Platzhalter für Profilbild

pajo47

Lesejury Star
offline

pajo47 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit pajo47 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2022

Ausufernd durcheinander

Lektionen
0

Der Roman beginnt 1986. Die Story wird nach und nach klar. Von 1986 ausgehend erfahren wir etwas über den Lebensweg von Roland Baines. Er wird mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat nach England ...

Der Roman beginnt 1986. Die Story wird nach und nach klar. Von 1986 ausgehend erfahren wir etwas über den Lebensweg von Roland Baines. Er wird mit 11 Jahren von seinen Eltern auf ein Internat nach England geschickt. Sein Vater ist zu der Zeit Armeeoffizier in Libyen. Roland wäre lieber in Libyen und bei seiner Mutter geblieben. Mit 14 Jahren wird er von seiner Klavierlehrerin verführt. Es entwickelt sich zwischen den beiden ein längeres intimes Verhältnis, das Roland sein ganzes weiteres Leben lang beeinflusst.

Jan McEwan ist ein Star in der Literatur Scene. Deshalb hatte ich mit großen Erwartungen diesen Roman begonnen. Doch beinahe hätte ich das Buch nach hundert Seiten beiseite gelegt. Die Chance auf hundert Seiten bekommt bei mir jedes Buch.

McEwan kann mit Sprache umgehen. Aber muss das dazu führen, dass er immer wieder äußerst lange komplizierte Satzkonstruktionen verwendet, die das flüssige Lesen behindern, auch wenn sie grammatisch vollkommen in Ordnung sind.

Der Aufbau des Romans ist sehr verschachtelt. Von 1986 aus geht es immer wieder zurück zu verschiedenen Episoden in der Vergangenheit. Dann entwickelt sich die Handlung nach 1986 weiter. Auch dabei geht es immer wieder zurück in die Vergangenheit. Ein solcher Aufbau ist legitim. Aber muss das so sein, dass man sich ohne jeden weiteren Hinweis von einem Satz zum nächsten plötzlich in einer ganz anderen Zeit befindet? Na ja, immerhin hat McEwan einen Absatz dazwischen gemacht.

Philosophische Reflektionen zwischendurch sagen einiges zur inneren Entwicklung und Haltung Rolands aus. Aber muss das so ausgebreitet werden? Weniger wäre da mehr gewesen. Weniger hätte mehr verdeutlicht.

Ich hatte von McEwan jedenfalls eine Leserfreundlicheres Buch erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2022

Kein Höhepunkt

Das Letzte, was du hörst
0

Fünf Sterne finde ich bei der überwiegenden Zahl der Rezensionen dieses Romans von Winkelmann, die ich gelesen habe. Das wundert mich. Kann es sein, dass da manche einfach meinen, weil es ein Bestsellerautor ...

Fünf Sterne finde ich bei der überwiegenden Zahl der Rezensionen dieses Romans von Winkelmann, die ich gelesen habe. Das wundert mich. Kann es sein, dass da manche einfach meinen, weil es ein Bestsellerautor ist, kann der Roman nur gut sein? Ich bin jedenfalls recht enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet.

"Kein Höhepunkt" habe ich als Titel dieser Rezension gewählt. Das gilt in zweifacher Hinsicht. Zum ersten ist der Roman meiner Meinung nach keine Sternstunde schriftstellerischer Arbeit. Zum anderen hat der Roman keinen richtigen Spannungshöhepunkt. Er plätschert so vor sich hin. Nur zum Ende wird es etwas spannender, was aber trotzdem recht flach bleibt.

Viele kurze Kapitel und Abschnitte mit jeweils wechselnden Akteuren und Schauplätzen bringen keine Spannung sondern Hektik. Zumal man sich zu Beginn jedes neuen Abschnittes erst orientieren muss, wer da agiert.

Die mit "Vorher" überschriebenen Kapitel stehen etwas obskur im Text. Sie lassen Leserin oder Leser ratlos zurück und bringen auch nicht viel für die endgültige Aufklärung zum Schluss. Ach ja, der Schluss! Der Schluss besteht vor allem aus einem Erklärungsmarathon, wie die Zusammenhänge waren, wir sich was entwickelt hat, weshalb wer was gemacht hat usw. Wenn so etwas Ausführliches am Ende notwendig ist, hat der Schreiber meiner Meinung nach vorher etwas falsch gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2022

Zettelkasten

Die dritte Hälfte eines Lebens
0

Es geht um das fiktive Dorf Krimmwing. Oder besser gesagt, es geht um die Bewohner von Krimmwing. Wie meist bei solchen Romanen, die sich in der abgeschlossenen Welt eines Dorfes abspielen, geht es vor ...

Es geht um das fiktive Dorf Krimmwing. Oder besser gesagt, es geht um die Bewohner von Krimmwing. Wie meist bei solchen Romanen, die sich in der abgeschlossenen Welt eines Dorfes abspielen, geht es vor allem darum, dass die sogenannte Dorfgemeinschaft alles, was nicht passend ist, ablehnt. So zum Beispiel in diesem Fall Seppi. Er ist dunkelhäutig, weil sein Vater nach Südafrika zurückgegangen ist und seine Mutter Rosa den Seppi allein erzieht, mehr oder weniger. Alles weiß man besser. Wenn allerdings etwas Schlimmes geschehen ist, hat man von nichts gewusst, sonst hätte man natürlich geholfen.

