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Veröffentlicht am 18.12.2022

Sehr zäher Start, aber dann wird es richtig gut

Turmgold
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Zwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz ...

Zwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz für eine Geiselnahme war. Derweil rotten sich auch weitere Rechtsradikale zusammen, um ihre perversen Ziele zu verfolgen.

Dieses Buch hat mich recht zwiegespalten oder anders gesagt: Den Start fand ich extrem langweilig mit gefühlt viel zu viel Personal und Nebenschauplätzen, deren Sinn und Zweck sich nicht so richtig erschlossen hat. Der Beginn war für mich wenig überzeugend, aber der weitaus größere Teil war dann einfach nur super spannend. Ich sage es mal so – als die letzten Vorbereitungen zur Aktion im Turm starteten und das Geschehen ab der Geiselnahme waren einfach grandios und auch ziemlich erschütternd. Davor war ich einfach nur enttäuscht von dem Buch und hatte Sorge, was das werden sollte, denn das Buch ist ja nicht unerheblich dick und wenn der Start dann so wenig ankommt, befürchtet man ja, dass es auch nicht besser wird. Ich war auch nicht mehr lange vom Abbruch des Buches entfernt, als der Autor den Schalter umlegte. Er hat eine echte Kehrtwende hingelegt. Fast meinte ich, dass hier zwei Autoren am Werk waren, denn es wurde plötzlich super spannend, extrem gut konstruiert und der Autor scheut sich nicht dem rechten Lager einen literarischen Schlag nach dem nächsten zu versetzen – also genau das, was ich mir erhofft habe. Sowohl die AfD, der „normale“ Rechte, Reichsbürger und waschechte Terroristen bekommen ihre Packung – und das fundiert, auch anhand bekannter Taten, jüngerer Vergangenheit. Die Geschichte als solche ist fiktiv, aber das Einbauen verbriefter Fakten zwischendurch fand ich richtig gut gemacht. Auch die Kritik an der Gesellschaft, Politik, Medien und Co fand ich sehr gut gemacht. Gelungen fand ich die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge, die zwar Aufmerksamkeit erfordern, aber mich überzeugten. Auch der Spannungsbogen war – als es ihn dann endlich gab – richtig gut gemacht und die Idee hat mich auch sehr überzeugt.

Im Nachhinein ist auch der zähe Start erklärbar, aber das hätte man dennoch viel kürzer und spannender gestalten können, sodass ich am Ende vier Sterne gebe – wenngleich das Buch über weite Strecken voll auf fünf Sterne-Kurs war. Und ich kann wirklich nur den Tipp geben durchzuhalten, denn was der Start langweilig ist, ist es dann aber auch spannend. Vielleicht wäre der Start auch weniger lahm gewesen, hätte ich den ersten Teil gelesen?! Diese Geschichte lässt sich allerdings auch unabhängig davon sehr gut lesen.

Veröffentlicht am 07.12.2022

Doc Caro geht "All in" und trifft ins Schwarze

Keine halben Sachen
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Doc Caro hat es wieder getan und lässt den Leser mit in die Notaufnahme, in den Heli oder auch in Wohnungen zu medizinischen Notfällen (okay, oft sind die sogenannten „Notfälle“ sehr subjektiv als solche ...

Doc Caro hat es wieder getan und lässt den Leser mit in die Notaufnahme, in den Heli oder auch in Wohnungen zu medizinischen Notfällen (okay, oft sind die sogenannten „Notfälle“ sehr subjektiv als solche vom Patienten ausgelegt).

