Profilbild von reni74

reni74

Lesejury Star
offline

reni74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit reni74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2023

Nicht ganz rund

Die Kommissarin und die blutigen Spiegel
0

Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das ...

Kommissarin Antje Servatius ist mit ihren Kollegen gerade bei der Geburtstagsfeier eines ehemaligen Rechtsmediziners, als die Nachricht von einem Leichenfund sie vor der langatmigen Laudatio rettet. Das Team nimmt die Ermittlungen auf und stößt im Privatleben der jungen Frau gleich auf zwei Männer, die durchaus als Täter in Frage kommen könnten. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, doch am anfänglich vermuteten Selbstmord kommen bald Zweifel auf und die Fälle scheinen mitteinander in Verbindung zu stehen.

Das Buch ist das Zweite um die Figur der Kölner Kommissarin, die Geschichte ist in sich abgeschlossen und lässt sich gut ohne Vorkenntnisse lesen. Das Autorenduo Strotmann/Neubauer konstruiert einen sehr klassischen Kriminalfall, in dem auch das Privatleben der Hauptfigur eine große Rolle spielt. Im Groben enthält das Buch viele Elemente, wie sie auch typisch für den sonntäglichen Tatort sind.

Ich bin recht flott in die Geschichte gestartet, obwohl die Figuren oft nur kurz vorgestellt wurden war es gut möglich den Überblick zu behalten. Je weiter der Kriminalfall voranschreitet, um so mehr schleichen sich Längen in die Geschichte. Der Leser hat fast den Eindruck, als würde die im Buch beschriebene Hitzewelle das Ganze etwas lähmen. Lange Zeit drehen sich die Ermittlungen im Kreis, immer wieder unterbrochen durch die privaten Probleme der Ermittlerfigur Servatius. Dieser Nebenschauplatz lockert die Geschichte dann wieder etwas auf und hat es so geschafft mich bei der Stange zu halten, denn natürlich wollte ich wissen wer es am Ende gewesen ist. Mögliche Täter bieten die Autoren gleich mehrere an, die Motive reichen von Eifersucht bis hin zu Erbstreitigkeiten. Die Auflösung kommt letztlich dann wie so oft aus dem Nichts.

Das Buch ist gut geschrieben und bietet solide Krimikost, allerdings ist die Geschichte irgendwie nicht ganz rund und trotz der tiefen Einblicke ins Privatleben der Hauptfigur bleibt diese etwas unnahbar. Die Verknüpfung von Täter und Motiv kann ich nur bedingt nachvollziehen, da ist mir einfach zu viel konstruiert. Auch habe ich lange gegrübelt, was genau die Bedeutung des Titels ist, mittlerweile glaube ich den Bezug erkannt zu haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2023

Am Ende der Galaxis

Kalubs End
0

Kalubs End ist ein ein ziemlich trostloser Ort auf dem Planeten Ranun. Wo vor Jahrzehnten noch blühende Landschaften vorherrschten und die Bevölkerung gut am Abbau der Bodenschätze verdienten, ist heute ...

Kalubs End ist ein ein ziemlich trostloser Ort auf dem Planeten Ranun. Wo vor Jahrzehnten noch blühende Landschaften vorherrschten und die Bevölkerung gut am Abbau der Bodenschätze verdienten, ist heute weitgehend Wüste, Regen fällt nur selten, stattdessen toben Sandstürme und die ertragreichen Minen von einst sind ausgebeutet und stillgelegt. Wer kann verschwindet von hier, der Rest ist von der Politik schlichtweg vergessen. Leyo lebt hier mit seinen beiden Lebenspartnern, ein Baby ist unterwegs und da kommt ein geldversprechender Auftrag, der Leyos Schmugglertalent fordert, gerade recht. Was der Leser ziemlich schnell ahnt, tritt natürlich ein, der Auftrag geht gehörig schief und Leyo steckt in Schwierigkeiten.

