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Veröffentlicht am 15.02.2023

SelfCare in Romanform

Die etwas andere Begegnung
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Anna ist quasi mit ihrer Arbeit verheiratet. Sie nimmt einen Auftrag nach dem anderen an, arbeitet viele Stunden am Tag, gönnt sich kaum Pausen. Die immer wiederkehrenden Panikattacken ignoriert sie, für ...

Anna ist quasi mit ihrer Arbeit verheiratet. Sie nimmt einen Auftrag nach dem anderen an, arbeitet viele Stunden am Tag, gönnt sich kaum Pausen. Die immer wiederkehrenden Panikattacken ignoriert sie, für Freunde oder gar einen Mann in ihrem Leben, hat sie keine Zeit.
Als sie Maria kennenlernt ist sie zunächst abweisend, denn sie scheint ständig dort aufzutauchen, wo sie auch ist und will ihr noch dazu etwas über ihr Leben erzählen. Dennoch entwickelt sich sowas wie eine Freundschaft und durch Maria‘s Einfluss fängt ein Umdenken an. Auch mit Nicolas, einer lockeren Bekanntschaft, wird es immer ernster und es könnte alles so schön sein, wenn… ja wenn sie nicht in alte Muster zurückfallen würde, was sie letztendlich zusammenbrechen und im Krankenhaus aufwachen lässt.
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Mir hat die Geschichte rund um Anna und Maria sehr gut gefallen. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein. Anna, die erfolgreiche Frau, die sich einen gewissen Lebensstandard leisten kann, aber nicht glücklich ist. Maria, obdachlos, aber mit sich selbst absolut im Reinen.
Ich finde schon in diesem Gegensatz der beiden Protagonisten liegt so viel Gutes: Geld macht nicht glücklich, das Leben sollte nicht aufgeschoben, sondern jetzt gelebt werden… Klar es werden hier zwei Extreme bedient und ich will damit nicht sagen, dass wir jetzt alle unseren Job schmeißen sollten, aber es gibt mehr als Arbeit und die gesunde Balance zwischen dieser und dem Privatleben ist wichtig.
Womit wir auch schon beim Kernthema des Buches wären: SelfCare.
In unserer hektischen Welt geht das gern mal unter und es ist wichtig daran erinnert zu werden, wie essentiell es ist, sich um sich selbst gut zu kümmern. Unsere Energiespeicher sind endlich und müssen regelmäßig aufgefüllt werden, damit wir auf der einen Seite glücklich sein, aber eben auf der anderen Seite auch Leistung bringen können. Das Prinzip ist das gleiche, wie bei einer Batterie: ist sie leer, geht gar nix mehr.
Dieses Szenario hat die Autorin sehr gut eingefangen. Neben sehr nützlichen Tipps zum Thema SelfCare, bringt sie dieden Leserin immer wieder dazu sich selbst zu hinterfragen und gibt Anregungen sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sowie dies auch sinnvoll in den Tag zu integrieren. Aber nicht nur das. Auch ein generelles Auseinandersetzen mit der Arbeitssituation (bin ich dort glücklich?, Ist es das, was ich machen will?) wird angeregt. Und zu guter Letzt: Sie ist einfach sehr ehrlich und auf den Punkt. Die Geschichte zeigt klar, wohin es führen kann, wenn man seine Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum ignoriert und ich finde es immer gut, wenn da nicht drum rum geredet wird, nicht beschönigt wird.
Das Ende hätte ich mir tatsächlich anders gewünscht und ein weiteres kleines Manko gab es auch noch, auf das ich allerdings nicht näher eingehen kann, da das viel zu sehr spoilern würde.
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Ich kann euch „Die etwas andere Begegnung“ wirklich sehr ans Herz legen. Eine spannende Geschichte, die obendrein eine Wendung nimmt, die ich so nicht habe kommen sehen und die vielleicht auch euch dazu bringt ein bisschen mehr an euch selbst zu denken 😊

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2022

Interessante Einblicke

Das Zuhause
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Bei „Das Zuhause“ von Emanuele Coccia handelt es sich um eine philosophische Betrachtung des Ortes an dem wir uns in den allermeisten Fällen die meiste Zeit aufhalten und uns heimisch fühlen.
Die Ausführung ...

