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Veröffentlicht am 21.01.2024

Wohlfühlroman mit kleinen Schwächen

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Wer einen richtig netten Roman, rund ums Backen und eine lange Ehe lesen möchte, ist hier genau richtig. Und das Buch hat dabei noch eine ganz tolle Message: Es ist nie zu spät! Protagonistin Jenny Quinn ...

Wer einen richtig netten Roman, rund ums Backen und eine lange Ehe lesen möchte, ist hier genau richtig. Und das Buch hat dabei noch eine ganz tolle Message: Es ist nie zu spät! Protagonistin Jenny Quinn ist schon 77 Jahre und liebt das Backen. Natürlich schaut sie auch gerne entsprechende Sendungen und sie wagt es einfach einmal sich zu bewerben – trotz des Alters. Da sie nicht weiß, ob es klappen wird und eher von einem Misserfolg ausgeht, verrät sie ihrem Mann nichts davon – doch Jenny hat noch ein viel älteres, gut gehütetes Geheimnis…

Ich mag und kenne das Konzept vom deutschen „Das große Backen“ und daher fand ich es interessant einen Roman in diesem Setting zu lesen – und das, wo ich meist Spannungsliteratur lese, weil ich so diese Feel-good-Geschichten oft langweilig finde. Aber hier war eben die Grundidee richtig gut. Wie so eine Kandidaten-Auswahl abläuft, was hinter den Kulissen möglicherweise los ist, wie der Medienrummel so sein kann…und natürlich, wie es sich beim Backen anfühlt, wenn sie Zeit knapp wird oder irgendwas nicht gelingt. Hier erhalten wir tolle Einblicke, die mich auch sehr gut unterhalten haben. Das erschien mir sehr realistisch. Nebenbei bekommt man mit, wie gut die Ehe von Jenny ist – und dann gibt es da ein Vorkommnis in der Vergangenheit, dass sich nach und nach offenbart und das Potential hat, die gesamte Ehe von fast 60 Jahren ins Wanken zu bringen. Auch hier hatte ich schon schnell eine sehr genaue Vorstellung. Und auch wenn ich mir schon einiges denken konnte, so hat mich das Buch dennoch unterhalten. Der Schreibstil ist ansprechend und die Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar.

Ich habe aber auch Kritikpunkte: Zum einen ist der Roman ziemlich vorhersehbar – doch damit habe ich auch gerechnet. Nicht verständlich war mir Jennys Heimlichtuerei – in beiden Fällen. So einen Stress und eine Bürde mit sich zu schleppen, teils über Jahrzehnte, das ist in diesem Fall nicht nachvollziehbar. Richtig schade fand ich aber, dass keinerlei Rezepte den Weg ins Buch gefunden haben, dabei wäre das hier mehr als passend gewesen und ich hätte auch fest damit gerechnet, dass man Ende zumindest das eine oder andere Rezept enthalten gewesen wäre.

Aber dieser Wohlfühlroman hat beim Lesen selbst gut unterhalten und die Message des Buches ist einfach so gut und richtig, dass ich das Buch dennoch gerne empfehle.

Veröffentlicht am 17.01.2024

Ganz anders als erwartet

Austrian Psycho Jack Unterweger
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Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein ...

Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein Treiben fortzusetzen. Klingt irgendwie nach einem schlechten Märchen, aber ist genauso passiert und wer im True-Crime Bereich unterwegs ist, kennt seinen Fall. Wer hier jedoch eine klassische True-Crime Geschichte erwartet, ist falsch. Dieses Sachbuch, eines nicht benannten Literaten zeigt, wie Unterweger Menschen für seine Zwecke zu manipulieren wusste.

