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Veröffentlicht am 25.05.2022

Keine Helden, kaum sympathische Figuren, aber dennoch Geschichten, die neugierig machen

JAB
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In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem ...

In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem sind sie nicht „schwärzer als schwarz“, sondern haben ein gewisses Etwas, über das ich manchmal sogar lachen oder zumindest schmunzeln konnte.

Da ist zum Beispiel ein Verbrechertrio, das einen überaus lohnenden Einbruch in einen Tresorraum schafft, nur sich dummerweise dann selbst darin einsperrt. Klasse fand ich auch die Geschichte mit einem eher durchschnittlichen Typen, der entführt und dermaßen unter Druck gesetzt wird, sich ein Geständnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, auszudenken, dass er das Ganze sogar als effektive Schreibwerkstatt empfindet. So grotesk diese Geschichten auch sind, so gelungen sind sie meiner Meinung nach.

Die Hauptfiguren sind weder Helden noch besonders sympathisch. Die meisten mochte ich nicht einmal. Nur einen fand ich nett und ein paar taten mir leid. Neugierig gemacht haben sie mich dennoch.

Dem Autor ist es gelungen, mit wenigen Worten jeweils die passende Atmosphäre zu erschaffen. So fühlte ich mich auch noch in eine fremde Kultur versetzt. Dabei war ich mittendrin, denn alle bis auf eine Geschichte sind in der Ich-Perspektive geschrieben. Äußerst wirkungsvoll!

Die Kurzgeschichten in diesem Buch sind etwas Besonderes. Sie sind nicht nach üblichem und bewährtem Schema aufgebaut. Sie vermitteln lebendige Bilder von verschiedenen Charakteren. Zu jeder Geschichte kann man sich selbst überlegen, wie sie weitergehen könnte. Der Autor gibt meistens kein wirkliches Ende vor. Trotzdem hört er meiner Meinung nach immer an passender Stelle zu erzählen auf.

Trotz der Hoffnungslosigkeit, die immer mitschwingt, reichen die Stimmungen der Geschichten über eine große Spanne, von sehr feinsinnig bis zu derb grotesk.

Ich habe diese Lektüre als sehr abwechslungsreich und unterhaltsam empfunden. In die Geschichten kann man sicher eine Menge hineininterpretieren, aber das muss man nicht. Ich habe sie einfach genossen und sehr gern gelesen.

Ich denke, für aufgeschlossene Querbeet-Leser ist dieses Buch genau richtig.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Großartige Idee, unterhaltsamer Schreibstil und Gänsehaut

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit?
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Dieser Thriller ist eigentlich ein Jugendbuch und ich gehöre nicht zu dessen Zielgruppe. Aber nach einer Leseprobe war ich derart in den Bann gezogen, dass ich das ganze Buch lesen musste.

Juul hat ihren ...

Dieser Thriller ist eigentlich ein Jugendbuch und ich gehöre nicht zu dessen Zielgruppe. Aber nach einer Leseprobe war ich derart in den Bann gezogen, dass ich das ganze Buch lesen musste.

Juul hat ihren etwas älteren Bruder Milan verloren. Er starb bei einem Autounfall, indem er gegen einen Baum fuhr. Die Familie hat das noch nicht so richtig verarbeitet. Die Mutter ist gerade aus einer psychiatrischen Klinik zurück und zu Hause wird Milan nicht erwähnt.

Juul bekommt Nachrichten von jemandem, zunächst ein schauerliches Foto von Milan unmittelbar nach dem Unfall und das Versprechen, dass sie die Wahrheit hinter allem erfahren wird, wenn sie bestimmte „Dares“ ausführt und Videos davon dreht. Das sind ziemlich perfide Mutproben. Der Ausdruck stammt von „Truth or Dare“ („Wahrheit oder Pflicht“), einem Spiel, das ihr Bruder Milan leidenschaftlich betrieben und durch Videos auf Youtube dokumentiert hatte.

Sie lässt sich auf dieses Spiel ein, obwohl die Aufgaben immer schlimmer und grotesker werden. Der „Psycho“, wie sie und ihre Freundin Fleur denjenigen nennen, der hinter allem steckt, hat sie in der Hand, denn durch die Videos wird sie erpressbar.

Das Buch ist von Anfang bis Ende so spannend, dass ich es zwischendurch kaum aus der Hand legen mochte. Es gibt zwei Perspektiven, die sich gegenseitig abwechseln, die der Protagonistin Juul und die des Täters. Letztere erkennt man daran, dass sie wie Tagebuch-Notizen in schreibmaschinenartiger Schriftart auf grauem Untergrund steht – jeweils sehr kurz aber so, dass es mir beim Lesen einen Schauer über den Rücken jagte.

Die Protagonistin Juul war mir von Anfang an sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Alle anderen Personen gaben mir – jede in einer eigenen Art und Weise – Rätsel auf. Auch so etwas macht meiner Meinung nach einen guten Thriller aus.

Es gibt am Ende einen Showdown mit einer eigentlich unerwarteten Wendung, die ich jedoch schon irgendwie geahnt hatte. Trotzdem wurde mein Lesevergnügen dadurch nicht geschmälert.

Ich habe allerdings zwei Kritikpunkte:

Erstens ist mir ein logischer Fehler in der Handlung aufgefallen. Es ging darum, dass Juul etwas filmen und die Aufnahme einige Zeit laufen lassen sollte, wozu sie den Raum verließ. Draußen schickte sie dann jedoch eine Nachricht an ihre Freundin. So fragte ich mich, wie sie das konnte, wo sie ihr Smartphone zum Filmen zunächst drinnen gelassen hatte.

Zweitens hätte ich gern einige Details im Nachhinein noch etwas ausführlicher erklärt bekommen, vor allem die Tricks des Täters, durch die er immer wieder den Anschein erweckt, Juul komplett zu überwachen.

Trotzdem hatte ich mit diesem Buch ein unheimlich spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen. Trotz der erwähnten Schwächen gefallen mir die Idee dieser Geschichte und der Schreibstil der Autorin so gut, dass ich mit 4 von 5 Sternen bewerte.

Fazit: Es ist sehr spannend, liest sich einfach schnell hintereinander weg und jagt einem einen Schauer über den Rücken, wie es sich für einen Thriller gehört. Es hat keine zu brutalen Szenen, schließlich handelt es sich um ein Jugendbuch.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Von veganfreier Wurst und kaffeefreiem Cappuchino - ich schmeiß mich weg!

Wer alles weiß, hat keine Ahnung
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Ich liebe es, wie Horst Evers die Welt sieht und beschreibt. Immer mit dem passenden Blick, was skurril oder lustig an einer Situation sein könnte.

So ist auch dieses Buch mit witzigen Geschichten ein ...

Ich liebe es, wie Horst Evers die Welt sieht und beschreibt. Immer mit dem passenden Blick, was skurril oder lustig an einer Situation sein könnte.

So ist auch dieses Buch mit witzigen Geschichten ein großartiger Zeitvertreib für Zwischendurch. Wenn man mal schlechte Laune hat, ist einfach eine Geschichte von Horst Evers ein gutes Mittel dagegen.

Beim Lesen merkt man, dass der Autor sehr viel Herzblut hineingesteckt hat. Da muss einfach eine Menge aus seinem eigenen Leben drinstecken. Natürlich immer überspitzt, damit man herzlich lachen kann. Das Tolle ist, dass das eine Art von Humor ist, die nicht auf Kosten von irgendjemand anderem geht.

Ich mag es auch sehr, wenn er eine Geschichten vorliest. Könnte ihm ewig zuhören.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Leckerer „Lesesnack“ für zwischendurch

Liebe beginnt, wo Pläne enden
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Die Idee, ein Setting in einem Museum, wo das Leben aus vergangenen Jahrhunderten nachgestellt wird, fand ich gleich toll. So etwas wurde in einem Projekt umgesetzt und die Hauptheldin dieses Buches, Kristin, ...

Die Idee, ein Setting in einem Museum, wo das Leben aus vergangenen Jahrhunderten nachgestellt wird, fand ich gleich toll. So etwas wurde in einem Projekt umgesetzt und die Hauptheldin dieses Buches, Kristin, nimmt mit ihren beiden Kindern Maja und Liv daran als Ferienattraktion teil.

Eigentlich flieht sie vor ihrem Mann Carsten, der angeblich arbeiten muss. Sie hat durch einen Zufall herausgefunden, dass er eine Affäre hat. Einerseits ist sie erschrocken darüber, andererseits muss sich eingestehen, dass sie ihn sowieso nicht mehr liebt. Kristin muss sich darüber klar werden, was sie will.

Die Geschichte ist unheimlich witzig geschrieben, das ist mir gleich von Anfang an aufgefallen. Es macht einfach Spaß, Kristin zusammen mit neu gewonnenen Freunden im Museumsdorf zu erleben. Die Autorin trifft voll meinen Sinn für Humor. Natürlich kommt dabei noch ein anderer Mann ins Spiel – wie soll es auch anders sein, bei solch einem Titel.

Ich habe die Lektüre sehr genossen. Das Buch hat mir einfach gute Laune gemacht und war dabei spannend und abwechslungsreich.

Ich empfand es als großartige Abwechslung zu den eher düsteren Thrillern, die ich in letzter Zeit gelesen hatte.

Es war für mich wie ein „Lesesnack“ zwischendurch.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Nervenkitzel, Beklemmung und Spannung!

Stille Befreiung
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Dieser Roman ist ein echter Psychothriller. Er beginnt im Prolog gleich mit einem beklemmenden Albtraum, den die Hauptperson Sandra hat. Dieser Traum resultiert aus den Erlebnissen einer Nacht, die mit ...

Dieser Roman ist ein echter Psychothriller. Er beginnt im Prolog gleich mit einem beklemmenden Albtraum, den die Hauptperson Sandra hat. Dieser Traum resultiert aus den Erlebnissen einer Nacht, die mit „Sommernachtsalbtraum“ überschrieben ist und sich episodenweise eingeschoben durch das ganze Buch zieht. Es geht darin ganz eindeutig um schlimmen Missbrauch.

Rundherum werden die alltäglichen Geschehnisse beschrieben, und zwar fast alles aus der Sicht von Sandra, einer jungen Frau, die aus behüteten Verhältnissen stammt, sich von ihrer Familie abnabelt und zunächst entgegen aller Warnungen einem Blender auf den Leim geht.

Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, gefällt mir, irgendwie schnörkellos. Dass es gefährlich und bedrückend wird, ist von vornherein klar, schon durch die Einschübe mit dem Sommernachtsalbtraum. Ansonsten wird Sandras mehr oder weniger normales Leben recht anschaulich geschildert.

Von der berühmten Autorin Patricia Highsmith sagt man, sie sei die „Meisterin der Beklemmung“. Die Autorin dieses Buches, Petra Hammesfahr, kann das auch ganz gut, allerdings sind mir trotz aller Spannung und allem Nervenkitzel ein paar konzeptuelle Schwächen aufgefallen. Das ist vielleicht etwas hochtrabend ausgedrückt. Ich meine damit ein paar Dinge, die in meinen Augen etwas anders passender gewesen wären.

Beispiel: Der Roman spielt im 21. Jahrhundert. Wieso heiratet Sandra diesen Ronnie gleich, anstelle erst einfach mit ihm zusammenzuziehen und ohne Trauschein zu leben? Das ist doch heute eher üblich, selbst mit gemeinsamer Tochter.

Ein paar Fragen zu Einzelheiten, die ich mir nebenbei gestellt hatte, wurden bis zum Ende hin nicht beantwortet. Sie waren jedoch auch nicht wirklich wichtig. Die wichtigen Dinge wurden aufgelöst und es gab dabei Überraschungen. So soll es bei einem Thriller sein. Konkreter kann ich nicht werden, ohne zu viel zu verraten.

Leider hat es die Autorin nicht geschafft, dass mir die Hauptperson Sandra ans Herz gewachsen ist, aber trotzdem habe ich es als sehr spannendes Buch empfunden. Es hat ein paar Schwächen, auch sprachliche – bestimmt Flüchtigkeitsfehler –, aber mein Gesamteindruck ist positiv.

Das Buch ist etwas für Leser*innen, die Nervenkitzel und düstere Spannung, vor allem auf psychischer Ebene ohne blutige Szenen, mögen. Aber allzu zart besaitet sollte man für diesen Roman trotzdem nicht sein.

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