Deutsch-Dänisches Ermittlerteam
Die Brandung – LeichenfischerBei archäologischen Grabungen im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark stößt Fria Svensson auf das Grab einer Frau, die eindeutig nicht schon seit der Wikingerzeit dort begraben liegt. Der Fall ...
Bei archäologischen Grabungen im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark stößt Fria Svensson auf das Grab einer Frau, die eindeutig nicht schon seit der Wikingerzeit dort begraben liegt. Der Fall weißt Parallelen auf zu einem anderen Fund den Kommissar Ohlson in Flensburg bearbeitet. Fria gibt ihrem Bekannten einige Hinweise, die vielleicht auf die Spur des Mörders führen könnten.
Leichenfischer ist der zweite Fall der Reihe "Brandung" rund um das ungleiche Ermittlerteam Svensson auf dänischer und Ohlson auf deutscher Seite. Während der eher kauzige Ohlson von berufswegen auf Verbrecherjagd geht, hat die impulsive Fria ihre Ausbildung bei der Polizei abgebrochen und arbeitet als Archäologin, natürlich nicht, ohne sich weiter in beratender Tätigkeit anzubieten. Das Buch nimmt natürlich ab und zu Bezug auf den Vorgänger, ist aber super eigenständig zu lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist, ich habe hier keine Hintergrundinfos vermisst.
Die Autorin schafft interessante Figuren, die zugegebenermaßen manchmal schon ein bisschen klischeehaft daherkommen, allen voran Ohlson mit seiner typisch norddeutschen Zurückhaltung, wir würden ihn hier bei uns als Stoffel bezeichnen. Im Gegensatz dazu Fria, die, obwohl keine Beamtin, immer schön auf eigene Faust ermittelt und mit ihren Alleingängen für Unruhe sorgt, aber eben auch für die wichtigen Hinweise.
Der Krimi wird eher ruhig, aber dennoch spannend erzählt. Gerade im Mittelteil kommt das Geschehen etwas ins Stocken, man spürt gut den Frust der Ermittler, hier hilft es natürlich sehr, dass die Geschichte auf zweiter Ebene viel aus dem Privatleben der Hauptfiguren erzählt. So erlebt man hautnah das turbulente Liebesleben von Frias Mitbewohner Marten, das dann auch eine Art Cliffhanger liefert, der hoffentlich im dritten Fall aufgelöst wird. Ebenso erlebt man als Leser das Geschehen aus der Sicht der Frauen, die der Mörder in seiner Gewalt hat.
Die Geschichte springt immer wieder zwischen den verschiedenen Handlungsebenen hin und her. Bei den Szenen in Gefangenschaft, ist man anfangs etwas unsicher, was den zeitlichen Ablauf angeht, kommt dann aber später dahinter. Die Autorin kommt hier ganz ohne die Beschreibung körperlicher Gewalt aus, die Psychospielchen ihres Täters sind aber ziemlich perfide und dienen in erster Linie dazu Macht über seine Opfer auszuüben und diese seelisch zu brechen. Es werden Themen wie Stalking, behandelt, psychischer, aber auch physischer Missbrauch, hier speziell im Bezug auf eine junge Frau mit kognitiver Beeinträchtigung. Es kommen einige Formen von Gewalt gegen Frauen in einem Fall zusammen.
Lange weiß man nicht wirklich, wie sich die Geschichte entwickelt, es gibt mehrere mögliche Szenarien, mit denen die Autorin den Leser in die Irre führt. Letztlich hat mich der Täter überrascht, die Zusammenhänge kann man durchaus als konstruiert bezeichnen und sie sind schon stark vom Zufall abhängig, aber vieles ist nunmal zufällig im Leben.