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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2021

Authentischer Jugendroman

Nur fast am Boden zerstört
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Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass das Buch übersetzt wird, habe aber auch daran gezweifelt ob es mich begeistern könnte, da es mit knapp über 300 Seiten doch recht kurz ist und die ...

Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass das Buch übersetzt wird, habe aber auch daran gezweifelt ob es mich begeistern könnte, da es mit knapp über 300 Seiten doch recht kurz ist und die Protagonistinnen noch zur Schule gehen. Glücklicherweise war meine Sorge umsonst, denn das Buch hat mich komplett begeistern können.

Ollie hat mir als Protagonist sehr gut gefallen, nicht nur weil er sehr offen mit seiner Sexualität umgeht, sehr einfühlsam und selbstironisch ist, sondern auch weil er sich vieles nicht bieten lässt und für sich selbst einsteht, wenn es nötig ist. Die Story dreht sich natürlich vor allem um seine Beziehung zu Will, in Rückblicken wird gezeigt, wie sich die beiden im Sommer kennengelernt und verliebt haben, doch dadurch, dass sich dieser nicht outen will und Angst hat sein Image zu ruinieren lernt man ihn als Leser
in nochmal ganz anders kennen. Hier fand ich es besonders schön, dass Ollie ihm nicht alles sofort verziehen hat, dass über Probleme auch mal gesprochen wurde und nicht immer alles sofort gegessen war. Auch die Tatsache, dass es nicht nur so dargestellt wird, dass Will sich entwickeln „muss“, sondern auch Ollie an der Situation wächst und sich selbst reflektiert hat seinen Teil dazu beigetragen.

Eines der Herzstücke des Buches ist aber gar nicht die Beziehung der beiden, sondern der tolle Freundeskreis, den Ollie sich an seiner neuen Schule aufbaut. Jeder Nebencharakter besitzt eine eigentliche Persönlichkeit, wird facettenreich beschrieben und bringt eigene Probleme und Eigenschaften mit, die die einzelnen Personen hervorheben. Gleichzeitig stehen sie alle in kritischen Situationen füreinander ein und geben dem Buch ein ganz besonderes Feeling.

Der Schreibstil war Größtenteils locker-leicht und witzig, durch die Krebserkrankung von Ollies Tante bekam die Story aber auch einen sehr traurigen und ernsten Anteil.

„Nur fast am Boden zerstört“ ist eine authentische Story übers Coming-Out, Homophobie, Freundschaft, Familie und Trauer, in der die Protagonist*innen reflektiert mit Problemen umgehen und miteinander sprechen, statt unnötiges Drama zu produzieren. Dafür gibt es von mir 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Schwächer als Band 1

A History of Us − Erst auf den zweiten Blick
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Band 1 hat mir durch das unübliche Setting auf einem Mittelalterfestival wirklich gut gefallen, sodass ich mich schon auf Band 2 gefreut habe.

Dieser setzt wenige Tage nach Ende des ersten Bandes ein ...

Band 1 hat mir durch das unübliche Setting auf einem Mittelalterfestival wirklich gut gefallen, sodass ich mich schon auf Band 2 gefreut habe.

Dieser setzt wenige Tage nach Ende des ersten Bandes ein und handelt von Stacey, die bereits in Band 1 als Tavernendirne „Beatrice“ und gleichzeitig bester Freundin von Emily eine präsente Rolle spielt. Anders als Band 1 beginnt die Geschichte jedoch sehr langsam. Die Leser*innen erfahren zunächst viel über Stacey, insbesondere darüber, warum sie bei ihren Eltern in Willow Creek lebt und die Handlung dreht sich lange kaum um das Mittelalterfestival, da dieses erst in etwa einem Jahr wieder stattfindet.

