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Veröffentlicht am 07.09.2018

Die Zukunft der Menschheit

Feuer der Leere
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Die Erde wurde vor langer Zeit von den Giats vollständig zerstört. Die Menschheit, eine Million an der Zahl, lebt seither auf mehrere große Raumschiffe verteilt, die zusammen den Schwarm bilden. Der Schwarm ...

Die Erde wurde vor langer Zeit von den Giats vollständig zerstört. Die Menschheit, eine Million an der Zahl, lebt seither auf mehrere große Raumschiffe verteilt, die zusammen den Schwarm bilden. Der Schwarm dient der gemeinsamen Verteidigung gegen die Giats, denn der Konflikt zwischen Menschen und Giats hält nach wie vor an. Ansonsten haben sich auf den einzelnen Raumschiffen eigene Gesellschaftsstrukturen etabliert und auch die evolutionäre Entwicklung ihrer Menschen weicht voneinander ab. Ein Verlassen des Schwarms ist undenkbar, da damit die Verteidigung der Menschen entscheidend geschwächt würde. Ebenso steht immer wieder die Frage im Raum, was ein Mensch in seinem Menschsein ausmacht ob bestimmte Optimierungen oder Veränderungen an den Besatzungsmitgliedern notfalls mit Gewalt unterbunden werden müssen. Die Admiralin Demetra Egron steht voll und ganz hinter der traditionellen Haltung, dass Eingriffe in die Biologie des Menschen zu einer Schwächung der Spezies führt, aber ausgerechnet ihre beiden Kinder Starn und Rila beginnen, eigene Wege zu gehen.

Das Buch beginnt mit einem fulminanten Angriff der Menschen auf den Planeten G'olata, einem wichtigen Stützpunkt der Giats – im Rest des Buches spielen jedoch Weltraumschlachten eine untergeordnete Rolle, was mir gut gefällt, da ich am liebsten Science Fiction-Romane lesen, die mich zum Nachdenken anregen. Bei „Feuer der Leere“ geht es um die Zukunft der Menschen und ob das Zusammenleben in dem Schwarm die einzige mögliche Alternative ist, um gegen die Giats bestehen zu können. Wie würde sich der Mensch, dessen Evolution auf einem Planeten begann, entscheiden, wenn er plötzlich die Wahl hat, auf einem Planeten mit Schwerkraft oder weiterhin in einem Raumschiff in Schwerelosigkeit zu leben? Wenn das Leben in einem Schiff und in Schwerelosigkeit seit langer Zeit Normalität ist?
Ich konnte jedenfalls Starns Begeisterung, als er das erste Mal einen erdähnlichen Planeten betritt und ohne Maske atmen kann, sehr gut nachvollziehen, auch wenn die Raumschiffe jeglichen Komfort anbieten.

Die einzelnen Raumschiffe des Schwarms sind sehr unterschiedlich: da gibt es die MARLIN, die zwar eher militärisch straff geführt wird, aber per Mehrheitsbeschluss über anstehende Projekte entscheidet. Die SQUID wirkt dagegen sehr exotisch, handelt es sich bei ihr doch um ein organisches Wesen, welches den Menschen in ihrem Inneren Unterschlupf bietet. Mit ihren langen Greifarmen ähnelt sie einem Kalmar. Als einziges Schiff herrscht in ihr Schwerkraft – warum das so ist, ist ein Geheimnis, das bisher nicht gelüftet wurde.

Und dann gibt es noch die ESOX, deren Bewohner sich seit Jahren mit dem Computer des Schiffes verbunden und ihren menschlichen Körper technisch optimiert haben. Das jedoch führte innerhalb des Schwarms zu Unmut und hatte eine blutige Zerschlagung dieser Entwicklungen durch die restlichen Schwarmmitglieder zur Folge. Starn Egron war damals an diesem Einsatz beteiligt, jedoch haben die Erlebnisse dazu geführt, seine militärische Laufbahn aufzugeben – sehr zur Enttäuschung seiner Mutter, der Admiralin der MARLIN.

Starn hat sich seither auf das Gebiet der Xenobiologie verlegt, welches zur Aufgabe hat, Saatgut für die Verpflegung des Schwarms zu entwickeln und Planeten zu finden, die über geeignete Voraussetzungen für ein Ausbringen des Saatguts und spätere Ernte der Nahrungsmittel verfügen. Denn die Beschaffung bzw. Produktion von Nahrungsmitteln bei einem Leben in Raumschiffen stellt die Menschheit vor völlig andere Herausforderungen, wie bei einem planetengebundenen Leben. Das war etwas, über das ich mir zu Beginn des Romans kaum Gedanken gemacht hatte, welches aber eines der zentralen Themen des Buches ist.

