn niemals lesen wird.

Ocean Vuong hat einen unglaublich tollen Schreibstil. Seine Sätze sind durchwirkt von Poesie und treffen dabei die Dinge doch auf den Kopf, skizzieren Situation messerscharf. Selten habe ich mir in einem Buch so viele Stellen markiert. Manche bringen mich zum Weinen, manche zum lachen aber alle berühren mich im Innersten, lassen mich fühlen und spüren. Man sollte meinen, dass der Junge wütend auf die beiden Frauen in seinem Leben ist, doch das ist nicht der Fall. Viel eher sind seine Gefühle durchwirkt von Liebe und Zugehörigkeit, die ihn diesen Brief schreiben lassen. Nicht um andere bloszustellen oder zu kränken sondern um seiner Liebe Ausdruck zu verleihen und ihnen zu zeigen, dass er versteht. "Auf Erden sind wir kurz grandios" ist ein leises, behutsames Buch aber es ist auch laut und schlägt zu. Es ist alles und nichts, ein Brief, eine Liebeserklärung, eine Aufarbeitung von erlebtem, eine Tragödie, es ist so vieles.

"Auf Erden sind wir kurz grandios" - ein Buch das noch lange nachwirkt, das man nicht so leicht vergisst und das mich mit seiner grandiosen Sprache gefesselt hat.

Veröffentlicht am 13.01.2020

aktuelle Handlung, die jedoch leider zu brutal ist

Die Arena: Grausame Spiele
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In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit ...

In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit der "falschen" Religion/Hautfarbe/Abstammung. Die einen leben in Reichtum und Luxus, die anderen in Armut, abgegrenzt von der Zivilisation, als Abschaum verbannt in die Slums. Die Kinder werden ihren Familien entrissen um im "Zirkus" zur Erheiterung der Pures lebensgefährliche Kunststücke aufzuführen, je blutrünstiger, desto besser. In dieser Kulisse treffen sich die eigensinnige Dreg Hoshiko und Ben, der Sohn der Ministerin, die hauptverantwortlich für die Verfolgung der Dregs ist.

Die Geschichte zeigt beängstigende Parallelen zur Vergangenheit und könnte aktueller nicht sein. Alle Andersartigen werden verfolgt, gefoltert, ermordet, ausgegrenzt und verabscheut. Sie werden als dumm und gefährlich dargestellt, Schuld an Gewalt und allem was schief läuft in der Gesellschaft. Baker beschreibt diese Welt sehr eindrücklich, beim Leser kommt ein ungutes Gefühl auf. Was mich jedoch überrascht und auch oft gestört hat, ist die Brutalität mit der Baker alles schildert. Ich bin was Bücher angeht nicht sonderlich zimperlich, es darf auch gerne mal blutig werden. Doch hier musste ich das Buch so manches Mal zuklappen, da es mir zu arg wurde. Der Zirkusdirektor ist unglaublich grausam und jede Gewalttat wird brutal geschildert, was meiner Ansicht nach nicht nötig gewesen wäre - die hoffnungslose und gewaltsame Grundstimmung wäre auch anders deutlich geworden.

Die Figuren fand ich alle ganz gut, auch wenn Ben mit seiner Naivität manchmal etwas genervt hatte. Er handelt unüberlegt und bringt andere in Gefahr ohne sich dessen bewusst zu sein und bereut dann später sein Handeln. Die "Artisten" des Zirkus haben mich von den Figuren am meisten überzeugt, ihre Bindung zueinander und auch ihr Charakter wurden gut dargestellt. Die restlichen Charaktere blieben ein klein wenig oberflächlich, sie waren oftmals nur definiert über ihren hass und die Grausamkeiten gegenüber den Dregs. Auch die Liebesgeschichte am Ende kam mir etwas zu plötzlich, das mag jedoch Geschmackssache sein. Mir persönlich war es ein klein wenig zu unrealistisch, betrachtet man die im restlichen Buch dargestellten Charaktereigenschaften der Figuren.

Allen in allem eine Geschichte, die durchaus viel Aktualität und Potential besitzt, die jedoch durch unnötige Grausamkeiten leider an Gehalt verliert.

Veröffentlicht am 12.01.2020

emotionaler Bericht

Die Wand
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Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich ...

Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich eine unsichtbare Wand aufgetaucht ist, hinter der die Zeit stehen geblieben scheint und kein Leben mehr existiert.

Es beginnt alles mit dem Entdecken der Wand. Die Erzählerin ist zunächst schockiert, doch sieht sie die Situation nur als vorrübergehend an und versucht sich zu arranchieren. Dies hält sie in ihrem Bericht mit einer sehr nüchternen, fast schon emotionslosen Sprache fest. Es beginnt als eine schlichte Dokumentation ihres Alltags. Doch mit jedem Tag, der vergeht, wird der Bericht emotionaler, sowohl für die Erzählerin als auch für den Leser. Haushofer hat eine wundervolle Art, Dinge und Umgebungen zu beschreiben, sehr bildhaft, poetisch, den Leser berührend. Die Erzählerin beginnt ihr Leben zu überdenken, Vergangenes zu reflektieren, sich Gefühle einzugestehen. Ihr Namen und ihr Aussehen verlieren immer mehr an Bedeutung, sie droht sich zu verlieren und wird nur durch die Gesellschaft ihrer Tiere aufgefangen und am Leben gehalten. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit beginnt sie zu verändern und diese Veränderung, ihre Gedanken und Gefühle beschreibt Haushofer auf eine sehr eindringliche, berührende Weise. An vielen Stellen habe ich mich wiedererkannt, vieles konnte ich nachvollziehen. "Die Wand" lässt mich nachdenken über so vieles, denn Haushofer hat eine sehr zeitlose Geschichte geschaffen, die auf die heutige Gesellschaft erstaunlich gut übertragbar ist.

