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Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein Funke der Liebe im Zeitgeschehen kann zu allen Zeiten entfacht werden.

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
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A Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic von Kira Licht

Hallo liebe Buchmenschen. Es gibt Dinge, die ich einfach liebe, oder für die ich mich unheimlich interessiere. Schöne Dinge, schreckliche Dinge. ...

A Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic von Kira Licht

Hallo liebe Buchmenschen. Es gibt Dinge, die ich einfach liebe, oder für die ich mich unheimlich interessiere. Schöne Dinge, schreckliche Dinge. Zum einen ist da meine Affinität zu Zeitreisegeschichten. Ja, im Laufe meiner Buchlesekarriere, also fast mein ganzes Leben lang, habe ich schon immer Geschichten geliebt, in denen man durch die Zeiten reisen kann. Etwas, das uns Menschen eigentlich verwehrt geblieben ist. Bis jetzt. Doch dank Büchern, und ihren Geschichten, kommt es uns in der Lektüre manchmal genau so vor, als ob wir uns in der jeweiligen Zeit befinden, in der die Geschichte spielt. Zum anderen, und das könnt ihr nicht wissen, gibt es in just dieser Geschichte unserer Menschheit immer wieder Tragödien, die so schrecklich sind, dass sie uns auch nach Jahrhunderten nicht loslassen, und uns schlichtweg den Atem rauben. Auf die emotionale schreckliche Weise, die uns beim näheren Nachdenken immer wieder in unsere eigene Gedankenwelt bringt, und uns Fragen stellen lässt, wie wir damals reagiert hätten, was wir getan hätten …. Hätten wir genau zu diesen Zeiten gelebt. Eines dieser Ereignisse, uns das fand ich schon immer (auch vor dem Film), ist der Untergang der Titanic. Wie fühlen sich Menschen die erfrieren, die untergehen und ertrinken, die von Teilen des Schiffs erschlagen werden, oder schlimmeres im Augenblick ihres Todes erleben? Gewahr in ihren Köpfen, dass sie nun sterben werden, und dass es für die nun keine Rettung mehr geben wird, so dass der Ozean ihr Grab wird? Zu wissen, dass man zwar gerettet ist, aber auch mit dem Wissen, dass Teile der eigenen Familie vor den Augen ertrinken? Der eigene Mann, der eigene Sohn? Oder, dass ganze Familien gerade ausgelöscht werden? Ich will euch mit diesen Worten gar keine Angst machen. Aber wer den Titel des Buches liest, der sollte sich gewiss sein, dass die Titanic eine Rolle im Buch spielt. Doch nun komme ich erstmal dazu, worum es im Buch und seiner Geschichte geht.

Welche Geschichte das Buch uns erzählt:

Lilly deGray lebt mit ihrem Vater und einer Menge Geldsorgen alleine, und die beiden haben ein Antiquariat. Was die Welt nicht weiß ist, dass beide aus einer Familie von Zeitreisenden stammen, und somit die Exponate direkt aus den Zeitepochen besorgen. Das klappt immer, doch eines Tages wachsen dem Vater die Schulden über den Kopf, und da kommt der Auftrag eines Ehepaares gerade recht, die Kette einer Vorfahrin zu finden. Diese ist auf der Titanic mitgefahren. Lilly muss also nun in die Vergangenheit und ins Jahr 1912 reisen, und gibt sich als Dienstmädchen aus, tritt in die Dienste einer reichen Gräfin, und versucht an die Kette zu kommen. Doch die Zeit, die ihr sonst hilft und sie in andere Epochen bringt, ist hier gegen sie. Denn der Eisberg rückt immer näher. Und dann ist da noch ein Passagier der 1. Klasse, nämlich Ray, in den Lilly sich nach und nach verliebt. Die Frage ist, ob Lilly den Zeitreisekodex der Familie einhält, und alles so lässt, wie es ist, oder Ray retten wird. DAS … erfahrt ihr im Buch. Und bedenkt dabei immer: Zeit – Raum – Kontinuum und so ;)

Cover und Titel:

Das Cover, seufz. Ich mag die Farbgebung, weil sie so Vieles in sich vereint. Zum einen, dass es eine fantastische Geschichte der Zeitreise ist, zum anderen die im Titel genannten "Sparks", die das Meer preisgibt, weil alles eben funkelt, und damit der Funke bei mir übergesprungen ist. Und dann ist da natürlich die Farbgebung des Meeres an sich, auch wenn man es gar nicht direkt sieht. Aber wer Fantasie im Kopf hat, findet leicht eine Verbindung zum Meer und einer Sternennacht, in der eine Katastrophe passiert ist. Tatsächlich sieht das Cover fast so aus, als ob der Titel sich unter Wasser befindet, und hinab auf den Grund des Meeres sinken würde. Deswegen ist das Cover zum einen wirklich ein sehr schönes, aber auch eines, das melancholisch macht. Zumindest mich.

Fazit und Gedankenallerlei:

Es scheint so, als ob die Geschichte parallel zur Jungfernfahrt der Titanic verläuft. Erst ruhig und still, wie die See in der Nacht der Kollision. Zu still, so dass ein Eisberg nicht ersichtlich war, weil sich kein Wasser daran gebrochen hat. Später ist die Geschichte dann voller Panik, Chaos und Aufregung. So wie eine Masse von Menschen in absoluter Todesangst. Im Angesicht des Todes zeigt sich auch im Buch, wer sich selbst am nächsten ist. Die Geschichte birgt mehr in sich als man anfänglich sieht. Am Anfang scheint es fast so, als ob wir nur die Spitze des Eisbergs sehen würden. Doch mit der Zeit geht sie in die Tiefe, und wir erfahren, was sich unter der Oberfläche befindet. So wie der Eisberg unter der Wasseroberfläche. Alles nimmt gemächlich Fahrt auf. Und ab und an könnte man meinen, dass die Geschichte verknüpft ist mit ihrer Fortsetzung, dem 2. Band, der auch noch dieses Jahr er scheinen wird. Alles wirkt ein wenig wie die Vorbereitung auf etwas, das da kommt, etwas, das wir jetzt noch nicht sehen können. Und das finde ich ungemein spannend, auch wenn dadurch nicht ganz so viel Action im vorderen Teil des Buches vorkommt. Muss es auch gar nicht. Der letzte Teil entschädigt. Alles ist wie ein langsamer Aufbau der Geschichte. Wir bekommen übrigens gleichzeitig Slow-Burn, weil die Liebesgeschichte so zart und zurückhaltend beginnt, was eher der Zeit geschuldet ist. Überhaupt: Die Langsamkeit und Ruhe ist etwas, das erst im 2. Teil und zur Hälfte hin aufgewirbelt wird. Doch die Beschreibungen der Zeit sind sehr detailliert. Und was soll ich sagen? 1912 war nun einmal ein Jahr einer Zeitepoche, die für unsere heutige Schnelllebigkeit etwas langsam erscheint. Die Liebesgeschichte an sich nimmt nämlich gar nicht so schnell an Fahrt auf, andere Zeiten eben, und andere Geschwindigkeit. Was man verwechseln könnte ist dann aber, dass sie trotz der Zeit schnell an Intensität gewinnt. Etwas, das man versteht, wenn man die Charaktere beachtet und weiß, was ihnen im Leben fehlt. Denn die Räume zwischen Menschen und Gesellschaften, alles was zwischen uns steht, sei es auch die Zeit an sich, spielt natürlich eine ganz große Rolle im Buch. Sei es bei den Klassen der Gesellschaft auf dem Schiff, oder im Übrigen Umgang der Menschen im Miteinander.

Achtung: Hassmenschenalarm voraus! Euch werden einige hassenswerte Personen begegnen, und meine Vermutung ist, dass einer davon wahrscheinlich auch in Band 2 auftaucht. Ihr stoßt im Buch auf Intoleranz, Überlegenheitsdenken, Tyrannei, eine richtig mies ausgeprägte Zweiklassengesellschaft und viele Menschen, die sich für die Krone der Schöpfung halten, und die unter ihnen Stehenden genau das auch immer wieder spüren lassen. Leute mit der "Ich bin adelig und ein besserer Mensch als alle Angestellten"-Karte, die sie gerne ausspielen. Grausame Zeit im Hinblick darauf, wie Standesunterschiede waren (wobei ich ja finde, dass es in jeder Zeit Menschen gibt, die sich aufspielen, und sich für etwas Besseres halten, und die ärmeren Leute müssen dafür büßen). So, genug über die Zeiten gemeckert. Dass es Ungerechtigkeiten in unserer Welt gibt, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Ich habe hier übrigens etwas, das ich nicht so häufig in Rezensionen habe. Nämlich, dass ich sehr wenig die Namen der Protagonistinnen und Protagonisten erwähne. Das ….. hat seinen Sinn. Glaubt mir. Aber das ist einer der Clous der Geschichte, und das sollte jeder selbst beim Lesen herausfinden. Nur so viel sei gesagt: Ihr bekommt 2 Erzählperspektiven. Lilly mag ich ungemein als Protagonistin. Sie ist nicht überheblich, aber auch nicht ganz zurückhaltend, und kann sich im Notfall wehren. Somit ist sie als Charakter sehr angenehm. Sie tut, was sie eben tun muss, und das imponiert. Auch dass sie oft den „Harten Weg“ nimmt, statt es sich leicht zu machen. Die eingeschworene Gemeinschaft zwischen Vater und Tochter finde ich sehr schön, weil sie ein Gefühl von Geborgenheit hinterlässt, und das trotz, dass Lillys Mutter vor nicht allzu langer Zeit gestorben ist.

Der Rahmen ist die Zeitreisegeschichte der Gegenwart, aber was uns immer wieder anzieht ist das Schicksal der Menschen auf der Titanic, und damit die Reise selbst in die Vergangenheit, und auf dem Schiff selbst. Wäre es eine reine Zeitreisegeschichte, würde es nicht so emotional mitnehmen. Der Rahmen ist gegeben, und er wurde gefüllt mit Drama und einer zarten Liebesgeschichte, die sich übrigens selbst auch noch beweisen muss :). Und auch, wenn das Ganze natürlich kein „Titanicbuch“ ist, sondern seine ganz eigene Geschichte erzählt, so nimmt das Unglück in seiner alles übersteigenden Dimension und Tragödie natürlich so viel Platz ein, dass man es fast doch als Buch über die Titanic durchgehen lassen könnte. Denn Kira Licht hat eines getan: Wirklich gut recherchiert. Und das, so scheint es, nicht nur aus dem Grund ein Buch über ein vergangenes Ereignis zu schreiben. Man spürt das Interesse und die Emotionalität, die der Untergang der Titanic noch heute in uns Menschen hervorruft. Denn da ist noch die Intensität des Untergangs an sich. Die Abschiede, die gemacht werden. Und an einer Stelle kamen dann wohl auch mir die Tränen, parallel zum Wasserstand der das Schiff immer mehr geflutet hat, weil es wirklich sehr emotional wurde. Weil gerade diese Thematik es ist, die uns immer wieder daran erinnert, wie schnell es vorbei sein kann, gerade auch WEIL es nur einen Moment (und einen Eisberg, der zu spät gesehen wurde) in der Zeit benötigt, der uns alles nehmen kann. Und Zeit ist etwas, das in dieser Zeitreise wirklich essenziell ist. Kann man sie ändern? Sollte man sie ändern? Will man sie ändern? Oder muss man am Ende alles so lassen, wie es passiert ist, um das Raum-Zeit-Kontinuum nicht zusammenbrechen zu lassen? Die alten Fragen der Zeitreisen eben. Zum Glück gibt es im Buch einen Kodex dafür. Die große Frage ist nur, ob dieser gebrochen wird, oder nicht. Und das muss jeder Lesende für sich selbst herausfinden.