Wer Teil 1 mochte, sollte hier auch wieder zugreifen und es nicht bereuen. Die Geschichten sind authentisch, der Schreibstil flüssig – ich vermute wirklich, dass die Autorin genauso und nicht anders spricht, zumindest fühlte es sich so an, als würde sie mir die Geschichten erzählen. Was sie alles so erlebt, reicht von witzig, unglaublich (Gefrierbeutel) über dramatisch, unglaublich traurig bis zu dumm-dreisten Maschen. Als Leser habe ich nicht nur einmal gelacht, aber auch manches Mal schwer geschluckt, oft den Kopf geschüttelt und manches mal hätte ich gerne die „Patienten“ geschüttelt – bis sie windelweich gewesen und damit ein Fall für Doc Caro und ihr Team gewesen wären. Ganz ehrlich, manches kann man fast nicht glauben, aber es gibt solche Menschen, die nicht nachdenken, egoistisch oder einfach nur unaufgeklärt sind. Aber es gibt auch die Helden – Stichwort: Wittlich! Das hatte wohl wirklich ein bisschen was von Hollywood, aber in seiner besten Weise. Herrlich der oben bereits genannte Gefrierbeutel (zumindest, wenn man das nur liest!) oder auch die Oma im Bett.
Ich komme nicht aus dem medizinischen Bereich, folge auch Doc Caro nicht, aber dennoch hat sie mich erreicht. Vor allem hat sie die Balance zwischen den Emotionen toll hinbekommen, bietet tiefe Einblicke in die Notaufnahme und auch die Emotionen des Personals, regt mit guten philosophischen Ansätzen zum Nachdenken an. Ich werde wahrscheinlich nie ein „All-in“-Mensch, aber dennoch hat sie mich angestupst und ich werde mal schauen, was sich daraus machen lässt. Und natürlich steckt noch so viel mehr zwischen den Zeilen, u.a. Kritik an Dr. Google, usw. – lest einfach selbst! Zu Buch eins schrieb ich in die Rezension: „Es ist immer wieder überraschend, manchmal dramatisch, manchmal erheiternd, oft herzergreifend, nur eines ist es nie: langweilig.“ oder auch: „ Dank eines sehr flüssigen Schreibstils, der auch für medizinische Laien keinerlei Hürden bereithält, habe ich dieses Buch binnen zweier Tage verschlungen und manche emotionale Achterbahn miterlebt.“ – und das ist hier im zweiten Buch nicht anders.

Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, werde ich es meiner Schwester unter den Weihnachtsbaum legen und ich bin sicher, dass sie als Fan der Autorin mindestens genauso begeistert sein wird, wie ich es war.

Veröffentlicht am 05.12.2022

Würdiges Ende der Trilogie

Labyrinth der Freiheit
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Weiter geht die Geschichte um Isi, Carl und Artur und natürlich musste ich das Buch haben, denn hier endet die Trilogie und ich war sehr gespannt, wie es den drei Freunden mitten in der Weimarer Republik, ...

Weiter geht die Geschichte um Isi, Carl und Artur und natürlich musste ich das Buch haben, denn hier endet die Trilogie und ich war sehr gespannt, wie es den drei Freunden mitten in der Weimarer Republik, dem Aufstieg der Rechten und der immensen Inflation im turbulenten Berlin ergehen würde.
1922, Berlin. Die drei Freunde, die charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten bekommen es mit einem dramatischen Überfall zu tun. Isi ist das Hauptziel der Attacke und wird – auch wenn sie mit dem Leben davonkommt – so hart getroffen, dass es dem Leser auch wehtut. Das können und wollen die drei so nicht auf sich sitzen lassen und dann kommt noch das eine oder andere Drama auf die drei zu. Nicht nur politisch und gesellschaftlich geht es für alle hoch her, auch Bekannte der drei Freunde sorgen für Momente die es in sich haben. Viel möchte ich dazu gar nicht verraten, denn es lohnt sich selbst zu lesen, vom Zeitgeist, von den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, aber auch Weiterentwicklungen in Sachen Film – Stichwort: Tonfilm. Das Buch ist meist spannend und unterhaltsam, immer aber lehrreich. Die historischen Fakten werden sehr anschaulich und verständlich in die Geschichte gepackt, mit dem Zeitgeist verwoben und man fragt sich auch immer wieder: „Was würde ich tun?“. Interessant fand ich vor allem wie der Versailler Vertrag und das Erstarken konservativer Kräfte und damit der Nazis eingebaut wird. Auch die Fakten rund um das Schreckgespenst Inflation sind sehr spannend und haben durch die aktuellen Entwicklungen besonders zu fesselnd gewusst. Auch die Hyperinflation 1923 ist gut dargestellt und zeigt, dass es zwar extrem viele Verlierer gibt, aber auch ein paar Gewinner.
Und dann sind da noch die drei Freunde, die mir einfach ans Herz gewachsen sind und zwar alle drei, obwohl sie so unterschiedlich sind und gerade Artur alles andere als es nettes Kerlchen. Er steht aber bedingungslos zu seinen Freunden und alle drei wachsen mal wieder über sich hinaus.
Zwischendurch, und vor allem zum Ende hin, gab es dann aber doch die eine oder Sache die mich nicht so ganz überzeugte, manches fesselte mich auch nicht mehr, insgesamt war das Ende der Trilogie dann aber doch stimmig. Daher vergebe ich vier Sterne und empfehle ganz dringend die Vorgänger gelesen zu haben, da sonst das Lesevergnügen wahrscheinlich sehr dürftig ausfallen dürfte.

Veröffentlicht am 05.12.2022

Spannender Auftakt

CATAN - Der Roman (Band 1)
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Catan, das Buch zum Spiel, aus der Feder des Spielerfinders. Das Spiel liegt hier schon seit Jahren, aber irgendwie haben andere Spiele immer wieder das Rennen gemacht. Und trotzdem wollte ich das Buch ...

Catan, das Buch zum Spiel, aus der Feder des Spielerfinders. Das Spiel liegt hier schon seit Jahren, aber irgendwie haben andere Spiele immer wieder das Rennen gemacht. Und trotzdem wollte ich das Buch lesen, denn es versprach das Eintauchen in eine komplett fremde Welt, die der Nordmänner um 860. Das waren noch Zeiten – da wurde gebrandschatzt, gemeuchelt und geschändet, wie es gerade passte. Und dann macht sich eine Gruppe auf zu neuen Ufern. Wie wird es den Menschen auf der Insel ergehen? Warum haben sie sich überhaupt auf den Weg gemacht und werden sie neue Wege bestreiten oder wird auch in der neuen Heimat ein hartes Regiment geführt? Fragen über Fragen, zu denen der Auftakt dieser Familiensaga schon einige Antworten gibt.

Die Brüder Thorolf, Yngvi und Digur sowie die Schwestern Asla und Stina stehen im Zentrum des Geschehens. Asla soll verheiratet werden, liebt aber Thorolf – daher flüchtet sie aus dem elterlichen Haus und das bleibt nicht ohne Folgen. Einer dramatischen Flucht folgt eine harte Strafe für die drei Brüder, die für Jahre verbannt werden. Sie machen sich mit einer Gruppe auf zur Insel Catan. Vor den Neuanfang hat die Geschichte aber schon etliche Abenteuer gestellt, die nicht ohne Opfer bleiben. Das Geschehen ist teils brutal, ganz typisch wie man es erwartet und auch spannend. Die Überfahrt hat es richtig in sich und selbst nach der Ankunft auf der Insel bleibt es für manchen gefährlich. Dann kommt die Geschichte in ruhigere Fahrwasser, die Entwicklung der Siedler samt dem Handel wird sehr genau ausgearbeitet. Soziale, gesellschaftliche, politische, aber auch religiöse Aspekte werden unterhaltsam und anhand etlichen Personals (es gibt auch ein praktisches Personenregister) erläutert. Das war an sich auch wirklich interessant, an mancher Stelle hätte es aber auch ein wenig gestrafft werden können. Während die Verbindung der Brüder zu Beginn der Geschichte enorm war, verändert sich mit der Zeit das Gefüge, was zu weiteren spannenden Momenten führt. Der Schreibstil ist ansprechend und mehrheitlich wollte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen, weil es einfach interessant ist und mir die Protagonisten und deren Entwicklung viel Freude bereitete, auch wenn nicht jeder die Chancen auf Catan zu nutzen scheint.
Nun bin ich schon auf die Fortsetzung gespannt, denn das Ende des Auftakts ist schon vielversprechend… Nicht nur Fans des Spiels, sondern auch Freunden des historischen Romans empfehle ich dieses Buch daher sehr gerne.

Veröffentlicht am 25.11.2022

Fesselnde Geschichte um die Krone Englands

Der eiserne Herzog
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Herzog Guilhem lebt in der Normandie und musste schon seit seiner Kindheit immer wieder einen Überlebenskampf führen. Teile der Normannen rebellieren gegen ihn und er muss immer wieder eisernen Willen ...

Herzog Guilhem lebt in der Normandie und musste schon seit seiner Kindheit immer wieder einen Überlebenskampf führen. Teile der Normannen rebellieren gegen ihn und er muss immer wieder eisernen Willen zeigen, um seine Region voranzubringen. Das gelingt, er heiratet und scheint zufrieden. Doch sein Onkel, der amtierende König von England ernennt ihn zum Thronfolger und ein Kampf, gegen die mächtige Familie Godwinson und allen voran Harold, der Guilhem die Krone abspenstig machen will steht bevor. Gipfeln wird dieser Kampf in der bekannten Schlacht um Hastings.

Zwei mächtige Männer und der Kampf um Englands Krone – das klingt schon spannend und Autor Ulf Schiewe hat hier einmal mehr gezeigt, wie kurzweilig und unterhaltsam das Genre historischer Roman sein kann. Besonders lobenswert ist einmal mehr die Recherche des Autors, aber auch sein bildhafter, fesselnder Schreibstil. Vielen Lesern wird klar sein, wie die Geschichte ausgeht, aber spannend bleibt es dennoch. Zumindest ich habe zwischendurch so mitgefiebert, dass ich den tatsächlichen, historisch verbrieften Ausgang, vergessen habe und gerade beim Showdown war die Spannung quasi mit Händen zu greifen. Doch nicht nur zum Ende, auch vorher gibt es zahlreiche brenzlige, actionreiche Szenen, Verrat, Schwüre, Missgunst, aber auch innige Liebe, tiefe Freund- und Kameradschaft. Hat man sich einmal eingelesen, möchte man gar nicht mehr aufhören. Man fiebert mit, hofft, bangt und nicht selten muss man auch mal über die eine oder andere Unverfrorenheit und manchen Machtexzess den Kopf schütteln. Neben den Männern, die hier um die Krone kämpfen und jeder für sich mit einigen Stärken, aber auch Schwächen versehen ist, werden auch die Frauen schön ausgearbeitet und nicht nur als Beiwerk in Szene gesetzt – finde ich gut.

Zahllose historische Persönlichkeiten treten auf, Schiewe versetzt den Leser in deren Lebenswelt, die damaligen Sitten und Gebräuche werden gekonnt in die Geschichte eingebaut, Emotionen kommen nicht zu kurz, bleiben aber im Rahmen, sodass die Geschichte zwischen Fakt und Fiktion auf mich sehr ausgewogen erscheint. Fiktion ist immer dann von Nöten, wenn Gespräche oder Emotionen der Protagonisten zentral sind, denn die Ereignisse liegen ganz grob gesagt 1000 Jahre zurück.

Schon während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt, warum Geschichte in der Schule nicht in dieser spannenden und unterhaltsamen Art präsentiert wird, anstelle oft viel zu trockenen Schullektüre. Hier wird lebendig, bildgewaltig und einfach spannend erzählt, so spannend, dass man sich dem Buch kaum mehr entziehen kann – daher kann ich einfach nur 5 Sterne vergeben und empfehle das Buch gerne weiter. Auch Leser, die es sonst vielleicht nicht so mit mittelalterlichen Geschichten haben sollten zugreifen, denn wer spannende Unterhaltung sucht, wird hier auf jeden Fall fündig.

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