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Veröffentlicht am 05.08.2019

Am Ende leider nicht mein Fall

Otto
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Otto ist ein sehr spezieller Mensch. Er ist pansionierter Ingenieur und hält sein Umfeld, allen voran seine beiden Töchter, stets auf Trab. Mit den jahren wurde er immer mal wieder ernsthaft krank, konnte ...

Otto ist ein sehr spezieller Mensch. Er ist pansionierter Ingenieur und hält sein Umfeld, allen voran seine beiden Töchter, stets auf Trab. Mit den jahren wurde er immer mal wieder ernsthaft krank, konnte sich jedoch jedes Mal wieder aufrappeln. So auch jetzt, doch otto wird immer anstrengender und so setzen ihm seine Kinder eine Pflegekraft ins Haus und Otto wird noch anstrengender. Er will, dass seine Töchter rund um die Uhr verfügbar sind, was sie auch anstandslos erfüllen, dabei jedoch ihr eigenes Umfeld auch manchmal vor den Kopf stoßen.

Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen und nach dem Klapptentext erwartete ich eine Story, in der es um das pflegen eines Menschen geht und das Abschied nehmen, aber auch, wie schwer es für ältere Menschen sein kann, Hilfe anzunehmen. Ich hatte mir erhofft, dass es eine berührende Geschichte wird. Bekommen habe ich jedoch eine gewollt sarkastische/witzige Aneinanderreihung von Ottos Kapriolen, die irgendwann nur noch miteinander verschwammen. Die Dialoge waren mir irgendwann too much und auch die Sache mit der Pflegerin war mir irgendwie zu gewollt. Die Charaktere konnten mich leider alle nicht erreichen und blieben sehr oberflächlich. Bei keinem konnte ich das Handeln in irgendeiner Weise nachvollziehen, noch hat mich irgendetwas in dem Buch sehr berührt.

Die Handlung folgt irgendwie keinem roten Faden, wass Timna auch am Ende beim Versuch ihre Familiengeschichte aufzuschreiben, selbst bemerkt. Es ist nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Geschichten, die jedoch zusammen genommen keinen Sinn ergeben. Das Ende kam dann auch sehr unerwartet, dabei war es eigentlich ga rkein richtiges Ende. es wirkte, als hätte die Autorin einfach mitten in der geshcihcte vergessen weiter zu schreiben. Leider muss ich deswegen nach den 240 Seiten sagen, dass sich mir der Sinn dieses Buches absolut nicht erschlossen hat. Es war zwar flüssig und zügig zu lesen, ich habe auch durchaus manchmal geschmunzelt, aber alles in allem fand ich es leider nur mittelmäßig.

Veröffentlicht am 01.08.2019

tolle Sprache und abtossende Szenen

All das zu verlieren
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Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ...

Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ödet sie an. Sie ist unglücklich und sucht Zuflucht in exzessivem Sex mit anderen Männern. Sie braucht immer neue Partner, immer einen größeren Kick, ihre Sucht zerfleischt sie innerlich und schon bald entgleitet ihr die Kontrolle.

Ich weiß nicht so recht, was ich von Adèle halten soll. Sie wirkt verloren in ihrem Leben und der Welt, sie will beachtet werden und schwankt dabei zwischen "Sich-schön-finden" und Selbsthass. In ihrer Verzweiflung giert sie nach Schmerz, Demütogung und Unterwerfung, denn nur dann kann sie endlich wieder etwas fühlen, sich selbst wieder fühlen, nur dann scheint sie lebendig zu sein, frei von den Zwängen des Lebens. Dennoch ist sie hin- und her gerissen zwischen ihrem Mann und ihrer (Sehn-)Sucht. Ihre 180-Grad-Wendung, nachdem alles auffliegt, scheint zunächst nicht ins Bild zu passen, ist aber bei genauerem Hinsehen auch nur eine Art der Unterwerfung, der Unterordnung, sie tut, was ihr Mann ihr sagt, versucht ihm zu gefallen, wie sie schon immer versucht, den Männern um sich herum zu gefallen. Sie lebt nur für die Aufmerksamkeit und ist dabei so zerbrechlich und verzweifelt. Sie will das "normale" Leben so gerne lieben, doch sie schafft es nicht. Fühlt sich immer wieder eingeent und handelt nur, wie andere es erwarten. Sie versucht sich anzupassen und macht sich dabei doch nur selbst etwas vor. Leid getan hat mir hier auch v.a. ihr Kind, das sie nervt, auch, wenn sie sich einredet, dass sie es liebt und gerne Zeit mit ihm verbringt, nur eben nicht gerade jetzt.

Abgesehen von der Protagonistin muss ich jedoch sagen, blieben mir die Charaktere etwas zu flach. Dem Mann konnte ich überhaupt keine Sympathien entgegenbringen und auch die Familien von Adèle oder ihrem Mann konnten mich irgendwie nicht erreichen. Sie blieben leider nur unscheinbare Nebencharaktere.

Die Sprache ist unglaublich toll. Direkt aber dennoch schön, literarisch, nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Wörtern und Satzzeichen. Sie berührt mich, lässt mich fühlen. Aber Slimani schildert auch schonungslos, dabei ist es egal, ob es nun um Gefühle oder Handlungen geht, wem also Schilderungen von rohem und teilweise auch grausamen Sex zu viel sind, für den ist dieses Buch nichts. Auch für mich gehört das eigentlich nicht unbedingt in einen Roman, doch die Sprache hat es hier mehr als wett gemacht. Slimani schafft es, dass man nur so durch das Buch fliegt, aber nicht im negativen Sinne. Man ist wie in einem Sog und muss immer weiter lesen, egal wie grenzwertig die Szenen sind.

Fazit: Slimani schafft mit Adèle eine Protagonistin, die zunächst nicht sehr sympathisch erscheint, der man doch am ende mit Mitleid und Verständnis begegnen möchte und die es nicht schafft, ihrer Sucht zu entkommen. Eine unglaublich tolle Sprache treffen hier auf abstossende Szenen, und ich denke gerade deswegegen ist es auf jeden Fall einen näheren Blick wert, auch wenn es kein Buch für jedermann sein wird.

Veröffentlicht am 20.07.2019

schöne Familiengeschichte

All die Jahre
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Nora ist 21 als sie mitihrer Schwester Theresa von Irland nach Amerika geht um dort zu heiraten und ein neues Leben anzufangen. Alles läuft gut zu Beginn doch die aufegweckte Theresa will mehr vom Leben, ...

Nora ist 21 als sie mitihrer Schwester Theresa von Irland nach Amerika geht um dort zu heiraten und ein neues Leben anzufangen. Alles läuft gut zu Beginn doch die aufegweckte Theresa will mehr vom Leben, verliebt sich und wird schwanger. Fünfzig Jahre später stirbt Patrick, Noras ältester Sohn, auf der Beerdigung trifft sie nach jahrelangem Schweigen das erste Mal wieder auf ihre Schwester, die mittlerweile Nonne ist und in einem Kloster lebt. Die Schwester müssen sich beide mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Dies war mein zweites Buch von Sullivan und ich war wieder sehr begeistert von ihrem Schreibstil. Sie schreibt sehr flüssig und warmherzig. Die Figuren erwachen direkt zum Leben und ihre Charaktereigenschaften sind toll herausgearbeitet. Die Figuren sind sehr unterschiedlich, aber alle interessant. Es werden auch hier einige aktuelle Themen wie z.B. Homosexualität, Adoption oder Religion angesprochen aber sie gehen manchmal ein wenig verloren hinter der Hauptgeschichte.

Das Familiengeheimnis nimmt viel Raum ein in der Handlung, zunächst im Hintergrund und hauptsächlich aus der Sicht von Nora. Doch auch Theresa kommt immer wieder zu Wort. Erzählt wird die Geschichte in zwei separaten Erzählsträngen die zwischen der vergangeheit und der Gegenwart hin- und herwechselt. So werden nach und nach die Hintergründe aufgedeckt und der Leser versteht langsam, warum es zu einem Bruch zwischen den beiden Schwestern kam. Was mich etwas gestört hat, ist dass die große Konfrontation am Ende nur auf ein paar Seiten behandelt wurde. Hier hätte man vielleicht noch etwas mehr darauf eingehen können. Dennoch war die Geschichte um Nora und Theresa und die Kinder sehr schön zu lesen und nicht langweilig.

"All die Jahre" ist gut zu lesen und eine schöne Geschichte, aber nicht ganz so spannend wie z.B. "Aller Anfang".

Veröffentlicht am 14.07.2019

Nette Lektüre

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Die Familie Telemachus ist eine Familie mit übernatürlichen Fähigkeiten. Da wäre Oma Mo, ein Medium das einst für die Regierung gearbeitet hat, ihre Tochter Irene, die jede Lüge erkennt und die beiden ...

