Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2021

Neue Horizonte

Wahi – süß, sauer, salzig, scharf
0

Ich bin ein Kochbuch-Fan und immer auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen – gerne auch etwas ausgefallener Natur und daher war schnell klar, dass ich „Wahi“ eine Chance geben muss. Und das hat sich ...

Ich bin ein Kochbuch-Fan und immer auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen – gerne auch etwas ausgefallener Natur und daher war schnell klar, dass ich „Wahi“ eine Chance geben muss. Und das hat sich sehr gelohnt, denn beispielsweise habe ich nun endlich Rezepte, die rote Beete lecker und besonders erscheinen lassen. Und natürlich gibt es noch so viel mehr an kreativen und modernen Rezepten bei dieser kulinarischen Weltreise, die der Autor mit seinen Lesern startet.

Optisch ist das Buch schon eine Wucht und kann auf jeden Fall als Geschenk dienen. Die hochwertige Aufmachung des Buches ist klasse und das es haptisch auch was hermacht, gefällt mir richtig gut, denn bei der Rezeptauswahl habe ich gerne ein ordentliches Buch in der Hand – das ist eine persönliche Marotte, aber hier konnte das Buch überzeugen. Die Fotos machen Appetit und wecken die Freude am Kochen.

Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und es gibt auch immer noch extra Tipps vom Profi und natürlich Angaben zur Personenzahl und Kochzeit, die – soweit ich das bisher beurteilen kann – auch passen.

Zu aller erst habe ich den Rote Beete Turm nachgebaut und ich muss sagen: Einfach fantastisch. Bisher war Rote Beete immer eher ein langweiliges Ding für mich und hatte eigentlich nur den Platz auf unsere Teller gefunden, weil mein Mann den Salat so mochte und ich habe dann auch mal was davon gegessen, aber nicht mit Begeisterung. Der Turm hingegen: Super lecker! So liebe ich dieses Gemüse und habe es binnen kurzer Zeit schon zweimal nachgemacht. Überhaupt überzeugt mich das Multikulturelle an dem Buch sehr, ebenso wie die Leidenschaft des Autors für Kochen, die man zwischen den Seiten einfach spürt. Begeistert hat mich auch sein einfaches Shakshuka, welches wirklich schnell zubereitet ist und mir so auch richtig gut schmeckt. Phantastisch waren die Japanischen Pfannkuchen, die es ohne dieses Buch sicher nie auf meinen Teller geschafft hätten, nun aber sicher immer wieder einmal gemacht werden. Das Buch eröffnet auf jeden Fall neue Horizonte. Demnächst werde ich mich auch noch den Saucen und Gewürzmischungen widmen, denn da habe ich auch richtig Lust drauf mal neue Kompositionen auszuprobieren. Demnächst sind übrigens das vegane Mac an Cheese mit Apfel sowie der Ofen Butternut an der Reihe und noch so vieles mehr hat mein Interesse geweckt. Im Übrigen sind auch die allermeisten Zutaten gut erhältlich:

Zu kritisieren habe ich an sich nur den Buchtitel, denn mir war der Koch bisher völlig unbekannt, entsprechend sagte mir der Titel nichts. Doch das ist nur Kritik auf hohem Niveau und ich hoffe, dass Der Autor der breiten Masse bekannt wird, denn er macht einen sympathischen Eindruck und seine Kreationen sind einfach richtig klasse – gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 11.10.2021

Licht und Schatten

Die Übersetzerin
0

Die Jüdin Hedy Bercu flüchtete früh aus Wien vor den Nazis und fand auf der Kanalinsel Jersey eine neue Heimat, doch dann wird diese von den Deutschen besetzt und dennoch bleibt sie. Ihr Überlebenskampf ...

Die Jüdin Hedy Bercu flüchtete früh aus Wien vor den Nazis und fand auf der Kanalinsel Jersey eine neue Heimat, doch dann wird diese von den Deutschen besetzt und dennoch bleibt sie. Ihr Überlebenskampf beginnt und dieser führt sie als Deutsch- und Englischsprechende sogar mitten in die Höhle des Löwen. Sie arbeitet als Übersetzerin für die Nazis, die sie hasst. Dort erkennt sie die Möglichkeit Benzincoupons zu stehlen, doch fast wird sie erwischt. Wehrmachtssoldat Kurt nimmt die Schuld auf sich und die beiden finden nach und nach zueinander.

