Merk-würdig
PiranesiEin Buch, das schwer nur in Worte zu fassen ist; schillernd und anmutig und zugleich schwerfällig und behäbig. Eine Geschichte definitiv, die einen vollständig eintauchen und nur schwer wieder entlässt.
Als ...
Ein Buch, das schwer nur in Worte zu fassen ist; schillernd und anmutig und zugleich schwerfällig und behäbig. Eine Geschichte definitiv, die einen vollständig eintauchen und nur schwer wieder entlässt.
Als ich dieses Buch das erste Mal in der Verlagsvorschau entdeckte, war ich interessiert und zugleich unschlüssig; nach positiven Besprechungen musste ich es einfach wagen. Und was soll ich sagen?!
Ich bin genauso zwiegespalten und verwirrt wie beim erstmaligen Lesen des Klappentextes - weshalb ich auch so lange mit den Worten dieser Rezension gerungen habe.
Piranesi ist ein skurriles Buch. Wir folgen der Hauptfigur, die in einem nicht enden zu scheinenden Haus lebt, das voller Statuen und Räume, Gezeiten und Aufgängen, aber leer an Leben zu sein scheint. Außer ihm, den Toten und dem Anderen. Doch wessen Wahrnehmung stimmt; wesssen Sinne leiten in die Irre? Die langsame Entfaltung dessen, was tatsächlich geschieht, wann und warum, ist von der Autorin äußerst kunstvoll konstruiert und entbehrt nicht an Spannung.
Und doch. Die Zeit verrinnt zäh wie Honig und in ungleichmäßigen Bahnen; die Grundspannung voller unheilvoller Ahnungen, wirrer Vermutungen und mysteriöser Stimmung wird nicht durch allzuviel Handlung unterstützt. Beschreibungen der Irrungen und Windungen - des Hauses, des Protagonisten und der eigentlichen Geschichte - stehen im Vordergrund. Speziell; auch vom Schreibstil und Erzählton her!
Was mir am Ende des Buches gefällt hat, ist nicht ein geschlosseneres Ende an sich, sondern eine für mich schlüssige Interpretation; das Gefühl, die Geschichte einordnen zu können. Der Geschichte zu folgen hat mir durchaus Freude bereitet, gerade ob der kunstvollen, fast schon poesievollen Inszenierung - es fühlt sich jedoch so an, einen losen Faden in der Hand zu halten, den ich nicht verknüpfen, in Kontext bringen kann. Kein konkretes "und die Moral von der Geschicht", aber doch ein "was wollte uns die Autorin damit sagen".
Im Nachhinein habe ich im Internet gelesen, dass die Autorin Susanna Clarke an chronischem Erschöpfungssyndrom leidet und über viele Jahre das Haus nicht verlassen habe; das macht all die widerstreitenden Gefühle der Hauptperson für das Haus; das Bewundern und Geborgenfühlen und zugleich das Sehnen nach mehr, greifbarer. Und doch bleibt das Buch für mich ein Rätsel. Vielleicht liegt darin jedoch auch dessen Schönheit und Zauber; die es nicht zu durchschauen gilt.
Wen der Klappentext anspricht, wer sich auf dieses Abenteuer einlassen möchte - es lohnt sich! Piranesi ist kein Buch, das sich schnell vergessen lässt oder mit völliger Gleichgültigkeit gelesen werden kann, sondern eines, das mich viel hat Nachdenken lassen.