Eines Abends beschließt die betrunkene Stacey ihrer Festivalaffäre Dex zu schreiben, wodurch eine einjährige E-Mail und SMS-Beziehung entsteht. Fast täglich schreiben sich die beiden und erfahren dabei immer mehr übereinander. Die Nachrichten wurden in das Buch mit eingebunden was ich sehr passend fand, allerdings fand ich die ersten 200 Seiten dadurch sehr schleppend, da es wenig Handlung gab und auch die Nachrichten eher oberflächlich blieben.

Gegen Mitte des Buches folgte dann ein Plottwist, der für mich aber bereits sehr früh absehbar war. Die Art und Weise, wie dieser dann thematisiert, beziehungsweise nicht thematisiert wird, fand ich allerdings schade, denn ich habe es als kein Thema empfunden, dass nach einem kurzen Gespräch wieder geklärt ist.

Das Mittelalterfestival bleibt bis zum letzten Drittel eher im Hintergrund und ist auch dann nicht so präsent wie in Band 1, sodass die Atmosphäre diesmal bei mir nicht so stark angekommen ist. Wieder gut gemacht wurde dies durch die Nebencharaktere, die Großteils bereits aus Band 1 bekannt sind und den familiären Charme des Festivals auf ihre Weise ausmachen.

Stacey als Protagonistin konnte mich ebenfalls überzeugen. Ich fand es schön, dass sie nicht nur ein ruhiger und familiärer Charakter ist, der ihre eigenen Bedürfnisse auch mal hinten anstellt, sondern auch, dass sie bereits Ende 20 und Plus-Size ist, was ich sehr erfrischend fand und nie zum Problem in ihrem Liebesleben gemacht wurde, sondern lediglich in Form einiger Selbstzweifel von Stacey zum Thema wurde.

Insgesamt war Band 2 leider schwächer als Band 1, es fehlte die tolle Atmosphäre und auch die Handlung an sich konnte mich nicht ganz so sehr überzeugen und hat sich teilweise gezogen. Daher gibt es von mir 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Spannende Space Opera!

Die Verstoßenen
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Ich hatte das Buch bereits auf Englisch im Auge und war dann umso glücklicher, als ich die Ankündigung der deutschen Übersetzung gesehen habe. Der Klappentext hat bereits diese „Aurora erwacht“ Vibes bei ...

Ich hatte das Buch bereits auf Englisch im Auge und war dann umso glücklicher, als ich die Ankündigung der deutschen Übersetzung gesehen habe. Der Klappentext hat bereits diese „Aurora erwacht“ Vibes bei mir geweckt und da das Space Opera Genre in Deutschland kaum vertreten ist, ist dieses Buch eine umso größere Bereicherung.

Von Anfang an war „die Verstoßenen“ eines dieser Bücher, die mich direkt gepackt haben, bei dem ich Tränen gelacht habe, die Protagonistinnen direkt ins Herz schließen konnte und es am liebsten an einem Stück durchgelesen hätte.

Einer der Punkte, die mir am meisten Gefallen haben war die Diversität der Protagonist
innen, aber auch die Tatsache, dass diese einfach Selbstverständlich war. Ob verschiedene Religionen, Gender, Sexualitäten, Kulturen oder Hautfarben, all diese Aspekte wurden mit einer Einfachheit in die Geschichte integriert, die erfrischend war und mir persönlich so im Fantasy- oder Sci-Fi-Genre noch nicht begegnet ist.

Der Fokus des Romans liegt definitiv auf der chaotischen Truppe von Verstoßenen, deren Charaktereigenschaften und -entwicklung im Vordergrund steht. Der eigentliche Plot hat mir ebenfalls sehr Spaß gemacht, denn auch wenn die Grundidee nichts bahnbrechend neues war, hat die Umsetzung gestimmt. Trotz der Kürze des Buches hatte ich das Gefühl, die Charaktere ausreichend kennengelernt zu haben, ohne dass es an Spannung oder Handlung gemangelt hat. Insgesamt eine sehr runde Geschichte, die auch als Einzelband wirklich gut funktioniert und kein großartiges technisches Vorwissen erfordert.

Ganz besonders gut hat mir zudem gefallen, dass es zwar sogar zwei Love Interests gibt, diese Lovestories sich aber nicht entwickeln, sondern vom Protagonisten gestoppt werden, da dieser die Rettung der Welt für wichtiger erachtet. Somit hat es dieses Buch geschafft einen meiner am häufigsten genannten Kritikpunkte in Büchern Nicht zu erfüllen, wofür ich einfach nur sehr, sehr dankbar bin.

Von mir gibt es daher 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung, denn ich würde mir wünschen, dass dieses Buch auch in Deutschland bekannter wird!

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Spannender Reihenauftakt

Die Verlorenen
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Simon Beckett konnte mich in den vergangenen Jahren mit seiner Reihe rund um den forensischen Anthropologen David Hunter immer wieder begeistern. Die Ankündigung, dass er mit „Die Verlorenen“ eine neue ...

Simon Beckett konnte mich in den vergangenen Jahren mit seiner Reihe rund um den forensischen Anthropologen David Hunter immer wieder begeistern. Die Ankündigung, dass er mit „Die Verlorenen“ eine neue Reihe startet, hat mich dadurch gleichzeitig etwas traurig, aber auch sehr neugierig gemacht, denn die Hoffnung, dass diese genau so genial werden würde war natürlich da.

Die Verlorenen startet direkt gewohnt actionreich und brutal, sodass ich bereits nach wenigen Seiten in den Bann des Buches gezogen wurde. Wie schon bei der David Hunter-Reihe werden die Grausamkeiten detailliert geschildert, sodass der Thriller nichts für zarte Gemüte, aber genau das richtige für mich ist. Nach dem spannenden Intro lernen die Leserinnen den neuen Ermittler Jonah genauer kennen. Durch Rückblicken wird von den Ereignissen vor 10 Jahren, bei denen sein Sohn verschwand, berichtet, die Jonah maßgeblich geprägt haben und auch die Beziehung zu Gavin, zu dem er seit dieser Zeit keinen Kontakt mehr hat wird näher beleuchtet. Die Rückblicke schaffen es zusammen mit der Gegenwart ein facettenreiches Bild von Jonah zu zeichnen, der mir als Ermittler dadurch sehr sympathisch geworden ist.

Dieser wird selbst von der Polizei verdächtigt Schuld an den Morden im Lagerhaus zu sein, versucht jedoch hinter dem Rücken der Ermittler seine eigenen Nachforschungen anzustellen. Die zahlreichen Stränge, die es anfangs in der Geschichte gibt, fügen sich mit der Zeit immer mehr zusammen und einige überraschende Wendungen schaffen es, die Spannung durchgehend aufrecht zu erhalten.

Neben Jonah gibt es keine weiteren Hauptfiguren, die eine präsentere Rolle einnehmen, was ich aber bei einem Reihenauftakt nicht bemängele, da dafür auch in den Fortsetzungen noch die Option da ist und Jonah dafür besonders gut beleuchtet wurde und seine Denkweise und sein Handeln nachvollziehbar wurden.

Auch der Showdown am Ende macht Lust auf mehr und die Aufklärung bietet noch genug Potenzial für Fortsetzungen, gleichzeitig werden aber alle wichtigen Fragen geklärt, sodass das Buch für sich abgeschlossen ist.

Mit der David Hunter-Reihe lässt sich das Buch schwer vergleichen, da der Ansatz der Geschichte sich nennenswert unterscheidet, die bildhafte Sprache, die Spannung und die Brutalität für die Beckett bekannt ist bleiben jedoch erhalten, sodass ich diesen Reihenauftakt Fans von Beckett und natürlich auch neuen Leser
innen sehr ans Herz legen kann und 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Genau so sollte ein Kinderbuch 2021 sein

Amari und die Nachtbrüder
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Amari ist genau das Kinderbuch, das das Jahr 2021 gebraucht hat. Amari ist Schwarz und lebt mit ihrer Mutter in einer Sozialbausiedlung, geht jedoch durch ein Stipendium auf eine Privatschule, die ansonsten ...

Amari ist genau das Kinderbuch, das das Jahr 2021 gebraucht hat. Amari ist Schwarz und lebt mit ihrer Mutter in einer Sozialbausiedlung, geht jedoch durch ein Stipendium auf eine Privatschule, die ansonsten von reichen, weißen Schülerinnen besucht wird, die sich über Amari und ihre Familie lustig machen. Die gehässigen Kommentare gehen ihr besonders nahe, wenn sie sich auf ihren verschollenen großen Bruder beziehen, der ihr großes Vorbild ist.

Als sie plötzlich eine geheimnisvolle Einladung zu einer übernatürlichen Sommerakademie erhält, sieht sie ihre Chance gekommen endlich herauszufinden, was mit ihrem Bruder passiert ist, denn die Polizei hat ihn bereits als „typischen Schwarzen Jungen, der in zwielichtige Geschäfte gerutscht sein muss“ abgestempelt und ermittelt eher schlecht als recht.

Plötzlich erkennt Amari, dass die Welt ganz anders ist als sie immer dachte, lernt verschiedenste magische Wesen und Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten kennen und gerät beim Kampf zwischen den „bösen“ Magiern und der Behörde für übernatürliches zwischen die Fronten.

Erstmal finde ich es toll, dass die Protagonistin ein Schwarzes Mädchen ist, dass sich nicht nur in der normalen Welt, sondern auch in der übernatürlichen Akademie immer wieder dem Rassismus und den Vorurteilen anderer stellen muss und dabei große Stärke beweist. Die Art und Weise, wie gesellschaftskritische Passagen, aber auch wunderschöne Botschaften zum Thema Freundschaft in die spannende Handlung eingeflochten wurden ist genau richtig für die Zielgruppe und bereichert die Story unheimlich.

Amaris Aufenthalt auf der Sommerakademie und die verschiedenen Abteilungen und Prüfungen werden sehr bildlich und detailliert beschrieben und die normale Welt auf logische und teilweise lustige Weise mit dem Übernatürlichen verknüpft. Auch wenn der Fokus auf Amaris Ausbildungszweig liegt, gibt es immer wieder Szenen, in denen auch Einblicke in andere „Fachgebiete“ gewährt werden und der geniale Aufbau der Akademie deutlich wird.

Amari, die auch in der Sommerakademie durch ihre Magie zur Außenseiterin wird, findet dort dennoch mit Elsie eine beste Freundin, die ihr zur Seite steht, sie bei der Suche nach ihrem Bruder unterstützt und für sie da ist. Elsie und den anderen Nebencharakter
innen wurde genug Fläche eingeräumt um ihnen einen eigenen starken Charakter und auch eine Charakterentwicklung zu ermöglichen, und besonders Elsie bereichert das Buch durch ihre genialen Erfindungen und ihre Liebenswürdigkeit total.

Die Story selbst war unheimlich mitreißend. Obwohl es ein Kinderbuch ist, habe ich mit Amari bei der Suche nach ihrem Bruder und ihrem Widerstand gegen ihre gehässigen Mitschüler*innen mitgefiebert und konnte durch einige Wendungen noch überrascht werden. Die Story findet genau das richtige Maß zwischen Spannung, Geheimnissen, Details und Gesellschaftskritik, sodass ich jetzt schon sehr auf Band 2 hinfiebere. Ich kann das Buch Kindern ab 10 Jahren nur ans Herz legen, denke aber, dass auch ältere Jugendliche und Erwachsene von diesem Buch begeistert sein werden und viel daraus mitnehmen können. 5 Sterne.

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