Ich habe etwas anderes erwartet, als es hier dann angeboten wurde. Mich hat es dennoch sehr interessiert und auch unterhalten, zumindest ab dem weniger wirren zweiten Teil. In Haft entdeckt Unterweger einen Weg nicht nur auf sich aufmerksam zu machen, sondern auch einflussreiche Menschen für sich zu gewinnen. Mit Gedichten, die teils auch hier abgedruckt sind (und mich nicht überzeugten), vor allem mit seinem Roman „Fegefeuer“ heimste er einige Erfolge ein. Die Literaturwelt Österreichs forderte seine Freilassung – erfolgreich. Nach seiner Freilassung versucht er sich weiterhin als Schriftsteller, ist als Journalist unterwegs und frönt einen gewissen Lebensstil. Dabei enorm viele Frauengeschichten. Dann startet eine Mordserie. Opfer sind Prostituierte und Unterweger gerät in Verdacht. Unser Autor will das auch nach dem Urteil und den ganzen Beweisen nicht so richtig glauben – aber er merkt wohl, dass er wie so viele nur benutzt wurde.

Dass der Autor, der selbst schreibt, dass sein Name nichts zur Sache tut, hadert wird in diesem besonderen Mix aus Romananteilen und Reportage besonders deutlich. Recherchematerial erhält er von Malte Herwig. Es geht weniger um die Morde, mehr um die Entwicklung von Unterweger als Schriftsteller.
Das Nachwort hat es dann wirklich in sich…

Unter dem Strich hat mir das dünne Büchlein mehrheitlich zugesagt, aber wer klassisches True-Crime erwartet, wird eine Enttäuschung erleben.

Veröffentlicht am 06.01.2024

Es fehlt an Tiefe

Lindy Girls
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Berlin, 1928. Über den großen Teich kommen Melodien und Tanzstile in Deutschland, genauer Berlin an. Die goldenen 20er, bekanntermaßen eine Zeit mit Licht, aber auch viel Schatten bietet eine interessantes ...

Berlin, 1928. Über den großen Teich kommen Melodien und Tanzstile in Deutschland, genauer Berlin an. Die goldenen 20er, bekanntermaßen eine Zeit mit Licht, aber auch viel Schatten bietet eine interessantes Setting für eine Geschichte um junge Frauen, die das Tanzen lieben.

Ich lese gerne Bücher der Autorin, die den Zeitgeist so greifbar macht und authentisch rüberbringt, so sind die ersten Braunhemden unterwegs, die Folgen des ersten Weltkrieges sind aber auch noch offensichtlich. Während ich die sozialen Ungleichheiten und so konträren Lebenswelten gut dargestellt fand, konnte mich das Thema nicht richtig packen. Ich mag weder den Tanz im Allgemeinen, noch die damalige Musik. Das ist natürlich Geschmackssache und selbstredend bewerte ich das nicht negativ, denn das Thema war von vornherein mehr als deutlich. Ich kann ja auch nicht meckern, wenn ein politisches Sachbuch sich mit Politik beschäftigt…Was mir aber nicht so gefallen hat, ist der relativ unrunde Einstieg ins Buch. Es gelang mir wohl aufgrund der vielen wechselnden Perspektiven nicht so gut und schnell ins Buch zu kommen, wie ich das bei der Autorin gewöhnt bin, aber schlimmer noch finde ich das Ende. Es ist ziemlich knapp ausgefallen, einige Fragen sind aus meiner Sicht zu offengeblieben und zudem blieben manche Charaktere völlig blass (manches Girl kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen, sie sind scheinbar nur Füllmaterial), auch die Hauptcharaktere hätten teilweise noch mehr Tiefe haben können. Irgendwie hatte ich in Summe das Gefühl, dass vieles auch nur oberflächlich beschrieben wurde, wobei mir das in Teilen entgegenkam, denn seitenweise Tanzexzesse hätte ich auch nur ungern gelesen. Unter dem Strich hat mich das Buch zwar unterhalten, aber auf keinen Fall begeistert.

Veröffentlicht am 06.01.2024

Super verständlich, informativ und unterhaltsam

Bleibt das Herz stehen, wenn man niest?
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Schon zum dritten Mal habe ich meiner Schwester zu Weihnachten ein Buch von Dr. Caro gekauft, zum dritten Mal habe ich es auch selbst gelesen und (aller guten Dinge sind eben drei) bin ich zum dritten ...

