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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2020

Gewohnt gut

Ich bin dein Tod (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 9)
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Ich habe bisher alle Bände der München-Krimireihe mit Tino Dühnfort und Gina Angelucci gelesen. Zum Erfolgsgeheimnis von Frau Löhnig gehören wohl ihre Figuren die sie immer weiterentwickelt vom Kennenlernen ...

Ich habe bisher alle Bände der München-Krimireihe mit Tino Dühnfort und Gina Angelucci gelesen. Zum Erfolgsgeheimnis von Frau Löhnig gehören wohl ihre Figuren die sie immer weiterentwickelt vom Kennenlernen im Beruf, Beginn der Beziehung, Schwangerschaft und Elternschaft. Auch in diesem Band taucht ein neues Thema auf, ein Problem mit der Wohnsituation. Zum Schluss gibt es noch einen Cliffhanger, an den sie sicher im nächsten Band anknüpft.

Tino Dühnfort ist von der Mordkommission zur Abteilung Operative Fallanalyse gewechselt und kommt im neuen Umfeld nicht gut zurecht: die Arbeitssituation im Büro, skeptische Kollegen, und die eigentliche Ermittelungsarbeit fehlt ihm. Dennoch ist er es, der bei einem Fall, in dem das Team die örtlichen Kommissare unterstützen soll, die komplizierten Zusammenhängen mit anderen Fällen erkennt. Nachdem endlich die Spur zum Täter aufgenommen wird, fällt es Tino schwer, sich nicht direkt in die Ermittlungen einzumischen.
Dieser Band hat mich wieder gut unterhalten, der Fall war sehr vielschichtig aufgebaut und die Spannungskurve wurde bis zum Schluss gehalten.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Hochwertig und originell

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
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Sehr witzig finde ich die Gegenüberstellung heimischer Sehenswürdigkeiten mit weltweiten Hotspots. Manchmal ist die Ähnlichkeit echt verblüffend während andere eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen ...

Sehr witzig finde ich die Gegenüberstellung heimischer Sehenswürdigkeiten mit weltweiten Hotspots. Manchmal ist die Ähnlichkeit echt verblüffend während andere eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind. Echt eine gute Idee und in dem aktuellen Hype um Inlandsreisetipps eine originelles Unterscheidungsmerkmal zu anderen Büchern und Verlagen.

Eines der Reiseziele kann ich sehr gut beurteilen, weil ich genau dort wohne: die Südpfalz. Die Mandelblüte ist wirklich sehenswert (leider aber immer mehr überlaufen). Auch die Restaurant- und Übernachtungstipps sind gut und die Anregungen zu Zielen in der Umgebung sind stimmig.

So erwarte ich, dass diese Qualität ebenso bei den Zielen stimmt, für die ich Anregungen bekommen habe und sie mal ansteuern will. Zu allen anderen, die für mich zu weit weg liegen habe ich in diesem Buch wenigstens eine schöne Präsentation bekommen.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Wiedersehen in Holt

Kostbare Tage
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Von Kent Haruf habe ich bisher „Lied der Weite“ und „Unsere Seelen bei Nacht“ gelesen. Beide haben mir sehr gut gefallen und auch dieses Buch wird auf diese ruhige, unaufgeregte Weise erzählt.

Die Geschichte ...

Von Kent Haruf habe ich bisher „Lied der Weite“ und „Unsere Seelen bei Nacht“ gelesen. Beide haben mir sehr gut gefallen und auch dieses Buch wird auf diese ruhige, unaufgeregte Weise erzählt.

Die Geschichte startet in Denver mit der Krebsdiagnose für den 77-jährigen Dad Lewis. Mit seiner Frau Mary fährt er nach Hause nach Holt in der Gewissheit, dass er in wenigen Wochen oder Monaten sterben wird. Seine Tochter Lorraine kommt nach Hause um ihre Mutter zu unterstützen und den Vater zu begleiten. Dad selbst nutzt die Zeit dieses langen, heißen Sommers um sein Leben Revue passieren zu lassen. Auch um das Weiterbestehen seines beruflichen Lebensinhaltes, die Eisenwarenhandlung, kümmert er sich. Rund um die Familie Lewis lernen wir eine Handvoll weiterer Personen in der fiktiven Kleinstadt Holt kennen: Nachbarn, Angestellte, Priester. Auch diese haben in ihrem Leben Verletzungen und Enttäuschungen erlitten, aber auch einen kleinen Teil vom Glück abbekommen.

