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Veröffentlicht am 19.02.2021

Mit Familienbanden ist das so eine Sache. Wem fühlen wir uns verbunden?

Winterleuchten am Liliensee
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Winterleuchten am Liliensee von Elisabeth Büchle

Es waren einmal drei Brüder….! Spaß! Trotzdem: Heute geht es um Familie, um Einsamkeit, Alleinsein, sich vergessen fühlen. Aber auch um Vorurteile, und ...

Winterleuchten am Liliensee von Elisabeth Büchle

Es waren einmal drei Brüder….! Spaß! Trotzdem: Heute geht es um Familie, um Einsamkeit, Alleinsein, sich vergessen fühlen. Aber auch um Vorurteile, und das Ankommen bei Menschen, die nicht immer unserer Familie zugehörig sein müssen. Und da all diese Themen in der Geschichte vorkommen, und aufeinanderprallen, fange ich heute gleich, und ohne viele Vorworte an, etwas über das Buch zu erzählen. Die Gedanken dazu kommen also an späterer Stelle.

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Wir schreiben das Jahr 1965. Lisa aus der Großstadt reist in den Schwarzwald zu den Vogels. Mutter Charlotte Vogel ist eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter. Da diese sich, auch im Leben, nie richtig um ihre Tochter gekümmert hat, sieht Lisa nun die Chance, sich in einer Familie zugehörig zu fühlen. Denn das ist etwas, das ihr gesamtes Leben gefehlt hat. Doch so einfach ist das natürlich nicht. Denn da ist ja noch Robert, einer der drei Söhne von Charlotte, der allem und jedem gegenüber misstrauisch ist, und in allem Betrug sieht, und seine Familie davor schützen will. Doch auch Charlotte hat Pläne. Ihre drei Söhne sollen nämlich unter die Haube, natürlich nach und nach. Und so sieht sie in Lisa eine potenzielle Schwiegertochter. Die Berge des verschneiten Schwarzwaldes sollen es richten, und so bricht Robert mit Lisa zu einer Tour auf. Doch die Berge im Winter bergen auch Gefahr. Und überhaupt, kommt ja meistens alles ganz anders, als geplant. Lisas Ängste und Roberts Ängste sammeln sich in einer Hütte, und irgendwie entsteht dort eine ganz besondere Atmosphäre. Man meint fast, etwas entsteht, was beide so nie gehabt haben, und nach dem sich beide sehnen. Und wie so oft, in solchen Romanen, geht das Ganze nicht ohne Probleme und mächtige Bedenken voran. Lest also, wie man Nähe aufbauen kann, ohne sich körperlich nah zu sein.

Cover und Titel:

Das Cover finde ich sehr passend, weil es winterlich, und trotzdem hoffnungsvoll, und wunderschön aussieht, und uns zeigt, dass Winter nicht immer nur grau und dunkel sein muss, sondern auch mit Helligkeit, Licht, und damit Hoffnung verbunden sein kann. Deswegen auch der schöne Titel des Winterleuchtens. Und der Liliensee? Nun ja. Ich bin mir sicher, der ist im Winter genauso schön anzusehen, wie auch im Frühling oder Sommer. Aber hier erscheint er fast glitzernd winterlich :)

Fazit und Gedankenallerlei:

Wir lernen auch hier wieder die Protagonisten unheimlich gut kennen, dürfen in ihr Inneres sehen, fühlen mit ihnen mit. Sie sind uns sympathisch, nicht fremd, sondern erscheinen uns sehr nah. Genauso, wie ich es mag, da mir die Charaktere in den Geschichten immer das Wichtigste sind. Und so liebe ich es, wenn es einem fast so erscheint, als ob man die Menschen kennen würde, obwohl man sie erst kürzlich zu Anfang des Buches kennengelernt hat. Man verbindet mit ihnen die gemeinsame Geschichte, und das gemeinsam erlebte. Sie sind also sehr gut gezeichnet. Lisa die Städterin, die nichts mit Natur am Hut hat (denkt Robert), und Robert der unfreundliche Kerl (denkt Lisa). Dabei ist es ganz anders. Lisa genießt die Natur und die Umgebung, den Wald, den Winter, und vor allem den Liliensee. All die Landschaft gibt ihr Geborgenheit und Frieden und Ruhe. Und wer Natur liebt, der weiß, wie recht Lisa damit hat. Zusammen mit Lisa erleben wir die Landschaften rund um das Forsthaus, genauer gesagt einen Teil des Schwarzwaldes, und fühlen uns durch den Schreibstil mitten hineingezogen. Lisa selbst zeigt sich von einer ganz anderen Seite, als ihr Äußeres annehmen lässt. Sie ist verletzt im Inneren, erscheint wie ein scheues Reh, welches sie aber gar nicht ist, weil da auch Stärke in ihr wirkt. Außerdem mag ich ihre Eigenart, dass sie ständig vor sich hinredet. Etwas, das mir irgendwie bekannt vorkommt. Trotzdem zweifelt sie an sich, und glaubt sich nicht liebenswert, da ihre Mutter sie weggegeben hat, und ihr eigenes Leben über das ihres Kindes gestellt hat, ihrem Kind gegenüber kein Verantwortungsgefühl zeigt. Ich finde es schön, dass Menschen im Buch nicht verurteilt werden, die eine falsche Selbstwahrnehmung haben, sich ungewollt fühlen. Denn viele wissen gar nicht, dass es Menschen mit solchen Störungen gibt, und erst recht nicht, wie mit ihnen umzugehen ist. Weiter habe ich gemocht, dass die Wandlung sichtbar war von Jemandem, der dachte, dass alle ihn nur verurteilen und sich ein Urteil über ihn bilden. Lisa hat sich durchgebissen und eine Wandlung durchgemacht, die mir gefallen hat. Ein Gefühl des gewollt seins und akzeptiert werdens, Respekt und Anerkennung, sind übrigens für jeden wichtig.

Das Buch beschäftigt sich sehr mit dem Thema der Einsamkeit in all seinen Formen. Der selbstgewählten Einsamkeit, aufgrund von Enttäuschung, und der Einsamkeit, die man sich nicht aussucht, weil man weggestoßen wird. Und natürlich auch ein wenig der Einsamkeit der Natur, denn ja, ich musste unweigerlich beim Buchlesen an einen wunderschönen Winterspaziergang in einer Schneelandschaft denken, in der man einsam und allein seinen Gedanken nachgehen kann, während die Sonne sich in den Schneekristallen spiegelt. Doch wir geraten auch in Familienbande, werden uns durchs Buch bewusst, was Familie einem bedeuten kann, und dass Familie nicht immer die Menschen sein müssen, die mit uns blutsverwandt sind, und die uns weniger familiär erscheinen, wie Menschen, die es gut mit uns. Die Frage nach Familie und Zusammengehörigkeit ist ein ganz zentrales Thema im Roman, das einem beim Lesen selbst dazu bringt, sich irgendwie zu hinterfragen. Denn eigentlich sollte Familie einem Liebe, Schutz, Geborgenheit, und Auffangstation in allen Lebenssituationen sein, und einem vor allem Unheil der Welt beschützen, so dass man immer etwas hat, an das man noch glauben kann, wenn alles andere im Leben schiefläuft. Leider ist das eben nicht in allen Familien so.

Das Buch spielt in der Gegend um Schiltach und Vierbrücken, am titelgeben Liliensee. Wenn ich diese Gegend also kennen würde, würde mir sicherlich vieles bekannt vorkommen. So haben mich die Beschreibungen der Umgebung, der Natur, der Landschaft, des Schnees, und die Atmosphäre der Jahreszeit eingefangen, und direkt an diesen Ort gebracht. Zumindest in meinem Kopf. Heißt….die Orte wurden so schön beschrieben, dass man sich mal wieder wegträumen konnte auf Waldwege, Berge, und in die wunderbare Natur. Die Klarheit des Sees ist symbolisch gesehen sehr schön, denn Lisa findet in genau dieser Natur, ihrer Abgeschiedenheit und Ruhe, Klarheit über ihre Vergangenheit und auch Gegenwart, und erkennt, was sie eigentlich im Leben will, und was wichtig ist. Was ich ebenfalls wundervoll finde ist der Schreibstil, die Umschreibungen, und die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen. Fast wie bei einem Bild, welches man ansieht, während man den Roman liest, und die Leinwand sich mit Bildern und Farben füllt, je mehr der Text und damit die Geschichte voranschreitet.

Der Geist der damaligen Zeit zieht durch das Buch. Woher ich das weiß? Fragt nicht! Aber wenn man Familienmitglieder hat, die in dieser Zeit gelebt haben, dann bekommt man automatisch immer gesagt, wie schön und unkompliziert, und so viel wärmer die Zeit damals war, wie liebenswürdig die Menschen waren, und dass es keine allgemeine Kälte gab. Was natürlich nicht verallgemeinert werden darf. Damals gab es böse und gute Leute, genau wie heute. Und trotzdem wird der Roman begleitet von einer bestimmten Wärme, in der man sich wohlfühlt, und sich während des Lesens beschützt fühlt. Wie eine kleine Zeitglasglocke, unter der man sicher ist, und die einen eine Zeitreise machen lässt, in der man durch das Buch wandeln darf. Somit ist das Buch zeitlos, die Probleme die gleichen, der zwischenmenschliche Bereich ohne Veränderung. Das gibt einem ein Gefühl von Beständigkeit, und das ist schön.

Und dann weht durch das Buch noch der Winterwind einer anderen Zeitepoche, der 60 er, selbst wenn diese gar nicht so weit von uns entfernt liegt. Man spürt, dass die Menschen anders gelebt haben, als wir in unserem Heute. Und doch sind die Probleme bei den grundlegenden Dingen wie Liebe, Gefühle oder Familie dieselben. Es strahlt einen gewissen Charme aus. Spielend in der Vergangenheit, gekleidet in die Probleme, die allgegenwärtig in allen Zeiten sind. Sowohl in unserer, als auch in der ferneren Vergangenheit. Man wird durch das Buch in eine Zeit zurückgeworfen, in der alles etwas langsamer voranging als es heute der Fall ist, die aber nicht unbedingt altmodisch erscheint. Denn manchmal ist dieses Langsame vorsichtige doch durchaus schöner anzusehen, als das schnelle Vorpreschen in Liebesdingen, das in seiner Schnelllebigkeit dann genauso schnell wieder zu Ende sein kann. Ich mag diese langsamen Annäherungen in Geschichten, die nicht mit Lichtgeschwindigkeit voranschreiten. Diese Atmosphäre der Vergangenheit ist angenehm, ohne uns direkt darauf hinzuweisen, dass sie schon vergangen ist.

Der christliche Aspekt ist nicht vordergründig im Buch zu finden, weil sich einfach auch Fragen stellen, die sich jeder Mensch stellen sollte. Wie zum Thema Familie, Zusammenhalt, und wie wir mit Menschen umgehen, über die wir nicht viel wissen. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum Beispiel wird das Vertrauen auf Gott angesprochen, aber nicht in derlei Ausmaß, dass es einen stört. Lisa selbst ist durch die Nichtliebe ihrer Mutter bei ihrer Großtante aufgewachsen, die früher Nonne war, und deren Gedanken im Buch gefallen mir ausgesprochen gut, weil sie allgemein gute Ratschläge sind für alle Menschen. Und wer fühlt sich nicht manchmal alleine, und spricht zu irgendwem, oder gar mit sich selbst? Deswegen ist das Buch für alle lesbar. Ob man an Gott glauben mag, oder nicht. Das Buch hat ca. 220 Seiten, was nicht viel ist. Und trotzdem fehlt es der Geschichte an nichts, nichts wurde ausgelassen, alles scheint komplett, und genau so, wie eine Geschichte sein sollte, mit ihrem Anfang, ihrem Ende, und dem, was dazwischen erzählt wird.

