Profilbild von oneveganbooknerd

oneveganbooknerd

Lesejury Profi
offline

oneveganbooknerd ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oneveganbooknerd über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2023

Kurzweiliger Thriller

Die Villa
0

Johanna Böhm ist eine angehende Polizistin in Berlin, motiviert und lernbereit. Als sich eine ihrer engsten Freundinnen bei ihr meldet und sie um Hilfe bittet, zögert sie keine Sekunde. Sie fährt zu ihrer ...

Johanna Böhm ist eine angehende Polizistin in Berlin, motiviert und lernbereit. Als sich eine ihrer engsten Freundinnen bei ihr meldet und sie um Hilfe bittet, zögert sie keine Sekunde. Sie fährt zu ihrer guten Freundin Alice Okeke nach Hamburg, um sie zu unterstützen und sie zu beruhigen. Diese gibt nämlich an, ihre 15-jährige Cousine Faith gesehen zu haben, welche sich eigentlich in Nigeria befinden müsse. Sie kann weder Faith noch ihren Onkel telefonisch erreichen, Alice hat ein sehr ungutes Gefühl.
Als Johanna, Alice und Alice´ Bruder Dario bei dem Versuch, Kontakt mit Faith aufzunehmen, attackiert werden, ruft Johanna ihren Kollegen Rasmus Falk hinzu. Schnell wird klar, dass Alice´ Bedenken berechtigt sind und Faith gegen ihren Willen festgehalten wird. Dass es sich hierbei um einen großen Menschenhändlerring handelt und sie es mit Diplomaten und Nazis zu tun bekommen werden, können die Vier da noch nicht ahnen.
"Die Villa" von Leon Sachs ist ein kurzweiliger Thriller, welcher auf großen Themen aufbaut, jedoch manchmal etwas irritiert. Beispielsweise handeln manche Charaktere nicht ganz so glaubhaft bzw. gegensätzlich ihrer Eigenschaften.Und manchmal geschehen im Verlauf der Geschichte Dinge, von denen ich den Nutzen für die Story nicht wirklich erkennen konnte.
Die Story an sich gibt unglaublich viel spannendes Material her und die Verfolgungsjagden konnten mich überzeugen und mitreißen.
Alles in allem ist "Die Villa" ganz unterhaltsam und obwohl es sich um den zweiten Band einer Reihe handelt, habe ich sehr schnell die Story und in das Setting reingefunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2023

Identitätssuche auf zwei Kontinenten

Terafik
0

Nilufar lebt mit ihrer Freundin in Berlin und studiert Psychologie, sie ist die Tochter einer deutschen Mutter, ihr Vater stammt aus Iran. Als Nilufar nun das erste Mal in ihrem Erwachsenenalter nach Iran ...

Nilufar lebt mit ihrer Freundin in Berlin und studiert Psychologie, sie ist die Tochter einer deutschen Mutter, ihr Vater stammt aus Iran. Als Nilufar nun das erste Mal in ihrem Erwachsenenalter nach Iran reist, um ihre Familie väterlicherseits zu besuchen, sieht sie sich mit einer Kultur und Gesellschaft konfrontiert, die ihr teils fremd vorkommt.

Zur Vorbereitung ihrer Reise schaut sie sich die Beziehungen ihres Vaters, ihrer Onkel, Tanten und Cousinen an, welche sie auf einem Flipchartbogen festgehalten hat. Dieser dominiert von Linien – gezackt und gekreuzt. Nilufar hält dort fest, wer mit wem gut zurechtkommt, welche Verwandten sprechen, auch aufgrund ihrer politischen Einstellungen, nicht mehr miteinander u.s.w.
Sie schaut den Bogen an und erinnert sich an den letzten Besuch ihres Vaters in Berlin vor fünf Jahren. So versucht sie sich auf eine Reise vorzubereiten, für die sie sich eigentlich noch nicht bereit genug fühlt. Andererseits kann sie den Gedanken nicht mehr zur Seite schieben, "dieses Land" einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Als Nilufar dann endlich iranischen Boden betritt, wird sie von ihrer Familie herzlich aufgenommen, welche ihr doch irgendwie so fremd ist. Sie ist dankbar für die Zuneigung dieser Menschen, aber ihr ist auch bewusst, dass sie sich ab dem Zeitpunkt ihrer Landung, in der "Bubble" der Familie befindet und auf sie angewiesen ist. Nilufar versteht Persisch besser, als sie es spricht. Dennoch ist es nicht genug. Sie ist auf die Übersetzungen durch ihre Cousine Narges angewiesen. Und auch mit der Erkundung dieses, für sie neuen Landes, ist es nicht so einfach. In Berlin fühlt sie sich unbekümmert und geht auch im Dunkeln auf die Straße. In Iran traut sie sich das nicht, aufgrund der vielen "Vorschriften und Schwierigkeiten", von denen ihr Vater ihr immer wieder am Telefon erzählt.
Nilufar kommt nicht umhin, sich mit der gleichaltrigen Narges zu vergleichen. Mit Anfang 30 lebt diese noch bei ihren Eltern, obwohl sie eine erfolgreiche Bauingenieurin ist und ihr eigenes Team leitet. Für Nilufar ist das undenkbar, sie liebt ihr unabhängiges Leben in Berlin.

