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Veröffentlicht am 26.07.2023

Ranjanas Flucht nach Afrika

Ein kleines Stück von Afrika - Hoffnung
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Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung von Christina Rey, erschien am 30.06.2023 im Lübbe Verlag.

Ivys und Saneles Leben gerät in Aufruhr, als ihr Schwager und Neffe ihres verstorbenen Ehemannes, Anspruch ...

Ein kleines Stück von Afrika – Hoffnung von Christina Rey, erschien am 30.06.2023 im Lübbe Verlag.

Ivys und Saneles Leben gerät in Aufruhr, als ihr Schwager und Neffe ihres verstorbenen Ehemannes, Anspruch aus das Erbe anmelden. So verlieren sie alles und landen mittellos in Nairobi. Zeitgleich flieht die Maharani Ranjana, mit ihrer Dienerin Naeku, aus Indien nach Afrika. Ihre Wege kreuzen sich in Nairobi, führen sie letztendlich zurück zur Edgegumbe Farm und das Schicksal nimmt seinen Verlauf……

In der Fortsetzung nimmt das Leben von Ivy, Sanele und ihren Töchtern nur einen kleinen Abschnitt in Anspruch. Der Fokus liegt diesmal auf dem Neffen Lennox und der ehemaligen Maharani Ranjana, die den größten Teil der Handlung einnehmen. Die im ersten Band detaillierten Landschafts- und Tierbeschreibungen Afrikas fehlen. Einzig die bildhaften Abläufe, vom Tierfang für Zoos und Zirkusse, sind detailliert beschrieben. Sie zeigen auf wie grausam die damaligen Tierfänge von statten gingen und wie viele Tiere dabei ihr Leben lassen mussten. Weiterhin zeigt Christina Rey wie entwürdigend die koloniale Gesellschaft mit der indigenen Bevölkerung umgegangen ist, was sich auch in der Sprache aufzeigt.

Fazit: Mir hat Band 2 nicht so gut wie Band 1 gefallen. Meiner Meinung nach hat sich die Autorin in den vielen Schauplätzen verzettelt, so fehlt die Tiefe in der Erzählung. Die Handlung wirkt sehr konstruiert und erzwungen, für mich ist es zu Klischee behaftet. Dagegen haben mich die Einblicke in die Tierfangmethoden sehr berührt, denn hier hat die Autorin viel recherchiertes Hintergrundwissen einfließen lassen. Vielleicht waren meine Erwartungen nach dem bildgewaltigen ersten Band auch zu hoch.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Beth wächst mit ihren Aufgaben

Hinter den Wolken wartet die Sonne
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Hinter den Wolken wartet die Sonne von Sarah turner erschien am 28.04.2023 im Lübbe Verlag.

Die 30 jährige Beth ging bis jetzt sorglos in den Tag, ihre Jobs wechselte sie bei der kleinsten Schwierigkeit. ...

Hinter den Wolken wartet die Sonne von Sarah turner erschien am 28.04.2023 im Lübbe Verlag.

Die 30 jährige Beth ging bis jetzt sorglos in den Tag, ihre Jobs wechselte sie bei der kleinsten Schwierigkeit. Ihre Abende verbringt sie mit ihrem besten Freund Jory, in ihrer Lieblingskneipe. Das ändert sich, als ihre Schwester und ihr Schwager einen schweren Autounfall erleiden. Beth bekommt unerwartet die Vormundschaft für ihre Nichte und Neffen. Ihre Welt sieht nun anders aus, Elternabende, Gute – Nacht – Geschichten, eine pubertierende Nichte bestimmen jetzt ihren Alltag. Eine Mutter die sich in alles einmischt macht es nicht leichter……

Die Geschichte behandelt viele Themen,wie Trauer, im Vordergrund steht Verantwortung übernehmen für sich und für andere. Beth hat es nie geschafft sich von ihrer Mutter abzunabeln. Die Autorin hat aus diesen Grundthemen eine sympathische und emotional berührende Geschichte gestrickt. Die Charaktere wirken authentisch, zeigen viele Facetten des Lebens.
Der Schreibstil ist leicht verständlich, die Dialoge sind lebendig beschrieben.