Der Roman fließt nicht einfach nur so dahin, wie ein ruhiger Fluss, steht aber auch nicht still, wie ein See. Irgendwie ist er sogar sehr tiefgehend, vielleicht ja sogar noch tiefgehender, als besagter See auf dem Cover. Denn ich kann die Geschichte weder als leicht dahinplätschernd und locker flockig verbuchen, noch als super ernste Geschichte, die einem keine Freude bietet. Irgendwie ist es eine Symbiose aus humorigen Stellen, die auch leicht ins Nachdenkliche schlittern. Wir haben eine Liebeserklärung an den See. Ruhe, Geborgenheit und menschliche Wärme, gegen Kälte, Anonymität, Einsamkeit, und Lärm der Großstadt, die Wohnort, aber kein Zuhause und keine Heimat ist, wenn man auch dort einsam ist. Ich gebe zu, was mir gefallen hat, das war die heile Welt, die aber nicht überdröselt war. Manche Zeiten bedarf es eben einem Roman zum Wohlfühlen, und das habe ich definitiv getan. Und Hurra. Wer drei Söhne hat, muss sie natürlich auch alle unter die Haube bringen. Nicht wahr, liebe Charlotte? Na gut. Muss man natürlich nicht. Aber es wäre schön, denn das würde bedeuten, dass es noch weiteren Lesestoff der Reihe rund um die Familie Vogel geben würde. Ich bin gespannt und harre der Dinge die da kommen! :). Denn dies ist auch eine Verkupplungsgeschichte, oder eher ein Versuch dessen, aber nur ganz leicht. So leicht, dass man es gar nicht merkt. Was man merkt, sind Verwicklungen, Verwechslungen und Geschehnisse. Und das ist zum einen sehr tiefgehend, zum anderen aber auch sehr humorvoll. Denn in manchen Situationen im Buch kann man einfach nur einen Schelm finden, der einen zu herzhaftem Schmunzeln veranlasst. Doch wie schon erwähnt ist das Buch kein reines Buch einer humorigen Geschichte, sondern auch ein sehr hoffnungsvolles, mit einer Geschichte, die einen definitiv zum Nachdenken anregt und das über eine Menge Dinge. Familie, Alleinsein, Vertrauen, Misstrauen, Respekt, Beständigkeit, Zusammenhalt, Familienbande, Zugehörigkeit und das Gefühl, ungewollt und nicht willkommen zu sein. Oder eben umgekehrt dann sich auch wieder willkommen und geliebt zu fühlen. Von einer Liebe in allen Formen. Nicht nur der Liebe in Beziehungen, sondern auch der familiären Liebe, der Geschwisterliebe, der Liebe zu Menschen, die uns zugehöriger sind als unsere Blutsverwandten, und wahrscheinlich auch ein kleines bisschen der Liebe zu Gott, oder einer Macht, die ihm gleichgestellt ist. In welcher Form, oder an wen auch immer man glaubt in Zeiten, in denen man Hoffnung braucht, und sich alleine fühlt.

Auch haben wir viele Dinge, die nicht ausgesprochen werden, im Grunde genommen im ganzen Roman. Diese sorgen dann für Missverständnisse, Voreingenommenheit, Vorurteile, und, dass jeder von Allem andere Vorstellungen hat, die sich in seinem Kopf und in den Gedanken bilden. Und DAS wiederum führt……..wieder zu Verwicklungen. Die richtig schönen der Art, wo man sich als Leser gerne gegen den Kopf schlägt, und alle rütteln und schütteln möchte, um sie auf Dinge zu stoßen, die ihnen irgendwie verborgen bleiben, ob ihrer eigenen Gedanken und Denkweisen. Nicht das hier jemand dumm wäre. Nein. Vielmehr denken manche ZU VIEL. Und falsch. Aber wer wäre ich, Denkweisen als falsch zu beurteilen? Alles hat seinen Grund und seine Wege. Auch hier. Selbst wenn der Weg nicht gradlinig ist, sondern mit einigen Umwegen, die einen oftmals auch in verschneite Wälder führen. Das Buch agiert hierbei als Puzzle, oder gar als Kartenspiel, Zug um Zug, oder auch Puzzleteil um Puzzleteil, wächst hier etwas ganz langsam zusammen, das man als stiller lesender Beobachter miterleben kann.

Robert und auch Lisa, haben in der Vergangenheit seelische Wunden erlitten, und diese tragen sie nicht heraus in die Welt, sondern verheimlichen sie, so gut es geht. Und wieso sollten sie sich gegenseitig auch ihre Leidensgeschichten erzählen? So kommt es, dass beide nur das sehen, was sie wollen, und so entstehen gegenseitige Vorurteile. Lisa sieht in Robert den unfreundlichen Kerl, der irgendwas gegen sie hat, und Robert wiederum sieht in Lisa ein Mädchen, das sich in seine Familie hineinschleicht. Wir als Außenstehende sehen das besser, die beiden in ihrer eigenen Geschichte nicht. Und so, mit etwas Distanz, und trotzdem Nähe zu den Figuren, erkennen wir die Geschichte als das, was es ist. Verwechslungen und Irrungen, und ganz großes Unwissen in Form von Vorverurteilungen, ohne dass man sich besser kennt, und es erst mal auch nicht will. Wir sehen: Ehrlich muss man sein, damit man sich gegenseitig kennenlernen kann. Oh, und zugreifen, wenn das Glück direkt vor einem steht, anstatt zu zögern. Und dann wackeln die Ängste, und zerbröseln, gehen nicht ganz weg, aber dafür die Vorurteile, die sich ebenfalls in Staub verwandeln.

Und weil die Geschichte mit dreierlei Dingen zu tun hat, dachte ich mir, das heutige Rezensionslied könnte passen. Wir haben die Einsamkeit, die einen erfüllen und durchdringen kann, wir haben die Heimat, die ein Ort oder ein Mensch für uns sein kann, und wir haben den See, den sogar auf dem Cover, den ich einfach mal mit einem besungenen Meeresgewässer vergleiche :D. Weil es dann auch noch in die Zeit des Buches passt, da es aber auch zeitlos ist, fand ich die Vorstellung schön, jemand im Buch könnte vielleicht dazu tanzen :):

„Lonely rivers flow, to the sea, to the sea. To the open arms of the sea, yeah.
Lonely rivers sigh, "Wait for me, wait for me". I'll be coming home, wait for me.“

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Wenn es keine Garantien gibt, braucht es eben Vertrauen

London Prince
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London Prince - Kings of London Reihe Band 3 von Louise Bay

Wie soll man dieses Buch am besten beschreiben?! Ohne zu viel zu verraten, man erkennt es ja schon am Klappentext, handelt es sich um einen ...

London Prince - Kings of London Reihe Band 3 von Louise Bay

Wie soll man dieses Buch am besten beschreiben?! Ohne zu viel zu verraten, man erkennt es ja schon am Klappentext, handelt es sich um einen Liebesroman. Und wenn aus Freundschaft eine Liebe werden soll, das Ganze erotisch ist, und man dann noch auf ein Happy End hofft…Tja…Dann muss man das Buch lesen, um zu erfahren, ob am Ende all das hinhaut. Womit fange ich also an, und worin unterscheidet sich dieses Buch von anderen Büchern? Was ist anders? Was besonders? Die Gegner der Liebesromankultur werden nun wohl sagen „da wird sich wohl gar nichts unterscheiden, am Ende kommen sie zusammen und zwischendurch verlieben sie sich irgendwie ineinander, nachdem sie jahrelang ihre Gefühle unterdrückt haben.“ So ganz kann ich dem natürlich nicht zustimmen, und so ist es auch in diesem Buch nicht, wenngleich ich über Emotionen und Gefühle in Büchern ja immer froh bin. Lasst mich also anstatt die Geschichte nachzuerzählen ein paar Worte zu den Charakteren sagen. Denn wie ihr wisst, sind diese bei mir immer ganz besonders wichtig. Bei diesem speziellen Buch war es sogar wirklich so, dass ich aufgrund der Leseprobe eine gewisse Ähnlichkeit von Truly Weibliche Protagonistin) und ihrer Unsicherheit gegenüber Menschen in mir erkannt habe, und das Buch unbedingt lesen wollte, um zu erfahren, wie sie auf einen Mann wie Noah (männlicher Protagonist) reagiert. Sie ist schon ein klein wenig Nerd, was ich als positiv ansehe. Versteckt diesen nicht immer, lässt ihn aber auch nicht raushängen. Kann genauso sexy wie nerdig sein. Fast immer sieht sie sich selbst als nicht besonders. Und Noah? Ach Noah. Zu dir komm ich noch. Wobei ich glaube unter diesem Mann wohl auch einen kleinen Nerd gefunden zu haben, den er fleißig unter dem erfolgreichen Geschäftsmann versteckt, der er eben ist. Du bist durchschaut, Noah Jensen :D. Tatsächlich denke ich, dass bei dieser „Art von Roman“ die Figuren ziemlich wichtig sind, noch mehr als bei anderen Genres. Und ja, in einer Zeit in der man reale Menschen meiden soll, da will ich mir schon aussuchen, ob ich meine Zeit mit Menschen verbringe, die mir sympathisch sind. Und mit Büchermenschen verbringe ich ziemlich viel meiner Zeit. Meine heutige Rezension wird also wohl eher eine kleine Charakterstudie in Kombination mit einer psychologischen Einschätzung der Charaktere werden :D. Trotzdem hier noch ein bisschen was zum Ablauf der Story.

Die Geschichte im Buch:

Wir haben hier nicht die typische Freundschaftsgeschichte von Menschen, die sich seit Kindheitstagen kennen, und alles voneinander wissen. Und trotzdem ist eine gewisse Nähe da, die man anfänglich zwar nicht so ganz spürt, aber an die Noah sich auch erst erinnern muss. Dazu später mehr. Nach 4 Jahren in New York kommt Noah also nach London zurück, und das als reicher Geschäftsmann. Aufgrund einer Sache in seine Vergangenheit, hat er immer das Bedürfnis höher, schneller und weiter, zielorientiert zu leben. Seine damalige beste Freundin in London war Truly, und auf die trifft er nun wieder. Truly geht erst auf Distanz, weil sie damals in Noah verliebt war, er dann einfach nach NY abgehauen ist, und sie damit unglücklich war. Nun schützt sie ihr eigenes Selbst, und nun merkt Noah, dass er Truly irgendwie begehrt. Als sie also durch ein Ereignis Hilfe in ihrer Firma, die sie zusammen mit ihrer Schwester betreibt, braucht, springt Noah ihr zur Seite. Immerhin kennt er sich mit gesellschaftlichen und geschäftlichen Ereignissen besser aus, als die schüchterne und eher introvertierte Truly, die nicht so gerne mit Menschen agiert, weil sie es sich einfach nicht zutraut. Wäre da nur nicht die Sache, dass Noah sich nicht ernsthaft auf Frauen einlässt, mit ihnen keine gemeinsame Zukunft sieht. Und auf Trulys Seite natürlich die Sache, dass Noah noch genauso charmant ist, wie zur Zeit ihrer Freundschaft, als sie in ihn verliebt war. Klingt irgendwie nicht so gesund für ein Herz, das nicht brechen sollte. Nun beginnt ein Hin und Her des gegenseitig aufeinander Einlassens. Die Meinungen schwanken, und man selbst wird manchmal seekrank ob des Wellenganges dessen, dass sich zwei Menschen hier nicht eingestehen können, was sie sich gegenseitig bedeuten. Wir haben ein ständiges Auf und Ab, ein Zwischenspiel aus Abstand zueinander halten und Nähe, Fehlinterpretationen, Missverständnissen, und um den heißen Brei herumreden. Und Angst. Jeder auf seine eigene Art, und aus anderen Gründen. Und natürlich ist da die Frage, ob eine Freundschaft noch bestehen kann, wenn man etwas miteinander anfängt, das nur auf körperlicher Basis steht. Hinzu kommt, dass dann die Freundschaft nicht nur zwischen Noah und Truly auseinandergehen könnte, sondern auch zwischen ihm und Rob und Abigail (Trulys Schwager und Trulys Schwester). Truly will über Noah hinwegkommen mit unverbindlichen Sex. Doch dass das noch nie eine gute Idee war, ist klar. Denn ausgerechnet jetzt, da Truly sich gefühlsmäßig von Noah lösen will, fängt dieser an, etwas zu tun, was er jahrelang verschlafen hat. Zu merken, dass er unbedingt mehr von ihr will. Wie genau dieses „Mehr“ aussieht, das weiß Noah in ungefähr genauso wenig, wie die Nichtleser des Buches. Und so wandelt sich die anfangs unsichere Truly zu einer selbstbewussten Frau, und Noah der selbstbewusste Mann zu einem etwas unsicheren Kerl, der nicht ganz bei Truly durchblickt, was sie eigentlich im Leben erreichen möchte. So kommt es wohl zu Missverständnissen, Dinge werden nicht gegenseitig nicht gesagt und angesprochen. Und das Beziehungsgeflecht ist angerichtet, und bereitet uns Lesern Spaß…… und Kopfzerbrechen.

