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Veröffentlicht am 31.03.2024

Alicia Zett hat wieder ein wunderbares, queeres Jugendbuch rausgehauen!

Wie Farben im Regen
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Caro ist leidenschaftliche Bäckerin und würde am liebsten nach dem Abi ihr eigenes Café eröffnen. Ihre Eltern sehen dies jedoch lediglich als Luftschloss und würden sich wünschen, ihre Tochter studiere ...

Caro ist leidenschaftliche Bäckerin und würde am liebsten nach dem Abi ihr eigenes Café eröffnen. Ihre Eltern sehen dies jedoch lediglich als Luftschloss und würden sich wünschen, ihre Tochter studiere später "etwas Richtiges". Ähnlich geht es ihnen mit Caros Beziehung zu Sam. Dass sich ihre Tochter als lesbisch labelt, geht ihnen ein kleines bisschen gegen den Strich. Caro selbst fühlt sich mit ihrem Label sehr wohl und empfindet diesen als safespace. Als die Sommerferien enden und Caro endlich zurück auf Schloss Mare ist, gilt ihrer größten Freude dem Wiedersehen mit ihrer Beziehungsperson. Diese wirkt jedoch ihr gegenüber abwesend und Caro versteht nicht, wieso. Erst, nachdem Caro die angespannte Situation anspricht, öffnet sich Sam und outet sich bei ihr als trans Mann. Nun stellen sich Caro viele Fragen und Ängste werden geschürt. Wie wird sich die Beziehung der beiden nun verändern? Wird sie ihren Freund auch nach einer Transition noch attraktiv finden? Und was ist mit ihrem eigenen Label?
Alicia Zett nimmt ihre Leserschaft mit auf eine sensible und empathische Reise. Caro steht mit ihren Gefühlen und Gedanken im Fokus. Ich habe sie als sehr empfindsamen Charakter sehr zu schätzen gelernt. War sie mir als Figur aus den vorigen Büchern nur als "das Mädel mit den Back- und Tupperwaren" bekannt, kann sie hier erstmals Tiefe zeigen.
Neben der Beziehungsthematik und der Transition Samuels, werden in dem dritten Band auch Familiendynamiken, Zukunftsängste und mental health angesprochen. Zwar wirkt die Geschichte ernster als die vorigen Bände, dennoch würde ich hinsichtlich des positiven Blicks auf die Queerness der Charaktere auch dieses Buch als Wohlfühlbuch bezeichnen. Ich war gedanklich sehr gerne ein letztes Mal mit der Clique unterwegs. Vor allem den optimistischen Ausblick in die Zukunft der einzelnen Charaktere empfand ich als wholesome.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Leider etwas hinter den Erwartungen…

Die drei Sonnen
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In einem fiktiven China der 1960er Jahre herrscht ein strenges Regime. Jegliche Art von „unbequemer Wissenschaft“ wird unterbunden und deren Forscherinnen zum Schweigen gebracht. Dies passiert auch dem ...

In einem fiktiven China der 1960er Jahre herrscht ein strenges Regime. Jegliche Art von „unbequemer Wissenschaft“ wird unterbunden und deren Forscherinnen zum Schweigen gebracht. Dies passiert auch dem Vater von Ye Wenjie. Er ist Professor an der Universität in Peking und wird auf offener Bühne vor seiner Tochter und seinen Studenten gedemütigt. Als Ye Wenjie später in einer Kompanie in den Bergen als Teil eines Aufbaukorps dient, entdeckt sie merkwürdige Entwicklungen in der Nähe einer Radarantenne. Die Tiere in den angrenzenden Wäldern werden unruhig, Menschen bekommen Brechreiz oder leiden unter starkem Haarausfall... Wang Miao ist Physiker. Durch unvorhergesehene Umstände, entdeckt er das VR-Spiel 3Body. In diesem werden verschiedene Weltuntergangsszenarien mit unterschiedlich entwickelten Zivilisationen durchgespielt. Wang Miao versucht das Rätsel des Spiels zu lösen. Dabei gerät er jedoch auch ins Visier des Regimes und wird von diesem angefragt, die Organisation „Frontiers of Science“ zu unterwandern. Was das alles mit einem mysteriösen Countdown und toten Wissenschaftlerinnen zu tun an, müsst ihr im Auftakt der TRISOLARIS-Trilogie selbst lesen.