Ich bin ein bisschen zwiegespalten, denn es gab sehr viel Licht in den Buch, aber auch einigen Schatten. Die Beziehung von Kurt und Hedy war irgendwie nicht so richtig glaubwürdig und erschien mir ein bisschen arg nach einer körperlichen Geschichte. Das ist gerade vor dem Hintergrund, dass sie Jüdin, er Wehrmachtssoldat war, ein wenig problematisch. Was macht ihre Liebe aus? Wie konnten sie trotz dieser Differenzen zueinander finden? Nach der Lektüre kann ich es noch immer nicht sagen, abgesehen von einer körperlichen Anziehung. Es kommen zwar auch andere Momente in der Beziehung, bei denen beide für ihre Beziehung wirklich so einiges riskieren, aber so richtig überzeugt hat mich das unter dem Strich nicht. Auch Hedys Verhalten vor allem gegenüber der als sehr naiv dargestellten Dorothy fand ich schon eher fragwürdig. Dass sie manches geheim halten wollte, sogar musste, ist klar, aber sich so erhaben fühlen…und dann war dann doch das eine oder andere sehr voraussehbar und wenig überraschend.

ABER es gab auch so vieles, was mich an dem Buch wirklich begeistert hat. Zum einen ist es der reale Hintergrund, zum anderen die Schilderungen der Kälte (auch menschlicher Natur), des Hungers, der Entbehrungen und wie die Menschen sich auf der besetzten Insel fühlten. Das wurde in großen Teilen sehr eindrucksvoll dargestellt. Gefallen hat mir auch Kurt richtig gut. Er war von Beginn an kein Nazi, sondern mehr oder weniger unfreiwillig reingerutscht in die Wehrmachtsuniform. Warum ein Jude schlechter sein soll als ein anderer Mensch ist ihm nicht schlüssig und er wendet sich innerlich immer mehr von den Gedanken seiner Chefs ab – was unbedingt geheim bleiben muss. Das ist nur einer der spannenden Aspekte des Buches.
Unter dem Strich habe ich dieses Buch dann trotz seiner weniger überzeugenden Aspekte sehr gerne gelesen und empfehle es auch weiter.

Veröffentlicht am 11.10.2021

Echt, authentisch und keine gepimpte Version

Ankommen
0

Während Corona haben sehr viele Promis deutlich mehr Zeit gehabt, und einige haben diese wohl zum Bücher schreiben genutzt. Daher war und bin ich immer ein bisschen zwiegespalten, wenn ich solche Bücher ...

Während Corona haben sehr viele Promis deutlich mehr Zeit gehabt, und einige haben diese wohl zum Bücher schreiben genutzt. Daher war und bin ich immer ein bisschen zwiegespalten, wenn ich solche Bücher entdecke, aber bei Bülent habe ich ohne großes Nachdenken eine Ausnahme gemacht. Ohne bereits zu viel zu verraten: Es hat sich gelohnt! Denn das Buch bietet weit mehr als ein paar Lacher. Nicht selten musste man sogar beim Lesen ganz schön schlucken, denn es ist auch im Leben eines Bülent nicht alles rosig gelaufen – oft ganz im Gegenteil. Durch seine Biografie erkennt man aber auch, warum er so ist, wie er nun einmal ist. Und auch seine Bühnenprogramme scheinen dadurch auf einmal auch noch mehr Tiefe zu haben.

Das Buch als solches ist voller Tiefe, da sind die schwierigen finanziellen Phasen während der Jugend, der Stolz des türkischen Vaters Turan, der irgendwann dennoch Geld vom Sparbuch des Sohnes nehmen muss (es aber auch zurückzahlt), die Hänseleien in der Schule und das schlechte Abschneiden bei Mädchen in der Pubertät. Die Anfänge als Comedian waren auch alles andere als rosig, ein Auto war für Bülent nicht drin, stattdessen hat er während des Studiums zeitweise in einer WG mit gestörten Katzen gewohnt. Interessant auch, wie er den steinigen Weg zum Comedian zurücklegt, und was er alles auf sich genommen hat, um seiner Passion zu folgen.

Ich hatte immer das Gefühl, dass Bülent wirklich direkt, offen und ehrlich zum Leser spricht und hier keine gepimpte Version seiner selbst (oder seiner Familie) zum Besten gibt. Der Monnemer erzählt offen und schnörkellos, sodass man das Buch kaum mehr aus den Händen legen kann oder will – ich habe es tatsächlich an einem Tag verschlungen.