Und so lassen sie diese Vergleiche zwischen Deutschland und Iran einfach nicht los. Sie begibt sich auf dieser Reise in eine Identitätssuche zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen. Wie wird diese Reise Nilufar verändern und wie werden sich die Beziehungen zu den einzelnen Familienmitgliedern entwickeln?

"Terafik" von Nilufar Karkhiran Khozani hat mich so sehr bereichert. Die Autorin spricht dabei so unglaublich viele verschiedene Themen an, dass sie kaum alle in diesem 255-seitigen Buch genug Platz finden. Liebe, Freundschaft, Familie, kulturelle Identität, Politik, Beziehungen, Feminismus, etc. - Ich hätte so gerne noch mehr über Narges und Nanejun erfahren. Das einzige Familienmitglied, welches wirklich eine große Bühne bekommt, ist Nilufar´s Vater. Die Leserinnen erfahren über ihn so viel und doch bleiben so viele Dinge, gerade zwischen Nilufar und ihm, unausgesprochen. Gerade in dieser Beziehung wird nochmal deutlich, welche Ambivalenz in Nilufar herrscht. Fühlt sie sich als Iranerin oder Deutsche?

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Durch Nilufars Augen konnte ich ein "kleines Stück" Iran und traditionelle Familienstrukturen kennenlernen. Das Buch hat mir aber auch Denkanreize in ganz andere Bereiche gegeben. Ein kleines Beispiel: Ich wurde mit meiner eigenen Ignoranz konfrontiert, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass vor Iran stets ein Artikel eingesetzt wird. Und da ich dies auch schon so oft in anderen deutschsprachigen Publikationen gelesen habe, frage ich mich, wie das bei einem so großen Land sein kann. Meine Gedanken hierzu, lass ich noch ganz sicher eine Weile nachwirken.
"Terafik" von Nilufar Karkhiran Khozani kann ich jeder
r Leser*in ans Herz legen, welche sich für hybride Identitäten interessieren und sich gerne mit familiären Beziehungsgeflechten, seien sie noch so kompliziert, auseinandersetzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.08.2023

Ein autofiktionales Portrait

Maud Martha
0

Maud Martha wächst in den 1940ern in Chicago auf und träumt von einem angenehmen Leben in New York. Sie überlegt, wie sie ihre erste eigene Wohnung einrichtet. Sie verliebt sich und denkt an ein gemeinsames ...

Maud Martha wächst in den 1940ern in Chicago auf und träumt von einem angenehmen Leben in New York. Sie überlegt, wie sie ihre erste eigene Wohnung einrichtet. Sie verliebt sich und denkt an ein gemeinsames Leben mit ihrem zukünftigen Mann. Sie richtet ihre erste eigene Wohnung ein. Aber nicht so wie in ihren Träumen. Die Wohnung ist klein und möbliert. In der Küche klebt eine grüne Tapete, auf der ein Schwarm kleiner roter Fische abgebildet ist. Maud Martha möchte sich ihr neues Zuhause gemütlich herrichten und eine eigene Note hineinbringen. Der Vermieter erlaubt es nicht.
Maud Martha besucht mit ihrem Mann Konzerte und Parties. Sie macht sich viele Gedanken über ihre Nachbarschaft und kennt jeden Bewohnerin des Hauses mit Namen. Maud Martha denkt aber auch oft über ihre Schwester nach. Denn diese empfindet Maud Martha viel schöner als sich selbst. Die Haut ihrer Schwester Helen ist heller als ihre. Maud Martha ist Schwarz.