[...]“In meiner Arbeit“, sagte Shi Qiang schließlich, „musst du vor allem herausfinden, was scheinbar unzusammenhängende Dinge miteinander zu tun haben.[...] So ähnlich ging es mir mit „Die drei Sonnen“. Das Lesen war eine Mischung aus Puzzleteile zusammenfügen, Rätselraten und physikalische Zusammenhänge nachschlagen. Das Buch ist absolut nicht dafür gemacht, es während einer Bahnfahrt oder für „mal eben zwischendurch“ zu lesen. Die Figuren und ihre Welt sind gut und greifbar ausgearbeitet. Bis zu dem Zeitpunkt, als Wang Miao dem Rätsel um 3Body näher kommt, bleibt es spannend. Mir fiel es schwer, im Lesefluss zu bleiben, weil ich wirklich so gar keine Ahnung von theoretischer Physik habe. Ich muss immer wieder googlen, wovon die Charaktere sprechen. Das war beim Lesen leider immer wieder sehr hinderlich.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Heldinnen sichtbar machen

Beklaute Frauen
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"Beklaute Frauen" ist eine Ode an die Frauen, welche große Beiträge und Werke u. A. in politischen, gesellschaftlichen, künstlerischen und/oder wissenschaftlichen Diskursen geleistet bzw. beigesteuert ...

"Beklaute Frauen" ist eine Ode an die Frauen, welche große Beiträge und Werke u. A. in politischen, gesellschaftlichen, künstlerischen und/oder wissenschaftlichen Diskursen geleistet bzw. beigesteuert haben, aber nie die Anerkennungen fanden welche ihnen zustand. So kann es sein, dass die Leserschaft hier zum ersten Mal von Frauen liest, deren Namen ihnen unbekannt sind. Karoline von Perin, Cécile Vogt, Mileva Maric, Lucia Moholy, Rosalind Franklin. Um nur ein paar der Frauen zu nennen, welche um ihre Sichtbarkeit und ihren Platz in der Geschichte gebracht wurden.
In sechs umfassenden Kapiteln schildert Leonie Schöler gekonnt kurzweilig und leicht verständlich, wie es dazu kommen konnte, dass bestimmte Männer zu den "Machern" und "Pionieren" ihrer Gebiete wurden. Besonders angesprochen haben mich Kapitel eins "(K)Eine Bürgerin" und fünf "Widerstand". Hier geht die Autorin u. A. auch etwas allgemeiner auf den feministischen Aktivismus ein und was passiert, wenn bspw. verschiedene Personengruppen in diesem nicht mitgedacht werden.
Mich hat dieses Buch sehr wütend gemacht. Wütend, dass ich die Namen der meisten Frauen nicht kannte. Wütend, dass diese zu ihren Lebzeiten nicht die Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdient hätten. Aber noch etwas anderes hat dieses Buch in mir ausgelöst. Bewunderung. Für ihre Errungenschaften, Erkenntnisse und Erfolge. Ich werde dieses Buch noch lange mit mir herum tragen und weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Spannender historischer Liebesroman

Neunzehn Stufen
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[SPOILER – historischer Bezug!]

Nellie wächst im ruhigen Bethnal Green in London auf. Sie verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihrer kleinen Schwester Flo und ihren Freundinnen Barbara und Billy. Letzterer ...

[SPOILER – historischer Bezug!]

