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Veröffentlicht am 01.10.2019

Mutter Natur als Killermaschine

Cold Storage - Es tötet
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Szenarien, wie der Untergang der Menschheit vonstatten gehen könnte, gibt es viele. Naturkatastrophen, Asteroideneinschlag, Alieninvasion, mutierte Killerviren, oder im Labor gezüchtete Krankheitserreger. ...

Szenarien, wie der Untergang der Menschheit vonstatten gehen könnte, gibt es viele. Naturkatastrophen, Asteroideneinschlag, Alieninvasion, mutierte Killerviren, oder im Labor gezüchtete Krankheitserreger. Im vorliegenden Buch bekommt es der Mensch mit einem Pilz zu tun, der sich durch kosmische Strahlung zur perfekten biologischen Waffe entwickelt hat, unbemerkt und unbeabsichtigt. Bei Kontamination wirkt er zu einhundert Prozent tödlich, eine Eindämmung ist nur mit extremsten Mitteln möglich. Beim ersten Kontakt gelingt es einem kleinen Spezialteam unter Verlusten den Pilz unschädlich zu machen, aber natürlich wird darauf bestanden eine Probe zu sichern und aufzubewahren. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, genauso wie die Story im Buch. Jahre später wird der Pilz wieder aktiv und ein in die Jahre gekommenes Mitglied des ehemaligen Spezialteams versucht, quasi im Alleingang, die Ausbreitung zu verhindern.

Die Story kommt mit relativ einfachen Mitteln in Fahrt, das beschriebene Szenario ist so durchaus vorstellbar und macht den Schrecken um so realer. Die Entwicklung des einfachen Pilzes zur Killermaschine wird nachvollziehbar erklärt.
Die handelnden Figuren sind überschaubar. Der Autor schafft es mit einem recht begrenzten Ensemble, auf eher begrenztem Raum seine Story unterzubringen. Die Geschichte spielt, mit wenigen Ausnahmen, fast ausschliesslich am selben Ort. Die Figuren sind allesamt sehr spezielle Charaktere, nicht die üblichen Heldenfiguren, sonder richtige Looser, per Zufall in die Story gerutscht, ganz nach dem Motto - zur falschen Zeit, am falschen Ort. Das macht für mich den besonderen Reiz aus.

Ein weiterer Punkt, der für den besonderen Reiz der Geschichte verantwortlich ist, bildet der unglaubliche Humor den der Autor eingearbeitet hat. Nun denkt man bestimmt, Thriller und Humor, das passt nicht zusammen, aber ganz im Gegenteil. Sicher wird die Mischung nicht jedem liegen, aber ich liebe sie. Die Situationskomik lockert die Spannung beim Wettlauf gegen die Zeit. Der Galgenhumor hilft im größten Chaos nicht vor Angst zu erstarren, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Köstlich, wie der Autor den Leser teilhaben lässt an den vermeintlichen Denkprozessen des mutierten Pilzes, an seinen Problemlösungen, daran wie er das Bewusstsein seiner Opfer beeinflusst, seinem zielgerichteten Vorgehen. In dieser Form erinnert mich das Ganze ein wenig an englische Kriminalromane, in denen der typisch britische Humor eine große Rolle spielt. Die Geschichte bekommt durch diese Betrachtungsweise einen ganz besonderen Flow. Ansonsten enthält die Geschichte alle klassischen Bestandteile eines Thrillers, eine Bedrohung, die Guten, die dagegen ankämpfen, ein paar Böse, die das Ganze fast zum Scheitern bringen, temporeiche Spannung und auch etwas Blutvergießen.

Der Autor hat mit dieser unvergleichlichen Mischung ein rasantes Szenario kreiert, dass deutlich macht, welch perfekte Killermaschine Mutter Natur sein kann, und wie schnell man aus dem Alltag heraus zum unfreiwilligen Helden wird. Ein atemberaubendes Lesevergnügen, ein Thriller mit dem gewissen Etwas. Fällt definitiv aus dem Rahmen.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Erlösung im Licht

GOTTESZONE
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Man nehme einen fernen Planeten in einer fernen Zukunft, auf dem eine Kolonie errichtet wurde, die zusammengewürfelte Crew eines Raumschiffs, und einen unsympathischen Auftraggeber mit der Order, zu ergründen, ...

Man nehme einen fernen Planeten in einer fernen Zukunft, auf dem eine Kolonie errichtet wurde, die zusammengewürfelte Crew eines Raumschiffs, und einen unsympathischen Auftraggeber mit der Order, zu ergründen, warum der Kontakt zu eben dieser Kolonie abgebrochen ist und schon ist man mittendrin in der Geschichte. Gleich zu Beginn habe ich einige Parallelen gezogen zu Filmen aus dem Sience-Fiktion Genre, doch dann entwickelt sich die Story sehr eigenständig.