Seine Haltung zu verschiedenen Dingen, wie der Familie, gegen Rassismus etc. war vorher schon bekannt und logisch, aber hier hat man noch mehr verstanden, warum er so und nicht anders geworden ist. Gut fand ich auch seine Offenheit bezüglich überschrittener Zenite und den Umgang damit. Ich persönlich hoffe ja, dass der gude Monnemer Bub noch ganz lang die Hooar schüddele kann (auch wenn er Waldhof soooo sehr liebt und ich aus der Nähe von Kaiserslautern komme, eine normal eher sehr explosive Mischung im negativen Sinne).

So, genug gelobhudelt, jetzt das Fazit: Der Monnemer ist ein guter Comedian und passabler Autor, von dem ich gerne mehr lesen würde. Fans und Leuten, die sich für seinen Werdegang interessieren sei diesen Buch auf jeden Fall ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 29.09.2021

Interessantes und Lahmes im Mix

Althea Gibson – Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
0

Althea Gibson aus Harlem ist schon immer sehr sportlich gewesen und hat schon recht früh ein großes Talent für Tennis erkennen lassen. Als Schwarze hat sie es jedoch schwer in der elitären Sportart, denn ...

Althea Gibson aus Harlem ist schon immer sehr sportlich gewesen und hat schon recht früh ein großes Talent für Tennis erkennen lassen. Als Schwarze hat sie es jedoch schwer in der elitären Sportart, denn Rassentrennung ist in den Nachkriegsjahren an der Tagesordnung und trotzdem macht sie ihren Weg, wird die erste afroamerikanische Wimbledon Siegerin. Vor großen Schwierigkeiten steht auch die Britin Angela Buxton, die als Jüdin mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Die beiden Sportlerinnen treffen aufeinander und sind schnell freundschaftlich verbunden.

Zu Beginn habe ich sehr mit dem Buch gehadert. Zum einen lag das am Schreibstil mit seinen ganzen Sprüngen in der Geschichte, zum anderen sicher auch daran, dass der Beginn leider deutlich weniger spannend und interessant war, als ich mir das erhofft hatte. Ich dachte schon, dass ich vielleicht auch einfach die falsche Leserin sei, weil ich nicht der Tennisfan bin und eher auf die rassenpolitischen Aspekte der Geschichte gespannt war, doch irgendwann legte sich der Schalter um. Und das gerade noch rechtzeitig. Nach mehr als 100 Seiten, die sich teils wie Kaugummi zogen (und teils auch sprachlich nicht wirklich rund wirkten), war ich gerade am Überlegen nur noch „drüber“ zu lesen und das Buch endlich zur Seite legen zu können.

Doch dann war mein Interesse da, die Figuren bekamen mehr Kontur und Tiefe – allen voran Althea und Angela, aber auch andere wichtige Personen, die ihre Wege kreuzten. Ich hätte beim Querlesen sicher einiges verpasst, und zwar in weiten Teilen das, was ich mir von dem Buch ja erhofft hatte – Situationen der beiden, wie sie mit Zurückweisung und Ausgrenzung umgegangen sind und wie die beiden, allen Widrigkeiten zum Trotz, ihren Weg machten. Mich hatte nur manches Mal gewundert, wie die beiden Frauen mit den Zurückweisungen umgegangen sind bzw. wie z.B. Althea sich immer nur als einzelne Sportlerin sah und nie als Schwarze, die sich und anderen den Weg ebnet. Einerseits kann ich verstehen, dass sie nicht viel Aufhebens um ihre Hautfarbe machen wollte, andererseits hätte sie vielleicht einiges bewegen können, wäre sie nicht so auf sich selbst bezogen gewesen. Aber das war ja mehr oder minder einer ihrer hervorstechenden Charakterzüge - ich glaube auch das hat mir das Lesen ihrer Geschichte über weite Strecken verdorben. Da war mir Angela doch um Längen lieber, auch wenn ich mir an ihrer Stelle auch das eine oder andere so nicht gefallen lassen würde - hier mache ich aber mehr Zugeständnisse, denn es war einfach eine andere Zeit.