Cover:

Da gibt es nicht viel zu sagen. Es gefällt mir, und zeigt deutlich die Stellung Noahs, als erfolgreicher und selbstbewusster Geschäftsmann. Und passt natürlich zur Buchreihe.

Fazit und Gedanken:

Noah ist tatsächlich mal einer der Charaktere, mit denen ich anfänglich erst warm werden musste. Genauso wie Truly musste ich lernen hinter die Fassade zu schauen, und zu lernen, warum er alles so macht, wie er es eben tut. Und wir mussten beide lernen, dass hinter dem Kerl, der 15 Millionen besitzt immer noch der Kerl steckt, den Truly kennengelernt hat, der sich durch Geld nicht verändert hat, sich aber im Hinblick auf Gefühle ändern kann. Was ihm den Arsch gerettet hat :D. Sorry der Wortwahl. Aber hier hat er gerade nochmal die Sympathiekurve bei mir bekommen. Denn ein Leben ohne Gefühle und reine Körperlichkeit geht ja wohl mal gar nicht. Trotzdem war es eine neue Erfahrung für mich. Und wenn man meine Zwischentöne genau liest: So ein schlechter Kerl ist er ja nicht. Nur eben einer, den man dauerschütteln und rütteln will, damit er sich seiner Gefühle endlich bewusst wird. Und jetzt passt genau auf, denn nun kommt mein einer kleiner Kritikpunkt, zum genau Nachlesen: NOAH………….VERGISST………TRULY……..IN NEW YORK…….EINFACH SO (okay, das ist Jammern auf hohem Niveau, trotzdem: hä!?). Das hat die Liebesgeschichte zwischendrin ein bisschen weniger glaubhaft gemacht. Ich meine, will ich einen Mann, der mich einfach vergisst, auch wenn er mich dann anscheinend wieder in sein Gehirn reinbekommt? Und das, obwohl ich seine beste Freundin bin? War? Wie auch immer? Will ich über so einen Mann lesen? Will ich ihm meine kostbare Lesezeit widmen? (ja okay, die Lesezeit widmen, und über ihn lesen, will ich dann wohl doch) Das andere: Sicher nicht :/. Ich glaube ich hatte es irgendwie mal erwähnt. Ich vergesse nie Menschen, nicht mal die, die ich NICHT mag. Aber die, die ich mag oder liebe, die erst recht nicht. Und Freunde schon mal gar nicht. Die Wankelmütigkeit macht schwindelig. Und ganz am Ende hat mir ein wenig die Tiefe, sowie ein paar Ausführungen zum Hintergrund der beiden, Rückblicke in die Geschichte von Noah und Truly, gefehlt. Zum Verständnis, was die beiden sich bedeutet haben. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, andere sehen das vielleicht ganz anders. Also könnt ihr Noah ruhig eine Chance geben :D

Truly als Charakter war mir sehr nahe, das sofort, und das konnte ich durch die Lektüre hindurch spüren. Sie verkauft sich unter ihrem eigenen Wert, sieht sich selbst als nichts Besonderes. Und genau wie Noah im Wandel ist, so wandelt auch sie sich im Buch zu einer anderen Seite. Vielleicht sind es genau diese Wandlungen, die mir gut gefallen. Dass es von allem zwei Seiten gibt, und nicht nur eine einzige festgefahrene. Und dass da vielleicht Gefühle sind, die man nicht mehr bekämpfen kann. Die sich meist unter Vergessen und Aktivität versteckt haben, und die nun wieder hervorkriechen, und irgendwie da sind. Die Entwicklung von Truly hat mir sehr gut gefallen, weil es diese Wendung und Wandlung gab, man ihr wachsendes Selbstbewusstsein fast greifen konnte, und sie sich und ihrer Schüchternheit trotzdem nicht fremd wurde, und sie dadurch die selbst geblieben ist. Ihre Selbstwahrnehmungsstörungen und das fehlende Selbstwertgefühl fand ich sehr schön, zeig es doch auf, dass es auch solche Menschen gibt, deren Persönlichkeit und Charakter so toll sind, sie selbst es aber nicht an sich selbst wahrnehmen.

Und irgendwie werden sich zwei Freunde die sich immer nahestanden, auf einmal fremd, aufgrund, dass sie die Freundschaft streichen, und durch Körperlichkeit ersetzen. Verzwickt und paradox :D. Denn das Ganze ist gefährlich, und es droht Gefahr zu laufen, dass man sich ineinander verliebt. Was Noah nicht kennt, und Truly nur zu gut, mit dem Ergebnis des gebrochenen Herzens. Für Noah ist es eine ganz neue Sichtweise, dass man einen Menschen nicht nur braucht, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern ihn wirklich braucht, sich nach dem Menschen sehnt, und nicht danach, was er mit einem im Bett anstellt. Hier gibt es Selbsterkenntnisse. Denn am Ende ist es einfach nur herrlich und erfrischend mit anzusehen, wie dieser selbstbewusste Mann, der mitten im Leben steht, und erfolgreich ist, und der eine Frau nach der anderen abschleppt, im Grunde genommen so gar keine Ahnung von Frauen hat (Man Noah, rüttel und schüttel), und was sie wirklich wollen, zumindest, wenn sie etwas Ernsthaftes suchen. Dieser selbstbewusste Mann in Situationen, die ihn etwas unsicher wirken lassen.

Das Buch zeigt schön, dass man manche Menschen nicht mit anderen ersetzen kann, weil sie uns alles bedeuten. Und auch wenn man tausende Dates besucht, und tausende andere Menschen kennenlernt, gibt es dann doch diesen einen Menschen, der mit keinem ersetzt werden kann, weil einen zu viel miteinander verbindet, unter anderem auch Freundschaft, die für mich ganz klar auch in eine Beziehung gehört. Dass man nicht zu sprunghaft sein sollte. Oder, der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft, und die Weitsicht, dass sich nicht immer alles nur im Moment abspielt, und man auch zusammen als Paar Spaß haben kann, und eben manchmal ins Ungewisse tappt, ohne Plan, aber dafür mit einem Freund und Partner gleichzeitig. Manchmal gewinnt der Roman dann ein wenig an Bittersüße, in den Szenerien, wenn Noah mal wieder mit sich hadert, und seine Weltanschauung, dass man etwas nie zu lange machen darf, wiederauftaucht. Dass man nie zu lange an etwas festhalten darf, weil es sonst langweilig wird (leider auch Menschen), und man damit die tollen Momente der Erlebnisse vergisst. Noah muss nicht nur Truly davon überzeugen, dass er es ernst mit ihr meint. Vielmehr ist es wie eine langwierige Reise zu sich selbst, mit Anlaufschwierigkeiten. Denn er muss nicht nur sie überzeugen, sondern auch sich selbst davon, was er tief im Inneren eigentlich schon weiß, und will, und was bisher nur noch nicht an die Oberfläche gekommen ist, weil er so agiert, wie bei jeder anderen Frau auch. Mit Abstand und Grenzen. Wie wunderbar, dass hier ein Bogen geschaffen wird, und man die Kurve noch hinbekommt von „Wir haben einfach nur Spaß zusammen, und verbringen Zeit, weil ich nicht alleine sein will“ zu „Ich brauche diesen Menschen unbedingt in meinem Leben, weil ich nicht ohne ihn sein will, aber nicht aufgrund von Langeweile, sondern weil ich seine Nähe immer um mich haben möchte. Und das will ich von keinem anderen Menschen, sondern ausschließlich von diesem“. Noah spürt die Nähe, das Vertrauen, es gefällt ihm. Und er kann es irgendwie nicht einordnen als das, was es ist, weil er es eben nicht kennt. Er beobachtet Truly nahezu immer und bei jedem Treffen, macht er sich Gedanken über sie, sorgt sich, und findet an ihr immer wieder positive Merkmale. Ihre Schönheit, ihr gutes Wesen, ihre Herzlichkeit und ihre Freundlichkeit. Dinge, die sie an sich selbst nie sieht oder sehen würde. Und die jemand, der sich auf rein körperliche Beziehungen einlässt, nie an jemandem erkennen würde. Es ist genau DAS was den besonderen Reiz ausmacht. Zu erfahren, wie sich der Vorhang lichtet, und für Noah so langsam die Sicht klarer wird auf etwas, das er im Leben haben möchte, bisher nicht hatte, und wo er bei Truly nicht mehr dagegen ankämpfen kann, dass er gerne alles über sie erfahren will, und ihm klar wird, dass er das bisher bei niemandem wollte. Und das ist eine schöne Regung seinerseits. Auf Noahs Reise zu sich selbst, die wir hier begleiten, trifft er noch ein paar Fehlentscheidungen, aber auch welche, die aus einem Impuls herauskommen, und nichts mit seinen Plänen fürs Leben zu tun haben, sondern von Gefühlen geleitet werden. Und wie schön, dass das Buch uns beibringt, dass man mit einem Menschen zusammen sein kann, und trotzdem irgendwie alleine, wenn man ihn nicht kennt, und nichts über ihn weiß, und keine Nähe da ist. Und dass Vertrauen immer darauf basiert, dass man sich gegenseitig kennt, und sich aufeinander einlässt, in mehrerlei Hinsicht als nur der körperlichen. Angenehm an Noah fand ich, dass er nicht als dauergeiler Kerl durch den Roman gelaufen ist, sondern tatsächlich angefangen hat Truly erstmal als Frau wahrzunehmen, bevor ihm klar wurde, dass er ohne sie eigentlich nicht leben kann, will, oder wie auch immer. Und dass das Ganze mit Zweifeln seinerseits gespickt war. Denn wo Truly in sich selbst zweifelt, und an sich, da zweifelt Noah daran, dass er ein Leben möchte, das nicht immer am Limit ist, welches man ausnutzen muss, welches immer neue Ziele und Herausforderungen bringt, weil er schon fast alles erreicht hat, rast- und ruhelos ist, und immer neue aufregende Erlebnisse und neue Ziele im Blick hat. Noah selbst ist ein interessanter Charakter in Bezug auf seine Denkweise. Dieser Drang, dass man alles aus seinem Leben herausholen muss, ist im Grunde genommen ja nichts Falsches. Das Problem dabei ist nur, dass er diesem Drang nachgibt, sich alle Wünsche erfüllt, immer höher schneller und weitergeht, und am Ende nicht weiß, was noch übrigbleibt, und noch zu tun ist. Denn manchmal sind die Menschen zufriedener, die noch Träume haben, und wenn diese sich nicht so leicht erfüllen. Dann brennt man für eine Sache, tut es länger, weil sich der Wunsch einfach noch nicht erfüllt hat. Wenn man sich alles erfüllen kann, ist das anders. Noah selbst ist so abgelenkt im Leben durch die Ablenkungen, die ihm all seine Aktivitäten bringen, dass er nicht das kleine wichtige Ziel sieht, das die ganze Zeit vor seiner Nase ist. Nämlich Truly. Er spürt zwar, dass sie anfängt, ihm mehr als Freundschaft zu bedeuten, doch kann es nicht umsetzen, da sein altes Denkmuster ja sagt, dass er mit einer Frau keine Zunft planen kann.