Nellie wächst im ruhigen Bethnal Green in London auf. Sie verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihrer kleinen Schwester Flo und ihren Freundinnen Barbara und Billy. Letzterer ist seit langer Zeit in Nellie verliebt und versucht alles, um sie glücklich zu machen. Tagsüber arbeitet Nellie als Sekretärin für die Bürgermeisterin Bethnal Greens. Sie mag ihre Chefin und ihren Job. Eines Tages führt sie während einer Sitzung der Bürgermeistern Protokoll und wird Zeugin beängstigender Nachrichten. Der in der Sitzung anwesende Bauingenieur hat große Sicherheitsmängel der U-Bahnstation Bethnal Green zu beanstanden. Diese wären schnell und einfach zu lösen. Wäre nur nicht gerade das Jahr 1942 und der Bahnhof ein Zufluchtsort für zehntausende Londonerinnen während der Luftangriffe. Und so nimmt die Tragödie ihren Lauf ...

In "Neunzehn Stufen" verarbeitet Millie Bobby Brown (bekannt u. A. aus Stranger Things und Enola Holmes) nicht nur das hierzulande wenig bekannte "Bethnal Green Tube Disaster", sondern auch die Lebensgeschichte ihrer Großmutter. Der historische Roman transportiert die bürgerliche Sicht auf den Zweiten Weltkrieg und wie die zivile Bevölkerung diesen aushalten musste. Die Leserschaft erhält Einblicke in den Alltag von Nellies Familie, der gemischt ist mit Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges und Angst vor dem nächsten nächtlichen Luftangriff. Auch wenn es erstmal nicht danach klingt, "Neunzehn Stufen" ist auch ein Liebesroman. Aber wenigstens hier möchte ich nicht all zu viel vorwegnehmen.
Auch wenn mich das Buch emotional sehr berühren konnte, war es (die geschichtlichen Geschehnisse mal außen vor) doch etwas vorhersehbar. Alles in allem ist "Neunzehn Stufen" ein solider historischer Roman und eignet sich für Leser*innen von Anne Stern und Sabine Ebert.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Aufwachsen in einem kaputten System

Demon Copperhead
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Damon "Demon Copperhead" Fields wächst in Virginia bei seiner drogensüchtigen Mutter in einem Trailerpark auf. Damon muss viel zu früh den Part des verantwortungsvollen Erwachsenen übernehmen, sodass sich ...

Damon "Demon Copperhead" Fields wächst in Virginia bei seiner drogensüchtigen Mutter in einem Trailerpark auf. Damon muss viel zu früh den Part des verantwortungsvollen Erwachsenen übernehmen, sodass sich das Eltern-Kind-Verhältnis umdreht. Erste Erfahrungen mit Gewalt durch seinen neuen Stiefvater werden unterbrochen von der Wärme und Fürsorge seiner älteren Nachbarn, bei denen er zu erahnen beginnt, wie schön Familie sein kann.
Nach einer Reihe unglücklicher Umstände fällt Demon (wie er sich ab diesem Moment nur noch nennt) in die staatliche Obhut und ein sicheres Zuhause liegt in ungreifbarer Nähe. Die einzige lebende Familienangehörige ist seine Großmutter Betsy. Demon macht sich auf die Suche nach seiner Großmutter, ohne zu wissen, ob diese überhaupt noch lebt.
Die Leserschaft begleitet Demon auf seinem Weg von einer Pflegestelle zur anderen, wird Zeuge erster Verliebtheiten und vieler kleiner Chancen auf echte Perspektiven.
Ich habe keine Ahnung, wie es Barbara Kingsolver geschafft hat, einem kleinen Jungen aus den Wäldern Virginias eine so echte und lebendige Stimme zu verleihen. Als Lesende*r kann man einfach nichts anderes tun, als sich ab der ersten Seite dem unheilvollen Lebensweg dieses unfassbar charismatischen Jungen hinzugeben.
Demon Copperhead ist die Version von Charles Dickens "David Copperfield", hätte dieser zur Zeit der US-amerikanischen Opioidkrise gelebt und nicht im viktorianischen England. Ganz große Leseempfehlung!

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