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Veröffentlicht am 28.12.2021

Regt zum Nachdenken an

Die Enkelin
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Kaspar kommt nach Hause und glaubt, dass Birgit wieder dem Alkohol zu sehr zugesprochen hat. Doch es kommt viel schlimmer, seine Frau ist tot. Wer war Birgit wirklich? Warum hatte sie die Flucht in den ...

Kaspar kommt nach Hause und glaubt, dass Birgit wieder dem Alkohol zu sehr zugesprochen hat. Doch es kommt viel schlimmer, seine Frau ist tot. Wer war Birgit wirklich? Warum hatte sie die Flucht in den Alkohol gesucht? Kaspar erkennt erst nach und nach das seine Frau einige Geheimnisse hatte und er sie gar nicht so richtig kannte. Ihr unvollendetes Buch gibt einigen Aufschluss und Kaspar versucht das Werk seiner Frau zu vollenden. Er startet eine Suche, die ihn in eine Welt führt, die ihm fremd ist, ihm aber auch eine (Stief-)Enkelin schenkt.

Die Geschichte hat mehrere Teile. Zum einen Birgits Tod und Kaspars Trauer, dann erfährt man durch Birgits Manuskript von ihrer Vergangenheit und weitere Teile werden eingebunden, zu denen äußere ich mich aus Spoilergründen nicht detaillierter. Kaspar und Birgit lernten sich in der DDR kennen und lieben. Kaspar wollte die Welt kennenlernen und fand seine große Liebe. Doch Birgit hat ein Geheimnis, sie ist schwanger. Von Kaspar unbemerkt bekommt sie ein Kind, dass sie ihrer Freundin Paula übergibt und dann in den Westen flüchtet. Birgit hatte mit dieser Entscheidung und dem Verschweigen vor Kaspar einige Schwierigkeiten und diese haben sie stark beeinflusst. Nun hatte sie geplant die Suche nach ihrer Tochter zu starten, aber sie kann es nicht. Nach ihrem Tod ist Kaspar auf der Suche, findet und erkennt, dass er etwas tun muss. Denn rechtes / völkisches Gedankengut kann und will er nicht gutheißen, Wie kann man da gegensteuern? Wir öffnet man Augen jener, die in ihrer Parallelwelt leben?

Gewisse Startschwierigkeiten hatte ich mit diesem Buch, denn Kaspar war mir irgendwie nicht richtig greifbar und auch seine Frau war mir ein wenig suspekt. Das Problem gab sich jedoch schnell und gerade die Aufzeichnungen von Birgit haben ein tiefes Verständnis bei mir bewirkt. Und vor allem mein Mitgefühl für Kaspar geweckt. Und meine Bewunderung, dass er – allen Widerständen zum Trotz – Birgits Suche startet. Sein Durchhaltevermögen ist beeindruckend und ich finde es spannend, wie sich diese deutsch-deutsche Geschichte entwickelt. Nicht alles, nicht jeder Charakter, wirkte auf mich bis ins Detail glaubwürdig, doch mein Interesse war kontinuierlich hoch und es regt zum Nachdenken an. Wie stark beeinflussen uns unsere Eltern? Ist gut gemeint, auch gut gemacht? Wird er seiner Enkelin einen anderen, weltoffenen Weg zeigen können? Richtige Auswege und den Königsweg bietet der Roman nicht, aber er regt unheimlich zum Nachdenken an und das fand ich auch gut, denn einfach Lösungen gibt es hierfür nicht.

Hauptsächlich berichtet Kaspar aus seiner Sicht und chronologisch, aber es gibt auch einige Rückblicke in die deutsch-deutsche Geschichte. Haupthandlungsorte sind Berlin und Sachsen, was ich als passend empfand, anderes fand ich weniger authentisch, wenig realistisch und zu überzogen. Aber das fällt unter dem Strich nicht zu sehr ins Gewicht, denn in Summe ist der Roman unterhaltsam und interessant.

Veröffentlicht am 26.12.2021

Querschnitt durch die kriminelle Landschaft

stern Crime - Wahre Verbrechen
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Mittlerweile kaufe ich das Magazin regelmäßig, denn ich bin zum echten Fan geworden. Die Zusammenstellung der Themen ist einfach immer und immer wieder überraschend und gut. Es gibt blutige und unblutige ...

Mittlerweile kaufe ich das Magazin regelmäßig, denn ich bin zum echten Fan geworden. Die Zusammenstellung der Themen ist einfach immer und immer wieder überraschend und gut. Es gibt blutige und unblutige Geschichten, historisches, nationales, internationales - einfach ein Querschnitt durch die kriminelle Landschaft. Hier haben mich erneut einige Geschichten extrem gefesselt, weil sie nicht nur inhaltlich richtig interessant und/oder spannend waren, sondern auch wirklich gut geschrieben sind. Das ist Qualitätsjournalismus und dafür zahle ich gerne auch sechs Euro. Zudem macht das Magazin auch immer wieder sehr nachdenklich, gerade der Fall Frauke hat mich extrem gefesselt und ich bewundere ihr Umfeld für ihren Willen zu erfahren was geschehen ist. Die Arztgeschichte einfach nur abartig, das Interview mit Arno Strobel sehr gelungen. Mir gefallen die Buch, Film, etc.-Tipps auch sehr gut und die Themenvielfalt hat mich erneut auf ganzer Linie überzeugt - so sehr, dass ich das nächste Heft natürlich auch wieder bestellen werde.

