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Veröffentlicht am 29.11.2020

Zwei Häuser, beide an Ansehen gleich…im lieblichen Gillam…..

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
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Wenn du mich heute wieder fragen würdest von Mary Beth Keane

Ich mag die Geschichte von Romeo und Julia. Man mag sich nun fragen, warum? Kein Happy End, zieht einen runter, und eventuell muss man sogar ...

Wenn du mich heute wieder fragen würdest von Mary Beth Keane

Ich mag die Geschichte von Romeo und Julia. Man mag sich nun fragen, warum? Kein Happy End, zieht einen runter, und eventuell muss man sogar weinen. Und trotzdem zieht mich die Geschichte schon in den Bann, seit ich sie das erste Mal las. Seitdem gab es eine Menge Adaptionen des Stoffes in Filmen, Büchern, Musikvideos und Liedtexten. Und ja, alle haben eine Gemeinsamkeit. Egal in welcher Zeit sie spielen, viele davon haben trotzdem ein tragisches Ende, weil einige meinen, dass der Reiz der Geschichte genau dieses Ende ausmacht, um aufzuzeigen, dass eine Fehde zwischen Familien nicht so sein darf. Also überlegte ich mir, dass es doch auch mal nett wäre, ein fröhlicheres Ende der Geschichte zu erleben. Und trotzdem, die Tragödie, die beide Familien auseinandertreibt, die muss irgendwie stattfinden. Doch wie schafft man es, eine völlig neue Geschichte zu schreiben, die in unserer heutigen Zeit spielt, mit unseren menschlichen Problemen, die trotzdem rüberbringt, dass es darin ein Paar gibt, dessen Liebe die Familien unbedingt verhindern wollen? Und überhaupt, würde die Geschichte gelingen, wenn die Geschichte Alltagsprobleme und andere Probleme vom Heute beschreibt? JA, das tut es. Nun will ich gar nicht vergleichen. Jede Geschichte ist eigenständig, und hat nichts miteinander zu tun. Bis auf, wie schon erwähnt, Peter und Kate, unsere Hauptprotagonisten u.a., die sich von Geburt an kennen, und immer mehr Gefühle füreinander entwickeln.

Hier also nun die Geschichte, die uns das Buch erzählt:

Ein lebensverändernder Moment? Die gibt es immer. Im Grunde genommen verändert jeder einzelne Moment und jede Sekunde unser Leben. Denn wenn wir in dieser Sekunde etwas Anderes täten, dann würden Ereignisse anders laufen. Man kann diese Momente des Schicksals in allen Bereichen des Lebens ansiedeln, aber geben wir es zu, der Bereich der Liebe ist am interessantesten und wichtigsten. Und tatsächlich ist es so: Wenn wir uns in der Liebe für jemanden entscheiden, dann ist es eine Schicksalsentscheidung. Auch wenn die Welt um uns herum uns davon abrät mit einem bestimmten Menschen zusammen zu sein, so ist es manchmal nicht zu verhindern. Und wieso sollte es das auch? Immerhin sollten wir doch in unserem Heute jeden lieben dürfen, den wir lieben möchten. Und trotzdem. Viele Geschichten und Bücher der Vergangenheit haben uns gelehrt, dass es eben nicht so ist, dass man automatisch lieben darf, wen man will, sondern manchmal dafür kämpfen muss. Kate und Peter sind solche Menschen. Von Kindheit an, erst Nachbarn, dann erste zarte Gefühle, dürfen sie diese nicht ausleben, da es zwischen den Familien einen Zwist gibt. Doch so einfach ist das Ganze nicht. Denn beide können nicht aus ihrer Haut, und erst recht nicht aus ihren Familien. Oder doch? Was noch dazukommt, ist, dass man nicht weiß, woher der Zwist rührt. Denn eigentlich sind die beiden Väter Kollegen bei der Polizei, und die beiden Mütter könnten sich ebenfalls anfreunden, da alle im selben Alter sind, jung verheiratet, nun ein Haus haben, und die ersten Kinder Einzug halten. Doch Anne, Peter Mutter, benimmt sich merkwürdig, will keinen Kontakt in dieser kleinen Vorstadt, in der sonst alle gut miteinander umgehen. Und dann, eines Abends, als Kate und Peter 14 sind, da passiert eine Tragödie, die beide Familien noch mehr voneinander zu trennen scheint. Erst recht, die beiden mittlerweile Jugendlichen. Wie das Ganze dann weitergeht, muss man selbst erlesen. Denn das Buch handelt nicht nur von den beiden, sondern führt uns tief hinein in die Vergangenheiten und die Gegenwart der Eltern (Francis und Lena bei Kate, und Brian und Anne bei Peter), so wie von Kate und Peter selbst.

Cover und Titel:

Obwohl das Cover minimal ist, und einem am Anfang nicht viel sagen mag, finde ich, dass es sehr passend ist. Und das nicht nur, weil es mich an „Zwei Häuser waren-gleich an Würdigkeit-
Hier….naja im lieblichen Gillam eben“ erinnert. Die Linie verbindet beide Häuser, und zeigt somit an, dass beider Schicksale für ein ganzes Leben miteinander verknüpft sind. Symbolisch ist das alles sehr schön. Die Fragen des Buches manifestieren sich im Titel. Es geht darum, was wir tun, wie wir uns entscheiden, und ob wir eine Entscheidung wieder so treffen würden, wenn wir das Ergebnis erahnen könnten, oder gar wissen. Das Buch ist wie eine Straße des Schicksals, die sich durch die Leben von zwei Familien windet. Und die Schicksalsfäden verbinden alle miteinander.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Der Fokus liegt nicht nur auf der Liebesgeschichte von Kate und Peter, sondern vielmehr auch auf der Geschichte beider Familien, deren Vergangenheit und Gegenwart, was sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Natürlich werden dabei auch Themen wie die Liebe zu seinen Eltern, das Pflichtgefühl ihnen gegenüber behandelt. Die Lieber einer Mutter zu ihrem Kind, Eltern zu ihren Kindern, dass sie wollen, dass diese das Richtige tun, obwohl es das Falsche ist. Die Liebe zur Familie, und die Liebe, die man für sich selbst empfindet, die manchmal etwas zu groß ausfällt, und manchmal auch gar nicht vorhanden ist. Und die Selbstliebe, die man erst wieder erlernen muss, nachdem einem alles genommen wurde. Geschwisterliebe. Liebe, die gar keine ist, und nur als diese verwechselt wird. Und wohl alle Facetten und Arten von Liebe, die im menschlichen Leben eben vorkommen. Im Buch gibt es ein Sammelsurium an Liebe. Aber natürlich auch Hass und Schuld und Vorwürfe. Denn wo Liebe ist, sind diese Dinge meist nicht weit, egal in welcher Form.

Das Buch zeigt einem, dass Romeo und Julia Geschichten nicht immer mit romantischen nächtlichen Besuchen und Balkonszenen zu tun haben. Nicht mit jungen Mädchen die auf den Balkonen stehen, und jungen Männern, die ihnen in Sommernächten unter den Balkonen Liebesworte zuflüstern. Nicht jede Romeo Julia Geschichte muss mit tragischen Todesfällen enden, und doch, ist jede Geschichte, die einem verbietet zu lieben, wen man will, irgendwie tragisch. Hier wird geschafft, dass uns eine Geschichte erzählt wird, die, trotz, dass sie nicht immer präzise und explizite Beschreibung hat, trotzdem sehr gut rüberkommt. Wir lesen eher Andeutungen und die reichen auch völlig aus. Das Buch kommt also ohne große Worte aus, die Liebe zwischen Kate und Peter ist trotzdem spürbar. Ganz leise schleicht sie sich ein, ist aber doch immer da, von Anfang an.

Die Protagonisten sind nicht übergezeichnet, sie sind keine Helden, sondern einfach Menschen, mit all ihren Schwächen, aber auch Stärken. Menschen, die einem in der Nachbarschaft begegnen könnten, mit Schicksalen, die genauso passieren könnten. Und ich bin sicher, das ist genau ein Teil dessen, was diese wundervolle Authentizität im Roman ausmacht, in der wir uns mal wiedererkennen, und mal nicht, oder uns abwenden, ob der Dinge, die passieren. Das Buch ist menschlich, und wenn ich das so schreibe, meine ich, es strahlt eine gewisse Menschlichkeit aus, in all ihren Facetten, in den Gefühlen und Emotionen der Protagonisten, in ihrem Tun, Wirken, und ihrem Agieren. Selbst wenn wir manche menschliche Regung manchmal nicht verstehen, so gibt es für alles Erklärungen, und wir können uns selber Gedanken machen, wie wir selbst in einigen Fällen entscheiden würden. So kann man nicht alles, aber einiges besser nachvollziehen, weil es einen an das eigene Leben erinnert. Denn die Lebensläufe sind hier nicht realitätsfremd, sondern nah an der Realität. Im Grunde genommen ist es eingeteilt in drei große Lebensabschnitte. Die Kindheit, die Jugend und das Jungsein, und das Erwachsenenleben. Und jeder Abschnitt spiegelt etwas wieder, was uns so nicht bekannt vorkommt. Kinder die zu viel nachdenken, Jugendliche die nicht fröhlich und rebellisch sind, und Erwachsene, die sich ihre Jugendlichkeit in einigen Dingen bewahrt haben, trotz der ganzen Erwachsenenbelastungen. Doch das Buch birgt auch einen steten Kampf, den wir führen müssen. Das Leben in all seinen Facetten ist nicht immer nur leicht, und manchmal muss man um die kämpfen, die man liebt. Denn im Gegensatz zu unserem Paar aus dem lieblichen Verona, geht es für Kate und Peter weiter mit einem Leben voller Schwierigkeiten, Altlasten…… und Dingen, die sich ihnen versuchen in den Weg zu stellen. Dies, und der Alltag, sind die Dinge die aufgezeigt werden, und uns sagen, dass man mit genug Kampfgeist alles schaffen kann, wenn man bloß füreinander da ist.

Meine eigens in mir konzipierte Protagonistenpsychologin, die ich ja gerne mal raushängen lasse, war auf jeden Fall dauerhaft beschäftigt, und hat irgendwie doch nicht immer Lösungen gefunden. Schwierig in diesem Buch, aber auch schön, dass es so tiefgehend ist, dass man nicht für alles eine Lösung findet, weil es ist, wie es ist, und man sich damit abfinden muss.

Ein Buch über das Leben mit allen möglichen Schicksalsschlägen und Konstellationen, Zwiespälte, Pflichtgefühl, Missentscheidungen, der Momente, die Ereignisse auslösen, wo eines zum anderen führt, vergangene und verlorene Gelegenheiten und Zeit, zu spätes Handeln, sich seine Fehler selbst zu verzeihen, Schuld, Vergebung, und darüber, dass jeder an allem Schuld hat und niemand an nichts, denn nicht immer kann man in Schuld und Nichtschuld einteilen, das es auch noch Grau gibt, wo manche nur Schwarz und Weiß sehen. Und immer wieder sind es die einzelnen Sekunden und Momente, die Auswirkungen auf unser Restleben haben, und die gibt es zuhauf im Buch. Entscheidungen, selbstgetroffene, und solche, die man uns abnimmt, und welche, über die man sich hinwegsetzt. Und Menschen die das Falsche tun, obwohl sie das Richtige tun wollen.

Es geht langsam voran, schleichend, nicht mit einem großen Knall, und trotzdem fühlt man die erwachende Liebe genauso erblühen, wie das Erwachsenwerden der beiden. Und ist es nicht auch so, dass Menschen für uns quasi wie ein Zuhause sein können? Ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen, wenn wir mit demjenigen zusammen sind? Kate ist solch ein Ort für Peter, und das merkt er schon recht früh. Dass daraus dann Liebe entsteht, ist wünschenswert, und auch für Kate fühlt das Gleiche. Diese Atmosphäre, spannt sich über den Roman, in dem wir uns fragen, warum zwei Menschen, die sich gegenseitig guttun, nicht zusammen sein dürfen. Das Buch lässt einen zwiespältig zurück. Man versucht die Elternteile zu verstehen, kann es aber teilweise nicht, versucht zu ergründen, warum die aufkeimende Liebe von Kate und Peter schon gleich im Keim erstickt werden soll, und warum die Erwartungshaltung der Eltern so ist. Der Fokus liegt hier nicht auf der Geschichte des Paares Kate und Peter, sondern auch auf ihrer Umwelt, und den Menschen drumherum. Er liegt auf der Gesamtheit der Zusammenhänge, wie alles miteinander verknüpft ist, wie ein Moment, eine Sekunde unser Leben verändern kann, und was uns ausmacht, wie wir zu dem werden, was wir sind. Denn das Schicksal wird hier großgeschrieben.

Es ist wie als ob man mit dem Buch, im übertragenen Sinne, mitwachsen würde. Als die Protagonisten Kinder sind, ist man selbst wieder Kind, jugendlich fühlt man sich dann beim Lesen, während Peter und Kate diese Phase mitmachen. Man ist auf einmal wieder in der Schule, in Vereinen, macht seinen Abschluss, steht im Beruf, ist auf einmal selber erwachsen, und somit dort angekommen, wo man beim Anfang des Buches gestartet ist. Eine kleine Altersrundreise. Die Ereignisse durch die Jahrzehnte hindurch, die hat man auf einmal wieder direkt vor Augen, wenn sie kurz erwähnt werden, und man sie selbst miterlebt hat. Es ist ein wenig eine Selbstreflexion, die das Buch hinterlässt, es hallt in einem Selbst nach, und lässt einen all die Dinge hautnah erleben, fast so, als sei man überall selbst dabei. Das führt zu Gänsehaut, Tränen, Wut aber auch Freude, und einem Nachhall in uns. Und egal, ob man sich gerade in den 70 ern, 80 ern, den 90 er Jahren, der Jahrtausendwende befindet, oder gar im Heute, die Atmosphären der Jahrzehnte sind so toll beschrieben, dass man sich direkt in ihnen wähnt, und das, egal ob man sie schon erlebt hat, oder nur davon gehört. Die Zeit ist nicht dauerhaft chronologisch. Wir landen mal in der Vergangenheit, der Gegenwart, um dann wieder Rückblenden einer anderen Figur zu lesen. Doch alle Zeiten und Schicksale verweben sich so miteinander, dass sich daraus ein Gesamtbild ergibt, ein verwobenes Gesamtschicksal, das sie alle miteinander verbindet in dieser Geschichte. Die ganze Geschichte braucht ein bisschen, bis sie sich entfaltet und wirkt, wenn sie es dann aber tut, dann mit voller Ladung, und wenn man dann richtig in ihr drin ist, verbinden sich am Ende alle Stränge miteinander. Und trotz, dass die Geschichte einen so in den Bann zieht, dass man sie am liebsten auf einmal lesen würde, nur um zu wissen, wie alles endet und ausgeht, so ist es auch eine Geschichte deren Abschnitte Zeit brauchen.

Wie eine Perlenkette reihen sich hier Schuld und Nichtschuld aneinander, Ereignisse, die zu anderen Ereignissen führen, die dann wiederum zu erneuerten Ereignissen führen, die jemanden schuldig sprechen. Und wer ist am Ende schuld? Bei welchem Teil der Perlenkette fangen wir an, jemandem die Schuld zuzuschieben, wenn der vielleicht gar nichts dafür kann, weil seine Schuld, die Reaktion auf eine andere Schuld ist, weil ihm etwas angetan wurde, wo ein anderer Schuld dran ist? Oder ist jeder gar so sehr für sich selbst verantwortlich, dass er jede Schuld sühnen muss? Was können aber Kinder für die Schuld ihrer Eltern, und die Eltern sind vielleicht selbst Opfer von irgendwas geworden? Gar nicht so leicht und einfach. Und überhaupt. Derjenige, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Ist nicht jeder von uns an irgendwas schuld, weil wir etwas getan haben? Mal mit minimaler, andere vielleicht mit maximaler Wirkung. Und vielleicht hilft das Buch ja auch dabei, die Welt ein bisschen weniger Schwarzweiß zu sehen, sondern auch auf die Grautöne zu achten. Zu hinterfragen, und aufzupassen. Nicht jeden gleich zu verurteilen, weil die Lage für einen klar ist, denn man weiß ja eigentlich nie, was hinter einer Sache steckt. Das Buch zeigt, wie sehr unsere Eltern uns formen, und wie sehr sie Einfluss auf unser Leben nehmen. Eines der großen Themen im Buch ist auch die Vergebung. Und es gibt eine Menge im Buch, dass vergeben werden muss, sollte, oder so scheint, dass man es nicht vergeben kann. Wir erfahren ein Intermezzo aus richtigen und falschen Entscheidungen. Das Buch ist voll von ihnen, und man steht ständig am Scheideweg von genau diesen, um sich zu überlegen, in welche Richtung man geht. Manchmal ist das gut, aber manchmal werden wir Zeuge, wie die falschen Entscheidungen getroffen werden, von denen man sich am Ende fragt, ob sie vielleicht doch richtig waren, und man sein Ziel nicht gradlinig erreicht hat, sondern mit einer Menge Umwegen und Abzweigungen.

Ich mag dieses leise sanfte im Roman, das uns nicht mit voller Gewalt auf die Handlung mit all ihren Einzelheiten stößt, damit wir es auch wirklich wahrnehmen, sondern alles Geschehene leicht berührt, und uns so Platz für die eigenen Gedanken lässt, obwohl die Handlung im Roman doch trotzdem abläuft, und Dinge geschehen. Die Szenerien sind meist nur leicht angedeutet, wir werden nicht plump darauf gestoßen, was genau passiert, und trotzdem ist der Schreibstil genau so, dass er das richtige Kopfkino bereitet, und man genau weiß, worum es geht, und was die Charaktere machen und denken.

Was im Buch wundervoll rüberkommt ist diese tiefe Sehnsucht nacheinander, die man atmosphärisch fast die ganze Zeit fühlt. Und das schon in der Zeit der Jugend von Kate und Peter. Selbst wenn sie getrennt sind, denken sie fast immer bis sehr oft aneinander, was der andere gerade tut und macht, wie es ihm geht. Das Leben was beide ohne einander zu haben leben, ist wie eine leere Hülle eines Lebens, die erst wieder mit Leben gefüllt werden kann, wenn beide sich wiederhaben. Es ist ein Schattenleben, an dem wir teilhaben. Aber vor allem zeigt das Buch auch, wie bedingungslos eine Liebe sein kann, wie selbstlos, wie sehr man gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gehen kann, durch Krankheiten, und selbst durch genau die Zeiten, in denen andere es miteinander nicht mehr aushalten und sich auseinanderleben.

Ich gebe zu, bei dieser Lektüre mal wieder eine Menge Tränen vergossen zu haben. In einzelnen Szenen, ob einiger Sätze, Abschnitte oder wegen der Taten der Charaktere. Tränen der Wut, Ungerechtigkeit, des Mitgefühls, der Vergebung, des Zorns, aber auch der Hoffnung und Freude. Damit bringt das Buch einen wieder mal in ein Gefühlskarussell, zeigt aber auch auf, dass das Leben nicht nur aus Freude oder Problemen besteht, sondern dass es auch die zarten Zwischentöne der Hoffnung gibt. Und dass auch in Unglücken Glück liegen kann, das man findet, und sich manchmal gar nicht so bewusst dessen ist. Dass Vergebung manchmal nötig ist. Und damit ist die Geschichte genau so bunt wie das Leben, mit all seinen Karussellumdrehungen. Es zeigt Menschlichkeit, Fehler, Zugeständnisse, aber auch, dass Liebe eines der größten Gefühle ist, das eine Menge anderes ins Abseits drängen kann, und einem Kraft gibt. Also Vorsicht, denn mit einem großen Bäm und Wow, schleicht sich das Buch dann doch ganz langsam beim Lesen in euer Herz, und eure Gehirnwindungen und Gedanken, so dass es euch nicht mehr loslässt. Zumindest war das bei mir so.

Heutiges Rezensionslied, weil ich es passend fand:

„'Cause we were just kids when we fell in love…….not knowing what it was…..I will not give you up this time. But darling, just kiss me slow….your heart is all I own…..and in your eyes, you're holding mine.“

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Gelitten unter Pontius Pilatus…… oder etwa doch nicht?!

Tod in Oberammergau
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Tod in Oberammergau von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

Heute fangen wir mal mit einer sehr essentiellen Frage an, und zwar der, nach Leben und Tod, Menschlichkeit und Göttlichkeit. Es gibt das ...

Tod in Oberammergau von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

Heute fangen wir mal mit einer sehr essentiellen Frage an, und zwar der, nach Leben und Tod, Menschlichkeit und Göttlichkeit. Es gibt das Leben vor dem Leben, das nachdem, und das dazwischen. Irgendwie. Und wieder mal beschäftige ich mich mit dem Thema Menschlichkeit. Es geht gar nicht anders. Doch anders, als bei anderen Gedankenrunden zu diesem Thema, geht es heute wirklich um Menschlichkeit an sich, und nicht darum, was es für uns alle bedeutet. Oder vielleicht doch? Denn ja, was bedeutet Menschlichkeit eigentlich? Die meisten kennen es im Zusammenhang damit, dass man menschlich agiert, den Menschen zugewandt, ihnen behilflich ist, etwas tut, das den anderen Menschen hilft und ihnen guttut, sie versteht, und einfach empathisch ist, für jede Sorte von Mensch auf dieser Welt. Es hat was mit Barmherzigkeit und Güte zu tun. Dass man nicht handelt wie ein Tyrann, und andere unterdrückt oder ihnen gar schlimmere Dinge antut. Doch was wäre, wenn Menschlichkeit hier bei meinen Überlegungen wirklich damit zusammenhängt, ob der Mensch ein Mensch ist, oder etwas Anderes? Und ich rede hier nicht von einem Fantasiewesen oder ähnlichem. Sondern, wie in früheren Völkern durch die Jahrtausende hindurch, ein Gott, und kein Mensch. Der uns bekannteste Gott UND Mensch ist Jesus. Und um den geht es auch in vorliegendem Buch. Denn wie in fast jedem Buch von Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger, welches aus dieser Reihe kommt, ist es doch so, dass wir Menschsein normal finden, und das Menschsein, und das Agieren als Mensch, mehr „vergöttern“, als das „Gottsein“. Und dieses menschlich sein nimmt dabei nicht nur Bezug auf die religiösen Themen, sondern auch auf die beiden Hauptprotagonisten Emil Bär und Philipp Marlein, die sich auch hier mal wieder in all ihrem menschlichen Dasein zeigen. Und menschlich bedeutet nicht immer perfekt, sondern eben…… menschlich, mit allen menschlichen Spleens, Gewohnheiten, und Dingen, die manche an uns so sehr lieben, und andere eher verabscheuen. Sei’s drum.

Auch der Drang zu leben ist immer natürlich beim Menschen da, verständlicherweise wird das akzeptiert. Wenn ich diesem Menschsein und Leben nun aber den Namen Jesus hinzufüge, ist es wie immer erst mal merkwürdig. Wenn man behauptet Jesus war ein Mensch, und ergänzt, dass er aber sehr wohl ein charismatischer Mensch war, der liebevoll mit Menschen umging, gutmütig, tolerant und barmherzig war, und eine Lebenseinstellung hatte, die er unter anderen verbreitet hat, und das allein schon „göttlich“ genannt werden kann, dann ist trotzdem der Aufschrei gleich groß, weil man natürlich immer behaupten muss, dass Jesus Gottes Sohn auf Erden war. Kein ganz neues Konzept, wenn man zugeben darf. Wer sich mit Geschichte beschäftigt, wird das bei den Ägyptern und ihren Pharaonen finden, genauso wie bei den Griechen, deren Helden und charismatische Menschen ebenfalls von Göttern abstammen mussten, weil man sich so erklärt hat, was diese geschaffen und geschafft haben. Und ja, ist es nicht auch heute noch so, dass wir, gerade in unserer heutigen Zeit, Sänger und Schauspieler, und neuerdings auch Twitter, Instagram und Tik Tok „Stars“ vergöttern? Okay, bei letztgenannten wird es merkwürdig und echt schräg, das gebe ich zu, ist auch nicht meine Welt, aber leider ist der Lauf der Zeit wohl nicht aufzuhalten. Und so hat jede Zeit ihre „Götter“. Lasst euch also gesagt sein, dass ich Jesus als historische Gestalt mit all seinen Taten schon immer toll fand. Selbst wenn er „nur ein Mensch“ gewesen wäre. Denn Güte und Toleranz und Herzlichkeit und alle anderen positiven Dinge…… davon kann es ja wohl nie genug geben. Und vielleicht ist es schon göttlich, wenn man einen Menschen findet, der all diese Dinge verkörpert? So könnte jeder Mensch göttlich werden :). Das nur am Rande.

Ich habe mir schon früher immer gedacht, wie praktisch es wäre, wenn man Verbündete hätte, die mitspielen, wenn man der ganzen Welt seinen eigenen Tod vorspielen will, oder müsste, weil es sonst so gefährlich für einen werden könnte, dass man….ironischer Weise…umgebracht werden würde. Nehmen wir also mal an, Jesus wäre als Aufrührer des politischen Hochverrats verurteilt worden, von Menschen die seine Lehre nicht geteilt hätten, den Pharisäern, dann wäre es doch ein toller Trick gewesen, ihnen vorzuspielen, er sei tot. Somit hätten sie ihre Ruhe und ihren Frieden zurück, weil der Aufrührer der neuen Religion aus dem Weg wäre, und wären zufrieden. Weil er nicht wiederkommen würde. Während Jesus ein neues Leben anfängt, ganz weit weg. Dort, wo später Elvis, oder gar Kurt Cobain auch ein neues Leben angefangen haben. Pardon. Das will ich mir zumindest manchmal vorstellen. So wie bei ganz vielen anderen auch. Denn irgendwo auf der Welt gibt es ein Resort für neue Lebensanfänge, und das schon ziemlich lange. Okay, nein, das dann vielleicht doch nicht. Auch wenn die Vorstellung schön wäre, sie dort alle zusammen zu wissen. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Na, das müsst ihr selbst herausfinden. Aber eine kleine Zusammenfassung gibt es.

Die Geschichte des Buches:

Die Morde die stattfinden gibt es diesmal gleich am Anfang, was auch nötig ist, denn so kommt der Schock sofort, und macht die Geschichte zu einer persönlichen für Philipp und Emil, da sie die beiden Opfer, zwei Damen auf einem Jesusseminar in einem Kloster, kurz vorher noch recht gut kennengelernt haben. Und wir als Leser auch. Was das Ganze gleich zu Anfang an, zumindest an meiner, Sentimentalitätsgrenze kratzen lässt. Denn die Opfer wurden einem, wenngleich nur kurz gekannt, sofort sympathisch. Und wie es immer so ist, gerät der unter Tatverdacht, der die letzte Nacht mit dem Opfer verbracht hat. Hier mit beiden Opfern. Philipp und Emil geraten also unter Mordverdacht, und müssen sich diesmal aus genau dieser Schlinge des Verdachtes herauswinden. Also tun sie das, was wohl jeder tun würde. Sie flüchten :D. Ob die Flucht gut geht, ob sie ihnen gelingt, ob sie die wahren Mörder finden, und wie viele Leichen den Weg der beiden noch pflastern, das ist die Geschichte, die es von euch zu entdecken gibt. Denn ich habe sie ja bereits in meinem Kopf :D. Alles endet im Oberammergaushowdown, und alten Bekannten der ersten Bände begegnen wir wohl auch, selbst, wenn wir diese namentlich nicht kennen. Oder sie Jesus heißen, und uns somit bekannt sind.

Cover:

Alle Bände haben eine Besonderheit, die sich auf den Inhalt bezieht, und wahrlich irgendwo zu besichtigen ist. So auch dieses Cover, das Bezug nimmt auf Jesus, und damit der Kreuzigungsgeschichte, die hier eine besondere Rolle spielt. Wer sich insgesamt für Lüftlmalerei interessiert, wird diese Art der Malerei vielleicht sogar kennen.

Fazit und Gedankenallerlei:

Wenn wir es mit Müttern und Vätern, und dann mit Beziehungen zu tun haben, so folgt nun das Buch …Richtig….des Kindes aus der Beziehung. In diesem Falle das Leben von Jesus, Sohn von Maria und…äh…..einem Vater eben. Wenn wir also das Buch des Nachkommen haben, so müssen wir uns natürlich auch um das Hauptthema kümmern. Das Leben. Es entsteht, wird gelebt, und ist irgendwann vorbei. Doch auch bei Jesus? Dieser starb am Kreuz, sagt uns die Bibel, und zwar in seinen 30 er Lebensjahren. Wie schön, hätte ich es gefunden, wenn Jesus nach der Kreuzigung weitergelebt hätte. Und zwar nicht in jenem Land, wo auch andere Berühmtheiten…..äh…. natürlich noch heute leben. Sondern einfach zu seiner Zeit. Als Mann außer Gefahr und ohne Verfolgungen. Vielleicht gar mit seiner Gefährtin und seiner Familie. Seufz. Ich habe schon wieder das Happy End vor Augen. Aber die Bibel macht mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Da geht es um eine Kreuzigung, eine sehr grausame Todesmethode, und natürlich, das Leben danach, das aber nicht körperlich ist, sondern aufgefahren im Himmel zur rechten Gottes. Vielleicht ist es also nicht immer nur die Frage nach Menschlichkeit ODER Göttlichkeit, die uns umtreiben sollte, sondern viel mehr, ob nicht in wahrer Menschlichkeit die wahre Göttlichkeit liegt. Denn was ist göttlich? Ich müsste lügen, wenn ich unter diesen Bereich nicht meine menschlich gebackenen Plätzchen fallen lassen würde…..zu deren Herstellung ich gleich aufbrechen werde, das nur am Rande.

Das Buch ist kürzer als sonst mit knapp über 280 Seiten fast schon, wie ein kleines Zwischenspiel ob der anderen Bände, die viel länger sind. Trotzdem hat es seine Geschichte erzählt, und ich habe mich wieder heimisch in der Geschichte gefühlt. Denn man verbringt ja gerne auch wenig Zeit mit Freunden, statt gar keiner. Und so ist es auch mit Philipp Marlein und Emil Bär. Man nimmt, was man kriegt :D an Zeit mit den beiden. Bär und Marlein kappeln sich diesmal mehr, diese Plänkelei untereinander, die manchmal ruppig derb rüberkommt, zeugt aber von einem Hintergrundwissen der Figuren, und davon, wie sie eben nun mal miteinander umgehen. Und dem Wissen, dass beide nun mal so sind, wie sie sind, und sich wohl trotzdem gerne haben und schätzen. Es scheint fast wie der Abschluss einer Tetralogie. Doch das Ende ist offen. Wer sagt uns, dass nicht noch irgendeine Thematik gefunden wird, um die sich Bär und Marlein kümmern müssen? Alles ist offen. Und manchmal muss man sich wohl einfach gedulden, und hoffen, dass noch ein Band erscheint.

Wir haben natürlich auch in diesem Buch wieder unsere Ortsbeschreibungen von Flecken auf der Landkarte in Deutschland, wo sich diverse Dinge befinden. Doch diesmal sind diese gar nicht mit einer Thematik verbunden. So wie in den anderen Büchern. Wir haben hier querbeet Wallfahrtsorte von Maria, welche von Jesus, Legendenstätten des Pontius Pilatus……. Eigentlich alles quer die Bibel durch. Auch das ist anders, aber es gefällt mir sehr gut, weil die Zusammenhänge natürlich trotzdem gegeben sind, da alles immer zusammenhängt und im gemeinsamem Fluss ist. Die Geburt, das Leben, der Tod. Die Mutter, der Vater, der Verurteiler zum Tode. Alles hängt zusammen. Und an manchen Wallfahrtsorten der Erscheinungen, kommt es einem, wie ein großes biblisches Familientreffen vor, an dessen Ort sich nach Jahrtausenden alle treffen.

Einige Stellen nehmen Bezug auf die Vorgängerbände, es ist aber vollkommen okay, das Buch als Einzelband zu lesen, man würde es auch so verstehen. Mehr Spaß macht es allerdings, wenn man die ganze Geschichte rund um das Kennenlernen von Marlein und Bär kennt, denn so bekommt man die Entwicklung nicht nur der beiden Figuren mit, sondern auch die von deren Freundschaft. Und nach und nach, und mit jedem Band gewöhnt man sich dann auch an diese derbe Ausdrucksweise der Protagonisten, und gewinnt das Ganze sogar irgendwie lieb. Es ist ein bisschen wie ein kleiner emotionaler Rückblick in die Geschehnisse der vorherigen drei Bände, und die Thematiken, mit denen sich die Geschichten befasst haben. Denn auch, wenn alles erwähnt wird, und wir uns so die anderen Bände vorstellen können, oder sie eben auch lesen, so hängt einfach alles mit allem zusammen, wenn es um bestimmte Figuren aus der Bibel geht. Es ist fast ein bisschen so, als ob die Ereignisse und Themen in den Vorgängerbänden dazu geführt haben, nun auf dieses Ereignis hinzulaufen. Wir erkennen Ähnlichkeiten im Aufbau der Romane und Geschichten der vorherigen Bände, auch wenn die Thematik eine neue ist, und doch mit den anderen zusammenhängend. Was ganz einfach dran liegt, dass Maria, Josef, Maria Magdalena immer noch um eine Person ergänzt werden müssen. Nämlich Jesus. Die Geschichten überschneiden sich immer, anders geht es ja gar nicht. Die Ähnlichkeiten, dass es wieder eine Theorie gibt, die die Grundfesten der Religion erschüttern kann, und dass Marlein und Bär durch die regionale kleine Weltgeschichte reisen, das bringt eher ein Gefühl der Geborgenheit in mir hervor, was aber auch daran liegen mag, dass ich alle drei Vorgänger kenne, und jedes Rückkehren zu den beiden so etwas ist, wie das Zurückkommen zu alten Freunden. Es ist fast schon erstaunlich, wie sich dieser Band in die unterschwelligen Thematiken der Vorgänger einreiht. Hatten wir es vorher mit der Mutter, dem Vater, der Liebe in einer Beziehung zu tun, so kommt nun das Thema, was mit allem überschrieben werden kann. Denn ja, Mütter und Väter und Beziehungen zwischen Menschen….. das ist das Leben. Und um Leben geht es hier irgendwie natürlich auch.

Irgendwie läuft alles diesmal rückwärts ab, was es aber nicht unspannender macht. Der Aufbau war bekannt, und trotzdem irgendwie ganz anders. Persönlicher für Marlein und Bär. Erst der Mord, dann die Recherchen, und weitere Morde. Ich kann es mir nicht erklären, aber im Buch weht diesmal ein Wind der Andersartigkeit, ein kleiner Hauch, der das Ganze etwas ernster und persönlicher macht, aber trotzdem Altes und Gewohntes beibehält, wenn es um Humor geht, oder darum, dass die beiden Ermittler mehr Glück als Verstand haben (oder Glück und Verstand im Zusammenschluss). Diesmal haben wir definitiv mehr Krimi als Landschaftsbeschreibung, wobei das natürlich nie ganz fehlen darf, und auch hier wieder vorkommt. Sogar so weit, dass wir uns wieder einige Dinge im Internet anschauen wollen, um automatisch Bilder im Kopf zu haben, und zu vergleichen, ob die Beschreibungen stimmen. Es gibt mehr Tote, mehr Morde, mehr Flucht. Und trotzdem erkennt man das Ganze noch als das, was es ist. Nämlich ein Bär/Marlein Buch, das an völlig anderen Orten spielt, als seine Vorgänger, und sich trotzdem in deren Dunstkreis und Umgebung befindet. Das Buch ist kein Tatsachenbericht, oder eine Beschreibung der genauen Ereignisse rund um die Festspiele, und als solchen sollte man es auch gar nicht ansehen. Ja, wir befinden uns in Oberammergau zur Zeit der Festspiele. Und natürlich sind diese wunderbar, und für viele ein großes Ereignis. Auch wähnen sich vielleicht einige in Erinnerungen, wenn sie darüber lesen. Vielleicht ist dies hier der Fall, vielleicht aber auch nicht. Denn wer Marlein und Bär als Ermittler kennt, die sie ja eigentlich gar nicht sind, der weiß, dass es zur Festspielzeit in Oberammergau so abgeht, wie es normal wahrscheinlich eher nicht abgeht. Aber wieso eigentlich nicht? :D. Nein Spaß. Mir sind die Dinge zumindest noch nie so passiert, wie sie den beiden immer passieren. Aber genau das macht den Reiz an den Büchern aus. Dass die Situationen absurd komisch sind, und wir mit den beiden etwas erleben, abseits der Normalität. Und deswegen sollte man die Romane nicht ZU ernst nehmen, und das, obwohl sie von den Thematiken meist ernste unterschwellige Töne und Botschaften haben, die eingekleidet werden von dem Marleinchen und Bärischen Humor im Buch, der wohl vielleicht auch irgendwie der Humor der beiden Autoren ist. Wer weiß das schon?! :D. Hier muss ich natürlich auch die künstlerische Freiheit sehen, die in vielen Geschichten eine Rolle spielt, und die Ereignisse nicht verunglimpft, sondern sie viel mehr erwähnt, und in eine fiktiv ausgedachte Geschichte reinsteckt.

Vielleicht war Jesus Geburt auch eine Art Hoffnung für die Menschen, und er eine Art Hoffnungsträger, für Menschen die aus einer Zeit herausgeführt werden wollten, in der sie in Dunkelheit und Unzufriedenheit gelebt haben. Ähnlich der Zeit, in der ein bestimmter Ex Präsident an der Macht war, die Natur und Umwelt zugrunde geht, oder eine Pandemie herrscht hüsterchen. Denn Hoffnung zu haben ist etwas sehr Wichtiges.

Heutiges Rezilied, weil „nur„ Menschsein auch etwas Gutes sein kann:

„Take a look in the mirror….and what do you see. Do you see it clearer…or are you deceived…..in what you believe?
'Cause I'm only human after all…..You're only human after all…..Don't put the blame on me.“

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Wenn der Winzerfluch einen ereilt, sollte man schnell ins real märchenhafte Elwenfels flüchten. Alla hopp!

Winzerfluch
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Winzerfluch – Ein Elwenfels Krimi von Britta und Christian Habekost

Just wanderte ich im Pfälzer Wald. War ich beim ersten Teil der Elwenfels Krimis noch darauf bedacht, im Internet zu recherchieren, ...

Winzerfluch – Ein Elwenfels Krimi von Britta und Christian Habekost

Just wanderte ich im Pfälzer Wald. War ich beim ersten Teil der Elwenfels Krimis noch darauf bedacht, im Internet zu recherchieren, um Elwenfels auf Karten zu finden, so bin ich nun zum Angriff übergegangen. Nein, keine Angst liebes Elwenfels, ich werde dich ja eh nicht finden, und lasse euch eure Geheimnisse, und den Willen, dass ihr anscheinend nicht gefunden werden wollt. Aber das Durchwandern des Pfälzerwaldes, das war trotzdem schön. Es war herbstlich, bunt, voller Blätter, mit Ausblicken auf Wälder und Weinlagen, kleine Dörfer, und vor allen Dingen Felsen, die bekletterbar waren, und einem noch schönere Ausblicke gezeigt haben (auf noch mehr Bäume und Wälder und bunte Blätter und Weinlagen :D). Was ich eigentlich sagen will: Was des Autors Recherchereise ist, das ist meine Rezensionsrecherchereise. Irgendwie muss ich das, was im Buch so toll beschrieben ist, und mich in Teil 1 beeindruckt hat, doch mit eigenen Augen sehen. Und zwar nicht nur das mir alt bekannte, sondern die Tiefe des Pfälzer Waldes, statt nur die Ränder. Mich begleitende Menschen behaupten ja, ich hätte mich merkwürdig verhalten, weil im Unterholz Geräusche waren. Und auch wenn ich eine Menge Sonnenschein, Natur, freundliche Menschen (der momentan wohl wichtigste Wunsch, den man mitgeben kann: unn bleiwen xund, gell!), natürlich Elwetritsche :D, und die für den Herbst so typischen „Keschde“ (na, jetzt ratet doch mal) gefunden habe, so blieb mir Elwenfels mal wieder verborgen. Zum Glück aber nicht im Buch. Und so wie Carlos Herb nach Elwenfels zurückfindet, so habe ich es hiermit auch getan. Liebes Elwenfels, unsere gemeinsame Buchreise geht in die zweite Runde. Aber das letzte Mal im Pfälzer Wald wandern war ich ganz sicher nicht. Ich werde wiederkommen! Dich nicht unbedingt suchen. Wahrscheinlich gar nicht finden. Und doch irgendwie. Denn ein Stück von dir, liebes Elwenfels, das habe ich in einigen der Menschen auf meiner kleinen Tour entdeckt :). Nun ist aber mal gut. Worum geht es diesmal im Buch? Alla donn…

Die Inhaltsangabe halte ich diesmal kurz:

Alles andere muss man lesen, erleben, auf sich einwirken lassen. Carlos Herb, Privatdetektiv aus Hamburg, fühlt eine tiefe Sehnsucht nach Elwenfels. Sei es durch Schicksal, oder der Zauberei des Ortes geschuldet, landet er bald auch wieder dort, wo er ein paar Monate vorher sein erstes Abenteuer erlebt hat, um einen Auftrag zu lösen. Doch diesmal ist alles anders. Die Stimmung hat sich merklich geändert. Das Geschehen in Elwenfels wird persönlicher. Nicht nur für Carlos, auch für Elwenfels selbst. Denn ein Bewohner wird tot aufgefunden. Tatsächlich ein Mord. Jemand aus der Dorfgemeinschaft wird für diesen Tod verantwortlich gemacht. Und dann ist da noch die Gefahr, die von Menschen ausgeht, die sich ganz plötzlich im Wald um Elwenfels herumtreiben, Fremde, und eine Frau ohne Namen, die ganz urplötzlich auftaucht. Was hat das alles miteinander zu tun? Hat es das überhaupt? Und vor allen Dingen: Kann Carlos den Elwenfelsern helfen, all die Rätsel um den Mord, und die Probleme zu lösen, und somit ihr Held sein? Wie erwähnt, dies ist das Geheimnis des Buches, und es wird euch offenbart, wenn ihr seiner Geschichte zuhört. Einer Geschichte, die zu euch spricht, und euch an seine Orte entführt…….Und gegen einen Fluch muss Carlos auch noch ankämpfen. Buh! :D

Cover und Titel….

Passen mal wieder herrlich zur Reihe. Das Geheimnis des Fluchs gilt es zu ergründen, und das Cover ist so schön weinselig, dass man beinahe meinen könnte, dass es nur darum geht. Aber man irrt, und in Elwenfels verbirgt sich so viel mehr, als ein paar Leute, die dem Wein zusprechen, und pfälzisch reden.

Fazit und Gedankenallerlei:

Alla, ich wollt‘s ja nur gesagt haben, dass dieser zweite Teil der Elwenfelsreihe mit unseren Sehnsüchten spielt. Unsere? Naja, erstmal natürlich meine. Die Aussicht darauf, mit dem Buch wieder in die Landschaft rund um Elwenfels eintauchen zu dürfen, weckt meine Sehnsucht. Und diese wird im Buch sogar befriedigt, denn tadaa, irgendwie lande ich ja in Elwenfels. Ebenso wie Carlos, der genauso wie ich sehnsüchtelt. Nur eben in Männer Manier. Die Sehnsucht nach Natur, dem Entfliehen der Anonymität der Großstadt Hamburg, des allzu anonymen Lebens dort, dem Fehlen der Herzlichkeit…. Kurz gesagt, die Sehnsucht nach all den Dingen, die Elwenfels so ausmachen, fließt durch alle Zeilen hindurch. Und so manchen Leser ereilt diese Sehnsucht auch. Ebenfalls spielt das Buch mit unseren Wünschen, auch den Lebenswünschen, dem Glück, das wir im Leben haben sollten, und ob wir unser Leben so verbringen, wie wir es wollen. Oder gezwungen werden, es so zu verbringen, wie andere es für richtig halten. Man spürt diese ganzen Dinge natürlich schon im ersten Band der Reihe, Rebenopfer. Aber, wenn wir genau lesen, dann merken wir, dass dieser Teil ernster und tiefer ist, in all seinem Sein. Doch keine Angst. Die Freunde des Humors kommen niemals zu kurz. Es ist nur so, dass die Fragen nach Lebensglück hier nochmal präsenter sind. Carlos wird in Teil 1 in die Situation Elwenfels hineingeschmissen, und hat sie erlebt. Er hatte Zeit Dinge zu hinterfragen, und ist auf den Trichter gekommen, ohne Elwenfels unglücklicher zu sein, als mit. Und natürlich ist er da im Buch nicht der einzige. Das Buch ist ein Potpourri aus Glück haben, glücklich sein, unglücklich sein, das Glück verloren zu haben, das Glück an einem Ort zu finden, oder in Menschen. Und…. dass sogar Unglück dazu führen kann, Glück zu empfinden, so dass es auf einmal unseren Weg kreuzt. Denn ja. Im Buch zeigt sich ungemein gut, wie sehr man Heimweh haben kann, und zwar nicht nach dem Ort, an dem man wohnt, sondern nach dem Ort, an den uns unsere Seele und unsere Sehnsucht zieht.

