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Veröffentlicht am 15.09.2018

7 Gründe, warum ich dieses Buch LIEBE

Elian und Lira – Das wilde Herz der See
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Wild, grausam und betörend wie das Meer - ein grandioser Buch, das mich mit seiner Atmosphäre, seinen Charakteren, seiner Atmosphäre und seiner Handlung vollauf begeistert. Man sollte sich von Cover, Titel ...

Wild, grausam und betörend wie das Meer - ein grandioser Buch, das mich mit seiner Atmosphäre, seinen Charakteren, seiner Atmosphäre und seiner Handlung vollauf begeistert. Man sollte sich von Cover, Titel und Klappentext allerdings nicht in die Irre führen lassen - dies ist keine seichte Fantasylovestory, sondern düster und handlungsreich.

Oh! Mein Gott! Da hätte ich ja fast eines meiner Jahreshighlights verpasst o.O Ich hatte nämlich gar nicht vor, dieses Buch zu lesen, weil Cover und Titel eine weitere seichte, stereotype Fantasylovestory versprachen. Dann habe ich aber rausgefunden, dass dieses Buch die Übersetzung vonTo kill a Kingdom ist, weshalb ich doch noch zugegriffen habe. Glücklicherweise! Denn es gibt für mich soooo viele Gründe, Das wilde Herz der See zu lieben!!!



1- THEMATIK

Ich meine halloooo?! Piraten? Schiffe? Sirenen? Ich bin dabei!!! Nicht nur, weil maritimes perfekt meinem Blog passt und ich demnächst viel Zeit auf einem Schiff verbringen werde, sondern weil Piraten seit jeher mein Herz höher schlagen lassen. Jedes Jahr an Fasching: Weibliche Hälfte der Klasse in pink, lila und Glitzer als Prinzessinnen und Feen. Und dazwischen: Ein Pirat mit aufgemalter Narbe und Bart, Holzschwert an der Hüfte und Augenklappe. Hohoho und ´ne Buddel voll Rum. Überhaupt, Piraten- und Abenteuerbücher gehörten auch zu meinen ersten Geschichten - haben mir meine Eltern doch häufig Bücher wie Die Schatzinsel, Robinson Crusoe oder Sein Freund, der Seefahrervorgelesen.

Und BAMM, ich liebe, wie Alexandra Christo ihre Meeresthematik umgesetzt hat - sowohl die Unterwasserbeschreibungen, das Gefühl der Freiheit und Wildheit auf See, die Verbundenheit Elians zu seinem Schiff der Saad, die erschreckenden und beruhigenden Seiten des Meeres, die Verwegenheit und Kameradschaft der Seeleute... einfach grandios! Ich hatte das Fluch der Karibik-Gefühl; ich konnte das Schwanken des Bootes, das Rauschen des Meeres und das Spritzen der Gischt fast schon spüren.


2- SCHREIBSTIL

Ich habe beim Lesen gar nicht bemerkt, wie die Zeit verstrich - so lullte mich die Autorin mit ihren Worten ein; betörte, wie eine Sirene ihre Opfer mit ihrem Gesang. Während Alexandra Christo wunderbar bildlich schreibt - Situationen so schildert, dass ich als Leserin meinte, dabei zu sein - ist sie dabei dennoch nicht zu ausschweifend; es bleibt stets spannend und handlungsreich. Selbst beim Ende, das voller Kampf, Aktion und Ereignisse ist, überstürzt sie sich nicht, sodass es mich nicht überrollte. Großartig umgesetzt war auch das langsame Erklären - nach und nach lüftete die Autorin die Geheimnisse ihrer geschaffenen Welt, sodass es nie ellenlange Absätze voller Erläuterungen gab.


3- WORLDBUILDING

Diese Erklärungen führen mich auch schon zum nächsten Punkt: Dem Worldbuilding. Für das verdient sich die Autorin meinen tiefsten Respekt und Begeisterung pur. Endlich mal eine Fantasygeschichte, die mir die fiktive nicht einfach vor die Nase setzt oder 200 beschreibende Seiten benötigt, um sie darzustellen. Stattdessen lernt man einige der 100 Königreiche, sowie die Unterwasserwelt zusammen mit Lira und Elian Stück für Stück kennen. Und wie facettenreich und faszinierend ist diese Welt! Mythologie und Fantasie fließen hier zusammen in Länder voller Eis oder Gold, Lügen und Dieben oder Liebe und Süßigkeiten, voller Erfindungen und Technik oder Grausamkeit und Sirenenzischen. Besonderes Ketos Reich ist Alexandra Christo gelungen - wovon Sirenen sich ernähren, wie sie sich "kleiden", wie sie aussehen und sich erkennen, welche Sprache sie sprechen, wie ihre Hierarchie aufgebaut ist, wie sie sich fortpflanzen... an alles hat die Autorin gedacht!

Nur zwei kleine Fragen bleiben für mich offen: Bekommen Sirenen nur weiblichen Nachwuchs oder sind die männlichen Babys einfach Nixenmänner? Und wie genau wird eine Sirene Königin bzw, verwandelt sich? Durch das Besitzen des Dreizacks?


4- ATMOSPHÄRE

Ich kann es gar nicht fassen, wie grandios es der Autorin gelungen ist, jedem Land eine einzigartige Ausstrahlung zu verpassen - Licht und Gold, Liebe und süßlich klebrige Luft, rau und voller Gier und List, eiskalt und gefährlich, erschreckend und gefühlskalt...

Gleichzeitig zieht sich durch das ganze Buch dieses Gefühl von Bedrohung und Kampf, von Blut, Tod und Verzweiflung. Denn Lira und Elian, beide haben schon getötet. Aus unterschiedlich Motiven und mit verschiedener Grausamkeit, und doch. Das Buch hat einfach die perfekte Atmosphäre für mich - düster, aber nicht immer, voller unterhaltsamer Schlagabtäusche und mit einer stetigen, unguten Vorahnung...


5- CHARAKTERE

Waaaaah, ich will nicht, dass die Reise mit Lira, Elian und seiner Crew bereits beendet ist! Lira, die scheinbar herzlose Sirene und Mörderin, voller Stärke und Mut und Selbstbewusstsein, mit ihrer spitzen Zunge, ihrer Schlagfertigkeit und ihrem ungezügelte Temperament. Elian, ein wahrer Pirat - so treu und gutherzig und gleichzeitig unerbittlich und unerschrocken. Kye und Madrid, dieses geniale Gespann, deren Geplänkel und Schäkern Auflockerung brachte. Sakura, die unberechenbare, eiskalte Frau, der man niemals den Rücken zudrehen sollte... Elians Mannschaft und die meisten Sirenen blieben zwar ein Kollektiv im Hintergrund, aber die wichtigen Haupt- und Nebenfiguren waren so vielschichtig und greifbar. Eben mit Ecken und Kanten. Yaaaaaass!!!


6- LIEBESGESCHICHTE

Ich liebeliebeLIEBE es, wie sich die Liebesgeschichte entwickelnd. Langsam, betörend, zwischen den Zeilen. Keine Instalove, kein Rumgeturtel, kein Hin-und-her, keine Zweifel, keine inneren Monologe. Nein, die Handlung steht absolut im Vordergrund und nur zwischen den Zeilen, im Laufe der Zeit, wird aus Misstrauen Vertrauen, bekommt "zufälliges" gegenseitiges Retten eine Bedeutung und keimt langsam ein gegenseitiges Gefühl. Elian und Lira wachsen beide über sich hinaus, ohne dabei ihren Charakter zu verlieren oder sich füreinander zu verbiegen. Am Ende gibt keiner seinen Traum für den anderen auf. Wer also auf Grund des Cover und/ oder des Klappentexts auf eine im Vordergrund stehende Liebesgeschichte hofft, ist hier falsch. Kussszenen gibt es nur wenige und die auch erst gegen Ende - stattdessen kann man als Leser förmlich dabei zusehen, wie eine wundervolle Verbindung entsteht (und dabei die grandiosen Schlagabtäusche und Neckereien beobachten). Das einzige, was mich etwas wehmütig zurücklässt: Elian altert doch weiterhin, während Lira das nur verringert tut...?