Und immer beherrscht die Gefahr durch die Giats das Leben der Menschen: selbst, wenn sich ein Planet finden würde, auf dem die Menschen leben könnten, müssten sie fürchten, dass die Giats auch diesen Planeten wieder zerstören würden. Das Gleiche gilt für die Ernteflächen, welche von den Giats unbemerkt bleiben sollten.

Als Leser habe ich mich gefragt, ob dieser schon so lange anhaltende Konflikt überhaupt noch zu stoppen ist, ob es irgendwann eine Chance auf Waffenstillstand zwischen den beiden Völkern geben kann. Und auch auf diese Thematik wird in dem Buch eingegangen.

Wenn man bisher noch keinen oder nur wenige Romane aus diesem Genre gelesen hat, fühlt man sich sicherlich durch die vielen technischen Begriffe erstmal erschlagen – mir ging es nicht anders vor wenigen Jahren, als ich nach langer Zeit meine ersten Science Fiction-Bücher gelesen habe. Aber man kommt im Laufe der Lektüre immer besser rein und außerdem haben die technischen Details wenig Auswirkung auf das Verständnis der Handlung. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen im Anhang des Buches gegeben hätte. Der Autor hat jedoch im Rahmen unserer Leserunde diese Anregung aufgegriffen und ein Glossar auf seiner Homepage eingerichtet.
Ich muss hier lobend herausheben, dass es dem Autor mühelos gelingt, nüchtern-sachliche technische Informationen neben nahezu poetischen und philosophischen Überlegungen zu platzieren.

Die Charaktere sind wie gewohnt vielschichtig und über so manche Figur musste ich meine erste Meinung im Laufe des Buches revidieren. Ihre Entwicklungen haben mir jedenfalls gut gefallen.

Besonders gut gefallen haben mir die Erlebnisse von Starn und seinen Kollegen auf dem Planeten Cochada, mit dessen Bewohnern sie neue Handelsbeziehungen knüpfen wollen, um die Verpflegung der Menschen in nächster Zukunft sichern zu können. Zudem machen die Menschen auf Cochada eine verblüffende Entdeckung, mit der ich niemals gerechnet hatte.

Es werden viele Fragen aufgeworfen und nicht alle beantwortet, was allerdings bei der Komplexität der angesprochenen Themen und der Weite des Weltalls und des Rotraums nicht möglich sein kann. Das Buch ist als Einzelband ausgelegt, aber ich könnte mir vorstellen, dass es noch weitere Bücher zu diesem Universum geben könnte, in denen auch die anderen Schiffe des Schwarms eine Rolle spielen könnten.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Der Widerstand breitet sich aus

Sieben Heere
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Dem kleinen Dorf Hagetmau des von Nafarroa besetzten Akitanien gelingt das Unglaubliche: durch eine List vernichten die Dörfler 140 gegnerische Soldaren und bleiben weiterhin als einzige Gemeinde unbesetzt. ...

Dem kleinen Dorf Hagetmau des von Nafarroa besetzten Akitanien gelingt das Unglaubliche: durch eine List vernichten die Dörfler 140 gegnerische Soldaren und bleiben weiterhin als einzige Gemeinde unbesetzt. Jedoch fordern sie damit einen mächtigen Gegner heraus, der mit seinen sieben mal siebentausend Soldaren gegen das kleine Hagetmau steht und die Rebellion im Keim ersticken will. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, in der die Dorfbewohner so viele besetzte Dörfer wie möglich befreien müssen, um genügend Verbündete im Kampf gegen die nafarroanische Übermacht zu gewinnen. Wird die Revolution gelingen?

Da die Lektüre von Band 1 einige Monate zurückliegt, hatte ich die Befürchtung, dass ich mich womöglich an viele Details nicht mehr erinnern könnte, aber das war unbegründet: bereits nach den ersten Seiten und der Nennung der relevanten Namen kamen die Erinnerungen an die Handlung und Eigenarten der Charaktere zurück. Gab es in Band 1 doch genügend Stoff zum Nachdenken und Spekulieren, der sich in meinen Erinnerungen tief eingeprägt hat.

Hagetmau gelingt am Ende von Band 1 ein überwältigender Befreiungsschlag, allerdings können sie sich auf ihrem Erfolg nicht ausruhen, sind sie doch von besetzten Dörfern umgeben und müssen mit einem Gegenschlag der übermächtigen Besatzer rechnen. Sie sind darauf angewiesen, einen Schutzgürtel von weiteren befreiten Dörfern um sich zu ziehen, bevor Nafarroa die Gelegenheit hat, zum Gegenschlag auszuholen.

Während Hagetmau bisher seinen eigenen Kampf gefochten hat, tragen sie nun die Revolution in die Nachbardörfer, deren Reaktion auf die Befreiung jedoch unterschiedlich ausfällt, je nachdem, wie sich die Besatzer den Dorfbewohnern gegenüber verhalten haben. Außerdem werden die bisherigen führenden Hagetmauer Köpfe mit den Problemen konfrontiert, welche eine wachsende Revolutionsarmee und deren Befehligung mit sich bringen. Auch haben die neuen Verbündeten oftmals eigene Vorstellungen, wie die Revolution aussehen soll. Damit droht die Revolution immer mehr den Händen der Hagetmauer zu entgleiten.

Die neuen Herausforderungen führen bei den führenden Köpfen der Revolution von Hagetmau nach dem Siegesrausch der ersten Erfolge zu einer allmählichen Ernüchterung und ja, auch zu einer gewissen Kriegsmüdigkeit. Gerade bei Sinion, Baresin und Varlie sind die Auswirkungen am deutlichsten spürbar.

Sinion, der früher der unsichere Stotterer des Dorfes war, hat sich durch seine brillanten Strategien seinen Platz und Respekt im Kriegsrat verschafft, sein Stottern ist kaum noch vorhanden. Die bisherige Befehligung des Aufstands hat ihn beflügelt und selbstsicherer gemacht – wie wird er sich aber weiterentwickeln, wenn er über immer größere Truppen befehligen soll? Er, der lieber die Fäden zieht, als zu den Kämpfern zu sprechen? Sinion entwickelt zudem erste Unzufriedenheiten, mit denen ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gerechnet hatte und die für die weitere Entwicklung der Revolution ausschlaggebend sein können.

Baresins Stärken liegen weniger in den strategischen Planungen, sondern vielmehr in seinen rhetorischen Fähigkeiten, die Dorfbewohner auf eine Linie einzuschwören. Dabei hat er nichts dagegen, wenn er sich geschickt aus den Kampfhandlungen heraushalten kann, sein Name jedoch immer wieder bei den Erfolgen heraussticht. Mit den befreiten Nachbardörfern rückt Hagetmau immer mehr als Organisationszentrum des weiteren Aufstands in den Mittelpunkt – wie wird Baresin diese Aufgaben lösen? Wird er, der sein bisheriges Leben lieber mit Müßiggang verbracht hat, sich dieser Verantwortung stellen? Und was wird er tun, falls es erste Misserfolge geben sollte, mit denen bei einer Ausweitung der Aufstände zu rechnen ist.

Neben der Entwicklung des Aufstands war ich am meisten auf die Reaktionen der wichtigsten Charaktere auf die neue Situation gespannt. Wie bereits im ersten Band bietet auch dieses Buch wieder viel Raum für Spekulationen und Überlegungen. Das, was Hagetmau bisher ausgelöst hat, lässt sich meiner Meinung nach nicht mehr rückgängig machen und alles, was nun folgt, ist wie eine Lawine, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Wen die Lawine schlussendlich mit sich reissen wird und ob es am Ende überhaupt einen Gewinner geben kann, wird sich im Laufe des dritten Bandes herausstellen müssen. Bei der schieren nafarroanischen Übermacht, denen sich die aufständischen Aktitanier gegenüber sehen, wird es mir ganz anders, andererseits hat Hagetmau mich inzwischen schon mehrmals in Situationen überrascht, die ich als aussichtslos eingestuft hätte.

Während mich das Töten der Gegner im ersten Band noch ziemlich schockiert hat, konnte ich in diesem Buch eine gewisse Distanz dazu einnehmen, was sicherlich auch daran liegt, dass mit der wachsenden Zahl der Gegner auch ihre Individualität schrumpft und sie in der Masse untergehen.

Die Aufständischen müssen sich allmählich der Frage stellen, wie sie mit den gegnerischen Soldaren umgehen wollen. Bisher haben sie auf totale Vernichtung gezielt, aber wollen sie tatsächlich 49.000 nafarroanische Soldaren töten, nur um das Problem der Versorgung und Bewachung von Gefangenen zu umgehen? Rauthne, die Byrgherin von Hagetmau, möchte statt auf bedingungslosen Kampf auf die Diplomatie setzen – ist das naiv oder vorausschauend? Und wird der übermächtige Gegner überhaupt bereit sein, diplomatische Wege einzuschlagen oder auf seine zahlenmäßige Übermacht setzen? Welche Strömungen werden sich unter den Aufständischen durchsetzen: die besonnenen Kräfte wie Rauthne oder diejenigen Kämpfer wie Tautun, für den nur tote nafarroanische Soldaren als Lösung in Frage kommen? Ich hätte nichts dagegen, wenn das kompromisslose Töten bald ein Ende hätte, aber kann man es überhaupt noch aufhalten?

Wie auch Band 1 endet das zweite Buch mit einem Paukenschlag, der aber auch eine ganz neue Entwicklung für den dritten Band einläutet, auf die ich sehr gespannt bin. Mich konnte dieser Band wieder auf der ganzen Linie überzeugen, zumal er viel Raum für eigene Überlegungen und Reflexionen lässt.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Die K&K-Schwestern ermitteln

Der Gärtner war's nicht!
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Irgendwo in der süddeutschen Provinz: die Schwestern Kriemhild und Konny, beide über sechzig, betreiben mehr schlecht als recht eine Bed & Breakfast-Pension. Die Gäste bleiben aus und damit auch die dringend ...

Irgendwo in der süddeutschen Provinz: die Schwestern Kriemhild und Konny, beide über sechzig, betreiben mehr schlecht als recht eine Bed & Breakfast-Pension. Die Gäste bleiben aus und damit auch die dringend nötigen Einnahmen. Kein Wunder, dass Konny aus dem Häuschen ist, als sich eine komplette Band in ihrer Pension einquartieren will. Zusätzlich steigt noch der attraktive Holger Bettenberg bei ihnen ab, der mit seinem Aussehen wie Cary Grant und seiner sonoren Stimme bei Konny für weiche Knie sorgt. Kriemhild sieht das alles deutlich pragmatischer. Als jedoch in der Pension ein Mord geschieht, entwickeln die Schwestern ungeahntes kriminalistisches Gespür.

Meine Begegnung mit den K&K-Schwestern war auch meine erste Begegnung mit den Büchern von Tatjana Kruse. Da mich Konny und Kriemhild so gut unterhalten haben, wird es aber garantiert nicht bei diesem Buch von der Autorin bleiben. Der Schreibstil ist unterhaltsam und voller Humor, es gab während des Lesens genügend zum Lachen. Teilweise gelingen der Autorin regelrechte Slapstick-Einlagen. Gut gefallen hat mir dabei, dass der Humor nicht platt wirkt.
Aufgelockert wurde der Roman zusätzlich von den Einschüben der Kummerkasten-Konny: Konny schreibt nebenher eine Ratgeberkolumne für eine Zeitung, in der es um Themen geht, die die ältere Generation bewegen.

Die Beschreibung der Charaktere hat mir sehr gut gefallen: Konny und Kriemhild sind Zwillingsschwester und so verschieden wie Tag und Nacht. Während Konny über eine freundliche und diplomatische Ader verfügt, wirkt Kriemhild eher verkniffen und sagt öfters geradeheraus ihre Meinung, was in manchen Momenten nicht ganz so gut ankommt. Aber es gibt auch durchaus Situationen, in denen ihre Direktheit absolut angebracht ist. Aber je mehr man von Kriemhild erfährt, umso sympathischer wurde sie mir.

In jedem Fall haben beide Schwestern ein großes Herz, haben sie doch Herrn Hirsch, ihren früheren Bankberater, nach dessen Schlaganfall bei sich aufgenommen. Der Ärmste ist seit seiner Krankheit Aphasiker, was eigentlich weniger komisch ist, aber wenn er die neuen Gäste mit „Gabelstapler“ begrüßt, muss man einfach lachen. Zudem ist Herr Hirsch ein Charakter, den man einfach gern haben muss. Dummerweise fungiert er bei den Schwestern als Gärtner und eine Art Butler, was ihn in den Augen der Polizei zum Verdächtigen Nummer 1 in Bezug auf den Mord macht.

Die Bandmitglieder, Holger Bettenberg und auch die Kommissarin Klum sind ebenfalls gut gelungen, zumal der erste Eindruck manches Mal täuscht.

