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Veröffentlicht am 03.05.2019

Kein Sex-oder doch?

Die Geschichte der schweigenden Frauen
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Autorin: Die Pakistani Bina Shah, Studium am Wellesley College und in Harvard.
Der Roman:
Zeit: irgendwann in der Zukunft
Ort: Süd-West-Asien
Personen:
Sabine, junge Frau, lebt in der Panah
Die ...

Autorin: Die Pakistani Bina Shah, Studium am Wellesley College und in Harvard.
Der Roman:
Zeit: irgendwann in der Zukunft
Ort: Süd-West-Asien
Personen:
Sabine, junge Frau, lebt in der Panah
Die Panah ist ein unterirdischer, geheimer Ort, an dem Frauen wie Sabine relativ sicher sein können.
Die Panah wird geleitet von LIn Serfati, Nichte einer der Gründerinnen der Panah, Ilona Serfati.
Weitere Personen: Rupa, Diyah, Su-Yin, Marya, Aleyna
Dr. Bouthain, Manalac, Reuben Faro, Joseph,
und der Wichtigste, Dr. Julien Asfour
Die Handlung:
Ein Krieg hat Süd-Wast-Asien zerstört und verstrahlt. Nur wenige Gebiete bleiben verschont, dort wird die moderne Stadt Green_City aufgebaut.
Da es viel zu wenig Kinder gibt, müssen Frauen mit bis zu sechs Männern verheiratet sein und deren Kinder austragen, um den Bevölkerungsstand zu erhöhen.
Die Mädchen aus der Panah, zu denen auch Sabine gehört, sind illegal und schenken Männern, die sie buchen können, Intimität ohne Sex, was für viele kaum vorstellbar ist. Das Leben ist für die Mädchen und die Leiterin der Panah, Lin, sehr gefährlich und auch nicht immer einfach, da es gilt, sehr strenge Regeln zu befolgen.
Lin, die für sich eine Ausnahme macht und mit einem Mann auch Sex hat, bekommt eines Tages ein Schlafmittel, das sie Sabine, die nie schlafen kann, heimlich in ihren Tee mischt. Sie weiß, daß Sabine normalerweise keinen Alkohol trinkt.
Aber genau dann macht auch Sabine eine Ausnahme und trinkt bei einem Kunden, Joseph, doch Alkohol. Prompt schläft sie ein.
Einige Wochen danach, als sie wieder einmal bei Joseph war und nach Hause wollt, bricht sie auf der Straße zusammen.
Lins Überwachungssystem meldet ihr den Vorfall und Reuben, bei dem Lin die Nacht verbracht hat, beschließt, die Sache in die Hand zu nehmen, denn er ist einer der mächtigsten Männer von Green City, hat Zugriff auf Daten und kann diese auch manipulieren.
Er bringt Sabine bis vor das Krankenhaus und legt sie dort ab, überwacht aber genau, was mit ihr passiert.
Dr. Julien Asfour wird zu Sabines Notfall gerufen und das Schicksal nimmt seinen Lauf........

Sich eine Stadt wie Green City und ihre strengen Regeln auch nur vorzustellen, erzeugt bei mir Gänsehaut.
Aber niemand weiß, was kommen wird.
Die Geschichte nimmt einige drastische Wendungen, die Menschlichkeit kommt dabei nicht zu kurz.
Eindringlich und eindrucksvoll geschriebener Roman, der zwar in der Zukunft spielt, der aber auch Emotionen freisetzt, die so nicht erwartet werden.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Brief aus der Vergangenheit

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Ein echtes 5* Buch vom italienischen Autor Domenico Dara, ins Deutsche übersetzt von Anja Mehrmann.
Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, Zeit, die die Bewohner Girifalcos in den 60er ...

Ein echtes 5* Buch vom italienischen Autor Domenico Dara, ins Deutsche übersetzt von Anja Mehrmann.
Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, Zeit, die die Bewohner Girifalcos in den 60er Jahren noch im Überfluß hatten. Dann versteht man auch, was den Postboten des Ortes dazu treibt, Briefe, die ihm interessant erscheinen, zu öffnen, abzuschreiben und zu archivieren, ehe er die Originale an die rechtmäßigen Empfänger zustellt.
Auf diese Weise kann der Postbote, ein melancholischer, oft trauriger Mann, der seinen Vater nie kennengelernt hatte, vieles verhindern, manches abmildern, und alle sind zufrieden.
Der Bürgermeister von Girifalco zum Beispiel, versucht, eine geplante Mülldeponie seinen Wählern als Wasserfabrik unterzujubeln, er verspricht Arbeitsplätze und hofft auf einen positiven Wahlausgang und eine Extraportion Bares für seine Schwarzgeldkasse.
Aber der Postbote weiss sich zu helfen und sorgt mit einem Brief und einem Gegner des Bürgermeisters für Recht und Ordnung.
Bis eines Tages ein Brief auftaucht, dessen Handschrift der des Postboten derart gleicht, daß er nicht widerstehen kann und den Brief öffnet.
Und dann geht das Chaos seiner Gefühle mit ihm durch.
Er macht sich auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit und wird auch in gewissem Maße fündig.
Der Roman hat mich trotz seiner Langsamkeit fasziniert. Das alte Italien mit seinem Überschwang an Emotionen,seiner Frömmigkeit und seiner Abergläubigkeit, ich konnte beinahe hören, daß Colajizzu mit seinem Esel haderte, dass der erblindete Pepe Mardente mit seinem Stock die Strasse entlang suchte, dass Assuntinuzza Valeriana mit der Plastikstange auf den Boden stampfte, um den Bürgermeister bei seiner Wahlkampagne zu unterstützen.
Der Postbote führte auch ein Verzeichnis aller Zufälle, die ihm bekannt waren und sorgte dafür, dass Mütter von Söhnen Briefe bekamen, die sie so niemals geschrieben hatten, denn der Postbote hatte eine große Begabung, er konnte jede Schrift detailgenau nachmachen.
Und dann landeten die Amerikaner auf dem Mond, und die Welt geriet in Girofalco kurz aus der Bahn.
Ein ganz wunderbarer Roman, den man einfach gelesen haben muß