7- FRAUEN & MÄNNER

Bereits zu Anfang habe ich wohlwollend bemerkt, wie sich die Autorin geschlechtsspezifischen Stereotypen widersetzt. Sirenen töten nicht nur Männer, an Bord eines Schiffes befinden sich nicht nur Seemänner, in den Spelunken trinken und prügeln sich Männer und Frauen und dann: Eine Königin heiratet. Eine Frau. Wird erwähnt, findet statt. Aber kein "oh wie ungewöhnlich" oder "naja, in dem Land geht das halt, total fortschrittlich". Es ist GANZ NORMAL. So wie es sein sollte. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Wichtige Themen gelungen dargestellt

Changers - Band 4, Kyle
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Auch dieser letzte Band brachte mich wieder zum Grübeln und Reflektieren, behielt dabei dennoch seine jugendliche Leichtigkeit und seine Situationskomik, sowie den grandiosen Umgang mit so sensiblen Themen ...

Auch dieser letzte Band brachte mich wieder zum Grübeln und Reflektieren, behielt dabei dennoch seine jugendliche Leichtigkeit und seine Situationskomik, sowie den grandiosen Umgang mit so sensiblen Themen wie Sexualität, Rassismus und Vorurteilen!

Nachdem ich nun doch viel länger als erwartet auf dieses Buch warten musste und die Hoffnung auf eine Veröffentlichung beinahe schon aufgegeben habe, war es dann doch so weit: Teil 4 der Changers-Reihe lag in meinem Briefkasten. Konnte dieser Abschlussband meine (hohen) Erwartungen erfüllen?

JA! Der Grund, weshalb ich diese Reihe unglaublich gerne mag und sie immer wieder empfehle, liegt in ihrer (meiner Meinung nach großartig umgesetzten) Intention: Aufzuzeigen, wie sinnlos und verletzend sämtliche Ismen, seien es Rassismus, Sexismus oder auch Homophobie, sind. Diversität wird hier großgeschrieben!

Natürlich ist das Grundkonzept, dass es Menschen gibt, die vier Jahre lang am ersten Highschool-Tag in einem neuen Körper aufwachen und sich am Ende dieser Zeit für eine ihrer erlebten Identitäten entscheiden, ihren "Ursprungskörper" dabei aber nicht wieder zurückbekommen, unrealistisch. In einem Fantasybuch - okay. Aber bei einem Comtemporary/ Jugendbuch? Egal! Darum geht es letztlich in der Reihe nur am Rande, weshalb es auch verzeihlich ist, dass die Autoren diesbezüglich kein perfektes Worldbuilding betreiben. Viel relevanter ist die reale Welt, dass was Drew, Oryon, Kim und Kyle und so vielen anderen Menschen dort draußen täglich passiert. Von den banalen Alltäglichkeiten, kleinen Verletzungen und Widrigkeiten bis hin zu den ganz großen Gefühlen und Fragen des Lebens.

Ich finde es beeindruckend, wie es dem Autorenduo gelungen ist, jede der vier Lebensrealitäten, genannt V´s, zu illustrieren. Ich hatte nie das Gefühl, von Außen berichtet zu bekommen, sondern tatsächlich mit den Augen von Ethans Identitäten, in diesem Buch Kim und Kyle, wahrzunehmen. Schon erstaunlich, wie unterschiedlich Probleme und Herausforderungen abhängig von Aussehen/ Körper erlebt werden, obwohl sich ja "nur" die Hülle verändert hat. Wie verschieden Kim und Kyle behandelt wurden - obwohl es derselbe Mensch ist! Ich denke, dass ist eine wunderbare Lektion, großartiger Stoff zum Grübeln - Was macht einen Menschen eigentlich aus? Und welche Vorurteile bzw. vorschnelle Urteile bilden wir eigentlich, selbst wenn wir das nicht wollen?

Weiterhin meistern die Autoren den Spagat zwischen jugendlicher Leichtigkeit und Sensibilität ob der ernsten Thematiken grandios. Einerseits ist das Buch, die ganze Reihe, schnell und angenehm lesbar, da jugendlich geschrieben und oftmals auf Grund von Situationskomik witzig, andererseits wird dem Leser das Mit- und Nachdenken nicht abgenommen, aber eben auch nicht mit erhobenem Zeigefinger etwas eingetrichtert. Ich glaube nicht, dass man diese Bücher einfach nur so lesen kann, ohne sich Gedanken zu machen - und das obwohl sie von Schreibstil und Sprache leichte Lektüre sind.

