Sehr zäher Start, aber dann wird es richtig gut
TurmgoldZwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz ...
Zwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz für eine Geiselnahme war. Derweil rotten sich auch weitere Rechtsradikale zusammen, um ihre perversen Ziele zu verfolgen.
Dieses Buch hat mich recht zwiegespalten oder anders gesagt: Den Start fand ich extrem langweilig mit gefühlt viel zu viel Personal und Nebenschauplätzen, deren Sinn und Zweck sich nicht so richtig erschlossen hat. Der Beginn war für mich wenig überzeugend, aber der weitaus größere Teil war dann einfach nur super spannend. Ich sage es mal so – als die letzten Vorbereitungen zur Aktion im Turm starteten und das Geschehen ab der Geiselnahme waren einfach grandios und auch ziemlich erschütternd. Davor war ich einfach nur enttäuscht von dem Buch und hatte Sorge, was das werden sollte, denn das Buch ist ja nicht unerheblich dick und wenn der Start dann so wenig ankommt, befürchtet man ja, dass es auch nicht besser wird. Ich war auch nicht mehr lange vom Abbruch des Buches entfernt, als der Autor den Schalter umlegte. Er hat eine echte Kehrtwende hingelegt. Fast meinte ich, dass hier zwei Autoren am Werk waren, denn es wurde plötzlich super spannend, extrem gut konstruiert und der Autor scheut sich nicht dem rechten Lager einen literarischen Schlag nach dem nächsten zu versetzen – also genau das, was ich mir erhofft habe. Sowohl die AfD, der „normale“ Rechte, Reichsbürger und waschechte Terroristen bekommen ihre Packung – und das fundiert, auch anhand bekannter Taten, jüngerer Vergangenheit. Die Geschichte als solche ist fiktiv, aber das Einbauen verbriefter Fakten zwischendurch fand ich richtig gut gemacht. Auch die Kritik an der Gesellschaft, Politik, Medien und Co fand ich sehr gut gemacht. Gelungen fand ich die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge, die zwar Aufmerksamkeit erfordern, aber mich überzeugten. Auch der Spannungsbogen war – als es ihn dann endlich gab – richtig gut gemacht und die Idee hat mich auch sehr überzeugt.
Im Nachhinein ist auch der zähe Start erklärbar, aber das hätte man dennoch viel kürzer und spannender gestalten können, sodass ich am Ende vier Sterne gebe – wenngleich das Buch über weite Strecken voll auf fünf Sterne-Kurs war. Und ich kann wirklich nur den Tipp geben durchzuhalten, denn was der Start langweilig ist, ist es dann aber auch spannend. Vielleicht wäre der Start auch weniger lahm gewesen, hätte ich den ersten Teil gelesen?! Diese Geschichte lässt sich allerdings auch unabhängig davon sehr gut lesen.