Trotz starken Beginns und guter Ideen leider nicht meins
Das Haus über dem FjordDas hätte so gut werden können! Eine Familientragödie, ein altes, gut gehütetes Geheimnis, das langsam seine Fühler in die Gegenwart streckt und die Frage aufwirft, wie gut wir unsere Eltern eigentlich ...
Das hätte so gut werden können! Eine Familientragödie, ein altes, gut gehütetes Geheimnis, das langsam seine Fühler in die Gegenwart streckt und die Frage aufwirft, wie gut wir unsere Eltern eigentlich kennen, kennen können. Die berührende Geschichte einer Frau eingebettet in die raue Küstenlandschaft Norwegens mit ihren Mysterien, verborgenen Gefahren, und das Ganze aus dem großartigen Mare Verlag. Ganz ehrlich? „Das Haus über dem Fjord“ von Kristin Valla, übersetzt von Gabriele Haefs, versprach alles, was für mich einen starken Roman ausmacht und begann auch höchst vielversprechend. Die „süffige“ Sprache ließ mich sofort eintauchen und schnell entwickelte die Geschichte einen regelrechten Sog. Ich mochte dieses stattliche Haus am Fjord aus Elins Kindheit, das so viele Erinnerungen beherbergt und nun, nach dem Tod der Mutter, verkauft werden soll. Mochte die geheimnisvolle Stimmung, diesen kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt oder zu kennen glaubt, das feine Gespür für Zwischenmenschliches. Das fühlte sich gewaltig nach einem Highlight an und ich konnte mich all den Lobeshymnen hier nur zu gerne anschließen. Doch im zweiten Drittel ging der Spannungsbogen rapide bergab, die Themen begannen mich zu langweilen, der Fokus verschob sich. Elin ist zurück in Oslo, nimmt ihr altes Leben als Modejournalistin mehr oder weniger wieder auf und sorry, aber es interessiert mich nicht die Bohne welchen neuen Blazer sie zu welchem Anlass trägt und zu welcher Modenschau sie als nächstes fährt. Auch das Verhalten der Figuren im Umgang miteinander war für mich nicht immer schlüssig, fühlte sich manchmal an, als hätte ich wichtige Sequenzen, irgendwo den Anschluss verpasst.
Das Ende war dann durchaus spannend zu lesen (überhaupt hat der Roman kriminalistische Züge), die Auflösung empfand ich jedoch als unglaubwürdig und arg konstruiert, die Themen als zu zahlreich, um wirklich in die Tiefe gehen zu können während gleichzeitig Banalitäten zu viel Raum einnehmen. Das war eine schnelle Lektüre - die erste Hälfte habe ich verschlungen, die zweite teilweise nur überflogen. Insgesamt trotz starken Beginns und guter Ideen leider nicht meins, schade!