Mit dem Ausgang der Geschichte bin ich zufrieden und nicht. Die Spannung wurde bis zum Letzten aufrecht erhalten und ich kann nicht behaupten, die Entscheidung gewusst zu haben. Für jede und gegen jede V sprach eben etwas und jede Entscheidung hätte begründet werden können, sodass man ihr zustimmt. Die getroffene Wahl empfand ich als reflexiv und stimmig. Zugleich war das Ende aber auch überraschend abrupt, viele Handlungsfäden bleiben unverwoben, einige Fragen offen. Gerade was (Neben-)Charaktere betrifft, die ich ins Herz geschlossen hatte. Andererseits ist diese Reihe eben auch keine "normale" Geschichte, es geht viel mehr um die allgemeinen Erlebnisse und Erfahrungen, als um die spezifischen, personengebundenen... Ein Kapitel mehr mit Antworten und Erklärungen, das wäre mein I-Tüpfelchen gewesen!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Aktueller, als man denken mag...

Einer flog über das Kuckucksnest
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Absolute Empfehlung für Leser, die gewillt sind, ein anspruchsvolles Buch mit viel Stoff zum Nachdenken zu lesen, sich auf einen ungewöhnlichen Schreibstil einlassen können und wollen und nicht nach einer ...

Absolute Empfehlung für Leser, die gewillt sind, ein anspruchsvolles Buch mit viel Stoff zum Nachdenken zu lesen, sich auf einen ungewöhnlichen Schreibstil einlassen können und wollen und nicht nach einer kurzweiligen Lektüre suchen. Besonders lohnenswert, wenn man "Gefangen - Der Fall K." gesehen hat.

Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Lesegeschmäcker unterscheiden - und nicht nur das; wie sie sich auch bei einem einzelnen Menschen verblüffend wandeln und verschieben können!

So bei diesem Titel, den ich 2014 im Rahmen des Englischunterrichts der 11. Klasse verpflichtend lesen musste - und nicht nur langweilig und zäh, sondern zudem auch als anstrengend geschrieben empfand (und mit nur 2/5 Ankern bewertete). Als ich nun im Zuge einer Sitzung zur Psychiatrie/ psychiatrischen Zwangsgewalt in einem meiner Seminare im Studium noch einmal zu diesem Buch griff, konnte es mich ingenau den Punkten überzeugen, in denen es mich ein paar Jahre zu vor genervt hat.

Allein voran der Schreibstil - Ken Kesey verpackt die Geschichte um Chief Bromden, McMurphy und all´ die anderen Psychiatrieinsassen beeindruckend bildgewaltig und wortreich in wunderbare Metaphern. Gerade die eher ereignisarmen Passagen, in denen die (Gedanken-) Welt des Protagonisten sich entfaltet, fesselte mich.

Denn Ken Kesey hat weitaus mehr als "nur" eine Kritik der Zustände in Psychiatrien geschrieben - Chief Bromdens Überlegungen zur Combine, zum Nebel und den Schläuchen und Drähten sind viel eher eine allegorische, unfassbar treffende und gar nicht so subtile Gesellschaftskritik.

Weiterhin begeistern konnte mich die schrittweise Charakterentwicklung Chief Bromdens. Selten hatte ich mehr das Gefühl, förmlich zuschauen zu können, wie sich eine Figur weiterentwickelt, stärker wird. Oder eben zu seiner alten Stärke wiederfindet. Und zugleich scheint diese Aufrichtung des Protagonisten die zunehmende Schwächung McMurphys zu bedeuten. Anders als beim ersten Lesen fand ich diese Entwicklung nicht mehr frustrierend, sondern berührend und emotional, zugleich aber auch überzeugend und stark.

Hatte ich 2014 noch das Gefühl, oftmals überhaupt gar nicht zu wissen, was passiert, bzw. was genau gemeint ist, da die Geschichte aus Sicht eines schizophrenen Insassen der Klinik erzählt wird, so kam ich beim erneuten Lesen perfekt klar. Vielleicht weil ich älter geworden bin, konnte ich erkennen, welcher Erzählstrang die eigentliche Handlung darstellt, und welcher die Gedankenwelt Chief Bromdens, die sinnbildlich Entwicklungen in der Außenwelt umschreibt. Und ein bisschen verhält es sich bei diesem Buch auch wie mit Harry Potter (und Dumbledore) - nur weil es im Kopf geschieht, heißt das, dass es nicht real ist?

Veröffentlicht am 24.08.2018

Hokuspokus, Fidibus!

Die Magischen Sechs - Mr Vernons Zauberladen
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Wunderbares Kinderbuch voller Magie, Freundschaft, bezaubernder Illustrationen und unterhaltsamer Rätsel - als Gesamtwerk absolut stimmig. Zudem liebe ich, wie bunt die Truppe zusammengewürfelt ist.


Vom ...

Wunderbares Kinderbuch voller Magie, Freundschaft, bezaubernder Illustrationen und unterhaltsamer Rätsel - als Gesamtwerk absolut stimmig. Zudem liebe ich, wie bunt die Truppe zusammengewürfelt ist.


Vom Leseprobeneindruck und Cover bereits angetan, überzeugt mich auch die Geschichte vollauf - nicht nur, ist sie für ein Kinderbuch ziemlich spannend und einfach nur bezaubernd illustriert, die Rätsel machen das Buch zudem zu einem Unterhaltungsspaß vom Feinsten.

Auch der Schreibstil ist klasse - locker leicht und direkt an die Lesenden gewandt, zugleich aber nicht in Babysprache, wie Kinderfibeln das manchmal sind ("Anna steht am Baum. Jakob sitzt im Boot."). Stattdessen haben die 6 Freunde teilweise richtig berührende und tiefgreifende Einsichten, die der Autor gekonnt in schöne Worte packt.

Auch die Zaubertricks zum Erlernen bereichern das Buch und sind stets geschickt eingefügt, sodass die Spannung noch erhöht wird.

Was mich zudem begeistern konnte, war, wie bunt zusammengewürfelt die Truppe ist - diversity! Ein schwarzes adoptiertes Mädchen mit zwei Vätern, ein privilegierter fracktragender Junge, steppende Zwillinge mit viel Humor, eine Hermine im Rollstuhl und ein obdachloser Waise (?). BAMM! Und dann dieser Papagei - ich lach´mich schlapp xD "Wauwau, ich bin ein Kaninchen!"

Auf die nächsten drei Bände bin ich mehr als gespannt, möchte ich doch mehr über Carters Eltern, Leilas Zeit im Waisenhaus, Zauberei und Magie, sowie Mr Vernons Smaragdring-Band erfahren!

Veröffentlicht am 21.06.2018

[5+/5] MUSS man einfach gelesen haben

Die Tränen der Waidami
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Eine unfassbare Mischung aus historischer Piraterie, fesselnder Fantasy, aufwühlender Liebesgeschichte und epischer Kämpfe. So packend und "piratig" wie Fluch der Karibik, nur dramatischer und emotionaler. ...

Eine unfassbare Mischung aus historischer Piraterie, fesselnder Fantasy, aufwühlender Liebesgeschichte und epischer Kämpfe. So packend und "piratig" wie Fluch der Karibik, nur dramatischer und emotionaler. Unbedingt lesen!


Sie hat es wieder getan! Auch die neueste Reise, auf die Klara Chilla ihre Figuren schickt, war wieder voller Leid, voller epischer Kämpfe und voller Überraschungen - kurzum, ich bin wieder vollauf begeistert von diesem Genremix aus Fantasy und historischer Piraterie ♥

Was ich an diesem Buch (sowie seinem Vorgänger) besonders liebe, ist seine Unkonventionalität. Die Geschichte ist voller unerwarteter Plottwists und folgt, obwohl eine Prophezeiung darin eine große Rolle spielt, nicht dem klassischen Aufbau von Fantasygeschichten. Viel mehr wurde ich immer wieder (böse!) überrascht und geschockt und wenn ich dachte "Jetzt muss doch aber...!", kam es ganz anders. Und so zog mich dieser zweiter Band nach wenigen Seiten bereits wieder in seinen Bann und es fiel mir unfassbar schwer, das Buch aus der Hand zu lesen. Dazu tragen auch die wechselnden Perspektiven bei - gerade, wenn es besonders brenzlig wird, erfolgt natürlich ein Sprung.