Wieder wird die Hamburger Nussschale um Carlos Herb geknackt, und im Inneren finden wir dann seine Sehnsucht, seine Leidenschaft wieder, die er sich im ersten Teil so schön angeeignet hat, nämlich die für Elwenfels. Und ich kann ihn verstehen. Auch meine hessische Nussschale wurde geknackt, und irgendwas in meinem Inneren wurde ersetzt durch pfälzisches Gedankengut. Zumindest manchmal und teilweise. Hier werden einem irgendwie bunte und lebendige Farben und Bilder in den Kopf gemalt, so dass man sich mittendrin in Landschaft, Handlung, der Gemeinschaft und dem Getümmel mitten in, um, und um Elwenfels herum befindet. Was sich auch in den lebendigen Charakteren spiegelt. Das Schöne an Elwenfels ist ja, dass es sich nicht unterordnet, nicht geordnet ist, und doch in sich selbst geordnet. Versteht man das? Es ist, trotz der eigenen Ordnung des Dorfes ein heilloses und lebendiges Tohuwabohu, das nur so von Lebenslust zeugt, und das, trotz, dass meist ein Verbrechen nebenher gelöst wird, zu welchem Carlos dann aus Hamburg meist angelockt wird. Vielleicht folgt er auch einfach dem Ruf von Elwenfels, oder seinem Schicksal. Der Krimi fängt diesmal früh an. Wir sind gleich in ihm gefangen. Sofort anfänglich passiert der Mord. Nun muss nur noch herausgefunden werden, was dieser bedeutet. Aber zum Glück ist Carlos ja Privatdetektiv. Und hiermit schlägt das Schicksal schon wieder zu. Das Schicksal, der Himmel, oder Elwenfels selbst… beinahe meint man, irgendeine der drei Institutionen hätte Carlos wieder zurück gelockt, damit sich alles fügt. Schicksalsfügung, dieses Schicksal, das durch den ganzen Roman weht, und dessen Zahnrädchen ineinandergreifen. Irgendwie mystisch, mit nur einem Bein in der Realität stehend. Die leicht düstere Atmosphäre am Anfang bleibt, ist aber nicht unangenehm. Man fühlt mit der Elwenfelsbevölkerung. Wenn sie traurig sind, ist man es auch, wenn sie nicht weiterwissen, weiß man ebenfalls nicht weiter, und lassen sie ihren Humor frei, dann lacht man mit ihnen.

Das Buch ist voller versteckter Botschaften, die ich als Metapher ansehe, über die es sich lohnt nachzudenken. Zum Beispiel darüber, was echte Freundschaft und Loyalität bedeutet, wenn man ein Team sein soll, und in Wirklichkeit gar keines ist, und sich nicht mag. Die Leute, die eigentlich für die Welt Beschützer sind, sind die eigentliche Bedrohung. Und harmlose Geheimnisse sollen aufgedeckt werden, während die wirklich wichtigen und schlimmen unter einem Deckmantel des Schweigens versinken. Alles ein wenig ungerecht, aber mit einem Hauch dessen, was wohl wirklich in der Welt abläuft. Dieses kleine Dorf gegen die Bedrohung, das ist wie ein Spiegelbild der großen Gesellschaft, die sich Menschheit nennt, und wie sehr diese manchmal in Ungleichgewicht ist, trotz, dass sie es doch eigentlich nicht sein sollte ob unserer vielen Regelungen und der Toleranz, die vorherrschen sollte. Und vielleicht ist das Buch auch unterlegt von einem unterschwelligen Suchen und Finden, von etwas, das man im Leben sucht, das man findet, und der Frage, ob man es festhalten will, und kann, ob man den Mut dazu hat, und ob man für jemanden einfach mal der Held ist. Im Buch findet man mehrere Beispiele für all das.

Die Mischung aus poetischer Schreibweise und Sprache, den humorigen Stellen, der Mundart, der Vielfältigkeit, dem leicht mystischen Hauch, und den Krimielementen ist auch hier mal wieder super gelungen, weswegen man sich gar nicht traut, einfach nur zu sagen, es sei ein Krimi, weil die Geschichte so viel mehr ist. Zusätzlich finden wir in diesem Band kleine Easter Eggs, die auf Serien, Filme, Musik, oder weltberühmte Bücher hindeuten. Etwas, das ich schon immer geliebt habe. Es gibt im Buch viele kleine Szenen, Sätze und Abschnitte, die alleinstehend schon kleine Kunstwerke sind, sowohl literarisch, sprachlich, von der humorigen Seite aus gesehen, oder atmosphärisch, weil sie einen einfangen. Alles zusammenhängend ist also schwer zu beschreiben, weil das Buch nur so von Vielfältigkeit strotzt, und nicht in eine Genreschublade reingequetscht werden kann. Ich glaube ich hatte es in meiner Rezension zum ersten Teil vergessen zu erwähnen, und das, trotz, dass ich es eine wundervolle Idee fand. Jedes Kapitel im Buch (sowohl Band 1 und 2) hat nämlich eine Beschreibung dessen, was im Kapitel passieren wird, ohne uns zu viel zu verraten. Nur kleine Zweizeiler, manchmal nur ein Satz, vielsagend und kreativ, aber auch spannungsaufbauend, und meist zum Schmunzeln.

Die Geschichte im Buch ist persönlicher für alle Charaktere, weil es um etwas geht, was allen am Herzen liegt, und alle angeht. Die Sicherheit ist in Gefahr. Und auch den Unterschied zwischen der friedlichen Welt von Elwenfels, und den Großstädten drumherum, und in der Welt, ist zu spüren. Diese Weltfremde, die man Elwenfels zuschreibt, nur, weil dort alles etwas traditioneller läuft, ohne Übertechnisierung, ohne Verwaltung, die jeden Tag darauf pocht, dass Regeln eingehalten werden. Man muss diesen Lebensstil einfach lieben.

Wenn eine völlig moderne Welt auf eine trifft, die damit nichts zu tun haben will, und trotzdem glücklicher im Leben ist, dann kann das auch Gefahr bedeuten. Die Gefahren der modernen Welt, der Moderne. Elwenfels lebt ein wenig unter dem Radar, und zwar aller. Die Leute haben ihre Geheimnisse, die nicht entdeckt werden sollen. Und im Grunde genommen leben wir Menschen ja eher in einer Welt, in der es Gang und Gebe ist, dass jedes Geheimnis offengelegt, und aufgedeckt wird. Verwaltungen, Obrigkeiten, Behörden, Versicherungen, Ämter. Vielleicht ist es deshalb auch so wichtig, dass Elwenfels unter dem Radar all dieser Dinge bleibt, um sich dort wohlzufühlen. Ebenso haben wir den Vergleich von Großstädten, Fabrikgebäuden, modernen Bürogebäuden, großen Banken, überfüllten Straßen mit Autos, Lärm, und unzählbare Menschen gegen die Ruhe und Geborgenheit eines Dorfes. Das fühlt sich an wie Nachhausekommen, obwohl man gar nicht dort lebt. Die Elwenfelser akzeptieren einen, wie man ist, schränken einen nicht ein, verurteilen einen nicht, wenn man einen Spleen hat, oder verrückte Dinge tut oder denkt. Doch Owacht. Dies alles passiert auch nur, wenn man sie in Ruhe ihr Ding machen lässt, und Sie wiederum akzeptiert, mit all ihrem Tun. Als Leser fühlt man sich trotzdem unweigerlich irgendwie von ihnen akzeptiert, und alles fühlt sich vertraut an. Wie merkwürdig. Sogar durch das Buch durch. Das rede ich mir zumindest gerne ein. Denn sie lassen mich ja teilhaben an all ihren Erlebnissen und Geheimnissen. Was ich an den Elwenfelsern liebe, das ist ihre Loyalität untereinander. Sie sind füreinander da, und lassen sich gegenseitig nicht im Stich, und zwar niemals. Ebenso mag ich dieses unterschwellige in ihren schlagfertigen Kommentaren. Höchst gebildete sehen diese kleine Akzentuierung vielleicht nicht, aber ich finde es wundervoll, dass unter diesem Dialekt, so viel Weisheit schlummert, dass diese selbst von manch anderen Leuten nicht wahrgenommen wird, da sie das Gesagte nicht verstehen. Die Weisheiten zeugen von einem einfachen und glücklichen Leben, und dass es so scheint, dass andere Menschen es sich manchmal selbst viel zu schwer in ihrer eigenen Welt machen, wenn sie nach strikten Verhaltensregeln und Verwaltungsformen leben. Denn hier kommt es wie überall auf das Maß der Dinge an. Vielleicht ist es genau dieses Gefühl, was Elwenfels ausstrahlt. Das Gefühl der Freiheit. Ein ganz besonderer Krimi, denn Elwenfels strahlt Ruhe, Einkehr, Besinnung darauf, was wichtig im Leben ist, aus. Und dass die Großstadt mit all ihrer Anonymität nicht immer glücklich macht. Elwenfels ist Entschleunigung und Wohlfühlmomente. Und JA…… dies alles kann in einem Krimi vorkommen und widerspricht sich nicht. Die leichte und lockere Atmosphäre, die Heimeligkeit gibt sich hier die Klinke in die Hand mit einem Verbrechen. Humor, und Satire arbeiten Hand in Hand mit dem Versuch, dieses Verbrechen aufzulösen. Und es geht gar kein Weg daran vorbei, nicht wenigstens fast dauerhaft zu schmunzeln, wenn gar sogar manchmal laut aufzulachen, einfach der Szenerien wegen. Trotz, dass die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat, weil jemand stirbt. Und mindestens genauso viel Tiefe, die einen zum Nachdenken anregt. Sei es über die Lebensart der Elwenfelser, oder das eigene Leben, und wie zufrieden oder unzufrieden wir damit sind. Ob wir nicht manchmal die Notbremse ziehen müssen, um innezuhalten, und nachzudenken, ob wir wirklich glücklich sind, dort wo wir uns befinden. Oder ob Glücklichsein auch mit einem bestimmten Ort zusammenhängen kann, oder gar Personen, die sich dort befinden. Und, ob diese „Fremde“ uns nicht mehr Heimat geben kann, als ….. naja unser Zuhause… das vielleicht gar keine Heimat mehr ist. Was mir super gut gefällt ist, dass wir diesmal die Nebencharaktere besser kennenlernen, uns mehr in sie hineinversetzen können, in ihre Denkweisen und die Gefühlswelt. Auch die aus Band 1, die wir nicht so gut kennengelernt haben, die sind nun an der Reihe, und wir erfahren Dinge aus Gegenwart und Vergangenheit der Elwenfelser.