Fazit: Das Buch beginnt als nüchterner Bericht, doch steigert sich rasch zu einem emotionalen soghaften Tagebuch, das den Leser mitnimmt hinter die Wand und dort festhält. Eindringlich, aufwühlend und schonungslos schildert Haushofer, wie die Einsamkeit mit einem Menschen verändern kann ohne dabei viel an Handlung zu brauchen.

Veröffentlicht am 12.01.2020

Leider ist das Reich über dem gefrorenen Himmel nicht so besonders wie erwartet

Rabenherz und Eismund
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Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet ...

Als Mailins Freundin Silja in einer stürmischen Nacht plötzlich verschwindet, ist sie davon überzeugt, dass sie vom Winterkönig entführt wurde. Mailin macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin und landet dabei im eisigen Reich über dem gefrorenen Himmel. Dabei wird sie unterstützt von Toma, einer Jägerin und Birgida, aus dem Eisschloss. Und dann wäre da noch der geheimnisvolle Eisprinz, der Mailin immer wieder in ihren Träumen erscheint.

Die Welt von Mailin ist voller Mythen und Geheimnissen, die im Reich über dem Himmel Wahrheit werden. Nina Blazon hat eine wirklich tolle Welt entworfen, die Mythen sind toll beschrieben. Die Wesen sind sehr einfallsreich und mir so noch in keinen Bpchern untergekommen. Der Schreibstil ist insgesamt sehr bildhaft und auch spannend, ich habe mich sofort in der Welt und der Geschichte zurechtgefunden.

Die Figuren sind gut erdacht, es hat mir jedoch ein bisschen an charakterlicher Tiefe gefehlt. V.a. Mailin ist mir so manches Mal etwas auf die Nerven gegangen. Gut fand ich jedoch, dass die Geschichte und Hintergründe bis zum Schluss nicht voll durchschaubar waren, es gab immer wieder etwas neues zu entdecken und zu rätseln. Man hatte auch als Leser den gleichen Wissensstand wie Mailin und konnte so mit den 4 Freunden die Geheimnisse aufdecken.

Obwohl die Geschichte wirklich sehr spannned geschrieben war hatte ich v.a. im Mittelteil das Gefühl, dass es sich etwas zieht. Ich bin Mailin und ihren Gefährten zwar gern gefolgt, aber so manches Mal hatte ich das Gefühl, dass nichts relevantes passiert und sich die Story nicht richtig vorwärtsbewegt.

Alles in allem also ein nettes Buch, aber so richtig überzeugen konnte es mich leider nicht.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Ganz nette Story mit einer unsympathischen Hauptfigur

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine ...

Bis zu ihrem 18. Lebensjahr lebt Clara zurückgezogen und darf das Haus so gut wie nie verlassen, denn sie hat die Glasknochenkrankheit und jede Unachtsamkeit kann gefährlich werden. Ihre Mutter ist eine rebellische Frau, sie erzieht Clara zu einer jungen Frau, die an die Wissenschaft und die Gleichheit der Menschen glaubt. Doch durch ihr von der Außenwelt abgeschiedenes Leben hat sie keine Ahnung, wie man unter Menschen lebt und sich verhält. Sie ist vorlaut, unfreundlich, weiß nicht, wann es besser ist, nicht weiter nachzufragen, nimmt sich selbst zu wichtig, ist verärgert, wenn ihr jemand keine zufriedenstellende Antwort gibt und glaubt, nur weil sie etwas möchte auch das Recht darauf zu haben und akzeptiert die Privatsphäre ihrer Mitmenschen nicht. Sie selbst bezeichnet sich als direkt, ich würde es einfach unsympathisch und frech nennen. Sie denkt, man verheimlicht ihr Sachen, weil sie eine Frau ist, dabei gehen sie manche Sachen vielleicht einfach nichts an, was in ihrem Universum jedoch nicht möglich zu sein scheint. Und auf jeder Seite schwingt das Mitleid mit, das der Leser doch bitteschön für sie haben soll aufgrund ihrer Krankheit. Auf der einen Seite kann ich ihr Verhalten zwar verstehen, denn Clara kennt die Welt nur aus Sachbüchern und den Geschichten ihrer Mutter aber dennoch konnte ich einfach keine Bindung zu ihr aufbauen.

Zum Glück entwickelt sich die Geschichte nach dem ersten Drittel etwas stärker und der Fokus rutscht auf die Spukgeschichte. Die Landschaft ist toll beschrieben und das Gefühl für das alte Gebäude und die Menschen ist deutlich zu spüren. Generell fand ich den Schreibstil und die Sprache der Autorin sehr angenehm. Die Handlung hätte vielleicht noch etwas mehr Tiefe haben können aber alles in allem war es gut zu lesen. Lediglich den Schluss fand ich etwas sehr konstruiert und aufgesetzt.

Als Fazit bleibt mir ein nettes Buch, das mich am Anfang sehr ärgerte und leider nicht lange in Erinnerung bleiben wird.