Der Roman lässt mich etwas hilflos und enttäuscht zurück. Ich hatte mir mehr davon versprochen. Rätselhafte Sprache gut und schön, aber man sollte es nicht übertreiben. Manchmal habe ich einen Abschnitt nochmal gelesen und mich danach immer noch gefragt, was will sie uns damit sagen? Anna Herzig hat sich kurz gefasst. das Buch ist sehr dünn, an einem Tag zu lesen. Die Kapitel und Abschnitte kurz gefasst in einer "markanten" Sprache. Die Reihenfolge ist recht verwirrend. Sie springt immer mal wieder in der Zeit hin und her. Ich hatte den Eindruck, dass Herzig beim Entstehen des Romans einen Zettelkasten geführt hat. Darin auf losen Zetteln die einzelnen Versatzstücke des Romans grob aufgeschrieben. Diese Zettel sind ihr offensichtlich mal sehr durcheinander geraten und nicht wieder richtig geordnet worden.

Es ist ein Erstling, wie ich gelesen habe. Meiner Ansicht nach merkt man ihm das sehr an. Vielleicht wird der nächste Roman ja besser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2021

Ein guter Plot ist noch kein guter Roman

Reality Show
0

Der Plot ist gut. Drei Freunde, die zusammen in einer WG wohnen, haben einen Plan entwickelt, der an einem Heiligabend umgesetzt wird. Sie haben 42 der einflussreichsten Menschen Deutschlands ausgewählt. ...

Der Plot ist gut. Drei Freunde, die zusammen in einer WG wohnen, haben einen Plan entwickelt, der an einem Heiligabend umgesetzt wird. Sie haben 42 der einflussreichsten Menschen Deutschlands ausgewählt. Es sind solche Menschen, bei denen das große Kapital sitzt und die dadurch einen großen Einfluss haben. 10 von ihnen sollen an dem besagten Heiligabend in einer Fernsehshow vorgeführt werden, nachdem man sie vorher gekidnappt hat. Die Zuschauer sollen über sie urteilen. Das läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass jeweils der größte Teil des Vermögens der Gekidnappten an die Zuschauer verlost wird, sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit.

Wie gesagt, der Plot ist gut. Aber das bedeutet noch keinen guten Roman. In diesem Roman herrscht die Hektik vor. Viele kurze Kapitel mit immer wieder wechselnden Personen und Schauplätzen. Kaum hat man sich in eine Situation eingelesen, folgt der abrupte Wechsel zur nächsten. Es ist äußerst schwierig bei den vielen handelnden Personen den Überblick zu behalten. Dazu kommt als weitere Schwierigkeit, dass die Hauptpersonen Tarnnamen haben. Diese und die richtigen Namen werden wechselnd gebraucht, was natürlich zur weiteren Verwirrung beiträgt.

Wie gesagt, der Plot ist sogar sehr aktuell und sehr gut. Der Roman ist es weniger. Ich hatte mir jedenfalls mehr versprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2021

Überzogen

SCHWEIG!
0

Drei Hauptpersonen gibt es im Roman. Da sind Esther und ihr Mann Martin. Die dritte Hauptperson ist Sue, Esthers Schwester. Zunächst beginnt der Roman ganz harmonisch. Esther und Martin sind mit ihren ...

Drei Hauptpersonen gibt es im Roman. Da sind Esther und ihr Mann Martin. Die dritte Hauptperson ist Sue, Esthers Schwester. Zunächst beginnt der Roman ganz harmonisch. Esther und Martin sind mit ihren Kindern mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest voll beschäftigt. Esther allerdings meint, bei all dem Vorbereitungsstress noch zu ihrer Schwester fahren zu müssen, die ganz allein in einem abgeschiedenen Haus im Wald lebt. Sie macht sich Sorgen um Sue, weil Weihnachten vor einem Jahr wohl irgendetwas Schlimmes mit Sue passiert ist.

Erst nach und nach wird klar, dass Esther total psychotisch ist und in einem überzogenen Egoismus ihre Familie und ihre Schwester subtil tyrannisiert. So kommt es schließlich zu einem unerwarteten schlimmen Ende.

Judith Merchant teilt ihren Roman in viele meist sehr kurze Kapitel auf. In jedem Kapitel wird die Handlung von einer der drei Hauptpersonen aus beschrieben. Den Kapiteln ist jeweils der Name dieser Hauptperson vorangestellt. So kann man sich schnell zurecht finden. Interessant wird diese Vorgehensweise vor allem dann, wenn dieselbe Situation einmal von Sue und einmal von Esther aus beschrieben wird. Da tun sich dann oft erschreckende Einblicke besonders in Esthers Psyche auf.

Diese wechselseitigen Betrachtungen derselben Situationen ist zu Beginn ganz amüsant. Aber nach einiger Zeit kennt man das und es wird langatmig. Das heißt, der Roman braucht ziemlich lange, um auf Touren zu kommen. Dann aber fällt Merchant ins andere Extrem und überzieht ins Abstruse bis zum überraschenden Ende.

Ich hatte mir vom Roman mehr versprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere