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Veröffentlicht am 31.05.2024

Nicht zum miträtseln

Alter schützt vor Scharfsinn nicht
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Tommy und Tuppence sind in die Jahre gekommen und wollen ihren Ruhestand endlich im eigenen Haus verbringen. Dieses ist bald gefunden und nun gilt es sich mit den diversen Handwerkern herumzuschlagen, ...

Tommy und Tuppence sind in die Jahre gekommen und wollen ihren Ruhestand endlich im eigenen Haus verbringen. Dieses ist bald gefunden und nun gilt es sich mit den diversen Handwerkern herumzuschlagen, was besonders Tuppence Aufgabe ist, neben der Sortierung ihrer umfangreichen Büchersammlung, zu der noch einige Exemplare dazu gekommen sind, die die Vorbesitzer gern zurückgelassen haben. In einem dieser Bücher findet Tuppence einen merkwürdigen Hinweis zu einem Mord und natürlich kann sie ihre Neugier nicht zügeln.

Tommy und Tuppence Beresford ermitteln in vier Romanen und einigen Kurzkrimis der Autorin. Als Ehepaar sind sie besonders im zweiten Weltkrieg im Spionagedienst des Vereinigten Königreichs tätig und lösen einige wichtige Fälle, im vorliegenden Buch sind sie bereits in den Siebzigern und längst im Ruhestand, scheinen sich aber zu langweilen und springen so direkt auf die merkwürdige Botschaft in erwähntem Buch an, wobei eher Tuppence die treibende Kraft ist. Ein wenig vermittelt A. C. hier das Bild der gelangweilten Hausfrau, der es nicht reicht in ihrem Garten zu werkeln und Nachmittags zur Teegesellschaft zu gehen. Das Buch spiegelt so natürlich gut den damaligen Zeitgeist, kommt aber um das ein, oder andere Klischee nicht herum.

Ich bin kein erklärter Freund des Paares, auch weil ich A. C.'s Spionagegeschichten nicht so mag. Hier ist es lange nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, lange gibt es keine wirklichen Anhaltspunkte, an Verdächtigen mangelt es ebenso, wie anfangs an einem Mordopfer, denn niemand will die genannte Person kennen. Da die Geschichte im Stil eines Cold Case angelegt ist, erweisen sich die Ermittlungen zur Vergangenheit recht schwierig, gerade zur damaligen Zeit, wo man nur auf analoge Aufzeichnungen, oder mündliche Berichte angewiesen ist. Die "Zeugenbefragungen" bilden einen gewissen Lichtblick im Buch, sind sie doch oft sehr humorvoll, ebenso wie einige Dialoge zwischen Tommy und Tuppence, in der Gesamtheit ist das Buch aber eher langatmig, etwas verworren, teils unlogisch was das Verhalten der Ex-Spione angeht, es bietet absolut keine Möglichkeit für den Leser mitzukriminalisieren.

Auch mit diesem Buch bin ich kein Fan des Duos geworden. Für mich eindeutig eines ihrer schlechteren Werke.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Interessantes Thema

Das Büro für Vorahnungen
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In South Wales kommt es zu einem tragischen Unglück bei dem viele Menschen, darunter einige Kinder sterben, als eine Abraumhalde ins rutschen kommt und eine Ortschaft unter sich begräbt. Die Musik- und ...

In South Wales kommt es zu einem tragischen Unglück bei dem viele Menschen, darunter einige Kinder sterben, als eine Abraumhalde ins rutschen kommt und eine Ortschaft unter sich begräbt. Die Musik- und Ballettlehrerin Miss Middleton hat an diesem Tag eine beklemmende Vorahnung und auch im Umfeld der Unglücksstelle werden einige Berichte bekannt, bei denen Menschen im Vorfeld ungewöhliche Träume hatten, oder eigenartige Bemerkungen gemacht haben, die erst später Sinn ergeben. Jon Baker, Facharzt einer psychiatrischen Anstalt wird auf die Vorkommnisse aufmerksam und versucht diese zu ergründen.

Sam Knight widmet sich in seinem Buch Ereignissen, die die meisten von uns mit Zufall abtun würden, wenn Personen von unerklärlichen Träume, Vorahnungen, Beklemmung berichten, deren Inhalt Parallelen zu späteren Unglücksfällen bietet. Neben der oben genannten Lehrerin, die sich mehrfach mit verschiedenen Warnungen an Baker und sein "Büro der Vorahnungen" wendet, nennt er auch Alan Hetcher, der eine erstaunlich detailierte Vorahnung zu einem Flugzeugabsturz hat, die leider später traurige Realität wird.

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, die leider nicht näher betitelt sind und gibt so einen groben Überblick über den zeitlichen Ablauf der beschriebenen Ereignisse. Im ersten Teil wird intensiv Miss Middleton und das Haldenunglück behandelt, das letztlich der Startschuss für Bakers Forschungen gewesen ist. Der zweite Teil beginnt mit philosophischen Betrachtungen zum Thema Vorahnungen, im weiteren Verlauf werden verschiedene Stationen in Bakers weiterer Arbeit eingeflochten und es gibt immer wieder Beispiele von Personen, die ungewöhnliche Vorahnungen, teils zu ihrem eigenen Tod hatten.

Die Thematik des Buches fand ich mega spannend, allerdings bin ich anfangs von einem Roman ausgegangen. Leider habe ich das Buch als sehr unstrukturiert empfunden. Die zeitlichen Abläufe folgen nur grob einer Chronologie, immer wieder gibt es hier Sprünge. Während der Autor es schafft manche Beschreibungen tatsächlich wie Kapitel in einen Roman klingen zu lassen, sind andere Stellen sehr sachlich und trocken geschrieben. Es ist kein wirklicher roter Faden erkennbar, die Beschreibungen wirken recht willkürlich ausgewählt, manchmal ist nicht zu erkennen, wie sie mit Baker und seiner Arbeit in Zusammenhang stehen. Der Autor hat hier sicher sehr gut recherchiert, die Ergebnisse aber eher dürftig zusammengefügt. Das Lesen war teilweise sehr ermüdend und anstrengend, trotz der Dramatik der beschriebenen Ereignisse.

Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, fand die Thematik zu Beginn aber trotzdem spannend. Die Umsetzung des Themas hat für mich letztlich nicht gepasst, das Buch liest sich in weiten Strecken wie eine wissenschaftliche Abhandlung für einen engen Personenkreis, wie man sie eher im National Geographic erwarten würde. Schade.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Finale

Tachyon 3
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Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt, den das Raumschiff mit Yinis Vater kommt auf Terra Nova an und mit ihm die geheimnisvolle Macht, vor der er in seiner letzten Nachricht so eindringlich gewarnt hat. ...

Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt, den das Raumschiff mit Yinis Vater kommt auf Terra Nova an und mit ihm die geheimnisvolle Macht, vor der er in seiner letzten Nachricht so eindringlich gewarnt hat. Auch Yini und ihre Mutter sind auf dem Weg dorthin, ebenso wie Monte, gejagt von der KI X7. Unaufhaltsam nähert sich die mächtige außerirdische Bedrohung und die Menschheit steht vor wichtigen Entscheidungen.

Der letzte Teil der Trilogie schließt an die Ereignisse aus Band zwei an. Die einzelnen Abschnitte der Geschichte folgen dieses Mal natürlich Yini nach ihrer erfolgreichen Flucht, der mörderischen KI X7, die ihnen hinterher jagt und natürlich Yinis Vater. Monte, der mir in den anderen Büchern sehr ans Herz gewachsen ist, tritt erst recht spät in Erscheinung, dafür macht der Leser Bekanntschaft mit einem neuen Charakter, der das Zeug zum Helden hat. Einige der Figuren machen während der finalen Ereignisse eine interessante Entwicklung durch, die man so wahrscheinlich nicht immer erwartet hätte.

Der Autor lässt seine Figuren in gewohnter Weise abwechselnd erzählen. Damit der zeitliche Ablauf klar wird, sind die einzelnen Kapitel mit Ort und Zeit betitelt. Ich habe recht schnell aufgegeben, da durchzublicken, denn die Handlungsstränge werden zwar simultan erzählt, laufen aber teilweise mit enormer zeitlicher Verschiebung ab. Was im ersten Buch seinen Anfang mit den Tachyonübertragungen genommen hat, die von Yini transkribiert wurden, verbindet sich jetzt, weit über einhundert Jahre später mit den aktuellen Ereignissen und verwebt sich letztlich gekonnt zu einem gemeinsamen Handlungsstrang. Alle bisherigen Ereignisse streben auf diesen finalen Punkt zu, um die Zusammenhänge zu verstehen muss man aber die anderen Bücher gelesen haben. Ich habe nach all dieser Vorbereitung, zugegebenermaßen, ein ziemlich furioses Finale erwartet und war dann etwas enttäuscht davon, wie unaufgeregt der Autor das letztlich löst, obwohl es natürlich rückblickend vollkommen logisch ist.

Der Stil des Autors ist gewohnt leichtgängig und fesselnd. Auch wenn ich das ein, oder andere Mal gut auf ein paar hundert Worte hätte verzichten können, war die Geschichte in Idee und Umsetzung ganz meins. SiFi Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, Raumschiffe, fremde Planeten, außerirdische Lebensformen, interstellares Reisen, künstliche Intelligenz, modifizierte Klonkörper, Waffen mit unvorstellbarer Vernichtungskraft und, und, und. Was ich dem Autor hier hoch anrechne ist, dass er mich nicht mit technischen Details erschlägt, die ich eh nicht verstehen könnte. Die komplizierten zeitlichen Abläufe sind verwirrend genug, hier wäre vielleicht eine Art Zeitsrahl am Ende des Buches sehr praktisch.

Auf insgesamt wohl über 1500 Seiten hat der Autor hier eine recht klassische Geschichte gebaut, in der gewöhnliche Menschen eher durch Zufall zur Rettung der Menschheit beitragen. Nicht neu, aber immer hier sehr spannend erzählt. Ich habe die Figuren sehr lieb gewonnen und werde zum Abschied schon ein bisschen wehmütig. Am Ende empfinde ich sogar für X7 sow as wie Sympathie, wer hätte das im ersten Buch gedacht.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Das Ende ist nah

Weltuntergänge. Vom Sinn der Endzeit-Erzählungen. [Was bedeutet das alles?]
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Der Weltuntergang kommt, das ist bekannt, schließlich wir in fünf bis sieben Milliarden Jahren unsere Sonne verglühen und die Erde unbewohnbar machen. Das werden wir nicht mehr erleben und unsere Nachkommen ...

Der Weltuntergang kommt, das ist bekannt, schließlich wir in fünf bis sieben Milliarden Jahren unsere Sonne verglühen und die Erde unbewohnbar machen. Das werden wir nicht mehr erleben und unsere Nachkommen haben bis dahin hoffentlich eine andere Heimat gefunden, oder sie haben es erfolgreich geschafft sich selbst in die Luft zu sprengen, irgendwelche Killerviren zu züchten, uns fällt ein Asteroid auf den Kopf, oder Gott hat letztlich die Nase voll von seiner Schöpfung und schickt eine neue Flut.

Szenarien der Apokalypse, des Weltuntergangs sind so alt wie die Menschheit. Waren sie in früheren Zeiten eher von Gott geschickt, wie eben die Sinnflut, die sicher ein reales Ereignis zum Vorbild hat, sind es heute menschengemachte Bedrohungen, die uns ängstigen. In Büchern und Filmen (nicht nur der Bibel) wird diese Thematik schon lange behandelt, wobei es dabei nicht nur darum geht Ängste zu schüren, sondern eher darum, damit umgehen zu können.

Ingo Reuter behandelt in seinem, Buch die verschiedensten Endzeitszenarien und ihre Wahrscheinlichkeit. Bei manchen kann er uns beruhigen, so ist ein Atomkrieg heute eher unwahrscheinlich und auch Aliens werden in absehbarer Zukunft wohl nicht auf Beutezug hier vorbei kommen. Anderes wieder, wie globale Klimakatastrophen sind da schon eher wahrscheinlich.

Der Autor erläutert anschaulich und mit einer guten Prise Humor, warum uns solche Szenarien faszinieren und wie sie oft ein Spiegel der Gesellschaft sind, wie Autoren und Filmemacher hier den Finger auf die Wunde legen. Er stellt verschiedene Erzählweisen einander gegenüber und analysiert Hintergründe und Wirkung. Viele seiner Beispiele sind dem Leser wahrscheinlich bekannt, man bekommt aber durch seine Deutung nochmal einen ganz anderen Blick darauf.

Das Buch beleuchtet verschiedenste Aspekte von Endzeiterzählungen und erklärt die Faszination, die von ihnen ausgeht und wer danach noch nicht genug hat findet am Ende noch eine Liste mit Literatur - und Filmtipps.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Zum Ursprung

Mütter Europas
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Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich ...

Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich immer der aktuelle Stand der Wissenschaft der jeweiligen Zeit und so bleibt es nicht aus, das sich Lehrmeinungen, die zu ihrer Zeit revolutionär waren, später als schlichtweg falsch herausstellen und letztlich ganze Geschichtsbücher neu geschrieben werden müssen.

Auch über die Entwicklung des modernen Menschen, vom Affen hin zum aufrecht gehenden Neandertaler bis zu uns, die wir heute in Europa leben, wurde schon viel geforscht und die Ergebnisse dieser Forschung bildete die Grundlage dessen, was ich in der Schule gelernt habe. Meinen Enkeln wird sich später im Schulunterricht allerdings schon ein ganz anderes Bild zeigen.

Mit modernsten DNA Analysen ist es Prähistorikern mittlerweile gelungen unsere Entstehungsgeschichte immer detaillierter nachzuverfolgen. Funde werden neu bewertet und wir müssen die Sichtweise auf das Leben unserer Vorfahren überdenken. Es wird deutlich, das Funde oft fehlinterpretiert wurden, teils aus Unwissenheit, teils aber einfach auch, weil sie so besser in unser patriarchalische System passen. Die Vorstellung vom starken Steinzeitjäger, der seiner Familie das Mammut nach Hause bringt und den Frauen, die in der Zwischenzeit die Höhle sauber halten, ist allerdings überholt und nach den neuesten Erkenntnissen schlichtweg falsch.

Wie unsere Entwicklung, von einer nahezu gleichberechtigten Gesellschaft, über Jahrhunderte hin zu dem führen konnte, was heute unser allgemeines Weltbild bestimmt, wird im vorliegenden Buch anschaulich erklärt. Karin Bojs zeichnet die Wege unserer Vorfahren sehr detailliert nach, anhand bekannter Funde erklärt sie, wie verbreitet der Kult rund um eine "Muttergöttin" war und wie sich dieser im Laufe der Zeit gewandelt hat. Die Gründe hierfür sind vielfältig und auch ihnen geht die Aurorin nach, wobei sie die Arbeiten vieler Historiker*innen in ihre Überlegungen einbezieht.

Trotz der vielen wissenschaftlichen Fakten ist das Buch leichtgängig geschrieben und bietet neben interessanten Fakten auch viel Unterhaltung. Unterstützt werden die Texte mit einigen Fotografien, erklärenden Karten, einem umfassenden Quellennachweis und verschiedenen Registern zu Personen und Orten.

Das Buch erklärt woher wir kommen und räumt auf mit veralteten Denkmustern und Klischees. Die neuesten Methoden der DNA Analyse machen deutlich, dass wir Europäer ein weitgereister, buntgemischter Haufen sind und das ist gut so.

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