Mir haben die einzelnen Episoden und diese schöne Erzählart von Kent Haruf gefallen, auch wenn mich in den beiden erstgenannten Büchern die Personen und ihr Schicksal mehr berührt hatten. DenTitel „Kostbare Tage“ finde ich stimmig gewählt für diesen Sommer in Holt.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Poetisch

Offene See
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Der sechzehnjährige Robert verlässt direkt nach seinem Schulabschluss mit einem Rucksack sein Elternhaus. Er hatte sich in der Schule gelangweilt und von der freien Natur geträumt. Bevor er sein Erwachsenenleben ...

Der sechzehnjährige Robert verlässt direkt nach seinem Schulabschluss mit einem Rucksack sein Elternhaus. Er hatte sich in der Schule gelangweilt und von der freien Natur geträumt. Bevor er sein Erwachsenenleben beginnen muss will er zumindest kurzfristig seinen unbändigen Drang stillen, etwas von der Welt und der Natur zu sehen. Er wandert, beobachtet die Natur, nimmt unterwegs Arbeiten an und bekommt dafür etwas zu Essen.

Durch Zufall trifft er auf die alleinlebende Dulcie. Er will eigentlich nur ihre Einladung zu einem guten Essen annehmen und dann weiterziehen. Doch die vielen Gesprächen mit Dulcie faszinieren Robert und er bleibt viele Wochen dort. Er lernt eine ganz andere Sicht auf die Welt und das Leben kennen. Jenseits seiner Vorstellung, dass er sein Leben genauso mit harter Arbeit im Bergbau verbringen muss wie sein Vater.

Es war ein Glücksfall eine solche Frau zu treffen und am Ende lesen wir ein paar Seiten über Robert als alten Mann. Wir erfahren wie er sein Leben verbracht hat und wie sich darin seine Freundschaft mit Dulcie entwickelt hat. Die Geschichte wird sehr poetisch erzählt. Da sie aber in der Ichform geschrieben ist , ist diese detailreiche, liebevolle Beschreibung so vieler Sinneseindrücke ein bisschen widersprüchlich zu Roberts einfacher Herkunft und Bildung. Er kennt beispielsweise keine Zitronen und hat noch nie Wein getrunken. Trotzdem fand ich es ein schöne, liebenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Schlimme Zeiten

Ich bleibe hier
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Ich selbst habe diese Kirchturmspitze im See vor vielen Jahren im Winter gesehen. Der Anblick ist beeindruckend und auch hier auf dem Cover ein Hinkucker. Marco Balzano hat diesen besonderen Anblick erst ...

Ich selbst habe diese Kirchturmspitze im See vor vielen Jahren im Winter gesehen. Der Anblick ist beeindruckend und auch hier auf dem Cover ein Hinkucker. Marco Balzano hat diesen besonderen Anblick erst im Jahr 2014 zum ersten Mal gesehen. Ich finde es bemerkenswert, dass sich ein junger Autor daran macht, diesen historischen Hintergrund zu erforschen und ihn in Romanform aufzuarbeiten.

Anhand der jungen Lehrerin Trina wird die Geschichte des Dorfes Graun erzählt. Die Bewohner haben wegen ihrer deutschen Sprache und der Lage direkt an der österreichischen Grenze wenig Bezug zu Italien und sind der Willkür und Gängelung durch die Faschisten ausgesetzt. Unmittelbar anschließend ist es der Nationalsozialismus, der das Dorf und die Familien entzweit.
Aber der gravierendste und unfairste Eingriff geht vom Italienischen Staat und einer Großfirma aus, die den vorhandenen See in einen riesengroßen Stausee zur Stromgewinnung umwandeln will. Das Endergebnis sehen wir heute: Alt-Graun ist vollkommen verschwunden, die Kirchenspitze ragt wie ein Mahnmal aus der Wasseroberfläche. Alles an der Vorgehensweise der Firma war erbärmlich. Es gab keine Baugenehmigung, die Informationen an die Menschen gab es nur in einer ihnen fremden Sprache, die Bevölkerung wurde beschwichtigt und belogen, die späteren Entschädigungszahlungen waren nahezu wertlos.

Die Grundstimmung der Erzählung ist traurig und deprimierend. Aber angesichts des harten Schicksals sehr stimmig. Ich bin froh darüber, dass solche Vorgehensweisen heute nicht mehr möglich sind und wir beispielsweise durch Demokratie und Pressefreiheit vielerlei Mittel hätten, uns zu wehren.

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