Letztendlich, und das finde ich das Spannende am Buch, ist mal selbst froh am Leben zu sein. Wie ich das meine? Man war natürlich in keiner Gefahr beim Lesen, aber das Intensive der Geschichte und des Untergangs macht einem erst mal begreiflich, wie froh man in seinem eigenen Leben sein kann, niemals so ins Angesicht des Todes blicken zu müssen. Oder mit denen mitzufühlen, die es eben schon getan haben, gerade tun, und überlebt haben. Das ist eine schöne Lehre, und ändert so manche Sicht auf das Leben. Und dann ist da ja noch der lockere Schreibstil, der es schafft, die bedrückende Situation, von der wir alle wissen wie sie endet, etwas aufzulockern. Denn ab und an fühlt es sich ein wenig klaustrophobisch an, hat fast etwas von einem Sarg, in dem man eingeschlossen ist. Und sein wir ehrlich ----> Die Titanic und alles dort unten ist ein großes Grab. Und ich finde es gut, dass die Auflockerung des Schreibstils das nie heruntergespielt hat.

Die Idee der Zeitreise ist super umgesetzt. Natürlich findet man immer Ähnlichkeiten. Aber das macht mir persönlich gar nichts aus, weil die Geschichte ja trotzdem ihre eigene erzählt, und das Zeitreisesystem glaubhaft rüberkommen muss. Was es tut. Was ich mag ist, dass die Charaktere alle ihre Fehler haben, und dadurch realistischer rüberkommen. Dass das Geschäft von Lilly und ihrem Vater in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Dass er sich mit Kriminellen einlässt, weil er keinen Ausweg mehr findet. Dass Leute, die Geld haben immer auch versuchen noch mehr Macht und Geld zu bekommen, und dies durchsetzen, indem sie ihr Geld spielen lassen, und ausnutzen, dass andere Geld brauchen, und auch in Kauf nehmen andere finanziell zu ruinieren, und damit deren Leben. Aber ich schweife ab. Und man schweift in Gedanken ab, zumindest ich. Manche Namen zu lesen, von denen man genau weiß, dass sie in den Fluten des Ozeans beim Untergang gestorben sind, macht das Herz schwer. Dass man sie im Buch kennenlernt, und seien ihre letzten Tage auch nur erfunden, macht es persönlich. Was es noch so realistisch macht ist, dass man jede Beschreibung der Titanic im Kopf hat, wenn man sich mal Bilder angeschaut hat, in Ausstellungen war, oder eben einen bestimmten Film gesehen hat. Das macht das Kopfkino sehr realistisch. Gerade auch bei dem Cafe Parisienne, beim Rundgang im Gymnastikraum, den Kabinen und Räumen oder der großen Freitreppe.

Das Ende? Ein fantastischer Cliffhanger. Ich bin gespannt, wie es alle in die Regency Ära führen wird, und wie alles dort endet, weil…….. Band 2 ist ja Rendezvous mit Mr. Darcy und……äh…….. ich als Pemberley bin da natürlich ganz besonders hellhörig geworden! :). Natürlich wird es in Band 2 dann noch einige Schwierigkeiten geben! Oder? Hallo Kira Licht?! Naja, immerhin habe ich Mr. Dracy, yay! :). Der letzte Teil macht am meisten neugierig auf Band 2. Der 1. Teil war etwas langsamer, es ist wenig passiert, aber vielleicht ist das auch ein Merkmal der Zeit. Dass einfach nicht so viel passiert ist im Sinne davon, dass es für die Reichen eine endlose Aneinanderreihung von Essen und Bällen und Essen und Sich anziehen und hübsch machen und gesellschaftlichem Ansehen war. Und für die Bediensteten eben…..eine Zeit der dauerhaften Arbeit ohne Freizeit.

Und nochmal: Der Untergang der Titanic. Es gab ein paar bekannte Elemente, ABER…… ich finde es trotzdem gut, dass hier im wahren Rahmen geblieben wurde, also alles ungefähr so, wie es sich wirklich zugetragen haben muss, und keine wirklich großen Hinzudichtungen. Man hat auch nochmal gemerkt, wie emotional schwierig das Thema ist, allein von der Masse der Opfer. Der Ungerechtigkeiten, der Rettungen, wenn man weiß, wer überlebt hat, und wer nicht. Und einfach all das, was um die Katastrophe kreist. Ich gebe zu, bis heute, Titanic als Film nicht schauen zu können, ohne zu weinen. Jedes Mal. Obwohl ich weiß, was kommt. Es nimmt einen mit, und ich finde die Angst ist gut rübergekommen. Diese Beklemmung. Das Gefangensein in diesem, ich sag‘s nochmal, Sarg, der durch einen Eisberg dazu wurde, aus etwas, das vorher wunderschön und voller Leben war. Und dessen Faszination die Zeiten bis heute überdauert hat.

Heutiges Rezensionslied? Die Zeichen der Zeit haben es mir zugeflüstert, weil ich fand, dass der Text passt, und es nicht das ist, was wahrscheinlich viele beim Titanic-Thema erwartet haben: „Just stop your crying, it's a sign of the times. We gotta get away from here. We gotta get away from here. Just stop your crying, it'll be alright. They told me that the end is near. We gotta get away from here.“

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Schaut hinter die hellsten Farben, auch da herrscht Dunkelheit.

The Brightest Colours
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The Brightest Colours von Kara Atkin

Hallo liebe Lesende. Und natürlich Liners ;). Lasst uns heute mal darüber sprechen, wie schön es in unserem Leben ist, wenn da Jemand ist, auf den wir uns komplett ...

The Brightest Colours von Kara Atkin

Hallo liebe Lesende. Und natürlich Liners ;). Lasst uns heute mal darüber sprechen, wie schön es in unserem Leben ist, wenn da Jemand ist, auf den wir uns komplett verlassen können. Und ich meine nicht diesen losen Verlass mit Versprechen, die vielleicht manchmal wanken und ins Wackeln geraten. Ich meine den kompletten und richtigen Verlass auf einen Menschen, der uns in – und auswendig kennt. Sollte man in Familien finden. Tut man nicht immer. Ich weiß. Manche Freundschaften sind ganz okay und kommen dem sehr nahe. Manche Freundschaften taugen gar nichts. Und manche, ja die sind so eng, dass es einem körperlich und seelisch fast wehtut, wenn diese Person nicht in der Nähe ist. Und manchmal, ja manchmal, da gehen die Gefühle weit darüber hinaus, und die Freundschaft vermischt sich mit der Liebe. Ich erzähle euch das Ganze, weil „The Brightest Colours“ natürlich davon handelt. Wer Band 1 der „Perfect Fit Reihe“ (The PerfectFit) gelesen hat, wird die Vibes zwischen Mia und Roan schon ertastet haben. Ein ganz langsames Herantasten. Und doch war es dort schon fühlbar. In Band 2 der Buchreihe haben die beiden nun ihre eigene Geschichte bekommen. Eine Geschichte von Menschen die einfach TUN ohne vorher zu fragen ob man helfen kann, die einfach wissen, was gut für einen ist. Und die geht so.

Die Geschichte von Mia und Roan, die das Buch uns erzählt:

Mia und Roan kennen sich seit Kindheitstagen. Er ist der Sänger der weltberühmten 2-Mann-Band „Parallel“, und Mia seine Make-Up Artist. Mia hat damals alles aufgegeben, um mit Roan, und irgendwie auch Damian im Gepäck, zusammen nach London zu gehen, wo die beiden dann mit ihrer Musik berühmt wurden. Mia ist immer an Roans Seite in den Schatten, und nie im Rampenlicht. Wie es sich für jemanden im Hintergrund gehört. Doch Roans Gefühle, die eigentlich schon immer für Mia da waren, wollen aus den Schatten heraustreten. Und so handelt die Geschichte davon, ob auch Mia es wagt, sich ihre Gefühle für Roan endlich einzugestehen, und darum, ob es alles zwischen den Beiden ändern würde. Denn Roan braucht Mia, und Mia Roan. Die Frage ist nur, wie die Welt im hellen Licht außerhalb der Schatten darauf reagiert. Denn ganz ohne Schwierigkeiten läuft es nie, wenn man ins Licht tritt. Vor allem, wenn es Menschen gibt, die einen wieder in die Dunkelheit ziehen wollen, weil sie einem das Licht missgönnen.

Titel und Cover:

Ich mag den Titel ungemein, weil er so für die Geschichte spricht. Denn er zeigt uns, dass es dort wo helle Farben sind, auch Dunkelheit geben kann. Dazu sei gesagt, dass Roan den Sternenhimmel liebt, und diese hellen Farben sind etwas, das immer in Geschichten mit Gefühlen passt. Ihr seht: Unter dem Titel, von dem man glauben könnte, dass es um Farben und Make-Up geht, verbirgt sich viel mehr. So wie es sich hinter Make-Up eben auch manchmal tut. Das Cover? Hach ja. Schon wie in Band 1 mag ich einfach, dass genau das Paar abgebildet ist, um das es im Buch geht.

Fazit und Gedankenkarussell:

Mit Band 2 erneut ins „Parallel“Universum einzutauchen war wie Nachhause kommen, wenn man Band 1 ebenfalls gelesen hat. Natürlich ist die Geschichte auch eigenständig zu lesen, aber garantiert mehr Spaß hat man, wenn man sich auf die Protagonisten so einlässt, dass man sie alle als Gesamtheit kennenlernt. Als einfach sympathischen Haufen aus super verschiedenen Charakteren, die trotzdem einfach zusammengehören. Die Fans der Band „Parallel“ werden Liners genannt. Und prompt wird man in die Geschichte hineingezogen, und kommt als einer von ihnen heraus. Somit sei gesagt …… auch wenn die Brotkrumen schon in Band 1 ausgelegt wurden, bin ich ihnen wohl gefolgt und just in dieser Geschichte so richtig ein Liner geworden. Willkommen im Fanclub sage ich da nur.

Die Geschichte hat genau die richtige Geschwindigkeit. Wie genau ich das meine? Nun ja. Sie ist nicht zu langsam, sie zieht sich nicht hin, aber wir werden auch mit keiner Liebesgeschichte einfach überrumpelt. Keiner stürzt sich ins Ungewisse ohne vorher darüber nachzudenken. Es ist eben alles genau richtig. Mia und Roan haben ja quasi ihr ganzes Leben Zeit gehabt, sich kennenzulernen, und waren so gesehen auch nie getrennt voneinander. So hat man das Gefühl der Beiden gemeinsam gegen die Welt, was gerade bei der Liebesgeschichte eine so schöne Wirkung auf den Leser entfaltet, dass man sich in der Geschichte ungemein geborgen fühlt. Fast so, als ob man beim Lesen selbst zu Freunden zurückkehrt. Es sind die Kleinigkeiten, die die Beziehung im Buch zu so etwas Besonderem machen. Berührungen und Blicke. Selbstverständlichkeiten, die aber nicht für jeden selbstverständlich sind, außer für diejenigen, die sich schon seit gefühlt immer kennen.

Das Buch ist gefüllt mit Gefühl und Gefühlen, die es an uns beim Lesen weitergibt. Und das ist mein Ernst. Ich konnte komplett alles nachempfinden, konnte mitfühlen, mitleiden, aber auch die Titel gebenden hellen Farben in der Geschichte erkennen und miterleben. Poetischer Schreibstil plus Sprache ist also wieder anwesend, genau wie in Band 1, und durchwandert das Buch. Vielleicht sogar noch einen Tick mehr. Und das hat mich ungemein berührt. Die Geschichte ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Denn es passiert actionhaltig natürlich nicht so viel. Darauf ist die Geschichte aber auch nicht aufgebaut. Und trotzdem gibt es die Stellen, in denen Dinge passieren, die einen selbst aufwühlen.