Bei „Das Zuhause“ von Emanuele Coccia handelt es sich um eine philosophische Betrachtung des Ortes an dem wir uns in den allermeisten Fällen die meiste Zeit aufhalten und uns heimisch fühlen.
Die Ausführung geht aber über eine reine Ausführung über die Wohnung/das Haus in dem wir leben hinaus und beleuchtet auch andere Bereiche unseres Lebens. So wird bspw. die Funktion der Kleidung als Aspekt des Zuhausefühlens mit einbezogen, ebenso die Rolle von Mitbewohnerinnen, Partnerinnen, Kindern und Geschwistern. Auch auf Social Media als Art des Zuhauses wird eingegangen.
Viele Ansätze sind durchaus interessant, teilweise aber zu abschweifend. Mir sind auch ein paar zu viele Fremdworte in den Texten, was es schwierig macht dem Ganzen zu folgen. Einiges konnte ich so auch gar nicht nachvollziehen oder war da gänzlich anderer Meinung.
Vor allem die Frage, was macht ein Zuhause zu einem Zuhause fand ich sehr spannend. Es geht um Sicherheit, Stetigkeit, Wohlfühlen und ich komme da zu der gleichen Sicht wie der Autor: Es kommt nicht auf den Ort an, an dem wir wohnen, sondern es spielen ganz viele andere Faktoren mit rein, die für jeden Menschen anders aussehen können.
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Wer sich gern mit Philosophie auseinander setzt, kann hier durchaus einen Blick riskieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 08.08.2022

Interessante Thematik

Der Geruch von Wut
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Alex führt ein behütetes Leben, bis ein Unfall alles ändert. Seine Mutter ist am Boden zerstört, sein Vater hat den Unfall nicht überlebt und Alex hat nur noch ein Ziel: Rache an dem Fahrer, der seiner ...

Alex führt ein behütetes Leben, bis ein Unfall alles ändert. Seine Mutter ist am Boden zerstört, sein Vater hat den Unfall nicht überlebt und Alex hat nur noch ein Ziel: Rache an dem Fahrer, der seiner Meinung nach an dem Unglück Schuld trägt.
Er versucht den Unfallgegner zu finden, kommt aber schnell an seine Grenzen und schließt sich in seiner Verzweiflung und Wut den rechtsextremen „Black Boys“ an, was jedoch weitreichende Konsequenzen hat.
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Zu allererst muss ich loben, wie gut es der Autor Gabriele Clima schafft, Gefühle zu transportieren. Gerade in den ersten Kapiteln spürt man die Wut von Alex so hautnah, so realistisch, dass es schon fast beängstigend ist.
In kurzen Kapiteln und mit ausdrucksstarken Worten führt der Autor durch die Geschichte. Eigentlich mag ich ja eher lange Kapitel, aber zu dieser Erzählung passt es sehr gut.
Die ganze Thematik finde ich absolut wichtig, vor allem auch unter der Prämise Jugendlichen vor Augen zu führen, dass eine falsche Entscheidung das gesamte Leben maßgeblich verändern kann und auch, dass man erst alle Fakten kennen sollte, um zu urteilen.
Die Darstellung der Dynamik innerhalb von rechtsextremistischen Vereinigungen scheint mir ziemlich realistisch zu sein und es ist gut dargestellt, wie schnell man in sowas „hineinrutschen“ kann. Viele Kinder/Jugendliche unterschätzen denk ich die Gefahr, die von solch einem Gedankengut ausgeht und unterschätzen auch den Gruppenzwang der untereinander herrscht.
Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht, allerdings muss ich erwähnen, dass es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt und nicht um einen Roman für Erwachsene, was das Ganze wieder ein bisschen relativiert und so gesehen genau richtig ist. Daher eine klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 07.07.2022

Spannend bis zum Ende

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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Yadriel ist 16 und ein Mitglied der Brujix. Alle Jugendlichen werden im Alter von 15 Jahren bei einer feierlichen Zeremonie, als Brujas oder Brujos in die Gemeinschaft aufgenommen, nur Yadriel wurde die ...