Für eingefleischte Tennisfans sind vielleicht auch die beschriebenen Matches mit zahlreichen Details etc. richtig interessant, ich war manchmal nicht so ganz bei der Sache, vor allem bei zig verschiedenen Spielerinnen. Schachtelsätze stapeln sich teilweise, aber es lohnt sich durchzuhalten, denn gerade die Anteile jenseits der Matches bieten doch einiges an spannenden gesellschaftlichen und sportlichen Aspekten.

Warum findet Angela keine Erwähnung im Titel? Das frage ich mich wirklich, denn ihre Geschichte ist anders, aber auch von Schwierigkeiten und Erfolgen geprägt. Sie war für mich auch um ehrlich zu sein deutlich interessanter als Althea, die immer nur ihren Gegnern mit extremen Selbstbewusstsein selbst nach einer Niederlage reindrücken musste, dass sie die Beste sei. Und so ganz unrecht hatte sie ja auch nicht, denn was sie sportlich leistete war beeindruckend – schade, dass man die beiden Frauen heute kaum kennt.
Da ich doch einige Kritikpunkte habe und das Buch teilweise auch nicht gerne las, sind gerade noch 3,5 Sterne drin.

Veröffentlicht am 25.09.2021

Weihnachtschaos in 24 Akten

Morgen, Klufti, wird's was geben
0

Klufti ist einfach herrlich. Wer das nicht so sieht, wird mit diesem Büchlein keine Freude haben, aber auf allen anderen wartet eine sehr kurzweilige Weihnachtsgeschichte mit dem typisch verpeilten Kommissar, ...

Klufti ist einfach herrlich. Wer das nicht so sieht, wird mit diesem Büchlein keine Freude haben, aber auf allen anderen wartet eine sehr kurzweilige Weihnachtsgeschichte mit dem typisch verpeilten Kommissar, der in diesem Buch keinen Fall, aber dafür immerhin 24 Katastrophen zu managen hat. Manch einer würde sagen, die hat er sich selbst eingebrockt (ich zum Beispiel), aber Klufti wird einfach sehr oft fehlinterpretiert und hat es tatsächlich auch alles andere als leicht. Er wird beispielsweise mitten in seiner Lieblingssendung von der von der Leiter stützenden Frau unterbrochen. Zum Kümmern muss dann ausgerechnet noch Doktor Langhammer vorbeikommen und Erika muss tatsächlich ins Krankenhaus. Klufti soll sich derweil ganz allein um die Weihnachtsvorbereitungen kümmern. Wer ihn kennt, weiß – das wird nicht ohne Probleme abgehen. Und dann muss auch noch ausgerechnet jetzt das Schwiegerdings Joschi aus Japan zu Besuch kommen. Kluftis Denglisch und seine Versuche die deutschen Weihnachtstraditionen an den japanischen Mann zu bringen – einfach köstlich. Kriminalistisch wird es nie, aber ich möchte nicht viel mehr verraten, lest einfach selbst.



Was das Lesen betrifft, so ist das Buch in 24 Katastrophen eingeteilt, was es ermöglicht das Buch als eine Art Adventskalender zu nutzen. Mir war das allerdings nicht möglich, denn ich musste einfach wissen, was alles passieren wird. So habe ich das Büchlein quasi in einem Rutsch gelesen und dabei völlig die Zeit vergessen. Wer die Klufti-Reihe kennt, weiß: Natürlich darf man keine politische Korrektheit erwarten, das Frauenbild ist eher antiquiert und Klufti ziemlich konservativ in vielen Belangen, aber hier ist das so überzeichnet, dass es einfach nur urkomisch daherkommt. Humor ist ja immer schwierig zu bewerten, aber ich kann für mich sagen, dass ich etliche Male wirklich schallend gelacht habe. Und ich würde auch wieder zu einem Buch ohne einen Kriminalfall mit dem Kommissar greifen. Sein Privatleben bietet mehr als genug Potential...



Für Fans der Reihe ist das Büchlein, trotz des extrem stolzen Preises, sicher eine gute Sache und ich kann es mir auch sehr gut als Geschenk vorstellen. Nur Weihnachtsstimmung ist dabei nicht wirklich aufgekommen (und das liegt sicher nicht nur daran, dass es im September zum Lesezeitpunkt dafür zu früh gewesen wäre) - dafür war es dann doch bisschen zu sehr Klamauk und Chaos, aber der absolut humorvollen Art.