Der autofiktionale Roman hat mich direkt von der ersten Seite an berührt. Die Leserschaft hat gar keine andere Wahl und muss sich einfach in Maud Martha verlieben. Wie könnten sie auch nicht. "Sie mochte Schokolinsen und Bücher und gemalte Musik (tiefblau oder zartsilbern) und den sich wandelnden Abendhimmel, von den Stufen der hinteren Veranda aus betrachtet. Und Löwenzahn. [...] Gelbe Alltagsedelsteine, mit denen das geflickte grüne Kleid ihres Hinterhofes verziert war. Sie mochte diese nüchterne Schönheit, mehr noch aber ihre Alltäglichkeit, denn darin glaubte sie ein Abbild ihrer selbst zu erkennen, und es war tröstlich, dass etwas was gewöhnlich war, gleichzeitig eine Blume sein konnte." ("Maud Martha" – Gwendoly Brooks, S. 1, Manesse Verlag)

Gwendolyn Brooks zeigt in ihrem Roman, dass sie über eine ganz besondere Feinfühligkeit und Beobachtungsgabe verfügt. So gleichen die Passagen über die Chicagoer Nachbarschaft einer feinsinnigen Sozialraumanalyse. Diese Art von Empathie ist jedoch nicht nur den Menschen vorbehalten. In dem Kapitel "Maud Martha verschont die Maus", schildert Brooks in einem treffend zusammenfassenden Text darüber, welche Gedankengänge die Protagonistin dazu bringen, eine Maus zu verschonen, welche sie zuvor noch erschlagen wollte.

"Maud Martha" von Gwendolyn Brooks erschien in den USA bereits im Jahre 1953 und kann nun erstmals in deutsche Sprache gelesen werden. Übersetzt wurde das Buch von Andrea Ott.
"Maud Martha" ist Gwendolyn Brooks einziger Roman. Die Autorin und Dichterin starb im Jahr 2000.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Miika und Rick – eine besondere Liebesgeschichte

Großstadtträumer
0

Als Miika eines nachts Gitarrenklänge auf einem nahegelegenen Dach wahrnimmt, kann er nichts anderes tun, als ihnen zu folgen. So lernt er den interessanten Rick kennen, zu dem er sich gleich hingezogen ...

Als Miika eines nachts Gitarrenklänge auf einem nahegelegenen Dach wahrnimmt, kann er nichts anderes tun, als ihnen zu folgen. So lernt er den interessanten Rick kennen, zu dem er sich gleich hingezogen fühlt. Rick scheint auch direkt angetan von seiner neuen Bekanntschaft und stellt ihm schnell seine Mitbewohnerinnen vor. Obwohl Miika eher introvertiert ist und ihn dies zuerst etwas überfordert, lässt er sich dennoch darauf ein. Diese wird unter anderem eine Herausforderung für Miika in der Beziehung zu Rick sein. Rick ist nämlich sein erster asexueller Partner. Gemeinsam loten sie ihre Grenzen aus und stellen sich ihren Ängsten. Doch wie weit kann der jeweils andere gehen, ohne sich selbst dabei zu verlieren?
"Großstadtträumer" von Annika M. habe ich in wenigen Tagen ausgelesen und konnte mich absolut überzeugen. Alleine der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Er wechselt von längeren Passagen, erzählt von jeweils eine
r der Protagonist*innen zu kürzeren, lyrischen Texten. Die Kapitel in abwechselnden Perspektiven werden liebevoll mit Symbolen neben den Seitenzahlen markiert. (Ich liebe Details!) So ist es für die Lesenden einfach, die Perspektive zu wechseln und nicht aus dem Lesefluss zu kommen.
Die Charaktere sind liebevoll und authentisch gezeichnet. Annika M. thematisiert in ihrem Buch das Aufwachsen in einer queeren Community, aber auch in einem stark heteronormativ geprägtem Familienhaus. Ich habe bisher wenige bis keine Bücher gelesen, welche Konsens und Asexualität ansprechen. Daher habe ich zwar wenig Vergleichsmaterial, aber ich empfinde beide Themen hier sehr gut und ehrlich dargestellt.
Lesemonat August

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2023

Megan Rapinoe – eine inspirierende Sportlerin und Aktivistin

One Life - Gegen Diskriminierung und Rassismus. Mein Leben als Aktivistin und Fußballerin
0

Megan und ihre Zwillingsschwester Rachael Rapinoe werden 1985 in Redding, Kalifornien, geboren. Sie sind die willkommene Addition einer Großfamilie, bestehend aus Denise (Mom), Jim (Dad), ihrer Tante CeCe ...

