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Veröffentlicht am 28.11.2021

Eine "würdige" Fortsetzung

Totentanz am Strand
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„Totentanz am Strand“ ist nach „Totenstille im Watt“ der zweite Roman der Dr-Sommerfeldt-Trilogie von Klaus-Peter Wolf. Der Autor hat etwas geschafft, das kaum vorstellbar ist: Er hat einen sympathischen ...

„Totentanz am Strand“ ist nach „Totenstille im Watt“ der zweite Roman der Dr-Sommerfeldt-Trilogie von Klaus-Peter Wolf. Der Autor hat etwas geschafft, das kaum vorstellbar ist: Er hat einen sympathischen Serienmörder geschaffen!

Nachdem dieser, der eigentlich Johannes Theissen heißt, unter dem Namen Dr. Bernhard Sommerfeldt im ersten Band als Bilderbuch-Hausarzt in der ostfriesischen Stadt Norddeich praktiziert und nebenbei böse Menschen – nur Männer – umbringt, musste er fliehen und untertauchen.

Er nimmt wieder eine neue Identität an, heißt nun wie der Autor Hans Fallada mit bürgerlichem Namen, also Rudolf Ditzen, und zieht in ein Hochhaus in Gelsenkirchen. Dort gibt er sich als erfolgloser Autor aus. Er schreibt tatsächlich und liest viel. Ich denke, hier hat der Autor dieses Romans sehr viel von sich selbst hineingesteckt.

Aber natürlich beobachtet er von ferne, was seine ehemalige Lebensgefährtin so umtreibt und bringt dann wieder jemanden um, der ihr schadet. Also spielt das Ganze dann doch wieder neben Gelsenkirchen in Ostfriesland. Nebenbei versucht er, mit seiner eigenen Familie abzurechnen, also verschlägt es ihn dann auch wieder nach Franken.

Klaus-Peter Wolf knüpft mit diesem Roman an den ersten Teil an und erzählt weiterhin mit viel Witz und Charme aus der Sicht seines Protagonisten – oder besser Antihelden – und über die Personen um ihn herum. Dadurch, dass es zu fast jeder Person ein lebendes Vorbild gibt und dass auch echte Prominente einbezogen werden, ist alles besonders lebendig.

Der Autor lässt uns in diesem Roman noch tiefer in die Seele von Bernhard Sommerfeldt blicken. Er erzählt die Geschichte so, dass man sie sich nicht nur gut vorstellen, sondern de-facto in den Kopf des Haupthelden blicken kann.

Ganz geschickt lässt der Autor noch Werbung für andere Autoren und Künstler, z. B. seine Frau Bettina Göschel, einfließen, aber das sei ihnen gegönnt.

Ich liebe den lockeren Schreibstil und die lebensechten Dialoge. Ich habe die Hörbuch-Version genießen können. Besonders gut gefällt mir, dass Klaus-Peter Wolf selbst vorliest. Ich denke, das könnte keiner so gut, wie der Autor. Ich freue mich schon auf den dritten Teil.

Ich empfehle jedoch, unbedingt zuerst den ersten Teil „Totenstille im Watt“ zu lesen oder anzuhören. Wem das gefällt, der wird auch dieses Buch lieben.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Ganz solide, aber überbewertet

Der Spieler oder Roulettenburg
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Dostojewski beschreibt in diesem Roman, was in einem Spieler vorgeht. Das kann er gut, denn er war selbst spielsüchtig. Sein Hauptheld Alexej Iwanowitsch macht zunächst jedoch gar nicht den Eindruck, ein ...

Dostojewski beschreibt in diesem Roman, was in einem Spieler vorgeht. Das kann er gut, denn er war selbst spielsüchtig. Sein Hauptheld Alexej Iwanowitsch macht zunächst jedoch gar nicht den Eindruck, ein Spieler zu sein. Irgendwie kam es mir am Anfang vor, dass er das ganze Milieu sogar verachtet und sich geistig überlegen fühlt.

Überhaupt scheint mir der Typ ziemlich arrogant zu sein, schon wie er andere Leute beschreibt. Als er später seiner Spielsucht verfällt, was ein schleichender Prozess zu sein scheint, löst sich sein Stolz nach und nach in Luft auf.

Seine Handlungen kann ich jedoch von Anfang an absolut nicht nachvollziehen, auch vor dem Ausbruch seiner Spielsucht nicht. Kann dieser Mensch überhaupt jemanden lieben? Ich glaube nicht, obwohl er selbst von sich denkt, in Paulina verliebt zu sein. Ich denke, der verachtet sich selbst sogar.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Haupthelden nicht besonders mag. Überhaupt finde ich diesen Roman ganz OK, aber nicht überragend. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte einfach zu alt ist, um die beschriebenen Verhältnisse nachvollziehen zu können.

Ich denke, dieser Roman wird etwas überbewertet.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Phantastische Satire

Von der Erde zum Mond
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Jules Verne gilt als einer der Erfinder der Science-Fiction-Literatur. Als Kind habe ich seine Bücher verschlungen, weil sie so phantasievoll waren.

Dieses Buch – „Von der Erde zum Mond“ – habe ich jedoch ...

Jules Verne gilt als einer der Erfinder der Science-Fiction-Literatur. Als Kind habe ich seine Bücher verschlungen, weil sie so phantasievoll waren.

Dieses Buch – „Von der Erde zum Mond“ – habe ich jedoch erst jetzt gelesen. Wenn man bedenkt, dass es bereits im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, finde ich es besonders interessant. Sehr detailliert werden die Überlegungen, wie ein solches Projekt zu bewerkstelligen sei, beschrieben. Einiges davon hört sich sogar realistisch an, obwohl das meiste davon reine Phantasterei ist.

Was mir aber an diesem Buch besonders aufgefallen ist und mir auch besonders gut gefallen hat, ist der feinsinnige Humor, der in den Schilderungen von Jules Verne steckt. Schon der Anfang, mit dem „Gun Club“, der in eine tiefe Krise stürzt, weil nun Frieden herrscht. Was für eine Satire!

In den detailreichen Schilderungen der wissenschaftlichen Überlegungen zum Unterfangen, mit einer überdimensionalen Kanone ein Projektil zum Mond zu schießen, und den organisatorischen Überlegungen dazu, steckt unglaublich viel Witz und immer ein Körnchen Gesellschaftskritik.

Diese trifft vor allem die amerikanische Gesellschaft, indem der Autor beschreibt, wie findige Geschäftemacher das Projekt für sich ausnutzen. Aber auch die anderen Nationen bekommen auf lustige Art ihr Fett weg, wenn es darum geht, wie viel jeder einzelne Staat für das Projekt spendet und warum.

Auch die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert, so dass ich sie mir beim Lesen gut vorstellen konnte. Die Dialoge entsprechen sicher den damals üblichen Gepflogenheiten.

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und empfehle dieses Buch jedem, der gern satirische phantastische Bücher liest.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Nicht hummeldumm, sondern kicherwitzig!

Hummeldumm
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Ich hatte bereits zwei andere Bücher von Tommy Jaud gelesen. So freute ich mich sehr, als ich dieses in einem öffentlichen Bücherregal fand und konnte in etwa erahnen, was mich erwarten würde: Eine sehr ...

Ich hatte bereits zwei andere Bücher von Tommy Jaud gelesen. So freute ich mich sehr, als ich dieses in einem öffentlichen Bücherregal fand und konnte in etwa erahnen, was mich erwarten würde: Eine sehr unterhaltsame und lustige Lektüre. So war es dann auch – sogar noch um vieles lustiger, als ich gedacht hatte.

In diesem Roman widmet sich der Autor einem ganz besonderen Klischee: Touristen auf Gruppenreise durch ein exotisches Land, und zwar Namibia. Die verschiedenen Typen sind superpeinlich. Erschreckenderweise gibt es solche Leute wirklich, nur meistens nicht alle auf einem Haufen. In dieser „Gurkentruppe“ sind sie jedoch alle auf engem Raum und durch die gesammelten Absurditäten menschlichen Verhaltens wird alles sehr lustig.

Dieses Buch konnte ich nicht unterwegs in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen, denn durch mein wiederholtes lautes Gekicher, das ich einfach nicht unterdrücken konnte, hätte ich bestimmt andere Fahrgäste gestört, oder einfach mehr Aufmerksamkeit auf mich gezogen, als mir lieb gewesen wäre.

Das alles ist aus der Sicht von Matze Klein beschrieben, dessen Freundin Sina diesen Urlaub für sie beide gebucht hatte, ohne dass er wusste, worauf genau er sich da einlässt. So gehen ihm die anderen Mitreisenden und die Idee, die meiste Zeit in einem klapprigen Bus unterwegs zu sein, zuerst gewaltig auf den Senkel.

Nebenbei hat er noch ein anderes Problem: Er hat vergessen, eine Sicherheitszahlung für die Eigentumswohnung zu leisten, welche die beiden nach Ihrer Rückkehr beziehen wollen. Das von einer Rundreise durch Afrika aus nachzuholen stellt sich als zusätzliches Abenteuer heraus, besonders wenn man wie er unbedingt verhindern will, dass seine Freundin sein Versäumnis mitbekommt.

So wurde die Geschichte in meinem Kopf zu einem Road Movie ganz besonderer Art. So etwas Witziges habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Teuflisch spannend

Teufelsnetz
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Zwei Influencer verschwinden und auf deren Social Media Kanälen erscheinen Todesanzeigen. Ein makabrer Publicity Gag? Außerdem wird eine junge Frau tot im Wasser aufgefunden. Sie ist angezogen wie ein ...

