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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2021

Märchenhaft

Junge mit schwarzem Hahn
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Die Geschichte spielt in einer unbestimmbaren Zeit. Martin, die Hauptperson, ist 11 Jahre alt. Er wohnt allein in einer Hütte am Rande eines Dorfes und wird von den übrigen Dorfbewohnern meist gemieden. ...

Die Geschichte spielt in einer unbestimmbaren Zeit. Martin, die Hauptperson, ist 11 Jahre alt. Er wohnt allein in einer Hütte am Rande eines Dorfes und wird von den übrigen Dorfbewohnern meist gemieden. Sie haben offensichtlich Angst vor seiner Klugheit und seiner netten Art. Martin ist allein, weil sein Vater als er von einer Reise mit einer Axt ins Dorf zurückkehrte und seine Familie und sich selbst mit der Axt umbrachte. Nur Martin überlebte das Massaker. Ein schwarzer Hahn ist sein einziger Freund. Martin ergreift die Chance, aus dem Dorf wegzukommen und schließt sich einem Maler an, der die Kirche des Dorfes ausgemalt hatte.

Der Roman ist wie ein Märchen. Viele Elemente, die wir sonst nur im Märchen finden, sind vorhanden. Da gibt es den schwarzen Reiter, grausame Szenen, ein sprechendes Tier, eine Burg, eine böse Fürstin, die eigentlich unlösbare Aufgabe, deren Lösung einen Gewinn verspricht.

Die Sprache ist distanziert und macht einen schlichten Eindruck. Hinter der Schlichtheit steckt jedoch eine äußerst kunstvolle Schreibweise. In ihrer Schlichtheit passt sie zum gutmütigen und schlichten Wesen Martins.

Ich zähle das Buch zu den sogenannten „Zwei-Tage-Büchern“, da ich es in zwei Tagen durchgelesen hatte. Wenn man erstmal angefangen hat, ist es schwer zu unterbrechen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Atmosphäre

Harlem Shuffle
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Atmosphäre ist das Wichtige in diesem Roman in drei Teilen, die 1959, 1961 und 1964 in Harlem spielen. Der Protagonist Ray Carney ist Möbelhändler. Er versucht sich mit ehrlicher Arbeit durchzuschlagen. ...

Atmosphäre ist das Wichtige in diesem Roman in drei Teilen, die 1959, 1961 und 1964 in Harlem spielen. Der Protagonist Ray Carney ist Möbelhändler. Er versucht sich mit ehrlicher Arbeit durchzuschlagen. Aber vor allem, um seiner Frau einen angemessenen Lebensstandard zu bieten und damit bei seinem Schwiegervater Eindruck zu machen, macht Ray Carney einige krumme Geschäfte nebenher.

Die zweite wichtige Person ist Rays Cousin Freddie, der für Ray wie ein Bruder ist. Durch Freddie wird Ray immer wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt.

Colson Whitehead siedelt seinen Roman in den 60er Jahren zur Zeit der Rassenunruhen an. Das Verhältnis der Rassen spielt eine Hauptrolle im Roman. Die komplizierten Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen Gangs und korrupten Polizisten, zwischen Ganoven, Hehlern und sogenannten ehrbaren Leuten werden ausführlich geschildert.

Das Wichtige ist Whitehead die Schilderung der Atmosphäre in Harlem, aus der die Rassenunruhen zwangsläufig entstehen müssen. Es ist kein Kriminalroman, bei dem ein Fall oder mehrere Fälle durch Detektive oder Polizisten aufgeklärt werden. Das Gaunertum gehört hier sozusagen zum normalen täglichen Leben. Die Schilderung dieser Atmosphäre ist Whitehead ausgesprochen gut gelungen.

Etwas Mühe macht zumindest am Anfang die Vielzahl der handelnden Personen. Aber jede Person wird ausführlich meist durch Rückgriff in die Vergangenheit vorgestellt.

Insgesamt ein lesenswerter Roman. Ein Tipp noch für den zukünftigen Leser oder die zukünftige Leserin: Bisweilen taucht im Roman eine unerwartete Situation auf und man fragt sich: Hast du da etwas verpasst? Aber keine Sorge, man hat nichts verpasst, sondern es wird jeweils alles nachgeliefert.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Carlsson erzählt

Unter dem Sturm
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Von pajo47

In 3 zeitliche Abschnitte ist der Roman eingeteilt. Die Hauptpersonen sind Isak, der 1994 zu Beginn des Romans 7 Jahre alt ist. Dann finden wir als zweite Hauptperson den Polizisten Vidar. ...

Von pajo47

In 3 zeitliche Abschnitte ist der Roman eingeteilt. Die Hauptpersonen sind Isak, der 1994 zu Beginn des Romans 7 Jahre alt ist. Dann finden wir als zweite Hauptperson den Polizisten Vidar. Das Ganze spielt in einen kleinen schwedischen Dorf. Dort wird 1994 eine junge Frau ermordet. Der Täter ist schnell gefunden. Isaks Onkel Edvard, zu dem Isak eine sehr enges Verhältnis hat, wird des Mordes verdächtigt und verurteilt. Das ist den Dörflern auch deshalb klar, weil schon Edvards Vater gewalttätig war. Man sagt, das liege bei der Familie in den Genen. Isak befürchtet, auch diese Gene geerbt zu haben.

