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Veröffentlicht am 17.02.2022

Besser erst hinten lesen

Ein Präsident verschwindet
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Ein Krimi, der 1954 spielt. Ein realer geschichtlicher Hintergrund ist zugrunde gelegt. Verfassungsschutzpräsident Otto John verschwindet und taucht in der Ostzone wieder auf. Es ist unklar, ob er freiwillig ...

Ein Krimi, der 1954 spielt. Ein realer geschichtlicher Hintergrund ist zugrunde gelegt. Verfassungsschutzpräsident Otto John verschwindet und taucht in der Ostzone wieder auf. Es ist unklar, ob er freiwillig dorthin gegangen ist oder ob er verschleppt wurde. Philipp Gerber, der als Emigrant in den USA Mitglied des CIC war, ist wieder nach Deutschland zurückgekehrt und ist nun Kriminalhauptkommissar beim BKA. Er bekommt von höchster Stelle den Auftrag sich auf Johns Spur zu setzen. Er ist dafür prädestiniert, weil er mit Eva Herden liiert ist, die bei dem Vorgang eine undurchsichtige Rolle spielt.

"Besser erst hinten lesen", habe ich als Überschrift gewählt. Damit meine ich die Zeittafel hinten im Buch, die Auskunft über die geschichtlichen Vorgänge gibt. Noch besser ist es vielleicht, bei Wikipedia unter dem Stichwort Otto John nachzulesen. Man kann dann die Vorgänge im Buch besser einordnen.

Ralf Langroth hat einen leicht lesebaren Text verfasst. Nur manchmal wird das Ganze etwas verwirrend. Da findet man sich dann nicht mehr so ganz einfach unter den verschiedenen Geheimdienstabteilungen auf deutscher oder amerikanischer Seite zurecht. An einigen Stellen scheint bei Langroth die Fantasie mit ihm durchgegangen zu sein, als er die geschichtlichen Lücken mit fiktiven Personen und doch recht unwahrscheinlichen Abläufen ausgefüllt hat.

Ein Krimi (Thriller würde ich ihn nicht nennen), der einem nebenbei einen gewissen geschichtlichen Eindruck der damaligen Zeitverhältnisse vermittelt und der unterhaltsam zu lesen ist.

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Veröffentlicht am 04.02.2022

Dichte Atmosphäre

Im Schatten der Wende
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Tobias Falk ist der Hauptprotagonist dieser neuen Reihe, von der wir hier den ersten Band vorliegen haben. Die Handlung spielt zur Wendezeit in Dresden. Tobias Falk war ehemals Volkspolizist und ist nach ...

Tobias Falk ist der Hauptprotagonist dieser neuen Reihe, von der wir hier den ersten Band vorliegen haben. Die Handlung spielt zur Wendezeit in Dresden. Tobias Falk war ehemals Volkspolizist und ist nach der Wende beim Kriminal Dauer Dienst in Dresden beschäftigt. Eine Kriminalkommissarin aus den "alten Ländern" kommt nach Dresden, weil sie einen Killer sucht, der von Frankfurt a. M. nach Dresden gekommen sein soll. Außerdem geht es um mehrere andere Fälle in Dresden, die geklärt werden sollen.

Sehr gut schildert Frank Goldammer, wie sich Falk vom folgsamen Volkspolizisten zum engagierten Mitglied des KDD in Dresden wandelt, wie er seine Haltung ändert und dabei manchmal staunend und überrascht den inneren und äußeren Veränderungen gegenüber steht. Wir sind es gewohnt, dass die Wendezeit als eine Phase der Euphorie geschildert wird, wonach alles besser werden wird. Hier bekommen wir einen anderen Einblick. Wir erfahren, dass durchaus bei einigen Skepsis herrschte, dass sie sich mit den neuen Gegebenheiten nicht unbedingt wohlfühlten und ihre alten Identifikationen verschwinden sahen.

Diese Zusammenhänge sind sehr gut geschildert. Dabei kommt aber der eigentlich Krimiteil meines Erachtens etwas zu kurz. Außerdem ist die Situation durch die vielen Fälle, die zu lösen sind etwas verworren. Goldammer verzettelt sich da etwas. Die Spannung will nicht so recht zur Hochspannung werden, sondern bewegt sich kontinuierlich im Mittelfeld.

Wem es in einem Buch neben der eigentlichen Krimihandlung auch um geschichtliche Hintergründe geht, der ist mit diesem Buch sehr gut bedient.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Komprimiert auf das Wesentliche

Der Erinnerungsfälscher
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Ein Buch, das man an einem Tag lesen kann. Nicht weil es so dünn ist. Es hat zwar nur 125 Seiten, aber man kann es nicht aus der Hand legen, weil der Inhalt so intensiv und verdichtet ist, dass man einfach ...

