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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Erstlingswerk

Der Sprengmeister
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Der Einstieg ins Buch ist rasant. Der Leser ist gleich vor Ort bei der Sprengung und dem schlimmen Unfall. Mir ist allerdings nicht klar, wieso das Dynamit explodiert ist, da doch extra überprüft wurde, ...

Der Einstieg ins Buch ist rasant. Der Leser ist gleich vor Ort bei der Sprengung und dem schlimmen Unfall. Mir ist allerdings nicht klar, wieso das Dynamit explodiert ist, da doch extra überprüft wurde, ob das Zündkabel gezogen ist. Es ist ein Wunder, dass der junge Sprengmeister Oskar Johansson diese Explosion überlebt. Die Schilderungen von verstümmelten und abgerissenen Gliedmaßen beim Auffinden durch die Kollegen sind schon heftig.

Bemerkenswert ist, dass er nach dieser Explosion im Jahr 1911 weiterhin als Sprengmeister arbeitet. Er erlebt noch seine Rente und wird über 80 Jahre alt. Seine erste Beziehung geht nach seinen schlimmen Verletzungen in die Brüche. Aber er freundet sich schnell mit Elvira an, die seine politische Meinung teilt und mit der er wohl eine gute Ehe geführt hat. Sie hat sich von den vielen Verletzungen und Entstellungen Oskars nicht abschrecken lassen. Er selbst nannte diese nie Behinderung sondern Schäden.

Ein unbekannter Erzähler berichtet über das Leben des Oskar Johansson. Er trifft sich wohl regelmäßig im Sommer mit ihm bei seiner Saunahütte. Uns Lesern bleibt verborgen, wer dieser Erzähler ist und warum Oskar gerade ihm viel aus seinem Leben erzählt. Die Geschichte fand ich ansich nicht schlecht. Die Erzählweise hat es mir allerdings etwas schwer gemacht: Abgehackte, abgebrochene Sätze in manchen Kapiteln und längere durchgehende Texte bewegen sich sprunghaft durch das ganze Leben. Der Erzähler schildert auch, dass Oskar selbst nicht sehr viel von sich preisgegeben hat und dass er viele seiner Informationen nur als Nebensache bei anderen Schilderungen Oskars zusammengesammelt sind. Die Schreibweise bildet wohl gut ab, wie Oskar ist: wortkarg und schweigsam, besonders was den Unfall betrifft.

Interessant fand ich noch das Nachwort von Mankell aus dem Jahr 1997. Er stellt fest, dass die von Oskar bemängelten gesellschaftlichen Gegebenheiten in Schweden sich leider nicht zu Besserem entwickelt haben.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Falco ermittelt in Wien

Die verlorenen Kinder
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Michael Seitz nutzt als Basis für seinen Krimi einen tatsächlichen Missbrauchsskandal um ein ehemaliges Kinderheim in Wien. Nachdem in Wiener Pflegeheimen zwei Bewohner innerhalb weniger Tage ermordet ...

Michael Seitz nutzt als Basis für seinen Krimi einen tatsächlichen Missbrauchsskandal um ein ehemaliges Kinderheim in Wien. Nachdem in Wiener Pflegeheimen zwei Bewohner innerhalb weniger Tage ermordet wurden, wird der ehemalige Polizist Falco Brunner von einer der Witwen als Privatdetektiv beauftragt.

Falco Brunner wird hier nicht sonderlich sympathisch dargestellt: der Rückblick auf seine Ehe mit Christina zeigt ihn doch sehr rücksichtslos und es ist nicht verwunderlich, dass sie ihn aufgrund seiner vielen Seitensprünge verlassen hat. Und immer, wenn er Bruno, seinem ehemaligen Freund, Kollegen und jetzigem Partner von Christina begegnet, wird er aggressiv und lässt auch mal die Fäuste fliegen. Aber da ich schon den 2. Band um Falco kenne, weiß ich, dass der Autor für Falco eine Entwicklung in Planung hat.
Der eigentliche Fall liest sich etwas zähflüssig und die große Anzahl an Beteiligten inclusive Ehefrauen und Kindern fand ich verwirrend.
Mit diesem ersten Band wird die Figur des Privatdetektivs Falco Brunner geschaffen. In meinen Augen gibt es in der Fortsetzung eine gute Steigerung, die der Figur gut tut und deshalb gibt’s hier von mir nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.04.2018

ruhiger Krimi in einer schönen Stadt

Römisches Vermächtnis
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Adriana Vitullo, die tot in ihrer schönen Wohnung am Campo de' Fiori aufgefunden wird, hat es ihren Mitmenschen nicht leicht gemacht. Und so gibt es auch schnell zwei Hauptverdächtige: ihr Sohn Geraldo, ...