Trotzdem hat man im Buch das Gefühl, irgendwie mit den Charakteren mitzuleiden, und alles mitzuerleben. Weswegen ich wohl auch irgendwann angefangen habe, mit den Buchfiguren, und mir selbst zu reden :D. Noah Noah, da hast du dich wirklich manchmal nicht mit Ruhm bekleckert. Aber du fragst dich ja zumindest wirklich die ganze Zeit selbst, was da in dir vorgeht, weil du es nicht verstehst. Du bist also noch nicht ganz verloren. Trotzdem Noah, die Bewertung musst du jetzt ganz alleine ausbaden. Und so dachte ich mir die ganze Zeit während der Lektüre „Lieber Noah, wann erkennst du denn endlich, was da vor dir steht, und die ganze Zeit da war, und wieso hast du genau das vergessen, und wieso nimmst du es jetzt nicht an, obwohl du es willst?“. Tatsache, ich habe mich gefragt, warum Noah nicht einfach auf Truly zugeht, und ihr eine dieser wundertollen 80 er Jahre Schnulzen vorsingt, in denen Freundschaft zu Liebe wird. Doppelseufz. Das Singen wurde mir überlassen (zusammen mit meinen Selbstgesprächen). Noah hat wohl einen anderen Stil, als meiner ist. Aber ich bin ja auch kein Millionär, der eine Frau erobern will, die ihm im Kopf herumgeistert. Schätze, da unterscheiden wir uns ein wenig.

Der Roman in sich selbst und seiner Geschichte gesehen ist ein solider Roman mit Romance- und Erotikelementen. Beides ist nicht überlaufen, und nicht kitschig, was ja auch mal nett ist. Die Figur von Truly gefällt mir sehr gut, weil man ihre Wandlung von der introvertierten Frau zu einer Frau sieht, die mehr Selbstbewusstsein bekommt, je mehr sie an Aufgaben übernehmen muss. Auch dass sie immer selbstbewusster wird, nachdem Noah ihr zeigt, dass er sie irgendwie begehrt, ist schön. Noah hat mir im Großen und Ganzen als Charakter gefallen. BIS…. Eben auf diese eine Sache des Vergessens von Truly. Man Noah, da hast du dir echt keine Freundin in mir gemacht :). DA mir die Geschichte aber ansonsten total gut gefallen hat, gebe ich dem ganzen 4 von 5 Sternen.

Und da Noah irgendwie eine Leidenschaft für Lieder der 80 er hat, was ich super verstehen kann, hier das heutige Rezensionslied, weil es noch dazu passend ist (auch wenn ich zwischendrin auf Abwege kam, und kurz zu True von Spandau Ballet gewechselt bin. Warum das? Ach fragt erst gar nicht. Die Lösung gibt es im Buch.):

„I can't fight this feeling any longer. And yet I'm still afraid to let it flow. What started out as friendship has grown stronger. I only wish I had the strength to let it show.

And I can't fight this feeling anymore. I've forgotten what I started fightin' for. It's time to bring this ship into the shore, and throw away the oars, forever.“

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Wer Blut hasst, der sollte nicht allein im Thüringer Wald unterwegs sein.

Verhasstes Blut
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Verhasstes Blut von Mark Franley

Die Welt da draußen ist schön, aber auch grausam, und irgendwie gefährlich. Sie ist beides. Wie so vieles in unserem Leben. Licht und Dunkelheit. Ruhe, Frieden, aber auch ...

Verhasstes Blut von Mark Franley

Die Welt da draußen ist schön, aber auch grausam, und irgendwie gefährlich. Sie ist beides. Wie so vieles in unserem Leben. Licht und Dunkelheit. Ruhe, Frieden, aber auch Lärm. Nicht immer kann man das eine in die gute Ecke drängen, und sagen, das andere ist das einzig wahre Schlechte oder eben nicht Schlechte. Man muss abwägen. Und so ist es mit der Welt auch. Die Welt, und die Wälder in ihr sind wunderschön, können aber auch respekteinflößend und beängstigend sein. Liebe und Schutz kann eine schöne Sache, wenn nicht die Tollste der Welt sein, aber im Übermaß auch beengend. Und die Stille, die ein Wald uns gibt, um zur Ruhe zu kommen, kann ganz schnell in Gefahr verwandelt werden, wenn wir doch nicht alleine sind, und Hilfe bräuchten. Ich würde den Wald aber dafür niemals verurteilen. Wen also dann? Den Menschen, der mich in Gefahr bringt? Natürlich! Aber wir erinnern uns an Schwarz und Weiß, und die Grautöne dazwischen. An Dinge, die aus einer Perspektive das Richtige sind, und aus der anderen das Falsche. Was sie auch wirklich irgendwie sind. Aber man muss eine Geschichte erst in ihrer Gesamtheit kennen, um Menschen für diese zu verurteilen. Denn über so manches legt sich gerne ein Schleier aus Geheimnissen, Ungesagtem, Grausamkeit und Sachen, die uns hilflos machen….. und manchmal auch schutzlos. Mein perfekter Schutz ist ja ein warmes Zimmer, eine Decke, was Warmes zu trinken, und dazu ein Buch. Eine Tür, die die Welt draußen aussperrt, und mich in eine andere Welt manövriert. Was mir Sicherheit gibt. Denn in der Blase aus Buch und Wohlfühlen, in meinem Zuhause, da fühle ich mich wirklich so ziemlich am sichersten. Sogar vor den Gefahren, die dieses Buch mir als Leser vor die Nase gesetzt hat. Worum geht es also?

Die Geschichte des Buches:

Und die ist diesmal gar nicht so einfach zusammenzufassen. Aber ich versuche es mal. In einem kleinen Ort in Thüringen, Frauenwald genannt, mitten am Rennsteig liegend, kommt es zu einem Verbrechen. Zwei Wanderer werden, von Jugendlichen, grausam zugerichtet nachts im Wald gefunden. Was sie an der Stelle noch finden, ist ein kleiner Junge, bekleidet mit einer Jacke aus menschlicher Haut, der nicht spricht. Und zu allerletzt noch eine Frauenleiche, die unter Zweigen begraben liegt. Und nun merken wir schon, dass hier mehrere Dinge passiert sein müssen. Kommissar Ruben Hattinger aus Bamberg ist am Fall interessiert, ist die Tote doch eine Frau, die im Zusammenhang mit einem alten Verbrechen vor 5 Jahren steht, nach dem sie spurlos verschwand. Doch der Täter dieses Verbrechens ist seit dieser Zeit in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht. Ist also ein Nachahmer am Werk? Jemand der damals im Fall involviert war? Ruben kommt nach Frankenwald, um die Polizei dort zu unterstützen. Auch dabei ist Eva Lange, eine junge Kollegin, die er von einem früheren Fall kennt. Und ab hier muss man dann wirklich selbst lesen, um die Geschichte zu erfahren. Denn was das Morden angeht, scheint es gerade so, als ob das erst der Anfang war. Weitere Menschen sterben. Und man muss sich unweigerlich fragen, warum alles passiert, und warum gerade jetzt? Viel Spaß also beim Selberherausfinden :D

Cover und Titel:

Zum Cover sage ich heute mal keine Mutmaßungen, aber nach er Lektüre wird man sich denken: Es passt. Verhasstes Blut als Titel deutet vielleicht nicht darauf hin, dass man Blut an sich hasst. Vielleicht ist es einfach so zu verstehen, dass man bestimmtes Blut hasst, oder gar das Blut einer Blutlinie, und allen, die dieses Blut in sich haben.

Fazit und Gedankenallerlei:

Jaja, Der Schutz in einer grausamen, kalten Welt. Was uns Unsicherheit bringt, und uns den Schutz vergessen lässt, das ist die Jagd. Und ich spreche hier nicht ausdrücklich von Jagden und Jägern, die Tiere erlegen. Man kann vieles jagen. Verdächtige, die nicht auffindbar sind. Die Jagd nach der Wahrheit der Vergangenheit. Die Jagd nach einer guten Story, samt perfektem Foto. Spuren kann man nachjagen, wo auch immer sie einen hinführen. Man kann potenzielle Mörder jagen. Tiere. Oder alles, was den Jagdinstinkt weckt. Tatsächlich kann man somit auch Menschen jagen. Oder gar Frauen. Die Frage ist immer, als was die Jagd angesehen wird, ob sie rein aus Grausamkeit beginnt, ob eines Gefühls der Überlegenheit, dass man die Sicherheit eines Menschen oder Tiers überwinden kann, und somit stärker und überlegener ist. Oder aus anderen Gründen, die psychologisch so tiefgehend sind, dass sie nicht für alle Welt verständlich sind. Das Buch spielt mit der Thematik der Jagd. Die Ermittler folgen Spuren, und sind immer einen kleinen Schritt hintendran. Die Beute, also der Mörder, versteckt sich gut, er tarnt sich, weil er nicht erwischt werden will in seiner eigenen sicheren Zuflucht. Und trotzdem lässt einen alles zwiespältig zurück, denn man erfährt den Grund, warum er dies alles tut. Diese Atmosphäre der Spannung, das Hinterherlaufen, und immer einen Tick zu spät sein, hält die Spannung ungewöhnlich hoch. Wer mit Jagd auf Tiere gar nicht klarkommt, für den könnten einige Szenen grausam erscheinen. Ebenfalls könnte es allerdings auch grausam für die werden, die mit der Jagd auf Menschen nicht zurechtkommen. Denn es ist immer noch ein Thriller.

Die Normalität ist es, die einem hier das Gruseln lehrt. Die Normalität der Situationen, die nicht durch Action hervorstechen, sondern dadurch, dass sie so normal sind, dass sie uns allen passieren könnten. Um dann gleich darauf in etwas zu münden, das grausam erscheint, und einen aus der Normalität in eine Schreckensvision der Normalität hineinbringt, in der auf einmal tote Menschen auftauchen. Auch die Morde an sich werden nicht grausam explizit und bis ins kleinste Detail beschrieben. Und trotzdem sind es die wenigen Worte der Beschreibung, nur das, was passiert ist, die einem eigene Bilder in den Kopf jagen. Vielleicht auch gerade deshalb WEIL nichts ganz genau beschrieben wird, und man trotzdem weiß, wie schrecklich das Passierte ist.

Atmosphärisch ist das Ganze wirklich sehr gut gelungen. Die Einsamkeit des Waldes, die Dunkelheit, aber auch die Stille und Schönheit sind so beschrieben, dass man sich direkt hineinfühlt (für einige beruhigend, für andere unerträglich). Unheimlich, mit seinen Nebelszenerien über den Tannen, der Dunkelheit. Ja, die unheimliche Atmosphäre überzieht das Buch und die Worte so, wie der Nebel im Buch die Tannenspitzen überzieht. Und das kann gute und schlechte Seiten haben. Denn ja, der Wald kann sowohl Ruhe und Einsamkeit geben, als auch Ruhe und Einsamkeit, die uns gefährlich werden kann, wenn wir alleine sind, und das Menschen auszunutzen wissen. Waldeinsamkeit kann Respekt erzeugen. Denn dieser ist anfänglich dunkel und gruselig. Und so kann der Wald uns mit seiner Dunkelheit, aber auch mit lichtdurchfluteten Lichtungen, in Sicherheit wiegen, aber auch gefährlich werden. Wie ein Mensch. Der eine dunkle, und eine helle Seite hat. Dies ist die Art von Buch, die man nicht abends alleine bei Dunkelheit anfangen sollte. Oder gerade doch? Je nachdem, wie man sich gerade fühlt. Mir kam sofort in den Kopf, meinen Waldspaziergang für den nächsten Tag vielleicht…..äh……mal auszusetzen :D. Die Atmosphäre der Unsicherheit beim Leser, also mir, ist also geglückt.

Wir haben mittendrin immer wieder Gedankenmitschnitte, Erinnerungen, und haben Sequenzen, in denen wir in die Gedankenwelt des „Bösen“ abtauchen, ohne zu wissen, wer er ist. Denn die Auflösung des Rätsels, das Ende der Jagd, die Lösung der Geheimnisse, dies alles erfahren wir erst am Ende, wenn die Geschichte zum Schluss hin immer klarer wird, der Fall aufgedröselt, die Motive verstanden, und die Warums gelöst werden. Außerdem mag ich, die Vielschichtigkeit der Aspekte im Thriller, dass es nicht einfach nur eine Geschichte ist, in der ein kranker Mörder gesucht wird, der schlimme Dinge anstellt. Hier sind viel mehr Facetten vorhanden, und am Ende muss man sich Fragen stellen, auch der psychologischen Aspekte und Komponenten wegen. Denn davon lebt die Geschichte. Alles ist psychologisch durchdacht, und manchmal weiß man selbst nicht mehr, ob ein menschlicher psychischer Abgrund wirklich als das bezeichnet werden kann, oder eine andere psychologische Bedeutung hat. Und, ob die „normale“ Welt nicht viel schlimmere Abgründe versteckt, die aufgedeckt werden sollten. Wer also festlegt, was normal ist, und was nicht, oder ob die Natur der Dinge, die Natur in ihrem Sein seit Anbeginn der Zeit, einfach ihren Lauf nimmt. Selbst wenn wir Menschen es durch unsere moderne Gesellschaft, in der alles geordnet ist, so schön zu vertuschen suchen. am Ende gelöst wird, dessen Wahrheit sich erst dann offenbart. Das Buch spielt mit Urinstinkten bei Tier und Mensch, mit Familie, Schutz, Beschützerinstinkten und drohender Gefahr, und mit einer krankhaften Sicht auf die Welt mit all diesen Gefahren.

Das Buch lebt von den Charakteren, hier besonders Ruben Hattinger. Dieser ist manchmal emotionslos, gar kalt, wenig empathisch, zumindest bei der Arbeit, dafür aber sehr genau was Indizien und Hinweise und ganz kleine Dinge angeht, die zur Lösung des Falles beitragen. Kurz gesagt….Im Arbeitsmodus nimmt er seine Umgebung besser wahr, als jeder andere. Da lasse ich ihm auch alle seine Eigenarten. Was mir noch sehr gut gefällt ist, dass die anderen Charaktere sehr menschlich agieren, nichts unterdrücken, sondern ihren Emotionen freien Lauf lassen, wenn sie ein Opfer ansehen müssen, und sich der Schrecklichkeit der Tat gewahr werden. Und auch, dass Gefühle und Tränen vorkommen. Oh. Und irgendwie sehr viele nackte Leute. Was das genau bedeutet, müsst ihr aber selbst herausfinden. Nackt und schutzlos und verletzlich sind sie eben, ohne die Sicherheit der Kleidung.

Sind es nur zwei Geschichten in einer? Fast scheint es so, als ob ganz viele Geschichten in der einen stecken, die allesamt miteinander zusammenhängen, eine Verkettung von Umständen sind, wo eines zum anderen führt. Alles vermischt sich, alles hängt miteinander zusammen, ist verwoben. Und mitten im Buch werden wir an der Nase herumgeführt, und alle Lösungen, die sich im Kopf gebildet haben, fallen zusammen wie ein Haus auf weicher Erde, die Sicherheit zerbröselt wie vom Regen verwaschene Spuren.

Für mich war dies Ruben Hattingers erster Fall, und das, obwohl es eigentlich schon sein dritter ist. Den man übrigens auch ohne die Vorgänger lesen kann. Ruben als Figur, Ermittler und Charakter ist ganz besonders. Trotzdem ist er nicht blass geblieben, und nach einer Weile war für mich seine Handelsweise verständlich, und machte irgendwie Sinn. Auch wenn solch eine Art von Mensch auf viele Menschen unnahbar und merkwürdig wirkt. Aber gerade das mag ich ja an Charakteren. Wenn sie NICHT so sind, wie alle. Und ja, die Einsamkeit und die damit verbundene Sicherheit spiegelt sich auch in ihm wieder. Zumindest ein bisschen. Ist er doch einer der Sorte Mensch, die alles lieber alleine tun, sich in Gruppen von Menschen nicht wohlfühlen, keine Nähe oder Berührung erträgt, soweit es sich nicht um seine eigene Familie handelt? Auch das deutet auf Schutz hin, denn manchmal will man sich auch einfach nur vor anderen Menschen schützen.

Der psychologische Aspekt im Buch ist so gut durchdacht, dass man kann nicht genau zuordnen kann, was Böse, und Gut ist. Leicht schwammig muss man für sich entscheiden, wer Beschützer ist, und wer Täter, was Schutz bedarf, oder ob einfach jemand psychisch krank ist. Die richtige Einteilung in Schwarz und Weiß gibt es also hier nicht. Wir befinden uns im Zwielicht des Waldes, weder in der Dunkelheit, noch im Licht. Und dort gefangen in Kellern, in eigenen Gedanken, in seiner eigenen Welt, die man sich zusammenreimt.

Doch wo die Jagd vorkommt, gibt es unweigerlich auch das Thema der Sicherheit und des Schutzes, das hier in vielerlei Form vorkommt. Schutz für Kinder und Mütter (Und was könnte ursprünglicher sein, als genau dieser Trieb, Kinder vor allem Bösen zu beschützen?), der Schutz der Familie (der für uns alle am wichtigsten sein sollte), Schutz in Beziehungen, wie auch immer diese aussehen mögen. Der Schutz eines Mutterleibes, der wohl ultimative Schutz vor einer Welt, die uns Böses antun könnte, uns aber auch schöne Dinge beschert. Schutz für Frauen, vor Frauen, vor der Welt und der Unruhe in ihr, vor bösen Menschen und netten, vor Abartigkeit, und davor, die eigene Abartigkeit nicht als das zu erkennen, was sie ist. Schutz vor der Wahrheit, und Schutz vor Verletzungen, die tiefer gehen, als äußerliche Wunden. Schutz, der darin besteht, dass man sich ein eigenes Lügengebilde aufbaut, an das man glaubt, das nur für sich selbst die Wahrheit wiederspiegelt, und für den Rest der Welt eine Lüge ist. Der Schutz des Beschützers bedarf Schutz von Menschen, die einen beschützen wollen. Falls das einer versteht :). Die Sicherheit von 4 Wänden, in denen wir uns verstecken können. Die Sicherheit einer Hütte im Wald. Ich mag die Gegensätzlichkeit der Darstellungen ein und derselben Situation. Der Schutz, für die Welt unsichtbar zu sein. Und das nicht im Sinne davon, dass wir nicht mehr zu sehen sind. Oder irgendwie schon. Doppeldeutigkeit eben. Was dem einen Schutz gibt, kann des anderen Gefahr sein. Und manchmal ist das Gute das Böse, und umgekehrt. Wir haben also Jagd, Sicherheit, Gefahr, Schutz, Angst und Schutzlosigkeit, und Beschützerinstinkt, in allen Formen. Und am Ende die Erkenntnis, dass sich Tiersein und Menschsein gar nicht so sehr unterscheidet, wenn es um unsere Verteidigung von Leib und Leben geht. Vielleicht beschützt ein Wald sich auch selbst durch seine dunklen Schatten, die Dunkelheit und Stille, und damit alles, was in ihm passiert. Was für den einen die Haut ist, das ist für den anderen zum Schutz das Fell. Und so finden wir uns in der Geschichte wieder, die in unserer modernen Zeit spielt, aber auch ein wenig ein Urthema der Menschheit anspricht. Und plötzlich fühlt man sich in seiner eigenen Haut nicht mehr sicher. Wortwörtlich. So ist es auch beim Lesen. Mal fühlt man sich wohl im Wald, verborgen und beschützt, und an anderen Stellen ist der Wald einem unheimlich, und wirkt auf einen wie eine Bedrohung. Dass man dies alles beim Lesen fühlt, hat mir sehr gut gefallen. Selbst die Bedrohung. Denn sicher in seinem Zuhause, die Geschichte in einem Buch gebannt…. Da kann man auch mal einen Thriller lesen.

Die Wanderwege, durch das Gestrüpp durch, und auf Anhöhen hinauf, führt uns nicht nur durch den Thüringer Wald, der uns wundervoll beschrieben wird. Viel mehr landen wir am Ziel nicht nur unter Bäumen, Tannen, und an Felsen. Nein, sondern wir landen auch in den Abgründen der menschlichen Seele. In Wahnsinn und Grausamkeit, die oftmals in verschiedenen Verkleidungen daherkommen, und manchmal sogar unter der Maske der Normalität ruhen. Und uns wird aufgezeigt, dass keiner ganz ohne Schuld ist…..

Und so ganz nebenbei zeigt uns das Buch dann auch noch auf, wie es ist, tolerant gegenüber Menschen zu sein, die sich etwas merkwürdiger benehmen, als es im Normalfall sein sollte. Und Andersartigkeit finde ich meist sehr gut. Und dann birgt das Buch noch eine Lehre. Wer im Wald rennt, oder auch spazieren geht, sollte immer schauen, wohin er tritt. Nicht dass er noch stürzt, und sich wehtun könnte. Ist ja nur zur Sicherheit, und um die geht’s hier doch :).

Das heutige Rezensionslied sagt uns also, dass wir laufen sollen, wenn uns was verfolgt:

„Da ward sie eine Schwalbe, entflog ihm himmelwärts. Der Müller aber flug als Falke ihr schon hinterher. Sie ward zu einem Ross so weiß, sprang durch das erste Gras. Er aber war der Sattel, der Ihr fest am Rücken saß.

Lauf, Liebes, lauf. Und pass gut auf dich auf. Der Herr der schwarzen Mühle will dich heute Nacht zur Frau.“

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Veröffentlicht am 03.02.2021

In deiner Haut will ich nicht stecken…. Oder vielleicht doch?!

Wonderful Intrigues
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Wonderful Intrigues – Wenn die Masken fallen von Evelyn Uebach

Wenn ihr in die Rolle eines Schauspielers, oder gar jedes anderen Menschen schlüpfen könntet, wen würdet ihr aussuchen, und warum genau diesen? ...

Wonderful Intrigues – Wenn die Masken fallen von Evelyn Uebach

Wenn ihr in die Rolle eines Schauspielers, oder gar jedes anderen Menschen schlüpfen könntet, wen würdet ihr aussuchen, und warum genau diesen? Würdet ihr der Verführung trotzen, oder ihr erliegen, mit dem Ausblick auf ein anderes Leben? Oder würdet ihr für nichts auf der Welt jemand anders sein wollen? Ein Satz wie „Ich wäre so gerne jemand andres“ ist leicht daher gesagt. Auch ich gebe zu, ihn in jüngeren Jahren oft gesagt zu haben. Als die Welt noch ungerecht und ich ein Teenie war, der noch nicht erkannt hat, worum es so im Leben geht. Als ich dachte, allen anderen geht es besser als mir. Und auch heute noch, kommt es einem ab und an in den Sinn, diesen Satz auszusprechen. Doch wahrlich ist er nicht mehr so ernstgemeint. Und wenn ich dann genauer überlege, dann finde ich es gar nicht mehr so berauschend, jemand andres zu sein. Denn ganz ehrlich: Ich habe ja schon mit mir genug zu tun, und meine eigenen Probleme. Wie soll ich da auch noch die, eines anderen Menschen in mir haben, und damit zurechtkommen? Oder ist es so, dass wenn ich jemand andres wäre, die Probleme verschwinden, weil dieser keine hat? Kaum zu glauben. Jeder Mensch hat mit sich selbst zu tun, und seine Probleme. Und meine eigenen sind mir genug, die eines anderen zu viel. Wenn man mich also aus Spaß fragen würde, wer ich denn gerne mal wäre, würde ich heute wohl immer antworten, dass ich ICH wäre, und bleiben will. Mal gerne, mal weniger gerne, und in den ganz kleinen Momenten, die oben beschrieben sind, gar nicht. Ich wäre nicht gerne ein Star, da ich nicht damit zurechtkomme, eine öffentliche Person zu sein. Ich wäre nicht gerne berühmt, oder von allen gekannt, aus selbigem Grund. Aufmerksamkeit liegt mir nicht, Verstecken dagegen schon eher. Vielleicht stellt eine Maske einen Schutz dar? Ob die Welt der Reichen und Schönen mich verführen könnte? Ich weiß es nicht, ich war beides nie. Auch könnte ich mir vorstellen, dass es einen gewissen Druck in dieser Gesellschaftsschicht gibt, dem ich wahrscheinlich eher nicht entgegenblicken möchte. Vielleicht doch lieber ein „Normalo“ sein? Wobei das natürlich auch Ansichtssache ist. Doch warum ich das Ganze erzähle? Es ist natürlich die Thematik des Buches…… in weitester Hinsicht. Denn hier fragt man sich öfter, wer man wirklich ist.

Welche Geschichte das Buch erzählt:

Elodie ist eine Imitatorin. Ein Mensch, der das Aussehen von anderen annehmen kann. Ihr neuer Auftrag besagt, dass sie Wynter imitieren soll, die die Hauptrolle in der Serie „Wonderful Intrigues“ (WI) spielt. Und warum das? Wynter und North, der männliche Serienprotagonist, hassen sich, sowohl in der Serie, als auch im echten Leben. Doch die Fans brauchen was Neues. Tratsch. Denn die Produktion steht kurz vor einer neuen Staffel. Die Marketingidee? Wynter und North sollen ein echtes Paar werden, für Öffentlichkeit, für Fans, und in der Realität. Doch Wynters und Norths Differenzen sind so groß, dass Elodie ALS Wynter einspringen muss, in ihr Leben springt, dies aber ein Geheimnis bleiben soll. Denn Wynter delegiert immer mehr Aufgaben an Elodie als Sie selbst, und Elodie fühlt sich immer mehr in die Rolle als Wynter ein. Gefährlich! Denn Elodie IST nun mal nicht Wynter. Und dann ist da ja auch noch North, der auf einmal merkt, dass Wynter ja gar nicht so schrecklich ist, ohne natürlich zu wissen, wen er da vor sich hat. Elodie benötigt das Geld, um ihrer jüngeren Schwester Savanna zu helfen, die als Einzige aus ihrer Familie noch lebt, aber in einer Anstalt lebt. Sie ist auch eine Imitatorin, hat aber längst die Kontrolle darüber verloren, wer sie ist. Fast wie in einem Fall von Schizophrenie, nur, dass sie ihre Rollen wirklich übernimmt. Doch mit Herzensdingen spielt und täuscht man nicht. Und wer man sein will, mit diesen Wünschen sollte man vorsichtig sein. Denn Neid, Eifersucht, und Missgunst schwingt immer dort mit, wo andere etwas haben, das man selbst nicht hat. Und dann ist da ja auch noch der Ex Freund von Elodie, Stian, der sie nicht so leicht aufgeben möchte, von dem Elodie aber nichts mehr wissen will. Oder ist am Ende doch alles ganz anders, und jemand hat uns mit der Geschichte die ganze Zeit getäuscht?

Cover und Titel:

Ein Strahlenmosaik aus verschiedenen Persönlichkeiten, dass die innere Zerrissenheit zeigt, wie ein Spiegel der zerbrochen ist, und wieder neu aber nicht richtig zusammengesetzt wurde. Denn genau so erscheint einem das Cover, wie gesplittert und neu zusammengesetzt, wie eine Seele, ein Individuum, das zerbrochen ist, und wieder neu zusammengesetzt wurde, und damit jemand andres ist. Oder ist gar die Frage, ob man dann noch man selbst wäre, die zentrale Frage des Buches? Symbolisch richtig toll. Und wundervolle Intrigen? Spielt natürlich auf die Serie an, um die es geht. ABER wenn man das Buch liest, hat der Titel noch eine ganz andere, eine versteckte Bedeutung. Denn die Intrigen im Buch sind intrigant, ohne dass das Buch intrigant ist, aber das Wundervolle ist ab Seite 1 da.

Fazit und Gedankenallerlei:

Willkommen in der Welt der Erfolgsserien, der Seifenopern, und Soaps. In der Welt des Hintergehens, der Täuschung, der Intrigen. In diesem Falle wundervolle Intrigen. Wir tauchen ein in die Welt des Seins und Scheins, aber auch in die Welt der Selbstdarstellung, der Darstellung von etwas, das man nicht ist, der Schauspielerei, dem Spielen einer Rolle. Und das gar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wer sind die Protagonisten des Buches?! Sind es die Charaktere der Serie „WI“? Sind es die Schauspieler des echten Lebens? Ist es eine Vermischung aus beidem? Wer hier wer ist, das ist die Frage, und die ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn wer sie alle wirklich sind, das wissen manche selbst nicht. Und ob die anderen sie selbst sind, das ist auch nicht immer bekannt. Mir gefällt wie mit Symbolik und Metaphern gespielt wird, mit dem Wortspiel „in jemandes Haut zu stecken“, das hier auf einmal wahr wird, oder die Geschichte davon, dass in einem Körper mehrere Persönlichkeiten stecken, die sich abwechseln, so wie es bei Schizophrenie vorkommt. Ebenfalls die Sicherheit, in die uns eine „Verkleidung“, in Form eines anderen Körpers, wiegt, und die man nicht hat, wenn man man selbst ist, und sich als eigenes Ich unsicher fühlt. Und dann wäre da ja auch noch der Umstand, dass man sich wie jemand anders fühlt, wenn man sich verkleidet. Und manchmal erkennt man sich selbst nicht mehr, und ist sich selbst so fremd, dass man nicht mehr weiß, wer man ist. Schützenswerte, die Retter werden. Auch ihre eigenen. Retter, die auch Wracksein zulassen, Vertraute, die hintergehen, und Hintergehende, die in Wahrheit Vertraute sind, und solche, deren Vertrauen man erst wieder verdienen oder auch annehmen muss. Schauspieler, die reale Menschen sind, und sich nicht wie Stars benehmen, und Menschen, die schauspielern. Divas, die es etwas übertreiben, aber in denen manchmal auch Menschlichkeit durchblitzt. Und Menschen, in denen einfach viele Versionen stecken.

Das Ganze ist eine Mischung aus Cyrano de Bergerac, ein wenig Aschenputtel, ein klein wenig Gossip Girl, verschiedenen Körpertauschfilmen, einer Prise Soap Luft, alles kräftig durchgeschüttelt, und trotzdem so in der Gesamtheit nicht zu beschreiben. Schön, dass das Buch so viele Facetten und Nuancen hat, und sich trotzdem selbst treu bleibt. Auch in seiner besonderen Atmosphäre. Und gerade diese Welt aus Lügen, Intrigen, Stars, Gerüchten, Schauspielerei, Fakes, Klatsch, Tratsch, und Täuschung…… ist genau die richtige Kulisse, in der die Geschichte sich entfalten kann, und lebendig wird. Es erinnert an Filme von früher, die ich gerne gesehen habe, wo die Protagonisten ihre Körper tauschen, und sich dann in der Rolle des jeweils anderen zurechtfinden müssen. Und ja, diese Filme habe ich geliebt, weil sie meistens eine tolle Aussage am Ende hatten. Und auch hier im Buch gibt es solch eine. Zumindest meine ich, sie herausgelesen zu haben. Immer man selbst sein, sich nicht zu verstellen, für Niemanden. Denn nur, wenn man weiß wer man selbst ist, und das auch ausleben darf, dann weiß man selbst, wer man ist, und fühlt sich vollständig.

Das Buch spielt wundervoll mit den Klischees, ohne zu nerven, und zeigt auf, dass diese nicht immer stimmen müssen. Die überhebliche Tussi muss nicht immer dumm sein, sondern schlau intrigant, und auf ihren Nutzen aus, das unscheinbare normale Mädchen, kann auch liebenswert sein, so dass man sie mehr liebt, als wunderschöne Hüllen, die nichts hergeben. Der Star einer Fernsehserie kann normale menschliche Probleme und Sorgen haben. Und Verräter können sich als eigentliche Retter entpuppen. Und im Grunde genommen sind wir alle dasselbe. Menschen. Und niemand sollte mehr besonders sein, als ein anderer, weil wir im Grunde alle gleich sind. Auch wenn uns die Prägungen anders machen, und uns manchmal zu jemand andrem werden lassen. Schön wäre es auch, wenn mehr Menschen das einsehen würden, und dieses Wissen nicht unterdrücken, oder als Humbug bezeichnen, weil für sie nur zählt, wie besonders sie selbst sind.

Schön aufgezeigt wird auch, dass es Menschen gibt, denen man nicht vormachen und -lügen kann, jemand anders zu sein, weil sie einen immer erkennen. Die Frage ist nämlich, ob Elodie es schafft, das Geheimnis zu bewahren, wer sie selber ist, oder ob ihr eigenes Selbst durch die wyntersche Maskerade scheint. Das Buch lebt von seinen Charakteren, was nur logisch ist, geht es doch um Charakter, Fassaden aufrechterhalten, in andere Rollen schlüpfen, Wohlfühlen in seiner eigenen Haut, sich als Selbst wahrzunehmen, Menschsein, sich selbst zu verlieren, Masken, und was sich dahinter verbirgt, was man in Leben will, wer man ist, und das alles irgendwie zusammenhängt. Um Nähe, Vertrautheit und Vertrauen, und diese eine Person, bei der wir unser eigenes Ich leben, und wir selbst sein können, echte Freundschaft, echte Liebe, Scheinfreundschaft, Scheinliebe? Der Bonuspunkt ist, dass alle (oder fast) Charaktere angenehm sind, und man gerne seine Lesezeit mit ihnen verbringt.

Natürlich haben wir auch mit Liebe zu tun, auch wenn wir keine typische Liebesgeschichte vorfinden. Denn das Ganze ist so originell und einzigartig, dass ich mir erst noch ein Genre zurechtlegen muss, dem das Buch zugehört. Vielleicht ändert sich das Genre aber auch wie ein Chamäleon, das sich tarnt, einfach zwischen den Buchseiten, und zeigt uns damit seine Vielschichtigkeit, und was alles in ihm, und unter der Fassade steckt. Unterdessen bekommen wir als Leser einen richtig guten Einblick hinter die Kulissen der Stars einer Fernsehserie, und zwar in ihrer Realität, aber auch in ihrer Maskerade gegenüber der Welt. Wir befinden uns zwischen Wirklichkeit und Schein, ganz, wie es von der Thematik her sein sollte, aber auch zwischen Internetgerüchten, und was dahintersteckt. Und dass die Wirklichkeit und der Schein nicht immer ein und dieselbe Sache sind. Und jeder ist Gefangener in einer Rolle, die er nicht spielen will, die ihm angedichtet wird es, die er nicht spielen kann, aber muss, wegen persönlicher Gründe. Das Ganze ist so vielschichtig, dass man die Geschichte als ihr wahres Ich erkennt, sie sich dann wieder vor einem versteckt, einen täuscht, verletzt, und man unter die Maske des Buches schauen muss, um zu erkennen, was wirklich darunter steckt, und das es nicht nur eine Geschichte ist, die oberflächlich erzählt wird. Wenn man bereit ist es zu erkennen, geht die Geschichte sehr tief, in den Wunsch, den wir alle sicher schon mal ausgesprochen haben. „Ich wünschte, ich wäre jemand anders“. Das Buch handelt auch davon, wie man bei anderen wahrgenommen wird, ob wir unsichtbar sind, wenn wir wir selbst sind, und man uns erst „sieht“, wenn wir jemand anders sind, oder eine Rolle spielen. Ich würde mir wünschen, dass die Geschichte Leute lesen, und sie durchschauen, und dass es schlimm ist, wenn man sich für jemanden verbiegen muss, weil er einen nicht so nimmt, wie man ist. Ich schätze, das hat jeder schon mal erlebt. Man selbst ist unsichtbar, und wird erst wahrgenommen, wenn man sich verstellt, und jemand andres ist als man selbst, anders als wer wir in unserem Inneren sind. Eine äußerliche Veränderung, die andere toll finden. Etwas, wo man Bestätigung sucht, die gar keine richtige Bestätigung ist, weil sie nur bedeutet, dass jemand unser Äußerliches bewertet hat, und wir selbst sind ja mehr, als nur unser Aussehen. Was andere von uns denken, wie sie uns beurteilen, und das oftmals, bevor sie auch nur ein Wort mit uns geredet haben, und uns gar noch nicht kennengelernt haben, kann unschön sein. Schade eigentlich. Ist doch jeder Mensch es wert, von jedem anderen wahrgenommen zu werden, und nicht vorverurteilt zu werden. Selbst, wenn er noch so unscheinbar zu sein scheint, kann sich dahinter ja der tollste Mensch ever verstecken. Sehe mich, so wie ich selbst bin. Sehe mich richtig. Und erkenne mich. Fragen ziehen sich durch die Geschichte des Buches: wer man selbst ist, wen man darstellt, wie man sich gibt, ob man privat jemand anders ist, als im Beruf, ob man sich selbst fremd wird, sich selbst verliert, gar sich selbst täuscht, wenn man das Angesicht eines anderen trägt, und sein Leben lebt, oder ob man sich selbst treu bleibt. Aber auch, ob man real nur eine Rolle spielt, oder gar die Rolle eines anderen übernimmt. Und wenn wir jemand ganz andres im Inneren sind, und uns so geben, wie unser wahre Ich ist…. Könnte es dann sein, dass jemand der uns vorher gehasst hat, und trotzdem anfängt zu mögen? Und vor allen Dingen, WEN wird er dann mögen? Mich selbst, oder mein eigenes Ich, gefangen in einem Körper, der nicht mir gehört?

Kann man sich in einem Menschen täuschen, dem man einst vertraut hat? Oder täuscht man sich, weil man ihm nicht mehr vertraut, und sich darin täuscht? Täuscht in vertrauten Menschen, geliebten, gehassten? Viel Täuschung, ich weiß. Aber so ist es im Buch nun mal. Eine Welt aus Sein und Schein, in der die Realität nicht immer unbedingt real sein muss. Doch in jeder Täuschung ist ein Stück Wahrheit, und so spiegelt die Realität die Serie wieder, oder andersrum, oder auch das gestohlene Leben den realen Wunsch von etwas. Kleine Serienszenen als Einspielung in der Geschichte, in denen es darum geht, sich selbst, oder auch jemand andren zu erkennen, und wiederzuerkennen findet man an manchen Kapitelanfängen. Die Einblicke helfen dabei, die Geschichte zu verstehen, denn in den Einblendungen ist so viel imitierte Wahrheit, dass es fast schon schicksalshaft genannt werden kann. Fast jeder Buchstabe, jede Szene, und jeder Satz steuert auf das Selbsterkennen zu. Das Wissen, wer man ist, was von einem selbst noch übrig ist, sich zu akzeptieren, und zu sein wer man ist, sich mit sich selbst zu identifizieren. Doch auch in einem Leben das man lebt, kann es sein, dass man nur eine Rolle spielt, denn wie man IST, hängt immer auch damit zusammen, was einem im Leben passiert, und wie dieses Leben uns beeinflusst. Und auch die Schauspieler der Serie müssen aufpassen sich selbst nicht zu verlieren.

Und vielleicht steckt in der Geschichte eine ganz hinterhältige Intrige, die sich vor uns getarnt und versteckt hat, und die wir deshalb nicht wahrnehmen konnten, weil wir uns zu sehr auf das Offensichtliche und Oberflächliche konzentriert haben? Gute Tarnung, liebe Intrige. Nun muss dich jeder Leser selbst finden. Unter wessen Maske könntest du stecken, und gibt es dich überhaupt? Die Moral von der Geschicht‘? Sei immer du selbst (In diesem Sinne: Klaut z. B. niemals Identitäten, auch im Internet nicht. Das ist echt mies ;)). Man kann sich durch das Buch und die Thematik wunderbar selbst reflektieren. Sich selbst suchen. Sich finden. Aber auch mehr auf andere achten. Trotz der Intrigen und Maskeraden und Falschspieler hat das Buch am Ende ein hoffnungsvolles und gutes Gefühl in mir hinterlassen. Vielleicht ist die Aussage, wenn wir hinter die Buchfassade schauen, einfach ziemlich toll, egal, durch welche Schwierigkeiten man durchmuss, dass man zu einer Erkenntnis kommt. Über wen auch immer. Das sich selbst finden und das Finden von Menschen, Glück und Zufriedenheit, geht manchmal über Umwege, wenn ein Versteckspiel vor sich selbst und der Welt vorhergeht. Und als Erkenntnis dann sich neu und neue Seiten an sich kennenzulernen, von denen man nie wusste, dass man sie besitzt. Und ganz wichtig: Dass es jemanden gibt, für den man alle Masken fallen lässt, und der einen sogar unter der Maske erkennt. Der weiß, wer wir wirklich sind.

Der Clou an der Geschichte ist, dass die Geschichte der parallel laufenden Serie „WI“ mit dem Thema des Buches spielt. Nämlich damit, dass man jemand anders ist, als der, der man zu sein scheint. Eine herrliche Idee, die zum Nachdenken anregt. Weswegen mir das Buch so gut gefällt. Weil ich diese Spielereien mit dem, was man wirklich ist, und wer man wirklich ist, so sehr mag. Es sind Vormeinungen, die Leute über uns haben, wenn sie uns nur ansehen. Und ganz nebenbei gibt es noch die gefährlichsten Täuscher, die wir nicht als das erkennen, was sie sind. Also: Finde dich selbst im Labyrinthbuch aus Realität und Scheinwelt. Nur ist das leichter gesagt als getan, wenn man jemand andres ist, als man selbst.

Deswegen mein heutiges Rezensionslied, da ich es für passend befunden habe:

„Ich such mich um weiter zu kommen - Ich such mich und lauf mir davon.

Wer bin ich wirklich…..und wer bist du? Mein Herz kennt den Weg nicht…..es kommt nicht zur Ruh. Wenn ich mich zweifelnd verrenn…mich selber nicht kenn….sag wofür liebst du mich dann? Wer bin ich wirklich….für dich?“

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Willkommen im Bienenstock namens Honey Springs…..

Sweet like you
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Sweet like you von Robyn Neeley

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Die einen lieben die Süße von Honig, und anderen süßen Dingen, die anderen sind eher fürs Deftige, und äh, vielleicht auch ...

Sweet like you von Robyn Neeley

Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Die einen lieben die Süße von Honig, und anderen süßen Dingen, die anderen sind eher fürs Deftige, und äh, vielleicht auch Gesündere. Vielleicht ist es mit Liebesgeschichten genauso. Manche lieben dieses Zuckersüße, in unserem Fall Honigsüße, und manche brauchen deftige Reibereien zwischendurch, weil es realistischer erscheint. Ich für meinen Fall bin nicht festgelegt bei den Geschichten, wenngleich ich sagen muss, dass ich im realen Leben schon sehr dem Süßen zugetan bin :D. Geschichten müssen bei mir zur Situation im Leben passen. Und ich gebe zu, aufgrund der momentanen Lebenssituation aller Menschen, die nur so durchzogen ist von Regelungen, Gesetzgebungen, und allerlei unromantischem Zeug, da lese ich GERNE Romane, in denen alles nicht soooo real ist. Dies nur als Erklärung für meine Entscheidungen hier. Vielleicht entscheidet dann eher mein Herz als mein Kopf, den ich beim Lesen solcher Geschichten sogar ganz gerne mal ausschalte, weil ich ihn in der Realität unentwegt benutzen muss. Wovon handelt die honigsüß fließende Geschichte also? Dies ist schnell erzählt. Und wer Liebesgeschichten wie diese mag, der wird sich denken können, wie sie verläuft. Trotzdem hier eine kleine Inhaltsangabe.

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Cassie, Anfang 30, lebt in New York, und arbeitet in einer Werbeagentur, und dies in einem ziemlich hochgestellten Job. Doch das tat sie nicht immer. Denn für eine kurze Zeit ihres Lebens, nämlich mit 16, lebte sie mit ihrer Mutter bei ihrer Tante Etta in Honey Springs, und dort auf der Bienenfarm, die Etta gehörte. Diese ist nun, 15 Jahre später, und ohne jemals wieder Kontakt zu Cassie gehabt zu haben, gestorben. Und so muss Cassie zur Testamentseröffnung zurück nach Honey Springs, was ihr gar nicht behagt. Ist sie doch gerade auf eine Wahnsinnsbeförderung aus. Trotz aller Umstände landet sie in dem Ort, der trotz der kurzen Zeit, ihre Jugend damals geprägt hat, denn dort hat sie sich zum ersten Mal verliebt. Nick, besagter damaliger Junge, und heute eben Mann, ist natürlich nicht fern. Und dann ist da noch die Sache, dass Etta, die mittlerweile Bürgermeisterin von Honey Springs war, nun Cassie als Ersatzbürgermeisterin für den Ort eingesetzt hat, und ihr zusätzlich die die Bienenfarm vermacht hat. Für alle Seiten keine so tolle Entscheidung. Oder etwa doch? Denn Cassie hat Angst vor Bienen, kennt niemand in einem Ort, in dem ihr die Bewohner auch noch das Leben schwermachen, hat doch nun ihr Leben und einen Spitzenjob in New York. Und dann ist da auch noch Nick, ihre erste Liebe, der ihr ständig über den Weg läuft, da er der Chefimker auf Ettas Farm war. So, nun aber genug. Lasst eure Fantasie ob dem Lauf der Geschichte ruhig mal anlaufen :D.

Cover, Gestaltung, Allgemeines:

Die herausgearbeitete Biene sowohl im Cover, als auch im Buch über den Kapiteln, finde ich symbolisch sehr schön. Ebenfalls mag ich das Minimalistische, das trotzdem auch die Liebe zur Natur ausdrückt. Denn abseits der ganzen Fabriken, haben wir es im Buch mit einer Bienenfarm zu tun, und Honigherstellung ist nun mal die natürlichste Sache der Welt, und ebenso wichtig, FÜR unsere Natur und das Ökosystem. Das nur am Rande. Vielleicht gefällt mir genau deshalb dieses Cover auch so gut, und das OBWOHL es gar nicht so viel zeigt. Denn auch hinter unscheinbaren Dingen, verbergen sich manchmal große Aussagen und Sachen, gerade, wenn es um die Natur geht. Und spätestens nach der Lektüre wissen wir dann, dass sich hinter schlichten Covern viel verbergen kann, fast GENAUSO, wie Honigtöpfen ganz wunderbare Dinge enthalten. Als kleines süßes Extrabonbon gibt es im Buch gleich zu Anfang das Rezept für die im Buch erwähnten Erdnussbutter und Honig Cookies, und gar am Ende noch ein Rezept für ein……äh……Beautygeheimnisrezept :D. Die Idee hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen. Und wahrscheinlich auch meine Gelüste auf Honig ein wenig angeregt. Das Buch ist als Dilogie ausgelegt, und wie es oftmals der Fall bei diesen ist, so lernen wir die Protagonisten von Band 2 schon am Rande kennen, und können uns somit wohl auf ein Wiedersehen in Honey Springs freuen.