Die Familie Telemachus ist eine Familie mit übernatürlichen Fähigkeiten. Da wäre Oma Mo, ein Medium das einst für die Regierung gearbeitet hat, ihre Tochter Irene, die jede Lüge erkennt und die beiden Söhne Frankie - mit telekinetischen Fähigkeiten - und Buddy, der in die Zukunft sehen kann. Nur Großvater Teddy hat keine besonderen Fähigkeiten und blendet andere Menschen mit Tricks. Jeder in der Familie hat mit seinen eigenen Probleme und Schwierigkeiten zu kämpfen. Als Irenes Sohn Matty ebenfalls außergewöhnliche Fähigkeiten entdeckt, scheint das für einige Familienmitglieder die Lösung all ihrer Probleme zu sein.

"Die erstaunliche Familie Telemachus" ist ein sehr unterhaltsames Buch. Die Charaktere sind sehr gut und bildlich dargestellt und es hat großen Spaß gemacht, ihnen in ihrem Leben zu folgen. Jede der Figuren ist anders, getrieben von ihren jeweiligen Fähigkeiten. Das Buch liest sich sehr flüssig und man ist direkt mitten in der Geschichte. Man wird langsam auf das große Finale hingeführt, ohne jedoch zu viel zu verraten, so dass man alsLeser immer noch miträtselt, wie es ausgehen wird. Das Ende hat mich dann auch tatsächlich nochmal überrascht und zum Schmunzeln gebracht.

Fazit: Nette Lektüre, nicht zu anspruchsvoll aber auch nicht langweilig oder zu einfach gestrickt.

Veröffentlicht am 12.07.2019

eine nicht ganz so idyllische Vorstadtidylle

Kampfsterne
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Es ist ein Sommer im Jahre 1985 und wir begleiten drei Familien in ihrem Leben in einer kleinen Vorstadtsiedlung. Nach außen scheint alles idyllisch, die Kinder sind intelligent, begabt, nehmen Musikunterricht ...

Es ist ein Sommer im Jahre 1985 und wir begleiten drei Familien in ihrem Leben in einer kleinen Vorstadtsiedlung. Nach außen scheint alles idyllisch, die Kinder sind intelligent, begabt, nehmen Musikunterricht und sind gut in der Schule. Die Eltern lieben sich, kurzum eine perfekte Familie wohin man auch schaut. Doch hinter den Kullisen ist nicht alles so, wie es zunächst scheint. Die Erwachsenen hadern mit ihrem Leben und versuchen den Traum des perfekten Lebens zu verwirklichen. Sie geben sich kultiviert und werden doch innerlich zerissen von Neid und Ängsten, nicht gut genug zu sein. Sie wollen ausbrechen, trauen sich jedoch nicht, den ersten Schritt zu tun. Und zwischen allen stehen die Kinder. Sie sind das Aushängeschild der Eltern, müssen zeigen, wie toll und begabt sie sind, immer besser als das Nachbarskind. Ein Wetteifern um den ersten Platz in der Nachbarschaft, angetrieben von den Eltern, unverständlich für die Kinder, die einfach nur ihre Jugend genießen wollen und dabei vor ganz eigene Probleme geraten.

Der Anfang des Buches machte es mir etwas schwer, ich musste mich zunächst an den Schreibstil und die Handlung gewöhnen. Zu Beginn waren mir die Figuren und allgemein die Handlung zu nichtssagend. Doch irgendwann entwickelte die Erzählung einen Sog, die verschiedenen Ereignisse haben mich gepackt und von da an hat mich das Buch begeistert. Die einzelnen Charaktere haben mit verachiedenen Problemen und Selbstzweifel zu kämpfen und nicht jeder schafft es, eine vernünftige Lösung zu finden. Der Schreibstil der zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig war, hat im Nachhinein perfekt zum Buch gepasst. Die Autorin schildert alles eher sachlich, die deprimierende Grundstimmung wird dabei jedoch gut übermittelt. Ich gebe zu, die Figuren, v.a die Erwachsenen jammern viel, sie sind unzufrieden und drehen sich mit den immer gleichen Themen im Kreis ohne je etwas zu ändern. Doch genau dies macht das Buch für mich aus, es zeigt die Hoffnungslosigkeit und ihr Unvermögen auszubrechen, bis schließlich alles in einer Katastrophe mündet. "Kampfsterne" ist kein lockerer und leichter Roman, es ist ein bisschen Arbeit, die Stimmung manchmal sehr deprimierend und düster, aber dennoch wird ein Gefühl vermittelt, das ich selten bei einem Roman erlebe. Ein Gefühl, dass vielleicht doch noch ein kleines Licht am Ende des Tunnels scheint, denn obwohl die Protagonisten alle auf der Stelle treten, zeigt das Ende einen Weg in eine neue Richtung.

Fazit: Man sollte sich einlassen auf das Buch und nicht vorschnell verurteilen, denn es wird zu etwas ganz grandiosem.