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Veröffentlicht am 22.05.2023

Tanzen gegen die Einsamkeit

Der Tanzende
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Arthur ist 10 als er das erste Mal das La Plage, einen Club in seiner Heimatstadt, betritt. Jahre später holt ihn diese Erfahrung wieder ein, als er mit Freunden feiern gehen will. Anfangs fühlt es sich ...

Arthur ist 10 als er das erste Mal das La Plage, einen Club in seiner Heimatstadt, betritt. Jahre später holt ihn diese Erfahrung wieder ein, als er mit Freunden feiern gehen will. Anfangs fühlt es sich absolut unwohl, findet keinen Anschluss, tanzt nicht, da er Angst hat sich lächerlich zu machen. Er beginnt zu trainieren, baut Muskelmasse auf und mit diesem neuen Körpergefühl lernt irgendwann auch sich zur Musik zu bewegen. Fortan verbringt er fast jede Nacht im La Plage. Nur auf der Tanzfläche, eingepfercht zwischen den Massen, fühlt er sich dazugehörig, doch seine tiefe Einsamkeit kann er damit nicht überwinden.
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Beim Lesen des Buches werden Jugenderinnerungen wach. Victor Jestin entführt die Lesenden direkt in die Clubkultur, beschreibt Partys, erwähnt Musik, zu der auch ich getanzt habe. Es ist einfach schön ein bisschen darin zu schwelgen und die damalige Zeit Revue passieren zu lassen.
Er beschreibt aber auch sehr eindringlich die Tiefe Einsamkeit eines Menschen.
Gerade dieser Kontrast hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Der Protagonist Arthur lebt für den Club und während bei allen anderen die Zeit des Feierns irgendwann vorbei ist, ein Job, Beziehungen und eventuell Familiengründung im den Vordergrund rücken, scheint Arthur irgendwie hängen geblieben zu sein. Getrieben von dem Wunsch Anschluss zu finden, sich angenommen zu fühlen und gesehen zu werden, flieht er immer wieder in dieses Pseudoleben, in dem alles andere auf der Strecke bleibt. Nach außen hin führt er ein schillerndes Leben, ist der Star auf der Tanzfläche… Im Inneren sieht er in seinem Leben keinen Sinn. Nur das Tanzen gibt ihm wirkliche Befriedigung, aber auch nur ein paar Stunden pro Nacht.
Während man sich anfangs mit Arthur freut, seine Euphorie gut nachvollziehen kann, entwickelt sich im Verlauf mehr und mehr Mitgefühl für den Protagonisten und auch ein gewisses Unverständnis, da er selbst nicht zu sehen scheint, dass sein Lebensstil ihn immer mehr in die Isolation treibt, die er eigentlich zu überwinden versucht.
Auf gerade mal 206 Seiten schafft es der Autor einen tiefen Einblick in mehrere Jahrzehnte eines Menschen zu geben und seine Gefühlswelt zu offenbaren.
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Ein wirklich tolles Buch und eine große Empfehlung von mir.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2023

Einfach etwas Besonderes

Nives
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Eines morgens findet Nives ihren Mann tot im Schweinestall. Das Schwein hat schon mal von ihm gekostet, was ihm leider auch den Tod einbringt. Nach der Beerdingung und der Abreise der Tochter, bleibt Nives ...

Eines morgens findet Nives ihren Mann tot im Schweinestall. Das Schwein hat schon mal von ihm gekostet, was ihm leider auch den Tod einbringt. Nach der Beerdingung und der Abreise der Tochter, bleibt Nives allein auf dem Hof zurück. Im Gegensatz zur Trauer, die einfach nicht kommen will, macht sich Einsamkeit breit, woraufhin sie beschließt, dass Giacomina, ihr Lieblingshuhn, mit ins Haus zieht.
Beim gemeinschaftlichen abendlichen Fernsehen, wird das Huhn von einer Waschmittelwerbung hypnotisiert und lässt sich nicht mehr aufwecken, was den Tierarzt Loriano auf den Plan ruft. Was folgt, ist ein langes Telefongespräch, was es wirklich in sich hat und sich schnell vom Hihn wegbewegt.
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Ich wurde förmlich in die Geschichte hineingerissen und habe das Buch innerhalb weniger Stunden gelesen. Es beginnt recht seicht, spätestens jedoch mit dem Anfang des Telefonats entwickelt es eine regelrechte Sogwirkung.
Dies mag zum einen an Naspinis Schreibstil liegen, der einem endlosen Dialog gleicht und ohne Kapitel auskommt. Zum anderen ist es aber auch der Inhalt selbst der diese Wirkung entfacht. Es geht Schlag auf Schlag, alte Geschichten werden ausgekramt, Geheimnisse kommen ans Licht, Vorwürfe und Rechtfertigungen finden Einzug.
Die Tatsache, wie es der Autor hier schafft, innerhalb weniger Seiten die Handlung dermaßen zu drehen, hat mich schwer beeindruckt. Überdies zeichnet er die Protagonisten und die Geschichte äußerst tiefgreifend. Verletze oder weggesperrte Gefühle kommen zum Vorschein, unausgesprochene Wut und Enttäuschung, Liebe, Freundschaft… eine ganze Palette an Emotionen, die es erstmal zu verarbeiten gilt.
Obendrein wird man mit der Tatsache konfrontiert, dass eine einzelne Entscheidung das Leben komplett verändern kann. Zwischen den Zeilen kommt deutlich die Frage: „Was wäre passiert, wenn…?“ auf und dir Einsicht, dass alles Konsequenzen nach sich zieht, dass jede einzelne Entscheidung nicht nur Auswirkungen auf das eigene Leben hat, sondern auch auf das von Anderen.
Dies alles passiert auf gerade mal 156 Seiten. In meinen Augen eine starke Leistung.
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Ich denke es ist überflüssig zu sagen, dass ich schwer begeistert bin und das dies hier eine klare Leseempfehlung ist. Ich mach es trotzdem 😊
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Erschienen 2022 im Kein & Aber Verlag