Ein Buch, das man an einem Tag lesen kann. Nicht weil es so dünn ist. Es hat zwar nur 125 Seiten, aber man kann es nicht aus der Hand legen, weil der Inhalt so intensiv und verdichtet ist, dass man einfach weiter lesen muss.

Es geht um Said Al-Wahid, der vor einigen Jahren aus dem Irak geflohen ist und jetzt in Deutschland lebt mit Frau und Kind. Er hat inzwischen einen deutschen Pass. Said bekommt plötzlich eine Nachricht von seinem Bruder aus dem Irak, dass ihre Mutter im Irak im Sterben liegt. Unverzüglich macht sich Said auf den Weg nach Bagdad, um sie noch einmal zu sehen.

Das ist der Kern der Geschichte, aber nebenher erfahren wir wichtige Stationen aus der Vergangenheit, vom gefährlichen Leben im Irak, von den Stationen einer langen abenteuerlichen Flucht, von den ungewissen Zeiten in Deutschland als geduldeter Asylbewerber bis zur Erlangung des deutschen Passes. Es ist die fiktive Geschichte von Said Al-Wahid. Aber ich denke, dass einige autobiographische Züge von Abbas Khider darin zu finden sind.

Ergreifend realistisch und intensiv. Wie gesagt: Ein Buch, das man an einem Tag gelesen hat, das aber noch lange in Erinnerung bleibt.

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Veröffentlicht am 01.01.2022

Immer noch aktuell

Strahlentod
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Ein Fall im Zusammenhang mit Anti Atom Demonstrationen, also immer noch oder wieder aktuell. Ein Fall für Ralph Angersbach und Sabine Kaufmann. Es geht um um einen Mann, der durch die Explosion eines alten ...

Ein Fall im Zusammenhang mit Anti Atom Demonstrationen, also immer noch oder wieder aktuell. Ein Fall für Ralph Angersbach und Sabine Kaufmann. Es geht um um einen Mann, der durch die Explosion eines alten VW Campers während einer Demonstration zu Tode kommt. Das bleibt nicht der einzige Tote. Angersbach und Kaufmann suchen zunächst vergeblich. Kommt der Täter aus der Reihe der "Berufsdemonstranten", die das seit vielen Jahren zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, und unter denen auch der Vater von Angersbach eine Rolle spielt? Alle Überlegungen verlaufen im Sande. Ein alter Fall scheint eine Rolle zu spielen.

Daniel Holbe und Ben Tomasson präsentieren einen spannenden Krimi. Es ist der sechste in der Reihe mit Angersbach und Kaufmann. Der Krimi ist gut durchkonstruiert und angenehm zu lesen. Ich hatte allerdings zunächst etwas Schwierigkeiten, die vielen verschiedenen Personen auseinanderzuhalten. Das war umso schwieriger, weil manchmal Vornamen und manchmal Nachnamen benutzt werden. Auch die Verwandtschaftsbeziehungen einiger Personen spielt eine wichtige Rolle. Die muss man auch noch lernen. Andere Leserinnen und Leser sind da vielleicht besser dran. Mir würde eine Übersicht über die Hauptpersonen und ihre Beziehungen am Anfang des Krimis sehr helfen.

Aber insgesamt ein spannender Krimi für angenehme Leseabende.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Raffinierter Plot

606
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Einen raffinierten Plot hat Candice Fox sich für ihren Thriller ausgedacht. 606 Gefangene werden in einer spektakulären Aktion aus einem Hochsicherheitsgefängnis befreit. Darunter befinden sich auch gefährliche ...

Einen raffinierten Plot hat Candice Fox sich für ihren Thriller ausgedacht. 606 Gefangene werden in einer spektakulären Aktion aus einem Hochsicherheitsgefängnis befreit. Darunter befinden sich auch gefährliche und skrupellose Mörder. Aber für einen ist dies die unverhoffte Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen. Dieser eine heißt John Kradle. Er wurde verurteilt, weil er seine Familie getötet haben soll. Seine Gegenspielerin ist Celine Osbourne, die Aufseherin im Todestrakt, die ihn mit allen Mitteln wieder zurück in die Zelle bringen will, weil sie von seiner Schuld überzeugt ist.

Man fühlt sich etwas an einen früheren Film bzw. eine Fernsehserie "Auf der Flucht" erinnert, da zum großen Teil die Geschichte aus der Sicht von Kradle erzählt wird. Fox gelingt es, die Spannung hoch zu halten bis zum Schluss. Das Buch lässt sich gut lesen. Man macht nur ungern eine Pause. Ein außergewöhnlicher Thriller mit klarer Leseempfehlung.

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