Die Geschichte lebt und atmet das Thema des Tropes „Friends to Lovers“. Man kennt ihn aus anderen Geschichten, mal besser und mal weniger gut umgesetzt. Aber was hier von Kara Atkin geschaffen wurde ist wirklich Friends to Lovers par excellence. Mia und Roan als Freunde sind einfach nur wahnsinnig schön zu erleben, aber als Paar, oder besser gesagt den Weg dorthin, wird das Ganze nochmal übertroffen. Und das obwohl man gar nicht so riesige Unterschiede findet in einem „Davor“ und „Danach“. Denn wenn man es genau nimmt, hat man die Anziehung, die Sehnsucht und das gegenseitige Vertrauen ganzzeitig gefühlt.

Mir gefällt es richtig, dass wir auch mehr über die Vergangenheit und die Geschichte aller erfahren, zumindest in ganz kleinen Stücken. Nicht etwa nur die Vergangenheit der Hauptcharaktere Mia und Roan, sondern in Nebensätzen und Rückblicken auch immer einen kleinen Blick erhaschen auf alle Charaktere, weil sie eine Einheit sind, wie eine Familie. Band 1 + 2 wirkt wie eine zusammenhängende Geschichte, in der sich kurz der Fokus ändert, aber alle zusammen als Gemeinschaft wichtig bleiben. Weiterführend und ganz selbstverständlich wird hier auch Ellies und Calebs Geschichte ein klein wenig weitererzählt, wenn natürlich auch nicht hauptsächlich. Es ist schwierig Mias und Roans Geschichte zu beschreiben, denn ihre Geschichte ist auch immer die von Ellie und Caleb aus Band 1, und Damian, Roans besten Freund und 2. Mitglied der Band. Die Figuren sind so in die Geschichte eingebaut, dass man nicht trennt, dass jeder in die Geschichte eingewebt wurde. Und trotzdem hat jeder sein Band der Buch-Reihe. Wie eine große Buchcharakter-Familie, die in diesem Band Mia und Roan nun etwas mehr in den Vordergrund rücken lässt, ohne die anderen zu überdecken. Und das ist auch schön. Denn der Spirit von Zusammenhalt, Familie und Vertrauen liegt in allem, in jedem geschriebenen Wort im Buch. Was mir ebenfalls gefällt ist, dass Roan, Caleb und Damian als einzelne Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Gemeinschaft bilden die so zusammenhält, dass sie nichts auseinanderbringen kann. Freunde die zu Familie mutieren, die immer zusammenhalten, und in allen Lebenssituationen füreinander da sind. Dass, wie bei Band 1, auf die anderen Protagonistinnen und Protagonisten eingegangen wird, lässt auch hier in Band 2 hoffen denn…… hach….Band 3 ! Jaaa, auf Damian’s Geschichte freue ich mich tatsächlich. Was das hier in einer Rezension für Band 2 zu suchen hat? Alles. Denn natürlich ist auch Damian Part in der Geschichte als Gesamtheit. Genau das, was ich an ihr so sehr mag. So war es, um noch einmal auf Band 1 zurückkommen, etwas das mich als Leserin ungemein neugierig auf die Geschichte um Roan und Mia gemacht hat. Diese Neugier, das Innenleben, und die Emotionalität und Gefühle, die haben wir als Leser in Band 1 schon erspürt. Und nun eben richtig kennengelernt. Gerade diese Sachen die wir dort erfahren, dass Roan als großer Weltstar eigentlich schon seit Teenagerzeiten in seine Nachbarin aus Kindertagen, eben Mia, verliebt ist, macht diese beiden Hauptcharaktere als Menschen nochmal greifbarer und nahbar. Der Friends to Lovers Trope ist hier wirklich die beste Beschreibung. Und doch: Band 1: Fake Love, Band 2: Friends to Lovers. Jaaaa, wie oben erwähnt, ich bin gespannt, lieber Damian, was da in Band 3 auf uns zukommt ;). Der Freundeskreis wird ja immer mit einbezogen :)

Ich könnte euch nun noch und nöcher von der Geschichte vorschwärmen und wie wohl ich mich in ihr gefühlt habe. Wie geborgen und wie zugehörig zu den Charakteren. Doch erstens kommt es dem natürlich nicht ganz so nahe. Und zweitens will ich damit einfach nur sagen: Die Geschichte hat mir wirklich gutgetan, und ich fand sie richtig toll, gerade im Umgang der Menschen miteinander. Auch gefallen hat mir, dass das Buch sich kontinuierlich steigert. Ich habe es tatsächlich in 3 Abschnitten gelesen, und mit jedem Abschnitt gemerkt, wie viel schöner und spannender er nochmal zum vorherigen wurde. Was natürlich nicht gegen die vorherigen spricht, sondern einfach dafür, dass es zum Ende hin nochmal besonders gefühlvoll wurde. Man fühlt eben wirklich mit, ist mittendrin, auch in den Emotionen. Für mich ist das Buch während des Lesens wie zu einem Freund geworden, einem guten der zu mir hält. Ganz im Sinne der Geschichte. Einem Freund, der mittendrin auch mal meine emotionale Schmerzgrenze getestet hat, mir aber trotzdem beigestanden hat.

Doch wo Licht ist, da sind auch Schattenseiten. Oder mit den Worten des Titels: Wo die brightesten, Colours, also die hellsten Farben sind, entdeckt man auch Dunkelheit. Die gibt es in diesem Band auch. Die Schattenseiten, Kehrseiten dessen, was man Erfolg nennt. Die öffentliche Meinung, was man der Welt von sich zeigt, das Private was einem genommen wird, und…… die vielen vielen Lügen, die einfach nur verbreitet werden in der Welt, um Gerüchte zu schüren, die nicht stimmen, um letztendlich dann damit Geld zu machen. Auf Kosten der Stars. Und in diesem Fall auch Mia, die sich in ihrer neuen Rolle als „mehr als nur die Make-Up Artist“ erst zurechtkommen muss. Und wie immer, wenn wir in eine Situation erstmal hereinwachsen müssen, ist dies mit Schwierigkeiten verbunden. Da kommen schon mal wirklich üble Beleidigungen seitens der Klatschpresse vor, Bodyshaming, üble Nachrede. Oder ganz einfach Lügen, die in die Welt gesetzt werden von Menschen, die mal Teil des Lebens von Mia waren, die aber der krasse Gegensatz zum Zusammenhalt und Vertrauen sind, die in dieser Geschichte doch eigentlich vorherrschen. Uns begegnet Mut aber auch Sehnsucht. Schwächen, die man und weismachen und unterschieben will, die aber gar keine sind. Und Stärken, die man aus Gegenseitigkeit und Vertrauen zieht. Presseberichte die einem beim Lesen wirklich in der Seele wehtun. Aber auch ehrliche Gespräche und Wahrheiten, die viel mehr wert sind. Biestigkeiten und Worte die Menschen anderen vor die Füße schmeißen, an denen ich zum Beispiel zerbrechen würde. Aber auch eine Mia, die es nicht tut :). Und um dieses Thema nochmal zu vertiefen: Ich liebe einfach, wie Roan mit Mia umgeht. Dieses Gefühl, wenn Menschen einfach TUN, ohne vorher zu fragen, was sie tun können, weil sie dich in-und auswendig kennen. Oder auch, wenn deine Freunde dich einfach aus der Schusslinie holen, ohne dass du darum gebeten hast, weil sie dir nur gut wollen. Diese Hilfe, die einfach da ist. Das mag ich. Und ich schätze, sowas gibt es auch nicht ganz so häufig, und muss erst gefunden werden. Viele bekannte Menschen würde ich zum Beispiel nicht in diese Rolle stecken können, weil es da heißt, wenn man um Hilfe bittet: „Sorry, hab keine Zeit“ „Sorry, aber so gut kennen wir uns ja auch nicht“ „Sorry, aber meine Familie ist mir wichtiger als du, und deswegen kann ich dir nicht helfen“ „Sorry, da will ich nicht mit reingezogen werden.“ Man spürt die Vertrautheit zwischen Mia und Roan, und man spürt die Vertrautheit als Leserin zum Buch und seinen drin vorkommenden Personen.

„The Brightest Colours“ hat mir richtig gut gefallen. Richtig gut ist sogar nicht mal annähernd daran, wie toll ich es fand. Die Friends-to-Lovers Story als Trope wurde total gut umgesetzt, und hat es mich beim Lesen richtig fühlen lassen. Das tut man beim Trope ja nicht immer, wenn die Umsetzung dabei hakt. Aber hier war es wirklich mega. Es zeigt einem auf, dass man im Leben keine Tausenden von Freunde braucht, wenn mal einen kleinen Freundeskreis hat in dem sich die richtigen Freunde befinden. Mit denen man sich wohlfühlt, die einen akzeptieren wie man ist, die zu einem stehen, und einen auch lieben. In welcher Form auch immer. Außerdem geht das Ganze in die Richtung zu wissen, wer man wirklich ist, und sich selbst nicht zu verlieren um Jemand zu sein, den man der Welt nur vorspielt. Da sind Dinge, die schon immer in sich getragen wurden, aber auch verborgen geblieben sind, und plötzlich an die Oberfläche schwappen. Und Leute, was habe ich einfach nur diesen ersten Kuss genossen, obwohl ich ihn ja nicht mal bekommen habe. Das ist nicht mal ein Spoiler. Küsse kommen in Romance-Storys eben vor. Nun hatten wir also schon Caleb den Kontrollierten und nun Roan den Sanften. Trotz allem bin ich nun natürlich gespannt wie in Band 3 Damian, der Rebellische …….. die Liebe finden wird <3. Ihr merkt: Ich wäre definitiv Liners Fan, auch wenn ich noch kein Lied der Beiden real gehört habe. Aber allein wie die beiden über Musik reden, was auch in meinem Leben einen großen Teil markiert, lässt mein Herz ein wenig schmelzen, und schon haben Roan und Damian als Parallel einen Fan mehr. Mich. Wobei ich wetten könnte, nach der Lektüre schließen sich mir einige an. Also, wer will? :D

Das heutige Rezensionslied zeigt uns dann, dass wir alles überstehen können, wenn wir zusammenstehen:

„When the night has come, and the land is dark, and the moon is the only light we'll see.
No, I won't be afraid. Oh, I won't be afraid.Just as long as you stand….Stand by me“

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Was nicht perfect passt, wird perfect passend gemacht.

The Perfect Fit
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The Perfect Fit von Kara Atkin

Es gibt viele Dinge im Leben, die „passen“ können. To fit eben. Da sind Kleidung, Menschen, Kleidergrößen, Getränke zum Essen und umgekehrt, oder Kombinationen, von denen ...

The Perfect Fit von Kara Atkin

Es gibt viele Dinge im Leben, die „passen“ können. To fit eben. Da sind Kleidung, Menschen, Kleidergrößen, Getränke zum Essen und umgekehrt, oder Kombinationen, von denen man denkt, das geht gar nicht zusammen. Nutella zu ….ähm…. Gurken? (hat das schon mal Jemand probiert? Frag‘ für ‘ne Freundin :D). Manche sagen Folgendes passt nicht: Sportliche Menschen zu eher etwas Faulen. Menschen, die überirdisch schön aussehen, und in Beziehungen mit jenen sind, die eher normal erscheinen. Selbstbewusste Menschen, die ganz zurückhaltende und schüchterne lieben. Wir alle haben so ein gewisses Bild im Kopf, WAS zusammenpasst, und zusammen sein sollte. Doch was für jeden Einzelnen the perfect Fit, also das perfekte Zusammenpassen scheint, ist natürlich ganz individuell, und sollte IMMER nur von denjenigen ausgehen, die es betrifft. Niemand sollte einem reinreden im Sinne von „Aber dies uns das passt doch viel besser zu dir.“, weil …….. Niemand ist eben man selbst, das kann nur der Mensch selbst sein. Passen Outfits zu Rockstars, sind die Klamotten wirklich sie selbst, passt es, oder ist es nur eine Verkleidung, in der man sich nicht wohlfühlt, in der die Welt einen aber sehen will, um in eine Schublade eingeteilt zu werden, und sozusagen ein Fake seiner selbst zu sein? Müssen Klamotten zu einem Anlass passen? Dürfen Menschen zusammen sein, die total verschieden sind? Dies und andere Fragen stellen sich in diesem Buch. Doch worum geht es genau?

Die Geschichte, die ins Buch passt:

Ellie Cox träumt davon, als Stylistin in der Modewelt Fuß zu fassen. Traumjob eben. Als sie kurzfristig die Chance bekommt bei der Mailand Fashion-Week einzuspringen, und dann auch noch Roan, den Sänger der Band Parallel stylen darf, sieht sie ihren Traum in Erfüllung gehen. Denn er ist Brand Ambassador, und sie bald im festen StylistInnen-Team. Caleb Lee, der Manager der Band, ist skeptisch. Ellie ist gut in dem, was sie tut, aber auch leicht chaotisch. Als dann herauskommt, dass Ellie Single ist, nimmt das Chaos seinen Lauf. Denn Single sein ist ein absolutes NoGo, eine Beziehung zu haben sogar ein Einstellungskriterium des Labels. Ellie sieht ihren Traum platzen, doch dann bekommt sie Hilfe von ungewohnter Seite: Caleb bietet ihr an, ihren Fake-Freund zu spielen. Zumindest, bis die Fashion-Week vorbei ist. Denn ja, somit will er auch irgendwie sich selbst schützen, weil er sie beim Einstellen nicht nach dieser wichtigen Sache des Single-Daseins gefragt hat. Und dann wäre er seinen Job ebenfalls los. Und sagen wir mal so: Keiner von Beiden will seinen Job verlieren …… aus für sie passenden und nachvollziehbaren Gründen, die man kennenlernt, wenn man das Buch liest :)

Cover und Titel:

Anfänglich und vor der Lektüre fand ich das Cover schon recht toll gezeichnet, es hat mich auf jeden Fall neugierig zurückgelassen. Meine nächste Frage war dann tatsächlich: „Was tut er da in seiner Hosentasche?“. Hab es nun herausgefunden. Was Caleb da auf dem Cover in seiner Hosentasche macht? Tjoahhh, ich sag nur ……. Cantuccini (und jetzt alle so: „Hä?!“, weil …. Klingt wirklich schlimmer, als es ist :D). Ich mag den Buchtitel wirklich sehr gerne, weil er nicht nur so heißt, sondern auch wirklich perfekt passt. Zur Geschichte und zur Thematik, dass etwas zusammenpasst oder nicht, und doch zusammenpassen kann, auch wenn man es erst nicht glaubt. Und das ist eine sehr schöne Symbolik.

Fazit und passendes Gedankenkarussell:

Man bekommt beim Lesen eine Einsicht und Hintergrundwissen über die Szene der Modewelt, die Modebranche, die Musikbranche, Brands, Rockstarsein, Influencen, Manageraktivitäten, Labels, die großen Marken, das große Haifischbecken, wie alles miteinander zusammenhängt, und somit über viele Dinge, die sich viele junge Menschen heute für ihr Leben wünschen. Schön, dass man also sieht, wie es hinter den Kulissen wirklich ist. Aber diese Thematik des perfekten Zusammenpassens ist es, die mich am Buch interessiert und magisch angezogen hat. Denn eigentlich passt hier offensichtlich gesehen nichts zusammen (Keine Jobs, keine Menschen, keine Klamotten), was dann aber doch irgendwie passt. Womit die Theorie widerlegt wurde, die besagt, dass nur Dinge zusammenpassen, die sich absolut gleichen. Ich mag die Aussage des Buches, aus einer Szene ganz am Anfang. Und das ist nun nicht gespoilert. Aber Ellie hilft Roan, der sich sichtlich unwohl fühlt, und fragt ihn, in welchen Klamotten er sich wohlfühlt. Welche Kleidung er IST, was IHN darstellt. Denn ja, Kleidung und Aussehen KANN auch ein Ausdruck unserer Individualität sein, etwas das wir der Welt zeigen, wie wir sind. Wenn man uns das dann nicht erlaubt durch Kleiderordnungen, oder Vorschriften, fühlt man sich natürlich NICHT wohl. Ist ja auch ganz klar. Und das hat mir als Aussage unheimlich gut gefallen.

Um Fake geht es hier zu einem sehr großen Teil, was beim Trope der Fake Beziehung erstmal kein Wunder ist. Doch der Fake reicht viel weiter in die Geschichte. Wie fake ist man, wenn man etwas trägt, und ausstrahlt, was man gar nicht ist? Wie fake kann eine Beziehung sein, wenn man zusammen sein möchte, und es nicht darf, oder eben in verkehrter Reihenfolge, wenn man zusammen ist, und eigentlich nicht will? Und wie fake kann eine Beziehung sein, die sich so gar nicht fake, sondern völlig richtig anfühlt, wo sie doch fake sein sollte? Wie fake ist ein Lachen, wenn mir nach Panik zumute ist? Und wie fake ist mein Leben, wenn ich etwas tun muss, das nicht ich bin? Eine Arbeit, in die ich, wenn es meine Kleidung wäre, nicht hineinpasse, die ich aber ständig tragen muss? Ein Leben, das wie ein Kleidungsstück ist, das zwickt, mir völlig zu groß ist, oder dessen Farbe mich ständig krank aussehen lässt, und somit auch macht? Und dann sind da ja noch die Menschen, die einfach falsch sind. Nicht für einen. Aber irgendwie doch. Weil sie hinterhältig sind. Ich hätte gerne mehr Fake der Fake Beziehung gesehen, doch dieser wurde sehr schnell zur Realität, was man auch gefühlt hat, und was ich im Allgemeinen immer sehr schön finde. Man hätte ihn einfach nur etwas verlängern können, ein paar Seiten mehr, aber das ist nur meine persönliche Ansicht, und eben Wunschdenken. Trotzdem will ich es erwähnen, um meinen kleinen Kritikpunkt zu erklären denn es ist ein kleiner Kritikpunkt meinerseits, dass sich gerade dieser Fake -Romance Bestandteil gerne noch etwas im Buch hätte ausbreiten können. Hätte ganz sicher noch in das Gewand des Buches gepasst. Immer wieder perfect Fit halt. Mit passenderen Worten: Die Geschichte ist in die Klamotten der Fake Beziehung geschlüpft und die passen ihr auch sehr gut. Nicht zu knapp sitzend, nicht zu eng oder erdrückend, und nicht zu weit schlabbernd. Einzig und allein die Verlängerung des Tropes hätte meiner Meinung nach noch ein wenig besser zum Outfit der Story gepasst. Aber das ist nur meine Meinung, und Stil oder der eigene Style ist ja was völlig Individuelles. Dazu sei gesagt, dass ich nicht gerade die beste Modespezialistin bin. Und überhaupt zählt es doch nur, was sich unter den Klamotten der Geschichte befindet. Direkt im Inneren. Da ist es nämlich die Liebe. Und die kommt tatsächlich im Buch nicht zu knapp daher, und passt genau. Zumindest für mich. Dies ist dann mein einziger kleiner Kritikpunkt. Ob er passt muss jeder für sich selbst herausfinden.

Was mir am Buch absolut imponiert hat, war die Mischung der Sprache und des Schreibstils. Teils war das wirklich moderne Sprache, die einen zum Lachen gebracht hat, und die man wundervoll in seine reale Welt einbinden konnte, gespickt mit einem Humor der Protagonisten. Und dann waren da diese einzelnen Stellen, die poetisch wunderschön geschrieben wurden. Stellen in denen es um Lebensglück, um Träume, um Schicksal und Liebe ging. Diese Mischung aus Moderne und Poetik hat perfekt zusammengepasst. Und einen in so mancher Szene mitten in einen Traum entführt. Manchmal sogar mit einem Lachen.

Thema ist auch ein bisschen, so sehe ich das zumindest, eine unterschwellige Kritik am Mangel der Individualität. Dass in der Schule alle gleichbehandelt werden, und man nicht auf individuelle Stärken und Schwächen eingeht und achtet. Dass etwas so und so zu sein hat, und man sich nicht selbst ausleben darf. Dass es Vorschriften gibt, die man einzuhalten hat, und von denen man nicht abweichen darf. Selbst wenn das alles nicht zu einem und für einen passt. Dass man sich quasi wie im Käfig gefangen fühlt, in einer Situation, aus der man raus möchte, weil man in eine andere will, die mehr zu einem passt. Dieses Feststecken, also nicht passen, in diversen Situationen, und der Versuch daraus herauszukommen, war gut beschrieben.

Und dann ist da noch Caleb als Protagonist mit seinem Beschützerinstinkt. Er beschützt, und tut alles, damit Roan und Damian nicht unter die Fittische des Labels kommen, die nicht so familiär agieren, sondern denen es nur um den Profit eines Menschen geht. Der Mensch als Ware, sehr unschönes Denken, heutzutage aber leider gar nicht so selten. Doch bei Caleb ist es wie in einer großen Familie. Ein Platz an den man gehört, der passt. Perfect Fit eben. Denn manchmal passen Freunde besser als Familie, als Familie selbst. Das war sehr angenehm zu lesen, und ein Wohlfühlaspekt im Roman. Denn Der Instinkt, das, was zu einem passt, beschützen zu wollen, geht natürlich auch an Ellie nicht vorbei. Ellie hingegen sorgt für Chaos und Unordnung vs. Calebs Ordnung. Ihre Plapperei ist liebenswert und kommt mir sehr bekannt vor.

Es geht um Arbeit, Berufswünsche, etwas tun müssen, das man nicht tun will, Wünsche im Leben, Loyalitäten, die eigenen Wünsche über das Wohl aller stellen oder seine Wünsche zu begraben und hintenanzustellen, ebenfalls zum Allgemeinwohl, um Schutz und Sicherheit und …. Druck der auf einem lastet. Wenn man sich nur um andere kümmert, und sich selbst gar nicht mehr wahrnimmt, hat man wenig Zeit zum Selbstreflektieren. Man ist ständig auf der Hut, weil man beschützen will. Das führt ein wenig dazu, dass man nicht mehr man selbst ist. Wenn dann jemand kommt und Dinge an uns anspricht, merken wir oft erst unsere Fehler, aber auch Schönheiten und Liebenswertes an und in uns, was wir gar nicht an uns wahrgenommen hätten, weil wir uns sehr wenig mit uns beschäftigt haben. Und dieser Part hat mir besonders gut gefallen, weil Ellie es schafft aus Caleb den Manager den richtigen Caleb heraus zu kitzeln. Und was da unter den perfekten Maßanzügen ist, war ziemlich sympathisch. Es ist ein wenig dieses Loslassen der Kontrolle und der Momente, der durch die Fake Beziehung real wird. Verkopfter Kopfmensch gegen Bauch – und Herzmensch. Ellie, die aus der Kontrolle ausbricht und Caleb, der sich langsam ein wenig aus seiner löst. Gegensätze, die trotzdem passen, weil sie Sicherheit ausstrahlen in ihren Gegensätzen. Erfrischend schusselig gegen sich immer im Griff haben. Verschlossenheit und manchmal Unsicherheit (der wirkliche „Hand in Hosentasche“ Grund) gegen quirlige Offenheit.

