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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Freundschaften

Die Gezeiten gehören uns
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Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola sind unzertrennlich. Jeden Morgen gehen sie gemeinsam zur Schule, mittags klettern sie über die Klippen und Strände. Eines Morgens spricht ein Mann sie an, fragt ...

Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola sind unzertrennlich. Jeden Morgen gehen sie gemeinsam zur Schule, mittags klettern sie über die Klippen und Strände. Eines Morgens spricht ein Mann sie an, fragt nach der Uhrzeit - doch war da noch mehr? Die Aussagen widersprechen sich, die Geschichte eskaliert.

Der Klappentext klang sehr vielvesprechend und auch die Leseprobe hat mich genug interessiert um mich für dieses Buch zu entscheiden. Und ich muss auch sagen, dass Vendela Vida die Dynamiken, wie sie in Kindheits- und Jugendfreundschaften auftreten, sehr gut dargestellt hat. Ein falsches Wort, eine falsche Tat und man wird plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Das System der Ausgrenzung und wie sich die Ausgegrenzte, in diesem Fall Eulabee, damit fühlt, werden sehr authentisch geschildert. Es verändert sie und doch muss man auch sagen, betrachtet sie alles sehr nüchtern. Dennoch hofft sie immer wieder darauf, alles wäre wieder so wie früher, die Gruppe wieder intakt und sie nicht alleine. Das hat mich berührt.

Der ganze Rest der Geschichte bleibt jedoch ziemlich uninteressant, belanglos und teilweise unrealistisch. Leider trägt auch der Schreib- und Sprachstil nicht wirklich dazu bei, mich mehr für die Geschichte zu interessieren, da ich ihn als nichts besonderes empfand. Vendela Vida schafft es in keinster Form, mich für ihre Figuren zu begeistern und auch Eulabee ging mir irgendwann auf die Nerven. Die Einschübe der schwedischen Kultur waren ganz interessant, haben aber eigentlich nichts zur Geschichte beigetragen. Hinzu kommt ein wirklich banales und furchtbares Ende.

Das im Klappentext angekündigte Thema des Freundschaftsverlustes und 'Ausgestoßen-Werdens' wird auch hauptsächlich im Mittelteil abgehandelt, der Rest des Textes ist bestückt mit seltsamen Dialogen, detailreichen Beschreibungen, flachen Figuren und oberflächlichen Ansätzen der ersten Liebe, des Erwachsenwerdens und des Sich-Selbst-Findens. Alles in allem ist "Die Gezeiten gehören uns" damit für mich leider keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Butter

Butter
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Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist ...

Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist das Interesse an dem Fall etwas abgeflaut, doch die 2. Verhandlung steht kurz bevor ud so beschließt die junge Journalistin Riko ein Exklusivinterview mit der Angeklagten zu ergattern. Sie besucht sie im Gefängnis und durch die Gespräche, die sich ausschließlich um Kajiis Kochkünste und Gerichte drehen, beginnt Riko sich zu verändern. Sie bekommt ein neues Gefühl für sich, ihren Körper und das Leben im Allgemeinen.

Ich muss gestehen, ich hatte nach dem Klappentext etwas anderes erwartet. Die erste Hälfte las sich, oberflächlich betrachtet, wie ein Kochbuch und eine Hommage an Butter und deren Geschmack. Die Figuren waren mir fremd und ich knnte keinen Zugang zu ihnen und ihren Handlungen finden. Dies führte dazu, dass ich die Lektüre als etwas langweilig empfand. Der Text wandelt sich jedoch mit jedem Schritt, den Riko zu sich selbst und ihrem neuen, echten, Ich geht. Sie beginnt über ihr Leben zu reflektieren und nimmt mehr und mehr Abstand von den Zwängen und Anforderungen, die die Gesellschaft den Frauen aufbürdet, dem Idealbild der schlanken, nachgiebigen Japanerin.

Vermutlich fehlt mir auch der Bezug und das Wissen über das japanische Leben und die Kultur um dieses Buch in seiner Gänze erfassen zu können. So war mir jedoch das Kochen und Essen zu sehr im Vordergrund und ich hätte mir mehr Auseinandersetzung mit den Gedanken der Figuren gewünscht. Riko wirkt oft seltsam passiv und distanziert, was es mir manchmal schwer gemacht hat. Dennoch war es eine interessante Lektüre, die Essen und Genuss im Allgemeinen als Weg zum eigenen Körperbewusstsein und damit einhergehendem Selbstbewusstsein und dem Befreien aus gesellschaftlichen Zwängen aufzeigt.

Veröffentlicht am 10.02.2022

Wiedersehen mit dem Donnerstagsmordclub

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Elizabeths ehemaliger Geheimdienstkollege und Ex-Ehemann hat sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht und bittet sie nun um Hilfe. Da ist natürlich klar, dass das nicht ohne ihren Donnerstagsmordclub ...

