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Veröffentlicht am 26.09.2024

Gute Idee, mäßige Umsetzung

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday ist keine gewöhnliche Nonne, im Gegenteil, mit ihren Tattoos, den blondierten Haaren und ihrer Vorliebe für Punkrock unterscheidet sie sich grundlegend von ihren Schwestern im Kloster ...

Schwester Holiday ist keine gewöhnliche Nonne, im Gegenteil, mit ihren Tattoos, den blondierten Haaren und ihrer Vorliebe für Punkrock unterscheidet sie sich grundlegend von ihren Schwestern im Kloster in New Orleans. Als auf das Schulgebäude des Ordens ein Brandanschlag verübt wird bekommt Schwester Holiday die Vorurteile von allen Seiten zu spüren und wird sogar selbst verdächtigt, was bleibt ihr da anderes übrig, als selbst zu ermitteln.

Die Grundidee des Buches, rund um die Figur einer queeren Nonne, die Kriminalfälle in Eigenregie löst hat mich sofort begeistert, allerdings hat mich das Cover erstmal total abgeschreckt. Als ich das Buch dann in Händen hatte, habe ich meine Meinung dazu ziemlich schnell geändert, den die Covergestaltung ist wirklich Klasse. Eine rauchende Nonne vor einem angedeuteten Kirchenfenster, dessen einzelne Teile strahlenförmig hinter dem Kopf hervortreten. Dazu die Farbgestaltung und die Haptik, fast so als würde man tatsächlich über die Oberfläche eines Bleiglasfensters streichen. Da hat sich echt jemand Gedanken gemacht.

Aber zurück zu Schwester Holiday, eben jener rauchenden Nonne. Das die Schwester eine sehr spezielle Figur, mit einer sehr speziellen Hintergrundgeschichte ist, merkt der Leser schnell, das macht natürlich unglaubliche Lust auf den Kriminalfall. Dieser wird teilweise in recht langen Kapiteln aus Sicht von Schwester Holiday erzählt, die recht schnell mit den Ermittlungen der Beamten unzufrieden ist und meint, sie müsste die Wahrheit allein herausfinden.

Der Einstieg ins Buch war erstmal gar nicht so schlecht, war ich doch, wie schon gesagt, von der Grundidee fasziniert und wollte natürlich unbedingt sehen, wie die Autorin das Ganze umgesetzt hat. Leider hat mein Enthusiasmus nicht lange angehalten. Recht schnell verliert sich die Story, dreht sich quasi im Kreis, genauso wie die laufenden Ermittlungen zum Brand und zum Tod des Hausmeisters, ebenso wie auch die Gedankengänge von Schwester Holiday. Gefühlt liest man auf jeder zweiten Seite das Gleiche Hin und Her, da ist das ständige Hadern mit den Beamten, die ständigen Anfeindungen einer anderen Nonne aus dem Orden, der Unmut bei der Zusammenarbeit mit den Lehrerkollegen, die immer gleichen Verdächtigungen und bruchstückhaft eingestreute Rückblicke in die Vergangenheit Schwester Holidays. Gerade die Rückblicke sollen dem Leser die Figur Schwester Holiday näher bringen, ihr Handeln erklären, ihre Hinwendung zu Gott und der Kirche, leider funktioniert das aber nur bedingt. Schwester Holiday bleibt dem Leser lange fremd, sammelt nur wenig Sympathiepunkte, wirkt oft nicht authentisch und glaubwürdig und erst ziemlich zum Schluss bekommt man wirklich eine Erklärung für ihr manisches Interesse an der Aufklärung des Brandes.

Neben Schwester Holiday schaffen es auch die anderen Figuren nicht den Leser mitzunehmen. Die Handlungen der Brandermittlerin, die in ihrem Auto übernachtet und in ihrer Freizeit Parfum kreiert, sind unprofessionell und oft nicht nachvollziehbar. Die Polizeibeamten sind so stereotyp, sexistisch und klischeehaft dargestellt, dass es fast wehtut beim Lesen und sollen so wohl unterstreichen, mit welchen Anfeindungen queere Personen im Alltag konfrontiert sind. Die Darstellung der Kirchenvertreter soll verdeutlichen, wie verknöchert und patriarchaisch die Strukturen der Institution katholische Kirche, trotz aller Weltoffenheit, immer noch sind. Und da mittendrin eine queere Nonne, die sich ständig unverstanden, angegriffen und bedroht fühlt, die recht dilettantisch, nach dem Prinzip - auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn - durch die Ermittlungen stolpert und meist vollkommen falsche Schlüsse zieht.

Wie schon betont, das Konzept einer queeren Nonne klang total spannend, wen einem dieser Fakt aber immer und immer wieder vorgebetet wird, verliert man recht schnell seine Begeisterung. Zudem macht es einem der Schreibstil nicht unbedingt einfach der Geschichte zu folgen, oft ist der Szenenaufbau irgendwie merkwürdig und konfus, Dialoge scheinen unlogisch und ergeben keinen Sinn, die Figuren handeln nicht nachvollziebar, erscheinen plötzlich, aus dem Nichts, in der Szenerie und Details, die für die Lösung wichtig sind, halten einer näheren Überprüfung nicht stand. Natürlich könnte man einige dieser Diskrepanzen der Übersetzung anlasten, aber ich denke damit täte man der Übersetzerin Unrecht.

Autorin Margot Douaihy unterrichtet kreatives Schreiben und das bringt es wohl dann auch auf dem Punkt. Kreativ, ungewöhnlich, innovativ, mit Ecken und Kanten, entgegen dem Mainstream, das alles ist dieses Buch unbedingt, ein spannender Kriminalfall, der mich als Leser begeistern konnte leider so gar nicht.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Nicht zum miträtseln

Alter schützt vor Scharfsinn nicht
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Tommy und Tuppence sind in die Jahre gekommen und wollen ihren Ruhestand endlich im eigenen Haus verbringen. Dieses ist bald gefunden und nun gilt es sich mit den diversen Handwerkern herumzuschlagen, ...

Tommy und Tuppence sind in die Jahre gekommen und wollen ihren Ruhestand endlich im eigenen Haus verbringen. Dieses ist bald gefunden und nun gilt es sich mit den diversen Handwerkern herumzuschlagen, was besonders Tuppence Aufgabe ist, neben der Sortierung ihrer umfangreichen Büchersammlung, zu der noch einige Exemplare dazu gekommen sind, die die Vorbesitzer gern zurückgelassen haben. In einem dieser Bücher findet Tuppence einen merkwürdigen Hinweis zu einem Mord und natürlich kann sie ihre Neugier nicht zügeln.

Tommy und Tuppence Beresford ermitteln in vier Romanen und einigen Kurzkrimis der Autorin. Als Ehepaar sind sie besonders im zweiten Weltkrieg im Spionagedienst des Vereinigten Königreichs tätig und lösen einige wichtige Fälle, im vorliegenden Buch sind sie bereits in den Siebzigern und längst im Ruhestand, scheinen sich aber zu langweilen und springen so direkt auf die merkwürdige Botschaft in erwähntem Buch an, wobei eher Tuppence die treibende Kraft ist. Ein wenig vermittelt A. C. hier das Bild der gelangweilten Hausfrau, der es nicht reicht in ihrem Garten zu werkeln und Nachmittags zur Teegesellschaft zu gehen. Das Buch spiegelt so natürlich gut den damaligen Zeitgeist, kommt aber um das ein, oder andere Klischee nicht herum.

Ich bin kein erklärter Freund des Paares, auch weil ich A. C.'s Spionagegeschichten nicht so mag. Hier ist es lange nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, lange gibt es keine wirklichen Anhaltspunkte, an Verdächtigen mangelt es ebenso, wie anfangs an einem Mordopfer, denn niemand will die genannte Person kennen. Da die Geschichte im Stil eines Cold Case angelegt ist, erweisen sich die Ermittlungen zur Vergangenheit recht schwierig, gerade zur damaligen Zeit, wo man nur auf analoge Aufzeichnungen, oder mündliche Berichte angewiesen ist. Die "Zeugenbefragungen" bilden einen gewissen Lichtblick im Buch, sind sie doch oft sehr humorvoll, ebenso wie einige Dialoge zwischen Tommy und Tuppence, in der Gesamtheit ist das Buch aber eher langatmig, etwas verworren, teils unlogisch was das Verhalten der Ex-Spione angeht, es bietet absolut keine Möglichkeit für den Leser mitzukriminalisieren.

Auch mit diesem Buch bin ich kein Fan des Duos geworden. Für mich eindeutig eines ihrer schlechteren Werke.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Interessantes Thema

Das Büro für Vorahnungen
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In South Wales kommt es zu einem tragischen Unglück bei dem viele Menschen, darunter einige Kinder sterben, als eine Abraumhalde ins rutschen kommt und eine Ortschaft unter sich begräbt. Die Musik- und ...

In South Wales kommt es zu einem tragischen Unglück bei dem viele Menschen, darunter einige Kinder sterben, als eine Abraumhalde ins rutschen kommt und eine Ortschaft unter sich begräbt. Die Musik- und Ballettlehrerin Miss Middleton hat an diesem Tag eine beklemmende Vorahnung und auch im Umfeld der Unglücksstelle werden einige Berichte bekannt, bei denen Menschen im Vorfeld ungewöhliche Träume hatten, oder eigenartige Bemerkungen gemacht haben, die erst später Sinn ergeben. Jon Baker, Facharzt einer psychiatrischen Anstalt wird auf die Vorkommnisse aufmerksam und versucht diese zu ergründen.

Sam Knight widmet sich in seinem Buch Ereignissen, die die meisten von uns mit Zufall abtun würden, wenn Personen von unerklärlichen Träume, Vorahnungen, Beklemmung berichten, deren Inhalt Parallelen zu späteren Unglücksfällen bietet. Neben der oben genannten Lehrerin, die sich mehrfach mit verschiedenen Warnungen an Baker und sein "Büro der Vorahnungen" wendet, nennt er auch Alan Hetcher, der eine erstaunlich detailierte Vorahnung zu einem Flugzeugabsturz hat, die leider später traurige Realität wird.

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, die leider nicht näher betitelt sind und gibt so einen groben Überblick über den zeitlichen Ablauf der beschriebenen Ereignisse. Im ersten Teil wird intensiv Miss Middleton und das Haldenunglück behandelt, das letztlich der Startschuss für Bakers Forschungen gewesen ist. Der zweite Teil beginnt mit philosophischen Betrachtungen zum Thema Vorahnungen, im weiteren Verlauf werden verschiedene Stationen in Bakers weiterer Arbeit eingeflochten und es gibt immer wieder Beispiele von Personen, die ungewöhnliche Vorahnungen, teils zu ihrem eigenen Tod hatten.

Die Thematik des Buches fand ich mega spannend, allerdings bin ich anfangs von einem Roman ausgegangen. Leider habe ich das Buch als sehr unstrukturiert empfunden. Die zeitlichen Abläufe folgen nur grob einer Chronologie, immer wieder gibt es hier Sprünge. Während der Autor es schafft manche Beschreibungen tatsächlich wie Kapitel in einen Roman klingen zu lassen, sind andere Stellen sehr sachlich und trocken geschrieben. Es ist kein wirklicher roter Faden erkennbar, die Beschreibungen wirken recht willkürlich ausgewählt, manchmal ist nicht zu erkennen, wie sie mit Baker und seiner Arbeit in Zusammenhang stehen. Der Autor hat hier sicher sehr gut recherchiert, die Ergebnisse aber eher dürftig zusammengefügt. Das Lesen war teilweise sehr ermüdend und anstrengend, trotz der Dramatik der beschriebenen Ereignisse.

Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, fand die Thematik zu Beginn aber trotzdem spannend. Die Umsetzung des Themas hat für mich letztlich nicht gepasst, das Buch liest sich in weiten Strecken wie eine wissenschaftliche Abhandlung für einen engen Personenkreis, wie man sie eher im National Geographic erwarten würde. Schade.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Das Unaussprechliche

Ein falsches Wort
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Bergljot meidet den Kontakt zu ihrer Familie schon seit einigen Jahren, zu ihren Eltern hat sie ein schwieriges Verhältnis, lediglich mit einer ihrer jüngeren Schwestern tauscht sie ab und zu Emails aus. ...

Bergljot meidet den Kontakt zu ihrer Familie schon seit einigen Jahren, zu ihren Eltern hat sie ein schwieriges Verhältnis, lediglich mit einer ihrer jüngeren Schwestern tauscht sie ab und zu Emails aus. Nachdem die Eltern Details zu ihrem Nachlass andeuten kommt es zu neuerlichen Konfrontationen, aber der Streit um die Überschreibung der Ferienhütten der Familie ist nur die Spitze des Eisbergs.

Ich-Erzählerin Bergljot ist das zweitälteste von vier Kindern der Familie. Zum Zeitpunkt, an dem der Leser in die Geschichte einsteigt, hat sie bereits lange mit ihrer Familie gebrochen, lediglich ihre erwachsenen Kinder haben Kontakt zu den Großeltern und den Tanten. Der Grund für den Bruch wird nicht angesprochen, aber der Leser hat schnell eine Vorstellung vom "Elefanten im Raum" wie die "Sache" im Buch oft genannt wird. In der Familie ist etwas unaussprechliches vorgefallen und der Großteil der Familie hat sich sprichwörtlich dafür entschieden, es nicht aus-, bzw. anzusprechen. Der sich anbahnende Streit ums Erbe bringt nun lange Verschüttetes wieder an die Oberfläche, alte Wunden reißen auf, alte Verletzungen beginnen wieder zu schmerzen. Der Wunsch endlich gehört zu werden, die "Sache" endlich beim Namen nennen zu können, wird immer stärker und als der Vater dann plötzlich stirbt, ist die Gelegenheit gekommen.

In ihren hochgelobten und vielfach ausgezeichneten Roman hat Vigdis Hjorth eine schwierige Thematik eingearbeitet. Wäre Familie allein nicht schon Stoff genug für Dramen und Krisen, spricht die Autorin auch das Thema Gewalt und Missbrauch innerhalb der Familie an, wobei ansprechen nicht unbedingt die richtige Bezeichnung ist, den lange gibt es nur vage Andeutungen. Diese Andeutungen, dieses Umschreiben der Thematik, dieses nicht direkt ansprechen ist quasi ein Stilmittel, mit dem die Autorin den Umgang der Familie mit den Vorwürfen verdeutlicht. Es wird totgeschwiegen, was nie passiert sein kann, es wird verdrängt, Schuld und Verantwortung auf andere verschoben, dem Opfer ein schlechtes Gewissen gemacht, die Geschehnisse seiner blühenden Fantasie, seinem Hang zur Theatralik zugeschrieben.

Leider konnte mich die Autorin, trotz des brisanten Themas, nicht erreichen. Ich habe den Schreibstil als sehr anstrengend empfunden, wie viel davon der Übersetzung geschuldet ist kann ich natürlich nicht sagen. Ich-Erzählerin Bergljot ist in ihrer Art eher nervig und suhlt sich seitenweise in Selbstmitleid. Sie macht es dem Leser sehr schwer sie zu mögen. auch die anderen Figuren, allen voran die Mutter mit ihren ständigen Selbstmordankündigungen und ihrer manipulativen Art, sind durchweg unsympatisch. Vom Vater erfährt man fast nichts, aber das Buch ist durchzogen von einer permanenten Angst vor ihm. Die Geschichte springt immer wieder unvermittelt aus der Gegenwart zu Erinnerungen an vergangene Ereignisse. Diese Sprünge sind nicht direkt zu erkennen, die einzelnen Abschnitte sind nicht betitelt, oder datiert, man muss sich immer erstmal in die neue Situation einfinden. Oft sind die Abschnitte extrem kurz, manchmal nur wenige Sätze, nur ein kurzer Gedanke. Das wörtliche Rede nicht gekennzeichnet ist macht es ebenso schwer lesbar, wie auch die Vielzahl an Personen, bei denen man teilweise nicht genau weiß in welchem Verhältnis sie zur Hauptfigur stehen. Man muss sich das als Leser mühsam erarbeiten und immer aufpassen nicht den Faden zu verlieren.

Recht schnell nach Beginn der Lektüre habe ich begonnen mit dem Buch zu hadern. Da es ja oft so ist, dass man erstmal eine Beziehung zur Geschichte herstellen muss, wollte ich dem Ganzen natürlich eine Chance geben. Leider hat sich mein erster Eindruck aber nicht wirklich geändert. Ich konnte mich schwer auf die Geschichte konzentrieren, war mehr als einmal kurz davor das Buch abzubrechen. Bei Büchern, die von der Kritik so hochgelobt sind wie dieses, suche ich dann meist den Fehler bei mir und versuche noch intensiver die Geschichte zu erfassen, gelungen ist mir dies aber nur zum Teil. Ich verstehe die Intention der Autorin, die Brisanz der Thematik, die daraus resultierenden Auswirkungen auf die einzelnen Personen und letztlich die ganze Familie, komme mit der Umsetzung aber überhaupt nicht klar. Schade.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Nicht meins

Weil da war etwas im Wasser
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Tief unten im Ozean zieht ein Riesenkalmar seine Bahnen, mit seinen Armen erkundet er die Umgebung und eines Tages berührt einer dieser Arme etwas. Am Grund des Meeres schlängelt sich ein weiterer Arm, ...

Tief unten im Ozean zieht ein Riesenkalmar seine Bahnen, mit seinen Armen erkundet er die Umgebung und eines Tages berührt einer dieser Arme etwas. Am Grund des Meeres schlängelt sich ein weiterer Arm, glatt, pulsierend und von unbekanntem Geschmack. Der Riesenkalmar folgt diesem unbekannten Arm ohne zu wissen, dass es sich nicht um einen Artgenossen handelt, sondern um ein Unterseekabel. Auf seiner Reise am Kabel entlang gerät er schließlich in das Netz eines Krillfängers und macht die Bekanntschaft mit dem schlecht schmeckenden Gas oberhalb des Wassers und dem hellen Ball der in den Augen schmerzt, aber auch mit Sanja, die sich während der Gefangenschaft um ihn kümmert.

Der Klappentext des Buches hatte ebenso wie das tolle Cover sofort mein Interesse geweckt, ich fand die Idee spannend etwas aus der Sicht eines Riesenkalmars zu lesen, diesem einzigartigen, noch total unerforschten Wesen, um das sich seit Jahrhunderten Mythen und Legenden ranken. Das Buch beginnt dann auch ganz gut, obwohl es etwas merkwürdig ist die Gedanken des Kalmars und die seiner verschiedenen Arme zu verfolgen. Wir erleben die schicksalhafte Begegnung mit dem Kabel, eine Art Paarung, den unser Riesenkalmar ist eine Sie und lernen Sanja, die junge Praktikantin auf dem Krillfänger kennen.

Bis zu diesem Punkt war es zwar teilweise schon so, als würde eine Kindergartengruppe darum konkurrieren, wer der Erzieherin als Erster seine Erlebnisse vom Wochenende erzählen darf, aber man konnte der Geschichte noch gut folgen. Je weiter die Story aber voranschreitet, um so konfuser und weitschweifender wurde das Ganze. Leider drifftet die Geschichte auch immer weiter von unserer Riesenkalmarin und Sanja ab, die mittlerweile die Bekanntschaft von Dagmar auf einem anderen Schiff gemacht hat und der Autor verliert sich in Rückblenden. Intensiv erzählen die Arme, allen voran der Süsse, wie der Mythos Meeresungeheuer zustande kam, als der Riesenkalmar neugierig ein Boot verfolgt und von den Seeleuten angegriffen wird. Man erfährt wie Jules Verne so zu seinem Roman 20.000 Meilen unter dem Meer inspiriert wurde, lernt den Autor der Vorlage zum "Weißen Hai" kennen, liest über Walt Disney und über einen der Seeleute auf dem Schiff von damals, der nach der Begegnung mit dem Riesenkalmar eine tief Angst vor dem Meer entwickelt und an Generationen seiner Nachfahren weitergegeben hat - Den da war was im Wasser.

An diesem Punkt hat mich der Autor leider schon zum größten Teil verloren, bei der Stange gehalten haben mich nur noch die Ereignisse um Sanja und Dagmar, die stillschweigend zu Komplizen werden. Diese Ereignisse enden dann aber relativ abrupt und plötzlich liest man über die Probleme die ein junger Mann mit seinem Penis hat, um dann noch einige Seiten aus Sanjas Tagebuch vorgelegt zu bekommen. Sorry, hier war ich dann komplett raus und hab absolut nicht mehr verstanden, was der Autor mir eigentlich sagen möchte.

Das Buch ist rein durch seine Sprachgewalt und die philosophische Kraft hinter Teilen des Textes durchaus eine Entdeckung und damit wahrscheinlich auch zu Recht für einen Preis nominiert. Allerdings machen diese Teile für mich leider nur einen sehr geringen Teil des Buches aus. Der Rest ist oft konfus, unstrukturiert, verwirrend, sprunghaft und langatmig. Über weite Strecken habe ich mich schlicht überfordert gefühlt, ich wollte unbedingt die Botschaft verstehen und war am Ende frustriert, weil es mir nicht gelungen ist. Natürlich kann ein Buch mich fordern, es sollte mich sogar fordern, es sollte aber nicht den Eindruck erwecken, als wollte der Autor mich mit seiner Geschichte absichtlich überfordern.

Leider war das innerhalb weniger Tage bereits das zweite hochgelobte und für Preise nominierte Buch, das mich mit dem frustrierenden Gefühl zurücklässt nicht gut genug dafür zu sein. Schade!

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