Veröffentlicht am 30.03.2019

Berührend

Eine eigene Zukunft
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Maria Duenas´ zweiter Roman führt den Leser in ein Abenteuer dreier Schwestern, die mit ihrer Mutter zu ihrem Vater und Ehemann nach New York reisen.
Kaum angekommen und noch nicht eingelebt, ...

Maria Duenas´ zweiter Roman führt den Leser in ein Abenteuer dreier Schwestern, die mit ihrer Mutter zu ihrem Vater und Ehemann nach New York reisen.
Kaum angekommen und noch nicht eingelebt, verlieren sie den Vater, der ein Lokal betreibt, Schulden hat,den sie kaum kennenlernen konnten.
Und dann geht es so richtig los. In den Jahren um 1936 war in New York die Einwandererquote sehr hoch, alles floh aus Europa vor dem drohenden Krieg, alle hatten Wünsche und Träume, Amerika sollte sie erfüllen.
Allein die Realität sah anders aus.
Die drei Schwestern, der englischen Sprache noch unkundig, waren mitsamt der Mutter kaum imstande, genügend Geld zu verdienen, um ihren täglichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Hoffnung, aber auch Armut, Betrug, falsche Versprechungen spielten im Leben der vier Frauen eine Rolle. Verunsichert und eingeschüchtert wie sie waren, fällten sie so manche falsche Entscheidung. Aber sie gewannen auch Freunde, mit deren Hilfe sie sich leichter taten.
Der Roman ist sehr intensiv geschrieben, Gefühle sind so gut beschrieben, dass man total in das Leben der Schwestern eintaucht.
Auch in ihrem ersten Roman: " Wenn ich jetzt nicht gehe " beschreibt Duenas das Geschick eines Mexikaners, den es nach Spanien verschlägt, mit großer Eindringlichkeit.
Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Gefühlswelten

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Das ist ein Roman nach meinem Geschmack.
Dolores Redondos " Alles was ich dir geben will" hat mich so richtig gepackt.
Der Schriftsteller Manuel Ortega und sein Mann Alvaro leben in Madrid. Alvaro ...

Das ist ein Roman nach meinem Geschmack.
Dolores Redondos " Alles was ich dir geben will" hat mich so richtig gepackt.
Der Schriftsteller Manuel Ortega und sein Mann Alvaro leben in Madrid. Alvaro ist in Geschäften immer wieder für einige Tage weg. Und eines Tages wird Manuel die Nachricht vom Unfalltod Alvaros überbracht. Manuel kann es nicht glauben, vor allem, weil Alvaro in einer ganz anderen Gegend verunglückt ist als er sein sollte.
Manuel fährt dort hin und muß erkennen, dass Alvaro vor ihm Geheimnisse gehabt hatte.
Ein Polizist der Guardia Civil und ein Priester, die beide der offiziellen Todesursache misstrauisch gegenüberstehen, helfen Manuel bei seinen Nachforschungen . Manuel weiss nicht mehr, was und wem er glauben soll.
Alvaro war ein Graf mit einer alten, äusserst traditionsverbundenen Familie, in der keine unschönen oder kriminellen Tatsachen Raum gegeben werden durfte. Also wurde vertuscht und gelogen.
Und genau diese Lügen sollte Manuel und seine mittlerweile schon Freunde gewordenen Helfer aufdecken.
In einem sehr rasanten Roman, in dem nichts beschönigt wird, liest man die Geschichte dieser spanischen Grafenfamilie und wird Zeuge einer schonungslosen Recherche, die auch Opfer fordert.
Die Provinz Galicien bildet den prachtvollen Hintergrund dazu.
Spannend, gefühlvoll, nachvollziehbar.
Man muß diesen Roman einfach gelesen haben.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Aufarbeitung

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
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Im Buch von Ursula Ott, auf das ich mich sehr gefreut habe, sind mir leider die Antworten, die ich dem Titel nach erwartet habe, nicht gegeben worden. Nichtsdestotrotz und trotz vieler Allgemeinplätze,(die ...

Im Buch von Ursula Ott, auf das ich mich sehr gefreut habe, sind mir leider die Antworten, die ich dem Titel nach erwartet habe, nicht gegeben worden. Nichtsdestotrotz und trotz vieler Allgemeinplätze,(die gehören aber auch irgendwie dazu) hat mir das Buch gut gefallen. In gut lesbarer, dahinwallender Art schreibt Ursula Ott von ihrer Aufarbeitung und wie sie erlebt hat, das Haus ihrer Eltern leer zu räumen, und wie sie damit umgegangen ist. Oft mußte ich ja schmunzeln, denn sie lockert damit auf, daß zwar nicht ihr, aber so manchen anderen bei dem selben Problem passiert ist, daß etwas gefunden wurde, nach dem keiner suchen wollte.
Hinweise auf Bücher, die man eventuell zu Rate ziehen könnte, sowie ein im Anhang zu findendes ABC der Dinge sind sicher hilfreich, wenn man nicht so recht weiterweiss.
Alles in allem ein schnell zu lesendes interessantes Buch.
Das Cover spricht für sich