Man sieht ein klein wenig ein Abbild von unserer Gesellschaft, mit der Botschaft, dass es Menschen gibt, die einem sagen, dass man eben akzeptieren sollte, dass man es nie schaffen wird, weil die Welt nun mal so ist, und man zu klein um das zu ändern. Aber dann ist es auch ein Plädoyer genau diese Gesellschaft mit ihren Regeln und Zwängen durcheinanderzubringen und herumzuwirbeln, den Status Quo zu durchbrechen und es anders zu machen, und am Ende trotzdem bei seinen Träumen zu landen, auch wenn man es auf andere Weise tut als andere. Und damit ist es auch ein bisschen eine Geschichte vom Straucheln und doch nicht fallen. Es geht um Wohlfühlen, Passen und sich richtig anfühlen. Für sich selbst. Und sonst für Niemanden. Um Zwänge, etwas tun zu müssen. Darum, wenn man nicht mehr perfekt passend funktioniert. Für seine Familie, für sich selbst, für den Arbeitgeber, für die Welt .... oder ein ganz bestimmtes Label. Und irgendwann erkennt man dann, dass man nicht für alle perfekt passt und sein kann, aber genug perfekt für einige, denn was zu einem passt, und was nicht, hängt immer nur von uns selbst ab.

Man hat einen Traum vom Leben, und diese unsere Träume müssen wir oft aufgeben, indem wir Dinge tun, die uns nicht liegen, und unglücklich machen, aber wir brauchen eben das Geld, weil es in unserer Welt so läuft. Es gibt Eltern die Luftschlösser nicht unterstützen, weil es in einem unsicheren Job ausartet. Sicherheit und Kontrollverlust. Alles im Griff und unter Kontrolle haben vs. Die Kontrolle verlieren. Das Thema zieht sich durchs Buch genauso wie Jemandem die Chance geben, die man nur einmal im Leben bekommt und hat. Denn manchmal sind Erfahrungen und Verbindungen nicht ausreichend. Aber wie soll man je Erfahrung in einem Bereich bekommen, wenn einem Niemand eine Chance gibt, Erfahrungen zu sammeln, WEIL man keine hat?! Etwas, das ich in unserer Leistungsgesellschaft noch nie verstanden habe, weil Menschen austauschbar sind. Ellie und Caleb auf alle Fälle haben nur diese 1 Chance, die letzte ihrer Art um ihren Traum zu verwirklichen, was auch noch ein wenig Spannung in die Geschichte bringt.

Und uns wird gezeigt, dass einige Regelungen, auch in großen Firmen, total doof sind, und man bei den Auslegungen etwas flexibler sein sollte, weil sie nichts mit der Realität der Menschen zu tun haben, sondern einfach nur Chefetagen und Vorständen Vorteile und Sorglosigkeit bringen, aber nicht den Angestellten selbst. Da sollte Menschlichkeit statt sturer Beharrlichkeit auf Regeleinhaltung sein. Ihr kennt das. Das ist ungefähr so wie der Mensch, der eine Minute zu spät ankommt, und dann auf die Regeln aufmerksam gemacht wird, dass er eben eine Minute zu spät ist, statt, ein Auge zuzudrücken, und ihm doch noch zu helfen.

Und mit der Geschichte geht auch ein kleiner Streifzug durch Mailand einher. Da dies der Handlungsort der Fashion-Week ist, bekommen wir das als kleinen Bonus. Denn ein Spaziergang durch die Nächte und Tage von Mailand ist immer erstrebenswert, und kommt im Buch sogar an einigen Stellen vor.

Auch wenn es im Buch um Ellies und Calebs Geschichte geht, so kommen die Nebencharaktere nicht zu kurz. Selbst sie lernen wir in ihren Eigenarten und Emotionalitäten kennen. Ein Vorgeschmack auf zumindest schon mal Band 2, auf den ich wirklich seeeehr neugierig bin nach dieser Lektüre. Denn er beinhaltet einfach mal Roans und Mias Geschichte, die in diesem Teil nicht blass nebenher geplätschert ist, sondern schon Formen angenommen hat, von denen man die Vibes erahnen konnte. Das Team um Roan und Damian? Alle sind wie eine große Familie, eben familiär. Man fühlt sich wohl in dieser Atmosphäre des Lesens, und kann sich fallen lassen, weil man diese Sicherheit eines Zusammenhaltes spürt, den es in der heutigen Welt nicht mehr so häufig gibt. Auch in Familien nicht. Da ist ein gewisser Beschützerinstinkt untereinander, und Leute die füreinander einstehen.

Die Geschichte verströmt Vertrautheit und Vertrauen, denn das muss man als Fake Beziehung ja zeigen. Und Ellie und Caleb machen das sehr gut. Caleb wird durch Ellie ein wenig lockerer, leichter, während sie durch ihn ein klein wenig geerdeter in ihren Bahnen wird. Caleb ist leichter zu fassen, wenn er in Ellies Nähe ist. Aber auch Identität spielt eine Rolle. Wer ist man, wenn man nicht man selbst ist? Wer ist man, wenn man nicht funktioniert? Wer ist man, wenn man nicht das tun darf, was man will? Deswegen ist Selbstfindung irgendwie im Buch auch mit dabei. Oh und …. Kleidung die ausdrückt wer man ist, sich im Style wohlfühlen, und nicht jemanden aufzeigen, der man im Inneren gar nicht sein will. Ein Buch über die Träume im Leben, und dass man sie nicht so schnell aufgeben sollte, egal wie lange es dauert, bis sie sich erfüllen. Ellie hat Träume, Caleb auch und Roan und Damian haben sie teilweise noch, weil sie ihren Traum zwar verwirklicht haben, aber nicht unbedingt auf die Art, wie sie es vielleicht mal wollten am Anfang. Alles geht in eine andere Richtung, wie eben manchmal auch im Leben. Die Erfüllung des Traumes ist nicht gradlinig, sondern erfolgt über Stolpersteine und Umwege. Es geht größtenteils um Lebensträume, und die sollten ja passen. Genauso wie Menschen. Und Klamotten. Dann wären da noch Dinge wie Kontrolle haben, Kontrolle verlieren, Kontrolle behalten, Kontrolle in andere Hände geben, zusammen die Kontrolle verlieren. Nicht mehr sehen, wer man ist, sich selbst verlieren, wenn man ständig für etwas Anderes wirbt, wofür man gar nicht steht, weil es einfach nicht das eigene Selbst ist, von anderen aber verlangt wird. Aus den Augen verlieren, sich selbst verlieren und wiederfinden. Dem eigenen Takt und Herzschlag folgen, statt sich anzupassen an die Allgemeinheit, und was sie versucht in unseren Kopf zu pflanzen .…. Hach …. Alles im Buch drin. Ihr müsste es nur selber herausfinden.

Zur Gestaltung sei noch gesagt, dass es Perspektivwechsel gibt, die ich ja über alles liebe, um die Charaktere besser zu verstehen. Durchgestrichene Lockerungen des Plans, der über den Haufen geworfen wird, erscheinen über jedem Kapitel. Somit agieren die Überschriften ganz in der Symbolik des Themas der Geschichte, in der eben nicht alles läuft wie geplant, und dann aus dem Bauch heraus eine Lösung gefunden werden muss. Sei sie noch so chaotisch und schnell entstanden. Das macht das Buch sympathisch, denn es zeigt uns, dass nicht immer in der Ordnung der Dinge auch die beste Lösung für alle liegt. Dass Pläne über den Haufen geworfen werden können, und man trotzdem Ziele erreicht, auch wenn sie am Ende anders aussehen. Aber trotzdem passen. Wie ein Kleidungsstück das wir anziehen, erst nicht wollten, dann aber merken, dass es uns doch ganz unbeschreiblich gut steht, und wir uns unheimlich wohlfühlen darin. Manchmal muss man geplante Dinge durchstreichen, und sie durch Chaos und neue Ideen ersetzen.

Das heutige Rezensionslied spricht für sich selbst, PASST aber. Zumindest für mich:

„Show up boy… don't be so hard to find….stand up yeah…. put yourself on the line.
No one else has made me feel like this….Me and you could be the perfect fit.“

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Veröffentlicht am 21.05.2021

Eine nicht immer auf Jubel gebaute Geschichte über die Zukunft von 4 Jungs

Auf Jubel gebaut
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Auf Jubel gebaut von Rainer Kitting

Wie ist es, wenn wir gleich, und doch verschieden sind? Versteht ihr nicht? Alsooo. Kein Mensch ist gleich. Wir alle haben verschiedene Leidenschaften, Dinge, mit denen ...

Auf Jubel gebaut von Rainer Kitting

Wie ist es, wenn wir gleich, und doch verschieden sind? Versteht ihr nicht? Alsooo. Kein Mensch ist gleich. Wir alle haben verschiedene Leidenschaften, Dinge, mit denen wir uns beschäftigen. Wir alle sind schon mal einfach verschieden in unserem Sein. In unseren Hobbies und darin, was wir am liebsten tun. Sind verschieden darin, wie wir Dinge regeln, und mit ihnen klarkommen. Und trotzdem kann es sein, dass wir untereinander uns selbst die besten Freunde sind, und es diese eine Sache gibt, die uns verbindet. Dass wir füreinander da sind und einstehen, selbst, wenn wir nicht immer einer Meinung sind. So in etwa wie im vorliegenden Büchlein. Doch worum geht es eigentlich genau? Das….. verrate ich euch jetzt :)

Die Geschichte des Buches:

Wir nehmen teil an einer kurzen Episode im Leben von Ben, Christian, Rami und Paul. Alle sind im selben Fußballverein, in der U-17 Mannschaft. Doch nicht nur das. Dem Verein, dem FC Tüche, ist eine Akademie angegliedert, um alle darauf vorzubereiten, Profifußballe zu werden. Und so leben die Jungs nicht nur im Fußball miteinander, sondern auch mit den Problemen ihres Lebens. Es gibt ein Finalspiel, das bevorsteht, und natürlich gewonnen werden will. Aber die Gedanken der Jungs kreisen nicht nur darum, sondern auch um die Zukunft, um das, was sie im Leben wirklich wollen, und die Frage, was für wen am besten ist. Und natürlich, ob die gemeinsame Freundschaft dies alles aushält.