Für die Leute, die überhaupt gar nicht wissen, von was ich die ganze Zeit rede, wenn ich Elwenfels erwähne: Dies ist der Ort der Handlung in der Pfalz. Erfunden, aber nicht unreal. Denn so ähnlich spielt es sich dort ab, und Ähnlichkeiten zu Menschen, Brauchtum, Lebensart und Humor sind sichtbar, bzw. lesbar. Wir befinden uns also in der Gegend des Pfälzer Waldes, irgendwo dort, wo nicht allzu viele Menschen hinkommen. Winzerfluch ist Teil 2 der Elwenfels – Krimi Reihe. Als Einzelband lesbar, ABER wenn ihr alles vollkommen verstehen wollt, alle Zusammenhänge kennen möchtet, und wissen wollt, welche Vergangenheit die Protagonisten miteinander teilen, würde ich euch raten, den ersten Teil „Rebenopfer“ vorher zu lesen. Ihr habt keinen Nachteil ohne, aber definitiv mehr Spaß MIT den Vorkenntnissen. Es ist wie Nachhausekommen, nicht nur ins Buch und in diese wunderschöne Gegend, sondern auch zu alten Bekannten, die einen wieder freudig empfangen. Denn genau so fühlt es sich an, wenn man wieder ins Buch abtaucht. Und noch etwas sei gesagt: Rebenopfer und Winzerfluch sind überarbeitete Neuausgaben im Piper Verlag, die vorher schon mal veröffentlicht wurden. Das nur am Rande, für die, die denken, es sei eine völlig neue Geschichte. Aber Hurra, Band 3 und 4 steht schon für Anfang 2021 in den Startlöchern.

Es ist ja auch so, dass man die Habekostchen Bücher meist gar nicht in eine 5 Sterne Bewertung packen kann, da diese bei den Büchern nicht ausreicht, und ihnen manchmal nicht gerecht wird, da schon allein die poetische Schreibweise so wunderbar ist, dass sie mit den anderen Elementen kleine Kopfexplosionen bereitet. Und das im positiven Sinne. Der Winzerfluch hat nach dem sanften Kennenlernen des Rebenopfers richtig an allem aufgenommen, was man Fahrt nennen kann. Und das, obwohl Band 1 mir schon super gefallen hat. Band 1 war das Kennenlernen, nun sind wir mittendrin im Geschehen, und alles ist persönlicher und tiefer. Da das Rebenopfer 5 Sterne bekommen hat, muss ich hier wohl oder übel 6…. Oder ein paar mehr geben. Zumindest in meinem Kopf.

Und weil das Heldentum in allen möglichen Formen im Buch vor – und nicht zu kurz kommt, und sich in seiner eigenen elwenfelsischen besonderen Weise offenbart, die nicht immer was mit dem klassischen Sinne dessen zu tun hat, finde ich, es sollte einfach mal erwähnt werden. Sowohl für Heldenliebhaber, als auch für diejenigen, die damit normal nicht so viel anfangen können.

Das heutige Rezensionslied. Tjaja. Ich kann nix dafür. Mein Kopf bestimmt diese ja immer. Und auch wenn die Frauen von Elwenfels tough sind, und Frauen allgemein genau dies sein sollten, so ist es doch auch ab und an mal schön, auf einen Helden oder Ritter zu stoßen. Und Helden gibt es in diesem Buch wohl wahrlich:

„I need a hero…..I'm holding out for a hero till the end of the night………He's gotta be strong, and he's gotta be fast………..and he's gotta be fresh from the fight.
I need a hero………….I'm holding out for a hero till the morning light…….He's gotta be sure, and it's gotta be soon, and he's gotta be larger than life.“

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Die finale Schleifenfahrt für Lucy und Atlas….zumindest in unserem Leserbeisein

Augenschön Das Herz der Zeit (Band 3)
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Augenschön Band 3 – Das Herz der Zeit von Judith Kilnar

Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich gefreut. Es ist das Finalband einer Trilogie, in der endlich die Auflösung zu allen Rätseln der vorherigen ...

Augenschön Band 3 – Das Herz der Zeit von Judith Kilnar

Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich gefreut. Es ist das Finalband einer Trilogie, in der endlich die Auflösung zu allen Rätseln der vorherigen Teile steht. So wie es bei Finalbänden also immer ist, wartet man mit Spannung darauf, wie sich alles auflöst, und blickt dem Erscheinungsdatum freudig entgegen. So war es auch hier. Es ist dann wie ein Abschluss, eine Verabschiedung von der Geschichte. Man sagt Adieu, und…. nun ja….blickt einer neuen Trilogie entgegen. Möchte aber mit den Protagonisten der Bände nicht brechen, und sie in guter Erinnerung behalten. Wie alte Freunde. Und wer Band 1 und 2 nicht gelesen hat, wird wahrscheinlich auch nicht verstehen, worum es in Band 3 geht. Die Bände bauen aufeinander auf. Ohne das Lesen von Band 1 und 2 findet man wohl an der Lektüre keine Freude, weil man kaum etwas von der Handlung verstehen würde. Tatsächlich habe ich Band 1 und 2 sehr gemocht, weil ich die Idee toll fand, und die Umsetzung ebenfalls. Deshalb als kleinen Tipp von mir. Lest die Reihe nacheinander, sonst werdet ihr wenig verstehen. Worum geht es also in Band 3?

Die Geschichte in Band 3:

Eine kleine Umschreibung der Begebenheiten aus Band 1 und 2 will ich euch trotzdem geben. Ohne dieses Wissen fällt es mir schwer, Band 3 zu beschreiben, und meine Eindrücke niederzuschreiben.

Band 1 ist das Kennenlernen der Welt, der inneren Schleife in der alle Augenschön wohnen, ihre Rituale und Regeln. Hier lernt Lucy dann auch viele augenschön kennen, wenngleich nicht alle. Darunter ist dann auch Atlas, der sozusagen derjenige ist, für den sie Gefühle entwickeln wird. Wir erfahren auch von den Nächtlichen Geschöpfen, die das Ende aller Augenschön wollen, und versuchen diese auszulöschen. Band 2 ist dann die Reise der Suche nach dem Herzen der Zeit. Einem magischen Gegenstand, welchen die Nächtlichen Geschöpfe brauchen, um mehr Macht zu bekommen. Was natürlich nicht sein darf, denn dies würde alle Augenschön in Gefahr bringen. Dieser Band beschäftigt sich so sehr damit, dass ein ganzes Jahr vergeht. Auf die Suchmission geschickt werden Atlas, Lucy, und James.

Und in Band 3 zeigt sich nun, ob das, was in Band 1 an Freundschaften geschlossen wurde, auch wirklich Bestand hat. Und es hat. Die Loyalität der Freundschaften ist zu spüren, selbst, wenn man die Augenschön nur am Rande kennengelernt hat. Denn, in diesem Finalband kommen sehr viele neue Namen dazu, die alle total interessant in ihren Charakteren sind, die wir aber nur streifen, und nicht richtig und tief mehr kennenlernen, da es ja das Finalband ist. Der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, das gemeinsame Kämpfen in diesem Krieg und der finalen Schlacht gegen die Nächtlichen Geschöpfe, das hat mir sehr gefallen. Fast alle Augenschön werden irgendwie nochmal erwähnt, auch wenn sie gar nicht solche großen Rollen in der Geschichte hatten. Trotzdem hätte ich noch ein wenig mehr, als das pure Erwähnen, über die diversen Augenschön erfahren. Und dann ist da noch dieses Loch, in das Lucy in Band 3 fällt. Damit hat es aber etwas auf sich, das spoilern würde, was ich deswegen nicht erwähne.

Cover:

Das Cover ist in der Buchreihe ein Wiedererkennungszeichen. Die farbigen Augen der Augenschön sind ihr Erkennungsmerkmal, und das, was die Menschen in den äußeren Schleifen so sehr ängstigt. Es sind ausdrucksstarke Augen mit ungewöhnlichen Farben. Und ich habe wohl eine Schwäche für tolle Augenfarben :)

Fazit und Gedankenallerlei:

Die Geschichte war detailliert, hätte aber noch etwas detaillierter sein können in Bezug auf Personen und Geschichtshandlung, hatte sehr viel zu erzählen, hätte aber dabei auch mehr auf die Finalauflösungen konzentriert sein können. Es wurden sehr viele Dinge angesprochen und aufgelöst, wo Fragen sich aufgebaut haben, und trotzdem bin ich mit Fragen zurückgeblieben (da kann aber natürlich auch einfach an mir liegen). Wir haben sehr viele neue Charaktere kennengelernt, und in kurzer Zeit liebgewonnen, so dass es dann schade war, dass wir sie erst am Ende kennenlernen durften. Es war das kleine Zünglein an der Waage, das gefehlt hat, um das Finale ganz rund zu machen. Und trotzdem: Wer beide vorherigen Teile gelesen hat, der sollte diesen Teil auch lesen, um einfach einen Abschluss zu finden, und sich von den liebgewonnenen Figuren zu verabschieden. Und was unweigerlich im Buch und in der Geschichte mit drin ist, das ist der Zusammenhalt der Augenschön, ihre Loyalität untereinander, selbst wenn sie sich untereinander noch nicht gut kennen. Und die Fragen, die man sich nach der Lektüre stellt über Themen wie „Was wäre, wenn…?“ Oder „Wenn ich früher reagiert hätte, hätte ich was verhindern können?“, oder „Was wäre aus uns geworden, wenn ich den und diesen angesprochen hätte?“ oder „Ist es einfacher Jemanden zu belügen, um ihm etwas vorzuspielen, und ihn dadurch zu schützen?“. Schicksalshafte Fragen, die man sich immer mal wieder stellt, und die ich irgendwie herausgelesen habe. Das Buch weist also auf alle menschlichen Schwächen hin. Die Schwäche der Liebe, des Verrats, der Freundschaft, der Lüge, des Betrugs, des Verliebtseins, und die Schwäche der Seele, etwas zu vermissen. Doch wenn wir uns diese Worte genau anschauen, geht es dann darin wirklich um Schwäche, oder zeugen sie eher von Stärke? Alles ist Auslegungssache. Es ist keine Schwäche jemanden zu lieben, und keine Stärke, jemanden beschützen zu wollen, den man liebt, und ihn dafür zu belügen. Oder sieht das jemand anders, und lügen kann sowohl Schwäche und Stärke sein?

Auch hat das Buch eine schöne Lehre über Kämpfe und ihre Grausamkeiten, das man Leuten immer sagen sollte, was man sagen möchte, denn es könnte sonst vorher zu spät sein. Darüber, dass es immer die Falschen im Kampf trifft, und es eigentlich keine Richtigen gibt. Dass Töten grausam und ohne Sinn ist, dass es Menschen gibt, die sich auf die Seite der Bösen schlagen, weil sie denken dieses wäre mächtiger, und zu spät merken, dass sie selbst nur ausgenutzt werden, und Marionetten sind. Dass man viele Menschen im Kampf und in einer Schlacht verlieren kann, an die man Erinnerungen hat, und die viel zu jung ihr Leben gelassen haben, und dass es Menschen gibt, die gerade ihre zweite Chance bekommen haben, und am Ende doch sterben und tot sind, weil das Schicksal einfach grausam ist, und man vorher nie weiß, wen es trifft. Das Buch spricht von verlorenen und vergangenen verspielten Gelegenheiten, die wir uns nie mehr zurückholen können, und zweiten Chancen, die genutzt wurden, oder auch nicht. Wer also die ersten beiden Bände gelesen hat, der wurde ja schon ein wenig vorbereitet, auf diesen Endkampf der Augenschön gegen die Nächtlichen Geschöpfe.

Die Entwicklung von Lucys Charakter ist vielleicht eines der wichtigsten Dinge in der ganzen Trilogie. Wir haben anfänglich ein Mädchen des 17. Jahrhunderts, so wie wir es uns vorstellen. Keine Heldin, weil genau in diesem Jahrhundert, und natürlich auch in vielen anderen, den Frauen keine Stärke zugesprochen wurde, gar verboten. In den inneren Schleifen, nach ihrem Tod, lernt sie dann zu kämpfen, und das recht schnell. In normalen Büchern würden wir nun im finalen Abschlussband eine Heldin vor uns haben, die allen Dingen und Kämpfen gegenüber trotzt. Doch nicht Lucy. War sie in Band 2 noch die starke Titanin, so erleben wir in Band 3 eine völlig neue Lucy. Nicht nur äußerlich. Sie ist schwach, körperlich und seelisch, und trotzdem hat sie das Potenzial zur Heldin zu werden. Sie ist zurückhaltend, aber nicht schüchtern gegenüber Menschen. Vielleicht ist es genau das, was mir gefallen hat, Lucys Verletzlichkeit. Natürlich gehört dazu, dass sie auch mal weinerlich reagiert, aber ……. Ich habe schon weinerlichere Mädchen in Büchern erlebt. Es ist also eine Weinerlichkeit, die nicht nervt, sondern die ich nachvollziehen kann. Und vielleicht alle anderen…..die schon mal unter dem heftigsten aller heftigen Liebeskummer gelitten haben :D. Und trotzdem ist Lucys Zustand schwankend. Mal weinerlich, mal stark für die anderen Augenschön, die dann plötzlich weinerlich sind. Da gibt es keine Konstante. Zusätzlich zu dieser seelischen „Schwäche“, die uns nur daran erinnert, wie wichtig die Liebe für unser Leben ist, kommt bei Lucy noch das Körperliche dazu. Diese „Krankheit“, die ihr Leben auszusaugen scheint, und die ihr immer mehr von ihrem Lebensmut und ihrer Kraft nimmt. Auch hiermit geht sie um, wie ich es nur bewundern kann. Gerade beim Thema Krankheiten wäre ich wohl viel weinerlicher. Menschen sind nicht alle gleich, und es gibt kein Regelwerk, wie man auf Dinge zu reagieren hat, gerade in Bezug auf Gefühle und Kranksein. Deswegen fand ich es…… ich will nicht sagen erfrischend……. Aber menschlich. Und alles was menschlich dargestellt wird, finde ich nicht unbedingt schlecht. Vielleicht ist es aber auch nur eine menschliche Phase meinerseits. Und so kommt es, dass Lucys Entwicklung nicht auf die Erstarkung zielt, sondern für mich viel mehr bedeutet, dass man auch Welten retten kann, oder es zumindest versuchen möchte, wenn man ganz am Boden ist. Sowohl seelisch, als auch körperlich.

Die erste Hälfte ist aus Lucys Sicht, und zur Hälfte hin gibt es dann diese neue Erzählperspektive, oder besser gesagt Perspektiven, die aus der Sicht der anderen Augenschön die Geschichte erzählt, was es nochmal inniger macht, und ein Verhältnis aufbaut, so als ob wir am Schluss der Trilogie nochmal einen Einblick in deren Welt und Denkweisen bekommen. Leider ist es immer mal nur ein Kapitel zwischen denen von Lucy, so dass sich das Verhältnis zwar aufbaut, uns aber nur streift, da die Zeit nicht bleibt, dies alles zu intensivieren. Und obwohl ich die Geschichte mag, und auch die Idee dahinter toll fand, und das schon in den ersten beiden Bänden, ist beim Finalband irgendwas verrutscht. Anfangs passiert nicht gar so viel, und zur Mitte und zum Ende hin, dann ganz viel und alles ganz plötzlich und sehr schnell. Wenn man dieses Geschehen auf das gesamte Band ausgeweitet hätte, wäre es ein sehr schönes Finale geworden, welches auch keinen Abbruch darin gefunden hätte, dass ich diesen Hauch an Ähnlichkeiten in der Geschichte gespürt habe, die mich an andere Buchgeschichten erinnert haben. Ja, man merkt im Buch diesen Hauch von anderen bekannten Geschichten. Zwei an der Zahl. Aber es ist ein leichter Hauch, etwas das hinten im Kopf leicht anpocht, aber nicht weiter stört. Denn auch wenn man in einigen Büchern manchmal Dinge liest, die einen an andere erinnern, so ist es ja nicht so, dass die Geschichte nicht trotzdem eine völlig eigenständige ist. Und wer wahrlich viel liest, wird in vielen Büchern kleine Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten finden, und das ist gar nicht böse gemeint. Es gibt einfach sehr viel Buchlektüre auf diesem Planeten…..und das ist übrigens auch gut so :) Und trotzdem mag ich momentan Romantasy, und von der Liebesgeschichte ist einiges im Buch enthalten. Manchmal nimmt sie sogar überhand, so dass der Rest der Geschichte samt Schlacht, und die Bedeutung des Herzens der Zeit, in den Hintergrund rücken. Und DOCH: Die Gedanken und Lehren zu den Thematiken, die ich schon beschrieben habe, die gefallen mir sehr gut. Und auch die Gefühle der Protagonisten kommen gut rüber, so dass man sich in ihr Denken einfühlen kann. Zumindest bei dem Großteil der Hauptprotagonisten. Am Ende kam es mir so vor, als ob der eine Teil zu viel Platz einnimmt, der andere zu wenig, und die Geschichte sich irgendwie verschoben hat, weil alles in dieses finale Band hineinmusste.

Wir lernen in den Bänden die Augenschön kennen, und wie eine fließende Geschichte gibt es in jedem Buch kleine Schnipsel und Gedanken aus Büchern der Welt der Augenschön, so auch hier. Ebenfalls, gibt es in jedem Buch die Geschichte eines Augenschön, die dann nochmal aufgegriffen wird, in irgendeiner Form, sich aber nicht tiefe damit beschäftigt. Und am Ende gibt es im Buch nochmal eine Zusammenfassung der Gesamttrilogie mit Namensverzeichnissen aus allen Welten und Schleifen, die nochmal Erlebnisse aus den anderen Bänden in Erinnerung rufen, und so den Abschied der Reihe etwas leichter machen, selbst wenn Finalbände einen ein wenig melancholisch zurücklassen. Die Zusammenfassung besteht aus Anekdötchen, und Geschichten, die einen dann doch wieder schmunzeln lassen. Eine schöne Idee.

Es ist ein Buch voller Irrungen Wirrungen und Missverständnissen, die uns begleiten. Und das alles in der schönsten Form des menschlichen Zusammenseins, der Liebe. Diese wird diesmal von allen möglichen Augenschön gefunden, erwähnt, und wir erhalten Beispiele, die das Buch mit genau dieser Thematik umwehen. Und das große Thema des dritten Bandes ist, dass man das richtige tun will, und ob dieses auch genau das Richtige ist, oder in eine falsche Richtung geht. Ob all unser Sein und unser Tun mit unserem Schicksal verbunden ist, oder ob wir selbst für unsere Taten zuständig sind. Ist alles festgelegt? Gibt es Prophezeiungen? Und wenn ja, und wir diesen folgen, ist es dann unser selbstbestimmtes Schicksal, oder erfüllt sich die Prophezeiung nur deswegen, weil wir genau das tun, was wir von ihr denken, tun zu müssen? Und was ist das überhaupt? Auch hier hat unser Willen zwei Wege. Den richtigen und den falschen. Und unweigerlich steht man mitten auf einem Weg der zwei Abzweigungen hat, und fragt sich, welche die richtige ist. Wenn wir in die eine gehen wird es einen anderen Einfluss auf unser Leben haben, wie die andere. Das als Metapher finde ich gut in die Geschichte eingebracht. Denn es geht hier nicht nur um Lucy und Atlas, sondern um mehrere Augenschön, die dieselben Entscheidungen für sich selbst treffen müssen. Und nicht immer sind diese richtig, obwohl sie so vernünftig am Anfang erscheinen. Doch vielleicht ist Vernunft ja nicht immer die Lösung für alles, sondern man sollte auch ab und an auf sein Gefühl und Herz zu hören. Denn meist ist es so, dass wir eine Entscheidung für uns selbst treffen müssen, dafür aber jemand andren verletzen könnten, und manchmal sogar uns selbst.

Also, ihr wisst Bescheid: Band 1 und 2 erst lesen, alles baut aufeinander auf. Und ihr würdet in Band 3 Personen vorverurteilen, ihnen Charaktereigenschaften andichten, die so gar nicht stimmen. Denn wer den Anfang von etwas nicht kennt, darf das Ende doch nicht beurteilen, oder? Es gibt immer Gründe, wieso jemand so ist, wie er nun mal ist. Bei Buchprotagonisten ist das nicht anders. Bilde ich mir zumindest gerne ein. Natürlich schreiben Autoren Charaktereigenschaften nicht zu, sondern manche Charaktere entwickeln sich selber. Wenn ich nun also von Lucy, unserer Hauptprotagonistin lese, dann sehe ich in ihr das junge Mädchen, das aus einem Jahrhundert kommt, in dem Zurückhaltung und Schüchternheit an der Tagesordnung waren. Das kann sie natürlich nicht schnell ablegen. Aber ich sehe ebenfalls das Mädchen, das sich in den inneren Zeitschleifen (seht ihr, um das nun zu verstehen, müsst ihr Band 1 und 2 lesen) in Atlas verliebt, unsterblich. Manche werden jetzt stöhnen, andere innerlich seufzen. Doch was ihr hinter der Fassade nicht sehen würdet, ist die Entwicklung, die Lucy seit dem ersten Teil durchgemacht hat, die Aufgaben, an denen sie gewachsen ist. Auch wenn sie immer noch nicht die Heldin aller kriegerischen Heldinnen ist. Denn das ist einfach nicht ihre Art.

Ich würde hiermit dem Buch 3,5 Sterne geben (die ich auf 4 aufrunde), weil es mich nicht vollkommen und ganz überzeugt hat, in der Erwähnung der finalen Schlacht, und beim Eintauchen in neue Protagonisten, die in viel zu großer Vielzahl in einem Finalband erscheinen, so dass ich leider nicht die Gelegenheit hatte, sie kennenzulernen. Dass darüber hinaus der eigentliche Kampf und das Herz der Zeit ein wenig in den Hintergrund gerückt sind, ist ebenfalls schade. Trotzdem fand ich den Abschluss sehr schön, weil er als Verabschiedung von liebgewonnenen Charakteren dient.

Heutiges Rezensionslied, welches ich passend fand:

„I'm sorry that I hurt you. It's something I must live with everyday. And all the pain I put you through. I wish that I could take it all away. And be the one who catches all your tears. That's why I need you to hear: I've found a reason for me. To change who I used to be. A reason to start over new.
And the reason is you.“

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Veröffentlicht am 28.10.2020

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Wundervolle Weihnachtsbäckerei von Theresa Baumgärtner

Für mich muss Weihnachten immer mit Traditionen einhergehen. Ich mag es, und es ist für mich etwas, das Beständigkeit zeigt in der heutigen Zeit, ...