Yadriel ist 16 und ein Mitglied der Brujix. Alle Jugendlichen werden im Alter von 15 Jahren bei einer feierlichen Zeremonie, als Brujas oder Brujos in die Gemeinschaft aufgenommen, nur Yadriel wurde die Aufnahme verwehrt, da er in seinem Umfeld als trans Junge nicht akzeptiert wird.
Kurzerhand entscheidet er sich gemeinsam mit seiner Cousine und engsten Vertrauten Matriza die Zeremonie allein durchzuziehen.
Danach überschlagen sich die Ereignisse. Sein Cousin Miguel verschwindet spurlos und bei der Suche nach ihm, trifft er auf Julian. Anfangs absolut genervt von ihm, entwickelt er schnell Gefühle. Es gibt nur ein Problem: Julian ist ein Geist.
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Den Dia de Muertos fand ich schon immer faszinierend und hab mich gefreut, die ganze Kultur durch diese Geschichte näher kennenzulernen. Auch die Hintergründe zu den Brujix fand ich toll. Die Spannung baut sich von der ersten Seite an auf und es fällt sehr schwer das Buch zwischendurch wegzulegen.
Der Schreibstil von Aiden Thomas ist sehr angenehm und wunderbar bildhaft. Vor allem die Beschreibungen rund um die Feierlichkeiten waren so toll, dass man sich super vorstellen konnte mitten drin im Geschehen zu sein.
Zutiefst berührt hat mich Yadriels Geschichte. Die Ungerechtkeit, das Nicht-angenommen-werden war hart mitzuerleben, umso schöner war es zu sehen, dass er mit Matriza, Julian und früher auch seiner Mutter, Menschen an seiner Seite hat, die voll hinter ihm stehen und ihn unterstützen.
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Ein rundum gelungener Debütroman mit wunderbarem Settimg, toller Handlung und wichtiger Thematik.
Von meiner Seite aus eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.05.2022

Wahnsinnig gut gemacht

Queergestreift
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Als erstes möchte ich das tolle Cover und den Buchschnitt erwähnen. Ich find‘s super gemacht, leider greift sich die Farbe aber sehr schnell ab. Ebenso hervorheben muss ich die absolut gelungenen Illustrationen. ...

Als erstes möchte ich das tolle Cover und den Buchschnitt erwähnen. Ich find‘s super gemacht, leider greift sich die Farbe aber sehr schnell ab. Ebenso hervorheben muss ich die absolut gelungenen Illustrationen. Ein großes Lob also an die Grafikerin.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir auch ziemlich gut. Jedem Buchstaben der LGBTQIA+-Community ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Es gibt jeweils wahnsinnig viele, super gut erklärte Infos, sowie Interviews und Berichte von Personen, die sich mit dem Buchstaben bzw. dem dazugehörigen Label identifizieren. Dadurch erhält man einen guten Einblick und erfährt aus erster Hand mit welchen Problemen, Hindernissen und Vorurteilen diese Personen zu kämpfen hatten/haben. Aber auch, wie befreiend es für die Personen war, als sie zu sich gefunden haben.
Toll und vor allem hilfreich fand ich die erklärenden Kästen am Rand. Dort wurde noch mal explizit auf Begrifflichkeiten eingegangen, was gerade wenn man neu in dem Thema ist, viele Fragezeichen auflöst.
Jedes Kapitel schließt mit dem Hinweis auf Awarness-Days/Weeks und Möglichkeiten zur Vernetzung.
Der Schreibstil ist sehr locker und eher in Jugendsprache geschrieben, was aber vollkommen zu dem Buch passt.
Neben vielen Infos zu den verschiedenen Communities, gibt es auch geschichtliche Aspekte und die haben mich teilweise ganz schön geschockt. Gerade der Umgang mit trans und inter* Personen, aus Sicht der Rechtssprechung und wohl bemerkt im 21. Jahrhundert, ist extrem rückständig und zeigt, dass hier noch sehr viel passieren muss.
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Eine ganz große Leseempfehlung für alle. Veränderung fängt in den Köpfen der Menschen an und da muss noch viel getan werden. Aufklärung ist ein erster, wichtiger Schritt in Richtung einer offenen, vielfältigen Gesellschaft.