Cover und Titel:

Die Farbwahl des Covers ist stimmig, weil alles schön zusammenpasst. Das Licht, das für mich natürlich den Jubel darstellt, aber auch die Dunkelheit der 4 Jungs, die uns eigenen Interpretationsraum gibt, wie wir sie uns in unseren Köpfen vorstellen können. Gut getroffen sind sie allemal, weil die Silhouetten damit auch die Altersgruppe darstellen, für die das Buch angedacht ist. Nämlich AB 12 (aber ruhig auch älter und ins Teenageralter reingehend). Zusätzlich bringt das Ganze etwas Ruhe ins Cover rein, weil man die Lichter, und damit die Vorfreude auf eine große Fußballveranstaltung hat, aber gleichzeitig auch Ruhe, weil es nicht überladen ist mit Menschen, die sich im Stadion befinden. Das gefällt mir. Und ich finde es wirklich gelungen. Denn das ein Cover zweierlei Atmosphären ausstrahlt, das ist doch schon toll. Der Titel, ja. Ich könnte jetzt interpretieren, dass der Jubel eines Endspiels vielleicht nicht alles im Leben ist, und er deswegen vergeht und bröckelt, weil die Jungs merken, dass auch andere Dinge im Leben wichtig sind. Ist aber nur meine Interpretation :)

Fazit und Gedanken zum Buch:

Im Grunde genommen zeigt dieses Buch einem wunderbar auf, wie es sein kann, wenn man sich ein wenig vom Status Quo abwendet, wenn man die Vielfalt liebt, und sich ein wenig aus seiner eigenen Komfortzone herausbewegt. Anhand der Protagonisten, deren wichtigstes Gut ihre Freundschaft ist, merken wir, dass man auch als Fußballer Musik lieben kann, oder sich für Comics interessiert, und trotzdem ein super Stürmer ist. Hier wird niemand in eine Schublade gepresst. Niemand hat so und so zu sein, wie man sich das und dies eben vorstellt. Was ich sehr schön finde. Denn auch in der heutigen Zeit wird man oftmals immer noch in diese Schubladen geschoben, und hat kaum eine Chance, sich daraus zu befreien. So ist es schön anzusehen, dass Ben, Christian, Paul und Rami so neugierig auf die Welt der jeweils anderen sind, dass sie sich darauf einlassen und einander zuhören. Und das ist gut so. Denn würden wir in altem Schubladendenken leben, dann sollte ich als Frau ja wohl auch keine Bücher über Fußball lesen. Und eine schöne Aussage ist ebenfalls, dass alle einzeln etwas können und wissen, was die anderen noch nicht können oder in ihrem Repertoire haben, und dieses voneinander lernen und zusammenhalten ergibt aus allen Teilen zusammen ein Ganzes. Und vielleicht zeigt das Buch auch auf, dass wir als Menschen nicht immer nur in eine Schublade gedrängt werden sollten. Wir sind nicht „Der Fußballer“, „Das Sport-Ass“ „Der Musikfreak“ oder gar „Der Bücherwurm“. Wir können mehr sein, nicht nur in einer Schublade, sondern in einem ganzen Arsenal davon stecken. Was wäre, wenn man der „alleswissende Nerd ist, der Bücher liebt, aber gleichzeitig ein Spor-Ass“ ist? Oder der „Musikfreak der nebenher gerne kocht, und lieber isst, als sich sportlich zu betätigen“? Mir gefällt diese Denkweise, und auch, dass sie im Buch unterschwellig vorkommt. Dass es nicht einfach nur um Jungs geht, die eben gerne Fußball spielen, sondern dass alle sehr vielschichtig sind, viele Leidenschaften haben und nicht nur eine, und man sie somit besser als Mensch mit Emotionen versteht.

Wir gehen im Laufe des Buchs immer mehr in die Tiefe und die Vergangenheit der Jungs, und erfahren viel über sie. Dabei werden einem alle nochmal sympathischer als Protagonisten. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, und so bleiben sie uns nicht fremd, sondern ganz im Gegenteil, kommen einem sehr nahe, was ein wenig den Reiz des kleinen Büchleins ausmacht. Man fühlt mit, leidet mit, lacht manchmal mit ihnen, aber hat oft auch nachdenkliche Momente. Gerade, oder vielleicht deshalb, weil es genau um die Jugendzeit der Jungs geht, die so viele Entscheidungen einfordert. Alle Jungs haben Verluste in der Vergangenheit erlitten, und vielleicht gerade deshalb ist ihnen ihre Freundschaft so wichtig, und das Thema des Verlusts ist untergründig im Buch überall zu spüren. Sei es der Verlust der Freundschaft, der eigenen Kontrolle, über seine Zukunft, oder der Verlust einer Tätigkeit, die einem wichtig ist. Oder der Verlust dessen, was man von sich selbst denkt zu sein. Hinzukommen die Charaktereigenschaften der Jungs, die sehr gut beschrieben sind.

Was im Buch toll gezeichnet ist, das sind die symbolischen Begegnungen der Jungs mit älteren Menschen, in verschiedensten Konstellationen, die zur Entscheidungsfindung führen könnten, und damit zum Glück, und dazu, was die Jungs im Leben machen möchten. Dabei hören wir uns die Geschichten aller an, bekommen aber keine Entscheidung aufgedrängt, oder stehen unter Druck, dass nun dies oder jenes getan werden muss um ein gutes Leben zu führen. Es zeigt Richtungen an. Und Entscheidungen müssen von den Jugendlichen selbst getroffen werden. Hierbei haben wir Vorbilder in allen Bereichen, nicht nur im Fußball und der Musik, also nicht nur im Können, sondern auch in den Taten, die den Jungs begegnen.

Es geht um die eigene Zukunft, um gemeinsame Zeiten, um Abschied, und die Zeit die man miteinander hat. Um ein Wiedersehen, und dass man nie alleine ist, selbst wenn man sich verabschiedet, weil die Freundschaft bleibt. Auch wenn wir unseren eigenen Weg gehen. Und dass jeder im Leben seinen eigenen Weg finden und gehen muss, und man sich trotzdem weiterhin nah sein kann, selbst, wenn man auseinander ist, und sich nicht mehr so oft sieht. Die Dinge, die man zusammen erlebt hat, die bleiben einem nämlich. Dass es im Leben darauf ankommt, dass wir die Dinge, die wir gerne tun, eben auch gerne machen und tun sollten, dass sie uns Ruhe und Zufriedenheit und ein Gefühl von Glück geben, und nicht, dass wir Dinge tun, und unsere Zeit damit verplempern, wenn es nicht genau das ist, was uns erfüllt, das erfahren wir als Botschaft. Aber auch, dass man im Leben wichtige Entscheidungen treffen muss, manchmal auch zwischen verschiedenen Dingen oder Menschen.

In fast jedem Kapitel erlebt man eine kleine Botschaft. Zum Beispiel freundlich miteinander umzugehen, auf andere zu achten, Empathie zu zeigen, oder auch Menschen nicht zu verurteilen aufgrund ihres Status, dem was sie im Leben tun, aber auch, wie sie aussehen. Wir lernen Fairness im Spiel, und sich über Unterlegene nicht lustig zu machen. Wir lernen, dass Freundschaft über Rivalität stehen sollte. Neid und Missgunst untereinander nicht sein sollte, weil man sich selbst für etwas Besseres hält, diese aber auch unter eh schon gegnerischen Mannschaften nicht sein soll, weil so etwas nie gut ist. Und dann ist da das Erkennen, dass man sich selbst nicht immer der Wichtigste sein kann, sondern die Menschen drum herum als ebenso wichtig anzuerkennen hat. Die Lehre, dass jeder Moment im Leben wichtig ist, dass Freunde und Familie wichtig sind, das Teamsein an sich, und dass es niemandem guttut, nur an sich zu denken und als Egoshooter zu agieren hat mir sehr gefallen.

Dass man im Leben offen sein sollte für Neues, um sich nicht festzufahren in einer Sache, dass man neugierig auf anderen sein sollte, denn selbst in den Unterschieden, die man untereinander oft erkennt, kann man Gemeinsamkeiten finden, ist eine tolle Sache. Immer mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, Dinge nicht vorzuverurteilen, denn oftmals kann sich hinter etwas, das ich anfangs verurteile, etwas ganz Tolles verbergen, das ich nie erfahren hätte, wenn ich nicht meine Augen dafür geöffnet hätte. Sprich: Sich auch mal auf etwas einlassen, von dem man anfangs nicht überzeugt ist, und ihm die Chance zu geben, überzeugend zu sein. Das alles sind wichtige Botschaften, von denen ich finde, man kann sie gar nicht oft genug weitergeben. Erst recht an Jugendliche, verpackt in einer kleinen Geschichte über Fußball und andere tolle Dinge, die das Leben so lebenswert machen. Bücher, Musik, Comics, Menschen zu helfen, und natürlich…..Marvel Superhelden :D. Um nur einen Teil davon zu nennen :)

Einige kleine ernste Untertöne, die mit ihrer Botschaft wunderbar im Buch versteckt sind, aber nicht so, dass man sie nicht finden kann, sind dann auch da. Mir gefällt außerordentlich gut, dass so etwas in einem Jugendbuch angesprochen wird. Zum Beispiel glaube ich eine kritische Betrachtungsweise herausgelesen zu haben, dass jeder immer in allem perfekt sein muss, dass nur Menschen toll und gut sind, die immer perfekt in allem sind, und dass Menschen, die nicht immer mit Können glänzen, gerne mal aussortiert werden, weil es so viele andere gibt, die es stattdessen besserkönnen. Um was auch immer es geht. Aber auch Fremdenhass, Leistungsdruck, Rivalität….und dies alles im Fußball, kommt vor, und zeigt auf, wie unschön es ist, wenn es nicht mehr mit Fair Play von statten geht. Auch schön ausgearbeitet wurde, dass es wichtig ist, immer miteinander zu reden, und Menschen nicht in der eigenen Wut anzufahren. Denn jederzeit könnte es für Entschuldigungen zu spät sein richtig? Und Freunde und Familie, das ist ja das wichtigste im Leben, und es sollte auch immer so bleiben. Der Fokus ist gar nicht so sehr auf Fußball an sich gerichtet, wenngleich es natürlich einen großen Teil im Leben der Jungs einnimmt, schon allein deswegen, weil sie sich auf einer Fußballakademie befinden.

Und das ist mir besonders positiv aufgefallen. Die 4 Jungs sind alle zusammen in ihrer Liebe zum Fußball, unterscheiden sich charakterlich aber doch sehr. Wir haben den Musiker, der schon Musik von kleinauf macht, und dem Musik alles bedeutet, den sozial sehr toll eingestellten Comic- und Superheldenfreak, den Klugen, der einfach alles Wissen anhäuft, und den Krawallmacher, der von sich eingenommen ist. Und trotzdem kommt ungemein toll rüber, dass alle ein Team und Freunde sind. Dies erinnert mich dann auch schon an die Geschichten meiner eigenen Kindheit, wo es jugendliche Teams gab, die Kriminalfälle gelöst haben, aber jeder für sich so einzigartig, und alle so verschieden waren, dass man sich über diese Vielfältigkeit von Charaktereigenschaften einfach nur gefreut hat. Somit ist das Büchlein eine Geschichte über die Bedeutung von Freundschaft. Sehr gut ausgearbeitet ist somit, dass alle verschiede Leidenschaften haben, und die eine große Leidenschaft sie alle gemeinsam befallen hat. Fußball. Dass alle verschieden und individuell sind, aber in einer Sache gleich.

Durch mehrere Perspektivwechsel gibt es dann auch mehrere Sichtweisen der 4 Jungs auf das Geschehen. Für ein Erstlingswerk ist das Ganze wirklich richtig schön ausgearbeitet. Und tatsächlich soll es mit den Jungs weitergehen, und eine Fortsetzung geben. Einen ganz kleinen halben Stern Abzug gibt es dann doch, jedoch nur wegen einer Formsache, die mir gar nicht soooo viel ausgemacht hat. Es wird viel mit Hauptsätzen gearbeitet, statt diese in etwas längere Sätze aufzuteilen, die sich dann in Haupt und Nebensatz gliedern. Und so bekommt das Buch von mir 4,5 Sterne, die ich hier als 4 Sterne darstellen muss, da keine Halbsterne vergeben können werden. Und trotzdem: Gerade, weil die Geschichte so bunt und kreativ ist, hat sie auch Potenzial für eine kleine Buchserie über den weiteren Werdegang der Jungs. Alles schreit förmlich danach, dass ich wissen möchte, wie die Lebensgeschichten weitergehen. Und ich denke darauf kommt es bei Büchern an.

Ja, ich schätze das Buch hat durch seine vielen verschiedenen Themen irgendwas in mir berührt, weil es zum Nachdenken anregt. Und so etwas mag ich. Egal wie klein oder dünn ein Buch sein mag. Denn wie beim Menschen sollte man aufgeschlossen sein und ein Buch erst im Inneren kennenlernen, bevor man urteilt. Wir haben wenig Buchstabeninhalt, denn das Buch ist nicht sehr dick, und somit eher eine Kurzgeschichte, aber diese hat viel, und damit umso mehr Botschaftsinhalt. Die knapp 150 Seiten fühlen sich trotzdem gut gefüllt an.

Das heutige Rezensionslied für die Rezension? Ich wollte eben, dass es irgendwie Fußballatmosphäre vereint, zusammen mit der Atmosphäre von Zusammengehörigkeit, weil es trotzdem kein Fußballlied ist. Und damit so vielseitig wie die Jungs in unsrem Roman:

„Wer friert uns diesen Moment ein? Besser kann es nicht sein. Denkt an die Tage, die hinter uns liegen. Wie lang wir Freude und Tränen schon teilen.
Hier geht jeder für jeden durch's Feuer. Im Regen stehen wir niemals allein. Und solange unsere Herzen uns steuern, wird das auch immer so sein.

Ein Hoch auf das, was vor uns liegt, dass es das Beste für uns gibt.
Ein Hoch auf das, was uns vereint. Auf diese Zeit.“

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Die Pfade mehrerer Leben treffen aufeinander im harten Land….

Hard Land
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Hard Land von Benedict Wells

Euphancholie. Ich kann nicht anders, als meine Rezension mit diesem im Buch vorkommenden Wort zu eröffnen. Beschreibt die Euphancholie doch genau DIESES EINE Gefühl, das eben ...

Hard Land von Benedict Wells

Euphancholie. Ich kann nicht anders, als meine Rezension mit diesem im Buch vorkommenden Wort zu eröffnen. Beschreibt die Euphancholie doch genau DIESES EINE Gefühl, das eben nicht nur im Roman auftaucht, sondern damit auch gleich etwas Bittersüßes. Die Mischung aus Euphorie und Melancholie. Und damit wohl bei vielen die Erinnerung an die Jugendzeit, die so gemischt war, und aus Hochgefühlen bestand, an die man sich zu gern erinnert. Die aber gleichzeitig auch traurig macht, weil diese Zeit vorbei ist, und nie mehr wiederkommt. Es ist auf jeden Fall ein Wort, dass einen zwiespältig zurücklässt, in allen Dingen. Man ist froh erwachsen zu sein, nicht mehr wie ein Teenager durch alle Lebenslagen zu stolpern, aber gleichzeitig sehnt man sich nach der Unbeschwertheit dieser Zeit. Und weil die Geschichte von Hard Land genau das wiedergibt, die Euphancholie, werde ich mich diesmal gar nicht so lange im Einleitungstext aufhalten, wollte es nur schnell erwähnen. Denn was das Buch noch mehr als andere geschafft hat, war, dass es ziemlich viele Gedanken in meinen Kopf gezaubert hat. Dazu weiter unten im Text mehr.

….hier also schon die Geschichte des Buches:

Samuel „Sam“ Turner ist 15, fast 16, und wir befinden uns mit ihm im Sommer 1985. Und es geht im Buch nun darum, ein Geheimnis zu ergründen, oder auch 49. Das Geheimnis eines Sommers? Der Jugend? Des Erwachsenwerdens? Des Verlustes? Oder gar etwas ganz Anderes? Dies offenbart sich euch am Ende. Denn die Geheimnisse seiner eigenen Jugend muss natürlich jeder für sich selbst entdecken, erleben und lösen :). So wie Sam in diesem Buch. Und so ist die Geschichte nicht nur Sams Geschichte, sondern die von uns allen, und unserer Jugend. Genau darum geht es. Denn Sam ist ein Außenseiter, spricht nicht viel, hat Angst vor Vielem, wird von anderen nicht wahrgenommen. Bis er in just diesem Sommer einen Job im alten Kino seiner Heimatstadt annimmt, Grady, diese Stadt die so eng, konservativ, langweilig, engstirnig, so sterbend erscheint, und ihm am Ende des Sommers doch so viel gegeben, aber auch genommen hat. Denn mit Kirstie, Cameron und Hightower, alle ein klein wenig älter und im letzten Schuljahr, verbindet ihn ziemlich bald nicht nur der Job im Kino, sondern genau dieser Sommer der Sehnsucht, die erste Liebe, die eigene Identitätsfindung, Erwachsenwerden, Freundschaft, Rebellion, Ablösung, Trauer und Selbstfindung. Aber das Buch erzählt auch von einer dunklen Seite, Sam nennt es sein dunkles Summen, das uns die Geschichte eines Jungen erzählt, dessen Mutter krank ist, der seinem arbeitslosen Vater aus dem Weg geht, der anfangs sehr schmächtig und in sich gekehrt ist, keine Freunde hat, und eine Schwester und einen besten Freund, die ihn beide sozusagen „verlassen“ haben. Der Sommer wo etwas beginnt, ist auch der Sommer, wo etwas endet. Nicht nur symbolisch, sondern wahrhaftig. Die Kindheit endet, die Jugend ist da, das Leben fängt nun richtig an, die eigene Freiheit, aber gleichzeitig auch die Düsternis und Dunkelheit, und der Tod. Das Ende überhaupt. Ob das Buch sich trotzdem von anderen Geschichten des Erwachsenwerdens unterscheidet? Definitives JA. Und am Ende darf jeder herausfinden, was Hard Land für ihn bedeutet, was es aussagt, was es mit diesem Buch zu tun hat, was sein Geheimnis ist, und wie man es am besten löst.

Cover:

Ein typisches Diogenes Cover, das aber trotzdem mit der Geschichte zu tun hat. Es verkörpert nämlich genau DAS, was im Buch beschrieben wird. Das Alleinsein der Jugend, sich einsam fühlen, aber auch Licht drum herum, das für Hoffnung sorgt, und sagt, dass man in allem Erwachsenwerden dann doch nicht alleine ist. So zumindest meine Interpretation.

Fazit, und ein sehr langes Gedankenallerlei zum Buch:

Um es mit den Worten aus Hard Land zu sagen: Dieses Frühjahr war chaotisch katastrophal, aber es war auch das Frühjahr, in dem ich mich in dieses Buch verliebte.

Sam Turner, einen ganz großen Dank dafür, dass du mich in die Zeit des Jahrs 1985 mitgenommen hast, um mich an deinem Sommer teilhaben zu lassen. Das Buch braucht eine Weile, wirkt in einem nach. Man sollte sich nicht durchhetzen, um es so schnell wie möglich durchzulesen. Und ich gebe zu, die Lektüre des Buches etwas hinausgezögert zu haben, ganz einfach, weil ich etwas länger in der Zeit, der Atmosphäre, und im Zeitgeist der Geschichte gefangen sein wollte. Damit ich ein bisschen länger eintauchen konnte in das Erlebnis Hard Land. Fast sind die Szenerien so intensiv, dass man erstmal blinzeln muss, um wieder in der Realität und im Jetzt zu landen. Also liebes Hard Land. Vielen Dank, dass ich dank dir nochmal jung sein durfte. Also, zumindest ein kleines bisschen jünger, als ich jetzt bin. Ich könnte nicht mal sagen, welche Lieblingsszene ich habe, da sich grandiose Szene an Szene reiht, und das Buch sich somit zu einer einzigen Lieblingsszene von Anfang bis Ende zusammensetzt. Nur dass man in dieser Szene durch alle Emotionen rollt, in ihr weint, lacht, grinst, sich gut und schlecht, hilflos, aber auch berauscht fühlt. Fast fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in eine Zeit, als Mitglied eines Geheimclubs, dessen Ziel es ist, gemeinsam mit den Protagonisten das Geheimnis des Buches zu entschlüsseln, und wenn es dann vollbracht ist, fühlt man sich dazugehörig. Und nach dem Buch fühlt es sich auf einmal einfach nur cool an, die Außenseiterin zu sein, die jeder anstarrt :D

Die 80er Atmosphäre ist einfach wunderbar eingefangen, und man fühlt sich im Buch wohl und beschützt, wie in einer Blase aus Jugendlichkeit und Freiheit. Und das, obwohl man doch so sehr auch im Buch bedroht wird, und die reale Welt aus Erwachsensein und problematischen Themen versucht, die Blase anzugreifen. Sie schafft es aber nicht, die Blase ganz kaputt zu machen. Und so ist es genau diese Mischung, die im Buch unheimlich gut hinbekommen wurde. Das Gleichgewicht aus Traurigkeit, Problemen, und einer sehnsüchtigen Jugendlichkeit verbunden mit allem, was Freiheit in der Jugend bedeutet. Und das, obwohl die unterschwellige Drohung einer Katastrophe immer da und gegenwärtig ist, etwas womit man sich auseinandersetzen muss: Das eigene Erwachsenwerden, aber auch die eigene Sterblichkeit. Ganz besonders gefallen hat mir das Flair der Kleinstadtatmosphäre, aus einer anderen Zeit. In der die Menschen und Jugendlichen, sich noch auf ganz andere Dinge besonnen haben. Wo es noch keine Überdigitalisierung gab, man sich untereinander mit Menschen beschäftigt hat, und es nicht so viel Ablenkung vom Menschsein gab. Wodurch man sich auch selbst schneller finden konnte, und sich als Mensch nicht verloren hat.

Die Entwicklung, ja gar Metamorphose, Sams ist so anschaulich geschaffen, dass man sie dauerhaft im Kopf hat. Vom kleinen schüchternen und schmächtigen Kerl, der kaum etwas sagt zum jungen Mann der viel nachdenkt, sich wehrt, und quasi zum Erwachsenwerden gezwungen wird. Man hat tatsächlich immer ein Bild der Wandlung vor Augen, und es wird hier geschafft, dass auch das Benehmen so angepasst ist, dass man immer weiß, was Sache ist, und alles nachvollziehen kann. Ich nenne es einfach mal die Allegorie des Erwachsenwerdens. Die Charaktere behalten durchgängig ihre Individualität. Sie bleiben individuell in ihrem eigenen Selbst, und das, obwohl sie zusammen eine Gruppe ergeben, die mal mehr, und mal weniger zusammenhält, sich aber vor allem versteht. Denn in ihrer Individualität sind sie gar nicht so unterschiedlich, selbst wenn sie so erscheinen. So ist es, wenn Leute aufeinandertreffen, die denken, nichts gemeinsam zu haben, und dann doch merken, mehr gemeinsam zu haben, als offensichtlich ist. Das anfängliche Nichtwissen von Sam erscheint sympathisch, fast wie bei einer Identifikationsfigur, der man sich nahe fühlt, wenn man an seine eigenen Unsicherheiten als Teenager (oder eben heute noch) denkt. Geschrieben mit so viel Wortwitz, der gleichzeitig eine Ehrlichkeit ausstrahlt, der man sich unweigerlich ergeben muss. Die Sehnsucht und Nostalgie nach der eigenen Jugend fließt in jedes Wort und jede Szene mit ein, und die Erlebnisse der eigenen Jugendzeit sind sofort wieder präsent. Man mutiert ein wenig zum 15jährigen Teenager beim Lesen, etwas Zeitloses passiert, mit Feinsinn und Durchblick geschrieben. Getrieben von einer ernsthaften Wahrhaftigkeit, oder einer wahren Ernsthaftigkeit. Man merkt der Seele des Buches an, dass sie manchmal schreien will, es aber nicht tut, und trotzdem erkennt man unter dem Schreibstil, der Humoriges erzählt, das Tiefgründige und fast schon melancholisch anmutende, das in kleinen Nuancen erwähnt wird, die aber eine große Sprengkraft haben. Die Atmosphäre ist sehr dicht gewoben, mit wenigen Worten wurde geschafft, viel zu sagen. Geschrieben mit der Rebellion, des Irrsinns, und mit den Worten, der Stimmung und vor allem der Stimme einer Jugend, die so immer da war, und wohl immer da sein wird. Mit den Selbstzweifeln der Jugend gespickt, in der man so vieles an sich selbst nicht mag.

Und wichtig! Das Buch ist durchwirkt von Musik, ein Ausflug in die Film- und Musikwelt der 80 er. Und ja…. Als Film – und Musikfreak mag ich auch das Heutige, schaue aber mit Tränen in den Augen auf das Vergangene zurück. Und musste dieses Durchzogene im Buch einfach erwähnen. Denn bei so mancher Musikszene im Buch musste man die Augen schließen ob der Gänsehaut, sie sich auf den eigenen Armen ausgebreitet hat, weil man sie so sehr fühlen konnte. Diese Gänsehaut – oft auch Tränenszenen, gab es natürlich bei Szenen außerhalb der Musik. Die noch eine andere Wirkung hatte. Denn ich gebe zu, dass mein Kopf während der Lektüre des Buches eine einzige 80 er Jahre Diskothek, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass ich mit mir selbst getanzt habe (Dancing with myself, ohoooo), sondern auch während der Lektüre. Und das sowohl körperlich, als auch gedanklich, und mit Emotionen voller Freude. Hineingeschmissen wurde ich in einen Wirbel aus Erinnerungen, den Spirit einer anderen Zeit, und den Problemen eines Teenagers, dessen Probleme greifbar und wirklich da waren. Selbst die Einsamkeit und das Alleinsein.

Ich möchte nicht sagen, dass es etwas völlig Neues ist, eine Geschichte zu lesen, in der sich jugendliche Sonderlinge zusammentun, und den Sommer ihres Lebens und des Erwachsenwerdens spüren, und uns mitnehmen in ihren Gedanken und Gefühlen. Doch das ist nun mal ein Merkmal des Coming of Age Genres. Aber erstens ist jede einzelne Geschichte des Erwachsenwerdens so individuell und einzigartig wie jeder Mensch selbst. Und zweitens schafft es die bildhafte Sprache einfach eine Atmosphäre zu schaffen, die einen traurig und niedergeschlagen, aber gleichzeitig auch fröhlich sentimental, und gar schmunzelnd zurücklässt. Und von dieser Atmosphäre lebt das Buch. Deswegen ist das Erwähnen von den „Geschichten und Büchern meiner Jugend“ auch nicht als Kritik gemeint, weil andere Geschichten ihre ganz eigene Individualität haben. Genau wie dieses Werk. Und erwähnen muss ich wenigstens Filme wie „The Breakfast Club“, „Stand by me“ oder sogar „ES“ u.v.m. In genau diesem Zeitgeist der Filme, der Bücher, der Geschichten, die sich mit dem Erwachsenwerden, da spielt sich auch Hard Land ab. Es zeigt uns etwas auf, dass es heute gibt, und immer gegeben hat, nämlich die Wandlung vom Kind zum Erwachsenen, und das Erkennen, dass die Zeit der Kindheit unweigerlich vorbei ist, aber man auch noch nicht ganz ein richtiger Erwachsener ist. Diese Zeit des Zwielichtes zwischen Kindheit und Erwachsensein, die ist magisch. Und zwar für jeden einzelnen Menschen. Und natürlich hat jede Zeit ihren Reiz. Jugendliche der 60 er z.B. werden genau diese Zeit lieben, und sich nach ihrer Zeit des Aufbruchs sehnen. Und somit regt das Buch nicht nur zum Nachdenken an. Man kommt als Leser in eine Welle aus tiefer Traurigkeit, die bricht, sich dann zurückzieht mit dem Gefühl der Sentimentalität und Sehnsucht nach der Leichtigkeit der Jugend. Beides wechselt sich ab. Wir haben keinen leichten Jugendroman, der nichtssagend vor sich hinplätschert vor uns. Und trotzdem einen Roman über die Jugend. Beides im Zusammenspiel dessen, was man wohl Leben nennt. Da wären Themen wie die eigene Jugend, und ihre Vergänglichkeit, die Vergänglichkeit des Seins, das Leben, der Tod. Das aus sich rauskommen. Aber auch das Kind bleiben, das jugendlich-sein, und der Geist der Dinge, die man als Jugendlicher tut, ausprobieren will, und es dann auch macht. Und es geht auch irgendwie um ein Nichtvergessen einer schönen, aber auch schrecklichen Zeit, die einen prägt. Dieses Buch lebt von seiner einmaligen Zeitatmosphäre, den gelebten Gefühlen und Gedanken.

Entgegen dem ersten Eindruck strahlt das Buch dann doch nicht den Geist des Gefangenseins in einer Kleinstadt aus, sondern eher den der Freiheit. Selbst wenn das Gefängnis auch als Krankheit in der Familie, Alleinsein, oder das Gefangensein in der eigenen Unsicherheit wiedergespiegelt wird, aus der man ausbricht. Und es hat beim Lesen auch nicht wirklich lange gedauert, bis es szenisch als Geschichte so atmosphärisch und bildhaft beschrieben wurde, dass bei einigen Szenen eben jene Gänsehaut kam. Diese Momente kommen plötzlich, sind ohne Sicherheitsnetz einfach da, und sind deswegen umso intensiver, um sich fallen zu lassen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die einen nach dem Lesen wehmütig zurücklässt. Als der Sommer noch aus Mix-Tapes, Cornetto-Eis, Rollschuhen, dem Computerspiel Defender und Vokuhilas bestand. Ich sage gerne, dass dieses Buch mir Erinnerungen an eine Zeit gibt, in der ich kein Teenager war, und es trotzdem alles nachempfinden kann, jeden Augenblick miterlebe, und mich erinnere (was ja schon was heißen will). Es war eine Zeit ohne Ablenkungen der Technisierung, in der es zwar die Anfänge dessen gab, diese aber auf Basis heutiger Sicht natürlich nicht alles bedeutet haben. Man hat seine Freizeit einfach mit den Menschen um sich herum verbracht, und sich mit ihnen beschäftigt, hat Fotos und Bilder noch als Erinnerung gesehen, und nicht wie oftmals heutzutage, als Selbstdarstellung eines Selbst. Und dann ist das Buch natürlich noch durchzogen von Weisheiten über das Leben, die direkt aus der Seele kommen, und nicht nur einfach dahingesagt sind.

Als schüchternes Teenagermädchen, das in sich gekehrt war (und wahrscheinlich immer noch ist), und das Alleinsein kennt, ist der Roman eine kleine Offenbarung, und zeigt auf, dass man nicht alleine ist in seinem Alleinsein. Und dass die Einsamkeit nur eine kleine Zeitebene ist, die nicht ewig dauert. Und somit ist das Ganze eine Symphonie aus melancholischen Sehnsuchtserinnerungen, die gleichzeitig Trauer in sich bergen. Ein Zusammenspiel, das ungewohnt gut zusammenpasst, und einen in jede Emotion und Gefühlsregung mit hineinzieht. Denn gleichzeitig strahlt das Buch aus, dass man manchmal aus seiner Sicherheit herauskommen muss, um die Unsicherheit zu überwinden, und dann etwas mehr Sicherheiz zu empfinden, mitten in einer Gruppe, die einem Sicherheit bietet. Und dann spürt man auf einmal das Leben, in diesem Buch zwischen Leben und Tod. Und man ist zerrissen. Nicht aufgrund von Wahnsinn, sondern weil man dieses Bittersüße einer ersten Liebe spürt, gepaart mit der Erkenntnis, die uns vor eine Wand aus Realität stellt. Und das zerreißt eben. Alles im Leben hat seine Zeit, und man muss auch genau zu dieser Zeit das dazu passende Leben durchmachen.

Am Ende erkennt man, dass man mit all seiner Einsamkeit, seinen verwirrenden Gefühlen, aber auch dem jugendlichen Drang nach Freiheit nicht alleine ist. Denn irgendwie muss wohl jeder durch sein eigenes „Hard Land“, um erwachsen zu werden. Aber auch, um sich zeit des Lebens seine Jugendlichkeit ein wenig zu bewahren. Darin sind sich viele Menschen gar nicht so ungleich :D. Das Buch führt und bringt, ja, entführt uns sogar, in den Wiederhall einer Zeit, in der Küsse und Erfahrungen noch nicht inflationär waren, in der erste Küsse, erste Partys, erster Herzschmerz noch besonders waren. Erster schmerzlicher Verlust noch für immer unvergessen und präsent war. Eine Zeit, in der man den Moment einfach erlebt hat, ohne sich vorher Sorgen zu machen, wie Dinge bei anderen ankommen, wobei das natürlich auch nicht ganz stimmt. Aber es war freier, weil man nicht jederzeit darauf achten musste, sich selbst darzustellen, um Dinge von sich in den sozialen Medien preiszugeben. Ja, irgendwie wird nicht nur das Zeitgefühl, sondern auch das Gefühl einer ganzen Generation rübergebracht und fühlbar gemacht, weil tanzend, springend, sich gehen lassend, die Jugend genießend, mit einem Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Und in all dieser Zwielichtatmosphäre zwischen Trauer und Euphorie, da gibt es Stellen, die grenzen an einer solch wundervollen Situationskomik, dass es einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Das sind die Teile der Geschichte, die in einem Humor geschrieben sind, der nicht zu übermäßigem Lachen anregt, sondern melancholisch darauf hinweist, dass man selbst solche Zeiten erlebt hat, und mit Sehnsucht, und eben einem Grinsen, darauf zurückblickt, und sich irgendwie selbst in der Situation wiedererkennt. Und am Ende wird einem klar, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte hat. Seine eigene Jugend, sein eigenes Erwachsenwerden. Und dass wir uns doch nicht so sehr darin unterscheiden. Die Geschichten mögen anders sein, aber das Menschsein in ihnen ähnelt sich doch sehr. Also lest am besten dieses Buch, hört euch danach die Playlist an…. und tanzt…… am besten mit euch selbst :). Und in dem Wissen, dass jeder in seiner Jugend irgendwelche Kirsties, Hightowers, Camerons, oder auch Chucks um sich hatte. Wenn vielleicht auch in ganz anderer Form, und natürlich mit anderen Namen.

Heutiges Rezensionslied? Irgendwie tanzt im Video dazu ja auch jeder für sich selbst, und doch keiner allein. Vielleicht ist das auch ein bisschen die Aussage des Buches. Alle tanzen allein für sich, und doch tanzt man zusammen. Und irgendwie ist es trotzdem am Ende auch so, dass man mit Sam, Kirstie, Cameron und Hightower befreundet IST. Außerdem gehört das Lied ins Jahr 1985, und zu einem Film, der im Buch erwähnt wird:

„We are not alone. You'll find out when your cover's blown. There'll be somebody there to break your fall.
We are not alone. 'Cause when you cut down to the bone. We're really not so different after all, after all. We're not alone.“

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