Megan und ihre Zwillingsschwester Rachael Rapinoe werden 1985 in Redding, Kalifornien, geboren. Sie sind die willkommene Addition einer Großfamilie, bestehend aus Denise (Mom), Jim (Dad), ihrer Tante CeCe und den Geschwistern Michael, Jenny und Brian. Seit sie denken können, steht das Haus jeglichen Verwandten, Familienmitgliedern und Freundinnen offen. Die Zwillinge sind ein Herz und eine Seele oder eher wie Yin und Yang. Als Rachael in der frühen Kindheit ihre introvertierte Phase hat, ist es Megan, die für beide spricht und Entscheidungen trifft. Später in der Schule wird es genau andersherum sein. Nun ist Rachael diejenige, welche mit dem sozialen Druck und den Erwartungen der Klassenkameradinnen besser umgehen kann. Megan hingegen kann mit alledem nichts anfangen. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt unterschiedlicher nicht sein könnten, verbindet die Zwillinge immer noch die gemeinsame Liebe zum Sport, welche seit jüngster Kindheit besteht. Dabei liegt der Fokus immer auf ihrem Lieblingssport, Fußball.
Nach zahlreichen Spielen in der Kinder- und Jugendliga werden die Zwillinge von Talentscouts gesichtet und der Aufstieg in die nationale US-Liga ist ihnen sicher.

Den ersten großen Durchbruch verbucht Megan 2004, als sie in der U-19 Liga der FIFA für Frauen spielt. Das Team der USA belegt am Ende der Championships den dritten Platz. Schnell wird Megan an der Universität Portland und dem dazugehörigem Fußballteam für ihre zahlreichen Torvorlagen und Goals bekannt . Sogar nach zwei Kreuzbandrissen, erholt sie sich und befindet sich stets in den Top 5 der Listen, für die meisten Tore und Torvorlagen u. a. in der NCAA (National Collegiate Athletic Association). Ihr Debüt in der US-amerikanischen Nationalelf macht Megan bei der WM 2006.
Mit ihrer aufstrebenden Fußballkarriere, wird auch ihr Wille immer stärker, sich für marginalisierte Gruppen einzusetzen und sich klar gegen Rassismus und Diskriminierung auszusprechen. Hierfür wird sie nicht nur Zuspruch, sondern auch viel Hetze ernten. Was u. a. ein Kniefall bei einem NFL Spiel und der Schlachtruf "Equal Pay!" damit zu tun haben, könnt ihr in "One Life – Gegen Diskriminierung und Rassimus. Mein Leben als Aktivistin und Fußballerin" lesen. Das Buch ist am 14.06.2023 im cbj Verlag für junge Leser*innen erschienen.
Das Buch zeigt auf inspirierende und leicht verständliche Art und Weise, was eine einzelne Person bewirken kann, wenn diese sich traut für sich und ihre Belange einzustehen. Megan Rapinoe erzählt sehr eindrücklich von ihrem Leben als Fußballerin, Frau, Freundin, Schwester, Member der LGBTQAI+ Community und Aktivistin. Dabei bleibt sie stets authentisch und nahbar. Sie schildert ungeschönt von Momenten, in denen sie aneckte, um sich gegen Ungerechtigkeiten auszusprechen, und stellt aber auch immer wieder klar, dass sie sich ihrer Privilegien bewusst ist. Ich habe "One Life – Gegen Diskriminierung und Rassismus. Mein Leben als Aktivistin und Fußballerin" sehr gerne gelesen und spreche hiermit eine große Leseempfehlung aus.

Vielen Dank an das Bloggerportal für diese inspirierende Geschichte. (Unbezahlte Werbung/Rezensionsexemplar)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere