Wie kann man dem dunklen Herzen entkommen?
Das dunkle HerzAnna verliert während des Gedächtnisgottesdienst für ihren seit zehn Jahren vermissten Bruder Ben das Bewusstsein, als sie wieder erwacht, befindet sie sich in einer völlig fremden Welt. In der Ferne erkennt ...
Anna verliert während des Gedächtnisgottesdienst für ihren seit zehn Jahren vermissten Bruder Ben das Bewusstsein, als sie wieder erwacht, befindet sie sich in einer völlig fremden Welt. In der Ferne erkennt sie die Gebäude und Ruinen einer Art Wüstenstadt und als sie in der Stadt ankommt, entdeckt sie weitere Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft, die sich ebenfalls nicht erklären können, wie sie plötzlich dorthin gelangt sind. Was bedeutet dieser Albtraum? Und gibt es eine Möglichkeit, wieder nach Hause zu kommen? Dann findet Anna Anzeichen, die zu ihrem Bruder Ben führen.
Die Thematik des Buches, sich plötzlich in einer wildfremden Umgebung zu befinden, ohne zu wissen, wie und warum man dorthin gelangt ist, hat mich direkt angesprochen. Und bereits nach den ersten spannenden Seiten häuften sich bei mir die Fragen: wo sind Anna und die Anderen gestrandet, befindet sich dieser Ort in unserer Welt? Nach welchen Kriterien wurden die Menschen ausgesucht, gibt es Gemeinsamkeiten zwischen ihnen? Welches Ziel wird mit der Entführung der Menschen verfolgt – und von wem? Werden sich noch andere Menschen an diesem Ort befinden, die schon länger da sind? Gibt es eine Möglichkeit, diese Welt wieder zu verlassen? Von wem stammen die Worte „Du sollst nicht töten“, die sich an der Wand einer Kirche befinden – und warum?
Der Versuch von Anna und den anderen Gestrandeten, Antworten auf diese Fragen zu finden, bilden eine packende und spannende Handlung, so dass es mir nicht leicht gefallen ist, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Neben der Suche nach den Hintergründen ist auch die Bildung von Gruppen und Zweckgemeinschaften sehr spannend und wie die einzelnen Menschen unterschiedlich mit der neuen Situation zurechtkommen bzw. welche Rolle sie einnehmen werden.
Es gibt einen Beobachter, eine alten Mann, der sich den Angekommenen zwar nicht offenbart, aber scheinbar genau weiß, warum sie hier sind. Auch weiß er von dem Bösen, welches unter der Stadt lauert: dem dunklen Herzen.
Die Charaktere der unfreiwilligen neuen Bewohner der Stadt sind sehr unterschiedlich und ihre jeweilige Entwicklung ist spannend zu verfolgen, zumal sie sich aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammensetzen. Interessant wären noch mehr Hintergrundinformationen zu den Ankömmlingen gewesen, was ihre Vergangenheit und ihr Leben in der richtigen Welt angeht. Aber da dieses Buch der Auftakt zu einer dreiteiligen Serie ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass man das noch in den nächsten beiden Büchern thematisieren könnte.
Anna und Nico, eine griechischer junger Mann, mit dem sie sich anfreundet, gefallen mir besonders gut, da sie Einblick in die verschiedenen Gruppen bekommen. Außerdem ist Anna ziemlich mutig und will mehr über die Stadt und ihre Umgebung herausfinden, was auch daran liegt, dass sie immer wieder Anzeichen dafür findet, dass es an diesem Ort eine Verbindung zu ihrem vermissten Bruder gibt.
Das Buch wird zwar als Jugendroman eingestuft, kann aber sehr gut von Erwachsenen gelesen werden. Sehr gut hat mir der leichte Grusel gefallen, der permanent über der ganzen Handlung liegt.
Zwar ist das Buch der erste Teil, es ist aber in sich abgeschlossen, ohne einen fiesen Cliffhanger am Ende. Trotzdem bin ich sehr gespannt, wie es weitergehen wird und freue mich darauf, wenn der zweite Band erscheint.