Schon zum dritten Mal habe ich meiner Schwester zu Weihnachten ein Buch von Dr. Caro gekauft, zum dritten Mal habe ich es auch selbst gelesen und (aller guten Dinge sind eben drei) bin ich zum dritten Mal in Folge überzeugt worden und das auf ganzer Linie. Medizin ist ein spannendes Feld, dass uns alle angeht, und es muss kein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Wo ist die Milz und was macht sie? Ist der Blinddarm unnütz und wie laufen die einzelnen Nervensysteme zusammen ab? Mit vollem Magen nicht ins Wasser? Und Alkohol wärmt von innen oder bringt der den Kreislauf in Schwung? Das und noch vieles mehr wird mit diesem Buch auf unterhaltsame und verständliche Art vermittelt. Der Körper, ein Wunderwerk wird hier mal genau unter die Lupe genommen und dabei erklärt, wie alles zusammenläuft.

Die Art der Erklärung anhand von Fragen, die man sich schon selbst gestellt hat – bekomme ich Krampfadern beim Überschlagen der Beine? Gibt es ein Bauchgefühl? – und Alltagsmythen wie Kälte führt zu Erkältung, Karotten sind gut für die Augen und Co werden hier fundiert unter die Lupe genommen. Manches ist wahr, anderes einfach nur Humbug, der sich aber erstaunlich gut hält und von Generation zu Generation weitergetragen wird, beispielsweise Cola und Salzstangen bei Magen-Darm - nöööö schlechte Idee! Und warum das so gar keine gute Sache ist, erfährt man in diesem Buch. Das Nachplappern sollte mit dem Buch ein Ende finden und auch wenn immer wieder Fachbegriffe auftauchen: Keine Sorge, die werden wirklich verständlich aufgearbeitet, auch für den Laien.

Mich hat das Buch nicht nur unterhalten und deutlich schlauer gemacht, nein, ich denke, ich habe das eine oder andere auch für den Alltag mitgenommen und werde noch besser auf ausreichend Bewegung und gute Ernährung achten, auch wenn Dr. Caro mehrheitlich ohne mahnenden Zeigefinger erklärt hat und auch nicht alles vermiesen will, so legt sie wo nötig doch den Finger in die Wunde.

Veröffentlicht am 31.12.2023

Nett, aber eben auch nicht mehr

Hundstage mit Martin Rütter
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Für einen Hundefan lag es in diesem Jahr unter dem Weihnachtsbaum und da habe ich mir das Buch direkt mal in einer ruhigen Minute geschnappt und gelesen oder vielmehr angeschaut– da es sehr dünn ist und ...

Für einen Hundefan lag es in diesem Jahr unter dem Weihnachtsbaum und da habe ich mir das Buch direkt mal in einer ruhigen Minute geschnappt und gelesen oder vielmehr angeschaut– da es sehr dünn ist und quasi ein Comic, ist man auch wirklich sehr schnell durch. Ich selbst habe zwar keinen Hund mehr, aber ich mag sie einfach und bin auch vom Rütter an sich nicht abgeneigt. Ich musste auch schmunzeln, die zeichnerische Umsetzung gefiel mir, aber es ist wie immer bei Humor eine Typfrage und ich fand manches bisschen platt und lahm. Es wiederholt sich manches, vieles kennt man schon so ähnlich und ich bekam immer und immer mehr den Eindruck, dass sich das Buch nur über den Namen oder die Marke „Martin Rütter“ verkauft und für mich passt das Preis-Leistungsverhältnis leider auch nicht wirklich, denn das Büchlein ist wirklich im Nu durchgeblättert und ein zweites Mal würde ich es wohl eher nicht zur Hand nehmen. Wobei die Zeichnungen wirklich gut sind (Mimik von Halter und Tier haben mich nicht nur einmal schmunzeln lassen), dennoch ist es für meinen Geschmack unter dem Strich einfach zu wenig, aber für einen Hundefan der schon alles hat und bei dem man nicht weiß, was man schenken könnte ist es wohl eine Alternative.