Veröffentlicht am 25.12.2021

Ein schwieriges Thema aus der Tabuzone geholt

Was bleibt, wenn wir sterben
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Der Tod, das Sterben, die Trauer – all das sind Teile es Lebens und noch wird viel zu selten darüber gesprochen. Das war auch bei der Autorin der Fall, bis sie binnen dreier Monate, erst die Mutter, dann ...

Der Tod, das Sterben, die Trauer – all das sind Teile es Lebens und noch wird viel zu selten darüber gesprochen. Das war auch bei der Autorin der Fall, bis sie binnen dreier Monate, erst die Mutter, dann den Vater verlor. Mit ihrer Trauer kam sie weniger gut zurecht, aber sie beschloss einen offensiven Weg. Die Journalistin wurde zur Trauerrednerin und setzt sich ganz bewusst mit dem Thema auseinander. Nun lässt sie ihre Leser an Persönlichem, Geschichten Verstorbener und den Umgang mit der Trauer teilhaben.
Mir gefiel, dass das Buch von seiner Grundlage her positiv ist – trotz des schwierigen Themas. Es kommt auch kein mahnender Zeigefinger, der gemäß Ratgeber sagt, wann welche Trauerphase ist, wie man zu trauern hat und dergleichen. Im Gegenteil, die Autorin wendet sich dem Thema sehr sensibel zu – deutlich sensibler, als es ihre Mitmenschen teilweise nach ihrem schweren Verlust waren. Es gibt entsprechend auch keine harte Abfolge der Themen, vielmehr gleiten die kurzen Kapitel ineinander über – den roten Faden jedoch nie verlierend.

Fand ich viel Neues in dem Buch? Bis auf die Death Cafes, deren Existenz mir bis zum Lesen unbekannt war – eigentlich gar nichts Neues und trotzdem hat mir das Buch in kleinen Häppchen gelesen, gut gefallen und neue Perspektiven aufgezeigt. Mir gefiel auch ausgesprochen gut, wie offen die Autorin war bezüglich ihrer eigenen Trauer. Wie die Arbeit einer Trauerredner abläuft, wusste ich bereits, sonst wären das bestimmt Einblicke gewesen, die hier vielleicht lobend Anerkennung gefunden hätten. Nicht neu, aber dennoch gut, dass die Autorin sich dafür einsetzt, dass sich Menschen schon im Vorfeld Gedanken machen, wie sie gerne bestattet würden, welche Musik sie sich wünschen würden und dergleichen. Das sind Dinge, die es den Angehörigen leichter machen in einer Phase, die so schon schwierig genug ist. Und allgemein finde ich es sehr gut, dass sie den Tod und die Trauer mit dem Buch aus der einer Tabuzone zu holen versucht.

Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und bestärkt in einiges Dingen – zum Beispiel sich dafür stark zu machen, dass Trauernde das tun dürfen, wie sie es wollen und brauchen und nicht, wie es die Gesellschaft so erwartet. Zudem spendet das Buch aus Hoffnung und Trost, wenn man sich entsprechend von der Autorin eine Weile durch das Buch tragen lässt.

Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.12.2021

Mittelmäßiger Abschluss der Trilogie

Abgetrennt
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Herzfeld ist zurück am Institut und stürzt sich direkt wieder in die Arbeit und genug zu tun gibt es wie immer. Da tauchen Extremitäten auf, eine Explosion in einem Eros-Center und einiges mehr fordern ...

Herzfeld ist zurück am Institut und stürzt sich direkt wieder in die Arbeit und genug zu tun gibt es wie immer. Da tauchen Extremitäten auf, eine Explosion in einem Eros-Center und einiges mehr fordern den Rechtsmediziner.

Vorweg: An sich hat mir das Buch schon gefallen, aber vieles war vorhersehbar und vor allem hat mich ein bisschen geärgert, dass das Buch netto deutlich weniger Seiten hat, als es den Anschein hat. Die lange Leseprobe zu „Abgefackelt“, also Band zwei der Trilogie fand ich recht witzlos. Nicht nur, dass man wohl kaum eine Trilogie mit Band drei beginnt, man hätte sich durch „Abgetrennt“ auch selbst unheimlich gespoilert. Das kann Tsokos definitiv besser, aber ganz abwerten kann und will ich das Buch nicht. Gelesen habe ich es – trotz Vorhersehbarkeit und manchem, was arg konstruiert wirkte– ganz gerne und auch ruckzuck, weil die kurzen Kapitel einen regelrecht durch das Buch peitschen und die Geschichte an sich schon Potenzial birgt. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, auch der Showdown ist weitgehend gelungen und ich fand die verschiedenen Handlungsorte super, weil sie die Mehrheit im Urlaub mit eigenen Augen sah, aber unter dem Strich war es nur eine mittelmäßige Leistung und vielleicht ist es ganz gut, dass diese Reihe hier endet. Herzfeld ist ein gelungener Charakter, aber er bleibt dem Tsokos-Fan ja erhalten.
Die pathologischen Inhalte haben mir sehr zugesagt und ich fand das auch wieder ziemlich gut präsentiert.

Die beiden Vorgänger waren deutlich stärker, hatten das gewisse Etwas und haben mich besser unterhalten, dennoch lohnt sich der Abschluss – wenn man die Vorgänger bereits gelesen hat.

Veröffentlicht am 18.12.2021

Brutal spannend - typisch Slaughter

Die falsche Zeugin
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Leigh ist Anwältin und wird von einem Mandaten angefordert, der ihr irgendwie bekannt vorkommt. Er wird beschuldigt zahlreiche Frauen vergewaltigt und schwer verletzt zu haben. Dann erkennt Leigh wen sie ...

Leigh ist Anwältin und wird von einem Mandaten angefordert, der ihr irgendwie bekannt vorkommt. Er wird beschuldigt zahlreiche Frauen vergewaltigt und schwer verletzt zu haben. Dann erkennt Leigh wen sie da vor sich hat und sie beschleicht ein ungutes Gefühl. Doch es wird noch viel schlimmer kommen…

Schon der Beginn in 1987 hat es in sich und gibt Slaughter-Neulingen einen guten Einblick in das, was sie noch erwartet. Da ich Slaughter-Fan bin, habe ich erst gar nicht nach dem Klappentext geschaut, sondern einfach das Buch besorgt. Klar, sie überzeugt mich nicht immer, aber wirklich enttäuscht hat sie mich noch nie - hier auch nicht, soviel sei schon verraten.

Leigh ist, genauso wie ihre Schwester Calllie, an sich ein sehr sympathischer Mensch, aber die Umstände haben beide stark verändert. Jede geht mit den erlittenen Traumata anders um, nur wirklich aufgearbeitet haben es beide nicht und das führt bei der einen zu einer sehr harten Schale und Schuldgefühlen, bei der anderen mündet all das in selbstzerstörerischem Verhalten und starkem Drogenkonsum. Die beiden verlieren einander immer wieder aus den Augen, dabei sind sie nicht nur durch ihre Kindheit in einem gewalttätigen Elternhaus, sondern auch durch ein dramatisches Ereignis, von dem niemand ahnt, auf immer miteinander verbunden. Genau dieses Geheimnis bedroht nun ihre Leben und das Leben ihrer Lieben. Es scheint keinen Ausweg zu geben, ihr Gegenspieler hat sie in der Hand… Dieser Gegenspieler und auch weitere Charaktere sind facettenreich ausgearbeitet.

Zwischendurch hatte ich auch mal eine Lesepause eingelegt, nicht, weil mich das Buch nicht gefesselt hätte, sondern einfach, weil ich nicht mehr in diese Welt aus Kindesmissbrauch, Gewaltexzessen und Drogenkonsum eintauchen wollte. Gewöhnlich bin ich nicht so ein Sensibelchen, aber hier ist es echt heftig, wirkt super authentisch und ich denke, dass man sich eine Pause auch gönnen darf. Inhaltlich bleibt sowieso das Wichtigste dank der eindrücklichen, bildhaften Sprache sehr präsent – ob man das nun will oder nicht. Aber das ist nun einmal typisch Slaughter. Sie geht über Grenzen und das schätze ich auch so an ihren Büchern. Hier ist nichts weichgespült, sondern schonungslos, brutal. Mir erscheint es auch authentisch, soweit man das als „braver“ Leser, der sich in solchen Kreisen nie bewegt hat, beurteilen kann. Gelungen ist auch der schwarze Humor, der immer und immer wieder durchkommt und mich auch manches Mal – wenn auch mit ein wenig Wiederwillen - ein bisschen schmunzeln ließ.
Als ich das Buch dann weiterlas, hat es mich gut unterhalten und ich fand es einfach nur spannend. Vieles ist nicht ganz so, wie es zunächst den Anschein gemacht hatte, einiges ist echt überraschend und vor allem hat die Autorin wieder auch einiges an Raffinesse an den Tag gelegt – ich möchte da nicht ins Detail gehen, um nicht zu viel zu verraten.
Was ich jedoch direkt verrate: Das Buch spielt hauptsächlich 2021 und mal da, mal dort bemerkt man auch die Coronapandemie. Es ist nicht zu exzessiv eingebaut, aber manche wollen davon ja möglichst wenig wissen oder zumindest beim Lesen das Thema abschalten, daher diese Info.

Insgesamt hat mich dieses Buch mindestens so sehr gefesselt wie es mich abgestoßen hat. Genau das habe ich erwartet und daher kann ich nicht anders, als das Buch zu empfehlen und mit 4,5 Sternen zu bewerten.