Die Autorin schafft in ihrem Buch eine Zukunftsvision, in der die Galaxis von den verschiedensten Spezies bewohnt ist, viele Planeten wurden durch Terraforming bewohnbar gemacht und wichtige Bodenschätze gefördert. Schnell wird klar, dass diese Zukunft eine eher dystopische ist, denn oftmals hat das Terraforming negative Auswirkungen auf die Planeten und die rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze bleibt nicht ohne Folgen auf das Klima, die heimische Flora und Fauna. Natürlich ist einem als Leser durchaus klar, das die Autorin hier Parallelen zu aktuellen klimapolitischen Themen zieht. Neben dem Raubbau an der Natur wird aber auch Korruption, Machtmissbrauch und Rassismus thematisiert. Die Welt der Autorin erinnert hier mit ihren Strukturen ein wenig an solche, wie man sie zB aus SciFi Szenarien in Alien, Moon 44, oder Dune kennt.

Die Geschichte ist spannend erzählt, mit ihren sympatischen Figuren geht die Autorin stark auf das Thema Diversität ein. So lässt sie Leyo in einer Dreierbeziehung leben, in der einer der Partner weiblich ist und der Zweite sich als nichtbinär definiert. Wie alltäglich dies in der Vision der Autorin ist zeigt sich in der allgemein üblichen Vorstellung von Personen, da wird nicht nur der Name dem Gegenüber genannt, sondern auch die bevorzugten Pronomen, sie/ihr, er/ihm, oder eben ser/sem bzw nim. Bei Letzteren handelt es sich, nach Aussage der Autorin direkt zu Beginn des Buches, um Wortneuschöpfungen, welche die bekannten binären Pronomen sie und er umgehen.

Ich möchte hier keine Diskussion zu diesem Thema lostreten und ich habe auch lange überlegt, ob ich dazu überhaupt etwas schreibe. Letztlich kann ich ja nur ins Fettnäpfchen treten. Die Autorin hat sich bewusst für diese Form der Ausarbeitung entschieden und dies dem Leser erklärt. Für mich war es zugegebenermaßen etwas schwierig im Lesefluss damit umzugehen, es hat die Lektüre etwas holprig gemacht, sich irgendwie falsch angefühlt, fast so als wären Fremdwörter im Text eingebaut. Allerdings hat mein Gehirn das Ganze irgendwann ausgeblendet, ich habe diese Stellen tatsächlich oft einfach überlesen, bzw mit der männlichen Form ersetzt, weil die Figur optisch mit sehr männlichen Attributen beschrieben ist. Teilweise musste ich mich bewusst daran erinnern, dass das Ganze einen bestimmten Zweck verfolgt.

Die Geschichte würde für mich sehr gut als Film funktionieren, gerade die Landschaftsszenarien kämen hier optisch sicher gut zum Tragen, aber auch die rasanten Flugszenen kann ich mir super vorstellen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Informativ

Aufbruch im Licht der Sterne
0

Jeder von uns kennt die Namen der großen Entdecker aus dem Schulunterricht. Der Mut und der Entdeckergeist ist bewundernswert, um so mehr wenn man bedenkt mit welch primitiven Mitteln sie sich auf die ...

Jeder von uns kennt die Namen der großen Entdecker aus dem Schulunterricht. Der Mut und der Entdeckergeist ist bewundernswert, um so mehr wenn man bedenkt mit welch primitiven Mitteln sie sich auf die oft monatelange, gefährliche Reise begeben haben. Vom Erfolg einer solche Reise erfuhr man in der Heimat erst nach der Rückkehr der Entdecker und hier musste man sich dann auch auf die Aufzeichnungen der Teilnehmer über die Ereignisse der Fahrt verlassen. Nicht immer einfach und aus heutiger Sicht wahrscheinlich auch nicht immer ein Abbild der tasächlichen Vorkommnisse.

Eine Rekonstruktion aus heutiger Sicht ist schwierig und mit einer umfassenden Recherchearbeit verbunden. Frank Vorpahl beschäftigt sich schon seit Jahren mit den Reisen James Cooks in die Südsee und hat sich intensiv mit der Rolle der einheimischen Begleiter vertraut gemacht, ohne deren Zutun die Erschließung der neuen Gebiete wohl gescheitert wäre. Wie weit wäre Cooks Schiff wohl gekommen, ohne die Kenntnisse um gefährliche Korallenriffe und sichere Ankerplätze, wie lange hätte die Besatzung gebraucht um mit der indigenen Bevölkerung in Verhandlung zu treten und so Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, wieviele Opfer konnten vermieden werden durch die Vermittlung in Konflikten durch Unkenntnis der heimischen Sitten und Gebräuche?

Die Liste der Leistungen der heimischen Führer ist lang, leider sind ihre Namen aber in der Geschichtsschreibung oft nur Randnotizen. Der Autor würdigt hier nun ihren Anteil und gibt dem Leser ein Bild der Personen, ihres Lebens und nicht zuletzt ihrer Kultur. Man taucht ein in eine bunte geheimnisvolle Welt. Eine Welt, die nach damaliger Auffassung primitiv war, deren Bewohner aber gerade im Bezug auf die Seefahrt Erstaunliches geleistet haben.

Das Buch ist sehr informativ, das vermittelte Wissen wird spannend und anschaulich vermittelt, Schwierigkeiten hatte ich lediglich mit den oft sehr exotischen Namen von Personen und Orten. Im Anhang findet der Leser ein umfassendes Quellen -, Bild - und Wortverzeichnis, ebenso findet man hier die Erklärungen zu den zahlreichen Fußnoten. Hier hadere ich etwas. Natürlich sind Fußnoten ein gutes Mittel um einen Text nicht ausufern zu lassen, manchmal wäre es aber schöner gewesen die entsprechende Information im Text einzubauen. Ich persönlich mag das ständige hin und her blättern nicht so sehr und gerade im eBook ist das immer etwas umständlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Rachegelüste

Suzukis Rache
0

Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, ...

Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, um so seine titelgebende Rache zu bekommen. Rache am Verursacher des schrecklichen Unfalls bei dem Suzukis Frau getötet wurde. Und wenn dieser der Sohn eines Verbrecherbosses ist, muss man halt in dessen Organisation eintreten und auf seine Chance warten. Diese Chance scheint nun gekommen, allerdings wird das mit der Rache nicht ganz so einfach, denn auch Andere haben hier anscheinend noch eine Rechnung offen.

Suzukis Rache ist das zweite Buch von Kotaro Isaka, das ins Deutsche übersetzt wurde und nachdem mich Bullet Train total umgehauen hat musste ich das Buch unbedingt lesen. Der Autor bleibt hier seinem Stil und seiner, zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen, Thematik treu und führt den Leser wieder in die Welt der Auftragsmörder und Verbrechersyndikate. Mit der Figur des Suzuki gibt es auch hier eine gebrochene Persönlichkeit um die die Geschichte kreist und die, ein ums andere mal, für philosophische Aspekte sorgt.

Die Figuren im Buch sind alle ganz speziell und ziemlich skuril. Wie schon in Bullet Train zeigt der Autor seinen Faible für ungewöhliche Namen. Nach Insekten und Früchten in Bullet Train haben wir hier nun den Wal, ein Riese von einem Mann, mit der Vorliebe für immer das gleiche Buch, oder Zikade, ein junger Bursche, der nie den Mund halten kann und während in Bullet Train immer Thomas die Lokomotive für Lebensweisheiten herhalten musste, ist es hier ein ominöser Musiker der gern und oft zitiert wird.

Der Autor verknüpft geschickt die Wege seiner Figuren auf total zufällige Art. Immer wieder kommt es zu schicksalhaften Überschneidungen, die manchmal ungewollt Leben retten, oder Pläne durchkreuzen. Zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt es erst relativ spät, hier ist der leser mit seinem Wissen den Figuren um einiges Voraus.

Das Buch ist rasant geschrieben, hat aber auch nachdenkliche, fast melancholische Anklänge. Gerade bei den Kampfszenen kann man als Leser auch schonmal den Überblick verlieren. Die Geschichte strotzt nur so vor tief, tief schwarzem Humor. Diesen Humor muss man als Leser natürlich mögen und sich drauf einlassen, gerade weil in anderen Teilen der Geschichte Gewalt beschrieben wird, die den Ein oder Anderen schlucken lässt. Man darf als Leser hier nicht vergessen, dass man immer noch einen Thriller liest in dem Autragsmörder ihrem Tagwerk nachgehen.

Die Bücher von Kotaro Isaka sind mit Sicherheit sehr speziell und nicht für jeden Krimi/Thrillerleser das Richtige. Für mich ist die verrückte Mischung genau das Richtige und ich bin gespannt auf weitere Übersetzungen seiner Werke.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2023

Geheimnisse

30 Tage Dunkelheit
0

Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein ...

Hannah ist Schriftstellerin, ihre Bücher sind allerdings vom Stil her eher etwas für eine kleine Leserschaft und so ist ihr Erfolg überschaubar. Mit ihrem neuen Buch hadert sie, trotz ausreichend Wein und Zigaretten wollen die Worte einfach nicht fließen. Als sie frustriert einen Auftritt auf der Buchmesse hinter sich bringen möchte, kommt ihr ausgerechnet ihr verhasster Schriftstellerkollege Jorn mit seinen trivialen Krimis in den Weg. Prompt lässt sich Hannah zu einer Wette anstacheln, die sie in die Einsamkeit Islands führt und als der Neffe ihrer Gastgeberin einen Unfall hat, kommen Hannah die Umstände mehr als merkwürdig vor.

Ich lese gern und oft Krimis aus dem skandinavischen Raum, einen dänischen Krimi, der in Island spielt hatte ich da aber noch nicht dabei. Für Jenny Lund Madsen ist es ihr Debüt und die Autorin hat mit dem Buch direkt einen Preis abgeräumt.

Der Schreibstil der Autoriin lässt sich gut und schnell lesen, der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Die Geschichte, die rund um den vermeindlichen Unfall gesponnen wird ist zwar recht nebulös, aber spannend, Als Leser bekommt man viel Gelegenheit seine eigenen Theorien zu entwickeln. In einem ganz kleinen Teil lag ich sogar mit meiner Vermutung zum Motiv richtig. Bei den ganzen Wendungen und Verwicklungen war es allerdings fast unmöglich das tatsächliche Geschehen zu durchschauen. Die Enthüllung des Täters hat mich komplett überrascht. Das Credo für ihren Krimi hat die Autorin ihrer krimischreibenden Figur Jorn abgeschaut, dessen drei Regel für einen guten Krimi lauten nämlich: " Eine spektakuläre, gewaltsame Einleitung; viele falsche Fährten und Verdächtige; Überraschung und nochmal Überraschung".

Ein weiterer, sehr prägender Satz ist: " Die Hauptfigur darf auf keinen fall sympatisch sein. Niemand mag eine sympatische Hauptfigur in einem Krimi." Leider, wie ich finde, ist es der Autorin auch tatsächlich gelungen eine ziemlich unsympatische Hauptfigur zu schaffen. Hannah ist zynisch, überheblich, auf weiten Strecken total unsensibel, benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen bei ihren Ermittlungen in Eigenregie. Auch bei den weiteren Figuren fällt es oft schwer einen Sympathieträger zu finden. Viele von ihnen sind recht spezielle Charaktere. Da sind die arbeitslosen Fischer, die schon vormittags dem Alkohol fröhnen, Ella, die zwar dänisch versteht, es aber nur schreiben und nicht sprechen kann und dementsprechend mit Hannah nur per Zettel kommuniziert, oder auch der recht naiv dargestellte, leicht überforderte Dorfpolizist, dem nichtmal ein Schneemobil zur Verfühgung steht. Natürlich kann ich hier nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, aber die Darstellung war mir doch manchmal etwas sehr viel Klischee und Stereotyp.

Im Grundtenor hat mich das Buch gut unterhalten, die Geschichte ist spannend, obwohl über weite Strecken eher Hannah mit ihren Befindlichkeiten im Vordergrund steht, als der tatsächliche Kriminalfall. Vielleicht sehe ich das Ganze aber auch einfach nur zu eng.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere