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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2024

Ruhig und bewegend

Klara und die Sonne
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"Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro ist ein faszinierendes und tiefgründiges Werk, das die Leser in eine dystopische Zukunft entführt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Klara erzählt, einer ...

"Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro ist ein faszinierendes und tiefgründiges Werk, das die Leser in eine dystopische Zukunft entführt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Klara erzählt, einer künstlichen Freundin (AF), die für die Begleitung von Kindern entwickelt wurde. Ishiguro gelingt es meisterhaft, die Grenze zwischen Mensch und Maschine zu verwischen und dabei tiefgehende Fragen über das Wesen der Menschlichkeit zu stellen.

Die Handlung dreht sich um Klara, die von kranken Josie gekauft wird. Klara entwickelt eine besondere Bindung zur jungen Josie und zeigt dabei eine bemerkenswerte Fähigkeit, menschliche Emotionen und Verhaltensweisen zu verstehen. Und man fragt sich viele Male, ob Klara genauso programmiert wurde oder sie sich echte, menschliche Emotionen angeeignet hat. Ihre Beobachtungen und Interaktionen mit den Menschen um sie herum sind sowohl berührend als auch aufschlussreich.

Ishiguros Schreibstil ist ruhig und einfühlsam, was perfekt zu der introspektiven Natur der Geschichte passt. Die Welt, die er erschafft, ist sowohl vertraut als auch fremd, was die Leser dazu einlädt, über die Implikationen technologischer Fortschritte und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft nachzudenken. Man fragt sich mehr als einmal zu welcher Zeit die Handlung überhaupt spielt, was jedoch nie aufgedeckt wird. Während dieser Umstand in den meisten Geschichten vermutlich negativ auffallen würde, trägt es hier zur Weckung des Interesses bei.

"Klara und die Sonne" ist nicht nur eine Geschichte über künstliche Intelligenz, sondern auch eine tiefgründige Meditation über Liebe, Verlust und die Suche nach dem, was uns menschlich macht. Es ist ein Buch, das lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt.

P.S.: Das Buch ist hoch qualitativ verarbeitet, sowohl das Material als auch der Druck sind einwandfrei. Ein Buch, was ich durch seine Beschaffenheit äußerst gern in der Hand hatte. Auch das Cover finde ich nicht zuletzt durch die Farbgebung äußerst ansprechend, während es durch seine Einfachheit perfekt zu Ishiguros Schreibstil passt.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Gewöhnungsbedürftig

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die Unmöglichkeit des Lebens von Matt Haig erzählt die Geschichte von Grace Winters, einer ehemaligen Mathematiklehrerin, die nach dem Verlust ihres Sohnes und Ehemannes ein einsames Dasein fristet. Eines ...

Die Unmöglichkeit des Lebens von Matt Haig erzählt die Geschichte von Grace Winters, einer ehemaligen Mathematiklehrerin, die nach dem Verlust ihres Sohnes und Ehemannes ein einsames Dasein fristet. Eines Tages erhält sie unerwartet die Nachricht, dass sie ein Haus auf Ibiza geerbt hat, was ihr Leben völlig durcheinander bringt.

Grace reist nach Ibiza, um das Haus zu begutachten und erfährt, dass ihre Freundin Christina, die ihr das Haus vermacht hat, unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und für tot erklärt wurde. Trotz ihrer Skepsis versucht Grace, mehr herauszufinden. Dabei begibt sie sich auf eine Reise voller paranormaler Fähigkeiten und spiritueller Erlebnisse, die nicht nur das Geheimnis um ihre Freundin lüften sollen, sondern auch die gesamte Insel beschützen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht fesseln und den Hype um dieses Buch kann ich nicht nachvollziehen. Es behandelt viele ernste und wahre Themen wie das Überwinden einer Depression, die Schönheit der kleinen Dinge und der Natur, die Zerstörung der Umwelt und den notwendigen Widerstand dagegen. Doch diese wichtigen Themen wurden meiner Meinung nach durch die Einführung von Multiversen, Aliens, Raum-Zeit-Reisen, Telepathie und Ähnlichem zu stark überlagert – fast schon ins Lächerliche gezogen. Warum diese Elemente notwendig sind, um die wesentlichen Themen zu beleuchten, bleibt mir unverständlich.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und selbst da fiel es mir schwer, weiterzuhören, weil die Handlung oft paradox und manchmal lächerlich wirkte. Dadurch erschien mir das Buch insgesamt zu langatmig. Spannung war für mich über den gesamten Verlauf hinweg kaum vorhanden.

Ich muss aber zugeben, dass der Schreibstil der schön ist. Er führt zu einer sehr bildlichen Darstellung und Vorstellung und die Charatere sind realistisch und menschlich geschrieben, sodass man prinzipiell schnell eine Bindung zu ihnen aufbaut.

Insgesamt ist Die Unmöglichkeit des Lebens ein (für mich) durchschnittlicher Roman, der zwar zum Nachdenken anregen kann, wenn man die vielen paranormalen Passagen und Inhalte akzeptieren kann, aber ich würde ihn nicht weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Absolut lesenswert!

Hillbilly-Elegie
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Hillbilly Elegy von J.D. Vance ist ein fesselnder und aufschlussreicher Blick in das Leben der weißen Arbeiterklasse in den Appalachen der USA. Durch persönliche Erzählungen und familiäre Anekdoten bringt ...

Hillbilly Elegy von J.D. Vance ist ein fesselnder und aufschlussreicher Blick in das Leben der weißen Arbeiterklasse in den Appalachen der USA. Durch persönliche Erzählungen und familiäre Anekdoten bringt Vance die Herausforderungen und Hoffnungen dieser oft übersehenen Gemeinschaft ans Licht. Die Memoiren sind nicht nur ein Porträt seiner eigenen turbulenten Kindheit, sondern auch eine Reflexion über den amerikanischen Traum und die strukturellen Probleme, die diesen Traum für viele unerreichbar machen. Ein emotional tiefgreifendes und politisch aufrüttelndes Werk, das definitiv zum Nachdenken anregt.

P.S.: Warum Vance nach dieser Geschichte zum glühenden Trump-Anhänger wird, verstehe ich trotzdem nicht. Aber vielleicht fehlt mir dafür die nötige Weitsicht. 🌅🤭

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Veröffentlicht am 01.11.2024

Hohes Potenzial, mittelmäßige Umsetzung

A Song to Drown Rivers
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Ann Liangs Buch hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Die Geschichte um Xishi, die sich gegen das Bild der bloßen Schönheit wehrt und tatsächlich aktiv etwas bewirken möchte, hat für mich Potenzial. Ich ...

Ann Liangs Buch hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Die Geschichte um Xishi, die sich gegen das Bild der bloßen Schönheit wehrt und tatsächlich aktiv etwas bewirken möchte, hat für mich Potenzial. Ich fand es nachvollziehbar, dass sie nach den Verlusten in ihrer Familie und den Gräueltaten an ihrem Volk den Wunsch verspürt, über sich hinauszuwachsen und (vermeintliche) Gerechtigkeit ausüben will. Doch trotz dieses interessanten Ansatzes konnte ich mich weder richtig in die Figuren hineinversetzen noch die Welt der Geschichte vor meinem inneren Auge lebendig werden lassen. Der Schreibstil ist (für mich) nicht bildgewaltig oder atmosphärisch stark genug, um eine greifbare Welt mit lebendigen Charakteren entstehen zu lassen. Die Charaktere bleiben oft flach, und ich hatte Schwierigkeiten, eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen.

Ein Lichtblick war jedoch der Nebencharakter Luyi. Seine humorvolle Art sorgte für einige auflockernde Momente in einer Geschichte. Die Dynamik zwischen Xishi und anderen Figuren, besonders Fanli und Fuchai, deutet auf interessante Konflikte hin und bringt gelegentlich emotionale Tiefe. Fuchai entwickelt sich zu einem komplexen Charakter: Gebrochen und von Erwartungen getrieben, zeigt er Facetten, die ihn interessant und bedauernswert zugleich machen. Seine letztliche Entwicklung und seine Beziehung zu Xishi bringt einen emotionalen Höhepunkt, der durchaus berührt.

