Literarisches Perlchen
Der SprungEine Frau steht auf einem Dach und scheint springen zu wollen, doch sie tut es nicht. Stattdessen hält sie Rettungsdienste, Polizei, Einwohner und Medien auf Trab, indem sie das Dach beginnt abzudecken ...
Eine Frau steht auf einem Dach und scheint springen zu wollen, doch sie tut es nicht. Stattdessen hält sie Rettungsdienste, Polizei, Einwohner und Medien auf Trab, indem sie das Dach beginnt abzudecken und dergleichen. Die Polizei versucht ihr Bestes, um die Frau vom Dach zu bekommen, aber eine Entscheidung gibt es erst am zweiten Tag… Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Umfeld der Frau, aber auch Anwohner und Polizisten bewegt das Geschehen.
Diesem Buch kann man, oder zumindest ich, mit einer Rezension kaum gerecht werden, denn es ist so grandios konstruiert, teils mutig und beeindruckend, sodass ich einfach versuche spoilerfrei meine Eindrücke zu schildern.
Der Geschichte lässt sich leicht folgen, obwohl extrem viele Personen mitten im Geschehen sind und auch deren Vergangenheit eine teils große Rolle spielt. Der Leser bemerkt schnell, dass man Menschen nicht in Schubladen stecken sollte, solange man sie und ihre Geschichte nicht kennt. Alle Charaktere sind mehr oder weniger lose miteinander verbunden. Einige kennen sich persönlich, andere haben nur einen Bezug zu dem Haus auf dem die Frau steht und zu springen droht. Ihre Beschreibungen sind sehr gelungen und haben jeden einzelnen authentisch und doch individuell wirken lassen, sodass man sie gut auseinanderhalten konnte. Es gibt jedoch nicht nur Menschen, die unter dem Geschehen leiden, sondern sogar solche die profitieren.
Furchtbar, aber sehr gut geschildert finde ich die Zuschauer des Spektakels. Diese Gafferei, die sogar dazu führt, dass manche wünschten, die Frau würde springen – eigentlich unfassbar, aber man weiß ja, dass das heute durchaus realistisch ist. Es gibt aber noch viele weitere Gedankenanstöße – einfach toll geschrieben!
Das Buch ist gespickt mit schönen Metaphern, lässt sich leicht lesen und hat einen roten Faden, an dem der Leser sehr gut entlanggeführt wird. Besonders gelungen finde ich das Ende, denn es ist etwas offen und gewöhnlich mag ich das überhaupt nicht – hier ist es aber stimmig und einfach passend.
Dieses Buch hat mich nicht nur beim Lesen sehr gut unterhalten, sondern wirkt auch Tage später noch nach. Ein literarisches Perlchen, welches ich so schnell sicher nicht vergessen werde und das ich gerne weiterempfehle!