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Elternabend mal anders

Elternabend
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Sascha will gerade ein Auto klauen, als plötzlich eine Frau mit einem Baseballschläger auf eben dieses anfängt einzuschlagen. Und als wäre dies nicht schon genug, rückt von vorn auch noch eine Polizeieinheit ...

Sascha will gerade ein Auto klauen, als plötzlich eine Frau mit einem Baseballschläger auf eben dieses anfängt einzuschlagen. Und als wäre dies nicht schon genug, rückt von vorn auch noch eine Polizeieinheit an, die versucht eine Klimademo in Schach zu halten.
Um Schwierigkeiten zu entgehen, flieht Sascha kurzerhand. Auch Christin, die Frau mit dem Baseballschläger, macht sich aus dem Staub. Beide landen in einem Bus voll mit Leuten, die anscheinend schon auf sie gewartet haben und finden sich schlussendlich auf einem Elternabend wieder.
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Sebastian Fitzeks neuer Roman ist voll von Humor und vielen grotesken Situationen. Ein Elternabend ist schon an sich nichts spaßiges, wenn es auch aber um den Elternabend eines Kindes handelt, welches nicht dein eigenes ist und noch dazu großen Mist gebaut hat, ist der Ärger und die Missverständnisse vorprogrammiert.
Die Protagonisten Sascha und Christin sind, man mag es nach dem Anfang kaum glauben, tatsächlich die „Normalsten“ und ich mochte sie von Beginn an gern. Vor allem Saschas Geschichte hat mich sehr berührt. Alle anderen Nebenfiguren sind voll von Klischees und absolut überspitzt dargestellt. Gestört hat mich dies an der Stelle nicht, da es wirklich so too much war, dass es einfach gewollt sein muss.
Ich mochte den Aufbau der Geschichte und fand es spannend zu lesen, wie sich so langsam ein Bild von den Ereignissen vor dem versuchten Autoklau ergab.
Auch die Tatsache, dass nicht nur auf Humor gesetzt wurde, sondern auch schwierige Themen, wie psychische Erkrankungen mit eingebaut wurden, haben mich überzeugt.
Das Buch hat mich zum Lachen gebracht und zwischendurch standen mir auf mal Tränen in den Augen.
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Eine schöne Geschichte für zwischendurch und eine Empfehlung von mir für euch.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Das Thema Mobbing sehr gut umgesetzt

Unsichtbar
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Ein Junge führt ein ganz normales Leben, geht zur Schule, hat Freunde, eine kleine Schwester und ein behütetes Elternhaus. Eines Tages ändert sich alles. Der Auslöser? Ein „Nein“, welches er einem Klassenkameraden ...

Ein Junge führt ein ganz normales Leben, geht zur Schule, hat Freunde, eine kleine Schwester und ein behütetes Elternhaus. Eines Tages ändert sich alles. Der Auslöser? Ein „Nein“, welches er einem Klassenkameraden erwidert, als dieser ihn auffordert, mit ihm den Mathetest zu tauschen. Ab diesem Tag wird er schikaniert, erst mit Worten und später auch mit tätlichen Übergriffen. Alle sehen es, aber Irland hilft ihm, niemand schreitet ein. So wird er irgendwann unsichtbar und greift schlussendlich zu einem drastischen Mittel.
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„Unsichtbar“ handelt von Mobbing, von den seelischen und körperlichen Wunden, die es hinterlässt, von Ohnmacht und dem Unverständnis, das aufkommt, wenn niemand einschreitet. Es handelt von Selbstvorwürfen, Abstumpfung, Abwertung und totalem Rückzug.
Der Protagonist dieser Geschichte hat weder Name, noch Alter… was anfangs befremdlich wirkt, passt aber schlussendlich sehr gut, denn es suggeriert, dass niemand davor gefeit ist, in eine solche Situation zu geraten. Neben den Angriffen auf seine Person, werden auch die Gedanken dazu sehr gut beschrieben, allen voran auch die Überlegungen, warum es scheinbar niemanden interessiert. Warum alle zuschauen, warum die Eltern nicht merken, was vor sich geht… in seiner kindlichen Naivität redet er sich ein, dass er unsichtbar werden kann und trainiert dies vehement. Die Erklärung vom Unsichtbarsein, ist eine, die er besser verkraftet, als das Eingeständnis, dass es anderen egal sein könnte. Und in gewissem Sinne ist sie sogar korrekt. In dem Moment, wo alle über einen längeren Zeitraum wegschauen, wird er zwar nicht unsichtbar im Sinne der Definition, aber doch rutscht er aus der Wahrnehmung der anderen, wird also nicht mehr gesehen.
Auch die Sicht des Peinigers wird dargelegt, was unglaubliche Wut hervorruft, da er aus reinem Geltungsbedürfnis heraus handelt. Er ist der Meinung sich nur profilieren zu können, wenn er andere drangsaliert. Die Hintergründe dazu sind tragisch und es kommt tatsächlich auch sowas wie Mitleid mit ihm auf, was äußerst verstörend ist, da er ja der Böse in der Geschichte ist.
Die Kapitel aus Sicht der besten Freunde versuchen zu erklären, warum sie nichts tun, warum sie ihm nicht helfen. Der Mobber ist zwei Jahre älter, als der Rest der Klasse, stark und scheinbar furchtlos. Aus Angst selbst Ziel der Angriffe zu werden, halten sie sich bedeckt, was ich bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, da es selbst noch Kinder sind.
Absolut unverständlich, aber sicher kein Einzelfall, fand ich die Reaktion der Direktorin, als sie von einer aufmerksamen Lehrerin, drauf hingewiesen wird. Der gute Ruf der Schule ist hier mehr wert, als das Leben eines Kindes und die Vorkommnisse werden als eine kleine Rangelei unter Kindern angetan… dies wäre schließlich normal in diesem Alter. Sowas macht mich einfach nur sehr wütend beim lesen.
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Von mir gibt es eine große Empfehlung für diesen Roman, der das Thema Mobbing ausführlich und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Emotionale Betrachtung von Tod und Trauer

Leichte Mädchen Weisheiten
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Die Autorin nimmt uns in ihrem Buch auf eine sehr persönliche Reise mit. Eine Reise die emotional einer Achterbahnfahrt gleicht. In „Warum es leichter ist, zu sterben, als einem geliebten Menscheb beim ...

Die Autorin nimmt uns in ihrem Buch auf eine sehr persönliche Reise mit. Eine Reise die emotional einer Achterbahnfahrt gleicht. In „Warum es leichter ist, zu sterben, als einem geliebten Menscheb beim Sterben zu begleiten“ erzählt sie ihre Geschichte. Die Krebserkrankung des Vaters bestimmt 7 Jahre lang die Gedanken der Familie. Es ist ein ständiger Kampf zwischen Hoffnung und Verzweiflung, den der Vater am Ende verliert. Sie nimmt uns mit durch die sich anschließende Trauer und blickt auch selbst dem Tod ins Auge, was ihre Sicht auf das Leben zu verändern scheint und schöpft wieder Hoffnung und Lebensmut.
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Dieses Buch ist hochemotional und ich musste es beim Lesen ein paar mal weglegen. Jeder der einen Menschen verloren hat und diesem Tod eventuell ein langer Leidensweg vorangegangen ist, wird sich sehr gut in die Gedanken von Sabine Verges hineinversetzen können. Der Text wirkt manchmal konfus, was aber eben genau das widerspiegelt, was in einem vorgeht, wenn im Inneren ein Orkan wütet. Sowohl die Gedanken und Gefühle während der Zeit des Bangens, als auch im Zustand der Trauer, konnte ich sehr gut nachvollziehen und die Autorin bringt es gut auf den Punkt.
Es ist ein Buch, dass ich allen, die jemanden verloren haben und damit kämpfen, sehr ans Herz legen kann. Ja, es ist traurig und ja, es wühlt auf, aber es gibt einem auch das Gefühl verstanden zu werden, das Gefühl, dass es auch anderen so geht und das Gefühl, dass man eben nicht verrückt wird, sondern alles grad nur ein bisschen viel ist und dass das auch vollkommen ok ist.
Ich möchte es aber auch Personen empfehlen, die mit der Trauer eines anderen konfrontiert sind und diesen verstehen und unterstützen möchten, da es Einblicke in das Innere gibt, was man vielleicht selbst gar nicht in der Lage ist zu artikulieren.