Elizabeths ehemaliger Geheimdienstkollege und Ex-Ehemann hat sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht und bittet sie nun um Hilfe. Da ist natürlich klar, dass das nicht ohne ihren Donnerstagsmordclub aus Coopers Chase und die Unterstützung der beiden hiesigen Polizisten Donna und Chris geht.

Die Geschichte von Richard Osman hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Der Schreibstil ist wieder sehr flüssig und eingängig mit einem angenehmen britischen Touch. Ich fand es toll, dass die liebgewonnenen Figuren aus Teil 1 wieder auftauchen und man sie weiter begleitet. Die Truppe der Senioren ist mittlerweile ein eingespieltes Spiel und kümmert sich liebevoll umeinander. Osman schafft es so, auch schwierigere Themen wie Überfälle und Krankheit einzufügen, ohne, dass sie die Geschichte belasten. Auch die Geschichte selbst hält so einige Überraschung bereit, so dass ich wirklich gut unterhalten wurde. Ich habe mich über das Wiedersehen mit dem Donnerstagsmordclub sehr gefreut und kann auch Teil 2 nur empfehlen!

Veröffentlicht am 10.02.2022

Cosy Crime

The Maid
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Molly Gray ist Zimmermädchen mit Leib und Seele, denn ihre Großmutter hat ihr immer beigebracht, alles sauber und ordentlich zu halten. Doch eines Tages findet die junge Frau einen Toten in einem der Zimmer ...

Molly Gray ist Zimmermädchen mit Leib und Seele, denn ihre Großmutter hat ihr immer beigebracht, alles sauber und ordentlich zu halten. Doch eines Tages findet die junge Frau einen Toten in einem der Zimmer und durch ihr eher altertümliches und ungewöhnliches Verhalten gerät sie schnell ins Visier der Polizei. Also fängt sie selbst an, der Sache auf den grund zu gehen.

Molly ist eine 25-Jährige junge Frau, die sich jedoch eher wie eine alte Frau verhält und in ihrem Verhalten oft etwas weltfremd und naiv daher kommt. Das macht ihr nicht nur Freunde, denn viele finden sie einfach nur seltsam. Mir ist sie jedoch ans herz gewachsen und man hätte sie am liebsten vor allem beschützt. Doch zum Glück findet sie unerwarteterweise einige Mitstreiter, die sich sehr für sie einsetzen und eine schützende Hand über sie halten.

"The Maid" ist wirklich das was ich mir unter Cosy Crime vorstelle, es ist witzig und amüsant, wenn auch manchmal etwas allzu sehr naiv. Doch die Schreibweise und die Vertonung von Anna Thalbach haben einfach Spaß gemacht! Die Figuren habe ich sehr gerne auf ihrem Weg begleitet und es ist schön zu sehen, dass die junge Molly, die immer nur ihre Großmutter hatte, plötzlich Menschen um sich herum hat, die sie als Freundin sehen. Die geschichte selbst ist nicht allzu anspruchsvoll, hat jedoch auch einige kleine Überraschung auf Lager, so dass es nie langweilig wurde.

Für alle die gerne ermitteln und die abseits des üblichen Kriminalermittlers unterwegs sein wollen, denen wird "The Maid" sicher gefallen.

Veröffentlicht am 09.02.2022

Erzählungen

Milch Blut Hitze
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Dantiel W. Moniz schreibt über Menschen, die nicht im Glanze Floridas leben, sondern die mit ihren großen oder kleineren Tragödien kämpfen. Im Vordergrund stehen Frauen und die Auseinandersetzung mit dem ...

Dantiel W. Moniz schreibt über Menschen, die nicht im Glanze Floridas leben, sondern die mit ihren großen oder kleineren Tragödien kämpfen. Im Vordergrund stehen Frauen und die Auseinandersetzung mit dem Frausein und über die Verbindungen zu Menschen in ihrem Leben. Es geht um Trauer, Freundschaft, Liebe aber auch um Frust und Ängste, um Rassismus, Ausgrenzung und Zurückweisung.

Moniz berührt mit ihren Geschichten, sie schockiert und rüttelt auf. Ihre Sprache ist präzise und eindringlich, sie zieht die Leser in ihren Bann und hat mich schnell eingefangen. Wie das immer so ist bei Erzählungen, haben mich nicht alle gleich erreicht oder berührt und doch haben mich alle beschäftigt. Auch mit wenigen Sätzen schafft es Moniz ein Gefühl für die Figuren zu entwickeln. Fiese Figuren sind ganz normale Menschen, wie es sie überall gibt, Menschen die nicht herausstechen aus der Masse aber die dadurch noch näher und menschlicher erscheinen.

"Milch Blut Hitze" ist ein literarisches Debüt, das mich sehr begeistert hat mit Geschichten aus dem Leben. Man begegnet Gedanken und Schicksale von Frauen und den Menschen, denen sie im Leben begegnen.