Fazit: Beth die keinerlei Erfahrung mit Kindererziehung hatte, auch für sich ist sie jeder Verantwortung aus dem Weg gegangen, ihr Weiterentwicklung ist glaubhaft dargestellt. Ich habe die Familie gerne auf dem, manchmal schmerzvollen, Weg begleitet.
Überraschungen bietet der Roman keine, doch ich wurde gut unterhalten, deshalb empfehle ich ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 25.07.2023

poetisch und bildgewaltig

Als wir Vögel waren
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Als wir Vögel waren Anya Lloyd Banwo erschien am 26.04.23 im Diogenes Verlag.

Emanuel Darwin musste seine Heimat verlassen, da es für ihn keine Arbeit gab. In Port Angeles arbeitet er fortan als Totengräber, ...

Als wir Vögel waren Anya Lloyd Banwo erschien am 26.04.23 im Diogenes Verlag.

Emanuel Darwin musste seine Heimat verlassen, da es für ihn keine Arbeit gab. In Port Angeles arbeitet er fortan als Totengräber, auf dem Friedhof Fideles. Er sucht außerdem nach seinem Vater, der nach Port Angeles ging und nie zurück kam. Als er auf Yejide trifft, die das Familiengrab sehen möchte, wegen der Beerdigung ihrer Mutter. Scheint das Schicksal ihre Leben miteinander verwoben zu haben……

Die Autorin lässt den Leser:in in die fernen Kulturen von Trinidad eintauchen, verwoben mit Mystik und einem Hauch Crime. Sie bedient sich dabei einer sehr poetischen und bildgewaltigen Sprache, die den Leser:in verleitet immer wieder lesen zu wollen. Die Geschichte beginnt mit vielen Erklärungen der Hauptprotagonist:in zu ihren Lebensumständen, die sie im Wechsel erzählen. Das letzte Drittel der Geschichte ist von großer Dynamik beherrscht. Das Setting ist eingeschränkt, findet fast ausschließlich auf dem Friedhof statt, das tut der Handlung keinen Abbruch, es fokussiert sich dadurch auf das Wesentliche.

Fazit: Eine Geschichte die vom bildhaften Erzählstil lebt, das Setting kommt dadurch gut zur Geltung. Es macht neugierig auf die kreolische Kultur und die der Rastafari. Dabei zeigt es wie wichtig es für die eigene Identität ist, sich mit den Vorfahren zu beschäftigen.
Die poetische, bildgewaltige Sprache war für mich ein Genuss. Ich wusste bis dato nicht, wie wunderschön eine erotische Szene beschrieben werden kann. „Als wir Vögel waren“ hat mir sehr gut gefallen. Es ist keine Geschichte für Zwischendurch, sie braucht Aufmerksamkeit und ein Verständnis für Mystik. Ich empfehle sie sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Clementines Schuldgefühle

Abgrund
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Hörbuch - Rezension

„Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen.“ von Lucy Goacher erschien als Hörbuch am 01.07.2023 im Argon Verlag.
Laufzeit:
Sprecherin: Rebecca Veil

Clementines Welt liegt seit ...

Hörbuch - Rezension

„Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen.“ von Lucy Goacher erschien als Hörbuch am 01.07.2023 im Argon Verlag.
Laufzeit:
Sprecherin: Rebecca Veil

Clementines Welt liegt seit 6 Monaten in Trümmern, genauer gesagt seit dem ihre kleine Schwester Poppy sich von einer Klippe gestürzt hat. Clementine versinkt in einer Woge aus Trauer und Schuld, denn Poppy hat sie in der Nacht ihres Todes versucht zu erreichen. Was wollte sie ihr noch sagen? Clementine zweifelt, glaubt nicht daran, Poppy wäre depressiv gewesen. Nach einem Anruf in der Helpline, in der sie ehrenamtlich arbeitet, fängt sie an selbst zu ermitteln.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir durch die angenehme Stimme von Rebecca Veil sehr leicht gefallen, die mit der Nacht von Poppys Selbstmord beginnt. Danach erhält der Hörer*in einen tiefen Einblick in Clementines Gefühle, die durch die Ich – Erzählperspektive gut zur Geltung kommen. Sie ist völlig aus der Bahn geworfen, innerlich zerrissen und von Schuldgefühlen verfolgt.
Die Autorin versteht es in ihrem Debüt intensiv Gefühle zu transportieren. Sehr langsam zieht sie die Spannungsschraube an, das Tempo wird forciert, überrascht mit Wendungen, die Atmosphäre ist teilweise sehr düster und endet in einem furiosem Showdown.

Fazit: Die Idee der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, sie wurde von der Autorin sehr überzeugend umgesetzt. Gefühle wurden sehr intensiv beschrieben, ich habe förmlich den Schmerz des Verlustes, die Scham und Selbstzweifel von Clementine gespürt. Einen großen Anteil daran hatte die variantenreiche Stimme von Rebecca Veil. Ich gebe meine absolute Leseempfehlung für diesen spannenden Thriller.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Die Macht der Sprache

Babel
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BABEL von R. F. Kuang erschien am 28.04.2023 im Eichborn Verlag.
Das Cover ist sehr dunkel und düster, einzig der Titel in Gold hebt sich hervor.

Der Halbchinese Robin wird bei einem Cholera – Ausbruch ...

BABEL von R. F. Kuang erschien am 28.04.2023 im Eichborn Verlag.
Das Cover ist sehr dunkel und düster, einzig der Titel in Gold hebt sich hervor.

Der Halbchinese Robin wird bei einem Cholera – Ausbruch Waise, der geheimnisvolle Professor Lovell nimmt ihn mit nach London. Robin der schon in Kanton zweisprachig erzogen wurde, lernt im Haus des Professors, nun Latein, Altgriechisch und Hochchinesisch, zur Vorbereitung auf ein späteres Studium in Oxford. Jahre später lernt er schnell, Oxford ist nicht nur das Zentrum von Wissen, sondern auch das Silberwerk wird dort praktiziert. Im Laufe seines Studiums schaut er hinter die Fassade von Oxford, außerdem gerät er in den Fokus des Geheimbundes Hermes, der für Gerechtigkeit einsteht......

So düster wie das Cover, ist auch die Handlung des Romans. Die Autorin führt den Leser:in tief in historische Ereignisse der damaligen Zeit ein, dabei geschieht es öfters, dass R. F. Kuang sich in viel zu ausführlichen Beschreibungen verliert. Die Erklärungen zur Sprache, der Macht der Übersetzung, sind in vielen Teilen ebenfalls zu ausführlich, teilweise zu wissenschaftlich. Die eigentliche Handlung gerät dadurch immer wieder in den Hintergrund. Die Einblicke in den Kolonialismus sind intensiv, nichts wurde beschönigt, selbiges gilt für den offen beschriebenen Rassismus und Frauenfeindlichkeit.
Die Charaktere sind dem Beziehungsgeflecht angepasst. Keine der Figuren ist besonders sympathisch. Die Autorin hat nichts dem Zufall überlassen, alle bedienen die das Klischee. Professor Lovell ist ein Rassist, Robin der Halbchinese spürt es am eigenen Leib.
Der Schreibstil ist sprachlich sehr gewaltig, wortreich und elegant. Der Leser:in wird schnell in die Geschichte gezogen. Die ausführlichen Schilderungen verhindern immer wieder eine Tempoverschärfung, so kommt die Handlung nicht in Gang.

Fazit: Ein Vergleich mit Harry Potter hält dieser Roman auf keinem Fall Stand, die Fantasyelemente sind nur als Hauch vorhanden. Der Roman ist düster anspruchsvoll, keine seichte Unterhaltung. Die Erklärungen zur Sprache waren mir zu ausführlich, ich wurde förmlich mit dem Wissen der Autorin geflutet. Die geschichtlichen Einblicke fand ich allesamt sehr interessant, am meisten hat mich die Überheblichkeit der Engländer beschäftigt. Für mich waren viele Stellen zu ausführlich und langatmig, die haben den Spannungsbogen oft unterbrochen, ich habe die Konstanz vermisst. Den Hype um den Roman kann ich leider nicht nachvollziehen. Am Ende fehlte mir der rote Faden.

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