Sorgte bereits der Aufbau des Buches für Spannung, so steigerte das Spiel Klara Chillas mit ihren Figuren (und Lesern!) diese noch weiter. Beim Lesen kamen mir immer wieder die Tränen, setzte mein Herz vor Schreck für einen Moment aus und ich wollte nervös an den Nägeln knabbern - denn nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Leser lässt die Autorin im Unklaren, lässt sich (durchaus auch wortwörtlich) ins Messer laufen. Wie bei einem Puzzle muss man sich das große Ganze zusammensetzen; erraten und erkennen, worauf das alles hinausläuft und warum bestimmte Ereignisse von so großer Relevanz sind. Und selbst das Ende, das bereits einige Fragen beantwortet, lässt viel Spielraum für den nächsten Band, den ich kaum erwarten kann. Kurzum: Die Geschichte ist stets unvorhersehbar (höhö, Wortspiel!).

Auch die Figuren lösten bei mir Begeisterung aus - von Jess war ich bereits von erster Stunde an schwer beeindruckt, Klara Chilla hat aber noch einen obendrauf gesetzt! Obwohl er Unverzeihliches begeht, blieb für mich als Leserin sein weiches Herz und seine guten Absichten offensichtlich, ich litt mit ihm (und Lanea). Diese wiederum hat eine Reifung durchlebt und wurde zu der starken Frau, die ich mir erhofft habe. So ein Traumpaar... Aber auch Cale, Emilia und sogar Torek waren für emotionale Momente verantwortlich! Überhaupt, sowohl die Sympathieträger, als auch die "Schurken" sind eindrucksvoll vielschichtig und nicht einfach nur des Böseseins Willen grausam.

Besonders fasziniert und begeistert bin ich vom Schreibstil der Autorin, die die Kunst der Beschreibungen meisterhaft beherrscht - normalerweise bin ich kein Fan von Orts- und Personenbeschreibungen, aber Klara Chilla nutzt ihre Worte nicht nur zum bloßen Wiedergeben der Situation, sondern lässt ihre Welt, ihre Figuren auf magische Weise real werden, malt Bilder mit ihrer Fantasie und erschafft eine unwirkliche Atmosphäre.

Ihr Buch fängt die Epoche der Piraterie in der Karibik grandios ein - so stelle ich mir diese Zeit vor. Rau, voller Freiheitsdurst und Ehrenkodex, aber auch voller Gier und Gewalt, Untreue und Verrat. Jess und die anderen (Waidami-) Piraten sind definitiv keine weichgespülten Helden, sondern Männer voller Schwächen und Egoismen.

Weiterhin merkte man über die gesamte Geschichte hinweg, wie viel Recherche für dieses Buch betrieben wurde - von Voodoo, über historisch verbriefte Ereignisse in der Karibik zur Hochzeit der Piraterie bis hin zu technischen Details von Segelschiffen und Seeschlachten. Und dennoch verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion. Wissenschaft und Technik kommen mit Aberglaube, Mystik und Magie in Kontakt; Bukaniere, Piraten und sonstige reale Figuren der unterschiedlichsten Jahrhunderte treffen einander auf Klara Chillas Schiffen. Wenn es noch ein kleines historisches Nachwort gegeben hätte, wäre ich vor Begeisterung förmlich ausgeflippt, aber auch ohne bin ich mehr als zufrieden! Zumal dieses Buch wohl eigentlich nicht von Anfang an geplant war - was man der Geschichte jedoch zu keinem Zeitpunkt anmerkt. Anders als bei manch anderer Reihe hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte wäre künstlich erweitert oder stümpferhaft ergänzt worden. Viel eher ist Lanea und Jess´ Geschichte eben noch nicht zu Ende erzählt...

Also, Fluch der Karibik-Soundtrack an und ran an die Kanonen! Ähhh, die Bücher natürlich.