Adriana Vitullo, die tot in ihrer schönen Wohnung am Campo de' Fiori aufgefunden wird, hat es ihren Mitmenschen nicht leicht gemacht. Und so gibt es auch schnell zwei Hauptverdächtige: ihr Sohn Geraldo, der permanent auf finanzielle Unterstützung seiner Mutter gedrängt hat. Und Adrianas Mitbewohnerin Franca; sie ist schwerbehindert und ihre kleine Rente würde nicht für eine eigene Wohnung reichen.

Römisches Vermächtnis ist ein eher ruhiger Krimi mit einem interessanten Commissario. Ungewöhnlich fand ich, dass wir als Leser viele Beschreibungen von Häusern, Fassaden und Kunstwerken bekommen haben. Auch bei Befragungen im Umfeld der Toten lesen wir Details über Innenausstattung, Möbelstücke und Schmuck. Hier kann man ahnen, dass Kunst und Kultur ein großes Steckenpferd der Autorin ist. Die vielen Beschreibungen Roms bedienen sicher die Liebhaber und Kenner dieser Stadt.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Auszeit mit Langzeitwirkung

Freiheit ist 49
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Constantin Himmelried musste wegen einem Wirtschaftlichsverbrechen für 4 Jahre ins Gefängnis. Die Information, dass Himmelried auch seinen Vater in sein betrügerisches Verhalten reingezogen hat und dieser ...

Constantin Himmelried musste wegen einem Wirtschaftlichsverbrechen für 4 Jahre ins Gefängnis. Die Information, dass Himmelried auch seinen Vater in sein betrügerisches Verhalten reingezogen hat und dieser ebenso eine Haftstrafe verbüßen musste, hat mich besonders auf die Geschichte neugierig gemacht.

Während man als Leser eher Geschichten über den Alltag im Knast und das Miteinander der Häftlinge erwartet, beschreibt uns Himmelried viele Erkenntnisse, die er durch seine Inhaftierung gewonnen hat. Obwohl das Buch den Untertitel „Erkenntnisse aus 4 Jahren Knast“ trägt, war ich überrascht, dass er sich so intensiv mit sich und seinen bisherigen Verhaltensweisen auseinander setzt. Leider hatte ich zwischenzeitlich ein bißchen die Leselust verloren. Das kann ich gut daran festmachen, dass ich während einem Buch lieber mal zu einem anderen greife und dann dieses weiterlese. Dies soll keine Abwertung von „Freiheit ist 49“ sein, sondern eine Erklärung dafür, dass ich keine begeisterte 4- oder 5-Sterne-Bewertung abgebe.

Ich denke, dieses Buch hilft denjenigen, die einen Angehörigen hinter Gittern haben. Man stellt sich sicher tausend Fragen, wie es dort zugeht. Aber bei den wenigen Gelegenheiten zum Gespräch kommen diese Fragen vermutlich zu kurz. Für Constantin Himmelried freut es mich, dass er in dieser Zeit so viele Erkenntnisse für sich gewinnen konnte. Ich denke, dass er sein Leben mit viel mehr Bewusstsein leben wird und bestimmt nicht mehr in Gefahr kommt, als Wiederkehrer zurück in den Knast zu müssen.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Einfach

Björn Freitag – Smart Cooking
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Wie andere Koch- und Backbücher des Becker-Joest-Volk-Verlages gefällt mir dieses große Format mit Schutzumschlag sehr gut. Die Rezepte sind mit Foto und Text auf zwei Seiten gut präsentiert. Sehr praktisch ...

Wie andere Koch- und Backbücher des Becker-Joest-Volk-Verlages gefällt mir dieses große Format mit Schutzumschlag sehr gut. Die Rezepte sind mit Foto und Text auf zwei Seiten gut präsentiert. Sehr praktisch finde ich bei den Rezepten, dass die Zutaten getrennt sind danach, was man frisch besorgen muss und was i.d.R. als Basis schon zuhause ist. Ebenso die Zeitangaben getrennt nach Zubereitung und Koch-/Backzeiten.
In der Einleitung gibt es ein Basic-Liste mit Zutaten, von denen Björn Freitag annimmt, dass man diese als Standard zuhause hat. Ich war angenehm überrascht, dass ich tatsächlich fast alles vorrätig habe. Dies allerdings in einem „gewachsenen“ Haushalt mit vielen Jahren Kocherfahrung. Bei Singles oder jungen Leuten sieht das wahrscheinlich anders aus.

Leider bin ich dann doch von den einfachen Rezepten enttäuscht. So habe ich beim Durchblättern kaum Rezepte gefunden, die mich spontan begeistert hätten. Beispiel: obwohl ich Reispapier zuhause habe, möchte ich diese nicht mit kalten Zutaten füllen und ohne Anbraten essen. Vieles davon würde ich gar nicht als Rezept bezeichnen, wie etwa fertig gekaufte Maultaschen mit Zwiebeln geschmelzt und dazu Feldsalat oder Reiswaffeln mit Ente drauf.