Der zweite Abschnitt spielt 10 Jahre später. Die Lösung finden wir dann im dritten Abschnitte, der 2017 spielt.

Es ist ein ungewöhnlicher Krimi. Carlsson kommt ohne besondere reißerische Effekte aus. Er beschreibt keine blutrünstigen Einzelheiten. Viele Leserinnen und Leser werden auch Spannung vermissen. Der Roman ist etwas anders angelegt. Es ist so, als komme da ein Erzähler ins Haus und berichtet, nein besser, er erzählt uns eine Geschichte. Dabei kann es passieren, dass ihm während des Erzählens etwas einfällt, dass eigentlich zwischendurch auch noch berichtet werden müsste.

Also ein ungewöhnlicher Krimi, ein angenehmer Roman. Man kann sich gut darauf einlassen und wird einige Stunden lang gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ein toller Geschichtenerzähler

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Ein Geschichtenerzähler im besten Sinne des Wortes ist Rafik Schami. In seinem Buch "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" erwarten uns Geschichten aus vielen Bereichen des täglichen Lebens aber auch Geschichten ...

Ein Geschichtenerzähler im besten Sinne des Wortes ist Rafik Schami. In seinem Buch "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" erwarten uns Geschichten aus vielen Bereichen des täglichen Lebens aber auch Geschichten mit geheimnisvollen Ereignissen. Schami hat seine Geschichten nach verschiedenen Themen geordnet, wie Geburtstag, Lachen, Reisen, Geheimnis, Tiere und Sehnsucht.

Rafik Schami schlägt mit seinen Geschichten eine Brücke zwischen seiner alten Heimat Syrien und seiner neuen Heimat Deutschland. Man merkt seine Liebe zu Damaskus. Er ist ein genauer Beobachter, der uns nicht nur das Offensichtliche beschreibt, sondern uns auch einen Blick hinter die Fassaden gewährt. Freude und Tragik liegen da oft nah beieinander.

Das Buch ist ein "zwei Abende Buch". Ich konnte einfach nicht aufhören. Auch wenn die Zeit schon recht fortgeschritten ist, denkt man, 'nur noch eine Geschichte'. Und danach dann 'nur eine noch', Und dann ...

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Diesmal ohne Faust

Raumfahrer
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Diesmal ging es nicht darum, mit der "Faust in die Welt zu schlagen", wie beim ersten Roman von Lukas Rietzschel. Es sind die leiseren Töne, die diesmal vorherrschen.

Der Titel "Raumfahrer" scheint zunächst ...

Diesmal ging es nicht darum, mit der "Faust in die Welt zu schlagen", wie beim ersten Roman von Lukas Rietzschel. Es sind die leiseren Töne, die diesmal vorherrschen.

Der Titel "Raumfahrer" scheint zunächst einmal falsch zu sein, denn es geht um vergangene Zeiten in der der DDR und um die daraus resultierenden Verhaltensweisen, Haltungen und Gefühle der Hauptpersonen in der heutigen Zeit etliche Jahre nach der Wende. Die Anzahl dieser Personen ist erfreulich übersichtlich. Der Hauptprotagonist ist Jan, der versucht etwas Licht in die Vergangenheit seiner Familie zu bringen. Denn aus Erzählungen seiner Eltern erfährt er nicht viel darüber. Die zweite Familie, die eine Rolle spielt ist die Familie der Brüder Günter und Georg Kern. Einer der Brüder wird später ein berühmter Maler.

Rietzschel benutzt in diesem Roman der leiseren Töne einen behutsameren Stil als in seinem ersten Buch. Der Stil ist passend zu der Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Ziellosigkeit und dem Leeregefühl der Personen.

Das einzige, was mich an diesem Roman etwas stört, ist die Tatsache, dass Rietzschel die einzelnen Kapitel und Abschnitte beliebig hintereinander setzt ohne allzu sehr auf die richtige zeitliche Reihung zu achten. Dass die beiden Zeitebenen Früher (DDR-Zeit) und Heute (Nachwendezeit) sich abwechseln, ist sinnvoll. Aber auch innerhalb der beiden Zeitabschnitte geht es schon mal durcheinander. So lesen wir zum Beispiel in einem Kapitel vom Tode einer Person, die aber auf der nächsten Seite lebendig wieder auftaucht. Vielleicht soll der innere Zustand der Personen damit dargestellt werden? Könnte sein.

Ich hätte mir als Überschrift der Kapitel nicht nur eine römische Zahl sondern einen kleinen Hinweis auf die Zeit, den Ort oder die handelnden Personen gewünscht, um nicht erst rätseln zu müssen: Wer unterhält sich da?

Insgesamt kann ich das Buch nur empfehlen. Wer die Auflösung zu dem rätselhaften Titel wissen will, dem empfehle ich den letzten Abschnitt von Kapitel XXXIII.

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