Der Titel lässt ja einen religiösen Hintergrund vermuten, den gibt es auch, aber ganz anders, als wir Religiosität gemeinhin beschreiben. Mit Gott hat das Buch so gar nichts zu tun, eher mit Anbetung bis zum Fanatismus, der totalen Selbstaufgabe, Verblendung, ausgelöst nicht durch den Kult um eine Person, sondern durch eine Krankheit, einen Virus. Sehr verwirrende und beängstigende Vorstellung. Möglich macht diese Infektion auch der im Buch beschriebene technische Fortschritt.

Technische Beschreibungen in Si-Fi Romanen sind ja so eine Sache, es kann sehr schnell sehr langatmig und öde werden, man hat als Leser oft das Gefühl, man müsste studiert haben um das alles zu verstehen. Auch im Buch gibt es einiges an technischen Details und gerade im Mittelteil hab ich nicht alles komplett verstanden, man kann aber vieles herleiten, oder aus ähnlichen Geschichten übernehmen. Der Autor greift hier auf viel altbewährtes zurück und schafft kein vollkommen neues Universum.

Die Figuren können dem Leser etwas flach vorkommen. Man erfährt kurz und prägnant einiges zu ihren Hintergründen, gerade genug um ihre Position in der Geschichte zu untermauern. Generell erzählt der Autor seine Story eher kurz, beschränkt sich auf die wichtigen Dinge, der Stil ist unaufgeregt, schafft aber trotzdem Spannung. Die Figuren erzeugen schnell Sympathie, Antipathie und Emotionen. Der Mittelteil des Buches befasst sich stark mit der "Erkrankung" der Kolonisten, hier wird es für die Figuren und für den Leser etwas verwirrend, aber auch das unterstützt die Grundaussage der Geschichte.

Ich bin bekennender Liebhaber von Si -Fi, zugegebenermaßen aber eher im Film als im Buch. Im Film kann gerade die Zukunftsvision mit all ihren Errungenschaften viel schneller verständlich gemacht werden. Im Buch ist da viel der Fantasie des Lesers überlassen, so zum Ende hin auch hier. Ganz konform gehe ich nicht mit dem Abschluss der Geschichte, für meinen Teil hätte es noch mehr Aufklärung geben können, der Autor lässt bewusst einiges unbeantwortet. Muss mir nicht gefallen, ist aber sein gutes Recht.

Geschichten in diesem Stil kann es gern mehr von Autor geben, allerdings bin ich mir etwas unschlüssig, ob ich sie mit den den selben Figuren erleben möchte. Gleich nach Beendigung des Buches dachte ich eher nicht an eine Art Fortsetzung, mittlerweile könnte ich mich mit dem Gedanken durchaus anfreunden.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Erinnerungen

Wie Frau Krause die DDR erfand
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Ich bin selbst auch ein Kind der DDR, habe meine Kindheit und Jugend in diesem Land erlebt. Schon auf den ersten Seiten waren die Erinnerungen da, als Isas Oma vorm Fernseher die Ziehung der Lottozahlen ...

Ich bin selbst auch ein Kind der DDR, habe meine Kindheit und Jugend in diesem Land erlebt. Schon auf den ersten Seiten waren die Erinnerungen da, als Isas Oma vorm Fernseher die Ziehung der Lottozahlen verfolgt, ähnlich wie es meine Oma auch immer getan hat.

Isa, oder besser Isabella ist Schauspielerin und bewirbt sich eher notgedrungen für einen Werbespot für Joghurt. Aus dem Spot wird nichts, dafür wird sie angeheuert um Protagonisten für eine Fernsehserie zu finden, die erzählen, "wie es in der DDR wirklich war". Eigentlich ganz einfach, sollte man meinen, doch Isa fühlt sich mit diesem Auftrag zunehmend unwohl, obwohl ihr die Reise in die Vergangenheit, in ihre Kindheit, durchaus gefällt.

Die Autorin beschreibt die Suche nach "Authentizität" mit sehr viel Humor. Die Erinnerungen der meist schon älteren Protagonisten sind sehr echt erzählt, unverklährt, ohne Schuldzuweisungen , oder politische Propaganda. Beim Lesen kamen Erinnerungen hoch an Dinge, an die ich seit Ewigkeiten nicht gedacht habe, wie die Plastikhülle für die Milchtüten. Anderes, wie der typische Bahnhofsgeruch sind mir heute noch so gegenwärtig, wie vor dreißig Jahren. Ich fand es herrlich.

Sehr eindringlich wird der Unterschied deutlich zwischen dem, was die Menschen erinnern, die hier gelebt haben und dem, was die Anderen gern erinnern wollen. Besonders beim Interview mit den Zeitzeugen wird dies erkennbar, wen der westdeutsche Redakteur unzufrieden damit ist, das die Kindergärtnerin nicht einsehen will, wie falsch sie all die Jahre bei der Erziehung vorgegangen ist, oder keiner etwas über die Stasi und die Mangelwirtschaft erzählt. So sehr ich bei den Geschichten der oft etwas verschrobenen Figuren auch Schmunzeln musste, so sehr hat mich erbost, auf was das Leben in der DDR am Ende meist reduziert wird. Der Spruch "Es war nicht Alles schlecht" hat durchaus seinen wahren Kern und nichts mit übersteigerter Ostalgie zu tun.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Planung ist alles

Architekt des Bösen
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Ein Verbrechen bedarf ja auch immer der Planung. Je besser die Planung, desto höher die Chancen, dass das Verbrechen gelingt und die Täter nicht geschnappt werden. Was, wenn die Planung nun quasi ausgelagert ...

Ein Verbrechen bedarf ja auch immer der Planung. Je besser die Planung, desto höher die Chancen, dass das Verbrechen gelingt und die Täter nicht geschnappt werden. Was, wenn die Planung nun quasi ausgelagert wird, an einen hochbrillianten Kopf, der präzise wie ein Architekt das perfekte Verbrechen plant. Goldene Zeiten für die Verbrecher, goldene Zeiten für den Architekten, der seinem Intellekt nun immer größere Herausforderungen verschaffen kann, und Geld bringt das Ganze ja auch noch ein. Gewissensbisse hat er dabei nicht, denn schließlich tut er nichts Unrechtes, ist nicht aktiv an der Tat beteiligt.


Im vorliegenden Thriller wird der Architekt von einer Reichsbürger Vereinigung in Anspruch genommen. Es geht um die Planung eines Diebstahls, was da allerdings gestohlen werden soll, ist ziemlich gefährlich.
Für die Ermittlungen bedient sich der Autor nicht nur der offiziellen Behörden, sondern auch einem privaten Team, das gibt der Geschichte eine interessante Variante. Die Ermittler gehen ungewöhnliche Wege und haben ungewöhnliche Helfer, durch diese Kombination bekommt das Buch, trotz des ernsten Hintergrundes sehr viel Humor. Die Figuren sind sehr charismatisch, einige kann der Leser schon aus anderen Büchern kennen.

Die Geschichte läuft nicht fortwährend auf Höchststufe, trotzdem aber immer spannend. Es ist kein Thriller im amerikanischen Stil, mit wilden Schießereien und Verfolgungsjagden auf jeder zweiten Seite. Die Hintergründe zur Reichsbürger Szene sind ebenso aktuell, wie auch die Bedrohung durch die absichtliche Freisetzung eines Krankheitserregers. Beide Themen werden gut zusammengefügt, ohne reisserisch zu sein, oder das Ganze zu verharmlosen.

Gut gemachter deutscher Thriller.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Mord vor beschaulicher Kulisse

Tod an der Seebrücke
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Es war so schön das Ermittlerteam Flottmann und Hilgersen wiederzusehen. Die beiden gestandenen Kommissare bilden durch ihren liebevoll frotzeligen Umgang miteinander einen guten Kontrast zu den Kriminalfällen, ...

Es war so schön das Ermittlerteam Flottmann und Hilgersen wiederzusehen. Die beiden gestandenen Kommissare bilden durch ihren liebevoll frotzeligen Umgang miteinander einen guten Kontrast zu den Kriminalfällen, mit denen sie im beschaulichen Husum konfrontiert werden. Gerade für Flottmann ist von der Ruhe, die er sich durch seine Versetzung in den hohen Norden versprochen hat, nichts zu spüren.


Der aktuelle Fall gibt von Anfang an Rätsel auf. Obwohl die Tat gefilmt wurde gibt es keinen Hinweis zum Täter und auch vom Opfer fehlt jede Spur. Wenig später gibt es einen weiteren Toten, der in enger Beziehung zum ersten Opfer stand. Da es einige Unstimmigkeiten gibt, zieht Flottmann einen alten Bekannten zu den Ermittlungen hinzu, den hochsensiblen Musiker Leon Gerber, der schon in einem früheren Fall hilfreich war.

Der Autor baut einen soliden Krimi inmitten einer wunderschönen Küstenlandschaft. Während Flottmanns Vorgesetzte den Fall mit moderner Technik lösen wollen, bleibt der Kommissar, den traditionellen Methoden treu und der Leser kann über ihn gut den Ermittlungen und den damit verbundenen Spekulationen folgen. Spannung gibt es auch durch den Rückblick auf ein früheres Verbrechen, von dem nicht klar ist, ob und wie es mit dem aktuellen Fall zusammenhängt.

Die Geschichte hatte für mich anfangs etwas von "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" , hat sich dann aber in eine gänzlich andere Richtung entwickelt. Im späteren Verlauf waren die tatsächlichen Hintergründe dann zwar für Ermittler und Leser zu erahnen, trotzdem schafft es der Autor den genauen Hergang noch bis zuletzt spannend zu halten.
Das Buch ist in sich abgeschlossen und kann gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Im Bezug auf die Figur des Leon Gerber ist es aber schöner, wenn man die Vorgänger kennt, denn sein "Projekt" spielt hier eine Rolle und wird hoffentlich im nächsten Buch fortgeführt.