Trotz dieser Ansätze gibt es im Verlauf der Geschichte logische Brüche und Zeitsprünge, die mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Besonders irritiert haben mich einige Details, etwa die Verwendung englischer Begriffe, die aus dem historischen Kontext herausfallen und die Atmosphäre stören. Auch der Fantasytouch gegen Ende – Xishis Geist, der Fanli inspiriert – kam für mich ein wenig zu konstruiert rüber. Viele Fragen bleiben bis zum Ende des Buches unbeantwortet und lassen mich persönlich als Leser unbefriedigt zurück.

Im Großen und Ganzen gab es interessante Entwicklungen und Wendungen, und das Buch wurde für mich von Abschnitt zu Abschnitt besser. Dennoch bleibt es für mich hinter seinem Potenzial zurück. Ich hatte mir mehr Tiefe bei den Charakteren und eine konsistentere Handlung gewünscht. Die Geschichte hat zwar einige emotionale Momente, die mich bewegt haben, war aber letztlich oft vorhersehbar und in ihrer Gestaltung etwas oberflächlich. Mein Fazit: Ein durchaus unterhaltsames Buch, das jedoch in der sprachlichen Gestaltung und emotionalen Tiefe noch Raum nach oben lässt.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Außerordentlich schönes Buch mit wichtiger Message!

Mister O'Lui sucht das Glück
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Mister O’Lui sucht das Glück ist eine hinreisende kleine Geschichte über den kleinen Biberbär O’Lui der sich eines Tages die Frage nach dem Glück stellt und ob er denn eigentlich glücklich ist. Mister ...

Mister O’Lui sucht das Glück ist eine hinreisende kleine Geschichte über den kleinen Biberbär O’Lui der sich eines Tages die Frage nach dem Glück stellt und ob er denn eigentlich glücklich ist. Mister O’Lui lebt in einer kleinen gemütlichen Hütte und hat eigentlich alles, was er braucht. Eines Tages jedoch macht er sich, getrieben von der Frage nach dem Glück, auf die Suche nach eben diesem. Auf der Suche findet er dabei das kleine Schweinchen Rupert und sie machen sich gemeinsam auf den Weg. Am Ende soll er herausfinden, dass das Glück die ganze Zeit näher war als gedacht.

Für mich hatte die Geschichte zwei schöne Ansätze was Glück ist und wie man es findet. Zum einen, das wohl offensichtlichere, die Tatsache, das Glück auch ein Lebewesen, ein Freund, sein kann. Jemand in dessen Nähe man sich wohlfühlt und den man vermisst, wenn er nicht mehr da ist. Zum anderen kann das Glück aber auch in Momenten, Situationen und Abenteuern liegen. Oft nimmt man sie als solche gar nicht oder erst später wahr und oft muss man diese Momente auch selber schaffen. Doch auch sie können Glück bedeuten und O’Lui findet sie auf seinem Weg zum Glück.

Gestalterisch finde ich das Buch außerordentlich schön. Mir gefallen alle Illustrationen, die Charaktergestaltung, Farbgebung und Schriftwahl. Eine 10/10! Sehr süß finde ich auch die kleinen Steckbriefe von O’Lui und Rupert am Anfang sowie die kleine Bastelidee am Ende. Einziger kleiner Kritikpunkt - der auch nicht wirklich ein Kritikpunkt ist - ist, dass die Geschichte ein kleines bisschen komplexer hätte sein können. Natürlich ist es ein Kinderbuch (ich glaube ab 4 Jahre) und es muss einfach und anschaulich bleiben, dennoch finde ich, dass man aus so einem wichtigen und schönen Thema noch mehr rausholen könnte - aber vielleicht geschieht das ja sogar noch in Folgebänden die auch ältere Kinder ansprechen?! Wer weiß. Ich würde mich jedenfalls freuen!

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