Fazit und Gedankenallerlei:

Ja, Kleinstädte haben ihr Gutes und ihre Tücken, können einen ausgrenzen, oder in ihre Gemeinschaft aufnehmen, und gegen andere verteidigen, sie können Freiheit, aber auch Einengung bedeuten, Tratsch oder Gutes und Freude bringen, oder Tratsch der hässlich ist. Hier kommt es auf den Charakter der Kleinstadt an, und Honey Springs ist eben eine Bienenkleinstadt, die sich zu wehren weiß, und wie eine Biene ihren Stachel zeigt, wenn man sie reizt. Honey Springs ist nicht ohne. Jaja, diese Stadt kann sich vordergründig von ihrer honigsüßesten Seite zeigen, und hinterrücks versuchen, dich zu stechen. Warum mir die Geschichte trotzdem gefallen hat? Wegen der Wandlung. Ganz eindeutig. Wir haben stechende Bienenköniginnen, schwärmende Drohnen, fleißige Bienchenarbeiterinnen und…….. eine liebesorakelnde Katze :D. (Und bis auf die Katze sogar alles auch in Menschenmanier. Wobei man irgendwann anfängt, die Katze auch als Person zu sehen.). In Honey Springs geht es selbst, wie in einem emsigen Bienenstock zu. Die ganze Kleinstadt ähnelt solch einem, und sogar eine Bienenkönigin gibt es. Vorsicht! Wer denkt, er hätte es hier mit der typischen harmonischen Kleinstadt zu tun, in der alle freundlich und besonnen sind, und freudig neue Menschen aufnehmen, der irrt. Denn auch hier kann man sie mit einem Bienenstock vergleichen. Die Bienen wehren sich, und fahren ihren Stachel aus, wenn der Bienenkönigin Gefahr droht, und symbolisch muss Cassie nun versuchen, die Bienen, oder auch die Menschen…… oder gar den Bienenstock, der sich Stadt nennt, als Bürgermeisterin zu besänftigen, und irgendwie auf ihre Seite zu ziehen. Nicht nur, damit am Ende süßer Honig dabei herauskommt. Oder….. naja….irgendwie doch :D

Die Geschichte schafft es, uns auf der einen Seite die heile Welt vorzuspielen, für die wir solche Romane lieben. Aber auf der anderen Seite auch Themen anzusprechen, die einen nicht in Grübeleien ausarten lassen, aber zumindest Denkanstöße geben, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte, oder könnte. Diese Mischung hat mir gefallen. Dass ich nicht runtergezogen wurde in meiner Stimmung, und trotzdem an einigen Stellen und über einiges nachdenken musste. Der Geist des lockeren Liebesromans ist aber dadurch nicht verloren gegangen, und spukt trotzdem weiter durchs Buch, so dass sich auch die Fans von Liebesgeschichten locker in die Welt von Honey Springs trauen können. Und manche Szenen sind so….äh….süß. Also passt auf, dass ihr keinen Zuckerschock bekommt. Aber auch dafür sorgt die eingebaute Insulinspritze im Buch, die dafür sorgt, dass der Zuckerschock nicht zu schnell zustande kommt. Eine Drohne, 2 Bienenköniginnen, Schwarmdenken, die Arbeit im Bienenstock …. Alles ist so schön doppeldeutig und metaphorisch ab und an. Und so wird das Buch durchweht von Wortspielen mit Bee, dem englischen Wort für Biene, das sich uns in den Geschäftsnamen öfter mal offenbart. Was zum einen zeigt, wie sehr diese Stadt ihren Stolz, die Bienenfarm von Tante Etta und ihren Honig, aufrechthält. Wir erfahren zwar nicht viel über die Produktion des Honigs, aber ein bisschen.

Man glaubt gar nicht, wieviel Zwiespalt in so einem kleinen Roman stecken kann. Die Bewohner sind nicht durchgängig hilfsbereit und freundlich, und trotzdem gut gezeichnet. Selbst in ihrer Gemeinheit (aber natürlich auch in ihrer Freundlichkeit). Das ist ein wenig neu, nicht nur heile Welt in einer heilen Welt zu haben. Dort, wo andere aufgeben und hinschmeißen, da gibt Cassie nicht auf, und macht weiter. Und damit wird dem Leser gezeigt, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Sie scheitert, steht immer wieder von Neuem auf, und boxt sich durch alle Anfeindungen, wenngleich sie dabei Hilfe von Nick bekommt. Ich gebe es ja zu. Cassie tritt also nicht nur in Fettnäpfchen, sondern in fast jedes Honigtöpfchen der Stadt Honey Springs, das sich ihr in den Weg stellt. Und diese mögen etwas klebriger sein als Fettnäpfe. Ich musste also während des Lesens entscheiden, ob ich gutheißen kann, dass im Buch die Menschen nicht ganz so freundlich als Gemeinschaft gegenübereiner einzelnen Person sind. Warum habe ich mich also dann doch dafür entschieden, genau diese Thematik als gut zu befinden? Vielleicht, weil ich mir gedacht habe, dass es mal etwas Anderes ist, und zweitens, weil es vielleicht einigen Lesern, die diese Geschichte lesen, mal den Spiegel vor das eigene Gesicht hält, wenn diese zu der Gruppe von Menschen gehören, die andere und Schwächere, oder auch Einzelne, ebenfalls gerne mal veräppeln, um es ihnen zu zeigen. Vielleicht ist das auch ein wenig die Lehre des Romans, dass man sich nicht unterkriegen lassen soll, selbst wenn sich einem nicht nur Steine in den Weg stellen, sondern auch stechende Bienen, in Form von Schwierigkeiten, Gegenwind und Ablehnung.

Fast scheint es einem wie das Eingreifen des Schicksals in Form von Menschen, Dinge die anders gelaufen wären, Menschen die sich nicht zerstritten hätten, zusammengeblieben wären….. aber so kommt es eben nicht immer. Und so nimmt da Schicksal einen Umweg von 15 Jahren und taucht dann wieder auf, um das zu nutzen, was die Schicksalsbehafteten in den 15 Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, gelernt haben. Eine Aufschiebung sozsagen. Aber eine, die äußerst wichtig erscheint. Wenngleich ich zugeben muss, dass man nach 15 Jahren des Nichtsehens natürlich ein ganz anderer Mensch sein könnte. Gerade, oder eben auch wegen der Zeit, die vergangen ist, und die uns geprägt und mitgeformt hat. Es ist eine Zwickmühle. Cassie kommt sich sicher wie ein Eindringling vor in diesem Städtchen, in dem jeder zusammenhält. Und tatsächlich fühlt man am meisten mit ihr. Denn das Schicksal in Form einer toten Tante, die wohl mehr Weitsicht hat, als andere, schlägt sehr oft im Buch zu.

Was mir angenehm aufgefallen ist, dass Cassie als Hauptprotagonistin eine dieser angenehmen Art ist, die einen nicht nervt, weil sie ständig Dinge falsch macht, die sich nicht in den Vordergrund drängt, oder gar zu hilflos ist, damit sie ständig gerettet werden müsste. Ebenso merkt sie eine gewisse Anziehung zu Nick, ist da aber nicht wie andere, so dass sie ständig zerfließend in die Knie geht, weil sie den vor ihr stehenden Mann vergöttert. Kurz gesagt: Sie mutiert nicht zur Tussi, und ist es auch anfänglich nicht. Mit solch einer Protagonistin komme ich gut klar. Sehr schön eingebaut in die Geschichte sind die Erinnerungen. Es sind keine Rückblenden, und auch keine Extrakapitel, sondern viel mehr kleine Geschichten, die in einem Nebensatz erwähnt werden, und auf das bezugnehmen, was im Heute ist, und auch in der Vergangenheit so war. Wie ein Gedanke, der den Protagonisten kurz herausrutscht, sie an die Vergangenheit denken lässt, und sie sofort wieder in der Gegenwart hält. Diese Art der Erinnerungen gefällt mir sehr gut, ist sie doch recht menschlich und verständlich für mich. Diese bekommen wir im Buch ab und an mal von Cassie und Nick zu lesen. Tatsächlich dachte ich anfangs, dass ich mit Cassie als Hauptprotagonistin nicht klarkomme, da sie die typische berufstätige und erfolgreiche Frau ist, deren Leben aus ihrer Arbeit besteht. Sie mag zwar erfolgreich darin sein, für Privates bleibt aber nicht viel Zeit. Und dadurch geht immer auch ein wenig Empathie verloren für die Menschen um einen herum, weil man im Hamsterrad nur noch seinen Job sieht. Desto schöner fand ich dann zu sehen, dass dieser Schild von Cassie geschmolzen ist, wie goldgelber flüssiger Honig. Die Wandlung war spürbar, und mit jeder Seite ist ein Stück Kälte mehr von Cassie abgefallen, und hat sich in Wärme gewandelt. Zusätzlich hat sie nicht an Stärke verloren

Das Buch ist honigsüß, und dies meine ich wörtlich. Denn ständig werden Honig Erdnussbutter Cookies und Muffins mit Honig und Schokokuchen mit Honigsahne, und…….. andere leckere Dinge erwähnt. Für ein Süßmäulchen wie mich genau das richtige. Doch auch die Menschen im Roman sind…. Irgendwie süß (naja, können süß sein, wenn sie wollen), wenn auch etwas abseits der geordneten Normalität, wie wir sie oft in Großstädten finden. Aber natürlich geht es auch ein wenig um Kleinstadt gegen Großstadt. Um Erfolg und Geld im großen New York gegen Erfolg und Geld in Honey Springs. Ich mag Menschen die merkwürdig sind. Ganz ehrlich. Menschen die besonders sind, anders als andere, sich unterscheiden. Menschen, die Spleens haben, nerdig sind, oder auch freakig. Menschen die sich alle abgrenzen von dem, was man allgemeinhin als Normalität bezeichnet. Und ja, ich kann es nicht anders sagen. Ich denke, in Honey Springs habe ich ein paar dieser Menschen gefunden. Natürlich sind die Situationen im Buch nicht immer super realistisch, gerade auch im Hinblick auf einen Job als Bürgermeisterin. Aber ehrlich gesagt, und zugegeben: Wäre es anders, würde es mich mehr enttäuschen. Denn wer will schon ein Buch vor sich haben, welches mit realen Gesetzen und Regelungen spielt, und einem damit genau das zeigt, was wir tagtäglich im echten wahren Leben vor uns haben? Ich nicht. Zumindest momentan nicht. Und ja, ich gebe zu, momentan vielleicht eine leichte Leseliebesromanphase zu haben. Aber man möge es mir verzeihen. Die Welt in Romanen, die außergewöhnliche Situationen hervorrufen, die ist mir momentan tausendmal lieber, als die Realität dort draußen außerhalb des Buches.

Ein Buch wie ein Honigtopf. Wenn man es öffnet, wird man sehen, ob der Inhalt süß oder einfach lecker ist. Oder gar bitter. Denn mein einziger kleiner Fehler, den ich gefunden habe, der bezieht sich auf die bittere Behandlung einer großen Gruppe von Menschen, gegen einen einzelnen, über den ich nicht ganz hinwegsehen kann, weil er meinen Lesegenuss ein klein wenig getrübt hat. Oder verbittert, um es mit den Worten des Buches zu sagen. Deswegen gebe ich dem Ganzen 4,5 Sterne, die bei manchen Portalen als 5 erscheinen, aufgrund dessen, dass man keine halben Sternbewertungen geben kann.

Geschichten die von einer Liebe erzählen, die in jungen Jahren aufblüht, die mag ich sehr. Die Grundaussage ist, ob ein neuerliches Verlieben möglich ist, oder man einfach zu unterschiedlich ist, ob es als Teenager nur eine Verliebtheit war, oder wirklich die große Liebe, die sich einfach recht früh abgezeichnet hat. Und da kommen wir in dieser Geschichte zum Punkt. Denn auch wenn hintergründig da zwei Menschen sind, die sich als Teenager geliebt haben, so bleiben trotzdem noch genug andere Probleme, die in der Geschichte bewältigt werden müssen. Ich muss trotzdem sagen, dass ich trotz aller Widrigkeiten, gut in den Ort Honey Springs reingefunden, und sogar wohlgefühlt habe. Die Kleinstadtatmosphäre ist spürbar, und auch der Zusammenhalt unter den Bewohnern ist gegeben. Das würde einem ein warmes Gefühl des Miteinanders geben, wenn da nicht die Ausgrenzung von Cassie wäre. Dies gilt es ein wenig zu durchbrechen, und darum geht es auch ein wenig im Buch. Denn Cassie muss den einen Fehler, den sie gemacht hat, wieder irgendwie gutmachen. Das ist das einzig unfaire im Buch. Dass sie im Grunde für ihren Fehler nichts kann, und man für sie Verständnis haben sollte, was aber keiner hat. Ich würde es dem Buchgenuss trotzdem nicht absprechen, dass diese Szenerie dafür sorgt, dass man sich unwohl fühlt. Denn wo das Buch in anderen Dingen etwas unrealistisch erscheint, so ist das Bild, das gezeichnet wird, von jemandem, der geschnitten wird, sehr realistisch gezeichnet. Wir erleben die Geschichte im Buch trotz allem mit, in all ihrer Wirklichkeit und Unwirklichkeit, in ihrer Realität und Nichtrealität, denn die Schreibweise nimmt uns mit in die Geschichte, und lässt uns alles unmittelbar miterleben. Welch süße Geheimnisse sich in Honigtöpfen verstecken, zeigt dieser Roman. Und es ist nicht immer Honig, aber etwas, das genauso süß ist.

Heutiges Rezensionslied? Muss ja was mit Honig und einem ersten süßen Kuss sein :):

„When I kissed you, girl, I knew how sweet a kiss could be. I know how sweet a kiss can be.
Like the summer sunshine, pour your sweetness over me. Pour your sweetness over me.

Sugar, honey, honey. You are my candy girl. And you got me wanting you.“

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