Alleine die Figuren machen den Roman schon lesenswert, so dass bei mir die Krimihandlung beinahe in die zweite Reihe zurückgetreten ist. Wobei auch dieser Teil gut von der Autorin gelöst wurde, immerhin war ich mir bis zum Schluss nicht sicher, wer denn nun der oder die MörderIn sein könnte bzw. welche Spuren in Verbindung mit dem Mord stehen und welche den Leser – und die Schwestern – in die Irre führen sollen.

Das Buch ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi, der bei mir für kurzweiliges Lesevergnügen mit einigen Lachern gesorgt hat. Ich freue mich, dass es eine Fortsetzung mit den sympathischen Schwestern geben wird und hoffe, dass auch Herr Hirsch wieder mit von der Partie sein wird.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Zweiter Band aus dem Omniversum

Das Arkonadia-Rätsel
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Die beiden Reisenden Jasper und Jasmin, die im Namen von Omni unterwegs sind, sollen das Rätsel um das Nerox auf dem Planeten Arkonadias lösen. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, welches sich alle ...

Die beiden Reisenden Jasper und Jasmin, die im Namen von Omni unterwegs sind, sollen das Rätsel um das Nerox auf dem Planeten Arkonadias lösen. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, welches sich alle 453 Jahre wiederholt: das Nerox erscheint für kurze Zeit und lockt die Bewohner von Arkonadia, in dem es demjenigen, der es schafft, hineinzugelangen, Macht und Einfluss über den Planeten in Aussicht stellt. Das nächste Erscheinen des Nerox steht kurz bevor und das Wettrennen unter den Bewohnern Arkonadias um die Macht hat begonnen – und stürzt dabei den Planeten immer wieder in Chaos und Anarchie.

Da mir der erste Band schon sehr gut gefallen hat, war ich auf die Fortsetzung gespannt. Besonders habe ich mich auf ein Wiedersehen mit Jasper, Jasmin und Cassandra gefreut. Umso erstaunter war ich, dass seit den Geschehnissen in „Omni“ bereits dreißig Jahre vergangen sind. Wobei diese Zeitspanne nur uns Menschen so lange erscheint, aus der Perspektive von Omni, einem Zusammenschluss von derzeit vierzehn Superzivilisationen, entsprechen dreißig Jahre nicht mal einem Wimpernschlag. Diese unterschiedliche Zeitauffassung ist auch immer wieder Thema des Buches, mit seinen Vor- aber auch Nachteilen, je nachdem, auf welcher Seite man steht.

Als Reisende wurden die Menschen Jasmin und Jasper biologisch so verändert, dass auch ihre Lebenserwartung deutlich höher liegt – man denke nur an den zehntausendjährigen Aurelius, ebenfalls einem Reisenden, aus dem ersten Buch.

Jasmin brennt darauf, endlich Gutes im Universum zu tun, die technischen Möglichkeiten, über die Omni verfügt, zum Wohle aller einzusetzen. Daher ist sie immer wieder frustriert, wenn von Omnis Seite aus nichts geschieht, aus Gründen, die sie nicht nachvollziehen kann oder weil Omni eben in ganz anderen Zeitabständen denkt. Außerdem möchte sie sich mehr Wissen über Omni aneigenen, aber die Bibliotheken von Omni sind für solch junge Reisende noch nicht zugänglich. Sie stellt Fragen und reagiert ungeduldig, weil sie keine Antworten darauf bekommt.

Oder ist es vielmehr so, wie es der Arkonadier Balthasar Jasmin gegenüber andeutet, dass Omni einiges zu verbergen hat, was die Zeit ihrer Gründung angeht? Balthasar will das Nerox bezwingen, um den Fluch des ewigen Zyklus zu durchbrechen und damit dem Planeten den Weg in Fortschritt und Wohlstand dauerhaft zu ebnen. Werden seine Zweifel bei Jasmin auf fruchtbaren Boden fallen?

Jasper dagegen vertraut auf die Entscheidung und das Opfer Aurelius', welches ihn und seine Tochter Jasmin zu Reisenden gemacht hat. Jasper kam mir inzwischen gereifter vor und handelt glücklicherweise auch etwas überlegter als im ersten Buch.

Neben Jasper und Jasmin liegt der Erzählfokus auf dem arkonadischen Werkzeugmacher Zirzo, der beauftragt wird, ein Werkzeug herzustellen, mit dem es gelingt, in das Nerox zu gelangen. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum er plötzlich mitten im Geschehen um die Lösung des Rätsels von Arkonadia steht.