Wundervolle Weihnachtsbäckerei von Theresa Baumgärtner

Für mich muss Weihnachten immer mit Traditionen einhergehen. Ich mag es, und es ist für mich etwas, das Beständigkeit zeigt in der heutigen Zeit, die von Hektik und Problemen nur so geprägt ist. Gerade jetzt, wo noch einiges an Problemen dazukommt, ist es schön sich zu besinnen, und den Traditionen zu frönen, sich ihrer zu erinnern, und vielleicht auch ein wenig sentimental zu werden, ob der Kindheit, und einer Zeit, wo alles noch in Ordnung war. Welche Dinge gehören für mich zu Weihnachtstraditionen also dazu? Ganz viele. Denn ich gebe es zu. Ich liebe Weihnachten, und bin wohl damit auch ein Weihnachtsmensch. Und warum? Aus oben besagten Gründen. Weihnachten gehört für mich zur hoffnungsvollen Zeit. Ob die Hoffnungen erfüllt werden, sei dahingestellt. Aber man hat zumindest welche. Weihnachten bringt Besinnlichkeit, Ruhe, Licht in der Dunkelheit, Kerzenschein, Kirchengeläut, Hoffnung und Freundlichkeit (zumindest meistens) in eine Welt, in der ich es sonst nicht so wahrnehme. Zumindest, wenn man Weihnachten an den richtigen Plätzen zelebriert, und mit den richtigen Menschen, eben der Familie, oder Menschen, die uns nahe sind. Zumindest bei mir ist dies so. Dass es da sicher auch anders sein kann, ist möglich. Von winterlichen Spaziergängen in der Dunkelheit, von hellem Erstrahlen der Lichter, bis hin zu der einen kitschigen Tradition, dass es bestimmte Filme gibt, die geschaut werden müssen, bis natürlich…..mindestens ein Weihnachtsbuch zu lesen (meist werden es mehr), ist dann alles dabei in der Vorweihnachtszeit. Dann wären da noch die Weihnachtsmärkte (auch die schönen kleinen gemütlichen), alles ist hell erleuchtet, und die Märchen! Wie konnte ich die Märchen vergessen?! Mein Vorgeplänkel sollte euch eigentlich ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen. Hat nicht geklappt? Naja. Dann habe ich wohl das Wichtigste vergessen zu erwähnen. Weihnachten und Backen gehört wie das Amen in die Christmette an Heiligabend. Ich LIEBE Backen. Das Tolle an der Weihnachtsbäckerei ist, dass man es meist zusammentut, in einer Küche, die hinterher nicht mehr wie sie selbst aussieht. Und vor allem die Düfte, was soll ich euch erzählen? Wenn Lebkuchendüfte oder Zimt durchs Haus wehen, das ist wohl das heimeligste überhaupt (ja okay, ich habe eine Vorliebe für Gewürze). Und die obligatorische Weihnachtsmusik gehört natürlich auch dazu. Weihnachtsbacktage sind meist glückliche Tage. Und was wird gebacken? Meist Traditionelles. Doch auch an Neuem versuche ich mich gern. Ganz toll ist natürlich die Kombination aus Neuem UND Traditionellem. Modernem und althergebrachten Wohlfühldingen. Doch kann das überhaupt kombiniert werden? Ich wollte es probieren. Und dafür habe ich dieses Buch zur Hand genommen.

Was das Buch uns erzählt:

Ha, ihr dachtet wohl, ich könnte diesmal keine Inhaltsangabe des Buches wiedergeben, weil es keine Geschichte zu erzählen gibt? Falsch gedacht. Denn vorliegendes Buch ist nicht irgendeines, sondern erzählt zwischen den Rezepten zur Weihnachtsbäckerei tatsächlich noch etwas. Inspiriert vom Nussknacker und Schwanensee, erinnernd an das Märchen des Nussknackers und winterliche Schwäne, gibt es hier nämlich landschaftliche Fotos, die uns in eine winterliche Welt des märchenhaften Ostallgäus eintauchen lassen. Genauer gesagt die Gegend und Orte um Neuschwanstein mit Füssen. Und wer dort schon war, wird unweigerlich die Schwanenverbindung finden.

Cover und Bildgestaltung im Buch:

Cover und Bildgestaltung im Buch sind ganz eigen auf die tolle Art und Weise und hochwertig. Die Fotos laden zum Träumen ein, und nehmen uns mit in die winterliche Gegend um Füssen. Die Bilder der Plätzchen und Leckereien sind einfach nur wundervoll arrangiert. Alles in allem ist auch das Cover wunderschön anzusehen, und bringt richtiges Weihnachtsfeeling rüber, auch wenn es nur den Nussknacker zeigt, der zart umrandet von den Schwänen ist. Und trotzdem ist es gerade dieses Minimale, was einen sofort dazu anregt, ins Buch einzusteigen, und in die Rezepte mit ihren Bildern einzutauchen. Denn der Nussknacker ist ein wirklich schöner weihnachtlicher Eyecatcher.

Fazit und Gedanken zu den Rezepten und den Bildern im Buch:

Dieses Buch ist ein Gesamtkunstwerk, das sich aus verschiedenen Dingen zusammensetzt. Wir haben Geschichten, Dekobastelideen, märchenhafte Bilder von Landschaften und natürlich den Plätzchen, zusammen mit Ausschnitten aus den namensgebenden Texten von Nussknacker und Schwan, oder kleinen informativen Texten über das Kunsthandwerk im vorweihnachtlicher Zeit. Und irgendwie habe ich sofort das Gefühl bekommen, morgen mit dem Weihnachtsbacken anfangen zu….nein müssen ist das falsche Wort….dürfen passt eher. Wenn ich es eben nicht schon getan hätte. Da fällt es einem gar nicht mehr schwer, in den Winter abzutauchen. Und auch wenn dieses Jahr anders sein wird, sollten wir alle versuchen, das Beste aus dem zu machen, was wir haben. Unsere Familien, und Weihnachten ist ja nicht weg…es zeigt sich diesmal nur eben in einer anderen Form. Hoffentlich ist das Weihnachtsfest in den Menschen so verankert, dass es trotzdem zu spüren ist, auch unter den gegebenen erschwerten Umständen. Seid also alle nicht traurig darüber, was ihr dieses Jahr nicht haben werdet, sondern überlegt, was ihr stattdessen haben könnt.

Was mir positiv aufgefallen ist, das ist das Format des Buches. Als ich das erste Mal davon gehört habe, dachte ich, es wäre etwas größer. Aber als ich es dann in Händen hielt, da war es keins dieser riesigen Backbücher, sondern schön handlich, und vom Format so, wie ich es liebe. Und übrigens trotzdem gut lesbar. So, dass man es gerne auch mal einpacken kann, um es mitzunehmen, und mit jemand aus dem Familien – oder Freundeskreis einen Backtag zu machen, und sich damit zu vergnügen.

Der Aufbau gefällt mir richtig gut. Da sind nicht nur die von mir schon vielmals erwähnten Bilder und Geschichtsschnipsel, sondern auch Dinge praktischer Art. Zuerst bekommen wir im Buch eine Einleitung, die uns allerlei Tipps zum Thema Backen gibt: Utensilien, Zutaten, und allerlei nützliche Informationen. Des Weiteren wollte ich positiv noch hervorheben, dass es hinten eine Art Glossar gibt, ein Register, in dem zum einen nach Alphabet, aber zum Zweiten zusätzlich auch geordnet wurde nach Zutat und Art. Zum Beispiel die Leckereien mit Nüssen, Schokolade, welche mit Gewürzen, ohne Ei……und viele mehr. So fällt einem die Suche nach etwas, das man explizit backen möchte, leichter. Der dritte Baustein zur Unterstützung unserer kleinen idyllischen Kopfwinterreise sind dann die Texte des Buches, die vom Märchen des Nussknackers und Schwan inspiriert wurden. Und die es sich auf alle Fälle lohnt, zwischen dem Backen zu lesen, und kurz innezuhalten.

Wer gerne mit Kindern in der Vorweihnachtszeit backt, der bekommt im Buch auch noch kleine Anregungen und Bastelanleitungen für Deko, wobei ich hier natürlich auch darauf hinweise, dass ich als Erwachsene ebenfalls unheimlich gerne bastele. Und das gerade für Weihnachten. Somit wurde mein Bastelleidenschaftsherz mit dem Buch ebenso getroffen, wie meine Leidenschaft für Backen, Märchen, Geschichten, wunderschöne Ansichten, und dieses Märchenhafte und Erwartungsvolle, was in der Vorweihnachtszeit liegt.

Die Plätzchen selbst sind richtige kleine Kunstwerke, und die Zutaten wirklich hochwertig. Nicht 08/15, aber auch nicht so, dass man sie nicht nachbacken könnte, und sie schrecklich viel Arbeit machen. Die Balance ist hier also gegeben. Es wird viel mit Rohrohrzucker gebacken, oder gar Dinkelmehl. Aber da ich dieses selber gerne ab und an mal nutze, finde ich die Idee gut und schön. Probiert habe ich mich erstmal an Gewürzplätzchen, da sie mich mit ihrer Zusammensetzung von weihnachtlichen Düften und den Gewürzen, so sehr an Weihnachten erinnern. Wer kann bei Zimt, Nelken und Muskat schon widerstehen?!

Das Buch selbst ist von Theresa Baumgärtner, Fernsehköchin, und man merkt dem Buch richtig an, dass es so etwas wie ein Herzensprojekt von ihr sein muss. Anders kann man sich die liebevolle Gestaltung gar nicht erklären. Alles ist sehr kunstvoll.

Was ich an dem Buch so liebe ist, dass nicht einfach lieblos irgendwelche Rezepte und Backtipps zu Weihnachten gegeben wurden. Es ist ein Buch, das eine Geschichte erzählt, TROTZ, dass es ein Backbuch ist. Nämlich die einer märchenhaften winterlichen Reise. Die Tradition wird hier verwoben mit der Moderne. Es kommen traditionelle Backrezepte wie Kipferl und Pfefferkuchenmänner, ebenso wie Springerle zum Vorschein. Aber natürlich auch andere Plätzchen und Kreationen, die mit gar nicht so viel Aufwand dann so grandios aussehen, dass man damit jedem eine Freude machen kann, indem man sie zum Beispiel als Präsent mitnimmt. Dies alles wurde schön arrangiert. Und hier merkt man die eigentliche Kunst. Die Dekorationen, und das Herrichten der Plätzchen ist fast genauso liebevoll, wie das ganze Buch an sich. Und diese Liebe zum Backen, und zur gemütlichen Vorweihnachtszeit, die spürt man in jeder Seite. Wir begegnen auf unserer vorweihnachtlichen Winterreise durchs Buch nämlich nicht nur diesen Köstlichkeiten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, sondern eben auch ganz vielen Fotos aus einer Winterlandschaft, inklusive Schloss Neuschwanstein, was die Märchenatmosphäre unterstreicht. Und so kommt die Stimmung rüber, und man will eigentlich sofort aufstehen, und sich in die Küche aufmachen, trotz, dass es erst Ende Oktober ist. Aber wieso auch nicht? Das Buch ist quasi wie ein kleiner gemütlicher und ruhiger Rundgang, über einen traditionellen Weihnachtsmarkt, samt Winteratmosphäre, auf dem alles selber hergestellt wurde, mit ganz viel Liebe, Kreativität und Können, und während dem uns Geschichten erzählt werden, die uns träumen lassen. Es ist wie ein Märchenspaziergang. Die Inspiration zu diesem Buch fand die Autorin in den Ballettstücken Nussknacker und Schwanensee. Und wir finden im Buch hoffentlich ganz viel Inspiration für unsere eigene winterliche Weihnachtsreise. Auf der wir vor allem wunderbar Leckereien genießen können.

Welches andere Lied könnte ich hier als Rezensionslied nutzen, wo dieses doch wie die Faust aufs Auge passt, weil es für Alt und Jung ist, und damit die Verbindung der Generationen aufbaut, die zusammen in der Vorweihnachtszeit eine schöne Zeit mir Backen haben?

„Brauchen wir nicht Schokolade. Zucker, Nüsse und Succade. Und ein bisschen Zimt? Das stimmt.

Butter, Mehl und Milch verrühren. Zwischendurch einmal probieren. Und dann kommt das Ei. Vorbei.“

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