Zwei Influencer verschwinden und auf deren Social Media Kanälen erscheinen Todesanzeigen. Ein makabrer Publicity Gag? Außerdem wird eine junge Frau tot im Wasser aufgefunden. Sie ist angezogen wie ein japanisches Schulmädchen. Hat das etwas mit den verschwundenen Influencern zu tun? Eine der beiden hat schließlich japanische Wurzeln. Knifflige Aufklärungsarbeit für die ungewöhnliche Ermittlerin Jessica Niemi und deren Team.

Dieser Thriller von Max Seeck ist das zweite Buch um diese Kommissarin. Es spielt in Helsinki. Ich kenne den ersten Band nicht und musste feststellen, dass mir trotzdem beim Lesen dieses Buches nichts fehlte. Dieser Thriller lässt sich also als eigenständig betrachten.

Überhaupt gefällt mir, wie die ganze Geschichte „gestrickt“ ist. Es fängt gleich sehr spannend an mit einer schockierenden Handlung, die man aber noch nicht so richtig einordnen kann, das kommt erst später. Aber es hat mich neugierig gemacht.

Dann geht es weiter mit Lisa Yamamoto, das ist eine der später verschwundenen Personen, und danach mit der Kommissarin – ebenfalls in einer ungewöhnlichen und schockierenden Situation. Von Anfang an gefesselt wurde ich also in die Story hineingezogen und habe danach gleich weitere Charaktere kennengelernt.

So gefällt mir das. Lange Schilderungen von Landschaften oder Gesichtern mag ich nicht – zumindest nicht in einem Thriller. Ich will von Anfang an Action haben. Max Seeck liefert mir diese ganz nach meinem Geschmack.

Die Protagonistin Jessica Niemi mag ich gleich von Anfang an und auch ihre engsten und vertrauten Kollegen Jusuf und Rasmus. Überhaupt nicht einordnen konnte ich zunächst Helena Lappi, ihre neue Chefin und einen weiteren Ermittler, Jami Arjula. So versprach es, noch interessanter zu werden.

Die Personen sind prima charakterisiert. Jessica Niemi hat zwischendurch immer eine Art Wahnvorstellungen. So ein Psychoknacks macht eine Story natürlich ein wenig interessanter. Aber an manchen Stellen fand ich es etwas übertrieben. Nach meinem Geschmack wäre hier etwas weniger besser gewesen.

Der Sprachstil des Autors gefällt mir sehr. Aufgefallen sind mir besonders kurze bildliche Beschreibungen. Beispiele: Er schildert die Farbe eines Hauses als blassgrün – wie ein „abgestandener Smoothie“ oder Rasmus als „34-jährigen Teenager“. Diese sind mir besonders in der ersten Hälfte des Buches aufgefallen.

Später werden solche „Bilder“ seltener, dafür wird die Handlung immer spannender. Das hier ist wieder mal ein Buch, dass ich, je weiter ich gelesen hatte, immer schwerer zur Seite legen konnte, denn der Spannungsbogen wurde mehr und mehr gespannt.

Normalerweise mache ich mir einen Sport daraus, bei solchen Büchern vorher erraten zu wollen, wer der Täter ist und was insgesamt dahinter steckt. Manchmal gelingt mir das. Hier ist es dem Autor gelungen, mich auszutricksen. Die Auflösung war ziemlich überraschend. Vor allem weil dann noch jemand auftrat, den ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte.

Eine Kleinigkeit, die aber mit dem Fall nichts zu tun hatte, ist meiner Meinung nach offen geblieben. Wahrscheinlich soll das eine zarte Verbindung zum nächsten Jessica-Niemi-Roman sein. Ich persönlich mag so etwas nicht. Ich hätte gern eine logische Erklärung für alles gehabt. Aber es ist nicht bedeutend genug, um meinen überaus positiven Eindruck von diesem Buch zu beeinträchtigen.

Zum Schluss möchte ich unbedingt noch erwähnen, dass mir das Design des Buches auch sehr gefällt. Buchschnitt, erste und letzte Seite sind ganz in Rot gehalten, so dass das Buch wie in diese Farbe eingepackt wirkt. Das passt super zum Cover. Auf der hinteren Cover-Innenseite ist ein Stadtplanausschnitt von Helsinki dargestellt, in den die einzelnen Orte der Handlung eingezeichnet sind. Das ist ein nettes kleines Extra. Die finnischen Straßennamen sind aber auch kompliziert! Es schadet jedoch nichts, wenn man sie sich nicht merken kann.

Fazit:

Ein sehr spannender Thriller, der mir während des Lesens viele knifflige Rätsel aufgegeben und es mir dadurch schwer gemacht hat, ihn zwischendurch zur Seite zu legen.

Wer von ein paar skurrilen Psychosachen in Form von Wahnvorstellungen der Kommissarin nicht abgeschreckt ist, wird dieses Buch genießen. Immerhin kann sie Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Sie ist eben etwas Besonderes.

Es gibt auch keine zu blutigen oder ekligen Szenen. Wer da wie ich etwas empfindlich ist, braucht hier keine Angst zu haben.

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