Spannend fand ich in diesem Roman, dass auf Arkonadia in der Zeit, in der das Nerox erscheint, sämtlich höherentwickelte Technologie nicht mehr funktionierte; das war für mich in einem Science Fiction-Roman unerwartet, fand ich aber gelungen.
Ebenfalls sehr gut haben mir die surreal anmutenden Szenen rund um die Fallen des Nerox gefallen, die schon phantastische Ausmaße hatten.

Dieser Band liefert dem Leser weitere Einblicke in Omni und beantwortet die eine oder andere Frage, die sich aus dem ersten Buch ergeben haben. Aber Omni bleibt weiterhin geheimnisvoll genug, umso mehr freut es mich, dass es weitere Bände aus dem Omniversum geben soll.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Richard Oppenheimer in seinem persönlichsten Fall

Endzeit
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Berlin 1945, kurz vor Kriegsende: dem ehemaligen jüdischen Kommissar Richard Oppenheimer und seiner Frau Lisa ist es gelungen, in den Wochen seit den Geschehnissen aus dem Vorgängerband in ihrem Versteck ...

Berlin 1945, kurz vor Kriegsende: dem ehemaligen jüdischen Kommissar Richard Oppenheimer und seiner Frau Lisa ist es gelungen, in den Wochen seit den Geschehnissen aus dem Vorgängerband in ihrem Versteck unbemerkt auszuharren. Die Alliierten, allen voran die Rote Armee, erkämpft sich ihren Weg nach Berlin und ein Ende des Krieges rückt immer mehr in greifbare Nähe. In den letzten Kriegstagen bekommen die Oppenheimers noch einen weiteren Mitbewohner mit einem ominösen Koffer, der für ihn sehr wichtig zu sein scheint. Die sich überschlagenden Ereignisse reißen auch Richard und Lisa mit und lässt sie zwischen die Fronten geraten.

Mit Spannung habe ich den dritten Band um Richard Oppenheimer und seine Frau Lisa erwartet. Zumal es nun nicht mehr lange bis zum Kriegsende ist und ich natürlich sehr gehofft habe, dass die beiden unbeschadet die letzten Tage des Dritten Reiches überstehen werden.

So wird der Leser auch direkt in diese Tage vor dem 8. Mai 1945 katapultiert und erlebt zusammen mit dem jüdischen Oppenheimer den Wechsel der Gefühle zwischen Hoffen auf Befreiung und Bangen, was die neuen Besatzer bringen werden. Die Schilderung dieser Tage in Chaos und Entbehrung sind an sich schon so spannend wie ein Krimi erzählt.

So liegt der Fokus dieses Romans nicht ausschließlich auf dem Mord und seine Folgen, bei dem Oppenheimer zwischen die Fronten gerät, sondern auch auf den persönlichen Erlebnissen und Gefühlen der Protagonisten. Gerade bei Oppenheimer machen sich die Geschehnisse besonders bemerkbar, ist er doch der Meinung, nach Kriegsende endlich wieder über sein Leben selbst bestimmen zu können, was jedoch ein Irrtum ist. Dazu kommt noch ein persönlicher Schicksalsschlag, der seine Ansichten komplett durcheinanderwirbelt. Kein Wunder, dass er sich teilweise in der Folge anders verhält, wie man es von dem „alten“ Oppenheimer erwartet hätte und er an seine persönlichen Grenzen gelangt.

Neben dem Schicksal der Oppenheimers habe ich natürlich darauf gebrannt zu erfahren, was aus Hilde, der engen Freundin der Oppenheimers, geworden ist, die einige Wochen zuvor wegen ihrer politischen Gesinnung verurteilt und ins Gefängnis gekommen ist. Niemand weiß, ob sie überhaupt noch lebt.

Wie bereits in den Vorgängerbüchern überzeugt der Autor auch hier wieder mit akribischer Recherche der historische Begebenheiten und den vielen kleinen und großen Details, die das Buch enorm bereichern. Dadurch wird die Handlung noch greifbarer und lebendiger für den Leser und es sind Fakten, die in keinem Geschichtsunterricht vermittelt werden.

Aber auch der Fall, an den Oppenheimer wie die Jungfrau zum Kinde kommt, ist wieder spannend erzählt, zumal es relativ harmlos beginnt, aber schlussendlich sehr weitreichende Folgen hat.

Mich konnte der dritte Band ebenfalls wieder überzeugen und freue mich sehr, dass der Autor angekündigt hat, dass es noch mehrere Bücher um die Oppenheimers geben wird.